URST XPRESS Durst... - Olympiastützpunkt Berlin
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Nur wer (was) sich ändert, bleibt lebendig!<br />
Norbert Warnatzsch hat vor über 40 Jahren an der Schwimmhalle im Sportforum den Bauschutt<br />
weggeräumt - jetzt gab es den späten Lohn<br />
Der 60-jährige Norbert Warnatzsch, erfolgreicher<br />
Schwimmtrainer am <strong>Olympiastützpunkt</strong> <strong>Berlin</strong>, kennt die<br />
Halle seit mehr als 40 Jahren und hat das „Facelifting“ der<br />
alten Bekannten mit einer Mischung aus Staunen und Freude<br />
zur Kenntnis genommen. Bei der Eröffnung der Sportstätte<br />
Anfang der 60er war Warnatzsch noch Schwimmer, und<br />
durfte bei seinen Trainingseinheiten jene Kacheln „zählen“,<br />
die nun nicht mehr da sind. „Unsere Trainingsgruppe hat<br />
damals geholfen, den Bauschutt wegzuräumen“, erzählt<br />
er und erinnert sich daran, dass beim Bau der Halle auch<br />
Sträflinge eingesetzt wurden. Mitte der 60er wechselte<br />
Warnatzsch zu den Modernen Fünfkämpfern, wurde 1967<br />
bei der JWM Sechster und gewann mit der Mannschaft<br />
Silber. Dass es kein Wechsel auf die Zukunft wurde, lag<br />
daran, dass die DDR Ende der 60er den Pentathlon nebst<br />
anderen nicht so „medaillenintensiven“ Disziplinen per<br />
„Leistungssportbeschluss“ aufs Abstellgleis schob.<br />
Warnatzsch wurde Schwimmtrainer, „seine“ Halle blieb ihm<br />
so erhalten. „Für damalige Verhältnisse war das schon eine<br />
ganz gute Trainings- und Wettkampfstätte, ausgelegt auf<br />
reine Zweckmäßigkeit - und die wurde weitgehend erfüllt.“<br />
Dass sie später zunehmend nicht mehr den Ansprüchen<br />
des modernen Spitzensports genügte, der Verfall immer<br />
deutlichere Spuren zeitigte, war schließlich nicht mehr<br />
zu übersehen. Die Sanierung hat die „alte Dame“ nun zu<br />
einer Schönheit aufgepäppelt, „der es an nichts fehlt und<br />
die optimale Bedingungen bietet“. Und das nicht nur in<br />
der Fokussierung auf den Zweck, Voraussetzungen zu<br />
schaffen, die internationale Spitzenleistungen ermöglichen.<br />
„Nein, die Halle ist rundum gelungen. Sie ist derartig schön,<br />
freundlich, einladend, hell und warm, dass hier den Sportlern<br />
das Trainieren und den Trainern das Arbeiten Spaß machen<br />
muss“, sagt Norbert Warnatzsch fast schon euphorisch.<br />
Dass der frühere Sprungturm raus ist (die Wasserspringer<br />
haben in der Schwimmhalle am Europasportpark ihrerseits<br />
ideale Verhältnisse), verbessert die Bedingungen der<br />
Schwimmer deutlich. Alle anderen Einrichtungen, vor allem<br />
die gesamte Elektronik, sind auf dem höchsten Stand der<br />
Technik. Was bei der Eröffnung der Halle fast zwangsläufig<br />
zu Aussagen der honorigen Gäste wie „nun gibt es<br />
keine Ausreden mehr“ oder „aus diesem Becken sollen<br />
Weltmeister und Olympiasieger steigen“ führte. Wenn es<br />
denn so einfach wäre!<br />
„Natürlich sind damit Bedingungen geschaffen, die Top-<br />
Resultate möglich machen. Das ist die objektive Seite, zu<br />
der allerdings auch eine Reihe von subjektiven Faktoren<br />
gehören“, sagt Norbert Warnatzsch. „Du brauchst Sportler<br />
und Talente,<br />
die nicht nur<br />
körperlich stark<br />
und trainierbar<br />
sind, sondern die<br />
auch brennen,<br />
Leidenschaft<br />
und den eiser-<br />
nen Willen<br />
mitbringen, die<br />
nötige Schin-<br />
derei auf sich<br />
zu nehmen.“ Das gleiche gelte übrigens für die Trainer<br />
und Betreuer, für die es keinen Acht-Stunden-Arbeitstag<br />
geben kann. „Mit Dienst nach Vorschrift erreichst du keine<br />
Weltspitze. Man muss bereit sein, immer wieder zu lernen<br />
und sich selbst kreativ in Frage zu stellen. Nur wer oder<br />
was sich ändert, bleibt lebendig.“ Was Warnatzsch mit<br />
Spitzenathleten wie Frank Pfütze, Jörg Woithe, Torsten<br />
Spanneberg, Franziska van Almsick und zuletzt Britta<br />
Steffen, um nur einige zu nennen, über drei Jahrzehnte<br />
hinweg (1977 gab es die ersten EM-Medaillengewinne im<br />
Spitzenbereich) immer wieder bewiesen hat.<br />
Der vom Schwimmverband zweimal zum „Trainer<br />
des Jahres“ (2002, 2006) gewählte <strong>Berlin</strong>er sieht die<br />
Grundvoraussetzung für mehr Positiv-Schlagzeilen über<br />
deutsche und speziell auch <strong>Berlin</strong>er Schwimmer darin,<br />
„dass wir fleißig sind auf allen Gebieten“. Mit Einzelfällen sei<br />
zwar immer wieder bewiesen worden, „dass wir es können,<br />
aber die Anzahl war zu gering“. Die sanierte Schwimmhalle<br />
sei auch eine Auf- und Herausforderung an Aktive und<br />
Trainer nach dem Motto: „So, jetzt seid ihr dran. Macht was<br />
draus!“ Warnatzsch betreut als OSP-Trainer gemeinsam mit<br />
Landestrainer Frank Weib als gleichberechtigtem Partner 18<br />
Sportler, Top-Athleten und Nachwuchs gleichermaßen. In<br />
der Halle an der Landsberger Allee, wo man sich das Becken<br />
mitunter auch mal mit „Normalpublikum“ teilen musste,<br />
gab es - so der Coach - „deutlich weniger Möglichkeiten<br />
für individuelle Zuwendung und störungsfreie Abläufe<br />
als unter den neuen Bedingungen“. Zumal nun auch alle<br />
Anbindungen zum OSP, zur Eliteschule und zum Haus der<br />
Athleten gleich nebenan und quasi über die Straße kürzeste<br />
Wege ermöglichen und sportfremden Stress abbauen.<br />
„Darüber darf man sich richtig freuen. Aber bitte nicht zu<br />
lange - jetzt müssen wir uns auf den Hosenboden setzen<br />
und arbeiten!“, sagt Norbert Warnatzsch und beendet das<br />
Gespräch.<br />
Klaus Weise<br />
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