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VSAO JOURNAL Nr. 2 - April 2012

Der kleine Unterschied - Onkologie-Prostata Werkplatz Weiterbildung

Der kleine Unterschied - Onkologie-Prostata
Werkplatz Weiterbildung

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inhalt<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Tolle Theorie, passable Praxis<br />

Politik<br />

6 Managed Care: Referendums abstimmung<br />

am 17. Juni<br />

8 Arbeitsbedingungen wieder im Fokus<br />

10 Auf den Punkt gebracht<br />

… old soldiers never die, they just fade<br />

away …<br />

Weiterbildung<br />

12 Bauplan der Weiterbildung<br />

14 Bewährtes Kontrollinstrument<br />

16 Informationen des Berner Instituts<br />

für Hausarztmedizin<br />

17 Lesen lernen:<br />

Fokussieren mit Filtern<br />

<strong>VSAO</strong><br />

19 Sektion Basel<br />

19 Sektion Bern<br />

20 Sektion Neuenburg<br />

20 Sektion Solothurn<br />

21 Sektion Waadt<br />

24 <strong>VSAO</strong> Rechtsberatung<br />

25 Geglückter Start<br />

26 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />

Fokus<br />

29 Nicht Mann, noch Frau<br />

32 Sie gegen ihn<br />

35 HIV-Präventionskampagnen bei<br />

schwulen Männern<br />

37 Die Feminisierung und ihre Folgen<br />

Perspektiven<br />

40 Feinere Filter – bessere Behandlung<br />

44 Aus der Praxis<br />

Das Prostatakarzinom: Eine Übersicht<br />

aktueller Behandlungsstrategien<br />

48 Unglaubliche Fallgeschichten aus<br />

der Medizin: Ein hellhöriger Arzt<br />

MediSERVice <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

49 Briefkasten<br />

50 Mehr Sicherheit durch Telematik<br />

52 Vereinfachte Steuerabrechnung<br />

für Nebenbeschäftigung<br />

54 Impressum<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


editorial<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Tolle Theorie, passable Praxis<br />

1975 veröffentlichte die deutsche Feministin Alice Schwarzer<br />

ein Buch mit dem Titel «Der kleine Unterschied und seine grossen<br />

Folgen». Ihre Analyse des Geschlechterkonflikts wurde<br />

schnell zu einem der wichtigsten Werke der feministischen<br />

Bewegung. Bald vierzig Jahre später sind – wenigstens in der<br />

westlichen Welt – viele der damaligen Forderungen erfüllt worden.<br />

Trotz allem ist niemand so blauäugig, zu behaupten, die<br />

Gleichstellung der Geschlechter sei verwirklicht. Wahrscheinlich<br />

muss jede Generation den Umgang mit dem kleinen Unterschied<br />

und seinen (hoffentlich nicht allzu grossen) Folgen<br />

neu definieren und gestalten.<br />

In unserm Schwerpunkt haben wir versucht, kleine Teilchen<br />

aus dem riesigen Themenbereich herauszupicken. Themen,<br />

die mit Geschlechtszugehörigkeit oder dem Umgang der Geschlechter<br />

miteinander zu tun haben, die aber nicht unbedingt<br />

im Zentrum des Interesses stehen. So etwa die Frage, was geschieht,<br />

wenn ein Kind zur Welt kommt, dessen Geschlecht<br />

undefiniert ist. Oder die Frage, weshalb es bisweilen so schwierig<br />

ist, in Vergewaltigungsprozessen Recht zu sprechen. Ein<br />

Beitrag zur HIV-Prävention beschreibt, wie man Sexualverhalten<br />

zu beeinflussen versucht, ohne die Moralkeule zu<br />

schwingen. Und schliesslich wenden wir uns konkret den Folgen<br />

der Feminisierung in der Medizin zu.<br />

Das Referendum gegen die Managed-Care-Vorlage ist bekanntlich<br />

zustande gekommen. Nun gilt es, die Abstimmung zu gewinnen.<br />

Mehr dazu im Politikteil. Unter Beschuss geraten ist<br />

hingegen das Arbeitsgesetz. Die Replik darauf findet sich ebenfalls<br />

im Politikteil.<br />

Dem Arbeitsgesetz geht es ähnlich wie der Gleichstellung: Theorie<br />

und Praxis sind zuweilen weit voneinander entfernt. Wie<br />

oft es noch bei der Umsetzung des Arbeitsgesetzes hapert, zeigen<br />

die einzelnen Berichte der Sektionen im <strong>VSAO</strong>-Teil.<br />

In der Rubrik Weiterbildung zeigt eine «Bauplan» der Weiterbildung<br />

deren gesetzliche Grundlagen und Bestimmungen auf<br />

und stellt die Instanzen vor, die mit der Kontrolle und der<br />

Durchführung betraut sind. Und weil auch in diesem Bereich<br />

Papier geduldig ist, gehen wir in einem weiteren Beitrag auf<br />

die Visitation als ein wichtiges Kontrollinstrument näher ein.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


Politik<br />

Managed Care:<br />

Referendumsabstimmung<br />

am 17. Juni<br />

Am 17. Juni <strong>2012</strong> kommt die Managed-Care-Vorlage vors Volk. Es geht dabei nicht um Ja oder Nein<br />

zur Förderung von integrierter Versorgung, sondern um Ja oder Nein zu dieser konkreten Vorlage,<br />

die den Krankenkassen sehr viel Macht gibt. Es zweifelt niemand daran, dass die heutigen<br />

Netz werke qualitativ gut und kostengünstig arbeiten. Die Vorlage gefährdet aber genau das.<br />

Rosmarie Glauser, Politische Sekretärin <strong>VSAO</strong>. Bilder: Raffael Waldner<br />

Am 19. Januar <strong>2012</strong> konnte das Referendum<br />

gegen die Managed-Care-Vorlage mit<br />

über 132 000 beglaubigten Unterschriften<br />

eingereicht werden. Damit haben die drei<br />

Referendumskomitees innerhalb von drei<br />

Monaten mehr als doppelt so viele als die<br />

nötigen 50 000 Unterschriften zusammengebracht.<br />

Zur Gesamtzahl von<br />

132 837 Unterschriften hat das von den<br />

Personalverbänden vpod und <strong>VSAO</strong> initiierte<br />

Referendumskomitee «Nein zur Mogelpackung»<br />

14 042 beigesteuert. An einer<br />

gemeinsamen Medienkonferenz begründeten<br />

Vertreterinnen und Vertreter der drei<br />

Komitees ihre Ablehnung der Managed-<br />

Care-Vorlage. Die Pressemappe mit allen<br />

Texten kann auf unserer Website www.<br />

vsao.ch heruntergeladen werden.<br />

Bereits am Tag nach der Einreichung begann<br />

der Abstimmungskampf. Ende Januar<br />

musste nämlich bei der Bundeskanzlei<br />

der Text für die Abstimmungsbroschüre<br />

eingereicht werden. Es war gar<br />

nicht einfach, sich unter den drei Referendumskomitees<br />

auf einen Text zu einigen,<br />

zumal insgesamt nur 1600 Zeichen<br />

zur Verfügung standen und die Argumente<br />

gegen die MC-Vorlage sehr unterschiedlich<br />

gewichtet werden. Wichtig für den<br />

<strong>VSAO</strong> war, dass die Ablehnung nicht allein<br />

aus ärztlichen Kreisen kommt, damit<br />

nicht der falsche Eindruck entsteht, die<br />

Vorlage sei nur für diese gefährlich. Inzwischen<br />

konnte ein breit abgestütztes<br />

Dachkomitee gegen die Managed-Care-<br />

6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


Politik<br />

Vorlage gegründet werden. Bei Erscheinen<br />

des Journals wird die Kampagne angelaufen<br />

sein. Weitere Informationen können<br />

deshalb laufend auf unserer Website www.<br />

vsao.ch oder unter www.nein-zur-mogelpackung.ch<br />

abgerufen werden. Abstimmungsmaterial<br />

wie Flyer, Plakate und so<br />

weiter können bei uns oder bei der FMH<br />

bestellt werden.<br />

Mein Arzt bleibt meine Wahl! Nein zur KVG-Änderung!<br />

NEIN zur Abschaffung der freien Arztwahl<br />

Wer weiterhin seinen Arzt frei wählen will, muss 15 statt 10 Prozent der Kosten selber bezahlen und dies bis zu 1000 statt 500 Franken.<br />

Viele Versicherte werden faktisch gezwungen, einem Managed-Care-Netzwerk (integrierte Versorgungsnetze) beizutreten.<br />

NEIN zur Abschaffung der freien Wahl des Spitals, des Pflegeheims und der Apotheke<br />

Netzwerke können mit Spitälern, Pflegeheimen und Apotheken Exklusivverträge abschliessen. Damit sind Versicherte nicht mehr<br />

frei in ihrer Wahl.<br />

NEIN zur Benachteiligung chronisch kranker Menschen<br />

Chronisch kranke Menschen sind über Jahre bei den Ärzten ihres Vertrauens in Behandlung. Dies sichert Qualität und spart<br />

Kosten. Sind einige dieser Ärzte nicht im gleichen Netzwerk, müssen chronisch Kranke ihren Arzt wechseln.<br />

NEIN zu teuren Knebelverträgen<br />

Bis zu drei Jahre können Krankenkassen die Versicherten an die Netzwerke binden. Wer wechseln will, muss neu eine hohe Austrittsprämie<br />

zahlen.<br />

NEIN zu Rationierung und Zweiklassenmedizin<br />

Netzwerke stehen unter Budgetdruck. Das kann zu Qualitätsverlust führen, weil auf Kosten der nötigen Behandlungen gespart<br />

wird. Es drohen Rationierung und Zweiklassenmedizin.<br />

NEIN zu Zwang<br />

Alle Beteiligten (Patienten, Ärzte, Kassen) können sich heute freiwillig für oder gegen ein Netzwerk entscheiden. Damit ist ein<br />

fairer Wettbewerb gewährleistet. Der faktische Netzwerkzwang will den Radikalumbau unseres bewährten, qualitativ hochstehenden<br />

Schweizer Gesundheitswesens.<br />

Aus diesen Gründen haben über 130 000 Stimmberechtigte das Referendum ergriffen und empfehlen<br />

Ihnen ein NEIN.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


Politik<br />

Arbeitsbedingungen<br />

wieder im Fokus<br />

Seit 2005 unterstehen die Assistenzärztinnen und -ärzte dem Arbeitsgesetz. Seither hat sich vieles<br />

verbessert. Wirklich flächendeckend umgesetzt sind die Bestimmungen allerdings noch lange<br />

nicht. Eine nationalrätliche Motion will Abhilfe schaffen. Gleichzeitig wurde eine umstrittene Studie<br />

in Zusammenhang mit der 50-Stunden-Woche veröffentlicht.<br />

Rosmarie Glauser, Politische Sekretärin <strong>VSAO</strong><br />

Unter dem Titel «Arbeitsgesetz im<br />

Spital» hat Nationalrätin Marianne<br />

Streiff, EVP, eine Motion mit folgendem<br />

Wortlaut eingereicht:<br />

1. Der Bundesrat wird beauftragt, die<br />

Einhaltung des Arbeitsgesetzes in den<br />

Spitälern kontrollieren zu lassen.<br />

2. Der Bundesrat wird beauftragt, die<br />

notwendigen Schritte einzuleiten,<br />

damit Verstösse gegen das Arbeitsgesetz<br />

unverzüglich behoben werden.<br />

Der <strong>VSAO</strong> begrüsst diese Motion, denn das<br />

Arbeitsgesetz wird in vielen Schweizer Spitälern<br />

immer noch nicht eingehalten und<br />

zum Teil sogar massiv verletzt. Es besteht<br />

also Handlungsbedarf. Der Staat kann<br />

und darf nicht dulden, dass Gesetze einfach<br />

missachtet werden. Er ist daher gehalten,<br />

deren Einhaltung sicherzustellen.<br />

Für die Kontrolle, dass das Arbeitsgesetz<br />

auch wirklich eingehalten wird, sind die<br />

kantonalen Arbeitsinspektorate zuständig.<br />

Der Bund übt gemäss Art. 42 ArG die<br />

Oberaufsicht über den Vollzug aus.<br />

Die rasche Kontrolle und Durchsetzung<br />

des Arbeitsgesetzes ist auch im Hinblick<br />

auf die neue DRG-Spitalfinanzierung<br />

wichtig. Die Spitäler werden in eine Konkurrenzsituation<br />

gebracht, bei der das<br />

kostengünstigste Spital den Takt angibt.<br />

Damit geraten die Arbeitsbedingungen<br />

noch mehr unter Druck. Um kostendeckende<br />

Pauschalen zu erreichen, muss<br />

wenigstens sichergestellt sein, dass von<br />

gesetzeskonformen Arbeitsbedingungen<br />

ausgegangen wird. Der angestrebte Wettbewerb<br />

darf nicht zulasten des Personals<br />

ausgetragen werden.<br />

Das eidgenössische Parlament hat 2005<br />

die Assistenzärztinnen und -ärzte dem<br />

Arbeitsgesetz unterstellt. Damit wollte der<br />

Gesetzgeber sicherstellen, dass arbeitsmedizinische<br />

Erkenntnisse auch im ärztlichen<br />

Bereich Anwendung finden. Die betroffenen<br />

Ärztinnen und Ärzte, aber auch<br />

die Patientinnen und Patienten sollten<br />

damit geschützt werden.<br />

Studie in der<br />

«Swiss Medical Weekly»<br />

Im Januar wurde in der «Swiss Medical<br />

Weekly» eine Studie aus der Chirurgie des<br />

Spitalzentrums Biel veröffentlicht, die<br />

zum Schluss kommt, dass die Einführung<br />

der 50-Stunden-Woche nicht zu mehr<br />

Patientensicherheit führe, dass im Gegenteil<br />

die Mortalität und die Komplikationsrate<br />

leicht zugenommen habe. Damit sei<br />

das Ziel, das man mit der Unterstellung<br />

der Assistenzärzte unter das Arbeitsgesetzes<br />

erreichen wollte, nicht erfüllt. Die<br />

«SonntagsZeitung» hat im Februar über<br />

die Studie berichtet.<br />

Die Studie weist leider gravierende Mängel<br />

auf und es werden unzulässige Schlussfolgerungen<br />

gezogen. Exemplarisch seien<br />

hier einige Punkte erwähnt:<br />

• Die Studie vergleicht die Verhältnisse<br />

von 2001–2004 einerseits, und 2005–<br />

2008 andererseits. Im Kanton Bern<br />

wurde die 50-Stunden-Woche aber bereits<br />

mit dem Gesamtarbeitsvertrag im<br />

Jahr 2000 eingeführt. Entsprechend<br />

sank die Arbeitszeit laut Studie auch<br />

nur unbeträchtlich von 52,5 auf 49,7<br />

Stunden. Gemäss einer Studie des Büro<br />

BASS aus dem Jahr 1998 betrug die<br />

wöchentliche Arbeitszeit in den chirurgischen<br />

Abteilungen im Kanton Bern<br />

73,3 Stunden.<br />

• Die effektiven Arbeitszeiten entsprechen<br />

nicht unbedingt den erfassten Arbeitszeiten.<br />

Als Folge des Arbeitsgesetzes<br />

werden, gerade in chirurgischen Fächern,<br />

nicht mehr alle Stunden aufgeschrieben.<br />

• Bei den Schutzbestimmungen des Arbeitsgesetzes<br />

geht es nicht nur um die<br />

wöchentliche Höchstarbeitszeit. Genau<br />

so wichtig sind die Bestimmungen betreffend<br />

Ruhezeiten, Arbeitstage am<br />

Stück, Nachtarbeit und – wichtig im<br />

Gesundheitswesen – betreffend Pikettdienst<br />

usw. Diese Punkte werden überhaupt<br />

nicht berücksichtigt, obwohl aus<br />

zahlreichen Studien hervorgeht, dass<br />

sie für die Arbeitssicherheit entscheidend<br />

sind.<br />

• Es ist zudem offensichtlich, dass eine<br />

Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit<br />

ohne Prozessoptimierungen und<br />

Neuorganisation den Stress nicht mindert,<br />

zumal der Kostendruck gleichzeitig<br />

noch einen Personalabbau zur<br />

Folge hatte. Hinzu kommt, dass die<br />

administrativen Aufgaben, gerade bei<br />

den Assistenzärzten, weiter zugenommen<br />

haben. Es ist daher unzulässig,<br />

die Einführung der 50-Stunden-<br />

Woche für den Stress verantwortlich<br />

zu machen und eine Korrelation zu<br />

Mortalität und Komplikationen herzustellen.<br />

• Die Stichprobe der Patienten ist mit<br />

rund 1300 viel zu gering und zu wenig<br />

vergleichbar. So gab es deutlich mehr<br />

Wahleingriffe und weniger Notfälle in<br />

der Gruppe von 2001–2004. Über den<br />

Case-Mix und den Case-Load ist ansonsten<br />

wenig bekannt.<br />

• Aus der Studie ist auch nicht ersichtlich,<br />

welchen Anteil Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte an der Behandlung<br />

hatten. Immerhin gilt das Arbeitsgesetz<br />

nur für sie. Die Leitenden Ärzte und die<br />

Chefärzte erfassen ihre Arbeitszeit nach<br />

wie vor nicht.<br />

8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


Politik<br />

Offenbar ging es den Autoren in erster<br />

Linie darum, das Arbeitsgesetz ein weiteres<br />

Mal zu diskreditieren.<br />

Arbeitsgruppe Spitäler<br />

des SECO<br />

Auf Druck einiger Spitäler hat das SECO<br />

(Staatssekretariat für Wirtschaft) die paritätisch<br />

aus Spitälern und Personalverbänden<br />

zusammengesetzte Arbeitsgruppe<br />

Spitäler wieder reaktiviert. Eine erste Sitzung<br />

findet im März, also nach Redaktionsschluss<br />

statt. Wir werden im nächsten<br />

Journal informieren.<br />

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<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

9


Politik<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

… old soldiers never die,<br />

they just fade away …<br />

Ich erinnere mich noch gut<br />

an jenen Morgen ungefähr<br />

1996, als ich meinen Dienst<br />

als Assistenzarzt in der<br />

Chirurgie antrat und mir<br />

eröffnet wurde, dass die<br />

Spitalleitung beschlossen<br />

habe, die Dienstessen zu<br />

streichen. Dies war der berühmte<br />

Tropfen zu viel in<br />

ein bereits bis zum Rand<br />

gefülltes Fass von Abbaumassnahmen<br />

unter stetem<br />

Aufbürden zusätzlicher<br />

Aufgaben. Ich konnte diese Entwicklung<br />

nicht mehr tolerieren und als einer der<br />

dienstältesten Assistenzärzte nicht mehr<br />

länger mit ansehen, wie wir Frontkämpfer<br />

im stets saurer werdenden Regen stehen<br />

gelassen wurden. Es waren nicht einmal<br />

die langen Arbeitstage oder -wochen, die<br />

mir zu schaffen machten. Wenn auch das<br />

Gefühl nach über hundert Stunden Arbeit<br />

am Stück im Spital etwas Unheimliches<br />

an sich hatte. Nein, es waren die fehlende<br />

Wertschätzung und Wahrnehmung unserer<br />

Leistung, die mich bewogen, den Spitaldirektor<br />

aufzusuchen. Er hörte mich<br />

höflich an, gab dann jedoch seinem Bedauern<br />

Ausdruck, dass ich wohl inhaltlich<br />

durchaus Recht hätte, für meine Forderungen<br />

und Anliegen jedoch keine rechtliche<br />

oder administrative Grundlage bestünden.<br />

Ich beschloss, dies zu ändern –<br />

und so begann meine <strong>VSAO</strong>-Geschichte.<br />

Wir alle erleben den stets schnelleren<br />

Wandel weg von der qualitativen hin zur<br />

ökonomischen Prämisse unweigerlich<br />

mehr oder weniger hautnah mit und unterliegen<br />

diesem Druck. Diese zentrale<br />

Herausforderung führte mich dann in die<br />

diversen Gremien des <strong>VSAO</strong>, zuerst in den<br />

Vorstand der Sektion Bern.<br />

Wenn ich nun im Frühjahr <strong>2012</strong> auf meine<br />

vier Präsidialjahre im <strong>VSAO</strong> und die<br />

vergangene Zeit zurückblicke, so ist doch<br />

einiges geschehen. Prägte beispielsweise<br />

in meiner frühen Weiterbildungszeit noch<br />

der Begriff «Ärzte-Schwemme» die Diskussionen,<br />

wurde später das Gegenteil<br />

Realität. Aber nicht nur die demografischen<br />

Bedingungen haben sich geändert,<br />

auch in Hinblick auf die Arbeitsbedingungen<br />

und die Position der Assistenz- und<br />

Oberärzte konnte manches verbessert<br />

werden.<br />

Damit ein Berufsverband zielgerichtet und<br />

effizient für die Anliegen seiner Mitglieder<br />

arbeitet, braucht es vor allem eines, nämlich<br />

die Mitglieder! Sie müssen den Verband<br />

nicht nur finanziell mittels Entrichtung<br />

des Jahresbeitrages tragen, sondern<br />

ihn auch inhaltlich füllen: Was sind die<br />

Bedürfnisse? Was die Wünsche? Und wie<br />

sollen sie umgesetzt werden? Um die verschiedenen<br />

Anliegen entgegennehmen<br />

und strukturieren zu können, aber auch,<br />

um gegenüber unseren Partnern ein Gesicht<br />

zu erhalten, hat sich der <strong>VSAO</strong> mit<br />

dem vom ZV beschlossenen Modell der<br />

Geschäftsstellen der Sektionen strukturell<br />

gefestigt. Weiter ist es gelungen, das Team<br />

des Zentralsekretariates unter der Leitung<br />

von Simon Stettler als koordinierende und<br />

die Sektionen unterstützende Institution<br />

an seinem neuen Standort im Hauptbahnhof<br />

Bern zu verankern. Das Zentralsekretariat<br />

ist nicht nur den mandatierten<br />

Mitgliedern, die vor und nach den Sitzungen<br />

den raschen Gleisanschluss schätzen,<br />

sondern auch den Vertretern der Sektionen<br />

näher gerückt. Der Geschäftsausschuss<br />

(GA) besteht mittlerweile aus Mitgliedern<br />

aller grösseren Sektionen, und<br />

auch die Reintegration respektive die<br />

Wiederbelebung kleinerer Sektionen<br />

konnte unterstützt werden.<br />

Die Aussenwirkung des <strong>VSAO</strong> ist klar erkennbar:<br />

Wir sind dabei, wenn es um<br />

Weiterbildung geht, sei dies im SIWF oder<br />

im BAG. Auch die Standespolitik prägen<br />

wir aktiv mit und vernetzen uns auf Ebene<br />

GA mit dem ZV der FMH, indem dort<br />

mit Gert Printzen ein GA-Mitglied Einsitz<br />

genommen hat, sodass die Wege kurz<br />

bleiben. Bezüglich Arbeitsbedingungen ist<br />

das SECO aktiv geworden. Seine Tätigkeit<br />

ist im Zeitalter der DRG respektive sinkender<br />

Base-Rates eine wesentliche Hilfe zur<br />

Aufrechterhaltung eines gesunden Verhältnisses<br />

von Arbeit und Freizeit.<br />

Wenn ich an das Gespräch mit meinem<br />

damaligen Spitaldirektor zurückdenke,<br />

haben sich die Grundlagen geändert: Die<br />

Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung stehen<br />

nicht mehr als Bittsteller, sondern als<br />

Partner da, die respektiert werden. Bezüglich<br />

Wertschätzung ihrer Arbeit und auch<br />

Wert der Weiterbildung besteht gegenüber<br />

unserem ökonomisch geprägten Umfeld<br />

sicher noch Klärungspotenzial. Nun stehe<br />

ich in meinem 48. Altersjahr und bin be-<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


Politik<br />

reits mehr als drei Jahre nicht mehr am<br />

Spital respektive kurativ tätig, sondern<br />

arbeite bei einer Sozialversicherung konzeptionell<br />

und begutachtend. Deshalb<br />

habe ich mich entschlossen, die präsidialen<br />

Führungsaufgaben dieses Verbandes<br />

der jungen Spitalärztinnen und -ärzte<br />

weiterzugeben. Ich bin überzeugt, dass in<br />

der aktuellen Entwicklungsphase unseres<br />

Verbandes der Weg an dessen Spitze von<br />

nachrückenden jüngeren Kolleginnen<br />

und Kollegen in Angriff genommen wird.<br />

All jenen, die mir in den vergangenen<br />

Jahren ihr Vertrauen geschenkt haben<br />

und mir diese interessante standespolitische<br />

Tätigkeit ermöglicht haben, danke<br />

ich herzlich dafür. Auch in Zukunft werde<br />

ich mich gerne weiter für die Ziele einer<br />

qualitätsorientierten medizinischen Versorgung<br />

und deren Grundlagen einsetzen,<br />

sodass der Kontakt zum <strong>VSAO</strong> gewiss nicht<br />

abreissen wird.<br />

Dem <strong>VSAO</strong> wünsche ich weiterhin aktive<br />

und kritische Mitglieder, angeregte Diskussionen<br />

und breit abgestützte Lösungen<br />

zum Wohle aller.<br />

■<br />

Herzlich Euer Christoph Bosshard,<br />

Präsident <strong>VSAO</strong><br />

... so, I just fade away – goodbye!<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


weiterbildung<br />

Bauplan der Weiterbildung<br />

Die Adjektive «kurz» oder «einfach» passen nicht, um die Struktur der Weiterbildung in der Schweiz<br />

zu beschreiben. Zu komplex ist das Gefüge, zu vielfältig die Beteiligten. Trotzdem soll der nachfolgende<br />

