Arbeit in der Crowd
Die Chancen und insbesondere die Gefahren des Erwerbslebens der Crowdworker – syndicom durchleuchtet diese wachsende Branche von Freischaffenden aus gewerkschaftlicher Sicht.
Die Chancen und insbesondere die Gefahren des Erwerbslebens der Crowdworker – syndicom durchleuchtet diese wachsende Branche von Freischaffenden aus gewerkschaftlicher Sicht.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
syndicom
Nr. 1 Sep–Okt 2017
magazin
Arbeit
in der
Crowd
Anzeige
Inhalt
4 Teamporträt
5 Kurz und bündig
6 Die andere Seite
7 Gastautor
8 Dossier: Crowdworking
16 Arbeitswelt
19 GAV für Velokuriere
22 Politik
24 Recht so!
25 1000 Worte
26 Freizeit
28 Bisch im Bild
30 Aus dem Leben von ...
31 Kreuzworträtsel
32 Interaktiv
Bis zu
10 %
Prämien
sparen
Liebe Leserinnen und Leser
Hereinspaziert! Willkommen zur Erstausgabe
des neuen syndicom-Magazins. Es erscheint
ab sofort alle zwei Monate und befasst sich
vertieft mit einem Thema, das unsere Gewerkschaft
besonders beschäftigt. In diesem ersten
Heft versuchen wir, Arbeitsformen auszuleuchten,
die mit der Digitalisierung weiterhin an
Gewicht gewinnen. Es geht um «Crowdworking»
und die sogenannte «Sharing Economy». Die
Freelancer, von denen viele schon lange bei
syndicom organisiert sind, kennen die Tücken
des freien Marktes bestens. Als Gewerkschaft
ist es uns gelungen, vor allem im Medienbereich
anerkannte Regeln durchzusetzen: Es braucht
Mindestlöhne, Sozialleistungen, Infrastrukturentschädigungen.
syndicom fordert auch eine
Zertifizierung der Plattformen und klare Regeln
für Auftraggeber, die Crowdworker beschäftigen.
Damit die neuen Arbeitsformen eine Zukunft
haben und nicht zur Prekarisierung breiter
Bevölkerungsschichten Hand bieten können.
Denn Fortschritt bedeutet nicht in erster Linie
globale Profitmaximierung für einige wenige,
sondern, dass es allen besser geht!
5
8
19
Wir freuen uns über Feedback
Nina Scheu
Eine einfache Online-Krankenkasse und persönliche Beratung?
Als Mitglied von syndicom bekommen Sie beides
und erst noch günstiger. Jetzt mit nur ein paar Klicks wechseln:
kpt.ch/syndicom
4 Teamporträt
GAV-Swisscom-Strategiegruppe
Kurz und
bündig
Aufstand in den Redaktionen? \ Risotto statt Einheitsbrei in
Bern \ Poststellenkahlschlag im Parlament \ my.syndicom.ch \
pensionierte.syndicom.ch \ Neu: Leserbriefe im Netz
5
Michelle Geneviève Crapella-Papet (37)
Wohnt in Ennetbürgen (NW) und
arbeitet seit 2006 bei Swisscom.
Eingestiegen bei der KMU-Betreuung in
der Administration, bildete sie sich
weiter zum technischen Support und
zur Fachspezialistin. Die diplomierte
Mentaltrainerin ist schon seit jungen
Jahren Mitglied bei syndicom.
Urs Zumbach (53)
Aus Schliern bei Köniz BE, arbeitet seit
1981 in den verschiedensten Aufgaben
bei Swisscom in Bern. Momentan
treibt er als Solution Designer AllIP die
Umstellung der «alten» Telefonnetze
für die Gross- und Grösstkunden voran.
Yannick Loigerot (47)
Stammt aus Galmiz (FR) und ist seit
1987 in verschiedenen Funktionen bei
Swisscom tätig, zuerst in Genf, dann
in Bern und heute in Freiburg. Derzeit
ist er als Security Manager für die
lateinische Schweiz verantwortlich.
Text: Riccardo Turla
Bild: Jens Friedrich
Wir wussten, was wir
2012 erreicht hatten,
und was wir zurückstellen
mussten.
«Der Startschuss für unsere GAV-
Swisscom-Strategiegruppe erfolgte
gleich nach Abschluss der GAV-
Verhandlungen von 2012. Denn
nach den Verhandlungen ist vor den
Verhandlungen. Wir konnten den
Groove des Teams von 2012 mitnehmen.
Wir waren uns bewusst,
was wir im GAV 2013 erreicht hatten,
und was wir zurückstellen mussten.
So war uns von Anfang an klar,
bei welchen Punkten wir Potenzial
für weitere Verbesserungen hatten.
Wir wussten also genau, in welche
Richtung wir gehen wollten.
Drei Jahre lang haben wir uns
zwei- bis viermal im Jahr getroffen,
um unsere Forderungen zu formulieren
und neue Themen aufzugreifen,
vor allem Themen rund
um die Digitalisierung, wie zum
Beispiel die Entgrenzung der Arbeit,
die ständige Erreichbarkeit, den
Datenschutz und das Crowdworking.
Manche Treffen waren eintägig,
manche waren zweitägig. Dann
trafen wir 2016 in der Strategiegruppe
die Entscheidung, mit welchen Forderungen
und mit welchen Leuten wir
in die neuen Verhandlungen steigen
wollen. Die Verhandlungsdelegation
besteht aus rund einem Dutzend
syndicom-Mitgliedern und -Mitarbeitenden.
Hinzu kommt von Gewerkschaftsseite
die transfair- Gruppe,
wobei der Lead bei syndicom ist.
Wir haben also 2016 unsere
Vor arbeit abgeschlossen und den
syndicom-Mitgliedern die Forderungen
präsentiert. Die Firmenkonferenz
Swisscom Group hat uns
dann mit einem umfangreichen
Forderungskatalog den Verhandlungsauftrag
erteilt.
Bei genauerer Betrachtung der
Verhandlungsdelegation sieht man:
Wir sind so aufgestellt, dass wir die
Swisscom als Ganzes repräsentieren.
Wir haben Spezialistinnen und
Spezialisten aus allen Bereichen und
allen Landesteilen drin – und decken
so die ganze Palette ab. Wichtig ist,
dass wir uns gegenseitig vertrauen;
es können sich alle einbringen, und
alle wissen, dass sie dazugehören
und ernst genommen werden. Es ist
wirklich ein guter Groove in diesem
Team. Es ist sehr gut zusammengestellt,
wir haben eine sehr gute
Zusammenarbeit – es rockt!»
Aufstand in den Redaktionen?
Nötig wärs!
Nur zwei Tage nach der Bekanntgabe
von sechs Kündigungen und der
Zusammenlegung von «20minutes» und
«LeMatin» in der Romandie verkündete
Tamedia die folgenschwerste Restrukturierung
seit Bestehen des Verlagshauses:
Ab 2018 sollen nur noch zwei
«Kompetenzzentren» alle Zeitungen des
Unternehmens mit identischen Inhalten
beliefern. Man müsse sparen, heisst es,
und gleichzeitig gibt Tamedia haushohe
Gewinne bekannt. Aber auch Ringier
verkündete Restrukturierungen und
Entlassungen im «Blick»-Newsroom,
und die NZZ spart sich die Kulturkorrespondenten,
weil Chefredaktor Erich
Gujer glaubt, dass jedeR RedaktorIn
über alles schreiben können sollte.
syndicom steht mit den Redaktionen in
Kontakt und unterstützt sie — nicht nur
in ihrem Protest, sondern auch in ihrer
Sorge um die publizistische Vielfalt und
den demokratischen Diskurs in der
Schweiz. (nsc)
Risotto statt Einheitsbrei
Schon am 17. August machten die
Redaktionen von «Berner Zeitung» und
«Der Bund» auf die drohende Restrukturierung
aufmerksam. Erstmals in der
Geschichte der Berner Medien taten
sich die konkurrierenden Redaktionen
zusammen und veranstalteten ein
gemeinsames «Risotto-Essen gegen
den Einheitsbrei». Einheitsbrei erwartet
die Leserinnen und Leser, sobald
Tamedia die Redaktionen durch die
beiden Kompetenzzentren ersetzt:
identische Inhalte in identisch gestalteten
Zeitungen — nur deren Namen
werden sich unterscheiden und einige
lokal eingefärbte Kommentare. (nsc)
Protestwebsite: bernermedien.ch
Parlament parliert über Post
Nach der monatelangen Kampagne von
syndicom ist der Poststellen-Kahlschlag
jetzt auf Bundesebene angekommen.
