12.07.2017 Aufrufe

REGIOSWISS - 164

Das Freizeit-Magazin - Ausgabe Zentralschweiz

Das Freizeit-Magazin - Ausgabe Zentralschweiz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anna Rossinelli<br />

Anna Rossinelli kennt, wird feststellen,<br />

dass sich «Takes Two To Tango» anders<br />

anhört. Der dritte Langspieler geht tiefer.<br />

Konventionen liess man hinter sich.<br />

Die zehn neuen Songs, die sich im Land<br />

der unbegrenzten Möglichkeiten formten<br />

und färbten, präsentieren sich abwechslungsreich.<br />

Aus alt mach neu. Was<br />

einmal war, ist jetzt frischer, zerbrechlicher<br />

und explosiver – aber immer noch<br />

poppig. So treffen auf «Wild Children»<br />

ein vorwärtstreibender Club-Beat und<br />

eine Westerngitarre aufeinander. Bei<br />

«Broken Hearted» singt Anna Rossinelli<br />

mit einem Gospelchor um die Wette und<br />

spendet all den armen Seelen Trost, die<br />

durchs Raster fallen und kein Gehör<br />

finden. Oder sie serviert mit «Forever<br />

Young» eine folkangehauchte Midtempo-Ballade,<br />

die auch aus der Feder von<br />

Norah Jones stammen könnte. Eines der<br />

Highlights ist aber zweifelsohne «King<br />

Mustafa». Die Feelgood-Nummer, die ihren<br />

Ursprung in Marrakesch hatte, versprüht<br />

Wärme und dürfte vor allem eine<br />

MUSIC NEWS<br />

«TAKES TWO TO TANGO»<br />

Bereits nach wenigen Takten des Eröffnungssongs<br />

«Bang Bang Bang» merkt<br />

der Zuhörer, dass bei Anna Rossinelli<br />

etwas geschehen ist. Ohne Pauken und<br />

Trompeten legt die Baslerin ihre Zeilen<br />

über eine feine Gitarre: «Both feel each<br />

other’s breath. Lying side by side.» Dann<br />

setzt sie die bittersüsse, anrüchige Ballade<br />

fort, variiert in Stimme und Tonalität,<br />

lässt verschiedene Facetten durchschimmern,<br />

um alles in einem emotionsgeladenen<br />

Feuerwerk enden zu lassen.<br />

Hier scheint etwas passiert zu sein. Aber<br />

was? Die Antwort ist einfach: Anna Rossinelli<br />

hat sich neu entdeckt. Dies nach<br />

mehr als 10‘000 Kilometern, zahlreichen<br />

Songskizzen und etlichen Begegnungen.<br />

Zusammen mit ihren Bandkollegen<br />

Georg Dillier und Manuel Meisel bereiste<br />

die Schweizerin im Frühjahr 2015 während<br />

drei Monaten die USA. Begleitet<br />

wurden sie von Tontechniker Florens<br />

Meury sowie Filmemacher Milan Büttner,<br />

der die vielen Momentaufnahmen der<br />

Reise für den zum Album dazugehörigen<br />

Kurzfilm festhielt. Auf der abenteuerlichen<br />

Reise machte das Dreiergespann<br />

unter anderem in San Francisco, Texas<br />

und New Orleans mit Endstation New<br />

York Halt, wo es «Takes Two To Tango» mit<br />

Produzent Simon Kistler (Marc Sway) im<br />

Studio letztendlich einspielte. Während<br />

der längeren Exkursion sammelte der<br />

Basler Nomadenzug vor allem Eindrücke,<br />

musikalische Fragmente und eine Menge<br />

Inspiration. Alles, was Anna Rossinelli<br />

und ihre Weggefährten mit im Gepäck<br />

hatten: Zahlreiche Ideen und eine gehörige<br />

Portion Tatendrang. Auf konkrete<br />

Vorhaben verzichtete das Trio bewusst.<br />

Nichts sollte der Planung zum Opfer fallen,<br />

alles musste möglich sein. «Wir hatten<br />

zwar eine Vision aber nur bedingte<br />

Pläne», blickt Anna Rossinelli heute auf<br />

die abenteuerliche Reise zurück. Die Zelte<br />

schlug der Trupp lediglich mit einem<br />

bewussten Ziel auf: Möglichst viel zu musizieren.<br />

Es galt, musikalische Puzzleteile<br />

zu sammeln, die man letztendlich<br />

auf einem neuen Album zusammenführen<br />

wollte. «Die Zeit ging viel zu schnell<br />

vorbei», sagt Anna weiter. Dabei schaut<br />

sie gerne auf die Begegnungen mit gastfreundlichen<br />

Menschen und Musikern zurück.<br />

Denn das neue Songmaterial, das<br />

sie mit Georg und Manuel bereits in der<br />

Schweiz geschrieben hatte, teilte sie in<br />

den Staaten mit zahlreichen Gastmusikern:<br />

Mike Haynes, ein Strassenkünstler<br />

in San Francisco, inspirierte die Schweizer<br />

etwa mit seiner eindrücklichen Art<br />

Schlagzeug zu spielen. Nick Milo, Joe<br />

Cockers ehemaliger musikalischer Leiter<br />

und Keyboarder, lud Anna und ihr Gefolge<br />

ein, bei ihm zuhause zu spielen.<br />

Und in Nashville öffnete Songwriterin<br />

Victoria Shaw, die bereits für Christina<br />

Aguilera Welthits wie «Nobody Wants To<br />

Be Lonely» geschrieben hat, die Türen<br />

zu ihrem Wohnzimmer.<br />

Offenbar haben die Treffen sowie<br />

die dreimonatige Alltagsabstinenz ihre<br />

Pflicht getan. Wer die früheren Alben von<br />

Bereicherung für sommerliche Radiorotationen<br />

sein. Nicht zuletzt besticht vor<br />

allem die Story des Songs: Ein König verlässt<br />

seine gewohnte und vertraute Umgebung,<br />

um dafür das pure Leben spüren<br />

zu können. Der Track könnte also auch<br />

sinnbildlich für die Entstehung des neusten<br />

Rossinelli-Werks verstanden werden.<br />

Tatsächlich sagt Georg Dillier selber:<br />

«Der Fakt, dass wir nicht in einem gewohnten<br />

Umfeld musizierten, hat unsere<br />

Kreativität geweckt. Wir haben uns so<br />

automatisch mehr getraut.» Dann doppelt<br />

er nach: «Ich glaube, wir haben den<br />

Sound gefunden, den wir lange gesucht<br />

haben.» Ein klares Statement, dass darauf<br />

schliessen lässt, wie sehr die drei<br />

Musiker zufrieden sind mit ihrem neusten<br />

Album. Auch Anna Rossinelli steht<br />

die Freude ins Gesicht geschrieben,<br />

wenn sie über ihr neustes Baby sinniert:<br />

«Wir sind echt stolz auf die Scheibe. Ich<br />

selber höre mir die Songs immer wieder<br />

an. Solch ein Gefühl hatte ich noch<br />

selten.» Viel mehr gibt es bei solch einer<br />

Aussage wohl kaum hinzuzufügen.<br />

www.annarossinellimusic.com<br />

32 REGIO-SWISS.CH | AUSGABE ZENTRALSCHWEIZ<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!