Text eine Übersicht bieten und zusätzlich aufzeigen, in welchen Gremien der <strong>VSAO</strong> offiziell<br />

beteiligt ist.<br />

Sonja Trüstedt, <strong>VSAO</strong> Basel, GA-Mitglied Ressort Weiterbildung<br />

Das Medizinalberufegesetz MedGB<br />

regelt in groben Zügen alles rund um die<br />

universitäre Ausbildung sowie hinsichtlich<br />

der Weiter- und Fortbildung. Neben<br />

Zulassungsformalitäten, Zielen der Ausund<br />

Weiterbildung, Kompetenzen ordnet<br />

es u.a. die Qualitätssicherung der eidgenössischen<br />

Facharzttitel und die eigenverantwortliche<br />

Tätigkeit als Arzt oder Ärztin.<br />

Obwohl die Weiterbildung gemäss Gesetz<br />

an eine private Organisation delegiert<br />

werden darf, behält der Bund die Oberaufsicht.<br />

Hierbei stehen dem Eidgenössischen<br />

Departement des Inneren (EDI) der<br />

Schweizer Akkreditierungsrat und die Medizinalberufekommission<br />

zur Seite.<br />

Die Medizinalberufekommission<br />

MEBEKO ist ein Gremium bestehend<br />

aus 21 von Bundesrat gewählten Personen,<br />

der <strong>VSAO</strong> ist mit einem Sitz vertreten.<br />

Die Kommission entscheidet über Anerkennung<br />

ausländischer Diplome und<br />

Weiterbildungstitel. Als Beratungsorgan<br />

nimmt sie zu fachspezifischen und qualitätsbezogenen<br />

Aspekten der Aus- und<br />

Weiterbildung Stellung. Sie berichtet dem<br />

EDI und dem Schweizerischen Akkreditierungsrat<br />

regelmässig. Diese Berichte orientieren<br />

auch bei Problemen der Aus- und<br />

Weiterbildung und zeigen Massnahmen<br />

zur Erhöhung deren Qualität auf.<br />

Das Schweizerische Institut der<br />

Weiter- und Fortbildung SIWF ist<br />

ein eigenständiges Institut der Verbindung<br />

der Schweizer Ärzte (FMH) und ist für<br />

den ganzen Bereich der Weiter- und Fortbildung<br />

zuständig. Damit ist es die wichtigste<br />

Organisation für die Mitglieder des<br />

<strong>VSAO</strong>. Das SIWF ist verantwortlich für die<br />

Weiterbildungsordnung WBO, die<br />

eine für alle Fachgesellschaften gültige<br />

Interpretation und Ergänzung zum<br />

MedGB darstellt. Diese regelt zum Beispiel<br />

die Mutterschaftsabsenzen oder Anrechenbarkeit<br />

des geleisteten Militärdienstes<br />

auf die Weiterbildungsdauer. Auf die WBO<br />

aufbauend haben die Fachgesellschaften<br />

ihre jeweiligen Weiterbildungsprogramme<br />

für die Weiterbildungsgänge<br />

erstellt. Alle 45 eidgenössischen Titel werden<br />

in einem 7-jährigen Turnus durch das<br />

EDI akkreditiert. Alle Programme sind<br />

auf der FMH-Webseite einsehbar. Hier findet<br />

man das Wesentliche zu den aktuellen<br />

Anforderungen für den jeweiligen Facharzttitel.<br />

Das SIWF erteilt allen FMH-<br />

Mitgliedern unentgeltlich Auskunft über<br />

ihren jeweiligen Weiterbildungsstand respektive<br />

die noch benötigten Voraussetzungen<br />

zur Erlangung des angestrebten Facharzttitels.<br />

Das SIWF anerkennt auch Weiterbildungsstätten<br />

und kontrolliert diese einerseits<br />

mittels der jährlichen Assistentenumfrage<br />

zur Weiterbildungsqualität<br />

oder aber per Visitation (mehr dazu<br />

im separaten Artikel). Jede Weiterbildungsstätte<br />

muss ein eigenes Weiterbildungskonzept<br />

ausarbeiten. Dieses ist<br />

ebenso wie die Resultate der Umfrage der<br />

Weiterbildungsqualität auf der FMH-Webseite<br />

einsehbar. Auch die anerkannten<br />

Weiterbildungsstätten mitsamt der<br />

Maximaldauer respektive Kategorie sind<br />

aufgelistet. Nur an diesen wird die Weiterbildung<br />

ohne weitere Rückfragen anerkannt.<br />

Den Vorstand des SIWF bilden 18 Mitglieder,<br />

Delegierte der grossen Fachgesellschaften,<br />

der Fakultäten, des <strong>VSAO</strong> sowie<br />

des Verbands leitender Spitalärzte VLSS<br />

und elf ständige Gäste aus den offiziellen<br />

Instituten. Im 54-köpfigen Plenum sind<br />

zwei weitere <strong>VSAO</strong>-Delegierte vertreten.<br />

Das SIWF finanziert sich vorwiegend über<br />

Titelgebühren. Rechenschaft gewährt es<br />

gegenüber der Ärztekammer, dem<br />

«Parlament» der FMH. Hier stellt der <strong>VSAO</strong><br />

40 der 200 Sitze.<br />

Neben diesen primären Strukturen gibt es<br />

weitere Organisationen, die direkt wie indirekt<br />

die Weiterbildung beeinflussen.<br />

Die schweizerische Gesundheitspolitik ist<br />

föderalistisch aufgebaut. Seit 2003 besteht<br />

der «Dialog nationale Gesundheitspolitik»<br />

als ständige Plattform, in<br />

der sich seitens der Eidgenossenschaft der<br />

Vorsteher des Eidgenössischen Departements<br />

des Innern (neu Bundesrat Alain<br />

Berset) und Vertreter des Bundesamts für<br />

Gesundheit, Statistik und Obsan (Schweizerisches<br />

Gesundheitsobservatorium) so-<br />

Journée de réflexion <strong>2012</strong><br />

Ärztliche Weiterbildung in der Schweiz: Wo stehen wir heute? Was tut sich international?<br />

Welche Entwicklungen sind unabänderlich? Und welche Trends gilt es frühzeitig<br />

umzusetzen? Der Themenkreis rund um die Weiterbildung ist weit. Nach einigen<br />

Jahren der Pause organisierte das Schweizer Institut für ärztliche Weiter- und<br />

Fortbildung SIWF und das Collège de Doyens (Vereinigung der Dekane) der medizinischen<br />

Fakultäten Ende Januar wieder eine gemeinsame Tagung, an der die Probleme<br />

und Strategien der ärztlichen Bildung diskutiert wurden. Gegliedert in drei<br />

Themenblöcken wurden verschiedenste Bereiche von Akkreditierung und deren<br />

Folgen bis hin zu Zertifikatwildwuchs beleuchtet. Neben den Delegierten der Fakultäten<br />

der sechs Universitäten, der SMIFK (Schweizerischen medizinischen Interfakultätskommission),<br />

nahmen als wichtige Partnerinstitutionen auch der <strong>VSAO</strong>,<br />

vertreten durch Ryan Tandjung und Sonja Trüstedt, die SAMW (Schweizerische<br />

Akademie für Medizinische Wissenschaften) und die MEBEKO teil.<br />

12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


weiterbildung<br />

wie auf der kantonalen Seite die Leitung<br />

der kantonalen GesundheitsdirektorInnenKonferenz<br />

GDK beteiligen.<br />

Eines der Projekte ist die Plattform Zukunft<br />

ärztliche Bildung (vgl. auch<br />

Berichte in früheren <strong>VSAO</strong>-Journalen und<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage). Seit September<br />

2010 werden die verschiedenen grossen<br />

Herausforderungen in der ärztlichen Bildung<br />

von allen Beteiligten gemeinsam<br />

angegangen. 18 Vereinigungen, darunter<br />

auch der <strong>VSAO</strong>, erarbeiten unter der Leitung<br />

des BAG Lösungsvorschläge zu den<br />

verschiedenen Problemfeldern. Die<br />

Stammplattform beauftragte ihrerseits<br />

Arbeitsgruppen zu spezifischen Themenkreisen<br />

Stellung zu beziehen, so zur Finanzierung<br />

der ärztlichen Weiterbildung,<br />

zur Abstimmung der<br />

ärztlichen Aus-Weiter-und Fortbildung<br />

und neu initiiert zur Frage der<br />

Interprofessionalität. ■<br />

Quellen:<br />

– www.nationalegesundheit.ch<br />

– www.bag.admin.ch ➝ Themen ➝<br />

Gesundheitsberufe ➝ MedGB/Medizinalberufekommission/Plattform<br />

Zukunft (inkl. Auflistung aller<br />

beteiligten Organisationen und Behörden)<br />

– www.siwf.ch<br />

Offen für Neues?<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béatrice<br />

Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

zu einem Thema unserer Mitglieder einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an bertschi@vsao.ch.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


weiterbildung<br />

Bewährtes Kontrollinstrument<br />

Am 12. Januar <strong>2012</strong> lud das Schweizerische Institut für ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung<br />

(SIWF) zu einer Visitatorentagung ein. Ziel der Veranstaltung war es, die Anwesenden über<br />

neuigkeiten bei den Visitationen zu informieren und Gelegenheit zu einem Erfahrungsaustausch<br />

zu bieten. Eingeladen waren auch die mittlerweile über 70 <strong>VSAO</strong>-Vertreterinnen und -Vertreter.<br />

Ryan Tandjung, GA-Mitglied Ressort Weiterbildung<br />

Seit fast zehn Jahren werden kontinuierlich<br />

Visitationen durchgeführt, um die<br />

Qualität der Weiterbildungsstätten zu prüfen.<br />

Ursprünglich war die FMH damit<br />

betraut, seit der Gründung des SIWF fällt<br />

diese Aufgabe in dessen Zuständigkeitsbereich.<br />

Visitationen sind das zentrale Element<br />

zur Überprüfung der Weiterbildungsqualität<br />

an den einzelnen Weiterbildungsstätten.<br />

Seit der Einführung des<br />

Medizinalberufegesetzes (MedBG) ist die<br />

Weiterbildung staatlich geregelt; der Bundesrat<br />

übertrug dem SIWF unter anderem<br />

die Qualitätssicherung der ärztlichen Weiterbildung.<br />

Dreierteam vor Ort<br />

Ein Visitationsteam besteht aus einem<br />

Vertreter der jeweiligen Fachgesellschaft<br />

(Visitationsleiter), einem fachfremden<br />

Experten, der im Auftrag des SIWF die<br />

Visitation begleitet, und einem Vertreter<br />

unseres Verbandes. Im Vorfeld der Visitation<br />

machen sich die Visitatoren anhand<br />

einer umfangreichen Dokumentation mit<br />

der Weiterbildungsstätte vertraut. Diese<br />

Unterlagen enthalten unter anderem vom<br />

Leiter der Weiterbildungsstätte und den<br />

Weiterzubildenden ausgefüllte Fragebogen,<br />

das entsprechende Weiterbildungskonzept<br />

und zusätzliche Informationen<br />

zur Weiterbildung, z.B. das Fortbildungsprogramm,<br />

der Operationskatalog etc. In<br />

einem nächsten Schritt erfolgt der Besuch<br />

vor Ort. Die eigentliche Visitation dauert<br />

in der Regel einen halben Tag und besteht<br />

aus verschiedenen Interviews mit Vertretern<br />

aller Kaderstufen und den Weiterzubildenden<br />

sowie einer Besichtigung der<br />

relevanten Einrichtungen.<br />

Visitiert werden grundsätzlich jene Weiterbildungsstätten,<br />

die einen Leiterwechsel<br />

hatten, eine höhere Einstufung gemäss<br />

Weiterbildungsprogramm beantragen<br />

oder wiederholt in der SIWF Umfrage negativ<br />

bewertet wurden. Angesichts der<br />

hohen Anzahl an Weiterbildungsstätten<br />

(rund 2000 Kliniken und 1000 Arztpraxen)<br />

konnten bisher noch in fast keinem<br />

Fachgebiet regelmässige Visitationen ausserhalb<br />

der oben genannten Punkte<br />

durchgeführt werden.<br />

Vertraute Probleme<br />

Ziel der Visitation ist es, die Qualität der<br />

Weiterbildung zu überprüfen. Die Visitation<br />

erfolgt in der Regel in einer sehr kollegialen<br />

und kooperativen Atmosphäre.<br />

Nicht selten ist es so, dass die Beteiligten<br />

ähnliche Herausforderungen und Probleme<br />

aus der eigenen Klinik kennen; und<br />

manchmal können bereits während der<br />

Visitation Lösungsansätze gefunden werden.<br />

Die Visitation wird mit einem Bericht<br />

abgeschlossen. Auf der Basis des Weiterbildungsprogrammes<br />

und des Visitationsberichtes<br />

fällt die Weiterbildungsstättenkommission<br />

des SIWF den Entscheid über<br />

die Zulassung der Weiterbildung. Diese<br />

Kommission kann Empfehlungen und<br />

bindende Auflagen aussprechen, die zu<br />

einer Revisitation oder – bei Nichtbeachtung<br />

– zu einer Aberkennung der Einstufung<br />

führen kann.<br />

Neuigkeiten<br />

aus dem SIWF<br />

An der Tagung vom 12. Januar standen<br />

neben dem gegenseitigen Austausch und<br />

Vorträgen von erfahrenen Visitatoren<br />

Information über Neuerungen bei der<br />

Weiterbildung im Vordergrund. Organisatorisch<br />

ging es zum einen um die Vereinfachung<br />

und Vereinheitlichung der Dokumente,<br />

zum andern um die Neuorganisation<br />

von Weiterbildungsstätten mit weniger<br />

als fünf Weiterzubildenden. Seit<br />

2011 werden diese sogenannten kleinen<br />

Weiterbildungsstätten in der Regel durch<br />

zwei statt drei Personen visitiert. Das Visitationsteam<br />

besteht dann aus dem Visitationsleiter<br />

vonseiten der Fachgesellschaft<br />

und einem Vertreter unseres Verbandes.<br />

Politisch waren die Resultate der Akkreditierung<br />

durch das Bundesamt für Gesundheit<br />

im Jahre 2010 und das neue Finanzierungsmodell<br />

PEP («Pragmatisch»,<br />

«Einfach», «Pauschal» ) für die Weiterbildung<br />

(s. <strong>VSAO</strong> Journal 5/11) von speziel<br />

lem Interesse. Im neuen Finanzierungsmodell<br />

soll künftig die Liste der<br />

anerkannten Weiterbildungsstätten der<br />

FMH bzw. des SIWF als Grundlage für den<br />

Finanzierungsbeitrag gelten. Diese Verknüpfung<br />

wird die Tätigkeiten des SIWF<br />

(und damit auch unserer Vertreter in den<br />

entsprechenden Gremien) zusätzlich aufwerten.<br />

Offen, oder mindestens nicht abschliessend<br />

geklärt, ist im Moment noch, wie die<br />

Arztpraxen bzw. Lehrstätten für die Praxisassistenz<br />

hinsichtlich der Weiterbildungsqualität<br />

effizient und sinnvoll beurteilt<br />

werden können.<br />

Was kann jeder<br />

einzelne tun?<br />

Visitationen sind wichtige Instrumente in<br />

der Qualitätssicherung der Weiterbildung.<br />

Diese Instrumente können nur funktionieren,<br />

wenn wir aktiv mitarbeiten, sei es<br />

als Visitator des <strong>VSAO</strong> oder aber als engagierter<br />

Mitarbeiter, welcher den Visitationsteams<br />

wertvolle Inputs und Feedbacks<br />

zu seiner Weiterbildungsstätte gibt.<br />

Zudem möchte ich alle Mitglieder dazu<br />

einladen, die Fragebogen der jährlichen<br />

SIWF-Umfrage ehrlich und vollständig zu<br />

beantworten. Nur wenn wir uns wirklich<br />

alle aktiv um unsere Weiterbildung kümmern,<br />

können wir eine gute Weiterbildung<br />

erwarten.<br />

■<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


weiterbildung<br />

Fit für Facharztprüfung Innere Medizin<br />

Bereits zum zweiten Mal wird im UniversitätsSpital Zürich ein Repekurs für Ärztinnen und Ärzte angeboten, die am 20. Juni <strong>2012</strong><br />

die Facharztprüfung für Allgemeine Innere Medizin ablegen möchten.<br />

Der Kurs findet am Freitag/Samstag, 4./5. Mai <strong>2012</strong> statt.<br />

Um das Repetitorium ganz auf die Anforderungen der Prüfung auszurichten, haben die Referenten den MKSAP-14- und 15-Fragenkatalog<br />

durchgearbeitet und typische Fragen ausgewählt. Anhand dieser Fragen werden jeweils besonders prüfungsrelevante<br />

Themen aus dem Fachgebiet repetiert.<br />

Die Teilnehmenden des letzten Jahres waren sehr zufrieden mit dem Kurs und haben ihn sehr positiv bewertet.<br />

Der Kurs dauert zwei Tage. Da dieser Kurs nicht gesponsert ist, muss ein Unkostenbeitrag von CHF 300.– erhoben werden. Darin<br />

enthalten sind die Kursunterlagen und die Verpflegung.<br />

Eine Anmeldung ist notwendig.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.medikusz.ch.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


weiterbildung<br />

Informationen des Berner Instituts<br />

für Hausarztmedizin<br />

Das Berner Institut für Hausarztmedizin<br />

BIHAM bietet auch <strong>2012</strong> Interessantes für<br />

Assistenzärzte mit Weiterbildungsziel AIM<br />

Curriculum Hausarzt/Praxisinternist:<br />

Rotationsstellen<br />

Für die fachspezifische Weiterbildung stehen<br />

mit dem neuen Weiterbildungstitel<br />

AIM der FMH nur noch zwei Jahre zur<br />

Verfügung. Wir vermitteln sechsmonatige<br />

Rotationsstellen mit auf die Hausarztmedizin<br />

ausgerichteten Lernzielen:<br />

Jeweils auf März und September ist<br />

die neu geschaffene Rotationsstelle Orthopädie<br />

zu besetzen:<br />

Orthopädie, Universitätsklinik für orthopädische<br />

Chirurgie Inselspital Bern,<br />

Prof. Dr. K. Siebenrock<br />

Es muss weder Nacht- noch Wochenenddienst<br />

geleistet werden! Vorgesehen ist eine<br />

tageweise Teilnahme an den verschiedenen<br />

Sprechstunden.<br />

Voraussetzung für die Stelle ist eine gute<br />

Vorbildung in Innerer Medizin.<br />

Auf September <strong>2012</strong> ist die Rotationsstelle<br />

Chirurgie zu besetzen:<br />

Allgemeine Chirurgie, Regionalspital<br />

Emmental/Chirurgische Klinik Burgdorf,<br />

PD Dr. med. S. Vorburger<br />

Voraussetzung für die Stelle sind mindestens<br />

zwei Jahre klinische Vorbildung.<br />

Unsere weiteren Rotationsstellen sind bis<br />

August 2013 ausgebucht; Bewerbungen<br />

sind ab Mitte <strong>2012</strong> wieder möglich. Bitte<br />

erkundigen Sie sich, welche Perioden noch<br />

zu besetzen sind:<br />

ORL, Universitätsklinik für HNO Inselspital<br />

Bern, Prof. Dr. M. Caversaccio<br />

Psychiatrie, Privatklinik Wyss Münchenbuchsee,<br />

Dr. med. F. Caduff<br />

Radiologie, SNB Tiefenau, Dr. med.<br />

U. Vogt (drei Monate)<br />

Bewerbungen (und Anfragen) bitte an das<br />

BIHAM richten (regina.ahrens@biham.<br />

unibe.ch); die Unterlagen werden bei Eignung<br />

für die Stelle an den jeweiligen Chefarzt<br />

weitergeleitet.<br />

Kantonal-bernische<br />

Praxis assistenz<br />

Der Grosse Rat hat im Januar <strong>2012</strong> einen<br />

mehrjährigen Verpflichtungskredit für<br />

jährlich 21 Praxisassistenzstellen<br />

gutgeheissen.<br />

Bewerbungen für das Jahr 2013 können<br />

ab sofort eingereicht werden.<br />

Weitere Angaben finden Sie auf unserer<br />

Homepage.<br />

Weiterbildungskurse<br />

Auch <strong>2012</strong> bieten wir praxisrelevante Weiterbildungskurse<br />

für angehende Grundversorger<br />

an:<br />

Ophthalmologie<br />

in der Hausarztpraxis<br />

Die Teilnehmer kennen die klinischen<br />

Bilder der häufigsten ophthalmologischen<br />

Probleme in der Allgemeinpraxis und<br />

können die notwendigen Therapien/<br />

Massnahmen einleiten.<br />

Mittwoch, 2. Mai <strong>2012</strong>, 14–17 Uhr, Dr.<br />

med. A. Klaeger, Ophtalmologe in der Praxis<br />

Pädiatrische Notfälle<br />

in der Hausarztpraxis<br />

Management der häufigsten Krankheiten<br />

im Säuglings- und Kindesalter. Erkennen<br />

und Therapie von Notfallsituationen. Notfallmedikamente<br />

für den Notfallkoffer.<br />

Mittwoch, 6. Juni <strong>2012</strong>, 14–17 Uhr, Dr.<br />

med. R. Temperli, Praxispädiater<br />

Dermatologie<br />

in der Hausarztpraxis<br />

Management von annulären Dermatosen.<br />

Vorgehen bei Pilzinfektionen der Haut,<br />

Haare und Nägel.<br />

Donnerstag, 6. September <strong>2012</strong>, Dr. med.<br />

B. Göschke, Dermatologe in der Praxis<br />

Immobilisationstechnik<br />

in der Praxis<br />

Vertiefen der Immobilisationsgrundsätze,<br />

Erlernen der gängigsten Applikationen<br />

mit rigiden und semirigiden Kunststoffmaterialien.<br />

Mittwoch, 28. November <strong>2012</strong>, 13.30–<br />

18 Uhr, D. Bühlmann, Leiter Operationspflege-Equipe,<br />

Klinik für orthopädische<br />

Chirurgie Inselspital Bern<br />

Interessierte Assistenzärzte können sich<br />

auf unserer Homepage unter Weiterbildung<br />

direkt für die Kurse anmelden. Die<br />

Teilnahme ist kostenlos, die Anmeldung<br />

verbindlich!<br />

Dr. Regina Ahrens, FMH Allgemeinmedizin,<br />

Mitarbeiterin Lehre<br />

Berner Institut für Hausarztmedizin<br />

BIHAM, Universität Bern<br />

Murtenstrasse 11, 3010 Bern<br />

Tel. +41 (0)31 632 89 91<br />

Fax +41 (0)31 632 89 90<br />

regina.ahrens@biham.unibe.ch<br />

www.biham.unibe.ch ■<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


weiterbildung<br />

A B C D E F ...<br />

a b c d e f ...<br />

LESEN LERNEN<br />

Fokussieren mit Filtern<br />

Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Der letzte Beitrag zeigte, wie sich Fragen<br />

des klinischen Alltags in bestimmte Fragetypen<br />

einteilen und dann mithilfe der<br />

PICO-Formulierung in ihre Einzelteile<br />

zerlegen lassen. Im nächsten Schritt soll<br />

in PubMed die relevante Literatur herausgesucht<br />

werden.<br />

Mit der allgemeinen Suchmaske von Pub-<br />

Med (http://www.pubmed.gov) sind sicher<br />

alle vertraut. Die PICO-Komponenten<br />

können hier direkt in der Suchzeile eingegeben<br />

werden. Dabei sieht die generelle<br />

Struktur der Frage wie folgt aus:<br />

––<br />

(Population OR Synonym1 OR<br />

Synonym2 …) AND<br />

––<br />

(Intervention OR Synonym1 OR<br />

Synonym2 …) AND<br />

––<br />

(Comparator OR Synonym1 OR<br />

Synonym2 …) AND<br />

––<br />

(Outcome OR Synonym1 OR<br />

Synonym2 …)<br />

Es sind nicht immer alle vier Komponenten<br />

notwendig; besonders Comparator<br />

und Outcome können je nach Fragestellung<br />

zu restriktiv sein. Ein nützliches<br />

Zusatzzeichen ist *, welches als Stellvertretersymbol<br />

für weitere Zeichen steht. So<br />

ist child* gleichbedeutend mit (child<br />

OR child’s OR children OR childhood).<br />

Unser Beispiel (s. Folge 1, Journal 1/12)<br />

betraf die Prävention von tiefen Beinvenenthrombosen<br />

auf Langstreckenflügen<br />

mittels Kompressionsstrümpfen. In diesem<br />

Fall könnte die Frage so lauten:<br />

(flight* OR travel) AND stocking*<br />

AND (DVT OR thrombosis). Es resultieren<br />

etwas über 60 Artikel – viel zu<br />

viele und sicher nicht alle relevant für<br />

unsere einfache Frage!<br />

Zum Glück bietet PubMed die weniger<br />

bekannte Sektion Clinical Queries an,<br />

in welcher zusätzliche Filter gesetzt werden<br />

können, um das Suchresultat sinnvoll<br />

einzuschränken. Die Clinical Queries<br />

sind in der Rubrik PubMed Tools leicht<br />

zu finden. Wenn wir hier genau wie oben<br />

beschrieben die Suchbegriffe in der Suchzeile<br />

eingeben und auf Search klicken,<br />

erscheinen die zwei Pull-down-Menüs<br />

Category und Scope.<br />

In Category kann man den Fragetyp wählen,<br />

wobei die Optionen Etiology, Diagnosis,<br />

Therapy, Prognosis und<br />

Clinical prediction guides zur Verfügung<br />

stehen. Dabei wird der Umstand<br />

genutzt, dass je nach Fragetyp unterschiedliche<br />

Studiendesigns im Vordergrund<br />

stehen, um die Frage zu beantworten.<br />

PubMed sucht uns die jeweils am<br />

besten geeigneten Designs heraus.<br />

Im Scope kann zwischen einer breiten<br />

(sensitiven) und engen (spezifischen)<br />

Suche ausgewählt werden, um die Suchresultate<br />

weiter zu begrenzen. In unserem<br />

Beispiel liefert die Suche mit den<br />

Filtern Therapy und Narrow neun<br />

klinische Studien und sechs systematische<br />

Reviews (darunter ein relativ neuer<br />

Cochrane Review). Das sieht schon besser<br />

aus. Jetzt müssen wir das beste Paper<br />

auswählen und dieses korrekt interpretieren.<br />

Aber das ist das Thema des nächsten<br />

Follow-ups.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

17


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Basel<br />

Minusstunden<br />

Treffen Assistentensprecherinnen<br />

und Assistentensprecher<br />

Als eines der Ziele für das Jahr <strong>2012</strong> hat<br />

sich der Vorstand des <strong>VSAO</strong> Basel vorgenommen,<br />

mit allen Spitaldirektionen der<br />

grossen Spitäler regelmässig Gespräche zu<br />

führen.<br />

Eines der Themen wird in diesem Jahr die<br />

Minusstundenregelung sein. Gemäss den<br />

jeweiligen Verordnungen ergibt sowohl im<br />

Baselbiet wie auch im Stadtkanton erst<br />

eine geleistete wöchentliche Arbeitszeit<br />

von unter 46 Stunden einen Minussaldo.<br />

Diese Regelung geht in den Spitälern allerdings<br />

gerne vergessen. Dies soll sich in<br />

Zukunft ändern.<br />

Im Universitätsspital Basel wurde zu einem<br />

Treffen mit allen Assistentensprecherinnen<br />

und Assistentensprechern eingeladen.<br />

Dabei ging es auch darum, den Anwesenden<br />

Dirk Bareiss vorzustellen. Er ist<br />

einer der Ärztevertreter in der neu gewählten<br />

internen Betriebskommission im Universitätsspital<br />

Basel und zugleich assoziiertes<br />

Vorstandsmitglied im <strong>VSAO</strong> Basel. Da<br />

die Spitäler ihre internen Betriebskommissionen<br />

ausbauen wollen, ist es enorm<br />

wichtig, dass der <strong>VSAO</strong> Basel dort präsent<br />

ist und die Anliegen seiner Mitglieder einbringen<br />

kann. Treffen mit den Assistentensprecherinnen<br />

und Assistentensprechern,<br />

dem <strong>VSAO</strong> Basel und Mitgliedern der Betriebskommission<br />

sollen deshalb in Zukunft<br />

regelmässig stattfinden. ■<br />

Mitgliederversammlung<br />

Die jährliche Mitgliederversammlung<br />

findet am 9. Mai <strong>2012</strong> statt. Bitte dieses<br />

Datum jetzt schon reservieren.<br />

Claudia von Wartburg,<br />

Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Basel<br />

Sektion Bern<br />

Einigung bei<br />

Lohnverhandlungen<br />

Lohnabschluss mit GAV-Spitälern<br />

Wie im letzten Journal berichtet, haben<br />

sich die GAV-Sozialpartner im alten Jahr<br />

erst in Bezug auf den Teuerungsausgleich<br />

geeinigt und vereinbart, dass die Summe<br />

für individuelle Lohnerhöhungen im ersten<br />

Quartal <strong>2012</strong> verhandelt wird. Inzwischen<br />

konnte eine Einigung erzielt werden.<br />

Der vollständige Lohnbeschluss<br />

lautet wie folgt:<br />

3. Zusätzlich verpflichten sich die Arbeitgeber,<br />

bei positivem Rechnungsabschluss<br />

die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mit Einmalprämien am<br />