Mehr als ein Dutzend Vorstösse sind
im Parlament hängig, und alle gehen
in die gleiche Richtung: Der Post
müssen engere Leitplanken gesetzt
werden, damit der Service public nicht
gefährdet wird. Die Kommissionen
beider Räte und der Nationalrat haben
eine entsprechende Motion bereits
befürwortet. Es fehlt nur noch der
Ständerat. Im letzten Moment versucht
Bundespräsidentin Leuthard, sich der
Diskussion zu entledigen, indem sie
eine Arbeitsgruppe aller Beteiligten
einsetzt. Bis Redaktionsschluss ist bei
syndicom aber noch keine entsprechende
Einladung eingegangen. Eine
Diskussion unter Ausschluss des
Personals wäre ein Affront und würde
sicher nicht zu Entspannung der
Situation beitragen. Die Gefahr
besteht, dass Fakten geschaffen
werden, bevor neue Rahmenbedingungen
erarbeitet sind. (dro)
Mitgliederdaten selbst bearbeiten
auf my.syndicom.ch
Ab sofort ist die neue syndicom-Website
online. Sie ist jetzt besser lesbar
auf Smartphones und Tablets, vor allem
aber richtet sie sich stärker nach den
Bedürfnissen der Gewerkschaftsmitglieder.
Neu ist auch der Mitgliederbereich
my.syndicom.ch. Hier können
syndicom-Mitglieder ihre Daten
ein sehen und, z. B. bei einem Adressoder
Stellenwechsel, selbst korrigieren.
Wer Kurse besucht oder Dienstleistungen
in Anspruch genommen hat,
findet hier einen Überblick. Also:
Mitgliedernummer bereitlegen und auf
my.syndicom.ch Login anfordern. (nsc)
pensionierte.syndicom.ch
Für unsere pensionierten Mitglieder
haben wir auf unserer Website den
Bereich pensionierte.syndicom.ch
eingerichtet. Hier finden sich interessante
Artikel sowie Veranstaltungshinweise
und Einladungen oder Berichte
vergangener Ausflüge und Versammlungen.
Bitte schickt uns eure Beiträge
an redaktion@syndicom.ch. (nsc)
Leserbriefe im Netz
Auch die Zuschriften unserer Leserinnen
und Leser werden ab sofort auf
unserer Internetseite publiziert. Wir
behalten uns aber Kürzungen vor. Und
nach wie vor gilt: Anonyme Zuschriften
werden nicht veröffentlicht. (nsc)
Agenda
September
22.
Mit syndicom in die «Arena»:
Mitgliederbesuch bei SRF
23. bis 24.
syndicom-Jugendkonferenz
Jugendherberge Solothurn
Oktober
3. / 12. / 17.
Buchtreff in Bern, Hotel National, 19 Uhr
12. in Zürich, Rest. Cooperativo, 19 Uhr
17. in Basel, Restaurant Pinar, 19 Uhr
Treffpunkt für BuchhändlerInnen
9.
... und wer spricht vom
Journalismus?
Was den Journalismus wirklich bedroht.
Podium mit Nick Lüthi (Moderator,
Medienwoche), Claudia Blumer
(Tages-Anzeiger), Franz Fischlin (SRF)
18 Uhr, Zentrum Karl der Grosse, Zürich
21.
Reporterforum Schweiz
9 bis 19 Uhr, Volkshaus Zürich
Infos: reporter-forum.ch
28.
Alles rund ums Geld: Erfolgreich Löhne
und Honorare verhandeln. Kurs in Bern.
Infos und Anmeldung:
philippe.wenger@syndicom.ch
November
4. und 18.
Vom Selbstverständnis zur Durchsetzung
— Kommunikation für Frauen.
Weiterbildung. Hotel Ador, Bern
20.
syndicom-Kongress in Basel
Der Kongress stellt die Weichen für
die Gewerkschaftspolitik 2018–2021
26.
Berner Medientag
Infos: bernermedientag.ch
syndicom.ch/agenda
6 Die andere
Seite
1
Worin seht ihr die Vorteile
eines Gesamtarbeitsvertrags?
Gut wäre die Allgemeinverbindlichkeit.
Oder zumindest mehr Druck auf
Firmen, die sich Vorteile verschaffen,
indem sie gesetzlichen Graubereiche
bei den Arbeitsbedingungen ihres
Personals nutzen. Der GAV ist ein Teil
des grossen Ganzen, das sich aus
Politik, Gesetz, Marktentwicklung
usw. zusammensetzt. Zusammen mit
branchenübergreifenden Massnahmen
in all diesen Bereichen kann
ein GAV zu einem fairen Wettbewerb
beitragen.
4
Wie bewertet ihr das Lohnniveau
in der Branche?
Die Anforderungen an Fahrradkuriere
sind sehr unterschiedlich und
damit auch die Löhne. Beim Lieferdienst
für Restaurants stehen wir oft
in Konkurrenz zu Pizzakurieren. Der
Druck ist dort stark, mir sind Firmen
bekannt, die Stundenlöhne unter
20 Franken bezahlen. Unter den
Fahrradkurierfirmen ist der Veloblitz
bezüglich Lohn und Arbeitsbedingungen
kaum zu überbieten. Geht
es um kompliziertere logistische
Aufgaben, haben wir Leute im
Betrieb, die Stundenlöhne von mehr
als 40 Franken erreichen.
Christian Schutter,
gelernter Geigenbauer, ist Geschäftsleitungsmitglied
bei der Genossenschaft Veloblitz Zürich. Er hat an
den Verhandlungen für den neuen Gesamtarbeitsvertrag
der Velokuriere mit syndicom teilgenommen.
2
Wie einigt ihr euch im Konfliktfall
mit den Mitarbeitenden?
So, wie unser Unternehmen organisiert
ist, müssen die Beteiligten ein
lösungsorientiertes Verhalten zeigen,
anderenfalls ist die Situation für
alle sehr belastend und schadet dem
Gesamtbetrieb. Unzufriedenheit
braucht Kanäle, um produktiv zu sein
und nicht in Stagnation und Genörgel
abzudriften. Viel Kommunikation
und Transparenz tragen zum nötigen
Bewusstsein bei. Sie sind wohl mit
ein Grund für den Erfolg von Veloblitz
in den letzten Jahren.
5
Wie hoch ist der Frauenanteil
im Betrieb und weshalb?
Bei den Kurieren haben wir ein
Verhältnis von 1:15. An den Personalentscheiden
liegt das definitiv
nicht – wir bekommen einfach viel
seltener Bewerbungen von Frauen.
Die Meinung, Fahrradkuriere
müssten einfach mit einer Sendung
von Kunde zu Kunde bolzen, ist weit
verbreitet. Da hätten Männer eventuell
physische Vorteile. Sie stimmt
aber überhaupt nicht – es geht
vielmehr um eine sehr ausgeklügelte
Logistik.
3
Gibt es im Betrieb eine Personalkommission?
Bei uns ist das Personal auf ganz
unterschiedlichen Ebenen in die
Betriebsführung eingebunden –
nicht nur in einer Personalkommission.
Rund die Hälfte der Angestellten
sind Mitglieder der Genossenschaft
und damit Mitbesitzende des
Unternehmens. Es gibt regelmässige
Belegschaftssitzungen, damit sich
Mitarbeitende, Geschäftsleitung und
Verwaltung austauschen können.
