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1. Sturm und Drang

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Die Erlebnislyrik, deren Entstehung in<br />

der <strong>Sturm</strong>-<strong>und</strong>-<strong>Drang</strong>-Zeit angesiedelt wird,<br />

erweckt den Anschein der Unmittelbarkeit<br />

des Dargestellten. In der Erlebnislyrik wird<br />

die seelische Stimmung (stellenweise die des<br />

Autors) unvermittelt dargestellt. Erlebnislyrik<br />

wurde lange im Gegensatz<br />

zur Gedankenlyrik gesehen <strong>und</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>en herrschte die Vorstellung, diese<br />

Texte seien in einem Zug geschrieben, ohne<br />

dass sie im Nachhinein durch Reflexion<br />

verändert würden. Bei genauerer<br />

Betrachtung <strong>und</strong> Analyse der Metaphorik,<br />

des Rhythmus oder der Struktur wird diese<br />

Vorstellung, geprägt durch die Genieästhetik<br />

des <strong>Sturm</strong> <strong>und</strong> <strong>Drang</strong>s, unwahrscheinlich.<br />

Diese Art der Lyrik bedient sich gerne<br />

der Natur als Mittel zur Darstellung des<br />

Gemütszustandes der Hauptperson.<br />

Sonnenschein, duftende Wiesen <strong>und</strong><br />

blühende Blumen sollen das Gefühl der<br />

Heiterkeit ausdrücken <strong>und</strong> auf den Leser<br />

einwirken. Wolken, Nebel, Regen <strong>und</strong> Kälte<br />

sollen dem Leser bei ihrer Schilderung real<br />

erscheinen <strong>und</strong> ihn in die, nun schlechte,<br />

Stimmung der Hauptperson bringen. Der<br />

wohl bekannteste Verfechter dieser<br />

Stilrichtung der Lyrik war Goethe, der 1770<br />

mit dem Schreiben der für die damalige Zeit<br />

neuen Art des Gedichtes begann. Die<br />

Goethesche Art der Erlebnislyrik prägt die<br />

deutsche Natur- <strong>und</strong> Liebeslyrik bis weit ins<br />

19. Jh. hinein <strong>und</strong> bestimmt noch heutzutage<br />

das landläufige Verständnis von Lyrik.<br />

Weiterhin gibt es Diskussionen,<br />

ob Minnesang auch zu Erlebnislyrik zählt.<br />

Verfechter dieser Theorie ist unter anderem<br />

Ulrich Müller, der ein Essay zu diesem Thema<br />

verfasst hat.<br />

Erlebnislyrik als<br />

literarhistorisches Konstrukt<br />

Werke <strong>und</strong> Autoren [Bearbeiten]<br />

Die Stürmer <strong>und</strong> Dränger kamen vorwiegend aus<br />

dem Mittel- <strong>und</strong> Kleinbürgertum; ihre<br />

literarischen Betätigungen suchten sie materiell<br />

durch Hauslehrer- oder Pfarrstellen abzusichern,<br />

denn von der Literatur konnten sie nicht leben.<br />

Es fehlte ihnen nämlich die soziale Resonanz,<br />

ihre Bewegung blieb auf die Bekannten<br />

beschränkt, mit denen man sich zu<br />

Männerbünden zusammenschloss (z.B.<br />

Göttinger Hain). (Goethes erwähnter Roman<br />

blieb eine Ausnahme.) Hauptorte des <strong>Sturm</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Drang</strong> waren Strassburg, Göttingen, Frankfurt<br />

am Main. Für viele Dichter, v.a. Goethe <strong>und</strong><br />

Schiller, war der <strong>Sturm</strong> <strong>und</strong> <strong>Drang</strong> nur eine<br />

vorübergehende Phase ihres Lebens <strong>und</strong><br />

Schaffens. Viele Autoren <strong>und</strong> Werke waren nur<br />

zu ihrer Zeit bekannt <strong>und</strong> sind heute weitgehend<br />

vergessen.<br />

Wilhelm Dilthey: Das Erlebnis<br />

<strong>und</strong> die Dichtung<br />

(1906) Wilhelm Dilthey (* 19.<br />

November 1833 in Wiesbaden-Biebrich; † <strong>1.</strong><br />

Oktober 1911 in Seis am Schlern, Südtirol) war<br />

ein<br />

deutscher Philosoph, Psychologe <strong>und</strong> Pädagoge<br />

.<br />

Entgegen dem zu seiner Zeit stark<br />

verbreiteten Naturalismus entwickelte Dilthey<br />

ein lebensphilosophisches F<strong>und</strong>ament, welches<br />

das menschliche Leben <strong>und</strong> die Formen seines<br />

Ausdrucks nicht mehr nur nach<br />

Naturgesetzlichkeiten erklärte, sondern vielmehr

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