Rumaenien 2016 - Fotoreise
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RUMÄNIEN <strong>2016</strong><br />
11 Tage für die<br />
Straßenhunde<br />
ERLEBNISBERICHT UND FOTOGRAFIEN<br />
VON KATHRIN ARNOLD
So wie du warst, bleibst du hier.<br />
So wie du warst, bist du immer bei mir.<br />
(Unheilig)
PROLOG<br />
Als ich im Herbst 2013 auf die Situaon der Straßenhunde in Rumänien aufmerksam<br />
wurde, wuchs nicht nur mein Wunsch dort irgendwie zu helfen, sondern<br />
auch der, dieses Land, seine Menschen und vor allem die Straßenhunde<br />
näher kennen zu lernen und meine Reise mit der Fotokamera fest zu halten.<br />
Zum damaligen Zeitpunkt lag die Erfüllung noch in weiter Ferne, sollte jedoch<br />
im Mai <strong>2016</strong> wahr werden. Im Rahmen einer Spendenfahrt über meinen damaligen<br />
Tierschutzverein bekam ich Gelegenheit, meinen Wunsch in die Tat<br />
umzusetzen.<br />
Kurz zuvor erkrankte mein Hund Tom - ein ehemaliger rumänischer Straßenhund<br />
- schwer an Botulismus. Am Tag unserer Abfahrt war die Prognose für<br />
ihn mehr als schlecht und ich war kurz davor, meine Reise abzusagen.<br />
Jedoch fühlte ich mich gegenüber meinen Mitreisenden verpflichtet und wollte<br />
nicht von der Hoffnung ablassen, Tom nach meiner Rückkehr wiederzusehen.<br />
Leider starb er am Tag unserer Rückkehr in seinem Körbchen. Er hat so<br />
sehr gekämp und den Kampf verloren.<br />
Diese Dokumentaon meiner ersten Rumänienreise möchte ich daher Tom<br />
widmen, sowie allen verstorbenen Seelen, Mensch oder Tier, die wir so sehr<br />
vermissen.<br />
IHR BLEIBT IN UNSEREM HERZEN!<br />
IRGENDWANN SEHEN WIR UNS AM ENDE DES REGENBOGENS WIEDER!<br />
QUELLANGABEN - PRIVATE DATEN<br />
Der folgende Bericht basiert auf meinen persönlichen Erlebnissen auf der Reise nach<br />
Rumänien vom 2.-12. Mai <strong>2016</strong>.<br />
Die Namen der Mitreisenden und Tierschützer wurden aus privaten Gründen geändert!<br />
Alle Fotos unterliegen meinem Urheberrecht. Dies gilt sowohl für die hier verwendeten<br />
Fotos als auch für alle Fotos zur Rumänienreise, die auf meinen Internetseiten (auch<br />
auf Facebook) gepostet oder verlinkt sind.
Die Reise beginnt<br />
(Tag 1 und 2)<br />
Seite 2<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
START INS ABENTEUER<br />
Strahlender Sonnenschein, ein mit Sachspenden voll bepackter Sprinter und<br />
ein ebenso voller SUV - so treffen wir uns am frühen Montagabend, 2.5.<strong>2016</strong>,<br />
auf einem Parkplatz nahe der A6 in der Nähe von Heidelberg. Wir, das sind<br />
Svenja, Monika, Udo und ich, Kathrin.<br />
Nach einem schnellen Selfie zum Start, fahren wir dann auch schon los. Unser<br />
erstes Ziel: Brasov, Rumänien.<br />
Wir haben noch nicht einmal Deutschland verlassen, da wird auch schon der<br />
Sprinter von der Polizei gestoppt. Es wird nicht das einzige mal bleiben. Aber<br />
ohne Beanstandungen geht es weiter. Inzwischen ist es dunkel geworden,<br />
was für unsere Fahrt von Vorteil ist. Es ist wenig Verkehr und wir kommen gut<br />
durch. Schon bald ist Österreich erreicht. Wir kommen super voran und haben<br />
von der Autobahn aus einen tollen Blick auf Wien bei Nacht. Die Aussicht<br />
häe ich auch gerne mit der Kamera festgehalten, aber wir haben noch einige<br />
Stunden Fahrt vor uns. Wenn es ruhig wird, sind meine Gedanken immer wieder<br />
zuhause - bei meinem kranken Hund Tom.<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 3
Nach mehreren Zwischenstopps kommen wir schließlich doch an unsere Grenzen.<br />
Dienstag Morgen, kurz nach 7 Uhr - milerweile in Ungarn - gönnen wir<br />
uns eine kurze Schlafpause von 2 Stunden und fahren dann weiter, vorbei an<br />
den endlos scheinenden Feldern in der ungarischen Ebene. Ich muss spontan<br />
an die Kaiserin Sissi und ihre Reisen nach Ungarn denken. Sie reiste damals<br />
aber sicher nicht ganz so bequem.<br />
Um 11 Uhr erreichen wir schließlich die ungarisch-rumänische Grenze. Wir<br />
fahren durch die grenznahen Dörfer. Ich komme mir ein bisschen vor wie auf<br />
einer Reise in die Vergangenheit. Vor den Häusern und in den davor angelegten<br />
Gräben sehen wir einige Hunde liegen. Auch außerorts streifen vereinzelt<br />
Hunde durch die Gegend. Wo wir anhalten können, stoppen wir und verteilen<br />
etwas Fuer, das von den Hunden dankbar angenommen wird. Mir ist nicht<br />
immer wohl dabei, weil die Hunde sehr dicht an den Straßen sind.<br />
Eigentlich sollten wir laut Svenja eine andere Strecke fahren, jedoch lotst uns<br />
das Navi durch viele kleine Dörfer, durch das Zentrum von Timisoara und weiter<br />
über das Land. In einer Ortscha unweit von Timisoara sehen wir an einer<br />
Bushaltestelle 2 Hunde mit verletzter Pfote. Um nicht zu aufdringlich zu wirken<br />
versuche ich zunächst aus dem Auto heraus Fotos zu machen, entscheide mich<br />
jedoch dann doch auszusteigen und halte die ersten Kontakte zwischen Monika,<br />
Svenja und den rumänischen Hunden fest, während Udo das ganze mit der<br />
Videokamera aufzeichnet.<br />
Ein Mann erzählt uns etwas auf Rumänisch. Wir verstehen nur so viel, dass<br />
wohl irgendwo Welpen sind, was man auch am Gesäuge der Hündin sieht. Da<br />
wir sie jedoch nicht finden können, lassen wir nur etwas Fuer da und ziehen<br />
weiter.<br />
Abends um 21 Uhr sind wir beinahe am Ziel. Die Tierschützerin, Anja, weiß<br />
bereits Bescheid, dass wir im Anmarsch sind. Wir sind nahe Sibiu als wir auf<br />
einem großen Parkplatz eines Hotels vor einer Tankstelle Hunde sehen und<br />
scheren schnell aus, um sie zu füern. Monika und Udo im Sprinter waren zu<br />
weit hinter uns und konnten nicht sehen, dass wir auf den Parkplatz fahren<br />
und fahren an uns vorbei.<br />
Seite 4<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Svenja und ich steigen aus und es kommen direkt mehrere Hunde. Auch der<br />
Hausmeister des Hotels begrüßt uns. Er spricht wenigstens Deutsch und so<br />
entsteht eine freundliche Unterhaltung. Er erzählt uns von Welpen und nimmt<br />
uns mit auf das Gelände hinter der Tankstelle. Dort finden wir tatsächlich 3<br />
Welpen, die ich auf ca. 6 Wochen schätze. Es waren wohl mehr, aber ein paar<br />
wurden anscheinend mitgenommen.<br />
Ganz wohl ist mir dann aber nicht, als uns der Mann noch seine Hechte zeigen<br />
möchte. Wir sollen ihm folgen, Svenja geht vor und ich etwas zögernd hinterher.<br />
Auf dem Gelände hinter dem Parkplatz sind Teiche angelegt und tatsächlich<br />
Hechte über 1 m lang.<br />
Allerdings ist es sehr windig hier – oder auf gut Deutsch: es ist „arschkalt“ …<br />
außerdem wollen wir auch weiter und hoffen, dass Udo und Monika noch irgendwo<br />
warten.<br />
Wir können dem Mann verständlich machen, dass wir weiter müssen und<br />
laufen wieder zum Parkplatz nach vorne. Am liebsten häe er uns noch zum<br />
Fischessen eingeladen und besteht darauf, dass Svenja zumindest seine Telefonnummer<br />
aufschreibt. Wir sollen uns melden, wenn wir auf dem Heimweg<br />
sind.<br />
Udo und Monika haben inzwischen kehrt gemacht und wir treffen uns noch<br />
einmal an der Tankstelle, wo uns noch einmal zwei der Hunde begrüßen …. leider<br />
müssen wir sie noch zurück lassen.<br />
Kurz vor 22 Uhr kommen wir endlich bei Anja an und werden erst einmal von<br />
allen Hunden ausgiebig und lautstark begrüßt. Jeder will der erste sein! Anja<br />