Und wir haben auch eine paritätische
Personalvorsorgekommission.
6
Was regt euch an den Gewerkschaften
richtig auf?
Manchmal scheint es, als hätten sie
sich noch nicht an die Gegebenheiten
der aktuellen, temporeichen Zeit
angepasst. Aus meiner Position, als
Geschäftsführer eines per Definition
sehr schnellen und flexiblen Betriebs,
ist es schwierig, wenn sich
Gewerkschaften an den vergangenen
Zeiten ausrichten.
Text: Sina Bühler
Bild: Tom Kawara
Gastautor
Begeistert war ich, als die ersten
Mobility-Autos bereitstanden. Man teilt Ressourcen,
schont den Planeten. Gemeinsinn nicht
nur als intellektuelles, politisches Konzept, sondern
als gelebter Alltag. Ich war unter den ersten,
die sich eine Airbnb-Unterkunft buchten.
Auch Uber fand ich toll. Konnte man doch das
Taximonopol brechen und die Kontrolle wieder
den Bürgern zurückgeben. Euphorisch blickte
ich in eine Zukunft, in der wir Arbeit, Zeit und
Eigentum teilen und so Gier und Verschwendung
überwinden können. «Shared economy rulez!».
Vor Kurzem wurde das UberPOP-Angebot in Zürich
eingestellt. Gut. Ich freue mich über jedes
Uber-Verbot in jeder einzelnen Stadt. Ich nehme
mit Genugtuung die Aktionen von Anwohnern
in Palma de Mallorca und anderen Städten gegen
Airbnb wahr. Ich reagiere mit Befriedigung
auf die Reglementierung der «gelben Pest», der
«shared bicycles», aus Singapur. Was ist geschehen?
Die Idee traf auf Menschen. Und Menschen
finden einen Weg, mit guten, innovativen
Konzepten alte, schlechte Gewohnheiten weiterzuführen.
Gier trifft Innovation. Uber machte
aus der «sharing economy» einen multinationalen
Konzern, der die Fahrer ausnutzt und ohne
Versicherung fahren lässt. Unternehmen mieten
massenhaft Wohnungen in Innenstädten, um
per Airbnb die Hotelreglemente zu unterlaufen.
oBike benutzt die «geschärten» Velos, um per
App Benutzerdaten zu erheben und zu verhökern.
Peer-to-Business-Plattformen verkommen
zu modernen Sklavenmärkten, auf denen Menschen
ihre Arbeit für 5 Dollar pro Stunde anbieten,
da global kein Schutz oder Mindestlohn
einforderbar ist. Und natürlich brauchts Regeln,
die Mindeststandards in Arbeitsrecht, Datenschutz,
Urheberrecht und Sozialversicherung
garantieren. Doch in einer globalen Wirtschaft
ist das kaum ganzheitlich umzusetzen. Deshalb
sind die Branchenverbände gefordert, unter
Druck der Arbeitnehmer, Regeln aufzustellen,
verbindlich umzusetzen und einzuhalten.
Geteiltes Leid,
ungeteilter Profit
Réda Philippe El Arbi
Freier Journalist, Blogger, Texter,
Kommunikatiönler – Print, Online, Social
Media, Beratung, Mediation. Kaffee,
Zigaretten: «Meine professionelle
Identität findet sich irgendwo zwischen
wandernden arabischen Geschichtenerzählern,
italienischen Marktschreiern
und einem altmodischen Telegrafen.»
7
Dossier
Fotos: Vernetzt arbeiten im Colab
Hintergrund: Alles schon mal dagewesen?
Neue Studie über Crowdworking in der Schweiz
9
Arbeit
in der
Crowd
10 Dossier
Crowdworking: Alles
schon mal dagewesen?
Crowdworker erledigen für wenig Geld und
ohne jeglichen rechtlichen und sozialen
Schutz kleine Aufträge im Internet. Die
jahrhundertealte Heimarbeit, inklusive ihrer
prekären Arbeitsbedingungen, erlebt derzeit
eine Renaissance. Entsteht hier ein neues,
digitales Prekariat?
Text: Andres Eberhard
Bilder: Tom Kawara
Einen Werbetext schreiben für 3 Franken, für 15 Franken
jemanden von Zürich nach Winterthur chauffieren, für
20 Franken über Skype an einer Umfrage teilnehmen. Die
Digitalisierung macht es möglich, über das Internet oder
eine App innerhalb von kurzer Zeit Arbeit zu finden. Bereits
ist von einer «Gig Economy» die Rede, einem Heer
von Arbeitnehmenden, die sich in Zukunft mit vielen
Kleinstaufträgen (Gigs) über Wasser halten.
Wie gemacht für diese neue, flexible Form der Arbeit
ist das sogenannte Crowdworking. Firmen schreiben
über digitale Plattformen wie Freelancer.com oder
Upwork.com Aufträge aus, Arbeitnehmende können sich
darauf bewerben. Oft wird synonym von «Crowdsourcing»
gesprochen, weil es für die Auftraggeber ein Outsourcing
von Arbeit an eine undefinierte Masse von Leuten (Crowd)
bedeutet. Was wie ein eben erst aufgekommener Trend
klingt, ist in Wahrheit gar nicht so neu. Letztlich sind
Crowdworking und andere flexible Arbeitsformen des
digitalen Zeitalters ein Zeichen für eine Renaissance der
alten Heimarbeit: ArbeitgeberInnen lagern Arbeiten an
formell selbstständige Dienstleistende aus, statt dafür
Personal anzustellen – hauptsächlich, um Geld zu sparen,
teilweise auch, um vom technischen Know-how oder von
den Ideen der Arbeitenden zu profitieren.
Die neuen Crowdworker kämpfen mit denselben Problemen
wie die alten Heimarbeiter, wie sie es bis Mitte des
20. Jahrhunderts in Exportindustrien zuhauf gab: sehr
schlecht entlöhnt und auf Verderb den Launen der Konjunktur
oder einzelner Arbeitgebender ausgesetzt. Wirtschaftliche
Risiken und ihre sozialen Folgen tragen sie
ausnahmslos selbst. Wurden HeimarbeiterInnen früher
per Stange Garn entlohnt, erhalten CrowdworkerInnen
heute einen kleinen Obolus für das Testen einer Software.
Die Blütezeit der Heimarbeit
Heimarbeit gibt es schon seit dem 16. Jahrhundert. Kaufleute
aus der Stadt engagierten Handwerker vom Land als
billige Arbeitskräfte. Die grosse Blütezeit erlebte die
Heimarbeit mit der Einführung des Verlagssystems ab
dem 17. Jahrhundert. Der Herstellungsprozess wurde in
einzelne Arbeitsschritte zerlegt, die von jeweils anderen
SpezialistInnen in Heimarbeit ausgeführt wurden. In der
Textilindustrie beispielsweise lieferten Kaufleute Rohstoffe
(beispielsweise Baumwolle) oder Zwischenprodukte
(wie Garn) sowie die notwendigen Werkzeuge an die
Haushalte, liessen sie dort verarbeiten (z. B. zu Tüchern)
und exportierten sie danach. So wurde etwa im Kanton
Zürich ein Grossteil der Baumwolle, Seide und Wolle in
Heimarbeit auf dem Land verarbeitet. In Tausenden von
privaten Stuben und Kellern standen Spulräder und Webstühle.
Ein Grossteil der ländlichen Familien lebte bis
Mitte des 19. Jahrhunderts von diesen Einkünften. Bezahlt
wurden sie pro Stange oder Gewicht, Arbeitsausfälle
wurden nicht entschädigt. Auch Uhren wurden über viele
Jahre hinweg hauptsächlich in Heimarbeit gefertigt.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren für eine einzige Uhr
über 50 Arbeitsschritte notwendig, die von den jeweiligen
SpezialistInnen zu Hause oder in Ateliers ausgeführt wurden.
