PT-Magazin_05_2017
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Im Südwesten nichts viel Neues<br />
Wie eine Region auf ihre Trümpfe setzt<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5/<strong>2017</strong><br />
Südwestdeutschland<br />
© PFI<br />
Biogas- und Power-to-Gas-Anlage im<br />
Energiepark Pirmasens-Winzeln.<br />
© Stadtarchiv Pirmasens<br />
Historischer Blick in eine Pirmasenser<br />
Schuhfabrik (Rheinberger).<br />
© Fotograf Harald Kröher<br />
58<br />
Gerade in strukturschwächeren<br />
Gebieten ist es erfolgsentscheidend,<br />
seine Stärken zu erkennen<br />
und konsequent zu entwickeln. Genau<br />
das haben sich die Menschen in der<br />
immer wieder von Umbrüchen betroffenen<br />
Westpfalz zu Eigen gemacht. Hier<br />
entstehen auf der Grundlage bestehender<br />
Stärken ganz neue Geschäftsfelder<br />
und -modelle – eine probate Art,<br />
mit dem Strukturwandel umzugehen,<br />
den man auch andernorts in Südwestdeutschland<br />
antrifft.<br />
In der Westpfalz leben 520.000<br />
Menschen, so viel also wie in Duisburg<br />
oder Nürnberg, auf einer großzügigen<br />
Fläche – etwas größer als das Saarland.<br />
Am östlichen Zipfel Frankreichs gelegen,<br />
verteilen sich rund 300 Gemeinden auf<br />
vier Landkreise sowie die kreisfreien<br />
Städte Kaiserslautern, Pirmasens und<br />
Zweibrücken. Die Westpfälzer gelten als<br />
freundlich, offenherzig und optimistisch.<br />
„Unkraut vergeht nicht“, hört man sie<br />
öfter mal sagen oder einfach nur „Das<br />
wird schon!“.<br />
Schreckgespenst Strukturwandel<br />
Dieser Optimismus hat ihnen im längst<br />
nicht ausgestandenen Strukturwandel<br />
und seinen wirtschaftlichen, demografischen<br />
wie ökonomischen Herausforderungen<br />
immer wieder auf die Beine<br />
geholfen. So ging seit den 80er Jahren<br />
Science Center Dynamikum.<br />
mit Schließungen von Truppenstandorten<br />
der US Army und der „Forces Françaises<br />
en Allemagne“ wertvolle wirtschaftliche<br />
Substanz verloren. Jeder Rückzug<br />
bedeutete für das Umfeld Einbußen an<br />
Investitionspotenzial und Umsätzen der<br />
Soldaten für Dienstleistungen und Produkte,<br />
aber auch schmerzhaften Verlust<br />
von Arbeitsstellen für deutsche Zivilbeschäftigte.<br />
Gleichzeitig ist vielerorts eine hohe<br />
Anzahl an Arbeitsplätzen durch die<br />
Verlagerung von Produktionsstätten in<br />
Billiglohnländer weggebrochen. In der<br />
ehemaligen Schuhmetropole Pirmasens<br />
gingen etwa über 15.000 Arbeitsplätze<br />
in der Schuhproduktion verloren.<br />
Ungünstige Altersstruktur<br />
und Randlage<br />
Nicht zuletzt das stetig steigende Durchschnittsalter<br />
der Bevölkerung bringt ferner<br />
strukturelle Probleme mit sich wie<br />
Engpässe in der Personalrekrutierung,<br />
Anstieg der Sozialausgaben, neue Anforderungen<br />
an Wohnungsbestand und<br />
Siedlungsstruktur und anderes mehr.<br />
Als infrastrukturell und wirtschaftlich<br />
ungünstig wirkt sich darüber hinaus die<br />
geografische Randlage in unmittelbarer<br />
Grenznähe zum Elsass aus, das seinerseits<br />
im französischen Kontext zu den<br />
abgehängten Regionen zählt.