hat für uns Pizza bestellt. Nach dem gemeinsamen Abendessen bringt sie uns<br />
noch zu unserer Pension, wo uns Giulia, die Inhaberin, ganz herzlich willkommen<br />
heißt. Ca. 23 Uhr ru uns schließlich unser Be.<br />
Seite 6<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Alltag einer Tierschützerin<br />
(Tag 3)<br />
Seite 8<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
ZWISCHEN FREUD UND LEID<br />
Die erste Nacht ist vorbei und wir lassen beim gemeinsamen Frühstück die Erlebnisse<br />
der Anreise Revue passieren. Wir möchten unbedingt den Hunden<br />
von der Tankstelle in Sibiu helfen, doch Anja kann sie leider nicht aufnehmen.<br />
Svenja versucht es daher bei Ramona, die tatsächlich ihre Fahrer biet, nach<br />
den Hunden zu sehen und sie nach Bukarest zu bringen.<br />
Bevor wir ein paar Häuser weiter, zu Anja, fahren, richte ich noch auf meinem<br />
Handy das W-LAN ein. Da ich keinen Auslandstarif habe, ist dies für die gesamte<br />
Reise meine einzige persönliche Verbindung nach Deutschland.<br />
Nun geht es aber zunächst zu Anja, die uns müde und traurig empfängt. Leider<br />
hae ihr Hund, Aslan, Probleme und Anja konnte nicht gut schlafen – wie so o.<br />
Wir können sie aber wenigstens ein bisschen aufmuntern. Denn wir haben<br />
jede Menge Spenden mitgebracht. Nach und nach werden Körbchen, Decken,<br />
Pipi-Unterlagen, Katzen-Kratzbäume, Katzen- und Hundefuer in Anjas Garage<br />
getragen. Es türmt sich langsam ein kleiner Berg auf. Es ist wirklich viel zusammen<br />
gekommen und wir hoffen sehr, dass es Anja zumindest für eine Weile<br />
hil.<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 9
Nach einer kleinen Stärkung dürfen wir dann auch die anderen Hunde bei Anja<br />
kennenlernen. Neben den eigenen Hunden, die zum Großteil im Haus wohnen,<br />
treffen wir nun auch auf die Vermilungshunde. Darunter ist auch Fenja,<br />
die schwarze Junghündin, die bis dato noch keine Anfrage hae. Ich vermute,<br />
dass es an der Fellbarbe (schwarz) und der kürzeren Rute liegt, vielleicht<br />
beides. Solche Hunde haben es leider o schwer in der Vermilung. Es ist so<br />
schade und wenn man die Hunde live erlebt, fällt es umso schwerer, zu verstehen,<br />
warum für den ein oder anderen keine Anfrage kommt.<br />
Das heuge Regenweer trägt leider auch nicht so sehr zu einer Verbesserung<br />
der Smmung bei.<br />
Während Anja ihrer täglichen Arbeit – dazu gehört auch das Einsammeln der<br />
Kacka-Haufen – nachgeht, versuche ich trotz des Regens auch noch ein paar<br />
schöne Fotos von den Hunden zu bekommen.<br />
Es ist schon sehr viel Arbeit mit den Hunden, alles im Auge zu haben, zu sehen,<br />
wenn es einem Hund nicht gut geht. Dann sind da auch noch Welpen, die<br />
aufgepeppelt werden müssen, weil sie krank waren und besonderer Pflege bedürfen.<br />
Dieser ganzen Arbeit gebührt wirklich sehr viel Respekt und ich bewundere<br />
Anja, wie sie das alles scha - jeden Tag, das ganze Jahr über. Dazu kommen<br />
ja noch all die anderen privaten Sorgen.<br />
Eigentlich wollte Anja uns heute zu ihrem Neubau mitnehmen. Wegen des<br />
schlechten Weers lohnt es sich jedoch nicht zur Baustelle zu fahren. Daher<br />
nutzen wir die Zeit zum gemeinsamen Shopping im Einkaufszentrum.<br />
Abends geht es schließlich zum Essen … mit typisch rumänischem Nachsch:<br />
Papanasi (eine Art Topfenknödel). Eigentlich waren wir alle schon nach dem<br />
Hauptgang pappsa, aber der Nachsch ist zu schade, um ihn stehen zu lassen.<br />
Danach sind wir schon wieder reif fürs Be. Aber bevor wir uns aufs Ohr<br />
hauen, gibt es noch die tägliche Lagebesprechung in der Pension … was wird<br />
uns noch alles erwarten?<br />
Seite 10<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Tierschützer am Limit<br />
(Tag 4)<br />
Seite 12<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
PRIVATE SORGEN<br />
Unser vierter Tag beginnt gleich mit schlechten Nachrichten: Bono, einer von<br />
Anjas eigenen Hunden, ist krank. Anja ist deshalb bereits in die Klinik vorgefahren,<br />
wo wir ohnehin ein paar Kastraonen begleiten wollten.<br />
Wir fahren dennoch zu Anjas Haus, wo wir von Schwester Patricia und deren<br />
kleiner Tochter abgeholt werden. Patricia hat noch eine kleine Hündin mit an<br />
Bord, die in der Klinik auch untersucht werden soll. Die arme Maus ist völlig<br />
verschmutzt, wurde als Keenhund gehalten und hae wohl Welpen. Die Kette<br />
hing noch um. Irgendwie konnte sie ausbüchsen und lief glücklicherweise<br />
Patricia über den Weg. Nun ist sie in Sicherheit.<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 13
Während Udo mit Patricia ins Nachbardorf fährt, um dort Hunde abzuholen,<br />
sehen wir drei Mädels bei der Untersuchung der kleinen Keenhündin zu. Außerdem<br />
können wir die Voruntersuchung der Hunde und Katzen mitverfolgen,<br />
die gleich kastriert werden sollen.<br />
Anja versucht in der Gegend um Brasov auch immer wieder Leute zu überzeugen,<br />
dass es wichg ist, die Hunde kastrieren zu lassen. Bei der vorherrschenden<br />
Mentalität leider o sehr schwierig. Zusätzlich fehlt natürlich auch das<br />
Geld an allen Ecken und Enden. Umso wichger ist es, dass Tierschützer wie<br />
Anja bei ihrem Tun unterstützt werden.<br />
Inzwischen sind Patricia und Udo auch wieder zurück und wir verbringen in<br />
der Klinik einige Stündchen, in denen wir auch um den kleinen Bono bangen.<br />
Er wurde als ganz kleiner Welpe von Anja gefunden und mit der Flasche aufgezogen.<br />
So viel hat er schon durchgemacht. Wir hoffen und drücken die Daumen,<br />
dass er wieder gesund wird.<br />
Nachdem alle Kastraonen und Untersuchungen abgeschlossen sind, fahren<br />
wir schließlich am Nachmiag noch zu Patricia. Auch sie beherbergt einige der<br />
Vermilungshunde. Unter anderem treffen wir dort auf Bernhardiner Barney,<br />
den wir eigentlich am Ende unserer Reise mit nach Deutschland nehmen sollen.<br />
Für den üblichen Transporter ist er zu groß.<br />
Es ist schon ein kleiner Koloss, aber trotzdem ein lieber Kerl. Wahnsinn wie<br />
auch Patricias Tochter mit ihm umgeht.<br />
Auch Finchen, die mit Hautproblemen zu kämpfen hat, ist hier untergebracht.<br />
Sie muss noch zum Tierarzt zur Kontrolle und wo sie regelmäßig ein Bad bekommt<br />
für die Haut. Dummerweise hat sich die Maus gekratzt, die Haut entzündet<br />
und so kann sie nicht gebadet werden. Also wieder ein kleiner Rückschlag.<br />
So geht es leider mehr oder weniger täglich … es gibt Aufs, aber auch immer<br />
wieder Abs. Dies alles zu verkraen ist für Außenstehende unvorstellbar.<br />
Die Zeit verfliegt so schnell! Schon ist wieder Abend. Wir fahren in die Einkaufs-Mall,<br />
drehen dort eine kleine Runde in den Geschäen. Später treffen<br />
wir uns dann alle wieder und gehen zum Pizza-Hut zum Essen.<br />
Seite 14<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
An nächsten Tag möchte Anja mit uns eine kleine Sightseeing-Tour nach Bran<br />
zum Dracula-Schloss machen. Hier gibt es schon einige Sehenswürdigkeiten,<br />
die ich persönlich gerne gesehen häe. Giulia, die Pensionsinhaberin, erzählt<br />
mir auch von dem Bärenpark, in dem gereete Bären ihr restliches Leben in<br />
Sicherheit genießen dürfen. Jedoch vergehen die Tage so rasend schnell, dass<br />
für solche Dinge nicht wirklich Zeit übrig ist.<br />
Aber wenigstens von Zuhause habe ich gute Neuigkeiten. Unter Freudentränchen<br />