Vielerorts waren ganze Familien mit der Arbeit beschäftigt
– auch Kinder. Die Arbeit war für die ländliche
Bevölkerung eine wirtschaftlich notwendige Nebenbeschäftigung
zur landwirtschaftlichen Feldarbeit. «Der
Verdienst war ordentlich und die Kinder zahlreich», wie
sich ein jurassischer Uhrenmacher in der «Gewerblichen
Rundschau» von 1909 erinnerte. Doch mit der aufkommenden
Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts
wurden die Verdienste kleiner, die Arbeitszeiten länger,
Kinder arbeit häufiger. Unzählige Heimarbeiterinnen und
Heimarbeiter mussten ihre Dörfer verlassen, um Arbeit in
einer Fabrik anzunehmen. Aus kleinbäuerlichen Heimarbeitenden
wurde das lohnabhängige Fabrikproletarieriat.
Während Anfang des 20. Jahrhunderts noch 68 000 Mitarbeitende
in den Schweizer Exportindustrien in Heimarbeit
tätig waren, waren es zu Beginn des 2. Weltkriegs
noch 12 300. Wenig später war Heimarbeit praktisch
verschwunden – es gab sie primär noch als schlecht bezahlten
Zusatzverdienst für Hausfrauen aus entlegenen
Bergregionen. Erst mit dem Aufkommen der neuen
Kommunikationstechnologien, mit der Verbreitung von
Computer und Internet ab Ende des Jahrhunderts sollten
Firmen wieder vermehrt Arbeit auslagern – womit die
Renaissance der Heimarbeit eingeleitet wurde.
«Was für uns
ein prekärer
Lohn wäre,
ist für Inder
oder Bulgaren
ein gutes
Einkommen.»
Arbeiten im Co-Working-Space: Man teilt
sich Büro und Infrastruktur, kann sich über
Projekte austauschen oder auch einfach
Kaffee trinken.
13
nehmen. Tatsächlich sind die Parallelen zwischen alter
Heimarbeit und neuen Formen wie Crowdworking augenscheinlich.
Doch gibt es einen wichtigen Unterschied.
Geschah Heimarbeit früher aus einer wirtschaftlichen
Notwendigkeit heraus, wählen heute viele gut ausgebildete
Arbeitnehmende freiwillig die Heimarbeit mitsamt
ihren prekären Bedingungen. Ein Grund dafür ist der
Trend hin zur Flexibilisierung der Arbeit. Viele wollen
zeitlich und örtlich ungebunden arbeiten. Manche wollen
schlicht die Kinderbetreuung gleichberechtigt aufteilen.
In jüngeren Generationen hat sich zudem eine Gruppe
Die persönliche Freiheit
ist der digitalen Bohème
wichtiger als regulierte
Arbeitsbedingungen.
cherheit ver liehen, fand die Gesellschaft darauf eine Antwort.
In jahrzehntelanger Arbeit erschuf man soziale Sicherheitsnetze
in der Überzeugung, dass es für individu elle
Not eine kollektive Verantwortung gibt. Mit der Digitalisierung
ändern sich die Arbeitsverhältnisse erneut radikal
– einerseits aus wirtschaftlichen Zwängen heraus, andererseits
wegen veränderter gesellschaftlicher Normen.
Noch aber hängt die Mehrheit der Errungenschaften des
modernen Sozialstaats, erkämpft über mehr als hundert
Jahre, an traditionellen Vollzeit-Lohnarbeitsverhältnissen:
Pen sions- und Krankenversicherung, Krankentaggeld
und Mutterschutz, Arbeitszeitbeschränkungen und
Feiertage, betriebliche Mitbestimmung oder Kollektivverträge.
Die Gesellschaft wird also erneut gefordert sein, ihr
Sozialsystem grundlegend anzupassen, damit aus den
neuen Selbstständigen – einer Mischung aus digitalem
Prekariat und digitaler Bohème – nicht die VerliererInnen
dieser neuen, digitalen Revolution werden, die permanent
mit prekären Arbeitsverhältnissen leben müssen.
syndicom.ch/crowdworking
Studie von Meissner/Weissbrodt:
ta-swiss.ch/flexible-neue-arbeitswelt
Die «neue» Heimarbeit über Crowdworking-Plattformen
gibt es seit rund zehn Jahren und dem Aufkommen von
sozialen Netzwerken.
Für Firmen ist auslagern rational, für Arbeiter prekär
Warum aber wurde es für Firmen auf einmal wieder interessant,
Arbeit an Externe zu vergeben, statt sie intern im
Betrieb zu erledigen? Der britische Ökonom Ronald
Coase sah die Antwort auf diese Frage im Jahr 1937 vorweg
– und sollte damit später den Nobelpreis für Wirtschaft
gewinnen. Je mehr Zeit und Mühe es koste, um für
jeden einzelnen Arbeitsschritt externe Dienst leisterInnen
zu suchen, desto rationaler sei es, eigenes Personal anzustellen.
Er nannte diese Aufwände «Transaktions kosten».
Mit der Digitalisierung sind nun diese Trans aktionskosten
drastisch gesunken. Plötzlich ist es möglich, mit wenigen
Klicks selbst kleinste Arbeitsaufträge auf einem Markt
mit Tausenden Dienstleistenden aus zuschreiben – zum
Beispiel über Crowdworking-Plattformen. Mit anderen
Worten: Das Auslagern von Arbeit ist viel günstiger und
für Firmen damit interessanter ge worden.
Was bedeutet das für die neuen Selbstständigen, die
diese Arbeiten ausführen? Beispiel Crowdworking: Oft
erledigen die neuen HeimarbeiterInnen monoton-repetitive
Arbeiten für wenige Franken, Euro oder Dollar pro
Stunde und ohne jeglichen arbeitsrechtlichen Schutz.
Kommt dazu, dass Betreibenden von Crowdfunding-Plattformen
von einem rechtlichen Graubereich profitieren.
Im Netz verschwimmen Landesgrenzen, weswegen Firmen
Arbeitsverträge kurzerhand durch ihre allgemeinen
Geschäftsbedingungen ersetzen. Dass dies rechtlich auf
Dauer standhält, ist zwar unwahrscheinlich. Jedoch ist es
aufgrund des grenzüberschreitenden und meist anonymen
Felds der digitalen Arbeit noch immer schwierig, Arbeitsrecht
zu kontrollieren, geschweige denn, es flächendeckend
durchzusetzen.
Menschen, die mit Crowdworking-Aufträgen ihren
Hauptverdienst bestreiten, werden auch «Clickworker»
genannt. In Vollzeit gebe es sie in der Schweiz jedoch noch
kaum, meint Professor Jan Marco Leimeister, Crowdworking-Experte
am Institut für Wirtschaftsinformatik der
Uni St. Gallen. «Für SchweizerInnen sind Crowdworking-
Auf träge eher Dritt- bis Fünftjobs.» Arbeit über Crowdworking-Plattformen
würde während Leerlaufzeiten als
einfach verfügbarer Zuverdienst dienen, Abwechslung zu
anderen Tätigkeiten bieten oder bei der Kundenakquise
helfen. Was es hin gegen sicher gebe, seien Schweizer
Firmen, die auslän dische Crowdworker beauftragen, die
in ihren Heimatländern von diesen Einkünften leben.
Leimeister betont, dass dies nicht durchwegs negativ ist.
«Was für uns ein prekärer Lohn wäre, ist für Inder oder
Bulgaren ein gutes Einkommen.»
Digitales Prekariat oder digitale Bohème?