Erfolg teilhaben zu lassen. Die Personalverbände<br />

werden über Höhe<br />

und Modalitäten informiert.<br />

4. Weil das «Lohnjahr» in Zukunft von<br />

<strong>April</strong> bis März dauert, gelten die versicherten<br />

Lohnanpassungen von<br />

1. <strong>April</strong> <strong>2012</strong> bis 31. März 2013.<br />

Medienkonferenz<br />

der Personalverbände<br />

Wie jedes Jahr haben die Personalverbände<br />

im Kanton Bern am 15. Februar <strong>2012</strong><br />

der Öffentlichkeit ihre Forderungen betreffend<br />

Lohnentwicklung und Arbeitsbedingungen<br />

vorgestellt. Näheres dazu auf<br />

unserer Website www.vsao-bern.ch. ■<br />

Rosmarie Glauser,<br />

Geschäftsführerin Sektion Bern<br />

1. Das Lohnsummenwachstum beträgt<br />

gesamthaft 1,2%. Für den Teuerungsausgleich<br />

stehen 0,4% zur Verfügung,<br />

für den Stufenanstieg 0,8%.<br />

2. Der Teuerungsausgleich wird ab<br />

1. Januar <strong>2012</strong> gewährt, der Stufenanstieg<br />

ab 1. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>. Teuerungsausgleich<br />

und individuelle Gehaltserhöhungen<br />

werden ab 1. <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

versichert.<br />

Einladung zur Mitglieder versammlung <strong>2012</strong><br />

Die ordentliche Mitgliederversammlung des <strong>VSAO</strong> Bern findet am<br />

Donnerstag, 26. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, um 19.00 Uhr im Restaurant Tramdepot<br />

in Bern statt.<br />

Ab 18.30 Uhr Apéro, um 19.00 Uhr beginnt die Mitgliederversammlung mit den<br />

statutarischen Geschäften, Informationen und Diskussionsmöglichkeiten. Anschliessend<br />

gibts ein Nachtessen sowie die jährliche Tombola. Detailliertere Informationen<br />

folgen per Post und auf unserer Homepage www.vsao-bern.ch.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

19


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Neuenburg<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />

Die AMINE startet in ein Jahr <strong>2012</strong> voller<br />

Herausforderungen. Am 1. Januar <strong>2012</strong><br />

sind wir dem <strong>VSAO</strong> beigetreten. Die neue<br />

Zusammenarbeit trägt bereits erste Früchte.<br />

So haben wir eine bedeutende finanzielle<br />

Unterstützung erhalten, die es uns<br />

ermöglicht, eine eigene Geschäftsstelle<br />

unter der Leitung von Joël Vuilleumier,<br />

Rechtsanwalt, zu betreiben. Er wird uns<br />

in sämtlichen Rechtsfragen beistehen und<br />

die Mitglieder der AMINE in ihren Anliegen<br />

unterstützen. Die Koordinaten der<br />

Geschäftsstelle sind auf der Website des<br />

<strong>VSAO</strong> aufgeführt.<br />

Unser Ziel in diesem Jahr ist die Neuverhandlung<br />

des geltenden Gesamtarbeitsvertrags<br />

(GAV) aus dem Jahre 2006. Dieser<br />

wird in den meisten Abteilungen des Hôpital<br />

neuchâtelois kaum eingehalten, insbesondere<br />

was die Stellenbeschriebe, die<br />

Überstunden und die als Bereitschaftsdienste<br />

verkappten Pikettdienste angeht.<br />

Die bevorstehenden Verhandlungen werden<br />

hart sein. Deshalb haben wir mit<br />

wichtigen Verbündeten, wie der Gewerkschaft<br />

SYNA, Kontakt aufgenommen, um<br />

das bestmögliche Ergebnis in den Verhandlungen<br />

zu erzielen.<br />

Ein weiteres Ziel ist die Erhöhung unseres<br />

Bekanntheitsgrades. Zu diesem Zweck<br />

haben wir eine Arbeitsgruppe gegründet.<br />

Diese soll den Kameradschaftsgeist bei<br />

den Assistenz- und Oberärztinnen und<br />

-ärzten fördern. Geplant sind gesellige<br />

Anlässen und eventuell der Betrieb eines<br />

Standes am bekannten Winzerfest. Wir<br />

erhoffen uns damit, die Arbeit in unserem<br />

Kanton attraktiver zu machen. Zudem<br />

sind wir der Meinung, dass ein ausgeglichenes<br />

Privatleben die Motivation und die<br />

Effizienz am Arbeitsplatz erhöhen. Weiter<br />

möchten wir den neuen Assistenzärztinnen<br />

und -ärzten die Möglichkeit geben,<br />

sich mit älteren Kollegen über organisatorische<br />

Probleme, Stress am Arbeitsplatz<br />

usw. auszutauschen. Es hat immer noch<br />

zu viele neue Kollegen, die sich mit Antidepressiva<br />

und anderen Benzodiazepinen<br />

dopen, um in dieser harten Welt zu überleben.<br />

Wir werden unsere Attraktivität<br />

stärken, wenn wir den zukünftigen Assistenz-<br />

und Oberärztinnen und -ärzten im<br />

Kanton angenehme Rahmenbedingungen<br />

bieten. Dies wird letztlich auch unseren<br />

Patienten zugutekommen. ■<br />

Herzliche Grüsse<br />

Mikael Sacristan,<br />

Präsident der Sektion Neuenburg<br />

Sektion Solothurn<br />

Der Stein kommt<br />

ins Rollen<br />

Die Sektion Solothurn hat die Mitgliederversammlung<br />

dieses Jahr am 20. März im<br />

Bürgerspital in Solothurn abgehalten.<br />

Nach einem Apéro und der Erledigung der<br />

statuarischen Traktanden blickte der Präsident<br />

in seinem Bericht auf das vergangene<br />

Jahr zurück und schilderte kurz die<br />

laufenden und künftigen Geschäfte. Anschliessend<br />

berichtete unser Verbandsjurist<br />

Ricky Vultier über sein Referat «Umsetzung<br />

des Arbeitsgesetzes in mittelgrossen<br />

Spitälern», das er anlässlich einer<br />

Kadertagung der Medizinischen Klinik<br />

des Bürgerspitals gehalten hatte.<br />

In ebendieser Klinik der SoH haben unter<br />

dem letzten Chefarzt die meisten Verstösse<br />

gegen die gesetzlichen Vorschriften stattgefunden,<br />

sodass sich der jetzige Chef mit<br />

einer Unmenge von akkumulierten Überstunden<br />

konfrontiert sieht. Gleichzeit bestanden<br />

Dienstplanstrukturen und ein<br />

Mangel an ärztlichem Personal, die gesetzeskonforme<br />

Arbeitszeiten unmöglich<br />

machten. Nun aber wird der Versuch eines<br />

wirklichen Neuanfangs gemacht. Dass<br />

hierbei die Expertise von Ricky Vultier in<br />

Anspruch genommen wurde und der neue<br />

Chefarzt auf diesem Weg auch aktiv den<br />

Kontakt zum <strong>VSAO</strong> gesucht hat, freut uns<br />

sehr, und wir hoffen auf eine gute und<br />

konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Im Zuge der aufgelaufenen Probleme im<br />

Bürgerspital haben wir wieder einen engeren<br />

Kontakt zu den Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzten der Klinik aufbauen<br />

können; mit Anna Lam und Eva Kifmann<br />

haben wir ferner zwei neue Vorstandsmitglieder<br />

gewonnen.<br />

Im vergangenen Jahr intensivierten wir<br />

anlässlich einer Mitgliederbefragung den<br />

Kontakt zu den Psychiatrischen Diensten.<br />

Auf diese Weise ist es uns gelungen, die<br />

beiden Oberärzte Volker Böckmann und<br />

Marino Urbinello als neue Vorstandsmitglieder<br />

zu gewinnen. Momentan fehlt uns<br />

nur noch ein Vorstandsmitglied aus dem<br />

Spital Olten. Wir streben im laufenden<br />

Jahr an, diese Lücke zu schliessen.<br />

Problemfall SoH<br />

Nebst den unzulässigen Arbeitszeiten hat<br />

der <strong>VSAO</strong> aufgedeckt und moniert, dass<br />

die bisherige Praxis der Überstundenauszahlung<br />

der SoH nicht korrekt war. Alle<br />

Überstunden müssen mit einem Zuschlag<br />

von 25 Prozent ausgezahlt werden, was<br />

bisher nicht praktiziert worden ist. Verhandlungen<br />

mit der Personalabteilung<br />

haben bewirkt, dass seit Januar <strong>2012</strong> automatisch<br />

alle Überstundenauszahlungen<br />

mit dem Zuschlag erfolgen. Wie mit den<br />

früher nicht korrekt ausgezahlten Überstunden<br />

umgegangen wird, wird zurzeit<br />

noch verhandelt. Wir wollen erreichen,<br />

dass sich die SoH aktiv um die geschuldete<br />

Nachzahlung kümmert. Es gibt eine<br />

Verjährungsfrist von fünf Jahren. Wir rufen<br />

alle Assistenz- und Oberärzte, die zwischen<br />

2007 und 2011 Überstunden ausgezahlt<br />

bekommen haben, auf, sich selber<br />

aktiv bei der SoH zu melden und den<br />

Zuschlag nachzufordern (Adresse, E-<br />

Mail-Adresse und Telefon siehe Lohnabrechnung).<br />

Vergesst nicht, ein aktuelles<br />

Konto anzugeben.<br />

Ein weiteres Thema bleibt die Umsetzung<br />

des Anspruchs auf 104 Ruhetage pro Jahr<br />

für alle Ober- und Assistenzärzte der SoH.<br />

Das bedeutet, dass entweder alle Wochenenden<br />

frei sind, oder es für jeden gearbeiteten<br />

Wochenend- und Feiertagsdienst<br />

einen freien Tag gibt. Der Personalchef hat<br />

eine Überprüfung dieser Regelung durchführen<br />

lassen und ist zum Ergebnis ge-<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

kommen, dass diese Regelung bei etwa<br />

zehn Prozent der Ärzte nicht eingehalten<br />

wird. Wir denken, hier handelt es sich vor<br />

allem um Oberärzte, da diese Regelung<br />

wahrscheinlich durch die Nachtdienstregelungen<br />

bei den meisten Assistenten eingehalten<br />

werden kann. Wir werden mittels<br />

einer neuerlichen Umfrage bei den Oberärzten<br />

aller Kliniken ermitteln, ob hier<br />

Handlungsbedarf besteht. Aber wir bitten<br />

auch alle Assistenzärztinnen und -ärzte,<br />

bei denen diese Regelung nicht umgesetzt<br />

wird, sich zu melden, am besten direkt<br />

beim Präsidenten (siehe www.vsao.ch unter<br />

Sektionen). Bislang ist noch nicht recht<br />

abzusehen, wie sich die DRG-Einführung<br />

in der SoH auswirken wird. Auf jeden Fall<br />

ist eine kritische Begleitung durch die Sektion<br />

nötig. Wir rufen alle Mitglieder auf,<br />

uns Probleme zu melden, die sich in diesem<br />

Zusammenhang ergeben. ■<br />

Felix Kurth,<br />

Präsident Sektion Solothurn<br />

Sektion Waadt<br />

Rückblick 2011<br />

und<br />

Ausblick <strong>2012</strong><br />

Der Verband hat das Jahr 2011 mit einer<br />

positiven Note abgeschlossen: Diverse Probleme,<br />

die in Zusammenhang mit den<br />

Arbeitsbedingungen und der Weiterbildung<br />

in verschiedenen Kliniken des Kantons<br />

aufgetaucht waren, konnten zum<br />

Wohle der dort arbeitenden Ärztinnen und<br />

Ärzte gelöst werden. In anderen Kliniken<br />

werden noch zum Teil erhebliche Bemühungen<br />

nötig sein, um die seit nun 6 Jahren<br />

gültigen gesetzlichen Vorschriften<br />

einzuhalten, und vor allem um eine qualitativ<br />

hochstehende Weiterbildung zu<br />

gewährleisten. Der Vorstand der ASMAV<br />

wird sich weiterhin dafür engagieren.<br />

Ende 2011 konnte zudem ein Projekt für<br />

die Karriereplanung der Ärzte im CHUV<br />

ins Leben gerufen werden. Dieses System,<br />

welches weiter unten beschrieben wird,<br />

soll den Ärzten in Weiterbildung eine bessere<br />

Karriereplanung ermöglichen. Dies<br />

durch eine klarere Definition der Rollen<br />

der Chefärzte einerseits und der Assistenzund<br />

Oberärztinnen- und -ärzte andererseits<br />

sowie durch die Einführung einer<br />

Richtlinie und eines neuen Weiterbildungsplans.<br />

Der Vorstand der ASMAV, der<br />

eng an der Ausarbeitung des Projektes<br />

beteiligt war, begrüsst die Arbeit, die innerhalb<br />

der ärztlichen Leitung des CHUV<br />

vollbracht wurde. Letztere verfolgt die<br />

Probleme der Ärzte in Ausbildung aufmerksam<br />

mit. Es gilt nun die korrekte<br />

Implementierung dieses Systems zu überwachen<br />

und dafür zu sorgen, dass dieses<br />

innert nützlicher Frist auf kantonaler<br />

Ebene umgesetzt werden kann.<br />

Schliesslich feiern wir <strong>2012</strong> das zehnjährige<br />

Jubiläum des Bleistiftstreiks im Kanton<br />

Waadt. Dieser 2003 von den damaligen<br />

Assistenz- und Oberärzten lancierte<br />

Streik, hat zur Unterzeichnung des ersten<br />

öffentlich-rechtlichen Gesamtarbeitsvertrages<br />

geführt. Damit konnten erstmals<br />

gute Arbeitsbedingungen und eine qualitativ<br />

gute Weiterbildung vertraglich garantiert<br />

werden. Anlässlich dieses Jubiläums<br />

werden während des ganzen Jahres<br />

<strong>2012</strong> Aktionen und Anlässe stattfinden.<br />

Gleichzeitig werden wir im zweiten Halbjahr<br />

eine Umfrage bei den Mitgliedern<br />

durchführen.<br />

Trotz der wesentlichen Verbesserung der<br />

Arbeitsbedingungen im vergangenen<br />

Jahrzehnt, dürfen wir nicht vergessen,<br />

dass die Situation bei weitem nicht in allen<br />

Kliniken und Spitälern des Kantons<br />

rosig ist. Der Einsatz der Verbandsmitglieder<br />

ist also für die Erarbeitung von Lösungen<br />

entscheidend, sei es mit oder ohne<br />

Unterstützung des Vorstands. Die Mitarbeit<br />

in letzterem ist auch unerlässlich, um<br />

die Aufgaben des Verbandes sicherzustellen.<br />

Wir laden deshalb alle interessierten<br />

Personen ein, sich bei unserem Sekretariat<br />

zu melden (asmav@asmav.ch).<br />

Wir wünschen Ihnen sowohl beruflich als<br />

privat ein erfolgreiches Jahr <strong>2012</strong>. ■<br />

Freundliche Grüsse<br />

Julien Vaucher, Präsident<br />

Maryline Foerster Pidoux,<br />

Vize-Präsidentin<br />

Anja Zyska Cherix, Vize-Präsidentin<br />

Strukturierung der ärztlichen<br />

Weiter bildungen in die spezifischen<br />

Lehrgänge A, B, C, D oder X<br />

Eine Besonderheit der Weiterbildung in<br />

der Schweiz ist, dass die diplomierten Ärzte<br />

ihre Weiterbildung selber organisieren<br />

können. Weiterbildungsstellen können frei<br />

besetzt werden. Um einen Facharzttitel zu<br />

erlangen, muss ein vom SIWF (Schweizerisches<br />

Institut für ärztliche Weiter- und<br />

Fortbildung) definierter Anforderungskatalog<br />

erfüllt werden. Die Dauer der Weiterbildung<br />

wird in der Regel auf 5 oder<br />

6 Jahre festgelegt. In der Realität dauert<br />

die Weiterbildung im Durchschnitt 8 Jahre<br />

und nicht selten trifft man Ärzte an, die<br />

über 9 Jahre in verschiedenen Spitälern<br />

gearbeitet haben und noch immer keinen<br />

Facharzttitel besitzen.<br />

In der heutigen Situation, die von Ärztemangel<br />

und Umwälzungen in der Spitalfinanzierung<br />

gekennzeichnet ist, gehört<br />

die Reorganisation der Weiterbildung<br />

zu den prioritären Vorhaben des CHUV.<br />

Die Erwartungen an eine Weiterbildung<br />

sind vielfältig. Die Weiterbildung muss den<br />

Bedürfnissen der Bevölkerung, des Spitalbetriebs<br />

und der jeweiligen Abteilung gerecht<br />

werden und schliesslich den Nachwuchs<br />

im akademischen Bereich, im<br />

Spital und in der Grundversorgung sicherstellen.<br />

Zudem haben verschiedene Umfragen<br />

bei den Ärzten in Weiterbildung<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

21


<strong>VSAO</strong><br />

gezeigt (SwissMedCareer, Austrittsgespräche<br />

im CHUV), dass ihre Hauptsorge das<br />

Nichtvorhandensein eines klaren Karriereplans<br />

ist. Dazu kommt der Wunsch<br />

nach einer besseren Vereinbarkeit von<br />

Privat- und Berufsleben, die eine bessere<br />

Strukturierung der Weiterbildung erfordert.<br />

Lehrgang A<br />

Akademischer Nachwuchs: Für Ärzte,<br />

die ihre Karriere im akademischen<br />

Bereich bzw. als Kaderärzte in Universitäts-<br />

oder Kantonsspitälern planen.<br />

Lehrgang B<br />

Spitalbedürfnisse: Für Ärzte, die eine<br />

Stelle als Kaderarzt im nicht akademischen<br />

Bereich anvisieren: FHV, ausserkantonale<br />

Partnerspitäler, eventuell<br />

CHUV.<br />

Lehrgang C<br />

Praxen, Kliniken: Für Ärzte, die primär<br />

als Grundversorger oder in einer<br />

Privatklinik tätig sein wollen.<br />

Lehrgang D<br />

Diverses: Für Ärzte, die sich nicht in<br />

der Fachrichtung spezialisieren wollen,<br />

in welcher sie gerade arbeiten.<br />

Orientierung X<br />

Noch ohne Karriereplan: Für Ärzte, die<br />

am Anfang ihrer Weiterbildung stehen<br />

und noch keine Ziele definiert haben.<br />

Um die Effizienz der Weiterbildungscurricula<br />

zu verbessern, insbesondere um die<br />

Weiterbildungsdauer zu verkürzen, hat<br />

das CHUV neulich ein Weiterbildungskonzept<br />

mit den spezifischen Lehrgängen A,<br />

B, C, D oder X eingeführt (siehe Kasten).<br />

Dieses Konzept hat zum Ziel, den Assistenzärzten<br />

eine bessere Planung der Weiterbildung<br />

in verschiedenen Fachrichtungen<br />

zu ermöglichen sowie dessen Kohärenz<br />

sicherzustellen und gleichzeitig den<br />

potentiellen Nachwuchs zu orten.<br />

Das Weiterbildungsprogramm<br />

Der gewählte Lehrgang wird zusätzlich zu<br />

den fachspezifischen Zielen im Weiterbildungsprogramm<br />

aufgeführt. Der Chefarzt<br />

muss jedem neuen Arzt die jeweiligen<br />

Herausforderungen der oben erwähnten<br />

Lehrgänge aufzeigen. Die beiden Parteien<br />

legen anschliessend gemeinsam den<br />

Lehrgang fest. Dieser neue Ansatz soll einen<br />

offenen Dialog zwischen den beiden<br />

Parteien ermöglichen und zu einer regelmässigen<br />

konstruktiven Evaluation hinsichtlich<br />

der spezifischen Ziele und einer<br />

möglichen Neuorientierung führen. Das<br />

Büro Ärzte von morgen der ärztlichen<br />

Direktion des CHUV steht für weitere Auskünfte<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Für weitere Informationen<br />