schaue ich mir immer wieder das Video von Tom hat, das Knut mir vom<br />
heugen Tag geschickt hat. Tom hat ein Medikament bekommen und läu und<br />
spielt als wäre nichts gewesen. Heute kann ich beruhigt einschlafen.<br />
Seite 16<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
11 Tage für die Straßenhunde Seite 17
Rettungsaktion in Sinaia<br />
(Tag 5)<br />
Seite 18<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
DRACULA MUSS WARTEN<br />
Es ist Freitag und der letzte Tag, den wir hier bei Anja verbringen. Nach den<br />
Regentagen ist nun endlich auch mal die Sonne heraus gekommen, passend zu<br />
der Nachricht, die ich gestern erhalten habe. Ich bin guter Dinge und kann das<br />
Frühstück genießen, das wir heute nach draußen verlegen.<br />
Die Nachricht von Anja ist leider weniger gut: Bono muss operiert werden.<br />
Für Anja beginnt der Tag also beim Tierarzt. Für uns bleiben dagegen ein paar<br />
Stunden Zeit bis wir uns nachmiags mit Anja treffen, um dann doch endlich<br />
ihren Neubau zu begutachten.<br />
Es steht aber für uns alle fest, dass wir die Gelegenheit beim Schopf packen<br />
und eigen ständig auf Tour gehen. Svenja erzählt uns, dass es auf dem Weg<br />
nach Bukarest noch viele Straßenhunde gibt. Dies wurde in den letzten Tagen<br />
auch von Anja schon so bestägt. Also setzen wir uns alle zu Svenja ins Auto<br />
und fahren mit ein paar Säcken Fuer im Kofferraum los Richtung Sinaia.<br />
Würde man allein nach der Gegend gehen, würde man sagen, hier ist die Welt<br />
doch ganz in Ordnung. Umgeben von den teils schneebedeckten Bergen der<br />
Karpaten, die Häuser sehen gepflegt aus. Je weiter wir in Richtung Sinaia kommen,<br />
desto mehr bemerkt man die Ausrichtung auf den Tourismus – Getränkeangebote<br />
entlang der Strecke, Geschäe an den Straßen. Sinaia selbst ist eine<br />
sehr einladende Stadt.<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 19
Kurz nach der Stadtmie, sehen wir einen kleinen Welpen entlang den Häusern<br />
laufen. Wir fahren bei einer Parkbucht an die Seite, machen kehrt und<br />
halten auf der gegenüber liegenden Seite. Der Welpe ist inzwischen in einen<br />
Garten hinein gelaufen. Wir steigen trotzdem aus und schauen, wohin der<br />
Kleine gelaufen ist als er von einer älteren Frau auch schon wieder aus dem<br />
Garten gescheucht wird. Als wir sie ansprechen, winkt sie nur ab. Es ist auf<br />
jeden Fall klar ist, dass der Hund nicht hierher gehört. Goseidank kommt er<br />
direkt in Monikas Arme gelaufen. Es ist ein kleines Mädchen, vielleicht 3 Monate<br />
alt. Wir nehmen sie mit und halten noch Ausschau, ob wir vielleicht Geschwister<br />
oder die Muer sehen – leider aber nichts. Nach dieser ersten Rettungsakon<br />
sind alle etwas überwälgt. Zumindest mir geht es so und meine<br />
paar Freudentränen gelten in diesem Moment nicht nur der kleinen Hexe, die<br />
zwischen Monika und mir nun eingeschlafen ist.<br />
Wir machen einen kurzen Abstecher in den Ort hinein. Es sieht nach Industriegelände<br />
aus und gerade als wir eine Wendemöglichkeit suchen, sehen wir<br />
einen Hund am Boden liegen. Mein Herz klop, der Hund liegt da als wäre er<br />
tot. Dann hebt er den Kopf und, Go sei Dank, er steht auf. Nun halten wir an<br />
und packen Fuer aus. Es kommen noch ein paar weitere Hunde aus ihrem<br />
Versteck und ich entdecke einen Hund an der Kee, dem ich ebenfalls ein paar<br />
Hand voll Fuer durch den Zaun werfe.<br />
Ein Stück weiter hinterlassen wir Fuer für weitere Hunde, die zu scheu sind,<br />
um sich uns zu nähern. Ein Mann sieht uns und fotografiert das Auto. Das Füttern<br />
von Straßenhunden ist leider nicht überall erwünscht!<br />
Nur wenige Kilometer weiter läu ein Hund am rechten Straßenrand. Für mich<br />
sieht es auf den ersten Blick aus, als häe er eine schlimme Verletzung am<br />
Maul. Es ist aber nicht deutlich zu erkennen. Svenja wendet den Wagen, da<br />
auf der anderen Seite ein paar Läden (Buden) mit besseren Parkmöglichkeiten<br />
sind. Der Hund ist allerdings bereits verschwunden, aber dafür entdecken wir<br />
mehrere kleine schwarze Welpen. Einige Meter hinter uns steht die Polizei …<br />
glücklicherweise nicht wegen uns.<br />
Seite 20<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
11 Tage für die Straßenhunde Seite 21
Die kleine Hexe ist inzwischen recht munter und unternehmungslusg. Daher<br />
bleibe ich mit ihr im Auto sitzen, während Svenja, Monika und Udo aussteigen,<br />
um nach den Welpen und ihrer Mama zu schauen. Sie fressen an einem großen<br />
Stück Fleisch, das nicht sehr appetlich aussieht. Neben der Bude, unter<br />
der sie sich auch verkriechen können, liegt Müll und viele Glassscherben.<br />
Die Leute dort sind freundlich und überschüen uns mit guten Wünschen und<br />
Goes Segen, als sie erfahren, dass wir die kleine Familie mitnehmen wollen.<br />
Nur: wir haben ein kleines Problem …. Wir haben nicht an eine Hundebox gedacht!<br />
Die einzige Plaskbox ist zu klein für alle und mit dem Fuer im Kofferraum<br />
bleibt kein Platz für die Hunde.<br />
Kurzer Hand wird umgeräumt – die Säcke nach vorne, in den Fußraum, überall<br />
wo noch Freiraum gefunden wird. Mit den nun insgesamt 7 Hunden, machen<br />
wir uns auf den Rückweg zu Anja, die von ihrem Glück noch nichts ahnt. Ich<br />
hoffe nur, dass sie noch irgendwo Platz für die insgesamt 7 Hunde findet.<br />
Bei Anja angekommen, wird also erst einmal gebeichtet. Die Hexe kann hier<br />
bleiben, muss aber zunächst eine Weile im Badezimmer vorlieb nehmen.<br />
Die Mama, die wir nach dem Fundort – Sinaia – benennen und ihre Welpen<br />
werden zunächst in Anjas Auto umgeladen. Und von Svenjas Kofferraum werden<br />
noch die „leckeren“ Hinterlassenschaen der Welpen enernt.<br />
Nun geht es weiter zum Bauplatz von Anjas neuem Haus. Die Gegend und<br />
der Ausblick sind wirklich sehr schön! Anja erklärt uns wo das Wohnhaus sein<br />
wird, wo die Zwinger entstehen, ihr Welpen-Kindergarten usw.. Wenn alles<br />
ferg ist, wird sie mehr Platz haben und sie wird wieder eine bessere Quarantäne-Möglichkeit<br />
haben für neue Hunde.<br />
Nach der Besichgung müssen die Hunde nun noch in die Klinik gebracht und<br />
durchgecheckt werden. Also finden wir uns einige Minuten später wieder einmal<br />
beim Tierarzt ein. Die Welpen werden alle gewogen, werden entwurmt<br />
und erhalten ein Spot-on für äußerliche Parasiten. Ein paar Zecken müssen<br />
enernt werden. Auch die Mama wird gewogen und durchgecheckt. Dabei ist<br />
sie so lieb und geduldig.<br />
Seite 22<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Leider können die sechs nicht in der Klinik bleiben, weil zu wenig Kapazitäten<br />
vorhanden sind. Auch bei Anja ist kein Platz, aber glücklicherweise kann Patricia,<br />
Anjas Schwester, sie noch aufnehmen.<br />
Da Anjas Mann für unser Abschiedsessen in ein besonderes Restaurant gehen<br />
möchte und dort bereits reserviert hat, wird es nun langsam zeitlich knapp.<br />
Wir packen also die Hunde wieder ins Auto und dann machen wir Bekanntscha<br />
mit Anjas Vergangenheit als Ralley-Fahrerin: im Eiltempo geht es ab zu<br />
Patricia – es geht im Slalom um die zahlreichen Schlaglöcher, eine Einbahnstraße<br />
auf der einen Seite hoch, die nun dummerweise von einem Kleinlaster versperrt<br />
wird. Also geht es rückwärts wieder runter und auf der anderen Seite<br />