Kritiker sehen das Aufkommen der neuen Heimarbeit als
Zeichen für ein ausbeuterisches System oder eine Rückkehr
zum Taylorismus. Von einem «digitalen Prekariat»
ist die Rede, von Arbeit auf Abruf und einem Heer von
Tagelöhnern und Scheinselbstständigen, die keine Arbeit
finden und darum für Hungerlöhne Kleinstaufträge an-
von Sinn suchenden Arbeitnehmenden herausgebildet,
denen persönliche Freiheit und Selbstständigkeit wichtiger
sind als Entlöhnung oder Arbeitsbedingungen. Dem
Stereotyp nach leben sie in Bali, machen morgens Yoga
und abends Party, dazwischen bearbeiten sie am Laptop
Projekte für globale Auftraggeber. Wohlgemerkt schreiben
Firmen auf Crowdworking-Plattformen nicht nur
repetitive, für Unqualifizierte geeignete Arbeiten wie das
Testen von Software aus, sondern suchen dort auch nach
Kreativen, die ihnen ein neues Logo gestalten oder einen
Werbespruch texten. Es gibt also nicht nur das «digitale
Prekariat», sondern eben auch die «digitale Bohème».
Sozialsystem neu denken
Was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn die Zukunft
der Arbeit aus immer mehr solchen «neuen Selbstständigen»
besteht? Der Ökonom Jens Meissner von der Hochschule
Luzern und der Arbeitspsychologe Johann Weichbrodt
von der Fachhochschule Nordwestschweiz haben
sich unter anderem diese Frage gestellt. In ihrer Studie
«Flexible neue Arbeitswelt» haben sie mehrere Szenarien
zur Zukunft der Arbeit erarbeitet. Eines davon war die Verschiebung
hin zu einer Mehrheit der Bevölkerung, die als
Selbstständige arbeitet. Die Autoren schreiben, dass dies
volkswirtschaftlich vor allem negative Konsequenzen hätte.
Weichbrodt sagt: «Die soziale Absicherung wäre weitgehend
ungeklärt, da unser Sozialsystem auf Festanstellungen
ausgerichtet ist.» Ausserdem würden Einbussen
bei den Steuereinnahmen anfallen – einerseits, weil Arbeitnehmende
tendenziell weniger verdienen würden, andererseits,
weil es durch Kryptowährungen wie Bitcoin
leichter würde, Einkommen nicht anzugeben. Weichbrodt
betont aber, dass es sich bei diesen Szenarien um
Gedankenspiele handelt: «Dass dieses Szenario eintrifft,
ist unwahrscheinlich.» Mit der Studie habe man lediglich
aufzeigen wollen, dass das Sozialsystem grundlegend
überdacht werden muss, falls sich flexiblere Arbeitsformen
in Zukunft durchsetzen sollten. Als die Industrialisierung
Anfang des 20. Jahrhunderts viele ArbeiterInnen
aus ihren sozialen Netzen herausriss, die eine gewisse Si-
Die Digitalisierung hat grosse Auswirkungen
– gerade für die Frauen
Die Chancen und Risiken der Digitalisierung sind nicht für
alle Arbeitnehmendengruppen gleich. Unter den bedrohten
Berufen befinden sich viele typische «Frauenberufe».
Werden keine Massnahmen getroffen, um Frauen für die
wachsenden Berufsfelder zu qualifizieren, droht eine
Prekarisierung der Frauen im Tieflohnbereich. Die notwendigen
Investitionen in die Weiterbildung müssen deshalb
allen offenstehen! Das ist keine Selbstverständlichkeit, wie
Studien des Bundesamts für Statistik belegen. Männer
erhalten von ihren Arbeitgebern mehr Geld und Arbeitszeit
für die Weiterbildung als ihre Kolleginnen. Ein Grund: das Bild
des Mannes als Hauptverdienender. Unternehmen müssen
hier endlich umdenken. Sonst werden Frauen zur Manövriermasse.
Die Flexibilisierung der Arbeit birgt Chancen, weil
sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vereinfacht.
Gleichzeitig erhöht das Weiterbildungsdiktat die Mehrfachbelastung
der Frauen, die noch immer den Grossteil der
Betreuungsarbeit übernehmen. Und noch immer verdienen
Frauen für gleichwertige Arbeit 20 Prozent weniger.
Patrizia Mordini
Leiterin Gleichstellung, Mitglied der Geschäftsleitung
Studie: Crowdworking ist in der
Schweiz häufiger als man denkt
Crowdworking in der Schweiz: Immer mehr Menschen in der Schweiz suchen
Arbeit über Internet-Plattformen. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
auf einen Blick:
14 Dossier 15
Fast jedeR fünfte Erwerbstätige in der Schweiz
nutzt Crowdworking. Das geht aus einer neuen
Online-Studie der Universität von Hertfordshire
und Ipsos MORI in Verbindung mit der
Foundation for European Progressive Studies
(FEPS), UNI Europa und syndicom hervor.
Schweizer Crowdworker
Crowdwork
pro Woche
Crowdwork
pro Monat
10.0 %
12.7 %
Vergleich mit anderen
europäischen Ländern
Grossbritannien
Schweden
Niederlande
Deutschland
Österreich
Schweiz
Text: Andres Eberhard
Mit 18% der Befragten fanden deutlich mehr in der
Schweiz wohnhafte Personen über Online-Plattformen
Arbeit als in den meisten anderen eutropäischen Ländern,
wie Vergleiche mit Deutschland, Grossbritannien,
Schweden und den Niederlanden zeigen, wo die gleiche
Studie 2016 durchgeführt wurde. Einzig Österreich kam
auf einen noch höheren Wert. Sogar 32% der Schweizer
und Schweizerinnen suchten nach Crowdworking- Arbeit,
jedoch nicht alle erfolgreich.
Als Crowdworker wurde in der Studie bezeichnet, wer
über Online-Plattformen eine Arbeit gefunden hatte.
Crowdworking umfasst in dieser Definition der Studienautoren
also nicht nur Arbeit am eigenen Computer (wie
Upwork), sondern auch Fahr- und Auslieferdienste (wie
Uber) sowie Putz- oder technische Arbeiten bei anderen zu
Hause (wie Mila). Bedingung war aber stets, dass die Arbeit
über eine Online-Plattform vermittelt wurde.
Meist ein Nebenverdienst
Crowdwork
im letzten
Jahr
Crowdwork
suchend
17.0 %
Crowdwork nach Alter
45–54
14.9 %
55–64
9.8 %
65–70
4.6 %
16–24
25.3 %
32.2 %
Crowdwork
pro Woche
Crowdwork
pro Monat
Crowdwork im
letzten Jahr
Crowdwork
suchend
Für die meisten bedeutete Crowdworking nur ein Zuverdienst.
Trotzdem gab jedeR vierte CrowdworkerIn (26%)
an, dass die entsprechenden Aufträge mehr als die Hälfte
seiner bzw. ihrer Einnahmen ausmachten. Das entspricht
rund 4,7% der arbeitenden Bevölkerung in der Schweiz.
Für wiederum rund die Hälfte davon stellte Crowdworking
sogar die einzige Einnahmequelle dar.
Auffallend ist, dass die meisten CrowdworkerInnen
meh rere unterschiedliche Arbeiten ausführten. «Das
heisst, dass sie alles machten, was sie finden konnten»,
erklärt Studienleiterin Prof. Ursula Huws. Ihre These:
«Möglicherweise handelt es sich um Saisonarbeiter, die
während Leerzeiten andere Arbeit suchen.»
Eher jünger, eher männlich, eher Tessiner
Wer sind die Crowdworker? Gemäss der Studie finden sie
sich in allen Gesellschaftsschichten; darunter sind jedoch
etwas mehr Jüngere und etwas mehr Männer. Mehr als jedeR
Zweite (52%) hat einen Vollzeitjob, 21% sind Teilzeitangestellte,
9% Selbstständige, jeweils 5% Studierende
und RentnerInnen sowie 3% Vollzeiteltern. Auch bezüglich
ihrer Herkunft gab es Unterschiede: Prozentual am
meisten CrowdworkerInnen fanden sich im Tessin, am
wenigsten in der Ostschweiz. Bei der Studie handelt es
sich um eine repräsentative Online-Umfrage unter 2001 in
der Schweiz wohnhaften Personen im Alter zwischen 16
und 70 Jahren.
