Jahresbericht 2012 - BZ Wil
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Jeanine Guerrera<br />
Lehrerin Allgemeinbildung<br />
Konstruktiv statt Konfrontation<br />
16<br />
Jugendliche, die beim Ausgehen von anderen angepöbelt werden, Anfeindungen,<br />
Schlägereien – negative Schlagzeilen über Jugendliche häufen sich in den<br />
Medien. Das National Coalition Building Institute, kurz NCBI, zeigte den Lernenden<br />
von sechs Klassen des Berufsbildungszentrums <strong>Wil</strong>, wie sie in Konfliktsituationen<br />
reagieren können. Ermöglicht wurden die Workshops zum Thema<br />
«Konstruktiv statt Konfrontation» von der Hirschmann-Stiftung.<br />
Tommy, ein angehender Automobilfachmann, wurde an einem Grossanlass<br />
grundlos angegriffen und das nicht zum ersten Mal. «Dabei waren wir ja friedlich<br />
und wollten nur ‚hangen‘. Da kam einfach eine Gruppe und machte Stress.»<br />
Doch wie sollen Jugendliche reagieren, wenn sie angefeindet werden und den<br />
Rest ihres Ausgangs weder in der Notaufnahme noch auf dem Polizeiposten verbringen<br />
wollen? Ein Teilnehmer sagte: «Ich will ja nicht so reagieren, aber wenn<br />
mir jemand ins Gesicht haut, sehe ich nur noch rot.»<br />
Anhand eines Fallbeispiels führten die NCBI-Workshop-Leiter das Eskalationsthermometer<br />
ein, um zu visualisieren, wie ein Streit ausser Kontrolle gerät. Zu<br />
Beginn steht eine Auseinandersetzung. Zunächst harmlos, doch schnell führt<br />
ein Wort zum anderen. Die Temperatur steigt, doch je hitziger ein Konflikt wird,<br />
desto schwieriger ist es, einen Ausweg zu finden. Die Workshop-Leiter erarbeiteten<br />
mit den Lernenden Strategien, wie sie solche Konflikte früh erkennen und<br />
entsprechend reagieren können, um die Situation abkühlen zu können. In Gruppen<br />
übten die Lernenden mittels Rollenspielen diese Strategien ein. Der Mechatroniker-Lernende<br />
Etienne, der selbst schon mehrfach angepöbelt wurde, meint:<br />
«Diese Strategien werde ich heute Abend im Ausgang gleich ausprobieren.»<br />
Nebst deeskalierenden Strategien hilft aber auch die Einsicht, dass Pöbeleien in<br />
der Regel nicht persönlich gemeint sind. «Ich habe gelernt, dass Gewalt meist<br />
tiefer liegende Gründe hat», resümiert Severin. Oftmals erleben Angreifer selbst<br />
Stress, sei dies am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Partnerschaft oder aus dem<br />
Umfeld. Diesen Stress «bauen» sie dann an einem vermeintlich Schwächeren<br />
«ab».<br />
Werner Roggenkemper, Vertreter der Hirschmann-Stiftung (rechts), im Gespräch mit <strong>Wil</strong>li Zweifel