in verkehrter Richtung bis zu Patricia. Schnell 6 Hunde ausladen, wieder rein<br />
ins Auto … inzwischen versperren wir den Weg für den Kleinlaster. Nun geht’s<br />
rückwärts ein Stück zurück, miendrin auf engstem Raum umgedreht und<br />
endlich in korrekter Richtung wieder weiter, ab nach Hause, Anjas Mann abholen<br />
und das letzte Stück darf er fahren …. Wir sind auf jeden Fall rechtzeig im<br />
Lokal!<br />
Unser letzter Abend endet aber noch gemütlich und es ist auf jeden Fall sehr<br />
schade, dass die Zeit schon wieder um ist.<br />
Auf dem Nachhauseweg halten wir noch kurz an einem Bankautomat, um<br />
Geld für eine Barspende an Anja abzuheben. Das Geld übergeben wir direkt<br />
im Auto und wir hoffen, dass damit zumindest wieder ein paar Löcher gestop<br />
werden können.<br />
Wir schauen noch einmal kurz bei der Hexe vorbei, die wirklich ein kluges<br />
Hundekind ist. Sie macht ihren Käfig auf, krabbelt raus, macht draußen ihr Geschä<br />
und krabbelt wieder zurück.<br />
Gescha, aber glücklich fahren wir schließlich in unsere Pension zurück.<br />
Seite 24<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Halbzeit<br />
(Tag 6)<br />
Seite 26<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
WEITERREISE NACH BUKAREST<br />
Es ist Samstag und die Häle unserer Reise ist schon wieder vorbei. Heute<br />
geht es also weiter nach Bukarest zu Ramona und Nina, zwei ebenfalls sehr<br />
engagierte Tierschützerinnen. Doch zuvor wollen wir noch einmal nach Sibiu<br />
zurück, denn Ramonas Fahrer hae dort nur noch 2 Welpen gesehen, die sie<br />
auch mitgenommen haben. Wir möchten nur ungern die anderen zurück lassen<br />
und nehmen daher einen Umweg in Kauf. Zuvor fahren wir jedoch noch<br />
einmal kurz zu Anja, die uns 2 Transportkäfige ausleiht – es heißt also zwar<br />
schon Abschied nehmen, aber wir werden uns vor unserer Heimreise noch<br />
einmal wieder sehen, um die Käfige zurück zu bringen.<br />
Alle sind startklar und los geht’s. Meine Gedanken sind nun ganz bei den Hunden<br />
bei Sibiu … wo ist der drie Welpe? Werden sich die Hunde von uns überhaupt<br />
einfangen lassen? Wir haben keine Beißhandschuhe und hoffen, dass<br />
wir auch keine benögen.<br />
Als wir an dem Platz ankommen, sehen wir bereits den ersten Hund. Es ist<br />
Sibiu – so werden wir ihn später nennen. Wir holen Fuer aus dem Auto und<br />
er kommt sofort her … auch die Welpen-Mama kommt. Svenja und Monika<br />
laufen nach hinten zu der Stelle, wo Svenja und ich bei unserer Anreise die<br />
Welpen gesehen haen.<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 27
Kurz darauf kommt Svenja zurück und erzählt, dass sie die eine Hündin schwer<br />
verletzt neben der Tankstelle liegend gefunden hat. Sie fährt mit ihrem Auto<br />
runter.<br />
Während Udo im Sprinter Platz scha und die Transportboxen vorbereitet,<br />
bleibe ich bei Sibiu. Er lässt sich streicheln und knuddeln. Damit er nicht gleich<br />
wieder wegläu, halte ich ihn am Nackenfell fest. Er ist aber sehr freundlich<br />
und am liebsten würde ich ihn zu mir nachhause nehmen. Auf dieser Reise<br />
wird er mein Herzenshund sein.<br />
Kurz darauf kommen Svenja und Monika zusammen wieder zum Hotelparkplatz<br />
hoch gefahren. Als die Welpenmuer zur Tankstelle kam, haben die beiden<br />
sie auch schnell ins Auto gepackt. Sie kommt nun in den zweiten Transportkäfig<br />
in den Sprinter.<br />
Und nun haben wir wieder ein Problem: wir haben zwar eine drie Transportbox,<br />
die aber für Sibiu zu klein ist. Ich habe Angst, dass Sibiu da bleiben muss.<br />
Wir versuchen es also doch mit der kleinen Box …. Udo hält die Box, Svenja<br />
und ich schieben Sibiu. Er weint! Er weint vor Angst, aber bleibt trotzdem so<br />
lieb, macht keine Anstalten zu beißen. Aber die Box ist definiv zu klein. So<br />
geht es nicht.<br />
Also versuchen Svenja und Monika nun die Muer-Hündin umzusetzen. Die<br />
Versuche schlagen fehl, sie will nicht mehr heraus. Nun bleibt nur noch die<br />
verletzte Maus … sie ist kleiner und Go-sei-Dank klappt es, sie vorsichg in<br />
die drie Box zu legen. Jetzt muss Sibiu noch in den größeren Käfig … wieder<br />
schieben wir zu zweit Sibiu in den Käfig, wieder weint der arme Kerl. Aber dieses<br />
Mal geht alles gut! Jetzt noch ins Auto heben und sicher verstauen …. GE-<br />
SCHAFFT! Mir fallen gefühlte 1000 Steine vom Herzen.<br />
Jetzt kann es weiter gehen nach Bukarest … auf einem Weg, den wir bereits<br />
kennen, durch Sinaia. Dieses Mal wird nur eine kurze Raucherpause gemacht.<br />
Unterwegs beginnt es – wieder einmal – zu regnen. Bei diesem Weer sollten<br />
sich die Straßenhunde hoffentlich einen warmen Unterschlupf gesucht haben.<br />
Seite 28<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Es ist noch ein gutes Stück zu fahren, als wir durch eine kleine Ortscha kommen.<br />
Ich sehe auf der linken Seite einen kleinen braunen Hund laufen, Svenja<br />
hat ihn im gleichen Moment entdeckt und fragt nur: Welpe? … Ich: ja … wir<br />
konnten es nicht ganz genau sehen, aber klar war, dass wir hier stoppen mussten.<br />
Also schnell rechts ran – auf einer leider gut befahrenen Straße, rechts<br />
und links Läden und immerhin Parkbuchten. Wir steigen sofort aus, wechseln<br />
die Straßenseite und der Kleine läu direkt in Svenjas Arme. Ein Welpe, ca.<br />
4 Monate, alleine im strömenden Regen. Natürlich muss er mit! Da wir keine<br />
Box mehr haben, wird mal wieder improvisiert. Wir holen eins der kleineren<br />
Körbchen aus dem Sprinter und dann kommt der Kleine zu mir in den Fußraum.<br />
Der arme Wurm ist klatschnass, schleckt mir die Hände und schlä dann<br />
unterwegs schließlich auch relav schnell ein. Ich möchte gar nicht wissen, wie<br />
lange er schon unterwegs hat. Der Nachholbedarf an Schlaf scheint zumindest<br />
riesen groß.<br />
Wir fahren weiter und erleben auf der Fahrt nahezu die verschiedensten Wetterlagen,<br />
in manchen Gebieten fällt sogar Schnee. Nun dauert es nicht mehr<br />
lange bis Bukarest. Zwischendurch informieren wir Ramona, mit wieviel Hunden<br />
wir kommen und dass wir noch dringend zum Tierarzt müssen.<br />
Am Rande von Bukarest wird kurz gestoppt, um die Adressen auszutauschen,<br />
falls wir uns verlieren sollten. Vor allem der Kreisverkehr in Bukarest macht<br />
Svenja Sorge. Kurze Zeit später weiß ich dann auch sehr zu schätzen, dass nicht<br />
ich hier am Lenkrad sitze!<br />
Die erste Anlaufstelle ist der Tierarzt, wo die verletzte Hündin untersucht werden<br />
soll. Nun zeigt sich das ganze Ausmaß der Verletzungen. Sie hat zahlreiche<br />
Bisswunden, die wahrscheinlich sogar schon älter sind und sich entzündet<br />
haben und eitrig sind. Ein Muskel ist abgerissen und muss operiert werden.<br />
Die arme Maus lässt alles über sich ergehen. Sie häe es wahrscheinlich nicht<br />
überlebt, wenn wir nicht nach Sibiu zurück gefahren wären, um die Hunde zu<br />
holen.<br />
Seite 30<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Im Anschluss fahren wir weiter zu Ramonas Zwingern, um dort die anderen<br />
drei Hunde abzugeben. Inzwischen ist es dunkel geworden. Und wir müssen<br />
erst einmal warten. Wir warten … und warten … Anruf bei Ramona: der Mann<br />
ist anscheinend kurz weg gegangen, es dauert noch ein bisschen. Während die<br />
anderen draußen Zigareenpause machen, bleibe ich bei dem immer noch<br />