Weitere Infos zur Studie über Crowdworking
auf unserer brandneuen Website:
syndicom.ch/crowdworking
Fotostrecke
Die Bilder zu diesem Themendossier machte der freischaffende
Fotograf Tom Kawara im «Colab Impact Hub» in Zürich.
Co-Working-Spaces wie das Colab im Impact Hub in Zürich
vermitteln nicht nur Büroarbeitsplätze und die nötige
Infrastruktur, sondern vernetzen auch ihre Mitglieder sowie
deren Projekte untereinander oder veranstalten gemeinsame
Events und Programme. Neben Sitzungsräumen und Einzelarbeitsplätzen
finden sich hier auch Gemeinschaftsräume
und ein Café, wo man sich austauschen kann.
zurich.impacthub.ch — kawara.com
35–44
20.3 %
25–34
25.1 %
Anteil Crowdwork als
Einkommensquelle im
Bereich Online-Wirtschaft
Airbnb
Verkauf von selbst
hergestellten Produkten
Produkteverkauf auf
eigener Webseite
Crowdwork
Gewinnorientierter
Weiterverkauf
Verkauf von eigenem Hab
und Gut auf einer Webseite
12.3 %
14.0 %
17.7 %
18.2 %
48.5 %
65.1 %
Erwerbsstatus
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
Alle
Crowdworker
00 % 05 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 %
Häufige
Crowdworker
Vollzeit beschäftigt
Teilzeit beschäftigt
Selbständig
Vollzeit-Eltern
Pensioniert
Studierend
50 % und mehr
des Einkommens
aus Crowdwork
Eine bessere
16 17
«Für uns Arbeitgeber ist es ganz wichtig, dass im GAV Standards definiert sind,
die für die ganze Branche Gültigkeit haben sollen.» Peter Weigelt, Präsident contactswiss
Arbeitswelt
Aktive Mitglieder diskutieren über Ziele und die Zukunft der Gewerkschaft. (© Samuel Bauhofer)
Fairlog: syndicom,
SEV und Unia spannen
zusammen
Der Strassentransport ist ein weitgehend
unregulierter Bereich, der aber
kontinuierlich wächst. Nicht zuletzt
deshalb, weil grosse Firmen ihre
Gütertransporte auslagern. Auch die
Post hat vor eineinhalb Jahren ihre
Lastwagenflotte mit Fahrzeugen über
3,5 Tonnen ausgemustert und die Aufträge
an Private vergeben. Die Firmen
sprechen von betriebswirtschaftlicher
Effizienz und meinen damit wohl das
tiefere Lohnniveau in diesem Sektor.
Die LKW-Logistik greift in Branchen,
die sowohl syndicom, der SEV
syndicom schützt
Berufstätige in allen
Arbeitsformen: ein
strategisches Ziel
unserer Gewerkschaft
Dass der Schutz der Berufstätigen in
allen Arbeitsformen am syndicom-
Kongress im November zu einem der
vier strategischen Ziele erklärt werden
soll, zeigt dessen Wichtigkeit und
Dringlichkeit. Denn mit der zunehmenden
Digitalisierung breiten sich
diese Arbeitsformen immer mehr aus.
«Unser Ziel ist es, die soziale Absicherung
und Erwerbslage [der Arbeitenden
in neuen Arbeitsformen] zu verbessern
und zu verhindern, dass sie
unfreiwillig in diese Arbeitsformen
gedrängt werden», hält das Strategiepapier
fest. Umgesetzt werden soll
dieses Ziel unter anderem durch mehr
Sozialversicherungsschutz, die Zertifizierung
von Plattformen, die kollektive
Regelung der Entschädigungen
und den Schutz des geistigen Eigentums
von Freischaffenden.
Die vier strategischen Ziele wurden
mit dem Zentralvorstand erarbeitet
und befinden sich zurzeit in der zweiten
Vernehmlassungsrunde bei den
Gremien. Die weiteren strategischen
Ziele betreffen die Mitgliederentwicklung,
die Weiterentwicklung der Gesamtarbeitsverträge
und das Recht
auf lebenslange Aus- und Weiterbildung.
Die Gremien können bis zum
Kongress Anträge zum Strategie papier
stellen. (Christian Capacoel)
syndicom.ch/kongress2017
und die Unia zu einem gewissen Teil
abdecken. Der logische Schritt war
deshalb, dass die drei Gewerkschaften
eine Kooperation aufbauen und den
gemeinsamen Verein Fairlog gründeten.
Fairlog soll für die drei Gewerkschaften
den Weg bereiten, um mittelfristig
die gesamte Branche zu regulieren.
(David Roth)
Die GAV-Politik von
syndicom im Zeichen
der Digitalisierung
Contact- und Callcenter:
ein GAV für die gesamte Branche
Der GAV-Beitritt von CallNet.ch als weiterem Sozialpartner –
neben der Gewerkschaft syndicom und dem Arbeitgeberverband
contactswiss – ist ein wichtiger Schritt zur Allgemeinverbindlichkerklärung
des Gesamtarbeitsvertrages.
Die flächendeckende Regelung der
Arbeitsbedingungen durch die Allgemeinverbindlicherklärung
ist eine
Notwendigkeit, da die Anforderungen
an die Unternehmen und die Mitarbeitenden
in der Contact- und Callcenter-Branche
in den letzten Jahren
markant gestiegen sind. Immer strengere
Qualitätsstandards, zunehmende
Standardisierung und gleichzeitig
grössere Kundenorientierung werden
von den Agentinnen und Agenten als
selbstverständlich vorausgesetzt. Diese
leiden unter den sich widersprechenden
Zielen von Wirtschaftlichkeit
und individueller Betreuung der
Die Unterzeichner des GAV: Dieter Fischer, Giorgio Pardini und Peter Weigelt (vlnr). (© zvg)
Während die Öffentlichkeit weiterhin
fleissig über die Digitalisierung diskutiert,
arbeiten wir in den Gesamtarbeitsverträgen
(GAV) an konkreten
Lösungen für die gewerkschaftlichen
Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt.
Der GAV Sunrise ist der
erste GAV, der unter dieser Prämisse
erneuert wurde – mit zwei wichtigen
Fortschritten. Erstmals wird in einem
GAV das explizite Recht auf Ab schalten
festgeschrieben. Ein Meilenstein in
einer zunehmend entgrenzten Arbeitswelt.
Sunrise-Mitarbeitende haben
das Recht, ausserhalb der Arbeitszeiten
nicht erreichbar zu sein. Zusätzlich
konnte der Anspruch auf angemessene
Aus- und Weiterbildung
zur Erhaltung der Arbeitsmarktfähigkeit
im GAV vereinbart werden. In
den kommenden GAV-Verhandlungen
wollen wir weitere Fortschritte
erzielen. Dazu gehört auch die Regulierung
und Zertifizierung von Crowdworking-Plattformen.
Wer eine
digitale Plattform betreibt, hat sicherzustellen,
dass kein Sozial- oder
Lohndumping stattfindet sowie Sozialversicherungsbeiträge
und Steuern
bezahlt werden. Mit einer solchen Forderung
kann syndicom einen Beitrag
leisten, damit Unternehmen ihr
Geschäfts risiko nicht an Plattformen
auslagern und auf die Arbeitenden abwälzen
können.
Daniel Hügli ist Zentralsekretär Sektor ICT
und betreut die Contact- und Callcenter.
Kundinnen und Kunden. In diesem
Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit
und Kundenorientierung bietet der
GAV mit seinen Minimalstandards bei
den Arbeitsbedingungen einen wirksamen
Schutz vor Lohn- und Sozialdumping,
von dem auch die Unternehmen
profitieren. Der GAV fördert
einen fairen, mit gleich langen
Spiessen geführten Wettbewerb, der
über die Qualität der Dienstleistungen
und nicht über die Personalkosten
geführt wird.
