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Festspiel- Sommer - Altstadt Salzburg

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Ein Liederabend zum Thema Faust? Klänge nach einem schlechten Scherz, würde nicht die<br />

wunderbare Eva Jantschitsch alias „Gustav“ ihn bestreiten. „Auf eigene Faust“ heißt er und<br />

eine Suche nach Erkenntnis soll es werden. Ein Gespräch über Momente des Entsetzens,<br />

menschliche Tragik und warum sich der Markt ins Fäustchen lacht.<br />

Ich gehe davon aus, dass der Titel „Unterhaltungsmusik zur<br />

Suche nach Erkenntnis“ von Dir stammt. Oder ist er unfreiwillig<br />

komisch?<br />

(Lacht). Nein, der ist von mir.<br />

Hast Du vor diesem Kompositionsauftrag schon Berührungspunkte<br />

mit Faust gehabt – jetzt einmal abgesehen von Erlebnissen<br />

in der Mittelschule?<br />

Eigentlich nicht. Ich ging sogar in eine so schlechte Mittelschule,<br />

dass wir Faust selbst dort nicht durchgenommen haben. Insofern<br />

war das jetzt tatsächlich meine erste Berührung mit dem<br />

Faust-Material an sich.<br />

Und wie war’s?<br />

Erfrischend. Überraschend zugänglich, auch sprachlich, wenn<br />

wir vom ersten Teil sprechen. Der zweite ist ja ohne wirklich gute<br />

humanistische Ausbildung nur sehr schwer verständlich und<br />

wirkt auf mich eher wie eine Art Drogenrausch im Kopf. Aber<br />

vom ersten Teil kann man sich viel mitnehmen.<br />

Der Mensch, der in seiner Lebensmitte merkt, dass er unfähig<br />

ist, das Leben zu genießen, ist doch etwas, das in unserer Zeit<br />

und Generation omnipräsent ist, oder?<br />

Durchaus. Das kann man so sagen.<br />

Oder war es mehr das ungehemmte Streben nach Macht, das<br />

einen in den Abgrund reißt, das Dich daran fesselte?<br />

Nein, mich hat gar nicht so die politische Dimension des Stückes<br />

interessiert, sondern primär dieser Moment des Entsetzens.<br />

Dieser Moment, in dem man sich fragt: Wo stehe ich, was<br />

INTERVIEW MARKUS DEISENBERGER<br />

Die Zeiten<br />

sind absurd<br />

Dieser Moment, in dem<br />

man dem nicht gelebten<br />

Leben ins Antlitz schaut<br />

und darüber verzweifelt.<br />

Gustav<br />

will ich vom Leben? Was mache ich jetzt? Wie kann ich den letzten<br />

Rest noch retten? Dieser Moment, in dem man dem nicht<br />

gelebten Leben ins Antlitz schaut und darüber verzweifelt.<br />

Wie schaffst Du es, dieses Gefühl des inneren Zerbrechens<br />

und des Entsetzens darüber zu vermitteln?<br />

Das Gute ist ja, dass ich textlich und musikalisch arbeiten kann.<br />

Wenn der Text diese Fragen aufwirft, versucht die Musik diese<br />

Fragen zu tragen, genau dort einzusteigen. Die knappste Antwort<br />

auf Deine Frage wäre aber: Poetisch.<br />

Wie kann man sich den Liederabend, den Du geben wirst, vorstellen?<br />

Wirst Du durchwegs neues Material singen oder<br />

auch vorhandenes Liedgut von Deinen beiden Alben neu interpretieren?<br />

Es wird kein bestehendes Gustav-Material zu hören geben, so<br />

weit ich das jetzt, nachdem zirka 70% des Abends fertig >><br />

vision.altstadt. | <strong>Festspiel</strong>-Special 29

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