schlafenden Welpen (Paul) im Auto sitzen.<br />
Und endlich kommt dann auch der Mann und öffnet uns das Tor. Wir fahren<br />
vor und hören auch schon Ramonas Hunde bellen. Heute dürfen wir auch<br />
noch nicht hinein, da die Hunde sonst noch mehr bellen könnten und sich die<br />
Nachbarn darüber beschweren. Wir wollen natürlich Ramona und Nina keine<br />
Probleme machen. Wir übergeben die Hunde und fahren dann gleich weiter<br />
zum Hotel.<br />
Milerweile ist es spät geworden, wir haben noch nichts gegessen. Auf dem<br />
Weg zum Hotel müssen wir noch einmal durch die Kreisverkehre – gut, dass es<br />
Wochenende ist und Nacht (weniger Verkehr). Kurz nach 23 Uhr checken wir<br />
schließlich ein – das Restaurant ist natürlich geschlossen. Aber die Rezeponis-<br />
n ist uns behilflich und bestellt uns Pizza, die wir direkt aufs Zimmer bekommen.<br />
Beim Essen halten wir noch unsere obligatorische Lagebesprechung. Dann<br />
heißt es auch am sechsten Tag: ab ins Be!<br />
Seite 32<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Kastrationsprojekt in Jilava<br />
(Tag 7)<br />
Seite 34<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
150 KASTRATIONEN UND KEIN ENDE<br />
In der Schöpfungsgeschichte hat Go sich am siebten Tag, dem Sonntag, ausgeruht.<br />
Auch für uns ist der siebte Tag in Rumänien der Sonntag. Allerdings<br />
gibts für uns keinen Ruhetag.<br />
Wir treffen uns am Hoteleingang und warten auf Ramonas Fahrer, der uns<br />
heute abholen soll. Da wir nicht alle bei ihm miahren können und auch noch<br />
Spenden abzugeben haben, werden Udo und Monika mit dem Sprinter hinterher<br />
fahren. Svenjas SUV kann heute stehen bleiben.<br />
Unser erstes Ziel ist das Haus einer Frau in Jilava, einem Ort bei Bukarest.<br />
Dort sollen wir warten bis Ramonas Fahrer einige Hunde aus der Nachbarscha<br />
eingesammelt hat. Diese sollen bei unserem Hauptprojekt kastriert<br />
werden.<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 35
Wir werden sehr herzlich von Carmen, der Damen des Hause, empfangen, leider<br />
verstehen wir kaum ein Wort, da sie weder Deutsch noch Englisch spricht.<br />
Auf jeden Fall werden wir bestens versorgt mit Kaffee und süßen Stückchen.<br />
Da die Verständigung doch sehr schwierig ist und wir nicht wirklich wissen, wie<br />
der Tag nun verlaufen soll, bin ich froh als Ramonas Fahrer zurück ist und wir<br />
schließlich zur Klinik fahren.<br />
Auch in der Klinik erhalten wir einen super herzlichen Empfang. Wir bekommen<br />
eine „eigene“ Dolmetscherin, die uns auch das ganze Klinik-Personal kurz vorstellt<br />
und die Vorgehensweise und Organisaon erklärt. Die Klinik ist wirklich<br />
super aufgestellt. Für das Projekt wurde eigens ein größerer Raum mit mehreren<br />
Behandlungsschen ausgestaet. Es sind mehrere Tierärzte und Assistenten<br />
beschäigt, jeder hat eine eigene Aufgabe. Die Hunde (und Katzen) werden<br />
in den Transportkäfigen vorsediert. Dann werden die Tiere nacheinander für<br />
die OP vorbereitet – erst der Zugang gelegt und die Narkose eingeleitet. Dann<br />
geht es auf einen der drei OP-Tische, wo die Tiere kastriert werden. Danach<br />
werden sie abgelegt bis sie langsam wieder zu sich kommen.<br />
Im Vorfeld wurden bereits die Leute aus der Umgebung eingeladen. So bestand<br />
für alle Interessierten die Möglichkeit ihre Tiere kostenfrei kastrieren zu<br />
lassen. Dies ist sehr wichg, da viele Menschen in Rumänien entweder nicht<br />
die eigenen Miel hierfür haben oder als Alternave eher die Welpen entsorgen.<br />
So besteht zumindest die Chance noch mehr Menschen zur Kastraon zu<br />
bewegen und dadurch die Straßenhundepopulaon irgendwann zu dezimieren.<br />
Gegen Miag stößt schließlich auch Nina zu uns und wir haben Gelegenheit,<br />
uns auszutauschen. Kulinarisch werden wir auch hier bestens versorgt, sowohl<br />
von Nina als auch durch die Klinik.<br />
Die Kastraonen laufen wie am Schnürchen. Am frühen Abend sind schließlich<br />
ca. 70 Hunde und 30 Katzen kastriert und wir müssen uns entscheiden, wie<br />
viele wir am nächsten Tag noch finanziell übernehmen können. Für die bisher<br />
angemeldeten Tiere sollten die Kosten auf jeden Fall noch getragen werden.<br />
Dann müssen wir leider stoppen.<br />
Seite 36<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Insgesamt werden an diesen beiden Tagen über den Verein 110 Hunde und 40<br />
Katzen kastriert. Das ist wirklich eine super Zahl, die ich tatsächlich nicht erwartet<br />
häe.<br />
In der Klinik geht es noch eine Weile weiter, wir fahren allerdings nun zunächst<br />
zurück zu Carmens Haus, wo wir uns mit Ramona und Crisna Topescu treffen.<br />
Crisna ist in Rumänien sehr bekannt. Sie hae von dem Projekt erfahren<br />
und möchte gerne die Kastraonen im Land voran treiben und den Menschen<br />
nahe bringen, wie wichg es ist ihre Hunde kastrieren zu lassen oder<br />
sich überhaupt auch um die Straßenhunde besser zu kümmern.<br />
Heute ist sie daher gekommen, um mit allen ein Interview für ihre TV-Sendung<br />
zu machen.<br />
Hierfür fahren wir auf einen Bauernhof, dessen Verpächter die Hunde duldet<br />
und zulässt, dass sie gefüert und medizinisch (wenn möglich) versorgt werden.<br />
Auf sein Land kommen die Hundefänger nicht, so dass die Hunde hier zumindest<br />
vor dem Einfangen geschützt sind. Allerdings sind sie wild, lassen sich<br />
selten einfangen und einige werden auch krank.<br />
Aber jetzt geht es erst einmal ans Interview und ich bin schon ziemlich aufgeregt.<br />
Immerhin spricht Crisna ein paar Brocken Deutsch und wird mir helfen,<br />
wenn ich nicht weiter komme. Das Interview ist in Englisch … puh – ich muss<br />
mich an einen besmmten Punkt stellen, damit der Hintergrund und das Licht<br />
passen … bie jetzt auch nicht mehr hin- und her bewegen oder drehen … und<br />
Konzentraon … es geht los:<br />
Ich soll mich vorstellen und darf dann erklären, warum wir hier sind. Crisna<br />
möchte wissen, wie die Meinung der Deutschen zur Situaon der Straßenhunde<br />
in Rumänien ist, was wir von den Tötungen halten und welchen Weg zur<br />
Lösung der Straßenhundproblemak wir lieber gehen würden. Am Ende darf<br />
ich noch ein Statement in Deutsch an den rumänischen Präsidenten Herrn<br />
Johannis richten.<br />
Da Svenja nicht zum Interview zu bewegen ist, was ich etwas schade finde, soll<br />
zumindest Udo als Repräsentant für die deutschen Adoptanten noch ein paar<br />
Worte sagen.<br />
Seite 38<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Als nächstes sind Ramona und Nina mit dem Interview an der Reihe und<br />
schließlich kommt auch noch der Besitzer des Grundstücks hinzu. Im Anschluss<br />
wird Crisna auch noch zur Klinik fahren.<br />
Bevor wir weiter fahren, möchte Ramona sehen, ob noch ein paar der Hunde<br />
mitgenommen werden können. Unter anderem ist dort eine Hündin mit<br />
Hautproblemen, die mit soll. Da sie sehr große Angst hat, ist das leider kein<br />
so leichtes Unterfangen. Als der Bauer mit anpackt, wird er heig von ihr gebissen.<br />
Dennoch schaffen es die Männer, die Hündin in eine Transportbox zu<br />
bekommen. Weiter vorn in Richtung der Hauptstraße sitzt noch ein Rüde vor<br />
einem Haus, den Ramona kurzerhand ebenfalls mitnimmt.<br />
Dann fahren wir einige Plätze an, wo wir ebenfalls Fuer hinterlassen. Die<br />
