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Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Evangelisch-Lutherischen Johannesgemeinde Pretoria-Ost

25 Jahre Johannesgemeinde: 1992-2017 Grußworte zum Jubiläum, historischer Überblick, Erinnerungen von den Pastoren und Kirchenvorstandsvorsitzenden, die Gemeinde heute.

25 Jahre Johannesgemeinde: 1992-2017
Grußworte zum Jubiläum, historischer Überblick, Erinnerungen von den Pastoren und Kirchenvorstandsvorsitzenden, die Gemeinde heute.

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gestalten, uns dort, um uns einen Moment zu sammeln<br />

und uns auf Gottes Gegenwart einzustimmen. Ingrid<br />

hat noch eine Frage mit Blick auf die Abkündigungen,<br />

dann ein kurzes Gebet <strong>zum</strong> Ausklingen <strong>der</strong> Glocken und,<br />

während Jürgen und Louise in ihre Bank huschen, hin zu<br />

dem Platz, auf dem ich mich neun Jahre lang am wohlsten<br />

gefühlt habe: Im Angesicht <strong>der</strong> Kanzel, unter dem Kreuz,<br />

mit einer Gemeinde im Rücken, <strong>der</strong>en Gegenwart mich<br />

stärkt und for<strong>der</strong>t, im Bewusstsein <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren<br />

Gemeinschaft <strong>der</strong> Familie Gottes, in <strong>der</strong> je<strong>der</strong> einzelne<br />

wertvoll ist und seinen Platz hat, in <strong>der</strong> Gemeinde Jesu<br />

Christi, unserem Zuhause weit weg von meinen Wurzeln<br />

und doch eingepflanzt im bunten Garten Gottes, für eine<br />

begrenzte Zeit und doch nirgendwo lieber als hier in<br />

dieser Stunde am Sonntagmorgen.<br />

Pfr. Dr. Volker Lubinetzki, Ev. Kirchengemeinde<br />

Wermelskirchen<br />

Dritter Pastor <strong>der</strong><br />

<strong>Johannesgemeinde</strong><br />

DR. CHRISTIAN NOTTMEIER<br />

Zur Geschichte <strong>der</strong> <strong>Johannesgemeinde</strong> – Eindrücke<br />

Wir haben es nie bereut. Son<strong>der</strong>n es war zweifellos für<br />

mich persönlich, aber auch für uns als Familie, <strong>der</strong> richtige<br />

Ent schluss. Einfach war es freilich nicht. Die Zelte in<br />

Deutsch land für einige Jahre abbrechen, Abschied nehmen<br />

müssen von <strong>der</strong> Gemeinde und den Freunden in Berlin. Es<br />

war nicht leicht, diesen Entschluss zu fällen. Aber dann,<br />

als es klar war, doch die Zuversicht: Ja, das ist richtig.<br />

Und von Beginn an dann immer <strong>der</strong> Zuspruch von den<br />

– damals noch – künftigen Gemeindeglie<strong>der</strong>n. Mehrere<br />

Zettel mit Unterschriften und Grüßen, nach einem<br />

Gottes dienst im Juli 2012 gesammelt, <strong>zum</strong> Teil mit ersten<br />

Hinweisen fürs Einleben. Z. B.: Das wichtigste Wort hier<br />

ist „lekker“. In <strong>der</strong> Tat. O<strong>der</strong> ein Kirchen vorsteher, von<br />