Büro Ärzte von morgen des CHUV:<br />

olivia.chatelan@chuv.ch<br />

Dr med. Sandra Deriaz, Assistentin,<br />

Ärztliche Direktion, CHUV<br />

sandra.deriaz@chuv.ch<br />

Stellenportal<br />

unter<br />

www.asmav.ch<br />

Das Stellenportal unter www.asmav.ch<br />

hat ein neues Gesicht bekommen!<br />

Die Darstellung wurde überarbeitet, um<br />

––<br />

die Lesbarkeit zu verbessern<br />

––<br />

die Benutzung zu vereinfachen<br />

(Filterfunktion)<br />

––<br />

eine verbesserte Druckversion <br />

anzubieten.<br />

Es besteht neu auch die Möglichkeit für<br />

bestimmte Stellen, das PDF-Dokument<br />

mit dem Inserat downzuloaden.<br />

Sie finden den Stellenanzeiger auf<br />

der Website der ASMAV: www.asmav.ch<br />

Zugriff: Menu principal ➛ Offres d’emplois<br />

Erinnerung –<br />

Internetplattform<br />

für<br />

Teilzeitarbeit<br />

Die Plattform für Teilzeitarbeit, die auch<br />

von der ASMAV ins Leben gerufen wurde,<br />

erfreut sich einer grossen Nachfrage seit<br />

ihrer Inbetriebnahme im Herbst 2011.<br />

Die Vorteile der Plattform für<br />

Teilzeitarbeit:<br />

Für die Ärzte<br />

Dort können Ärzte, die eine Teilzeitanstellung<br />

(jobsharing) suchen, einen Ansprechpartner<br />

finden, der Ihnen die Bewerbung<br />

in den entsprechenden Kliniken<br />

erleichtert.<br />

Für die Arbeitgeber<br />

Die zukünftigen Arbeitgeber, die Teilzeitmitarbeiter<br />

suchen, können diese Plattform<br />

auch zur Kandidatensuche benutzen.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

auf der Website der ASMAV:<br />

www.asmav.ch<br />

Zugriff: Menu principal ➛ Plate-forme<br />

temps partiels<br />

■<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Dr. iur. Rudolf M. Reck, Präsident<br />

und Jurist Zürcher Spitalärztinnen<br />

und Spitalärzte <strong>VSAO</strong>-ZH<br />

Fall 1:<br />

Ich arbeite seit fünf Jahren<br />

als angestellte Ärztin in einer<br />

Praxis. Nun möchte ich<br />

mich selbständig machen.<br />

Darf ich den Patientenstamm<br />

«mitnehmen»? Und<br />

darf ich die Patienten aktiv<br />

über meine neue Praxis informieren?<br />

Vertraglich ist<br />

dazu nichts vereinbart worden.<br />

Der Vertrag enthält<br />

auch kein Konkurrenzverbot.<br />

Die im Rahmen einer Anstellung betreuten<br />

Patienten sind Patienten der Praxis<br />

und werden im Namen und auf Rechnung<br />

des Praxisinhabers behandelt. Sie zählen<br />

also, man möge die Wortwahl entschuldigen,<br />

«zum Geschäftsbereich» des Praxisinhabers.<br />

Da jedoch kein Konkurrenzverbot<br />

vereinbart wurde, ist die Weiterbehandlung<br />

der Patienten in der neuen<br />

Praxis rechtlich unproblematisch. Angesichts<br />

des Grundsatzes der freien Arztwahl<br />

ist ohnehin fraglich, wieweit ein Konkurrenzverbot<br />

gerichtlich überhaupt durchgesetzt<br />

werden könnte.<br />

Hingegen ist es, zumindest während der<br />

verbleibenden Dauer der Anstellung, ohne<br />

Einwilligung des Praxisinhabers nicht<br />

erlaubt, aktiv Patienten in der Sprechstunde<br />

über die geplante Praxiseröffnung zu<br />

informieren. Ebenfalls nicht erlaubt ist die<br />

Mitnahme einer Adresskartei oder gar von<br />

Krankengeschichten. Will ein Patient von<br />

sich aus Informationen haben, darf natürlich<br />

kurz geantwortet werden (Rechtsquellen:<br />

Gesundheitsgesetz, Obligationenrecht,<br />

Standesordnung).<br />

Fall 2:<br />

Die fristlose Kündigung<br />

darf von Mitarbeitenden<br />

ausgesprochen werden,<br />

wenn beispielsweise trotz<br />

Hinweis an die Vorgesetzten<br />

die Anstellungsbedingungen<br />

unzumutbar bleiben.<br />

Die Anforderungen<br />

an die fristlose Kündigung<br />

sind streng. Im Folgenden<br />

wird aus einem von der<br />

Rechtsberatungsstelle<br />

des <strong>VSAO</strong>-ZH formulierten<br />

Kündigungsschreiben zitiert.<br />

Der betreffende Assistenzarzt<br />

hatte sich verzweifelt<br />

an die Rechtsberatungsstelle<br />

gewandt, nachdem<br />

er monatelang Dienste von<br />

zehn bis zwölf Tagen am<br />

Stück und Beanspruchungen<br />

mit Tagen ohne jede<br />

Arbeitspause durchgestanden<br />

hatte:<br />

«Hiermit kündige ich mein<br />

Arbeitsverhältnis fristlos,<br />

weil mir die Fortsetzung<br />

des Arbeitsverhältnisses<br />

unter den gegebenen Umständen<br />

nicht länger zuzumuten<br />

ist.<br />

Obschon ich mehrfach auf<br />

die untragbaren Verhältnisse<br />

hingewiesen habe, letztmals<br />

im Gespräch mit dem<br />

zuständigen Chefarzt, ist<br />

keine spürbare Änderung<br />

eingetreten und solche Änderungen<br />

sind auch nicht<br />

absehbar, sodass ich mich<br />

zum erwähnten Schritt gezwungen<br />

sehe.<br />

Die wesentlichsten Mängel<br />

bestehen in der fortgesetzten<br />

und massiven Missachtung<br />

der Höchstarbeitszeiten,<br />

der Ruhezeit- und der<br />

Pausenvorschriften des Arbeitsgesetzes<br />

in einem die<br />

Gesundheit gefährdenden<br />

Ausmass, ergänzt durch<br />

fortgesetzte Diffamierung<br />

und entwertendes Verhalten<br />

meines direkten Vorgesetzten,<br />

des leitenden Arztes<br />

Dr. Z mir gegenüber.<br />

Anzumerken ist ferner,<br />

dass Dr. Z, entgegen der<br />

Grundlage meiner Anstellung,<br />

in Aussicht gestellt<br />

hat, die mir zustehende<br />

Weiterbildung zu verweigern,<br />

falls ich nicht pariere.<br />

Bis heute hat sich ein Überzeitsaldo<br />

von mehreren<br />

hundert Stunden akkumuliert.<br />

Die angesammelte<br />

Überzeit ist mit dem gesetzlichen<br />

Zuschlag von 25<br />

Prozent finanziell zu kompensieren.<br />

Der Saldo ist zusammen<br />

mit dem Lohn auszurichten.<br />

Ferner verlange<br />

ich gleichzeitig Zustellung<br />

des mir zustehenden guten<br />

Arbeitszeugnisses bzw. des<br />

entsprechenden Weiterbildungsevaluationsprotokolls<br />

bis Ende dieses Monats.<br />

Eine Nachforderung<br />

wegen Nichterfüllung der<br />

gesetzlichen bzw. vertraglichen<br />

Leistungen durch das<br />

Spital behalte ich mir ausdrücklich<br />

vor.»<br />

Grundsätzlich wende man sich in solchen<br />

Fällen zunächst persönlich an den direkt<br />

verantwortlichen Vorgesetzten. Falls keine<br />

Änderung eintritt, sollte man die übernächste<br />

Hierarchiestufe, z.B. den Chefarzt<br />

oder die Spitalleitung, involvieren. Die<br />

schriftliche Dokumentation (ausgedrucktes<br />

Mail, Protokoll, Aktennotiz, evtl. ein-<br />

24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

geschriebener Brief) ist empfehlenswert.<br />

Später hat sich die zuständige regionale<br />

Arbeitsvermittlungsstelle beim Rechtsdienst<br />

<strong>VSAO</strong>-ZH gemeldet und eine Bestätigung<br />

gewünscht. Angesichts der Auskunft<br />

und der dokumentierten Umstände<br />

wurde auf eine Kürzung der Arbeitslosenentschädigung<br />

durch sogenannte Einstelltage<br />

verzichtet (Rechtsquellen: Arbeitsgesetz,<br />

kantonales Personalrecht,<br />

Obligationenrecht).<br />

Es bleibt in solchen Fällen die Frage, ob<br />

sich nach derartigen Vorkommnissen etwas<br />

ändert. Oft ist dies nicht der Fall. Im<br />

Rahmen der Rechtsberatung stehen aber<br />

die individuelle Beratung und rasche Hilfe<br />

für die betroffenen Mitglieder im Vordergrund.<br />

<br />

■<br />

Geglückter Start<br />

Wer für seine Kinder einen Kitaplatz sucht, muss einen langen Atem haben. Oftmals bestehen<br />

endlose Wartelisten und wenig Hoffnung auf schnelle Besserung. Der <strong>VSAO</strong> bietet seinen Mitgliedern<br />

seit einem Jahr Unterstützung bei der Suche nach Kitaplätzen an. Mit Erfolg, wie eine<br />

erste Auswertung zeigt.<br />

Beatrice Sahli, stv. Leiterin Mitgliedschaftswesen<br />

Seit März 2011 bieten wir unsere Dienstleistung<br />

«Vermittlung von Kitaplätzen»<br />

an. Regelmässig erhalten wir Anfragen<br />

von Mitgliedern, die von unserer Unterstützung<br />

profitieren möchten. Innerhalb<br />

eines Jahres haben wir über 50 Anfragen<br />

bearbeitet. Ein grosser Teil der Anfragen<br />

betreffen die Kantone Bern, Zürich und<br />

Genf.<br />

Unsere Vorabklärungen haben sich in der<br />

Praxis bestätigt: Es ist oftmals aufwendig<br />

und schwierig, einen Platz zu finden.<br />

Manchmal reichen wenige Telefonate,<br />

und man hat einen freien Platz gefunden,<br />

in der Regel sind aber zehn bis zwanzig<br />

Telefonate nötig. Und nicht immer hat<br />

man danach einen definitiven Platz, sondern<br />

kann sich lediglich auf die Warteliste<br />

setzen lassen.<br />

Erfreulicherweise konnten wir trotz den<br />

nicht ganz einfachen Voraussetzungen,<br />

eine ganze Reihe von Kitaplätzen vermitteln.<br />

Leider ist es uns nicht möglich, dort<br />

Kitaplätze zu finden, wo es keine freien<br />

Plätze gibt. Hier setzt deshalb unser zweites<br />

Projekt an. Zurzeit führt die Prognos<br />

AG im Auftrag des <strong>VSAO</strong> eine Studie in<br />

Form einer Kosten-Nutzen-Analyse zum<br />

Thema «Familienfreundliche Massnahmen<br />

in Spitälern» durch. Wir werden im<br />

<strong>VSAO</strong>-Journal und auf unserer Website<br />

regelmässig darüber berichten.<br />

Ende 2011 haben wir zudem bei allen<br />

Mitgliedern, die bis dahin von unserer<br />

Kitavermittlung profitiert haben, eine<br />

Umfrage durchgeführt. Die Auswertung<br />

zeigte, dass über 90 Prozent die Dienstleistung<br />

sinnvoll finden. Ausserdem erachten<br />

drei Viertel der Umfrageteilnehmer unsere<br />

Rückmeldungen hilfreich und vier von<br />

fünf der Befragten würden unsere Unterstützung<br />

weiterempfehlen oder erneut<br />

nutzen.<br />

Wir versuchen, unsere Dienstleistung stetig<br />

zu optimieren. Deshalb sind wir für<br />

jede Rückmeldung dankbar, die wir von<br />

unseren Mitgliedern, und insbesondere<br />

von den Nutzern, der Kitavermittlung erhalten.<br />

Ihre Feedbacks können Sie uns<br />

jederzeit an sekretariat@vsao.ch zukommen<br />

lassen.<br />

■<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit März unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

25


<strong>VSAO</strong><br />

-Inside<br />

Tanja Kuster<br />

Wohnort: Grasswil<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: August 2010<br />

Funktion im <strong>VSAO</strong>: Lernende<br />

Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />

ein attraktiver Arbeitgeber<br />

Was machst du neben der Arbeit?<br />

Bei Eishockey-Matches zuschauen<br />

(Freund), fotografieren, Musik hören,<br />

shoppen, mit Kollegen ausgehen.<br />

Was ist dein grösster Wunsch?<br />

Glücklich und gesund sein und bleiben.<br />

Welches sind deine Hauptaufgaben im<br />

Verband?<br />

Mitgliederverwaltung, Beantworten von Mitgliederanfragen,<br />

Mitarbeit in verschiedenen<br />

Projekten (z.B. MediFuture-Kongress).<br />

Wieso <strong>VSAO</strong>?<br />

Die Arbeit war von Anfang an interessant<br />

und vielseitig, und ich fühlte mich rasch<br />

in einem tollen Team integriert. So ist mir<br />

z.B. die erste Begegnung mit unserem<br />

Verbandspräsidenten Christoph Bosshard<br />

in sehr guter Erinnerung geblieben. Er<br />

kam unkompliziert und herzlich auf<br />

mich zu, und ich fühlte mich von Anfang<br />

an ernst und «für voll» genommen. Das<br />

hat mich sehr gefreut.<br />

Was gefällt dir an deinen Aufgaben am<br />

besten?<br />

Die Abwechslung und Vielseitigkeit meiner<br />

Arbeit und die Kontakte mit den Mitgliedern.<br />

Wie sieht deine berufliche Laufbahn<br />

aus?<br />

Nach dem Abschluss der Schule und vor<br />

meiner Lehre im <strong>VSAO</strong> habe ich ein Zwischenjahr<br />

in der Romandie eingeschaltet.<br />

Die Lehre dauert noch bis übernächsten<br />

Sommer. Danach würde ich gerne die<br />

Berufsmaturitätsschule absolvier ■<br />

Sonja Trüstedt<br />

Wohnort: Gempen, ein richtiges<br />

Feriendorf<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: Ungefähr seit Sommer<br />

2008<br />

Funktion im <strong>VSAO</strong>: Co-Präsidentin<br />

Sektion beider Basel, GA-Mitglied<br />

(Ressortleiterin Weiterbildung),<br />

Arbeitsgruppenleitung<br />

neues Arztbild, <strong>VSAO</strong>-Delegierte<br />

Plattform Zukunft (Bundesamt<br />

für Gesundheit), Arbeitsgruppe<br />

Harmonisierung Aus-, Weiter- und<br />

Fortbildung, Ärztekammer-Ersatzdelegierte<br />

Arbeitsort und Funktion im Spital:<br />

Universitätsspital Basel, Departement<br />

für Anästhesie, Oberärztin,<br />

80 Prozent<br />

Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />

Veränderung, anerkannter Partner,<br />

Kollegen<br />

Was machst du neben der Arbeit?<br />

Fotografieren, Tauchen, Handarbeiten,<br />

Wandern, auch mit Schneeschuhen.<br />

Was ist dein grösster Wunsch?<br />

Für die Jungärzte: unbestrittene Gleichwertigkeit<br />

von Weiterbildungsaktivitäten<br />

und Forschung und Dienstleistung. Warum?<br />

Weil die Intention, das medizinische<br />

Wissen vorwärtszubringen, gleich wichtig<br />

ist für die beste Patientenversorgung wie<br />

die Persönlichkeitsbildung und der Erwerb<br />

von Fähigkeiten und ebenfalls gleich<br />

wichtig wie die tägliche Anwendung dieses<br />

Könnens.<br />

Für mich persönlich: Am Lebensende auf<br />

ein sinnerfülltes Leben zurückschauen zu<br />

können und mit mir zufrieden zu sein.<br />

Wieso <strong>VSAO</strong>?<br />

Es ist der einzige Verein, wo wir Jungärzte<br />

uns für unsere Anliegen engagieren und<br />

etwas bewirken können.<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


Was gefällt dir an deinen Aufgaben am<br />

besten?<br />

Meine Persönlichkeitsentwicklung: Der<br />

<strong>VSAO</strong> bietet mir eine Umgebung, wo ich<br />

mich zusätzlich zum Spital betätigen und<br />

entwickeln kann, mal in einer Führungsrolle,<br />

mal als Meinungsführerin, mal als<br />

Delegierte in Gremien usw.<br />

Wie sieht deine berufliche Laufbahn aus?<br />

Nach dem Staatsexamen kam ich zuerst<br />

in ein Kleinstspital in der Ostschweiz mit<br />

gemischten Diensten und 36-Stunden-<br />

Schichten. Dort habe ich zum ersten Mal<br />

vom <strong>VSAO</strong> profitiert: Unsere Überstunden<br />

wurden zu 100 Prozent ausbezahlt, nachdem<br />

sich ein Kollege mit der Unterstützung<br />

des <strong>VSAO</strong> für uns eingesetzt hatte.<br />

Anschliessend war ich rund drei Jahre<br />

Anästhesieassistentin im Kantonsspital<br />

Baden. Dann folgte ein Wechsel nach<br />

St. Gallen und schliesslich nach Basel, wo<br />

ich bei der Basler Sektion anklopfte. Zu<br />

diesem Zeitpunkt war ich schon Fachärztin.<br />

Zwar war ich immer eine <strong>VSAO</strong>-Sympathisantin;<br />

für eine aktive Mitarbeit benötigte<br />

ich aber eine langfristige Perspektive<br />

ohne ständige Spitalwechsel. ■


fokus<br />

Nicht Mann, noch Frau<br />

Ist es ein Mädchen oder ein Bub? Diese Frage lässt sich nicht immer eindeutig beantworten. Sprach<br />

man früher von Intersexualität, ist heute der Begriff Disorders of Sex Development (DSD) geläufig.<br />

Geändert hat sich auch die Sichtweise der Medizin: Menschen mit DSD werden nicht mehr automatisch<br />

operativ einem Geschlecht zugeordnet. Die Selbstbestimmung der Betroffenen ist ins Zentrum<br />

gerückt.<br />

Christine Aebi-Ochsner, Chefärztin Pädiatrie, Fachärztin FMH für Kinder- und Jugendmedizin,<br />

spez. Endokrinologie und Diabetologie, Kinderspital Wildermeth am SZB<br />

Jährlich kommen in der Schweiz rund<br />

80 000 Kinder zur Welt; bei fünfzehn bis<br />

zwanzig der Neugeborenen ist das Genitale<br />

nicht eindeutig zuzuordnen. Es ist<br />

also unklar, welchem Geschlecht sie angehören.<br />

In diesen Fällen ist die wichtigste<br />

Frage nicht: «Ist das Kind gesund?»,<br />

sondern: «Was ist es, ein Bub oder ein<br />

Mädchen?» Etwas dazwischen gibt es<br />

nicht, weder ontologisch, noch zivilstandesamtlich.<br />

Sprach man früher von<br />

«Zwittern», «Hermaphroditen» oder «Intersexuellen»,<br />

bezeichnet man heute dieses<br />

Phänomen als Disorders of Sex Development<br />

(DSD). Neben der Nomenklatur<br />

hat sich auch die Sichtweise der Medizin<br />

und daraus folgend die Behandlung von<br />

Menschen mit DSD verändert (s. Kasten).<br />

Dualität und<br />

Einheitsmensch<br />

«Gott schuf Mann und Frau», sagt die<br />

Bibel, und die monotheistischen Religionen<br />

zementieren diese Dualität, die uns<br />

naturgegeben und unverrückbar erscheint<br />

– der Mann hat einen Penis, die Frau eine<br />

Vagina. Dass diese Sichtweise aber über<br />

Jahrhunderte nicht die einzige war, zeigen<br />

uns verschiedenste Beispiele. So etwa die<br />

Schriften von Galen (2. Jahrhundert.<br />

n. Chr.) oder die wunderbaren Zeichnungen<br />

von Leonardo da Vinci (1452–1519).<br />

Galen, der römische Arzt, lehrte seine<br />

Schüler, dass Penis und Vagina das Gleiche<br />

seien; die Vagina sei ein eingestülpter<br />

Penis und umgekehrt. Leonardo da Vinci<br />

zeichnet diesen Einheitsmenschen in seinen<br />

Anatomiestudien. Demnach gab es<br />

von der Antike bis ins 18. Jahrhundert die<br />

Idee eines einzigen Geschlechts in zwei<br />

verschiedenen Ausführungen. Die perfekte,<br />

heisse, männliche sowie eine etwas<br />

weniger perfekte, kühlere, weibliche Form.<br />

Dazwischen gab es alle Variationen der<br />

Natur, die uns ja auch heute bekannt sind.<br />

Neben den androgyne Frauen, sogenannten<br />

Mannweibern, waren verweiblichte<br />

Männer in allen Schattierungen akzeptiert:<br />

Die Betroffenen akzentuierten ihr<br />

Anderssein häufig durch entsprechende<br />

Kleidung.<br />

Erst im 18. Jahrhundert begann sich diese<br />

Ansicht zu ändern. Das Ein-Geschlecht-<br />

Modell musste aus politischen und philosophischen<br />

Gründen dem Zwei-Ge-<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

29


fokus<br />

Summary of Consensus Statement on intersex disorders and their management<br />

A. Hughes. Arch Dis Child, 91:544, Fig. 15: Classification of disorders of sex development<br />

Disorders of<br />

Sex Development<br />

Anlässlich der «Internationalen Consensus<br />

Conference on Intersex Disorders<br />

and their Management» wurden<br />

Richtlinien erarbeitet und im August<br />

2006 im PEDIATRICS publiziert, wonach<br />

eine neue Einteilung der «Intersexualität»<br />

erfolgte und Empfehlungen<br />

zur Betreuung der Betroffenen<br />

abgegeben wurden. Demnach wurde<br />

die Nomenklatur, v.a. auch aufgrund<br />

neuer genetischer, molekularbiologischer<br />

und endokrinologischer Erkenntnisse<br />

in Disorders of Sex Development<br />

geändert. Bezeichnungen wie<br />

Intersexualität, Hermaphroditismus<br />

usw. wurden entsprechend verlassen.<br />

(Pediatrics, Vol 118, <strong>Nr</strong> 2, August 2006)<br />

schlechter-Modell weichen. Wie es dazu<br />

kam, ist eine sehr komplexe und komplizierte<br />

Geschichte und hat viel mit Vorherrschaft,<br />

Individualismus, Kampf, Gleichstellung<br />

sowie Paternalismus zu tun.<br />

Die Medizingeschichte bildet diese Entwicklung<br />

ebenso ab, ist sie doch zu weiten<br />

Teilen auch Kulturgeschichte. Der Umgang<br />

mit Menschen mit DSD ist vorab<br />

historisch und kulturell bedingt. Was in<br />

manchen Kulturen zu vernichten ist, ist<br />

in anderen Kulturen gottähnlich. In vielen<br />

afrikanischen Ländern werden Neugeborene<br />

mit nicht klar definiertem Genitale<br />

getötet oder ausgesetzt, in Indien<br />

hingegen werden androgyne Menschen<br />

angebetet und verehrt.<br />

Operativ zugeordnet<br />

In den 50er- und 60er-Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts wurden praktisch alle in der<br />

westlichen Welt geborenen Menschen mit<br />

DSD «korrigiert». Voraussetzung bildeten<br />

die innovativen operativtechnischen Möglichkeiten<br />

und die herrschende Lehrmeinung,<br />

dass v.a. die Erziehung und Umgebung<br />

das Kind zum Mann oder zur Frau<br />

werden lasse (Theorie von John Money).<br />

Die Entscheidung, welches Geschlecht das<br />

Kind erhalten solle, wurde durch den Chirurgen<br />

getroffen. Vielfach wurden die Eltern<br />

nicht orientiert, die Patienten schon<br />

gar nicht.<br />

Noch im Jahr 2000, anlässlich des Abschiedssymposiums<br />

eines abtretenden<br />

Chirurgen, löste die Infragestellung dieses<br />

Vorgehens einen Sturm der Entrüstung<br />

aus. Die Idee, es gebe doch nur Männer<br />

und Frauen und dazwischen gar nichts,<br />

dominierte die Diskussion. Doch der Widerspruch<br />

regte sich bereits vorher. In den<br />

letzten Jahren des 20. Jahrhunderts, hatten<br />

betroffene Menschen ihr Schweigen<br />

gebrochen. Sie informierten sich, fanden<br />

Unterstützung in Selbsthilfegruppen, vereinigten<br />

sich in Foren im Internet (www.<br />

infointersex.ch, www.netzwerk-dsd.de),<br />

gelangten an die Medien usw. Die Probleme<br />

und Anliegen der Menschen mit DSD<br />

wurden öffentlich. Diese Anliegen gipfeln<br />

in dem Wunsch, nicht a priori in die Kategorie<br />

der Zweigeschlechtlichkeit gepresst<br />

zu werden. Nicht von Ärzten zugeordnet<br />

zu werden, die meinen, es besser zu wissen.<br />

Nicht sich dem Zwang von Menschen<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


fokus<br />

beugen zu müssen, die überzeugt davon<br />

sind, dass die eindeutige Geschlechtszugehörigkeit<br />

unsere Gesellschaft stabilisiert<br />

und ordnend beeinflusst. Und für die ein<br />

Dazwischen nicht vorgesehen ist. Viele der<br />

Menschen mit DSD wünschen sich heute<br />

ein drittes Geschlecht.<br />

Normalisierung statt Tabu<br />

Obwohl DSD immer noch weitgehend ein<br />

Tabuthema ist, ist die Betreuung heute<br />

anders als noch vor zehn Jahren. Wird ein<br />

Kind mit DSD geboren, ist dies nach wie<br />

vor ein Schock für die Eltern. Es ist deshalb<br />

äusserst wichtig, dass diese Familien<br />

von einem informierten Team betreut und<br />

beraten werden. Operative Eingriffe werden<br />

nur nach sorgfältiger Abwägung<br />

durchgeführt, oft nur bei medizinischer<br />

Indikation, z. B. bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen<br />

oder Problemen mit dem<br />

Stuhlgang. Kosmetische «Korrektur»-<br />

Operationen vor dem Pubertätsalter werden<br />

hingegen meist nicht mehr durchgeführt.<br />

Und schliesslich ist heute der<br />

Patient ist ein ganz wichtiger Partner in<br />

der Entscheidfindung. Das ist Ausdruck<br />

einer kulturellen Änderung in der Medizin,<br />

die mit «Empowerment of the Patient»<br />

einhergeht und den Arzt zu einem<br />

Partner und nicht zum Gott macht.<br />

Wir sind der Meinung, dass die bisher<br />

tabuisierte Thematik der DSD durch Aufklärung<br />

einer breiten Bevölkerung an<br />

Brisanz verlieren und «normalisiert»<br />

werden sollte. So soll es künftig möglich<br />

sein, Kinder ruhig und unaufgeregt als<br />

Kinder aufwachsen zu lassen, ohne ständige<br />

operative Korrektureingriffe, ohne<br />

Stigmatisierung, ohne Leid und Ausgrenzung.<br />

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logie Gastroenterologie Pharmazeutische Medizin<br />

ologie Geburtshilfe Physikalische Medizin Rehabilitation Hämatologie<br />

rurgie Ophthalmologie Plastische<br />

etische Chirurgie Herzchirurgie Thorakale Gefässchirurgie Pneumologie Infektiologie Innere Medizin<br />

ntion Intensivmedizin Psychiatrie Psychotherapie Kardiologie Radiologie<br />

erchirurgie Gesichtschirurgie Radio-Onkologie Strahlentherapie Kinder-<br />

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<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