Vorteile auch für die Arbeitgeber
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes
contactswiss, Peter Weigelt, ist
sich sicher: «Für uns Arbeitgeber ist es
ganz wichtig, dass wir eine erklärte Sozialpartnerschaft
haben und verständliche
Branchenstandards definiert
sind, die nicht nur für uns gelten, sondern
für die gesamte Branche Gültigkeit
haben sollen.» Auf die Frage, warum
man sich erst jetzt mit den anderen
Verbandspartnern einigen konnte, erläutert
Peter Weigelt: «Die Branche ist
neu, sehr breit strukturiert und stetig
wachsend. Da muss zuerst einmal ein
gewisser Leidensdruck entstehen, bis
man sich zusammenrauft.» Dieter
Fischer, Präsident CallNet.ch, betont
seinerseits: «Der GAV ist ein Mittel,
um resistente Marktteilnehmer über
die Allgemeinverbind licherklärung
besser anzugehen. Dies ist angesichts
des generell zunehmenden Druckes
auf die Branche und im Speziellen mit
Blick auf die auslandsnahen Randregionen
zentral.» (Christian Capacoel)
syndicom.ch/branchen/ccc
18 Arbeitswelt
Flexibilität ist zwar gewünscht, aber es braucht trotzdem
auch gute Arbeitsbedingungen
«Die übrige Branche sollte einen verbesserten GAV mit uns verhandeln.» Daniel Münger
19
Profit einstecken und die Risiken
den Arbeitnehmenden überlassen
Am Beispiel des Zürcher Kurierdienstes notime lässt sich
das Ungleichgewicht der Arbeitsverhältnisse dokumentieren.
Die KurierInnen haben viele Pflichten und keine Rechte.
Bei notime hapert es bei den Arbeitsbedingungen. (© Franziska Scheidegger)
Der GAV der Velokuriere
kommt – Poststellenkampagne
geht weiter
Seit rund zwei Jahren versucht sich
das Start-up-Unternehmen notime auf
dem Schweizer Warenlieferungsmarkt
zu etablieren. Als hochflexibler
Dienstleister schaltet es sich zwischen
Online-Shops und KundInnen, um
laut Eigenwerbung eine «Full-Service-Lösung
für Same-Day- und
zeitfenster basierte Lieferungen» zu
bieten. notime hat rasch expandiert:
Bereits in acht Schweizer Städten unterhält
die Firma eigene Liefernetzwerke
mit insgesamt über 400 VelokurierInnen.
Dabei arbeitet notime mit
namhaften Firmen zusammen – unter
anderem mit der Post und der SBB.
Ein Teil der Kuriere sind nicht Angestellte
der Firma, sondern nutzen
deren Technologie als Selbstständige.
«Diese Flexibilität ist grundsätzlich
ganz nach meinem Geschmack», sagt
ein notime-Kurier, der anonym bleiben
möchte. Dafür akzeptiert er den
etwas tieferen Stundenlohn, den er im
Vergleich zu früheren Kurierjobs erhält.
Die Schichten der Kuriere werden
zwei Wochen im Voraus verteilt –
und hier wird das Ar beits verhältnis
schwierig. Denn je öfter man für notime
fährt, desto früher darf man online
die Schichten belegen. «Ich kam
in letzter Zeit nicht oft zum Ar beiten,
weshalb für mich zuletzt nur noch
Stand-by-Schichten übrigblieben»,
sagt der Mittzwanziger. Stand-by, das
heisst: ständig bereit sein, um innert
zwanzig Minuten Einsätze zu fahren.
Bleiben Aufträge aus, gibt es fünf
Franken pro Stunde. Während der
Bereitschaftszeit ist es untersagt, für
andere Kurierdienste zu arbeiten.
Gemäss Arbeitsvertrag muss sich der
Velokurier ausserdem selbst gegen Erwerbsausfälle
und Unfall versichern.
Für alle Schäden kommt er selbst auf.
Eine Kündigungsfrist gibt es nicht.
Laut Rahmenvereinbarung obliegt
es ihm auch, Sozialversicherungen abzuschliessen.
«Diese Abgaben haben
wir den Selbstständigen bisher aber
zusätzlich zum Stundenlohn ausgezahlt»,
sagt Philipp Antoni, Mitbegründer
von notime. Im März liess die
Firma verlauten, künftig sämtliche
Kuriere in reguläre Anstellungsverhältnisse
einzubinden. Bis zum 1. Oktober
sollen die neuen Arbeitsverträge
unterzeichnet werden, sagt Antoni:
«Wir fanden eine Lösung, die sehr gut
funktioniert.» Gleichzeitig betont er:
«Die Flexibilität der Fahrer soll erhalten
bleiben.» So sollen KurierInnen
etwa weiterhin Be reitschaftsdienst
leisten, dabei aber besser entlöhnt
werden. Man darf also gespannt sein.
(Raphael Albisser)
Alles zum neuen GAV der Velokuriere:
syndicom.ch/branchen/logistik/velokuriere
Logistik ist ein Wachstumsmarkt.
Speziell trifft das auf die Branche
Kurier-Express und Paket zu. Zwar hat
syndicom da einen Gesamtarbeitsvertrag
(GAV), aber um auch in Zukunft
angemessene Arbeitsbedingungen zu
garantieren, genügt das nicht. Umso
wichtiger ist es, dass wir mit den Velokurieren
in einem kleinen, aber zukunftsträchtigen
Bereich einen guten
GAV abschliessen kön nen. Die übrige
Branche ist gut beraten, sich mit syndicom
auf einen verbesserten GAV zu
einigen. Denn für logistische Dienstleistungen
in hoher Qualität braucht
es faire Arbeitsbedingungen.
Schon fast ein Jahr dauert unser
jüngster Kampf für ein gut ausgebautes
Post stellennetz. Mit einer intensiven
Kampagne gelang es, die Post unter
hohen Rechtfertigungsdruck zu
stellen. Zehntausende von Bürgerinnen
und Bürgern sowie die Mehrheit
der betroffenen Angestellten haben
sich an der Kam pagne beteiligt. Gemeinsam
mit ihnen ist es syndicom
gelungen, hohen politischen Druck
aufzubauen. Im Parlament werden
derzeit zwei Vorstösse diskutiert, die
eine Überarbeitung des Postgesetzes
fordern. Das sind Erfolgsansätze, aber
noch keine Erfolgsmeldungen. Die
Post hat ihr Lobbying und ihre
PR-Kampagne in den letzten Monaten
massiv verstärkt. Wir werden ihr die
Stirn bieten.
Daniel Münger ist Leiter des Sektors Logistik
und Mitglied der syndicom-Geschäftsleitung.
Mit dem GAV ans Ziel: Velokuriere müssen nicht nur schnell sein. (© Peter Klaunzer/Keystone)
Hello Velo – hallo GAV
Velokurierdienste: Sie sind jung, ökologisch und unkompliziert.
Und sie arbeiten in einem Sektor, dem schon bald Tiefstlöhne
drohen, weil Milliardenkonzerne den Markt übernehmen wollen.
Höchste Zeit für einen Gesamtarbeitsvertrag.
Die Velokurierdienste in der Schweiz
können auf eine dreissig jährige Erfolgs
geschichte zurückbli cken. 1988
wurde das erste Velokurierunternehmen
in Luzern gegründet, und bald
darauf waren in jeder grösseren
Schweizer Stadt die rasenden Fahrräder
anzutreffen.
Die Dienstleistung ist überall eine
ähnliche, aber die Organisationsformen
decken die ganze Vielfalt der
Unternehmensformen ab – Vereine,
Ge nossenschaften, Aktiengesellschaften.
Gemeinsam ist ihnen allen, dass
sie nach der Revision des Postgesetzes
2013 verpflichtet waren, einen sozialpartnerschaftlichen
Dialog zu starten.
Nach einem anfänglichen Abtasten
entstand ein sehr konstruktiver
Prozess, an dessen Ende nun der unterschriftsreife
Gesamtarbeitsvertrag
(GAV) steht.