Hunde an diesen Stellen sind leider großteils sehr scheu und trauen den Menschen<br />
nicht so recht über den Weg … aber wer will es ihnen verübeln?<br />
Wir gehen ein Stück zu Fuß weiter und teilen uns etwas auf, da an mehreren<br />
Stellen Hunde auauchen, denen wir gerne Fuer zurücklassen möchten.<br />
Ein kleiner Hund kommt schließlich direkt auf Ramona zugelaufen, kein Chip,<br />
kein Halsband, ungepflegt – viele werden so auf die Straße gesetzt und ihrem<br />
Schicksal überlassen. Deshalb nimmt Ramona den kleinen Wuschel auf den<br />
Arm und geht zum Auto zurück.<br />
Auf einmal sehen wir wie sich einige Zigeuner zusammen roen, die unser Tun<br />
hier nicht unbedingt gut heißen. Sie verstehen es nicht, dass wir helfen wollen<br />
und dass jeder kranke Hund auch für den Menschen ein Risiko bedeutet.<br />
Unser Weg zurück zu den Autos fällt jedenfalls deutlich schneller aus. Nachdem<br />
alle wieder im Auto sitzen, suchen wir also lieber das Weite. Wahrscheinlich<br />
werden wir gerade alle verflucht ….<br />
Das war für heute genug Acon und wir fahren schließlich zurück zu Carmens<br />
Haus. Hier laden wir auch noch einige Säcke Fuer aus, da sie öer auch auf<br />
die Felder fährt, um dort die Hunde zu füern.<br />
Seite 40<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Danach sind wir bei ihr zum Abendessen eingeladen. Eigentlich haben wir<br />
schon in der Klinik ausreichend gegessen, aber es wäre unhöflich, das auszuschlagen,<br />
also gehen wir schließlich doch mit zu ihr.<br />
Allerdings hat Carmen offenbar für eine ganze Kompanie gekocht. Das schaffen<br />
wir niemals! So tut es mir dann auch sehr Leid, dass ich das meiste stehen<br />
lasse. Es passt einfach nichts mehr hinein.<br />
Das Schwort „Schnaps“ beschert jedem von uns mindestens 1/8 l Klaren – irgendwie<br />
sind hier die Verhältnisse umgekehrt: Kaffee gibt’s in Schnapsmenge<br />
(Espresso-Glas). Aber ein „Aufräumer“ (für den Magen) ist vielleicht nicht verkehrt.<br />
Es wird Zeit, zurück ins Hotel zu fahren, denn morgen geht es noch einmal mit<br />
Kastraonen weiter und wir möchten auch endlich die Hunde bei Ramona alle<br />
kennen lernen. Vor allem wollen wir auch sehen, wie es unserer gereeten<br />
Hundefamilie und dem kleinen Paul geht.<br />
Natürlich setzen wir uns trotzdem im Hotel noch einmal zusammen und lassen<br />
die Erlebnisse noch einmal Revue passieren.<br />
Leider gibt es von Zuhause keine so schönen Neuigkeiten. Tom scheint die Tableen<br />
nicht zu vertragen und erbricht nur noch. Allein die Geschehnisse vom<br />
Tag machen mich so müde, dass ich trotz meiner Gedanken an Daheim einschlafen<br />
kann.<br />
Seite 42<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Besuch im privaten Zwinger<br />
(Tag 8)<br />
Seite 44<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
EIN GELUNGENER TAG<br />
Am Tag Nr. 8 führt und unser erster Weg wieder in die Klinik. Und beim morgendlichen<br />
Berufsverkehr sind wir froh, nicht selbst fahren zu müssen … naja,<br />
zumindest ich. Aber Udo hat die Situaon bestens im Griff und so kommen wir<br />
alle wieder ohne Zwischenfälle bei der Klinik an.<br />
Damit die Hunde zum Aufwachen etwas bequemer liegen, holen wir heute<br />
erst einmal einige der Körbe aus dem Sprinter und legen die operierten Hunde<br />
hinein.<br />
Während im großen Raum die Kastraonen weiter laufen, kommen im eigentlichen<br />
Behandlungszimmer der Klinik nun 3 der Hunde zur Untersuchung, die<br />
gestern von dem Bauernhof mitgenommen wurden. Wir werden hinzu gerufen<br />
und dürfen bei den Untersuchungen dabei sein. Unter den dreien ist auch<br />
das schwarze Hundemädchen mit den Hautproblemen. Sie hat so viel Angst!<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 45
Wenn man ihr nur erklären könnte, dass wir ihr nur helfen wollen. Die arme<br />
Maus hat Demodex und wird auf jeden Fall weiter behandelt.<br />
Ich bekomme auch den Laborraum gezeigt. Obwohl es eine sehr kleine Klinik<br />
ist, stehen mehrere Laborgeräte bereit, womit innerhalb weniger Minuten die<br />
Ergebnisse vorliegen.<br />
So, nun wollen wir aber langsam los, um Ramonas Zwinger zu sehen. Doch<br />
vorher soll noch die Rechnung ferg gemacht werden. Leider gibt’s technische<br />
Probleme, die uns aualten. Nachdem aber auch das geklärt ist, verabschieden<br />
wir uns von allen Mitarbeitern der Tierklinik.<br />
Der Verein ist mehr als 4000 Euro ärmer geworden. Und ich bin unheimlich<br />
reich an Erfahrung, Movaon und dem Wunsch, auch in Zukun möglichst<br />
vielen Tieren zu helfen.<br />
Am Nachmiag kommen wir schließlich bei den Zwingern von Ramona und<br />
Nina an und sehen endlich auch die Hunde, die mir teilweise schon so lange<br />
von Bildern bekannt sind. Es ist wirklich toll, die Hunde nun endlich auch live<br />
zu erleben, sie zu streicheln, ihnen zuzusehen wie sie miteinander umgehen,<br />
spielen.<br />
Wir warten noch auf den Mann, der die Hunde betreut und schließlich dürfen<br />
wir rein – einige Hunde schauen skepsch, andere kommen neugierig zu uns.<br />
Jackie hae uns schon am Zaun begrüßt und genießt nun unsere Streicheleinheiten.<br />
Die Hunde dürfen hier zumindest tagsüber frei laufen, soweit sie sich untereinander<br />
verstehen. Es ist eben ein richges Rudel, zu welchem nicht nur<br />
eine gewisse Rangordnung gehört, sondern das den Hunden auch Sicherheit<br />
bietet. Diese Situaon sollte sich jeder vor Augen halten, der einen ehemaligen<br />
Straßenhund bei sich aufnimmt.<br />
Was mich sehr berührt ist der Umstand, dass unsere gereeten Hunde Sibiu<br />
und Soraya zu ihren Welpen duren und wir somit eine richge Familienzusammenführung<br />
gescha haben. Soraya ist eine so freundliche Mama und<br />
Sibiu ein stolzer Papa.<br />
Seite 46<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Etwas weiter in einem anderen Zwinger finden wir auch unseren kleinen braunen<br />
Welpen – Paul – wieder. Er freut sich so sehr und möchte auch gern nach<br />
draußen, aber noch muss er warten. Bei Paul sitzt auch Lila, die von Monika<br />
und Udo direkt ins Herz geschlossen wird.<br />
Nun geht es noch in den zweiten Zwingerbereich. Dort kann sich Bonus gar<br />
nicht mehr einkriegen, er rennt herum wie ein verrückter. Auch er ist einer,<br />
der schon seit dem Welpenalter wartet – ebenso wie z.B. Bobsy, Randy, Gonsi<br />
und einige andere. So tolle Hunde, nur leider wird es auch immer schwerer sie<br />
an gute Plätze zu vermieln, da sie nur dieses Leben kennen.<br />
Wir gehen nochmal nach vorne in den anderen Bereich und sehen den Hunden<br />
beim Spielen zu. Die, die gestreichelt werden wollen, werden gestreichelt<br />
und ich knipse so viele Fotos wie nur möglich. Leider vergeht die Zeit viel zu<br />
schnell.<br />
Auch hier lassen wir natürlich Spenden da und ehe wir uns versehen, wird es<br />
schon dunkel – Zeit auch von den Hunden hier Abschied zu nehmen.<br />
Sicherheitshalber nehmen wir noch zwei Transportboxen von Ramona mit –<br />
man weiß ja nie - und packen auch die Boxen von Anja gleich ein, die wir vor<br />
unserer Heimreise noch zurückbringen.<br />
Dann geht es zurück zum Hotel, wo wir noch etwas zu Abend essen und gemeinsam<br />
beschließen, bereits morgen von hier abzureisen, um uns für die<br />
Heimreise, einige Stunden zu ersparen. Vorab geben wir Anja also Bescheid,<br />
die bei Giulias Pension noch einmal eine Nacht für uns reserviert.<br />