31<br />

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6.1.2009 16:19:24 Uhr


fokus<br />

Sie gegen ihn<br />

Vergewaltigungsprozesse hinterlassen bisweilen einen schalen Nachgeschmack, da die Wahrheit<br />

nicht immer eruierbar ist. Manchmal sind es nicht Lügengebilde, welche den wahren Sachverhalten<br />

verstellen, sondern unterschiedliche Realitätswahrnehmungen und missverständliche Interpretationen.<br />

Vergewaltigungsopfer sollten deshalb möglichst schnell professionelle Hilfe suchen.<br />

Henriette Haas, Professorin für forensische Psychologie Universität Zürich und<br />

Christiane Trapp, Rechtsanwältin un d Notarin<br />

In jüngster Zeit sind gleich mehrere Strafanzeigen<br />

gegen Prominente wegen Vergewaltigung<br />

publik geworden. Verfolgt man<br />

die Berichterstattung in den Medien, stellt<br />

sich die Frage, wie im Vergewaltigungsprozess<br />

verhindert werden könnte, dass<br />

trotz umfassenden Beweiserhebungen<br />

keine oder nur eine teilweise Rekonstruktion<br />

des Tathergangs erfolgen kann. Wissenschaftlich<br />

betrachtet, ist es nicht ungewöhnlich,<br />

wenn die Wahrheit über<br />

gewisse Ereignisse aus der Retrospektive<br />

nicht mehr eruierbar ist. Die Folgen für<br />

die betroffenen Menschen sind allerdings<br />

gravierend – sozial und oft auch gesundheitlich.<br />

Mit einer guten interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit wären einige dieser<br />

Desaster zu verhindern, wenn zumindest<br />

einer der Tatbetroffenen sich vorher fachlichen<br />

Rat einholte.<br />

Komplexe Konstellationen<br />

Wie entstehen die besonders schwierigen<br />

Beweislagen im Vergewaltigungsprozess?<br />

Einige Szenarien beruhen darauf, dass ein<br />

Prozessbeteiligter bewusst lügt. Krasse<br />

Unwahrheiten können aber in den Einvernahmen<br />

oft aufgedeckt werden, weil sich<br />

Lügner in Widersprüche verstricken. Daneben<br />

sind auch Konstellationen anzutreffen,<br />

in denen sowohl das mutmassliche<br />

Opfer (Anzeigeerstatterin) als auch<br />

der Beschuldigte meinen, in Treu und<br />

Glauben zu handeln. Dann wird es<br />

schwierig, herauszufinden – geschweige<br />

denn nachzuweisen –, ob überhaupt ein<br />

Unrecht geschehen ist und wenn ja, wem.<br />

Aus psychologischer Sicht bieten diese Fälle<br />

aufgrund der Tatsache, dass die Dinge<br />

nicht eindeutig liegen, eine besondere<br />

Herausforderung.<br />

Eine beweismässig undurchsichtige Konstellation<br />

entsteht beispielsweise dann,<br />

wenn ein Paar sado-masochistische Sexualpraktiken<br />

lebt. Sowohl medizinisch<br />

als auch juristisch sind diese für die Beteiligten<br />

mit hohen Risiken verbunden.<br />

Der Sadomasochismus scheint der biologischen<br />

Lustsuche zu widersprechen, und<br />

das macht es auch für Fachpersonen<br />

schwer, den Betroffenen empathisch zu<br />

begegnen. Wissenschaftlich wird kontrovers<br />

diskutiert, ob die SM-Paraphilie eine<br />

Störung – oder die Kompensation einer<br />

solchen – darstellt, oder ob sie einfach<br />

eine zufallsbedingte statistische Devianz<br />

darstellt. Sofern die Betroffenen nicht unter<br />

ihrer Präferenz leiden, spielt die Frage<br />

der Ätiologie in der ärztlichen Sprechstunde<br />

keine Rolle.<br />

Grenze festlegen<br />

Gesundheitliche und soziale Risiken beim<br />

SM-Sex existieren allerdings jenseits einer<br />

psychiatrischen Pathologisierung. Anfänglich<br />

einvernehmliche Handlungen<br />

können sich leicht in solche verwandeln,<br />

die nicht mehr im gegenseitigen Einverständnis<br />

erfolgen. Denkbar ist, dass einer<br />

der Partner in der Erregung spontan die<br />

Wagnisse heraufschraubt und dabei die<br />

Grenzen des anderen massiv überschreitet.<br />

Jemand könnte ohnmächtig werden<br />

und gar nicht mehr in der Lage sein, zu<br />

kommunizieren, wohingegen der Partner<br />

dies vielleicht in einem ersten Moment gar<br />

nicht bemerkt. Besonders hoch sind diese<br />

Risiken weiter, wenn «rough sex» zur Versöhnung<br />

nach Konflikten eingesetzt wird<br />

und der Übergang vom Konflikt zum Sex<br />

bereits vor der verbalen Versöhnung stattfindet.<br />

Gemäss den Angaben der einschlägigen<br />

Milieus (z.B. www.SM.de) ist darum präventiv<br />

zu beachten, dass SM-Sex nur praktiziert<br />

werden sollte, wenn zuvor eine<br />

Vereinbarung über den Rahmen dieser<br />

Handlungen getroffen wurde nach der<br />

Maxime «safe-sane-consensual». Dies<br />

beinhaltet, dass die Partner über ihre Beziehung<br />

und ihre Sexualität offen reden<br />

müssen. Es müssen u.a. klare und unmissverständliche<br />

Zeichen zum sofortigen<br />

Abbruch einer Handlung festgelegt werden.<br />

Nur durch eine entsprechende Einwilligung<br />

ist allfälliges strafrechtlich relevantes<br />

Verhalten gerechtfertigt. Fehlt sie,<br />

steht der dominante Partner mit einem<br />

Bein im Gefängnis und der Submissive<br />

riskiert, Opfer eines Verbrechens zu werden.<br />

Einwilligungen in krasse sexuell<br />

motivierte Handlungen, die den Tod oder<br />

schwere Körperverletzung zur Folge haben,<br />

sind jedoch unmöglich (siehe Stratenwerth<br />

2011, S. 211 ff.).<br />

Ferner kann sich eine Beziehung mit SM-<br />

Sexualität nur dann in eine gute Richtung<br />

entwickeln, wenn beide Partner zueinander<br />

grundsätzlich ehrlich sind. Ein<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


fokus<br />

Erschleichen von masochistischer Unterwerfung<br />

durch ein elaboriertes und langfristiges<br />

Lügengebäude widerspricht dem<br />

Konsens unter Erwachsenen.<br />

Subjektive Wahrheit<br />

Ein für die Beweisführung ebenfalls<br />

schwieriges Szenario entsteht durch<br />

Wahrnehmungsdifferenzen, Quellenamnesie<br />

und Selbstsuggestion. Diese psychologischen<br />

Mechanismen (oft kombiniert)<br />

trifft man sehr häufig in Rechtsstreitigkeiten<br />

jeglicher Art. Jemand hat das Gefühl,<br />

ihm sei ein Unrecht zugefügt worden und<br />

setzt nun alle Puzzlesteinchen, die dies<br />

aus seiner Sicht bestätigen, zu einem Bild<br />

zusammen. Diese subjektive Version des<br />

Vorfalls wird emotional aufgeladen, überall<br />

herumerzählt und verunmöglicht es<br />

fortan, allfällige Irrtümer einzugestehen.<br />

So verirren sich manche Leute in aussichtslose<br />

Prozesse.<br />

Missverständnisse fangen oft bei der<br />

Wahrnehmung an. Kommunikation –<br />

seien es Gespräche, Mimik oder Körperkontakt<br />

– beruht sowohl auf der Interpretation<br />

des Senders der Signale als auch auf<br />

derjenigen des Empfängers. In der Tat gibt<br />

es gefährliche Gewalt- und Sexualverbrecher,<br />

die ihre Opfer nur durch Blicke und<br />

Andeutungen in grosse, durchaus berechtigte<br />

Angst versetzen können. Nun gibt es<br />

aber auch das umgekehrte: äusserst sensible<br />

Seelen, die deutliche Worte, eine<br />

verbale Zurückweisung, eine Kritik, einen<br />

strengen Blick oder eine kräftige Umarmung<br />

als einen «Gewaltakt» oder eine<br />

«Drohung» deuten.<br />

Verfälschte Erinnerungen<br />

Eine weitere Verfälschung der Erinnerung<br />

entsteht durch die Quellenamnesie. Der<br />

Begriff bezieht sich darauf, dass man die<br />

Inhalte einer Erinnerung viel besser speichert<br />

als die Randdaten (nämlich Zeit,<br />

Ort, Quelle usw.). So wird im selber zusammen<br />

gebastelten Abbild des Vorfalls<br />

die präzise Chronologie der inneren und<br />

der äusseren Ereignisse und der Gespräche<br />

über den Vorfall durcheinandergebracht.<br />

Durch geschickt konzipierte Experimente<br />

(Loftus et al., zusammengefasst<br />

in Haas 2003) ist belegt, dass man ca.<br />

einem Viertel der (psychisch unauffälligen)<br />

Bevölkerung künstliche Erinnerungen<br />

suggerieren kann, die die Betroffenen<br />

nachher nicht mehr von den authentischen<br />

Erinnerungen an ihre Vergangenheit<br />

unterscheiden können. Zum Beispiel<br />

könnte im Gedächtnis einer Anzeigeerstatterin<br />

wegen Vergewaltigung innerhalb<br />

der Paarbeziehung durcheinandergeraten,<br />

wann genau ihr innerer<br />

Entschluss mit dem Partner zu brechen,<br />

gefallen war. War es vor, während oder erst<br />

nach dem letzten Sexualakt?<br />

Selbstsuggestion äussert sich darin, dass<br />

diejenigen Fakten, die gegen die eigenen<br />

Überzeugungen und Interessen sprechen,<br />

oft als irrelevant abgetan oder gar ganz<br />

aus den Erinnerungen ausgeblendet werden.<br />

Unnötig zu erwähnen, welche Macht<br />

die verdrängten Fakten dann in einem<br />

Strafprozess entfalten.<br />

Last, but not least entsteht ein für das Opfer<br />

gefährliches Szenario, wenn es frühere<br />

Aussagen zurückzieht (oder zurückziehen<br />

will). Dabei spielen Abhängigkeitsverhältnisse<br />

zwischen Tätern und ihren Opfern,<br />

Drohungen von Täterseite, aber auch<br />

emotionale Ambivalenzen von der Opferseite<br />

her eine grosse Rolle.<br />

Grundsätzlich ist jeder Fall anders, und<br />

man kann weder generell für die anzeigenden<br />

Frauen noch generell für die beschuldigten<br />

Männer die Hand ins Feuer<br />

legen.<br />

Konsequenzen für die<br />

ärztliche Sprechstunde<br />

Mediziner sind manchmal die ersten<br />

Fachleute, die von den Geschehnissen und<br />

somit von den genannten Risiken erfahren.<br />

Dadurch haben sie die Möglichkeit,<br />

ihren Patientinnen und Patienten mit Rat<br />

und Tat beizustehen, was bei guter Mitwirkung<br />

der Letzteren viele der erwähnten<br />

Szenarien verhindern kann. Folgende<br />

Präventionsstrategien ergeben sich aus<br />

den beschriebenen Szenarien:<br />

• Gesprächstherapeutische Begleitung<br />

von Patienten, von denen man erfährt,<br />

dass sie SM-Sex praktizieren. Es handelt<br />

sich u.a. darum, sie über die Wichtigkeit<br />

von Vereinbarungen und die<br />

Notwendigkeit absoluter Ehrlichkeit in<br />

solchen Beziehungen aufzuklären. Von<br />

Miller und Rollnick (2002) wurde eine<br />

spezielle Gesprächsführungstechnik<br />

entwickelt, um Situationen zu besprechen,<br />

in denen sich die Patienten grossen<br />

Risiken aussetzen oder gesundheitsschädigendes<br />

Verhalten an den<br />

Tag legen. Dieses sogenannte Motivational<br />

Interview hilft den Patienten,<br />

von sich aus mehr Verantwortung für<br />

ihr Verhalten zu übernehmen.<br />

• Opfern von sexueller oder anderer Gewalt<br />

kann man raten, sich nach einem<br />

Delikt unverzüglich in ärztliche Obhut<br />

zu begeben, bevor sie Anzeige erstatten<br />

oder sich an eine Beratungsstelle wenden.<br />

Für die behandelnden Ärzte geben<br />

die rechtsmedizinischen Institute Onlinemerkblätter<br />

für die Untersuchung<br />

ab und sind rund um die Uhr im Einsatz.<br />

Die Frage einer Anzeige muss<br />

nämlich oft schnell entschieden werden,<br />

damit die Spuren am Tatort, an<br />

der Täterschaft und ihren Werkzeugen<br />

ebenfalls noch gesichert werden können.<br />

• Beratung von Patienten bevor sie ein<br />

Verfahren in Gang setzen. De jure kann<br />

natürlich jedermann im Alleingang<br />

eine Strafanzeige erstatten. De facto ist<br />

aber angesichts der Komplexität der<br />

Rechtsmaterie dringend davon abzuraten,<br />

dies ohne anwaltliche Beratung zu<br />

tun. Behandelnde Ärzte können auch<br />

ohne Weiteres eine neutrale, juristische<br />

Meinung über die Beweislage zuhanden<br />

ihrer Patienten einholen, indem sie<br />

mit der Staatsanwaltschaft telefonieren<br />

und den Fall anonymisiert schildern.<br />

Falls sie sich zu Anzeige entschliessen,<br />

müssen sich die Opfer im Klaren sein,<br />

dass sie unter Umständen verpflichtet<br />

sind, alle Fakten offenzulegen. Manche<br />

Opfer wollen einen Teil der Geschehnisse<br />

aus Scham verheimlichen (z.B. eigenes<br />

Risikoverhalten). Dies führt dann<br />

dazu, dass ihre Aussage unglaubhaft<br />

erscheint und sie re-traumatisiert und<br />

evtl. wegen eines Delikts gegen die<br />

Rechtspflege sogar selber strafverfolgt<br />

werden. Sollte jemand in der ersten<br />

Einvernahme unbedachterweise Dinge<br />

verheimlicht oder falsch dargestellt haben,<br />

muss mit der Rechtsvertretung<br />

besprochen werden, wie dies gegebenenfalls<br />

zu korrigieren ist.<br />

• Zukünftigen Anzeige erstatterinnen ist<br />

zu raten, den Vorfall auch aus der Sicht<br />

der Gegenseite zu betrachten und an<br />

alle Indizien und Belege zu denken, die<br />

gegen sie selber sprechen könnten. Alle<br />

unangenehmen Fakten müssen der<br />

eigenen Rechtsvertretung von Anfang<br />

an mitgeteilt werden, sonst sind deren<br />

Bemühungen unweigerlich zum Scheitern<br />

verurteilt. 1 Dafür stehen den Opfern<br />

als Verfahrensbeteiligten bzw. als<br />

Privatklägerschaft die zur Wahrung<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


fokus<br />

ihrer Interessen erforderlichen Verfahrensrechte<br />

einer Partei zu. Sie können<br />

also (wiederum besser in Absprache mit<br />

der Rechtsvertretung) selber im Verfahren<br />

entsprechende Beweisanträge stellen<br />

und Eingaben machen.<br />

Die meisten Menschen, selbst gut ausgebildete,<br />

haben keine Ahnung, wie restlos<br />

gründlich ein Sachverhalt vor Gericht<br />

bewiesen werden muss, damit sie als Opfer<br />

ihre Rechte durchsetzen können und welche<br />

existenziellen Risiken sie eingehen,<br />

wenn sie unüberlegt bei der Polizei Strafanzeige<br />

erstatten. Da es sich bei vielen<br />

Fällen um Offizialdelikte handelt, läuft<br />

ein Verfahren automatisch weiter, auch<br />

wenn das Opfer es sich später anders überlegt.<br />

Selbstverständlich sollen Fälle mit<br />

ausreichender Beweislage möglichst vor<br />

Gericht kommen. Selbst wenn die Vergangenheit<br />

nicht rückgängig gemacht werden<br />

kann, kann es für die Opfer eine sinnerfüllende<br />

Aufgabe sein, weitere Machenschaften<br />

zu stoppen, um damit anderen<br />

Menschen viel Unglück zu ersparen. ■<br />

Literaturverzeichnis<br />

Bohling, F. (Jan. <strong>2012</strong> online). SM.de. Informationen<br />

zum Sadomasochismus. http://www.<br />

sm.de/<br />

Haas, H. (2003). Psychologie de la déposition,<br />

victimologie et techniques d’entretien. Recherches<br />

juridiques lausannoises, Edition<br />

Schulthess. ISBN 3 7255 4581 2.<br />

Haas, H. (2003). Observer et rédiger des documents<br />

en psychologie légale. Série: Actualités<br />

psychologiques N° 14, Institut de psychologie,<br />

Université de Lausanne. ISSN 1420-9284.<br />

Loftus, E.F. & Pickrell, J.E. (1995). The formation<br />

of false memories. Psychiatric Annals, 25:<br />

720–725.<br />

Miller, W.R. und Rollnick, S. (2002). Motivational<br />

Interviewing. Preparing People for<br />

Change. 2nd edition New York: The Guilford<br />

Press.<br />

Stratenwerth, G. (2011). Schweizerisches Strafrecht.<br />

Allgemeiner Teil I. Die Straftat. 4. Aufl.<br />

Bern: Stämpfli AG.<br />

1 Ähnliches gilt übrigens für Leute, die einen<br />

Zivilprozess anstreben. Denn auch dort ist die<br />

Gefahr riesig, aufgrund mangelnden Fachwissens<br />

und des Verdrängens unangenehmer<br />

Fakten eine Prozessniederlage zu generieren.<br />

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34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


fokus<br />

HIV-Präventionskampagnen<br />

bei schwulen Männern<br />

Männer, die Sex mit Männern haben, sind 30 Jahre nach dem ersten Auftreten von HIV und Aids<br />

immer noch im Fokus der Prävention. Denn obwohl sich diese Bevölkerungsgruppe überdurchschnittlich<br />

gut schützt und regelmässig testet, steigen die HIV-Neuinfektionen wieder an. Ein neuer,<br />

unkonventioneller Aktionsplan mit der Kampagne «Break The Chain» soll die Neuinfektionen nun<br />

halbieren helfen.<br />

Mark Bächer, Geschäftsleiter Life Science Communication<br />

Auf den ersten Blick erscheint es paradox:<br />

Schwule und andere Männer, die Sex mit<br />

Männern haben (MSM), testen sich relativ<br />

häufig. Eine HIV-Infektion wird deshalb<br />

früh erkannt: Rund 40 Prozent der HIV-<br />

Diagnosen erfolgen bei MSM innert sechs<br />

Monaten nach der Ansteckung – bei der<br />

heterosexuellen Bevölkerung sind es nur<br />

knapp 15 Prozent im gleichen Zeitraum. 1<br />

Das Risikobewusstsein ist nach wie vor<br />

hoch, ebenso das Schutzverhalten: Bei<br />

«Sex unter Männern:<br />

Für eine bessere sexuelle<br />

Gesundheit <strong>2012</strong>»<br />

Bundesamt für Gesundheit<br />

(BAG), Dezember 2011<br />

Sexkontakten ausserhalb der Beziehung<br />

schützen sich über 80 Prozent der MSM<br />

mit dem Präservativ. 2 Und dennoch nehmen<br />

die HIV-Infektionen in dieser Bevölkerungsgruppe<br />

stetig zu: Von 2001 bis<br />

2010 haben sich die gemeldeten HIV-Diagnosen<br />

von jährlich 141 auf 277 verdoppelt.<br />

Heute betreffen 50 Prozent aller Neuinfektionen<br />

schwule Männer. 3 Wie lassen sich<br />

solche Widersprüche erklären?<br />

Viele Neuinfektionen<br />

trotz Schutzverhalten<br />

Seit Aufkommen der antiretroviralen Therapien<br />

ab 1996 hat das Präventionsverhalten<br />

unter schwulen Männern zweifellos<br />

gelitten. Die tödliche Bedrohung des damals<br />

nicht behandelbaren Krankheitsbildes<br />

Aids war eine wichtige Antriebskraft für<br />

das Schutzverhalten. In den letzten Jahren<br />

sind denn auch eine Zunahme sexueller<br />

Kontakte ausserhalb der Beziehung sowie<br />

das häufigere Praktizieren von ungeschütztem<br />

Analverkehr mit Gelegenheitspartnern<br />

zu beobachten. Dies alleine<br />

erklärt noch nicht, weshalb die Veränderungen<br />

im Sexualverhalten von MSM einen<br />

so grossen Einfluss auf den Verlauf der<br />

Epidemie haben. Hinweise auf weitere<br />

Faktoren liefert ein mathematisches Modell<br />

4 , welches das Bundesamt für Gesundheit<br />

(BAG) von niederländischen Forschern<br />

erstellen liess. Zwei Zahlen aus dem Modell<br />

haben die Verantwortlichen aufhorchen<br />

lassen: In rund 80 Prozent der Fälle gehen<br />

die Neuinfektionen von jemandem aus, der<br />

noch nicht weiss, dass er HIV-positiv ist.<br />

Gleichzeitig kennen nur 13 Prozent der<br />

MSM ihren positiven HIV-Status nicht. Die<br />

Schlussfolgerung daraus ist, dass HIV vor<br />

allem vor der Diagnose weitergegeben<br />

wird, insbesondere während der mehrwöchigen<br />

Primoinfektionsphase.<br />

Parallele Sexbeziehungen<br />

als Risiko<br />

Die Infektiosität während der HIV-Primoinfektionsphase<br />

ist 20- bis 100-mal höher<br />

als in der späteren Latenzphase. In Beratungsgesprächen<br />

der Gesundheitszentren<br />

für schwule Männer, im Checkpoint Zürich<br />

und Genf, schält sich heraus, dass sich<br />

HIV-Neuinfektionen häufig in Konstellationen<br />

paralleler Sexbeziehungen ereignen.<br />

Männer in festen Partnerschaften haben<br />

Sexkontakte mit anderen Partnern, zu<br />

denen sie ein intimes Verhältnis pflegen.<br />

In solchen sexuellen Netzwerken verlässt<br />

man sich oft gegenseitig auf ein negatives<br />

Testresultat und lässt das Präservativ weg.<br />

Gleichzeitig trifft man mit dem festen Partner<br />

Abmachungen, um das HIV-Risiko zu<br />

mindern, beispielsweise Präservativgebrauch<br />

bei Sexkontakten ausserhalb der<br />

Beziehung. Werden diese Abmachungen<br />

nicht eingehalten, können in Teilpopulationen<br />

mit einer hohen Anzahl HIV-Primoinfektionen<br />

sogenannte Infektionsketten<br />

entstehen. Das Virus wird innert kurzer<br />

Zeit auf diverse involvierte Personen übertragen,<br />

oft inklusive den festen Partner.<br />

Nicht Freude am Sex<br />

verderben<br />

Solche Erkenntnisse helfen der Prävention,<br />

sich auf die wesentlichen Settings der<br />

HIV-Übertragung zu konzentrieren und<br />

wirkungsvoll zu intervenieren. Bereits<br />

2008 hatte die Aids-Hilfe Schweiz zusammen<br />

mit der Kommunikationsagentur<br />

Life Science Communication eine neuartige<br />

Präventionskampagne entwickelt. Ziel<br />

der Aktion «Mission Possible» war, dass<br />

sich während drei Monaten dank konsequentem<br />

Safer Sex unter schwulen Männern<br />

keine HIV-Neuinfektionen ereignen.<br />

Dadurch würden sich die Primoinfektio-<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

