Komplett - DAS Sauerlandmagazin Ausgabe Mai/Juni 2017
Themen u.a.: Hier wird Familien geholfen - Keine Angst vorm Jugendamt, So geht Karriere - Ausbildung in Industrie und Handwerk, Blaues Blut und eine Vision - Der Schlossherr von Bamenohl
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„MUSIK GIBT MIR DIE KRAFT,<br />
DIE ICH BRAUCHE“<br />
Im Gespräch mit Tlako Mokgadi -<br />
Lehrer, Musiker und Komödiant<br />
von Iris Kannenberg<br />
Ja, sie waren nicht nur Bauingenieur<br />
und Wirtschaftswissenschaftlerin,<br />
sondern auch mit<br />
Leib und Seele Musiker. Meine<br />
Mutter war Sängerin und mein<br />
Vater Percussionist. Immer zusammen<br />
als Duo oder in Bands.<br />
Das hat ihnen Kraft gegeben und<br />
Lebensfreude.<br />
50<br />
Tlako Mokgadi ist ein Multitalent. Er ist Musiker, Lehrer,<br />
Schauspieler, Komödiant, Texter, Komponist und Philosoph.<br />
Dazu hat er Sozialpädagogik studiert. Er lebt mit<br />
seiner Lebensgefährtin Ulrike Wagner und ihrem gemeinsamen<br />
Sohn in Altena, ist aber im ganzen Sauerland<br />
und darüber hinaus bekannt. Und ständig unterwegs.<br />
Ich nenne ihn im Stillen und manchmal auch laut<br />
„das Herz auf zwei Beinen“. Ihn nicht zu mögen, ist eigentlich<br />
unmöglich. Man möchte ihm irgendwie gleich<br />
sein ganzes Leben erzählen. Viele tun das auch. Er hat<br />
etwas Väterliches, Tröstendes an sich und ganz viel von<br />
dieser besonderen Herzenswärme, die die Welt so dringend<br />
braucht.<br />
Tlako, wie kommt jemand, der aussieht wie frisch aus<br />
Jamaika importiert dazu, im Sauerland seine Zelte aufzuschlagen?<br />
Meine Eltern stammen ursprünglich aus Südafrika und<br />
mussten unter dem Apartheidsystem nach der Gefangennahme<br />
von Nelson Mandela 1962 nach Deutschland<br />
emigrieren. Hier haben sie dann geheiratet. Ich selbst<br />
wurde in München geboren. Die beiden waren Akademiker,<br />
die es aber hier als Migranten sehr schwer hatten,<br />
Arbeit zu finden. Sie sind deswegen oft umgezogen,<br />
quasi einmal quer durch Westdeutschland. Wir haben<br />
erst in München, dann in Heidelberg und sechs Jahre in<br />
Aachen gewohnt, wo ich meine Grundschulzeit verbrachte.<br />
Dann zogen wir nach Dortmund, wo ich 25 Jahre meines<br />
Lebens verbracht habe. Von Dortmund ins Sauerland<br />
ist dann ja nur noch ein Katzensprung.<br />
Haben Deine Eltern Dich sehr geprägt?<br />
Die sie anscheinend an Dich<br />
weitergegeben haben…<br />
Ja, das ist richtig. Mein Bruder<br />
und ich sind mit Musik aufgewachsen. Da wir wenig<br />
Geld hatten und uns teuren Musikunterricht nicht leisten<br />
konnten, haben wir uns Gitarre spielen selbst beigebracht.<br />
Meine erste Gitarre hatten meine Eltern bei einer<br />
Tombola gewonnen. Schon als Kinder haben wir uns<br />
aus Waschmitteltonnen Trommeln gebastelt und um die<br />
Wette getrommelt. Meine Eltern gründeten mit uns dann<br />
eine richtige Band und wir spielten bald quer durch die<br />
Republik überall, wo man uns hören wollte. Ich war 16<br />
Jahre, als diese Band-Zeit begann. Wir haben oft die Ferien<br />
genutzt, auch für Auslandsauftritte.<br />
Du hast Abitur gemacht und später studiert?<br />
Ja, das habe ich. Sozialpädagogik. Ich mag halt Menschen,<br />
sie haben mich immer interessiert. Sozialpädagogik<br />
lässt sich sehr gut mit Musik verbinden. So kommt<br />
es, dass ich bis heute immer auch als Lehrer tätig bin.<br />
Ich habe die Möglichkeit, Musik zu machen, aber auch<br />
ganz normal mein Geld zu verdienen. Durch meine erste<br />
richtige Stelle nach meinem Studium, nämlich in einer<br />
Suchtklinik, bin ich übrigens nach Altena gekommen.<br />
Schon damals als Musikpädagoge, der mit suchtkranken<br />
Menschen arbeitete und ihnen durch die Musik zu<br />
einem neuen, besseren Selbstbild verhelfen durfte. Die<br />
Arbeit in der Suchtklinik war erfolgreich, mein Angebot<br />
an die Patienten wurde gern und begeistert angenommen.<br />
Und hat mir gezeigt, dass meine Entscheidung, in<br />
meiner Ausbildung zweigleisig zu fahren, richtig war.<br />
Gleichzeitig bin ich so nach und nach in die Kinder– und<br />
Jugendarbeit hineingerutscht. Es sprach sich in Altena<br />
herum, dass ich ein engagierter Musiklehrer bin. Und so