dem mir eine schlichte SMS nach Deutschland geschickt<br />

wird: „Tageslosung heute Jeremia 1, 7: Sage nicht, ich bin<br />

zu jung. Son<strong>der</strong>n du sollst gehen, wohin ich dich sende.“<br />

Das saß.<br />

Jetzt bin ich schon seit 2. Oktober 2012 hier mit meiner<br />

Familie. Statt chrono logisch Bericht zu erstatten, möchte<br />

ich vielmehr einige Gedanken darüber teilen, was es<br />

heißt, von Berlin nach <strong>Pretoria</strong>, von Deutschland nach<br />

Südafrika zu gehen. Es geht dabei nicht um „besser“ o<strong>der</strong><br />

„schlechter“. Es sind einfach <strong>zum</strong> Teil sicher subjektive<br />

Eindrücke, aber für mich sagen sie etwas aus über die<br />

<strong>Johannesgemeinde</strong>, aber auch über mein Wirken und<br />

Selbstverständnis als Pastor und Seelsorger dieser<br />

Gemeinde.<br />

Dass erstens die meisten <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

deutsch sprachige Süd afrikaner sind, bedeutet auch, dass<br />

die Prä gungen und Erfahrungs hinter gründe oft ganz<br />

an<strong>der</strong>e sind, als wir es aus Deutschland gewohnt sind<br />

o<strong>der</strong> erwarten. Man hat die gleiche Sprache, aber doch<br />

oft auch sehr unterschiedliche Er fahrungen und eine<br />

an<strong>der</strong>e Geschichte. Man muss sich immer diese sehr<br />

unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Prägungen<br />

vergegenwärtigen. Man muss bereit sein, zuzuhören,<br />

sich auf die Situation einzulassen. Für mich gehörte dazu<br />

auch, neben Englisch eben wenigstens eine <strong>der</strong> wirklichen<br />

genuinen Landes sprachen einigermaßen passabel zu<br />

beherrschen. Das war – was einige erfreut, an<strong>der</strong>e vielleicht<br />

auch verwun<strong>der</strong>t hat – dann Afrikaans. Das hat<br />

mir Südafrika – o<strong>der</strong> mindestens einen Teil davon – noch<br />

einmal an<strong>der</strong>s erschlossen. Es mag komisch klingen.<br />

Weihnachten feiere ich gerne mit den deutschen Lie<strong>der</strong>n,<br />

aber „Somerkersfees“ gehört für mich als Lied und als<br />

Botschaft einfach <strong>zum</strong> südafrikanischen Weihnachten<br />

dazu. Versucht man sich auf diese Weise einzuleben und<br />

einzudenken, dann kann man von- und miteinan<strong>der</strong> viel<br />

lernen und einen guten Weg miteinan<strong>der</strong> gehen. Hier<br />

liegt meines Erachtens eine <strong>der</strong> großen, auch schwierigen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, gerade in <strong>der</strong> Arbeit mit einem Teil<br />

<strong>der</strong> Deutschsprachigen, die nur zeitweise im Land sind.<br />

Es fehlt manchmal ein gewisses erstes Verständnis für die<br />

Menschen, die schon lange hier im Land leben. Man ist<br />

schnell mit Urteilen bei <strong>der</strong> Hand. Die Diskussionen, die<br />

bei meinem Kommen 2012 an <strong>der</strong> Schule über Religion<br />

und/o<strong>der</strong> Ethik geführt wurden sind ein Beispiel dafür.<br />

Man muss sich darauf einlassen, dass die Bedeutung von<br />

Religion in <strong>der</strong> südafrikanischen Gesellschaft eine an<strong>der</strong>e<br />

ist als in Deutschland – mit sehr positiven, aber meiner<br />

Meinung nach durchaus auch problematischen Aspekten.<br />

Aber – auch die Impulse aus Deutschland, auch von<br />

denen, die nur kurz im Lande sind, sind wichtig. Sie halten<br />

uns als Gemeinde offen, bewahren uns davor, nur unsere<br />

deutsch-südafrikanische Perspektive zu sehen.<br />

Zweites ist die Aktivität, aber auch das geistliche<br />

Interesse deutlich reger als ich das aus Deutschland kenne.<br />

Das hängt sicher <strong>zum</strong> Teil an biographischen Prä gungen<br />

und den Wirkungen <strong>der</strong> Hermannsburger und Berliner<br />

Mission. Ich bin immer wie<strong>der</strong> gerührt und begeistert,<br />

wie groß das Interesse nicht nur an meinen Predigten ist.<br />

Wie schön sind die Begegnungen in den Hauskreisen.<br />

Wie wun<strong>der</strong>bar, dass zu den verschiedenen Bibelwochen,<br />

Gesprächsabenden und thematischen Reihen eigentlich<br />

immer mindestens 50 Leute da sind. Die Spann weite <strong>der</strong><br />

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