35


fokus<br />

nen «auswachsen», so die Idee. An die<br />

Aktion anschliessende, kostenlose HIV-<br />

Tests würden ein zuverlässiges Resultat<br />

liefern, da sich dann die Teilnehmer ausserhalb<br />

des diagnostischen Fensters befänden.<br />

Am Schluss der Aktion sollten die<br />

Teilnehmer entweder ihren HIV-Status<br />

kennen oder sich zumindest nicht mehr<br />

in einer HIV-Primoinfektion befinden.<br />

«Mission Possible» verfolgte einen lustvollen<br />

Ansatz und unterschied sich damit von<br />

früheren HIV-Präventions-Kampagnen.<br />

Ein freches Corporate Design und zahlreiche<br />

Gadgets verliehen der Aktion hohe<br />

Szenenpräsenz. Die gesamte Gay-Community<br />

wurde in die Aktivitäten einbezogen,<br />

und Szenenbetriebe konnten sich mit<br />

einem Beitrag beteiligen. Eine Kampagnen-Website<br />

mit Fotogalerie, Broschüren,<br />

eine Plakate- und Inseratekampagne, ein<br />

Blog, MMS-Mitteilungen und Online-<br />

Wettbewerbe gewährleisteten sowohl die<br />

nötige Information als auch Motivation,<br />

um die drei Monate durchzuhalten.<br />

«Break The Chain»<br />

Die HIV-Neuinfektionen bei MSM sind<br />

Ende 2008 deutlich gesunken. 5 Ob dies das<br />

Resultat von «Mission Possible» war, ist<br />

nicht wissenschaftlich belegt. Andere<br />

plausible Erklärungen fehlen jedoch. Deshalb<br />

hat das BAG entschieden, eine weitere,<br />

ähnliche Aktion im Frühling <strong>2012</strong><br />

durchzuführen. Die Projektleitung übernehmen<br />

diesmal Gesundheitszentren für<br />

schwule Männer, Checkpoint Zürich und<br />

Genf. «Break The Chain» soll schwule<br />

Männer dazu bewegen, diesmal einen<br />

Monat lang konsequent HIV-Infektionen<br />

zu verhindern, denn eine dreimonatige<br />

Aktion hat sich als sehr lange erwiesen.<br />

Zentraler Mechanismus von «Break The<br />

Chain» ist eine Applikation auf dem Mobiltelefon<br />

und im Internet, die mittels eines<br />

simplen Fragebogen ermittelt, ob jemand<br />

möglicherweise Teil einer<br />

Infektionskette ist. Entsprechend generiert<br />

die Applikation Vorschläge, wie man sich<br />

an «Break The Chain» beteiligen kann.<br />

Daraus wählen die Teilnehmer den Beitrag<br />

aus, der ihnen am meisten zusagt.<br />

Am Ende des Monats steht wieder eine<br />

Gratis-Testaktion, bei der sich Teilnehmer<br />

zusammen mit ihrem Partner testen lassen.<br />

Das BAG will «Break The Chain»<br />

jährlich wiederholen und auf weitere europäische<br />

Gay-Zentren ausdehnen. Dies<br />

soll es ermöglichen, die jährlichen HIV-<br />

Neuinfektionen wieder auf 100 Fälle zu<br />

senken.<br />

■<br />

1 HIV-Quartalszahlen per 30. September 2011,<br />

Bundesamt für Gesundheit<br />

2 Lociciro, S., Dubois-Arber, F. und Jeannin, A.<br />

(2010): Les comportements face au VIH/SIDA<br />

des hommes qui ont des relations sexuelles<br />

avec des hommes. Résultats de Gaysurvey<br />

2009. Lausanne. Institut universitaire de médecine<br />

sociale et préventive.<br />

3 HIV-Quartalszahlen per 30. September 2011,<br />

Bundesamt für Gesundheit<br />

4 van Sighem A., Vidondo B., Glass T., Bucher<br />

H.,Vernazza P., Gebhardt M., de Wolf F., Derendinger<br />

S., Jeannin A., Bezemer D., Low N.,<br />

Staub R., Fraser Ch., and the Swiss HIV Cohort<br />

Study (2011): The resurgent HIV epidemic<br />

among men having sex with men in Switzerland:<br />

a mathematical model approach, Poster<br />

IAS Rome 2011.<br />

5 Nationales Programm HIV und andere sexuell<br />

übertragbare Infektionen (NPHS <strong>2012</strong> –<br />

2017), Bundesamt für Gesundheit (BAG),<br />

Bern, 2010.<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


fokus<br />

Die Feminisierung und ihre Folgen<br />

Die Zahl der Medizinstudentinnen steigt kontinuierlich. Im Jahr 2009 legten 61,5 Prozent Frauen ein<br />

medizinisches Staatsexamen ab. Gleichzeitig arbeiteten 34,6 Prozent Ärztinnen im Beruf, aber nur<br />

9,9 Prozent hatten eine Chefarztposition inne. 1 Es stellt sich die Frage, weshalb das so ist und was<br />

dagegen getan werden kann.<br />

Dr. Christiane Roth, Generalsekretärin Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe SGGG<br />

Besonders Fachgesellschaften, die von<br />

Frauen gerne gewählt werden, wie die<br />

Kinder- und Jugendmedizin, die Gynäkologie<br />

und Geburtshilfe oder andere, müssen<br />

sich mit den Aspekten der Feminisierung<br />

auseinandersetzen. Soll doch die<br />

Versorgung der Bevölkerung mit Fachärztinnen<br />

und Fachärzten aller Richtungen<br />

auch in Zukunft sichergestellt sein. Mit<br />

dem Erwerb des Arztdiploms mit Mitte<br />

zwanzig fängt für Ärztinnen und Ärzte<br />

ihre praktische Weiterbildung in Bezug<br />

auf eine Fachrichtung an. Diese Möglichkeiten<br />

sind heute fast unbeschränkt. Frau<br />

und Mann müssen sich jedoch möglichst<br />

früh für eine Ausrichtung entscheiden, die<br />

ihren Neigungen, Fähigkeiten und Wünschen<br />

entspricht. Dass das nicht immer<br />

einfach ist, ist unbestritten. Vor allem<br />

dann, wenn neben der Berufswahl auch<br />

die Familienplanung ein wichtiges Thema<br />

ist. Die medizinischen Fachgesellschaften<br />

sind sich dieser Problematik heute zunehmend<br />

bewusst und setzen sich damit auseinander.<br />

Ziel muss es sein, die Weiterbildung<br />

so zu gestalten, dass in vernünftiger<br />

Zeit ein Facharzttitel erreicht werden<br />

kann, der es dem Arzt und auch der Ärztin<br />

erlaubt, den Beruf in eigener Verantwortung<br />

auszuüben, d.h., dass er und sie auch<br />

davon leben kann, sei es im Spital oder in<br />

der Praxis. Dies gibt die notwendige Sicherheit,<br />

Zufriedenheit und Anerkennung,<br />

die Menschen brauchen, um in der Gesellschaft<br />

zu bestehen.<br />

Feminisierung integrieren<br />

Ein mögliches Modell, diesen Bedürfnissen<br />

zu entsprechen, wäre eine Etappierung<br />

der Weiterbildung. Eine solche Etappe mit<br />

einem Spezialarzttitel vorläufig abzuschliessen,<br />

ist eine gute Voraussetzung für<br />

Frauen, um eine Familienpause einzubauen.<br />

Zu einem späteren Zeitpunkt kann<br />

dann die Weiterbildung wieder aufgenommen<br />

werden, um Zusatzkompetenzen zu<br />

erwerben. Diese können beispielweise zum<br />

Erwerb eines Schwerpunkts oder eines<br />

Fähigkeitsausweises führen. Gerade in<br />

Disziplinen, in denen zunehmend auch<br />

seitens der Patientinnen Ärztinnen gewünscht<br />

werden, sind dies gute Voraussetzungen,<br />

um im Beruf zu bleiben und die<br />

Versorgungssicherheit zu garantieren.<br />

Gynécologie suisse, die Schweizerische<br />

Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

(SGGG), hat über ein neues Weiterbildungsprogramm,<br />

das 2008 in Kraft<br />

gesetzt wurde versucht, der Entwicklung<br />

auch in Bezug auf die Feminisierung<br />

Rechnung zu tragen. Basierend darauf,<br />

kann eine Ärztin oder ein Arzt innert fünf<br />

Jahren einen Facharzttitel erwerben. Fachärzte<br />

sind somit befähigt, den Beruf in<br />

eigener Verantwortung auszuüben. Diese<br />

Sicherheit ist nicht zu unterschätzen. Es<br />

gibt heute schon mehrere gute Beispiele<br />

von Facharztträgerinnen, die ihre Lebensund<br />

Familienplanung darauf ausgerichtet<br />

haben und zufrieden damit sind. Zufriedene<br />

Menschen sind auch eher bereit, neue<br />

Herausforderungen zu suchen und mehr<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Alte Vorurteile<br />

Nicht nur die Feminisierung hat Einfluss<br />

auf die Medizinkarrieren. Die junge Generation<br />

der Ärztinnen und Ärzte – also<br />

die «new generation» – ist nicht mehr<br />

bedingungslos bereit, uneingeschränkt<br />

hohe Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen.<br />

Auch aufgrund dessen hat der Gesetzgeber<br />

die Arbeitszeiten für Assistenz- und Oberärzte<br />

drastisch gesenkt. Die Erfahrung<br />

zeigt jedoch, dass die 50-Stunden-Woche<br />

die Probleme nur teilweise löst und neue<br />

Schwierigkeiten hervorruft. So verdeutlicht<br />

eine kürzlich durchgeführte Studie,<br />

dass die Qualität der Arbeit am Patienten<br />

durch die Arbeitszeitreduktion nicht besser,<br />

sondern schlechter geworden ist. Ferner<br />

hätte sich die ärztliche Weiterbildungsphase<br />

unnötig verlängert und die<br />

generelle Zufriedenheit wäre gesunken.<br />

Berufstätige Ärztinnen mit Kindern werden<br />

trotz diesen neueren Anpassungen<br />

auch heute noch kritisch beobachtet. Dies<br />

führt dazu, dass die Frauen mit Schuldgefühlen<br />

leben und dieser Umstand ihre<br />

Situation zusätzlich belastet. Ärzte-Väter,<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


fokus<br />

die eine Teilzeitbeschäftigung suchen,<br />

werden weiterhin abgestempelt. Mann<br />

und Frau wird mehr oder weniger ungeschminkt<br />

zu verstehen gegeben, dass für<br />

eine Karriere im Spital oder in der Wissenschaft<br />

ein 150-Prozent-Einsatz notwendig<br />

sei. Einzig in der freien Praxis ist es möglich,<br />

das Arbeitspensum – oft mit Kolleginnen<br />

und Kollegen zusammen – so zu<br />

organisieren, dass die Work-Life-Balance<br />

ihrer semantischer Bedeutung gerecht<br />

wird.<br />

Essenzielle Vorbilder<br />

Es muss das Anliegen aller medizinischen<br />

Fachgesellschaften und Standesorganisationen<br />

sein, die jungen Ärztinnen und<br />

Ärzte zu unterstützen, damit sie fachlich<br />

und menschlich kompetent als Nachfolgegeneration<br />

im Spital, an der Universität<br />

und in der Praxis ihre Verantwortung<br />

übernehmen können. Wichtig ist die Integration<br />

der aktuellen und künftigen<br />

Bedürfnisse in die Weiterbildungsprogramme.<br />

Daneben braucht es in erster<br />

Linie Dozentinnen und Dozenten sowie<br />

Chefärztinnen und Chefärzte, die die jungen<br />

Leute für ihr Fach und ihre Disziplin<br />

schon während des Studiums und später<br />

im Spital oder im Forschungslabor begeistern<br />

können. Vorbilder sind auch heute<br />

gefragt. Meiner Meinung nach gibt es<br />

nichts Schöneres, als jüngere Menschen<br />

auf ihrem Weg in die Berufswelt zu begleiten.<br />

Sie an unseren Erfahrungen teilhaben<br />

zu lassen und ihnen über unsere<br />

Netzwerke Kontakte zu ermöglichen, die<br />

ihnen weiterhelfen und ihnen Sicherheit<br />

und Selbstvertrauen geben. Gerade in einer<br />

Gesellschaft, die primär kritisiert,<br />

bevor sie differenziert, ist dies bedeutend.<br />

Es braucht eine gelebte Überzeugung, dass<br />

Ärztinnen und Ärzte ein Anrecht auf ein<br />

erfülltes Berufs- und Familienleben haben.<br />

Dies erfordert ein Engagement für<br />

familienfreundliche Arbeitsbedingungen.<br />

Die Weiterbildungsprogramme jeder<br />

Fachdisziplin müssen es ermöglichen, ein<br />

gutes Kompetenzniveau in einer vernünftigen<br />

Zeit zu erreichen. Auf ein solches<br />

kann zu einem späteren Zeitpunkt weiter<br />

aufgebaut werden. Damit werden Voraussetzungen<br />

geschaffen, die es erlauben,<br />

eine Spitallaufbahn ins Auge zu fassen<br />

und die Leitung einer Klinik zu übernehmen.<br />

Um dem finanziellen Spannungsfeld<br />

Rechnung zu tragen, müssen Finanzierungsmodelle<br />

angeboten werden, die es<br />

zulassen, den Schritt in die Selbständigkeit<br />

mit einer vertretbaren finanziellen<br />

Belastung zu wagen. Ich bin überzeugt,<br />

dass wir auf diese Weise Ärztinnen und<br />

Ärzte motivieren können, ihren Beruf mit<br />

Freude und Begeisterung auszuüben – in<br />

welcher Fachdisziplin auch immer.<br />

Literatur<br />

Kraft E. et al.: Ärzteschaft in der Schweiz und<br />

deren Aus- und Weiterbildung. Schweiz. Ärztezeitung.<br />

2009;90(45):1733–35.<br />

Buddberg-Fischer B.: Karriereentwicklungen von<br />

Frauen und Männern in der Medizin.<br />

Schweiz. Ärztezeitung. 2001;82(35):1838–44.<br />

1 Kraft E., Hersperger M.: Ärzteschaft in der<br />

Schweiz – die Feminisierung der Medizin.<br />

Schweiz. Ärztezeitung. 2009;90(47):1823–5.<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


Perspektiven<br />

Neues zum lokalisierten Prostatakarzinom<br />

Feinere Filter – bessere Behandlung<br />

Das Prostatakarzinom ist eine der am weitesten verbreiteten Krebserkrankungen überhaupt. Dank<br />

Vorsorgeuntersuchung werden Karzinome früh erkannt. Allerdings ist das blosse Vorhandensein<br />

von Karzinomzellen noch kein Grund, aktiv zu werden. Wichtig ist es, nach ausgiebiger Aufklärung<br />

und «informed consent» auch bezüglich etwaiger Nebenwirkungen, gezielt zu diagnostizieren<br />

und zu therapieren sowie eine Überdiagnostik und -therapie zu vermeiden.<br />

Marco Randazzo, Assistenzarzt Urologie, Franz Recker, Chefarzt Urologie Kantonsspital Aarau<br />

Das Prostatakarzinom stellt in der<br />

Schweiz mit einer Mortalität von vier bis<br />

fünf Prozent nach dem Bronchialkarzinom<br />

die zweithäufigste maligne Todesursache<br />

beim Mann dar. Aber auch der Tod<br />

mit dem Karzinom bei drei bis fünf Prozent<br />

der Männer bedeutet eine belastende<br />

Morbidität mit palliativen Eingriffen und<br />

systemischen Therapien (Abb. 1). Dies ist<br />

die Spitze des Eisbergs. Die zugrunde liegende<br />

autoptische Prävalenz reicht bis zu<br />

50 Prozent, d.h., die meisten Männer sterben<br />

mit Karzinomzellen, die zeitlebens<br />

nie klinisch in Erscheinung treten.<br />

Betrachtet man die ausufernden Zahlen<br />

aus den USA, wo das Lebenszeitrisiko mittlerweile<br />

17 Prozent beträgt, die Diagnose<br />

Prostatakrebs zu bekommen (und damit<br />

zweifach über dem Prozentsatz der Morbidität<br />

liegt), so stellt sich neben dem kurativen<br />

Aspekt auch das Problem der<br />

Überdiagnostik und -therapie deutlich<br />

dar. Auch wenn die Inzidenz selbst in Massenscreeningprogrammen<br />

in Europa nur<br />

halb so hoch ist, so muss man bei uns<br />

auch von einer Überdiagnostik von aktuell<br />

ca. 50 Prozent ausgehen. Diese Überdiagnostik<br />

gilt es anzugehen. Die Zielsetzung<br />

besteht folglich darin, das behandlungswürdige<br />

Karzinom frühzeitig zu<br />

entdecken, aber nicht jedes früh entdeckte<br />

Karzinom zu behandeln. Selbst unter<br />

Berücksichtigung einer stetig steigenden<br />

Lebenserwartung, hat doch ein 70-Jähriger<br />

heutzutage noch eine durchschnittliche<br />

Lebenserwartung von 15 Jahren<br />

(Abb. 2), stellt sich hier ein gravierendes<br />

Problem.<br />

Thema Früherkennung<br />

In Analogie zum Mamma- und Colonkarzinom<br />

hat man insbesondere in den letzten<br />

eineinhalb Jahrzehnten die Früherkennung<br />

zum Thema gemacht. Zumal<br />

mit dem im Blut nachweisbaren Eiweiss,<br />

dem prostataspezifischen Antigen (PSA),<br />

erstmals ein Marker zur Verfügung steht,<br />

der ausschliesslich in der Prostata gebildet<br />

wird. Insbesondere zwei weltweit durchgeführte<br />

Studien, die European Randomized<br />

Screening Study of Prostate Cancer<br />

(ERSPC) und die Prostate Lung Cervix<br />

Ovarian Study (PLCO), haben viel zum<br />

Verständnis des Tumors und seines Markers<br />

PSA beigetragen, sodass man nach<br />

kontrovers geführter Diskussion der letzten<br />

Jahre heute datenbasierte und differenziertere<br />

Aussagen sowohl in der Diagnostik<br />

als auch in der Therapie machen<br />

kann.<br />

Es kristallisiert sich ein intelligenter Einsatz<br />

des PSA beim aufgeklärten Mann<br />

zwischen 50 und 70 Jahren heraus, der<br />

nach Information über Risiko, Therapieoptionen<br />

und Nebenwirkungen den PSA-<br />

Test bejaht (individual decision making).<br />

Diese Aufklärungsunterlagen sind in<br />

Kurz- und ausführlicher Version erhältlich<br />

[1, 2] (Abb. 3). PSA spielt in diesem<br />

Rahmen den «Gatekeeper» als Eingangsuntersuchung.<br />

Es gibt kein Karzinom, das<br />

kein PSA ausschüttet.<br />

Abb. 1: Bei einer Prävalenz von ca. 50 Prozent besteht die Gefahr einer<br />

Überdiagnostik und Übertherapie (Lebenszeitrisiko Prostatakrebs in den<br />

USA: 17 Prozent).<br />

Zielgenau testen<br />

PSA ist ein Risikostratifizierer für die zukünftige<br />

Entwicklung eines Prostatakarzinoms.<br />

Die Schweizer ERSPC-Daten<br />

zeigen, dass 50- bis 70-Jährige mit einem<br />

PSA 0–0.9 innerhalb von acht Jahren<br />

praktisch kein aggressives Karzinom<br />

entwickeln (0,08 Prozent), d.h., diese<br />

Gruppe benötigt keinen Verlaufs-PSA-Test<br />

für acht Jahre. Immerhin macht diese<br />

Gruppe die Hälfte aller Männer im Risikoalter<br />

zwischen 50 bis 70 Jahren aus<br />

(n = 489554/n = 979109). Hier können<br />

unnötige Tests vermieden werden.<br />

Männer mit PSA 1–1.99 entwickeln innerhalb<br />

von acht Jahren nur marginalst (


Perspektiven<br />

Prozent) ein aggressives Karzinom und<br />

damit ist es ebenfalls erlaubt, die PSA-Intervalle<br />

entsprechend auszudehnen (fünf<br />

Jahre oder mehr). Immerhin sind dies<br />

weitere 25 Prozent der Altersbevölkerung,<br />

denen eine regelmässige PSA-Kontrolle<br />

erspart werden kann. D.h., der Schritt weg<br />

von der Früherkennung für jeden hin zu<br />

einem Gesundheitsprogramm für Risikoträger<br />

kann gemacht werden. Diese Daten<br />

stimmen mit Langzeitbeobachtungen<br />

überein, bei denen Männer im Alter von<br />

60 Jahren mit einem PSA 3,0 ng/ml kann durch Risikokalkulatoren<br />

verbessert werden.<br />

Im Schweizer Arm der ERSPC hatten von<br />

5000 Männern 14,9 Prozent einen Wert<br />

>3.0 ng/ml und damit eine Biopsieindikation.<br />

Ungefähr jeder vierte bis fünfte<br />

dieser Männerw zeigte ein Karzinom, von<br />

denen ca. zwei Drittel behandlungswürdig<br />

waren (Abb. 4). Die daraus sowie aus den<br />

niederländischen Daten gewonnenen Erkenntnisse<br />

haben den Einsatz des PSA<br />

weiter selektioniert und zur Schaffung<br />

eines im Internet verfügbaren Risikokalkulators<br />

geführt [4]. Er basiert auf PSA,<br />

Prostatavolumen und familiärer Vorgeschichte<br />

und ermöglicht die Einsparung<br />

von rund 30 Prozent der Prostatabiopsien.<br />

Abb. 2: Kontinuierlich steigende Lebenserwartung mit zunehmendem<br />

Risiko von Alterserkrankungen.<br />

Abb. 3: Sorgfältige Aufklärung für Männer im Risikoalter.<br />

Screening<br />

Nur die ERSPC-Studie ist in der Lage, die<br />

Frage PSA-Screening vs. «no Screening»<br />

anzugehen. Die darin enthaltene schwedische<br />

Studie mit dem längsten Follow-up<br />

von 14 Jahren zeigt eine Reduktion der<br />

Mortalität um 50 Prozent. Die «number<br />

necessary to treat», um ein Leben zu retten,<br />

liegt bei acht bis zwölf Personen und<br />

damit in einem vergleichbaren Bereich<br />

wie das Mamma- oder Colonscreening.<br />

Die neuesten ERSPC-Daten werden zurzeit<br />

publiziert (NEJM). Um ein Gefühl zu<br />

vermitteln, was im klinischen Alltag die<br />

NNtreat bedeutet, sei auch der ACE-Hemmer<br />

herangezogen: Es müssen 210 Patienten<br />

behandelt werden, um einen Infarkt<br />

zu verhindern [5]. Die Harms dieser Therapien<br />

sind notabene nicht zu vergleichen<br />

und sind bei den zu operierenden/bestrahlenden<br />

Patienten natürlich wesentlich<br />

schwerwiegender.<br />

Der amerikanische PLCO-Trial kann u.a.<br />

aufgrund seiner Kontamination der Kontrollgruppe<br />

(PSA-Teste hatten mindestens<br />

56 Prozent) nicht zur Frage des Screeningbenefits<br />

heranzogen werden. In der<br />

neuesten Publikation Anfang <strong>2012</strong> im<br />

JNCI [6] rücken selbst die Autoren des<br />

PLCO-Trials erstmals von ihrer ersten Aussage<br />

von 2009 im NEJM ab, dass das PSA-<br />

Screening keinen Benefit bringt. Der<br />

Studien-designer Prorok hält neu fest,<br />

dass ihre Studie nur die Frage des opportunistischen<br />

Screenings (56 Prozent) gegen<br />

annual Screening (sechs Jahre lang)<br />

angehen kann [7]. Damit entfällt auch die<br />

wesentlichste Grundlage zur viel diskutierten<br />

aktuellen Vernehmlassung der<br />

US-Prostate-Cancer-Services-Taskforce<br />

mit Recommendation D zur Vorsorge [8].<br />

Die leidige Diskussion, welche Studie zur<br />

Vorsorge jetzt relevant sei, ist damit beantwortet.<br />

Mit den gewonnenen Daten muss<br />

vorsichtig umgegangen werden. Vorsorge<br />

reduziert einerseits die Mortalität am Karzinom,<br />

führt aber auch zu einer Überdiagnostik/Übertherapie!<br />

Der Lead-Time-<br />

Effekt führt dazu, dass die Lebenserwartung<br />

mehr als zehn Jahre sein sollte, wenn<br />

das Thema Vorsorge angesprochen wird.<br />

Kontrollierte<br />

Beobachtung<br />

Die Übertherapie von klinisch insignifikanten<br />

Karzinomen ist ein besonders<br />

anzugehendes Problem, zumal die Ne-<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


Perspektiven<br />

schaft für Urologie hat zu deren Erfassung<br />

im letzten Jahr eine entsprechende Datenbank<br />

für Active-Surveillance-Patienten<br />

ins Leben gerufen (SIPCAS). Die Active<br />

Surveillance vollzieht sich mittels PSA-<br />

Kontrollen sowie Verlaufsbiopsien. Das<br />

Progressionsrisiko liegt hier zwischen 25<br />

und 30 Prozent [10, 11, 12, 13]. Für diese<br />

Männer kommt prinzipiell eine kurative<br />

Therapie auch nach langjähriger Überwachung<br />

nicht zu spät, wobei keine onkologischen<br />

Nachteile zu erwarten sind [14].<br />

Den übrigen Männern bleiben auf diesem<br />

Wege aber die Kollateraleffekte einer Radikaloperation<br />

oder einer Strahlentherapie<br />

erspart.<br />

Die psychologische Belastung der Active-<br />

Surveillance-Männer und ihrer Partnerinnen<br />

ist in den Händen erfahrener Urologen<br />

als sehr gering zu sehen [13, 15].<br />

Insgesamt ist die Active Surveillance dementsprechend<br />

eine sichere und insbesondere<br />

stressarme Überwachungsstrategie<br />

für Männer mit insignifikantem Prostatakarzinom.<br />

Abb. 4: Anteil der Männer pro steigendem PSA-Intervall. Steigendes Risiko<br />

des Tumorbefalles und abnehmende Wahrscheinlichkeit einer kurativen<br />

Therapie (pT2).<br />

Abb. 5: Vorhersageparameter für das Vorliegen eines nicht therapiebedürftigen<br />

Karzinoms.<br />

benwirkungen der Therapien die Lebensqualität<br />

einschränken können (erektile/<br />

gastrointestinale Dysfunktion/Inkontinenz).<br />

Innerhalb der ERSPC-Studie mit<br />

der aktiven Aufforderung zum Screening<br />

lag die Überdiagnostik bei 54 Prozent.<br />

Diesen Männern eine Therapie ersparen<br />

zu können, ist Aufgabe der sogenannten<br />

Active-Surveillance-Strategie, der kontrollierten<br />

Beobachtung. Findet sich ein Karzinom<br />

in der Biopsie, so entscheiden Nomogramme<br />

mit histologischen, laborchemischen<br />

und volumetrischen Angaben<br />

über eine Therapiewürdigkeit [9]. Auch<br />

hier ist eine Reduktion der Behandlungen<br />

durch Active Surveillance möglich (bis zu<br />

25 bis 40 Prozent). Der ERSPC Risk Indicator<br />

gibt hierzu wichtige Entscheidungshilfen<br />

(Abb. 5). Die Schweizerische Gesell-<br />

Weitere Entwicklungen<br />

In der Labordiagnostik werden neue, spezifischere<br />

Tumormarker untersucht. Im<br />

Serum ist dies ein Kallekrein (-2) pro-PSA<br />

[16], im Urin PCA3 [17] und TMPRSS2.<br />

ERG Gen Fusion [18]. Zielsetzung ist insbesondere<br />

eine bessere Vorhersage des<br />

aggressiven Karzinoms.<br />

In der bildgebenden Diagnostik eröffnet<br />

sich durch neue Ultraschallmethoden<br />

(Histoscanning) und multimodale kernspintomographische<br />

Untersuchungen ein<br />

vielversprechendes, weites Feld. Die neuen<br />

Methoden können einerseits die Tumorlokalisationen<br />

und deren Ausmasse besser<br />

erfassen, andererseits die unterschiedlichen<br />

Aggressivitätsstufen abbilden [19,<br />

20]. Dies unterstützt die präzisere Punktionstechnik<br />

und hilft weiter, unnötige<br />

Therapien zu verhindern.<br />

Nicht jedes früh erkannte Prostatakarzinom<br />

muss behandelt werden, aber das<br />

behandlungswürdige muss früh erkannt<br />

werden! Dazu sind einerseits die Instrumente<br />

zur spezifischeren Diagnostik vorhanden,<br />

andererseits liegen die Kalkulatoren<br />

vor, um unnötige Therapien zu<br />

vermeiden.<br />

■<br />

1 http://www.urologie.ch/v2/IMG/pdf/informationen_zur_prostatakrebsvorsorge.pdf<br />