So geht also der achte Tag zu Ende und ich schlafe mit gemischten Gefühlen<br />
ein, da ich auch noch keine Vorstellung davon habe, ob und wie ich morgen<br />
Bragadiru verkraen werde.<br />
Seite 48<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Sieben von viel zu vielen<br />
(Tag 9)<br />
Seite 52<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
BESUCH IM STÄDTISCHEN TIERHEIM BRAGADIRU<br />
Der neunte und letzte Tag unserer Reise ist angebrochen. Wir werden wieder<br />
vom Hotel abgeholt und es geht direkt zum städschen Tierheim nach<br />
Bragadiru (eines der 3 Public Shelters von Bucarest). Wir treffen uns dort mit<br />
Nina, die mit dem Leiter des Tierheims Kontakt aufgebaut und es gescha<br />
hat, dass wir nicht nur alle gemeinsam (ansta einzeln) in das Shelter hinein<br />
dürfen, sondern auch offiziell fotografieren dürfen. Nina geht vorher noch<br />
einmal allein hinein, um den Besuch abzusprechen und wir warten noch kurz<br />
vor dem Tor und verschaffen uns einen ersten Eindruck.<br />
Es laufen draußen Hunde herum, was mich zunächst wundert. Nina erklärt<br />
später, dass diese Hunde zum Shelter gehören und nicht eingefangen werden.<br />
Dann ist es soweit …. Wir können herein kommen. Udo möchte zunächst draußen<br />
bleiben und wartet mit Ramonas Fahrer vor dem Tor.<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 53
Wir Mädels gehen mit einem Tierheim-Mitarbeiter und Nina zusammen zu den<br />
Hunden. Gleich in erster Reihe ein kleiner weißer Hund (Idefix). Der Mitarbeiter<br />
erklärt, dass dieser ca. 9 Jahre alte Hund von seinem Besitzer abgegeben wurde.<br />
Unvorstellbar für uns wie man einen langjährigen Begleiter hierher bringen<br />
kann, in dem Wissen, dass er dort sterben wird, wenn sich keine Adop tanten<br />
finden. Er ist der erste auf der Liste, den wir mitnehmen werden.<br />
Wir gehen weiter, Svenja bleibt mit Nina bei dem Mitarbeiter um möglichst<br />
viel über die Hunde zu erfahren. Wir bekommen vor allem die Tiere gezeigt,<br />
die schon länger warten und bei denen eine größere Chance besteht, dass sie<br />
gesund sind. Monika geht die Reihe mit der Cam ab während ich so viel Fotos<br />
wie möglich mache. Am liebsten möchte man alle einpacken und ein Blick in<br />
die Augen der Tiere, die unbedingt heraus wollen, gestreichelt werden wollen<br />
… ich kämpfe mit den Tränen.<br />
Es sind leider auch sehr viele Welpen im Shelter, die nur sehr kleine Überlebenschancen<br />
haben, da sie anfälliger für Krankheiten sind. Da die Gefahr zu<br />
groß ist, dass sie Parvo oder – noch schlimmer – Staupe haben, müssen wir die<br />
Welpen zurück lassen – die Gefahr für den Bestand bei Ramona ist zu groß.<br />
Das Tierheim selbst ist sauber und wird – soweit man das überhaupt in so kurzer<br />
Zeit beurteilen kann – gut geführt. Es befinden sich auch eigene Hunde<br />
hier, die gefüert und behandelt werden. Der Fuerzustand der meisten Hunde<br />
ist gut. Einige haben leider schon Krankheitsanzeichen. Die schlimmeren<br />
Fälle bekommen wir allerdings nicht gezeigt …. was in diesem Moment für uns<br />
vielleicht auch gut ist. Allein zu wissen, dass wir nur wenige Hunde mitnehmen<br />
können, ist schwer genug.<br />
Laut Tierheimleitung wird hier in Bragadiru nicht alle 2 Wochen getötet. Man<br />
versucht es zu vermeiden bis kein Platz mehr ist für Neuzugänge. Man muss<br />
leider aber eben sagen, dass wohl die meisten Hunde aufgrund von Krankheiten<br />
wie Staupe dort sterben. Für solche Hunde wäre vielleicht die Tötung tatsächlich<br />
der bessere, leichtere Weg. Man kann nur hoffen, dass es möglichst<br />
viele überleben und schaffen Adoptanten zu finden.<br />
Seite 54<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Immerhin dürfen heute 7 Hunde mit uns das Shelter verlassen. Zuvor werden<br />
sie kastriert. Wir warten also noch eine Weile vor dem Bürogebäude. Hier<br />
kommt dann auch Udo wieder hinzu. Da es bei 7 Hunden aber eine Weile dauern<br />
wird, entschließen wir uns dann doch wieder raus zu gehen, wo wir unsere<br />
Eindrücke austauschen.<br />
Die Kastraonen der Hunde zieht sich hin und dauert eine gefühlte Ewigkeit.<br />
Dann kommen unsere Hunde in Boxen auf Schubkarren endlich heraus. Die<br />
Männer aus dem Shelter und Ramonas Fahrer setzen die Hunde um in die<br />
Transportboxen von Ramona und heben sie schließlich in den Transporter.<br />
Nun sollen alle Hunde als erstes in die Klinik gebracht und dort noch einmal<br />
untersucht werden. Da Nina noch mitkommt, steigt Svenja zu Monika und Udo<br />
in den Sprinter und Nina und ich fahren mit dem Transporter. Auf der Fahrt<br />
zur Klinik erzählt Nina von der Idee der Tierheimleitung, ob es möglich wäre<br />
Geld für Impfungen zu sammeln, um neu ankommende Hunde gegen Staupe<br />
und Parvo impfen lassen zu können. Da die Hunde bei vollem Shelter ohnehin<br />
getötet werden, macht es für die Stadt keinen Sinn Kosten für Impfungen zu<br />
tragen.<br />
Andererseits besteht eine höhere Chance, dass die Hunde gesund bleiben und<br />
durch Adopon vor dem Tod gereet werden könnten.<br />
Ich finde den Gedanken gut, zudem der Plan so aussieht, dass wir Spender finden,<br />
damit Ramona und Nina die Impfstoffe kaufen könnten. Kommen neue<br />
Hunde in Bragadiru an, würden Ramona oder Nina informiert und könnten die<br />
Hunde selbst impfen.<br />
Kurz vor Ankun bei der Klinik, muss Nina uns schon wieder verlassen. Es<br />
wartet noch Arbeit auf sie, so dass sie per Taxi weiter fährt.<br />
Bei der Klinik wartet dafür bereits Ramona auf unsere Ankun. Wir bringen<br />
die Hunde in die Räumlichkeiten und der Tierarzt beginnt mit den ersten Untersuchungen.<br />
4 Mädels und 3 Jungs kamen mit. Bei allen wird auf Staupe<br />
und Parvo getestet. Glücklicherweise sind alle 7 frei von Staupe. Nur eins der<br />
Mädels hat leider Parvo und wird sofort entsprechend versorgt.<br />
Seite 56<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Inzwischen ist schon wieder später Nachmiag. Vor unserer Rückfahrt nach<br />
Brasov ist aber noch ein Abschiedsessen eingeplant. Wir fahren mit Ramona<br />
direkt zum Restaurant. Auch Nina ist wieder hier. Und kurz nach uns treffen<br />
auch Ramonas Fahrer und Ramonas Freund ein.<br />
Ramona und Nina bestellen für alle die Vorspeisen – verschiedene, typisch rumänische<br />
Vorspeisen. Danach gibt’s noch Suppe … leider alles so lecker, dass<br />
nun eigentlich keine Hauptspeise mehr hinein passt, geschweige denn ein<br />
Nachsch. Aufgrund der Überredungskünste von Nina, versuch ich es dann<br />
doch noch einmal mit Fisch, die anderen teilen sich den Nachsch.<br />
Am Ende drückt schließlich nicht nur der Bauch, sondern auch die Zeit zu gehen.<br />
Es ist so schade, die Zeit vergeht einfach zu schnell.<br />
Aber bevor Ramona uns zum Hotel fährt, hat ihr Fahrer noch einen Aurag:<br />
die kleine Lila muss von den Zwingern abgeholt werden. Die süße Maus darf<br />
sofort also Pflegekind von Monika und Udo auf die Reise gehen.<br />
Im Hotel zurück packen wir zügig unsere Sachen, checken aus und machen<br />
uns sofort auf den Weg nach Brasov. Es ist inzwischen auch schon dunkel geworden<br />
und leider sehen wir nun auch viele überfahrene Tiere. Das, was vermutlich<br />
mal ein mielgroßer Hund war, liegt quasi zerfetzt auf der Fahrbahn.<br />
Nachdem wir doch einigen Hunden helfen konnten, ist dies eine der traurigen<br />
