2017-07-06 CHPS Working Paper No 7 Amnog_ mit ISSN
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„Pharmaindustrie“. Dies lässt sich unter anderem da<strong>mit</strong> erklären, dass die Pharmaindustrie <strong>mit</strong> 49%<br />
die wichtigste Informationsquelle darstellt, wenn sich Ärzte über neue Arznei<strong>mit</strong>tel informieren. 31<br />
Ärzte sehen in den Pharmareferenten zwar ein gewisses Beeinflussungspotenzial, fühlen sich aber<br />
dennoch in der Lage frei zu entscheiden und dem Verkaufsdruck standzuhalten. 32 Tatsächlich werden<br />
Ärzte aber trotzdem von der Pharmaindustrie dahingehend beeinflusst, zu ihren Gunsten zu<br />
verschreiben. Die Beeinflussung findet durch Gespräche <strong>mit</strong> Pharmareferenten und Besuche von<br />
gesponserten Fortbildungsveranstaltungen statt. Bei letzteren beeinflussen einerseits Referenten des<br />
pharmazeutischen Herstellers den Arzt, indem sie auftreten und bevorzugt Arznei<strong>mit</strong>tel des<br />
Herstellers erwähnen, andererseits werden die Ärzte dadurch beeinflusst, dass bspw. eine<br />
Reisekostenbezuschussung durch den Pharmahersteller erfolgt und sich der Arzt dann in der Pflicht<br />
fühlt, diesen Pharmahersteller zu bevorzugen. 33 Auch eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2016, die von<br />
der Techniker Krankenkasse in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass 49% der befragten Ärzte ihre<br />
Entscheidung, ob sie ein neues Arznei<strong>mit</strong>tel verordnen oder nicht, von besuchten<br />
Fortbildungsveranstaltungen abhängig machen. Da solche Fortbildungen häufig durch die<br />
Pharmaindustrie unterstützt werden, ist auch in dieser Studie der Einfluss durch die Pharmaindustrie<br />
bestätigt. 34<br />
Den kleinsten nennenswerten Einfluss von außen haben laut der herangezogenen Studie<br />
Schulungsinformationen wie Artikel, Zeitungen oder Leitlinien <strong>mit</strong> insgesamt 28,2%, wobei Leitlinien<br />
<strong>mit</strong> 15% den größten Anteil in dieser Gruppe ausmachen. 35 Die Studie der Techniker Krankenkasse<br />
aus dem Jahr 2016 zeigt, dass Informationen von G-BA und IQWiG, welche auch zur o. g. Kategorie<br />
gehören, lediglich von 15% der befragten Ärzte als Entscheidungshilfe herangezogen werden. 36<br />
Artikel in Fachzeitschriften werden zwar als Informationsquelle und Entscheidungshilfe verwendet,<br />
gleichzeitig werden sie aber auch für ihre Ausführlichkeit und Leserunfreundlichkeit kritisiert. 37<br />
1.2.3.4 Externe Inhibitoren<br />
Ein Faktor, der sich auf das Verordnungsverhalten der Ärzte auswirkt, ist der Arznei<strong>mit</strong>telpreis. Als<br />
Begründung dieses Faktors gaben die Ärzte kostensenkende Programme der Regierung an, an die sie<br />
sich halten sollen. Neue Arznei<strong>mit</strong>tel sind, wenn ihnen ein Zusatznutzen attestiert wurde, meist<br />
teurer als Arznei<strong>mit</strong>tel, die schon länger auf dem Markt sind und in eine Festbetragsgruppe<br />
eingeordnet sind. Dieser höhere Arznei<strong>mit</strong>telpreis kann ein Hindernis für den Arzt sein, ein neues<br />
Arznei<strong>mit</strong>tel zu verordnen, sofern er einen Regress fürchtet. 38 Für Ärzte ist es in der Praxis nicht<br />
einfach zu entscheiden, welches neue Arznei<strong>mit</strong>tel wirtschaftlich ist, da sie die Nutzenbewertung des<br />
G-BA genau kennen müssen, um unterscheiden zu können, welcher Patienten-Subgruppe ein<br />
Zusatznutzen attestiert wurde und welcher nicht. Außerdem weiß der Arzt im ersten Jahr nach der<br />
Zulassung des Arznei<strong>mit</strong>tels noch nicht, ob das Arznei<strong>mit</strong>tel einen Zusatznutzen erhält und ob der<br />
31 Vgl. Jones M. (2001), o.S.<br />
32 Vgl. Carthy P., Harvey I., Brawn R., Watkins C. (2000), S. 40.<br />
33 Vgl. Schneider N., Lückmann S. (2008), o.S.<br />
34 Vgl. Techniker Krankenkasse (2016), o.S.; Ärzteblatt (2010), o.S.<br />
35 Vgl. Prosser H., Almond S., Walley T. (2003), S. 63ff.<br />
36 Vgl. Techniker Krankenkasse (2016a), o.S.<br />
37 Vgl. Carthy P., Harvey I., Brawn R., Watkins C. (2000), S. 39.<br />
38 Vgl. Pharmazeutische Zeitung (2016), o.S., Sauer F. (20<strong>07</strong>), S. 142.<br />
CHSP WORKING PAPER NO. 7<br />
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