2 http://www.urologie.ch/v2/IMG/pdf/information_an_interessierte_prostatakrebsvorsorge.pdf<br />

3 Vickers AJ, Bianco FJ, Serio AM, 2010: Prostate<br />

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and death or metastasis from prostate cancer:<br />

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4 http://www.prostatecancer-riskcalculator.<br />

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5 http://ktclearinghouse.ca/cebm/glossary/<br />

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8 www.sciencedirect.com journal homepage:<br />

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9 Steyerberg E.W.: J.Urol.2007 177:107–112.<br />

10 Carter HB, Kettermann A, Warlick C, Metter<br />

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42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


Perspektiven<br />

managepatientst of prostate cancer with curative<br />

intent: an update of the Johns Hopkins<br />

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11 Klotz L, Zhang L, Lam A, Nam R, Mamedov<br />

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12 Seiler (a) D, Randazzo M, Bass J, Bauer S,<br />

Baumgartner M, Huber A, Kurrer M, Kwiatkowski<br />

M, Recker F. Active Surveillance – Erfahrung<br />

des ERSPC-Zentrums Aarau 62.<br />

Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für Urologie, Düsseldorf 2010.<br />

13 Seiler (b) D, Zeh N, Randazzo M, Künzler A,<br />

Schönberger M, Möltgen T, Kwiatkowski M,<br />

Recker F. Führt Active Surveillance zu partnerschaftlichem<br />

Stress? 66. Jahreskongress<br />

der Schweizerischen Gesellschaft für Urologie,<br />

Lausanne 2010 14.<br />

14 Warlick C, Trock BJ, Landis P, Epstein JI and<br />

Carter HB: Pathological outcomes are similar<br />

for patients in an expectant managepatientst<br />

program undergoing delayed surgical intervention<br />

compared to those undergoing immediate<br />

intervention. J Natl Cancer Inst; 98:<br />

355, 2006.<br />

15 van den Bergh RC, Essink-Bot ML, Roobol MJ,<br />

Schroder FH, Bangma CH, Steyerberg EW. Do<br />

anxiety and distress increase during active<br />

surveillance for low risk prostate cancer? J<br />

Urol;183(5):1786-91, 2010.<br />

16 Catalona WJ, Partin AW Sanda MG (2011) A<br />

multicenter study of (-2)pro prostate specific<br />

antigen combined with prostate specific antigen<br />

and free prostate specific antigen for<br />

prostate cancer detection in 2.0 to 10.0 ng/ml<br />

prostate specific antigen range. J Urol.<br />

185:1650–55.<br />

17 Roobol MJ, Schröder FH, van Leuwen P (2010)<br />

Performance of the prostate cancer antigen<br />

3 (PCA3) gene and prostate specific antigen<br />

in prescreened men:exploring the value of<br />

PCA3 for first line diagnostic Eur Urol<br />

58:475–81.<br />

18 Salami SS, Schmidt F., Laxman B, (2011)<br />

Combining urinary detection of TMPRSS2:ERG<br />

and CaP3 with serum PSA to predict diagnosis<br />

of prostate cancer Urol Oncol.<br />

19 Initial Experience With Identifying High-<br />

Grade Prostate Cancer Using Diffusion-<br />

Weighted MR Imaging (DWI) in Patients<br />

With a Gleason Score ≤3 + 3 = 6 Upon Schematic<br />

TRUS-Guided Biopsy: A Radical Prostatectomy<br />

Correlated Series.<br />

Somford DM, Hambrock T, Hulsbergen-van<br />

de Kaa CA, Fütterer JJ, van Oort IM, van Basten<br />

JP, Karthaus HF, Witjes JA, Barentsz JO.<br />

Invest Radol. <strong>2012</strong> Jan 30. [Epub ahead of<br />

print]<br />

20 Predictive value of MRI in the localization,<br />

staging, volume estimation, assessment of<br />

aggressiveness, and guidance of radiotherapy<br />

and biopsies in prostate cancer.<br />

Yakar D, Debats OA, Bomers JG, Schouten MG,<br />

Vos PC, van Lin E, Fütterer JJ, Barentsz JO.<br />

J Magn Reson Imaging. <strong>2012</strong> Jan;35(1):20–<br />

31. doi: 10.1002/jmri.22790.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

43


Perspektiven<br />

Aus der «praxis»*<br />

Medizinische Onkologie, Luzerner Kantonsspital, Luzern<br />

Das Prostatakarzinom:<br />

Eine Übersicht aktueller<br />

Behandlungsstrategien*<br />

Prostate Cancer: A Review of Therapeutic Strategies<br />

R.C. Winterhalder<br />

Das Prostatakarzinom ist die häufigste<br />

Tumorkrankheit des Mannes und zeigt<br />

mit einem mittleren Erkrankungsalter<br />

von 68 Jahren die höchste alterspezifische<br />

Krebsinzidenz. Aus epidemiologischer<br />

Sicht wird mit einer Zunahme der Häufigkeit<br />

von rund 30% in den nächsten 20 Jahren<br />

gerechnet. Schon heute wird diese<br />

Diagnose in der Schweiz über 4000-mal<br />

pro Jahr gestellt und über 1300 Patienten<br />

versterben an den Krankheitsfolgen.<br />

Verschiedenste Therapieoptionen werden<br />

eingesetzt um in frühen Stadien Heilung<br />

und bei fortgeschrittenem Leiden bestmögliche<br />

Palliation zu erreichen.<br />

Das lokalisierte<br />

Prostata-karzinom<br />

Bei einem 68-jährigen, gesunden Mann<br />

wurde wegen eines PSA von 9.2 ng/ml und<br />

zunehmenden Miktionsbeschwerden die<br />

Verdachtsdiagnose eines radiologisch lokalisierten<br />

Prostatakarzinoms gestellt.<br />

Die Stanzbiopsien zeigten ein wenig differenziertes<br />

Adenokarzinom mit einem<br />

Gleason-Score von 9.<br />

Die folgenden Therapieoptionen stehen<br />

uns heute in dieser Situation zur Auswahl:<br />

1. Expektatives Verhalten <br />

(active surveillance)<br />

2. Radiotherapie (perkutan Strahlen-<br />

therapie oder Brachytherapie)<br />

3. Radikale Prostatektomie<br />

Expektatives Verhalten<br />

Die Idee dieser Strategie ist es, eine kurative<br />

Therapie zu initiieren, wenn eine<br />

Tumorprogression eintritt, bei stabilem<br />

Verhalten der Krankheit jedoch die Toxizität<br />

der Therapie zumindest temporär zu<br />

vermeiden. In Frage kommt dieses Vorgehen<br />

nicht nur bei Patienten mit schweren<br />

Komorbiditäten, die eine kurative Therapie<br />

verbieten, sondern auch bei Betroffenen<br />

über 65 Jahren mit so genannt «guten»<br />

Prognosefaktoren (Tumor klinisch<br />

nicht palpabel, Gleason 3 Jahre, geringer Karzinomanteil<br />

in den systematisch entnommenen<br />

Biopsien). Oftmals können Nomogramme<br />

(wie unter www.uroweb.org) zur<br />

Entscheidungs hilfe eingesetzt werden.<br />

Entscheidet man sich gemeinsam mit<br />

dem Patienten für diesen Weg, ist eine<br />

engmaschige Kontrolle notwendig: PSA-<br />

Messung und digitale rektale Untersuchung<br />

(DRE) 3-monatlich während<br />

zwei Jahren; wiederholte Biopsien nach<br />

drei Monaten und/oder einem Jahr; bei<br />

stabilem Verhalten Ausdehnung der Untersuchungen<br />

auf 6-monatlich bis jährlich.<br />

Ein aktives Vorgehen wird empfohlen,<br />

wenn die PSA-Verdopplungszeit kürzer als<br />

drei Jahre wird, bei auffälliger DRE oder<br />

einer Progression zu einem höheren<br />

Gleason-Score.<br />

Mit Einhalten dieser Regeln konnte gezeigt<br />

werden, dass das Gesamtüberleben<br />

vergleichbar mit einer radikalen Prostatektomie<br />

ist [1]. Dieses Vorgehen bedingt<br />

aber eine intensive Kommunika tion mit<br />

dem Patienten, da die Be lastung, eine<br />

kurative Option nicht zu ergreifen, erheblich<br />

sein kann, aber gegen die unerwünschten<br />

Wirkungen anderer Therapien<br />

abgewogen werden muss (Tab. 2).<br />

Abb. 1: Computertomographische<br />

Aufnahme implantierter Seeds.<br />

Radiotherapie<br />

Die Strahlentherapie ist eine weitere Option<br />

in der Behandlung des lokalisierten<br />

Prostatakarzinoms. Am häufigsten wird<br />

dabei die konventionelle transku tane Bestrahlung<br />

eingesetzt, vor allem auch bei<br />

Patienten mit Verdacht auf eine extraprostatische<br />

Ausdehnung. Es gibt leider bisher<br />

keine Studie mit Randomisierung zwischen<br />

operativem Vorgehen und Radiotherapie,<br />

aber in den vor liegenden Daten<br />

sind die Langzeit resultate bezüglich<br />

Krankheitskontrolle vergleichbar [2]. In<br />

einer retrospektiven Analyse mit über<br />

2900 Patienten zeigten die Radiotherapie<br />

mit >72 Gy und die radikale Operation ein<br />

krankheitsfreies Überleben nach 5 Jahren<br />

von je 81% [3]. Ein Vorteil dieser nichtinvasiven<br />

Therapie liegt in der niedrigeren<br />

Rate schwerer Urininkontinenz [4] dafür<br />

werden rektale Blutungen in bis zu 18%<br />

der Fälle und Impotenz in 40–60% beobachtet<br />

[5,6].<br />

Eine weitere Form der Bestrahlung ist die<br />

Brachytherapie, bei der radioaktive Seeds<br />

unter transrektaler sonographischer Führung<br />

direkt in die Prostata implantiert<br />

werden (Abb. 1). Das Ziel ist es, bei optimaler<br />

Krebskontrolle minimale Nebenwirkungen<br />

zu haben. Patienten mit niedrigem<br />

Risiko (Tab. 1), haben mit dieser<br />

* Referat an der Zentralschweizer Internistenwoche,<br />

Engelberg, 24.–28.11.2008<br />

Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />

DRE Digitale rektale Untersuchung<br />

HRPC Hormonrefraktäres Prostatakarzinom<br />

44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


Perspektiven<br />

Risikogruppe Klinisches Stadium Gleason-Score PSA (ng/ml)<br />

Low risk T1c–T2a #6 20<br />

Tab. 1: Risikogruppen des Prostatakarzinoms.<br />

Therapie<br />

Expektatives Verhalten<br />

Radiotherapie<br />

Radikale Prostatektomie<br />

Androgenentzug<br />

Chemotherapie<br />

Tab. 2: Potentielle Therapiekomplikationen.<br />

Mögliche Komplikationen<br />

Krankheitsprogression<br />

Psychische Belastung / Angst<br />

Miktionsbeschwerden<br />

Impotenz<br />

Strahlenproktitis<br />

Perioperative Mortalität<br />

Impotenz<br />

Inkontinenz<br />

Hitzewallungen<br />

Verlust Leistungsfähigkeit / Fatigue<br />

Impotenz / Libidoverlust<br />

Kognitive Einbussen / Depression<br />

Anämie<br />

Osteoporose und Frakturen<br />

Risiko Diabetes / kardiovaskulär<br />

Febrile Neutropenie<br />

Anämie<br />

Fatigue<br />

Neuropathie<br />

Anorexie und Gewichtsverlust<br />

gilt deshalb nicht als indiziert. Dieser<br />

Vorteil konnte hingegen mit einer adjuvanten<br />

Therapie nachgewiesen werden.<br />

Sowohl Studien mit LH-RH-Analoga als<br />

auch Antiandrogenen zeigten ein verbessertes<br />

progressionsfreies Überleben, vor<br />

allem bei lokal fortgeschrittenen Tumoren<br />

und bei Lymphknotenmetastasen [12,13].<br />

Das metastasierte<br />

Prostatakarzinom<br />

Drei Jahre nach Diagnosestellung und<br />

radikaler Prostatektomie wurden bei unserem<br />

Patienten ein massiv erhöhtes PSA<br />

gemessen (511 ng/ml) und bei Rückenschmerzen<br />

skelettszintigraphisch multiple<br />

Knochenmetastasen nachgewiesen<br />

(Abb. 2).<br />

Hormontherapie<br />

Beim metastasierten Prostatakarzinom ist<br />

die Hormontherapie Standard. Bei asymptomatischen<br />

Patienten wird der optima-<br />

Methode nach sieben Jahren ein krankheitsfreies<br />

Überleben von 93% [2,7]. Nach<br />

einem Jahr waren über 50% der Patienten<br />

in der sexuellen Funktion kaum gestört<br />

(nur 29% nach Operation).<br />

In der Praxis gilt eine neoadjuvante Hormontherapie<br />

drei Monate vor einer Radiotherapie<br />

bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem<br />

Karzinom trotz ge ringem<br />

Evidenzgrad als Standard [8]. Der Nutzen<br />

einer adjuvanten dreijährigen Hormontherapie<br />

mit einem LH-RH-Analogon ist<br />

hingegen klar belegt und führt neben einem<br />

signifikant verlängerten progressionsfreien<br />

Intervall nach fünf Jahren (74%<br />

vs. 40%; p = 0.0001) auch zu einem verbesserten<br />

Gesamtüberleben (78% vs. 62%;<br />

p = 0.0002) [9].<br />

Radikale Prostatektomie<br />

Die nervenschonende radikale Prostatektomie<br />

wird heute sowohl offen retropubisch,<br />

laparoskopisch als auch Roboterassistiert<br />

durchgeführt. In der einzigen<br />

prospektiv-randomisierten Studie mit<br />

expektativem Vorgehen versus aktive Therapie,<br />

zeigte die radikale Prostatektomie<br />

nach zehn Jahren eine Reduktion des<br />

krankheitsspezifischen und des Gesamt-<br />

Überlebens [10]. Die hauptsächlichen<br />

Nebenwirkungen sind Inkontinenz (20%<br />

nach zwei Jahren) und sexuelle Dysfunktion.<br />

Im Gegensatz zur Radiotherapie<br />

zeigen diese Komplikationen im Verlauf<br />

aber eine Besserungstendenz [11]. Anders<br />

als bei der Strahlentherapie sinkt nach<br />

radikaler Operation das PSA auf unmessbare<br />

Werte ab, was die Nachsorge vereinfacht.<br />

Ausserdem kann im Falle eines lokalen<br />

Rezidivs die Strahlentherapie als<br />

zweite Behandlungslinie eingesetzt werden.<br />

Bisher konnte mit einer neoadjuvanten<br />

Hormontherapie vor radikaler Prostatektomie<br />

keine Verbesserung des progressionsfreien<br />

Überlebens gezeigt werden; sie<br />

Abb. 2: Skelettszintigraphischer<br />

Nachweis von Knochenmetastasen.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

45


Perspektiven<br />

1. Stufe Orchiektomie/LH-RH-Agonist<br />

kontinuierlich/intermittierend<br />

2. Stufe + Antiandrogen<br />

3. Stufe Absetzen des Antiandrogens<br />

4. Stufe Steroide +/– Ketokonazole,<br />

ev. Finasteride<br />

Tab. 3: Palliative Hormontherapie<br />

Key messages<br />

• Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebskrankheit des Mannes, und sie nimmt<br />

weiter zu.<br />

• Beim lokalisierten Prostatakarzinom besteht mit der Radiotherapie und der radikalen<br />

Prostatektomie ein kurativer Therapieansatz.<br />

• Im fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium wird zwischen hormonempfindlichen<br />

und refraktären Prostatakarzinomen unterschieden.<br />

Lernfragen<br />

1. Welche Therapieoptionen bestehen beim lokalisierten Prostatakarzinom?<br />

2. Kennen Sie die verschiedenen Linien der palliativen Hormontherapie?<br />

3. Welche Chemotherapie zeigte bisher einen Überlebensvorteil?<br />

(Antworten am Schluss des Artikels)<br />

le Zeitpunkt des Therapiestarts kontrovers<br />

beurteilt, und bisher wurden keine definitiven<br />

Empfehlungen formuliert [14]. Allerdings<br />

kann ein früh zeitiger Androgenentzug<br />

eine deutliche Verzögerung der<br />

symptomatischen Progression erreichen,<br />

ein wichtiges pallia tives Therapieziel [15].<br />

Bei klinisch nachweisbaren Metastasen ist<br />

daher eine sofortige Hormontherapie zu<br />

empfehlen, um Symptome zu lindern und<br />

Komplikationen (wie Spinalkanal kompres<br />

sion, Frakturen, Miktionsstörungen)<br />

zu verhindern sowie das Auftreten extraskelettaler<br />

Metastasen zu reduzieren. Als<br />

Standardtherapie gilt die chirurgische<br />

oder medikamentöse Kastration, in der<br />

Regel mit LH-RH-Analoga. Die intermittierende<br />

Androgenblockade zeigt bei weniger<br />

Langzeittoxizität, keinen Nachteil<br />

hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens<br />

gegenüber der kontinuier lichen<br />

Blockade [16]. Die Antiandrogen-Monotherapie<br />

mit Bicalutamid 150 mg wurde<br />

in Studien im Vergleich zur kastrationsbasierten<br />

Therapie geprüft. Dabei zeigte<br />

sich ein kleiner Überlebensvorteil zugunsten<br />

der Kastration bei Patienten mit höherer<br />

Tumorlast (PSA >400 ng/ml) [17].<br />

Bei Progression unter einer Monothe rapie<br />

erfolgt als zweite Behandlungslinie eine<br />

kombinierte Androgenblockade (LH-RH-<br />

Analoga und Antiandrogen) und bei erneuter<br />

Progression unter der Kombination<br />

sollte zuerst das Anti androgen abgesetzt<br />

werden (Tab. 3). Im Sinne eines<br />

«withdrawal syndrome» sieht man nach<br />

einem Ansprechen auf die Zweitlinientherapie<br />

in über 10% einen nochmaligen<br />

Therapieeffekt.<br />

Tertiäre Hormonmanipulationen sind<br />

möglich durch den Einsatz von Steroiden<br />

und einer Hemmung der Steroidbiosynthese<br />

(z.B. Ketokonazol), sowie mit 5-Alpha-Reduktasehemmern<br />

wie Finasteride.<br />

Kommt es trotz Ausschöpfen aller endokrinen<br />

Therapiemöglichkeiten zu einer<br />

weiteren Progression, spricht man von<br />

einem hormonrefrak tären Prostatakarzinom<br />

(HRPC). Wenige Daten weisen daraufhin,<br />

dass trotz Progression die LH-RH-<br />

Analoga nicht abgesetzt werden sollten, da<br />

eine raschere Progredienz und eine verkürzte<br />

Überlebenszeit zu erwarten ist [18].<br />

Chemotherapie<br />

Lange Zeit wurde das HRPC als chemoresistent<br />

betrachtet. Erst Mitte der 90er<br />

Jahre konnte in randomisierten Studien<br />

ein palliativer Effekt von Mitoxantron<br />

und Prednison gezeigt werden. Man fand<br />

zwar keinen Überlebensvorteil, jedoch<br />

eine Verbesserung der Lebensqualität<br />

(QoL) und der Schmerzen [19,20]. Im<br />

Jahr 2004 zeigten zwei randomisierte<br />

Studien einen Überlebensvorteil von Docetaxel<br />

gegenüber Mitoxantrone. In der<br />

TAX-327-Studie zeigte die Behandlung<br />

mit Docetaxel alle drei Wochen ein signifikant<br />

besseres mittleres Überleben von<br />

19.2 Monaten (p = 0.004), hingegen im<br />

Behandlungsarm mit wöchentlicher Applikation<br />

von Docetaxel nur 17.8 Monate<br />

und unter Mitoxantrone 16.3 Monate<br />

[21]. In der Southwest Oncology Group-<br />

Studie 99-16 verglich man Doce ta xel plus<br />

Estramustine mit Mitoxantrone plus<br />

Prednison [22]. Auch hier konnte ein<br />

Überlebensvorteil für die taxanhaltige<br />

Kombination gezeigt werden (medianes<br />

Überleben 17.5 versus 15.6 Monate, p =<br />

0.02), allerdings fand sich als Preis für<br />

diese moderate Verbesserung eine deutlich<br />

erhöhte Toxizität. Eine weitere Studie<br />

zeigte ausserdem, dass der Zusatz von<br />

Estramustine keinen Beitrag zur Verbesserung<br />

des Überlebens leistet, aber klar<br />

für die erhöhte Nebenwirkungsrate verantwortlich<br />

ist [23]. Heute gilt deshalb die<br />

Therapie mit Docetaxel plus Prednison<br />

als bevorzugte Behandlungsoption bei<br />

Patienten mit HRPC.<br />

Neue Entwicklungen<br />

Bisher existieren nur sehr wenige Therapieoptionen<br />

für das hormonrefraktäre<br />

Prostatakarzinom und das Überleben<br />

beträgt bei Einleitung der Standardtherapie<br />

mit Docetaxel knapp 20 Monate.<br />

Vielversprechende Ansätze richten sich wie<br />

das Abiraterone gegen die hormonelle<br />

Achse. Auch neuere Zytostatika wie das<br />

Epothilonanalogon Ixabepilon, Kombinationen<br />

mit VEGF-Inhibitoren (z.B. Bevacizumab)<br />

oder immunothe rapeutische<br />

Ansätze mit Impfungen (GVAX) oder monoklonalen<br />

Antikörpern (wie Ipilimumab)<br />

werden intensiv in Studien untersucht<br />

und führen hoffentlich in den<br />

nächsten Jahren zu er weiterten therapeutischen<br />

Möglichkeiten mit verbessertem<br />

Überleben unserer Patienten. ■<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. med. Ralph C. Winterhalder<br />