Erfahrungen, die ich hier mache.<br />
Nach Miernacht kommen wir schließlich in der Pension an. Giulia muss extra<br />
wegen uns aufstehen.<br />
Im Zimmer schaue ich noch einmal in meine Nachrichten und hoffe so sehr,<br />
dass ich rechtzeig zuhause sein werde und dass alles wieder gut wird.<br />
Seite 58<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
Zeit zu gehen - die Heimreise<br />
(Tag 10 und 11)<br />
Seite 60<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
ABSCHIED<br />
Der Tag der Heimreise ist angebrochen. Bei strahlendem Sonnenschein frühstücken<br />
wir heute noch einmal draußen. Ich bedanke mich bei Giulia für die<br />
herzliche Aufnahme und ihre Gasreundscha und entschuldige mich auch<br />
noch für die doch sehr, sehr späte gestrige Anreise.<br />
Dann fahren wir noch einmal kurz zu Anja, um die Transportboxen wieder abzugeben<br />
und natürlich auch, um sich bei ihr zu verabschieden. Dies fällt mir<br />
sehr schwer. Anja stehen die Tränen in den Augen und ich muss mich sehr zusammen<br />
reißen, um nicht ebenfalls zu weinen.<br />
Schließlich fahren wir los .... und passend kommt vom USB-Sck das Lied von<br />
Unheilig: Zeit zu gehen.<br />
.... Es ist Zeit zu gehen<br />
Wir werden Euch im Herzen tragen<br />
Auch wenn es weh tut<br />
Es ist Zeit für uns zu gehen<br />
Wenn es am schönsten ist<br />
Kein Augenblick ist je verloren<br />
Wenn er im Herzen weiterlebt<br />
Das Leben wird jetzt anders sein<br />
Doch die Erinnerung bleibt ewig bestehen ...<br />
11 Tage für die Straßenhunde Seite 61
Noch einmal lasse ich die vergangenen 10 Tage Revue passieren, denke an alles,<br />
was ich erlebt und gesehen habe.<br />
Wir fahren durch die Karpaten, kommen ein letztes mal bei Sibiu an der Tankstelle<br />
vorbei. Ich stelle mir vor, wie es wäre hier zu leben, auf dem Land, auf<br />
einem Hof mit viel Platz für Pferde und natürlich Hunde.<br />
Dann werden die Berge flacher, ein letztes Mal halten wir auf rumänischem<br />
Boden, machen kurz Pause. Dieses mal geht es schließlich auf die Autobahn<br />
bis Arad und dann über die Grenze nach Ungarn.<br />
Dort stoppen wir für eine 6stündige Pause, in der wir versuchen zu schlafen.<br />
Am nächsten Tag regnet es - wieder einmal. Und ich habe plötzlich ein flaues<br />
Gefühl im Magen, denke an Zuhause. Die kleine Lila kommt angewachselt<br />
und lässt sich knuddeln. Und ich spüre, dass etwas passiert ist, an das ich nicht<br />
denken möchte.<br />
Dann geht es weiter nach Österreich, immer wieder machen wir kurze Pausen,<br />
denn nun zieht es sich doch sehr lange. Die Fahrt kommt mir wie eine Ewigkeit<br />
vor und ich möchte endlich Zuhause anrufen.<br />
Schließlich kommen wir um 14.00 Uhr wieder auf deutschen Boden .....<br />
.....<br />
Gegen 20.00 Uhr stehen wir auf dem Parkplatz, wo unsere gemeinsame Reise<br />
begonnen hat.<br />
So endet die Reise nach Rumänien, die mich am Ende mehr geprägt hat als ich<br />
es je gedacht habe.<br />
Seite 62<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
EPILOG<br />
Nachdem wir am 12. Mai <strong>2016</strong> kurz nach 14 Uhr wieder in Deutschland waren,<br />
machten wir kurz nach der Grenze eine Pause. Ich rief zuhause an und mein<br />
Freund teilte mir mit, dass Tom am morgen gestorben war.<br />
Ich brach in Tränen aus und bin dankbar, dass mich Svenja und Monika zumindest<br />
in diesem Moment aufgefangen haben.<br />
Zuhause angekommen, habe ich meine beiden Hunde Bali und Shivas unten<br />
vor dem Haus begrüßt und bin dann mit allen zusammen hoch gegangen. Tom<br />
lag in seinem Körbchen so als ob er schlafen würde. Ich streichelte ihn und<br />
konnte nicht glauben, dass er nicht mehr lebt.<br />
Am nächsten Tag, am Freitag, den 13. Mai, begruben wir ihn in der Nähe des<br />
Stalles, wo mein Pferd untergebracht ist.<br />
Als ich am nächsten Tag in mein Auto seg und die CD im Player zu laufen begann,<br />
kam genau in diesem Moment der Bryan Adams Song „I do it for you“.<br />
Ich werde mir nie verzeihen, dass ich meinen kranken Hund zuhause gelassen<br />
habe und ihm nicht helfen konnte und ihn nicht auf seinem letzten Weg begleiten<br />
konnte, wie es häe sein sollen.<br />
Ich habe nach einem Sinn gesucht, dass Tom nicht einmal 2 Jahre alt werden<br />
dure, und nur den einen gefunden, weiter den Hunden in Rumänien zu helfen,<br />
aber dabei meinen eigenen Weg zu gehen.<br />
Am 5. Oktober, Toms geschätzem Geburtstag, habe ich daher einen neuen<br />
Verein gegründet und helfe nun weiter Tierschützern in Rumänien mit ihren<br />
Hunden. Tom wird immer bei mir sein, in meinen Gedanken.<br />
Und wenn ich an ihn denke und weine, hole ich mir all die Erinnerungen vor, all<br />
die Bilder ... und ich weiß, dass er an meiner Seite bleiben wird. Immer.<br />
Seite 64<br />
Rumänien <strong>2016</strong>
AN DEINER SEITE (Unheilig)<br />
Bleib sll liegen mein Herz,<br />
erschreck dich nicht.<br />
Ich bin ein Freund<br />
der zu dir spricht<br />
Ich hab gewartet und geho,<br />
dass der Moment vielleicht niemals kommt.<br />
Dass er einfach vorübergeht.<br />
Oder vielleicht niemals geschieht.<br />
Ich schau zurück<br />
auf eine wunderschöne Zeit.<br />
Warst die Zuflucht<br />
und die Wiege meines Seins.<br />
Hast gekämp<br />
und jeden Moment mit mir geteilt.<br />
Ich bin stolz<br />
auch jetzt an deiner Seite zu sein.<br />
Ich fang ein Bild von dir<br />
und schließ die Augen zu.<br />
Dann sind die Räume nicht mehr leer.<br />
Lass alles andere einfach ruhen.<br />
Ich fang ein Bild von dir<br />
und dieser eine Augenblick<br />
bleibt mein gedanklicher Besitz.<br />
Den kriegt der Himmel nicht zurück.<br />
Du kamst zu mir<br />
vor jedem allerersten Ton.<br />
Als das Zeitglas unerschöpflich schien.<br />
Du hast gelebt,<br />
in jedem Sturm mit mir gekämp.<br />
Nie etwas verlangt,<br />
nur gegeben und geschenkt.<br />
Hast mir gezeigt<br />
was wirklich wichg ist.<br />
Hast ein Lächeln gezaubert<br />
mit deinem sllen Blick.<br />
Ohne jedes Wort,<br />
doch voll von Liebe und Leben.<br />
Hast so viel von dir<br />
an mich gegeben.<br />
Ich schau zurück<br />
auf eine wunderschöne Zeit.<br />
Warst die Zuflucht<br />
und die Wiege meines Seins.<br />
Hast gekämp<br />
und jeden Moment mit mir geteilt.<br />
Ich bin stolz<br />
auch jetzt an deiner Seite zu sein.<br />
Ich fang ein Bild von dir<br />
und schließ die Augen zu.<br />
Dann sind die Räume nicht mehr leer.<br />
Lass alles andere einfach ruhen.<br />
Ich fang ein Bild von dir<br />
und dieser eine Augenblick<br />
bleibt mein gedanklicher Besitz.<br />
Den kriegt der Himmel nicht zurück.<br />
Ich schau zurück<br />
auf eine wunderschöne Zeit.<br />
Warst die Zuflucht<br />
und die Wiege meines Seins.<br />
Hast gekämp<br />
und jeden Moment mit mir geteilt.<br />
Ich bin stolz<br />
auch jetzt an deiner Seite zu sein.<br />
Ich fang ein Bild von dir.<br />
Ich schau zurück<br />
auf eine wunderschöne Zeit.<br />
Warst die Zuflucht<br />
und die Wiege meines Seins.<br />
Hast gekämp<br />
und jeden Moment mit mir geteilt.<br />
Ich bin stolz<br />
auch jetzt an deiner Seite zu sein.<br />
Ich lass dich gehen<br />
und wünsch dir alles Glück der Welt.<br />
In diesem Augenblick<br />
bist du das Einzige was zählt.<br />
Lass dich fallen<br />
und schlaf ganz einfach ein.<br />
Ich werde für immer an deiner Seite sein.