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norA mAthYs<br />
ProJeKtleiterin ringier<br />
bildArchiv, stAAtsArchiv<br />
des KAntons AArgAu<br />
1 m e m o r i A v b u l l e t i n n r . 1 8<br />
wElcHE prEssEbildEr<br />
sind tEil dEr visuEllEn<br />
kultur dEr scHwEiz?<br />
Mit der Übernahme des auf sieben Millionen Fotos geschätzten Ringier Bildarchivs<br />
startete das Staatsarchiv des Kantons Aargau im Jahr 2009 ein fünfjähriges Evaluationsprojekt,<br />
um Zukunftsvisionen für den mittel und langfristigen Umgang<br />
mit Grossbeständen zu entwickeln. Was ist als Helvetica erhaltungswürdig? Wir<br />
haben die Projektleiterin nach Selektionskriterien gefragt.<br />
in der 12-bändigen schriftenreihe «Ars helvetica»<br />
wird, wie der untertitel verlauten lässt,<br />
die visuelle Kultur der schweiz thematisiert.<br />
sucht man darin nach der Fotografie, so wird<br />
man lediglich im letzten band «Kunstszenen<br />
heute» fündig; Fotografie als Kunst hat hier<br />
ihren Platz gefunden. die viel beschworene<br />
bilderflut, die das 20. Jahrhundert und damit<br />
auch die visuelle Kultur der modernen schweiz<br />
prägt, sucht man aber vergebens — sie ist<br />
inexistent. Wohin sind die wissenschaftlichen<br />
bilder, die privaten Aufnahmen, die Abermillionen<br />
von Werbe- und Pressefotografien<br />
verschwunden? Antwort: in die Archive, museen<br />
und bibliotheken, aber auch auf die<br />
müllhalden.<br />
Komplexe Ausgangslage<br />
die Frage nach der helvetica im bereich der<br />
Fotografie ist eine Frage der memopolitik – die<br />
Frage danach, welche Fotografien teil der<br />
visuellen Kultur der schweiz sind. Wie der<br />
bund in seinem bericht «memopolitik. eine<br />
Politik des bundes zu den gedächtnissen der<br />
schweiz», der sang- und klanglos versandet<br />
ist, geschrieben hat, ist die «Archivierung kein<br />
selbstzweck. sie steht in einem Kontext. es<br />
geht um gedächtnis und erinnern in der gesellschaft<br />
und die Funktion, die jene wahrnehmen.»<br />
1 Auch im titel des berichts wird<br />
deutlich, dass gedächtnis und erinnern keine<br />
festen grössen sind, sondern gesellschaftliche<br />
Funktionen haben und daher stets im