Medizinische Onkologie<br />

Luzerner Kantonsspital<br />

6000 Luzern 16<br />

ralph.winterhalder@ksl.ch<br />

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17 Tyrrell CJ, Kaisary AV, Iversen P, et al. A randomized<br />

comparison of Caseodex (bicalutamide)<br />

150 mg monotherapy versus castration<br />

in the treatment of metastatic and locally<br />

advanced prostate cancer. Eur Urol<br />

1998; 33:447-56<br />

18 Taylor CD, Elson P, Trump DL. Importance<br />

of continued testicular suppression in hormone-refractory<br />

prostate cancer. J Clin Oncol<br />

1993; 11:2167-72<br />

19 Tannock IF, Osoba D, Stockler MR, et al.<br />

Chemotherapy with mitoxantrone plus prednisone<br />

or prednisone alone for symptomatic<br />

hormone-resistenat prostate cancer: A Canadian<br />

randomized trial with palliative end<br />

points. J Clin Oncol 1996; 14:1756-64<br />

20 Kantoff PW, Halabi S, Conaway M, et al. Hydrocartisone<br />

with or without mitoxantrone<br />

in men with hormone-refractory prostate<br />

cancer: Results of the Cancer and Leucemia<br />

Group B 9182 study. J Clin Oncol 1999;<br />

17:2506-13<br />

21 Tannock IF, de Wit R, Berry WR, et al. Docetaxel<br />

plus prednisone or mitoxantrone plus<br />

prednisone for advanced proste cancer. N<br />

Engl J Med 2004; 351:1502-12<br />

22 Petrylak DP, Tangen CM, Hussain MH, et al.<br />

Docetaxel and estra mustine compared with<br />

mitoxantrone plus prednisone for advanced<br />

refractory prostate cancer. N Engl J Med<br />

2004; 351:1513-20<br />

23 Machiels JP, Mazzeo F, Clausse M, et al. Prospective<br />

randomized study comparing docetaxel,<br />

estramustine and prednisone with<br />

docetaxel and prednisone in metastatic<br />

hormone-refractory prostate cancer. J Clin<br />

Oncol 2008; 26:5261-8<br />

Antworten zu den Lernfragen<br />

1. Expektatives Verhalten, Radiotherapie, radikale<br />

Prostatektomie.<br />

2. 1. Kastration (LH-RH-Analoga oder Orchiektomie),<br />

2. kombinierte Antiandrogenblockade,<br />

3. Antiandrogen-Entzug, 4.<br />

Steroide, Ketokonazol, Finasteride.<br />

3. Docetaxel alle 3 Wochen plus Prednison.<br />

Zusammenfassung<br />

Bei jeder dritten Krebsdiagnose des<br />

Mannes handelt es sich um ein Prostatakarzinom<br />

und es wird mit einer<br />

weiteren Zunahme der Häufigkeit in<br />

den nächsten Jahren gerechnet. Das<br />

mittlere Alter bei Diagnose beträgt 68<br />

Jahre. In der Schweiz werden jährlich<br />

rund 4000 neue Prostatakarzinome<br />

diagnostiziert, was bedeutet, dass jeder<br />

siebte Mann mit dieser Diagnose konfrontiert<br />

wird. Stadienabhängig kommen<br />

neben Chirurgie und Strahlentherapie<br />

auch Systemtherapien wie<br />

Hormonablation und Chemotherapie<br />

in Frage. Ziel dieses Beitrages ist es,<br />

eine Übersicht über die heutigen Therapiestrategien<br />

zu vermitteln.<br />

Schlüsselwörter: Prostatakarzinom<br />

– Prostatektomie, radikale –<br />

Radio therapie – Hormontherapie –<br />

Chemotherapie<br />

Résumé<br />

Le cancer de la prostate représente un<br />

cas sur trois des nouveaux cancers<br />

chez l’homme et l’on peut s’attendre à<br />

une augmentation constante de son<br />

incidence au cours des prochaines<br />

années. L’âge médian de son diagnostic<br />

se situe à 68 ans et il y a environ<br />

4000 nouveaux cas de cancer de la<br />

prostate chaque année. Environ 1<br />

homme sur 7 risque de voir un jour le<br />

diagnostic de cancer de la prostate<br />

pose chez lui. Les stratégies thérapeutiques<br />

dépendent du stade évolutif et<br />

comportent la chirurgie, la radiothérapie<br />

et des traitements systémiques<br />

comme la suppression hormonale et la<br />

chimiothérapie. Le but de cet article est<br />

de présenter les stratégies modernes de<br />

traitement du cancer de la prostate.<br />

Mots-clés: cancer de la prostate –<br />

prostatectomie radicale – radiothérapie<br />

– traitement hormonal – chimiothérapie<br />

Abstract<br />

Every third new cancer in men is a<br />

prostate cancer and we expect a steadily<br />

increase of the incidence in the<br />

next years. The median age at diagnosis<br />

is 68 years and we see about 4000<br />

new prostate cancer patients every<br />

year. Approximately 1 in 7 men will<br />

eventually be diagnosed with PC. Stage<br />

dependent treatment strategies may<br />

include surgery, radiotherapy and systemic<br />

treatments like hormonal ablation<br />

and chemotherapy. The aim of<br />

this article is to give an overview of<br />

modern treatment strategies.<br />

Key words: prostate cancer – radical<br />

prostatectomy – radiotherapy – hormonal<br />

therapy – chemotherapy<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

47


Perspektiven<br />

Unglaubliche Fallgeschichten<br />

aus der Medizin<br />

Ein hellhöriger Arzt<br />

Eigentlich kam der ältere Patient ins Krankenhaus, weil er sich den Finger in einer<br />

Stalltür gequetscht hatte. Was den Verletzten aber fast genauso beschäftigte, war sein<br />

schwacher Pfiff. Er arbeitete als Berufspfeifer beim Radio. Wenn er seiner Frau morgens<br />

quer durch einen Park zupfiff, hörte sie ihn. So war es noch die letzten zwei Tage gewesen.<br />

Nicht aber heute.<br />

In den Ohren des Arztes, der sich eine akustische Kostprobe geben liess, klang der Pfiff<br />

kräftig – doch es war nicht das Pfeifen, das der Patient von sich gewohnt war. Da vor<br />

allem hohe Töne über weite Strecken getragen werden, fehlte dem Pfiff wohl eine bestimmte<br />

Tonhöhe, die der Mann sonst zustande brachte, vermutete der Arzt. Das führte<br />

ihn auf die richtige Spur: beginnender Risus sardonicus. Das «sardonische Lachen» ist<br />

ein Lachen, an dem die Seele unbeteiligt ist. Die Betroffenen können nicht anders, als<br />

hämisch zu grinsen. Ihre verkrampften Gesichtsmuskeln zwingen ihnen diesen Gesichtsausdruck<br />

auf. Und wegen dieser Verkrampfung pfiff der Patient vermutlich nicht<br />

mehr wie gewohnt. Der Risus sardonicus ist ein erstes Anzeichen für eine lebensgefährliche<br />

Vergiftung. Über eine Wunde gelangen Sporen von Tetanusbakterien in den Körper.<br />

Diese Sporen kommen praktisch überall vor, auch in Erde und Strassenstaub. Geschlossene,<br />

von Haut und Fleisch bedeckte Stichwunden sind der idea le Platz für sie. Denn bei<br />

Abwesenheit von Sauerstoff keimen sie aus und vermehren sich. In der Wunde produzieren<br />

die Bakterien namens Clostridium tetani ein teuflisches Gift, das mit einer Geschwindigkeit<br />

von rund fünf Millimetern pro Stunde über die Nervenbahnen in Richtung<br />

Rückenmark und Hirn wandert. Im Rückenmark hemmt es bestimmte Nervenzellen.<br />

Was dann passiert, lässt sich mit einem Lichtschalter vergleichen, der zusätzlich einen<br />

Dimmer hat. Mit solchen Schaltern kann man das Licht sowohl ein- und ausschalten<br />

als auch fein regulieren. Das Gleiche passiert normalerweise bei den Muskeln: Ein<br />

«Schalter» ist für Ein-Aus zuständig, ein anderer fürs feine Abstimmen, je nachdem,<br />

ob man eine zerbrechliche Ming-Vase in der Hand hält oder beim Seilziehen zupacken<br />

muss. Das Tetanusgift bewirkt, dass die Übertragung von hemmenden und die Muskelkraft<br />

modulierenden Nervenimpulsen im Rückenmark blockiert wird. Die Folge: Nervenreize<br />

aus dem Hirn werden – vom Rückenmark ungebremst und ungefiltert – an<br />

die Muskeln weitergeleitet. Um bei dem Bild mit dem Lichtschalter zu bleiben: Das Licht<br />

geht entweder voll an, oder es bleibt ganz aus. Der Dimmer ist kaputt. Zunächst fühlt<br />

sich Wundstarrkrampf an wie eine Grippe. Dann aber zeigt er sein wahres Gesicht. Beim<br />

geringsten Anlass – ein Lichtstrahl, ein Geräusch oder eine Berührung genügen – verkrampfen<br />

sich die Muskeln der Erkrankten aufs Heftigste. Wer jemals einen schmerzhaften<br />

Waden- oder Zehenkrampf hatte, kann sich ausmalen, wie sich das am ganzen<br />

Körper anfühlt. Da die Nerven, die vom Hirn zum Gesicht führen, kurz sind, machen<br />

sich die ersten Anzeichen oft im Gesicht bemerkbar. Später ziehen sich auch die langen<br />

Rückenmuskeln zusammen und der Patient muss, bei vollem Bewusstsein, unwillkürlich<br />

eine «Brücke» machen. Schliesslich gehen die Verkrampfungen in zuckende Krämpfe<br />

über. Unter der extremen Anspannung brechen sogar Wirbel. Dank der Impfung sind<br />

Tetanusfälle in westlichen Ländern sehr selten geworden; in der Schweiz treten jährlich<br />

ein bis drei Fälle auf.<br />

Helfen kann man den schwer Leidenden nur bedingt (deshalb empfiehlt sich die Impfung).<br />

Wundversorgung, Gabe von Tetanusgift-Antikörpern, muskelentspannende Medikamente,<br />

Narkose und notfalls wochenlange, maschinelle Beatmung kommen als<br />

Behandlung infrage. Trotzdem sterben 10 bis 20 Prozent der Erkrankten. Der Berufspfeifer<br />

überlebte – wohl auch dank seinem hellhörigen Arzt. <br />

■<br />

48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


mediservice Vsao-asmac<br />

Briefkasten<br />

Klaus Hasler<br />

Versicherungsberater<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Führerausweisentzug – wie kann ich mich dagegen wehren?<br />

Nach einem Autounfall wurde mir als zusätzliche Administrativmassnahme<br />

der Führerausweis entzogen. Ich bin beruflich aufs Auto angewiesen.<br />

Wer hilft mir beim Rekurs?<br />

Beim Rekurs gegen eine Administrativmassnahme braucht es ein profundes Wissen der<br />

einschlägigen Gesetze und Verordnungen, aber auch viel Zeit. Am besten sorgt man vor<br />

und beschafft sich fachkundige und jederzeit einsatzbereite Berater und Helfer durch<br />

den Abschluss einer Verkehrsrechtsschutz-Versicherung. Diese Versicherung steht den<br />

Versicherten bei der Wahrnehmung ihrer Rechte kompetent zur Seite und übernimmt<br />

darüber hinaus auch die Kosten rechtlicher Auseinandersetzungen.<br />

Die Rechtsschutzversicherung wird die zusätzliche Administrativmassnahme sorgfältig<br />

prüfen und abklären, ob die Verfügung allen rechtlichen Grundlagen entspricht. Sie<br />

wird sodann in Ihrem Namen mit den zuständigen Behörden über die Modalitäten des<br />

Entzugs des Führerausweises verhandeln, damit Sie in Ihrer beruflichen Tätigkeit so<br />

wenig wie möglich eingeschränkt werden. Die Experten der Versicherung werden dabei<br />

beispielsweise auf Ihre bisherige Fahrpraxis hinweisen, falls diese zu keinen Beanstandungen<br />

Anlass gab. Zudem könnte eine einlässliche Analyse des Unfallhergangs durch<br />

die juristischen Fachleute der Versicherung ergeben, dass ein gravierendes Mitverschulden<br />

anderer am Unfall Beteiligter vorliegt, was Sie entlasten könnte. Voraussetzung für<br />

diese gezielten und erfolgversprechenden Bemühungen der Verkehrsrechtsschutz-Versicherung<br />

ist natürlich, dass man rechtzeitig für den Versicherungsschutz sorgt, also nicht<br />

wartet, bis ein Unfall passiert.<br />

■<br />

Haben Sie Fragen, rufen Sie uns an: 031 350 44 22.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

49


mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />

Mehr Sicherheit durch Telematik<br />

Die Telematiktechnologie ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Die Telematik – eine Wortverbindung<br />

aus Telekommunikation und Informatik – findet sich in den verschiedensten Bereichen des Alltags.<br />

Nicht nur im Gesundheitswesen spielt die moderne Technologie eine immer grössere Rolle, auch die<br />

Sicherheit im Strassenverkehr kann durch die intelligenten Systeme massiv erhöht werden.<br />

Thomas Lanfermann, Leiter Motorfahrzeugversicherungen Allianz Suisse<br />

Die grosse Mehrheit der Ärzte geht davon<br />

aus, dass sowohl die Telematik als auch<br />

die Telemedizin im Gesundheitswesen<br />

generell an Bedeutung gewinnen werden<br />

– das hat eine Umfrage der Bundesärztekammer<br />

in Deutschland aus dem Jahr<br />

2010 ergeben. Danach erwarten 75 Prozent<br />

der Ärzteschaft im medizinischen<br />

Alltag einen Bedeutungszuwachs der telematischer<br />

Systeme. Ebenso viele sehen<br />

beispielsweise einen hohen Nutzen in der<br />

Speicherung von Notfalldaten. Beim Einsatz<br />

sowohl der Telematik als auch der<br />

Telemedizin überwiegen aus Sicht der<br />

Ärzte prinzipiell die Vorteile.<br />

Was für das Gesundheitswesen gilt, trifft<br />

auch für den Bereich Strassenverkehr zu.<br />

Zum einen trägt die Telematik dazu bei,<br />

die Verkehrsströme wirksamer zu lenken<br />

und dadurch eine effizientere Nutzung der<br />

Ressourcen zu erreichen. Zum anderen<br />

erhöht der Einsatz der modernen Technologie<br />

aber auch die Sicherheit im Strassenverkehr<br />

massiv.<br />

Einige verkehrstelematische Anwendungen<br />

sind heute in der Schweiz bereits im<br />

Einsatz und weitgehend akzeptiert. Dazu<br />

gehören etwa Parkleitsysteme in Städten,<br />

die Fahrzeuglenker zu freien Parkplätzen<br />

weisen. Aber auch Flottenmanagementsysteme,<br />

die Leerfahrten auf Strasse und<br />

Schiene vermeiden helfen. Allerdings<br />

hinkt die Schweiz hier gegenüber anderen<br />

Ländern in der Entwicklung etwas hinterher.<br />

Fast alle anderen europäischen Länder<br />

setzen die Telematik schon vermehrt<br />

ein, insbesondere im Individualverkehr.<br />

Im Notfall entscheiden<br />

Sekunden<br />

Ein Beispiel: Durch einen Sekundenschlaf<br />

gerät ein Fahrer von der Fahrbahn, prallt<br />

gegen einen Baum und verletzt sich<br />

schwer. Er ist selbst nicht mehr in der<br />

Lage, Rettungskräfte zu alarmieren. Szenen<br />

wie diese sind leider fast alltäglich.<br />

Allein in der Schweiz sind nach Angaben<br />

des Bundesamtes für Statistik im Jahr<br />

2009 327 Menschen im Strassenverkehr<br />

ums Leben gekommen. Die Tendenz ist<br />

zwar erfreulicherweise rückläufig, was<br />

unter anderem auf die Einführung von<br />

Vorschriften wie der Gurtpflicht, dem obligatorischen<br />

Kindersitz und neuen technischen<br />

Entwicklungen wie Airbag und<br />

Fahrassistenzsystemen zurückzuführen<br />

ist. Dennoch hätten vermutlich einige<br />

Leben gerettet oder schwerste Unfallfolgen<br />

verhindert werden können, wenn die Rettungskräfte<br />

nur wenige Minuten schneller<br />

am Unfallort gewesen wären. Telematiksysteme<br />

können hier lebensrettend wirken,<br />

denn sie verfügen in der Regel über<br />

ein automatisches Notrufsystem. Dieses<br />

nimmt bei Unfällen mit einer entsprechenden<br />

Krafteinwirkung Verbindung zu<br />

einer Notrufzentrale auf. Ist der Fahrzeuglenker<br />

nicht mehr in der Lage, über die<br />

Gegensprechanlage zu antworten, werden<br />

unverzüglich die Rettungskräfte alarmiert.<br />

Die Allianz Suisse ist ein Versicherungspartner vom MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

für die Motorfahrzeugversicherung.<br />

Falls Sie Fragen haben oder eine Offerte wünschen, nehmen Sie mit uns Kontakt auf.<br />

Wir beraten Sie gerne.<br />

Exklusive Angebote für mediservice vsao-Mitglieder<br />

• 031 350 44 22 – wir sind für Sie da.<br />

• www.mediservice-vsao.ch – und ich weiss mehr.<br />

• www.medizinkarriere.ch – die Karriereplattform<br />

mit Entscheidungshilfen<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


mediservice Vsao-asmac<br />

Weniger Schäden<br />

Derzeit sind solche Telematiksysteme<br />

häufig lediglich als Sonderausstattung in<br />

hochpreisigen Neufahrzeugen im Einsatz.<br />

Aber auch die Versicherungsgesellschaften<br />

haben den grossen Nutzen der<br />

Technologie bereits erkannt und bieten<br />

sie einem breiten Publikum an. So hat die<br />

Allianz Suisse als erste Versicherungsgesellschaft<br />

in der Schweiz mit der Allianz<br />

Helpbox ® im vergangenen Jahr ein kostengünstiges<br />

telematisches Produkt lanciert<br />

und dabei auf eine klassische Winwin-Situation<br />

gesetzt. Denn internationalen<br />

Studien zufolge verringert sich die<br />

Schadenhäufigkeit nach dem Einbau<br />

eines Telematiksystems um rund 25 Prozent.<br />

Offensichtlich spielt die psychologische<br />

Komponente eine wichtige Rolle: Die<br />

Fahrweise wird nach dem Einbau eines<br />

solchen Gerätes defensiver, der Fahrer<br />

verursacht weniger Schäden. Zeichnet<br />

diese Technologie doch auch Unfalldaten<br />

auf, um den Hergang zu objektivieren.<br />

Dies motiviert zusätzlich zu einer vorausschauenderen<br />

Fahrweise.<br />

Viele Vorteile<br />

Der Nutzen ist aber nicht allein auf den<br />

automatischen Notruf beschränkt. Im<br />

Falle einer Panne oder eines «leichteren»<br />

Unfalls können die Nutzerinnen und Nutzer<br />

der meisten Telematiksysteme bei einer<br />

Notrufzentrale schnelle Hilfe über eine<br />

Bedientaste im Fahrzeug anfordern –<br />

mittels SOS-Soforthilfe. Und dank der<br />

GPS-Technologie ist auch ein Diebstahlschutz<br />

gleich mit an Bord. Das gestohlene<br />

Fahrzeug kann schnell geortet und lokalisiert<br />

werden, und die Behörden können<br />

bei Bedarf die notwendigen Schritte einleiten.<br />

Unternehmenskunden mit Flottenmanagementsystemen<br />

können durch den optimierten<br />

Fahrzeugeinsatz teure Standzeiten<br />

reduzieren, Leerfahrten vermeiden<br />

und erhalten somit eine verbesserte Kontrolle<br />

von Auslieferungen und Lenkzeiten.<br />

Sie reduzieren folgich Kosten bei gleichzeitig<br />

mehr Effizienz.<br />

Telematiklösungen sind also ebenso einfach<br />

wie genial und tragen zur Erhöhung<br />

der Sicherheit im Verkehr und zu einer<br />

optimierten Ausnutzung der Verkehrsinfrastruktur<br />

bei. Das ist die Mobilität der<br />

Zukunft, die auch wir als Versicherungsgesellschaft<br />

gerne unterstützen! ■<br />

Einfache Funktionsweise<br />

Mittlerweile gibt es viele verschiedene<br />

Anbieter für Telematikanwendungen. Die<br />

Funktionsweise ist in der Regel fast identisch:<br />

In den Neu- oder Gebrauchtwagen<br />

des Kunden wird eine sogenannte On<br />

Board Unit (OBU) eingebaut, die automatisch<br />

oder per Knopfdruck die Verbindung<br />

zwischen Fahrzeug, Telematikplattform<br />

und Notrufzentrale herstellt. Die On<br />

Board Unit verfügt in der Regel über eine<br />

GPS-Funktion (Global Positioning System),<br />

welche die schnelle und punktgenaue<br />

Ortung des verunfallten bzw. gestohlenen<br />

Fahrzeugs sicherstellt. Sie ist<br />

zudem mit einer SIM-Karte ausgerüstet,<br />

die jederzeit eine Verbindung mit dem<br />

Mobilfunknetz zur Übertragung der Notrufsignale<br />

und Gewährleistung der Kommunikation<br />

herstellt. Zudem verfügt die<br />

OBU häufig über einen Unfalldatenschreiber,<br />

der zusätzlich bei einer gewissen<br />

Kräfteeinwirkung auf das Fahrzeug<br />

automatisch Unfalldaten aufzeichnet.<br />

Die Notrufe werden 365 Tage im Jahr<br />

rund um die Uhr von einer Notrufzentrale<br />

entgegengenommen. Sehr kostengünstige<br />

Geräte nutzen dabei das Natel als<br />

OBU – was voraussetzt, dass dieses stets<br />

im Auto an der richtigen Stelle liegt und<br />

eingeschaltet ist.<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

51


Vereinfachte Steuerabrechnung<br />

für Nebenbeschäftigung<br />

von Werner A. Räber, Dr. Thomas Fischer & Partner AG/Baar<br />

Das bereits am 1. Januar 2008 in Kraft<br />

getretene Bundesgesetz über Massnahmen<br />

zur Bekämpfung der Schwarzarbeit hat<br />

gewisse Änderungen im Sozialversicherungs-<br />

und Steuerrecht mit sich gebracht,<br />

die den Wenigsten bekannt sind. Mit diesem<br />

Gesetz und den gleichzeitig vorgenommenen<br />

Anpassungen insbesondere in<br />

den Steuergesetzen wurde ein vereinfachtes<br />

Verfahren für die Abrechnung der Sozialversicherungsbeiträge<br />

und der Einkommenssteuer<br />

eingeführt. Für kleine<br />

Arbeitsentgelte aus unselbständiger Erwerbstätigkeit<br />

kann die Steuer zu einem<br />

attraktiven Sondersatz abgerechnet werden.<br />

Die Steuer von insgesamt 5 Prozent<br />

(4,5 Prozent Staats- und Gemeindesteuer<br />

sowie 0,5 Prozent direkte Bundessteuer) ist<br />

unabhängig vom Wohnsitz und wird ohne<br />

Berücksichtigung der übrigen Einkünfte<br />

und ohne Abzugsmöglichkeiten erhoben.<br />

Der einheitliche Satz gilt dabei unabhängig<br />

davon, ob ein Arbeitnehmer quellensteuerpflichtig<br />

ist oder nicht. Die im vereinfachten<br />

Abrechnungsverfahren versteuerten<br />

Einkünfte werden zudem im<br />

Rahmen des ordentlichen Veranlagungsverfahrens<br />

nicht mehr berücksichtigt,<br />

auch nicht zur Satzbestimmung. Allerdings<br />

wird im ordentlichen Steuerformular<br />

die Deklaration der vereinfacht versteuerten<br />

Einkünfte trotzdem verlangt, allerdings<br />

rein zu Informationszwecken.<br />

Dieses Verfahren ist für den Arbeitgeber<br />

eine enorme administrative Erleichterung<br />

und für den Arbeitnehmer in der Regel<br />

steuergünstiger als das ordentliche Verfahren.<br />

Die Abrechnung und der Bezug<br />

der Sozialversicherungsbeiträge und der<br />

Steuer erfolgen nur einmal im Jahr, und<br />

zwar für beide Abgaben durch die zuständige<br />

AHV-Ausgleichskasse. Der Arbeitgeber<br />

zieht die Quellensteuer von 5 Prozent vom<br />

AHV-pflichtigen Lohn ab und leitet sie<br />

zusammen mit den Sozialversicherungsabgaben<br />

an die Ausgleichskasse weiter.<br />

Der Arbeitnehmer erhält eine Bescheinigung<br />

über die abgelieferte Steuer, welche<br />

er seiner Steuerdeklaration beilegt.<br />

Allerdings kann das freiwillige vereinfachte<br />

Abrechnungsverfahren nur in kleinen<br />

Verhältnissen angewandt werden,<br />

typischerweise für privates Hauspersonal,<br />

weil Höchstgrenzen sowohl für den einzelnen<br />

Lohn wie auch die gesamt Lohnsumme<br />

festgelegt worden sind (vgl. Kästchen).<br />

Das AHV-Merkblatt mit weiteren<br />

Informationen zum vereinfachten Abrechnungsverfahren<br />

finden Sie hier:<br />

http://www.ahv-iv.info/andere/00134/<br />

00139/index.html?lang=de. ■<br />

Voraussetzungen für die vereinfachte Abrechnung:<br />

– Der Lohn pro Arbeitnehmer darf pro Jahr CHF 20 880 nicht übersteigen (Eintrittsschwelle<br />

2. Säule, Stand <strong>2012</strong>);<br />

– die gesamte Lohnsumme des Betriebes oder Haushaltes darf pro Jahr CHF 55 680<br />

nicht übersteigen (doppelte maximale jährliche Altersrente der AHV, Stand <strong>2012</strong>);<br />

– die Löhne des gesamten Personals müssen im vereinfachten Verfahren abgerechnet<br />

werden;<br />

– die Abrechnungs- und Zahlungsverpflichtungen müssen ordnungsgemäss eingehalten<br />

werden<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>


Impressum<br />

Kontaktadressen der sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 2 • 31. Jahrgang • <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bahnhofplatz 10 A, Postfach 7255, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin/ca),<br />

Jan Vontobel (jv), Sophie Yammine (sy)<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Christoph Bosshard, Präsident<br />

Raphael Stolz, Vizepräsident<br />

Fabrice Dami, Marie-Claire Desax, Guillaume Favre,<br />

Gert Printzen, Miodrag Savic, Daniel Schröpfer,<br />

Urs Sieber, Ryan Tandjung,<br />

Kristina Tänzler, Sonja Truestedt,<br />

Nicola Rüegsegger (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli Publikationen AG<br />

Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66, info@staempfli.com<br />

www.staempfli.com<br />

Layout: Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />

Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />

Telefon 043 444 51 02, Fax 043 444 51 01<br />

vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

21 027 Expl. Druckauflage<br />

20 468 Expl. WEMF-geprüft 2010<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3/<strong>2012</strong> erscheint im Juni <strong>2012</strong>.<br />

Thema: Grenzen<br />

© <strong>2012</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

BE<br />

FR<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vbao.ch, www.vbao.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />

Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

ASMAF Section Fribourg, case postale, 1708 Fribourg,<br />

webmaster@asmaf.ch, www.asmaf.ch<br />

GE AMIG c/o HUG, case postale 23, rue Micheli-du-Crest 24, 1211 Genève 14,<br />

amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, Geschäftsstelle: Steffen Heintze,<br />

<strong>VSAO</strong> Graubünden, Postfach 13, 7154 Ruschein, info@vsao-gr.ch<br />

ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />

Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />

cfmunoz@bluewin.ch<br />

amine@asmac.ch<br />

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Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica<br />

Ticinesi, Avv. Marina Pietra Ponti, Viale S. Franscini 17,<br />

6904 Lugano, telefono 091 922 95 22, fax 091 923 61 71,<br />

pietraponti@ticino.com<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />

ASMAVAL, Jessika Mermoud,<br />

rte de Chippis 55a, 1950 Sion, jessika.mermoud@hopitalvs.ch<br />

Zentralschweiz<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH<br />

Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />

Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />

vsao-zh@bluewin.ch; www.vsao-zuerich.ch<br />

54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2012</strong>

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