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Berliner Leben & Arbeit Print Ausgabe 2008

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LEBEN<br />

Betrugsvorwurf gegen Immendorff<br />

Der Künstler Jörg Immendorff starb im vergangenen Jahr.<br />

Düsseldorf - Gut ein Jahr nach seinem<br />

Tod werden gegen den Maler Jörg Immendorff<br />

Betrugsvorwürfe laut. Das<br />

Düsseldorfer Landgericht muss prüfen,<br />

ob der Kunstprofessor (1945-2007) von<br />

Dritten gemalte Kopien seiner Bilder als<br />

eigene ausgegeben und verkauft hat.<br />

Seine Witwe war gegen die geplante<br />

Versteigerung eines angeblichen<br />

Immendorff-Gemäldes vorgegangen,<br />

nachdem der Kölner Galerist des<br />

Künstlers, Michael Werner, das Bild als<br />

Fälschung eingestuft hatte. Das Original<br />

im Wert von 150 000 Euro befinde<br />

sich in Neuseeland.<br />

Werner erstattete sogar Strafanzeige.<br />

Die Eigentümer legten jedoch ein<br />

handschriftliches Zertifikat Immendorffs<br />

(«Die Echtheit meines Werkes<br />

bestätige ich.») und Eidesstattliche Versicherungen<br />

vor, denen zufolge der Malerfürst<br />

das Bild in seinem Atelier 1999<br />

für 30 000 Mark verkauft habe. Das war<br />

die Zeit, in der Immendorff kostspielige<br />

Sex- und Drogenorgien feierte und finanziell<br />

klamm gewesen sein soll.<br />

Sollte sich diese Version bestätigen,<br />

das Bild aber nicht von Immendorffs<br />

Hand stammen, hätte dessen Witwe mit<br />

Schadenersatzforderungen zu rechnen.<br />

«Das wäre Betrug zum Nachteil des<br />

Erwerbers», sagt Rechtsanwalt Jochen<br />

Zirkel. Das Gerichtsverfahren hätte<br />

sich dann für die 28-jährige Oda Jaune<br />

als Eigentor erwiesen.<br />

Doch die künstlerische Freiheit ist groß.<br />

Es ist kein Geheimnis, dass an vielen<br />

Werken großer Maler quer durch die<br />

Jahrhunderte viele Hände beteiligt waren<br />

und in ihren Ateliers Heerscharen<br />

fleißiger Helfer arbeiteten. So herrschte<br />

in Immendorffs Düsseldorfer Atelier<br />

auch dann noch Hochbetrieb, als der<br />

Künstler durch seine unheilbare Nervenkrankheit<br />

ALS fast vollständig gelähmt<br />

war.<br />

Eifrige Assistenten brachten Farbe auf<br />

die Leinwände, überwacht vom großen<br />

Meister, der die Bilder schließlich autorisierte<br />

und als seine Werke anerkannte.<br />

«Entscheidend ist, ob der Künstler<br />

die Werke als seine erklärt hat oder<br />

nicht. Der Wille des Künstlers ist entscheidend,<br />

ob einem der Herstellungsprozess<br />

gefallen mag oder nicht», sagte<br />

Klaus Gerrit Friese, Vorsitzender des<br />

Bundesverbandes deutscher Galerien.<br />

«Immendorff war schließlich nicht unzurechnungsfähig.»<br />

Es sei auch nicht<br />

verboten, Kopien der eigenen Werke<br />

anzufertigen - «auch wenn das niemand<br />

mag». Dies sei Teil des künstlerischen<br />

Prozesses «und völlig legitim».<br />

Bei dem umstrittenen Bild soll es sich<br />

um eine Kopie des Werkes «Readymade<br />

de L'histoire dans Café de Flore»<br />

von 1987 handeln, 1,00 Meter mal 1,20<br />

Meter groß. Nach Angaben Werners<br />

muss das inzwischen beschlagnahmte<br />

Bild jüngeren Datums sein.<br />

Handelt es sich um eine Variante des<br />

Originals, möglicherweise aus fremder<br />

Hand - aber mit dem rechtlichen Segen<br />

des Malerfürsten - könnte es mit dem<br />

entsprechenden Hinweis dennoch versteigert<br />

werden. Das Landgericht muss<br />

nun prüfen, ob es nicht auch auf eigene<br />

Faust eines Assistenten entstand und<br />

die Echtheits-Bescheinigung gefälscht<br />

oder gestohlen ist. Bis dahin, so kamen<br />

die Streitparteien am Mittwoch<br />

in einem Vergleich überein, bleibt das<br />

Bild in sicherer Verwahrung - die Kosten<br />

dafür wird der spätere Verlierer<br />

des Streitfalls tragen.<br />

•<br />

Dipl. Ing. Heidrun Scheunemann<br />

Gartenstr. 8 15569 • Woltersdorf/ bei Berlin<br />

fon. fax.: 03362 / 28571<br />

e-mail: Heidrun_Scheunemann@web.de<br />

Baubiologin - Bauingenieurin<br />

Bauplanung, ökologische Bauberatung<br />

Energiepasserstellung<br />

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Standortuntersuchungen auf: Elektrosmog,<br />

Umweltgifte, Erdstrahlen im Wohn- und <strong>Arbeit</strong>sbereich<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong> & <strong>Arbeit</strong> 25

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