KuS 2017-3

Bild rechts: Grabmal im
Museumsgrabfeld des
Schosshaldenfriedhofs.
Im horizontalen Balken
durchgehend mit einer
Reliefschrift versehen.
Mutet in seiner Blockhaftigkeit
wie ein uraltes
Wegkreuz an.
des Friedhofs in ihrer originalen Grundstruktur
erhalten; die ursprüngliche Atmosphäre ist
auch heute noch spürbar. Des weiteren finden
Sie über den Friedhof verteilt zahlreiche Einzelgrabmale
und Skulpturen von hohem künstlerischem
und historischem Wert.
Wie nehmen Sie hier in Bern die Gefährdung
der Friedhofskultur wahr?
AZ: Der gesellschaftliche Wandel bringt grosse
Herausforderungen mit sich. Mit diesen müssen
wir irgendwie umgehen. Was mich persönlich
in diesem Zusammenhang am meisten beschäftigt,
ist die Grabmalkultur als solche. Was
ist heute noch ein gutes Grabmal, ein schönes
Grabmal? Welche Freiheiten hat man da, und
wie lassen sich die zum Teil haarsträubenden
Auswüchse, die einem heute auf Friedhöfen
begegnen, bremsen?
Sabine Burla: Dies ist effektiv ein grosses Problem.
Hier trifft der Unverstand der Leute auf
Unvermögen, Gleichgültigkeit oder schlicht
wirtschaftliche Prioritäten der Grabsteinhändler
und -hersteller. Wenn ein Kunde mit
einer Idee kommt, zum Beispiel unbedingt ein
Herz haben möchte, dann fehlt gewissen Leuten
in den Betrieben heute das Gespür; sie
sind nicht in der Lage, das Thema Herz in eine
dezente und ausgewogene Form zu bringen.
Hier könnten aber Friedhofsreglemente einen
Rahmen setzen – meiner Ansicht nach sollten
Reglemente so konzipiert sein, dass sie
die schlimmsten Auswüchse verhindern und
zugleich den Bildhauer dazu führen, eine gute
Arbeit zu machen.
Ein Szenario: Sie haben ein Ensemble von
künstlerisch wertvollen Gräbern. Die Frist
läuft ab, das Grabfeld muss geräumt werden.
Haben Sie Möglichkeiten, das Ensemble als
ganzes oder zumindest einzelne Grabmale zu
erhalten?
AZ: Bei Reihengräbern können wir das Ensemble
nicht an Ort und Stelle halten. Wir haben
aber für die Stadtberner Friedhöfe eine
Grabmalkommission – Frau Burla ist in dieser
Kommission –, welche wertvolle Grabmale
prämiert und kennzeichnet. Wenn man die abräumen
muss, können sie auf unser «Museumsgrabfeld»
gezügelt werden. Dieses wird zwar im
Augenblick noch etwas stiefmütterlich behandelt,
aber es ermöglicht uns jedenfalls, auch
Einzelgrabsteine zu bewahren. Wesentlich
18 03/17