Dafür war es auch höchste Zeit.
Denn die Branche ist mit den Herausforderungen
der Digitalisierung ganz
direkt konfrontiert. Die Besteller, Hersteller
und Lieferanten werden über
digitale Plattformen koordiniert. Das
wird realistischerweise die Zukunft
sein. Konkurrenten versuchen den
Markt mit zweifelhaften Methoden zu
erobern, sie beschäftigen Scheinselbstständige
oder zwingen ihre Angestellten
zu Arbeit auf Abruf.
Jetzt stellt sich die Frage, in welchem
Rahmen diese Arbeit stattfindet.
Ein Blick nach Deutschland zeigt:
Aus beuterische Arbeitsbedingungen
sind bei den Kurierfirmen Foodora
und Deliveroo bereits an der Tagesordnung.
Hinter diesen Firmen stehen
globale Milliardenkonzerne, die
ge rade dabei sind, die ganze Branche
auf den Kopf zu stellen. Der Preis- und
Lohnspirale gegen unten können
die Schweizer Velokuriere mit einer
fortschritt lichen Sozialpartnerschaft
entge genwirken. Mit dem GAV-Abschluss
zeigen die Sozialpartner, dass
Digitalisierung auch anders aussehen
kann und dass der technologische
Fortschritt nicht auf Kosten der Arbeitnehmenden
gehen muss, sondern
zum Nutzen aller gestaltet werden
kann.
Velokuriere, die unter den GAV
fallen, profitieren neu von einem Mindestlohn,
klar geregelten Nacht- und
Sonn tagszuschlägen, neu vereinbarten
Arbeitszeiten, Lohnfortzahlungen
bei Krankheit und vielem mehr, das
auch in klassischen Gesamtarbeitsverträgen
zu finden ist. Dabei wird
aber genügend Spielraum für die jeweiligen
Eigenheiten der einzelnen
Velokurierdienste gelassen.
Nächstes Ziel von syndicom und
dem Arbeitgeberverband swissmessengerlogistics
ist die Allgemeinverbindlich
erklärung (AVE). Dafür bestehen
gute Chancen, solange die
Velokuriere den Markt noch weitgehend
alleine bestreiten. Konkurrenzanbieter
wie notime (siehe Artikel auf
Seite 18) haben noch eine sehr geringe
Marktabdeckung. Sollten aber auch in
der Schweiz internationale Konzerne
in den Markt einsteigen, dürfte es bald
eng werden. Umso wichtiger werden
der GAV und dessen Allgemeinverbind
lichkeit sein. (David Roth)
syndicom.ch/branchen/logistik/velokuriere
20 Arbeitswelt
«Demokratie braucht unabhängige Medien» Roland Kreuzer
400 Millionen Franken zahlten Ringier und Tamedia für das Stellenportal jobs.ch.
Eine Investition, die sich nach Googles Markteintritt kaum noch auszahlen wird.
21
Medienvielfalt fördern,
statt «Fake News»
schlucken
Demokratie braucht unabhängige
Medien und Qualitätsjournalismus.
Abhängigkeit von Inserenten gefährdet
die Freiheit der Medien. Ebenso
fatal ist, dass Google, Facebook & Co.
Werbegelder im Informationsumfeld
absaugen, ohne diese in die Publizistik
zu investieren. Auch die Profitmaximierung
von Tamedia ist ein Angriff
auf Vielfalt und Qualität, weil Einnahmenrückgänge
bei den Printmedien
beim Personal eingespart werden,
während jährlich 50 Millionen in die
Taschen der Besitzer und der Teppichetage
fliessen. Jetzt braucht es den
Druck der Zivilgesellschaft: Öffentliche
Journalismus förderung ist nötig,
die Verteilung der Fördergelder
muss an einen Informationsauftrag
und einen GAV geknüpft sein. Plattformprojekte
wie Fijou und WePublish
sind zu unterstützen, damit unabhängige
Medien ihre Ressourcen in
die journalistische Arbeit investieren
können. Bis eine kanalunabhängige
Förderung des Journalismus garantiert
ist, braucht es die Zustellverbilligung
für die Regional- und Mitgliederpresse.
Und zuerst müssen wir die
Attacke auf die Gebührenfinanzierung
der SRG bachab schicken, unabhängig
davon, ob sie als «No Billag»
oder getarnt als «Halbierung» daherkommt.
Roland Kreuzer ist Leiter des Sektors Medien
und Mitglied der syndicom-Geschäftsleitung.
FilmstudentInnen verteilten am Festival in Locarno Flyer, um auf die Bedeutung der SRG für die Filmförderung aufmerksam zu machen. (© Nina Scheu)
Die Medienretter formieren sich
Applaus aus Tausenden von Händen gab es im August für einen
Filmtrailer am Festival in Locarno mit der Botschaft «SaveThe-
Media.ch». Die Reaktion des Publikums zeigt, dass die Sorge um
Vielfalt und Qualität nicht nur die Medienschaffenden umtreibt.
Hinter savethemedia.ch steht die Vereinigung
«média pour tous – medien
für alle – media per tutti», der auch
syndicom angehört: Kulturschaffende,
JournalistInnen und ihre Verbände,
die nach finanzierbaren Auswegen
aus der drohenden Misere suchen,
und mit Veranstaltungen und Aktionen,
wie jener am Festival in Locarno,
das gesellschaftliche Bewusstsein
sensibilisieren wollen für die Bedeutung
einer starken und unabhängigen
Medienlandschaft in der Demokratie.
Plattformen als Hoffnung
Zu den Initiativen von «medien für
alle» gehört auch die Ideenwerkstatt
rund um die Association pour le financement
du journalisme, «Fijou», in der
Romandie. Die Fijou tüftelt an einem
Modell, das die Finanzierung von unabhängigem
Journalismus nach dem
Prinzip der Filmförderung in der
Westschweiz umsetzen will. Die Branche
selbst würde sich über eine Plattform
zusammenschliessen, finanziert
würde sie von Stiftungen, Privaten und
der öffentlichen Hand aufgrund klarer
Kriterien.
Ähnliche Gedanken hegen die Macher
von WePublish.ch, die ebenfalls
im August an die Öffentlichkeit getreten
sind. Hier ist die Idee, den Medienschaffenden
direkt eine Plattform zur
Verfügung zu stellen, auf der Artikel
publiziert und algorithmisch gezielt
verbreitet werden können. Hansi
Voigt, Journalist, Unternehmer und
prominenter Kopf hinter WePublish,
hofft für die technische Umsetzung
auf Unterstützung aus der Haushaltabgabe
für Radio und Fernsehen. Für
die Finanzierung der In halte wären
die einzelnen Akteure selbst verantwortlich.
Möglich wäre alles: Werbung,
Micropayment, Abonnements, Stiftungen
oder öffentliche Gelder. Garantiert
werden müsste aus syndicom-Sicht
jedoch, dass die auf der
Plattform verbreiteten Inhalte zu fairen
Konditionen (am besten mit einem
GAV) produziert würden. Nach
Redaktionsschluss wird sich die Eidg.
Me dien kommis sion, EMEK, unter
anderem auch zu diesen Vorschlägen
äussern. Ihr Präsident Ottfried Jarren
gab im Vorfeld zu erkennen, dass darin
interessante Ansätze für die Zukunft
eines relevanten Journalismus
in der Schweiz zu finden seien. Ob die
Vorschläge der EMEK ihre Spuren im
neuen Mediengesetz hinterlassen
werden, bleibt abzuwarten.
Mitreden und dem Journalismus
eine Stimme geben
Wir laden alle dazu ein, sich im
Web über die verschiedenen Projekte
schlau zu machen – und sie mit uns zu
diskutieren. Ebenfalls zur Diskussion
laden wir an den Podien «... und wer
spricht vom Journalismus?» zur
«No Billag»-Initiative (siehe Agenda
Seite 5 und immer aktualisiert auf
unserer Website). Wir sind überzeugt,
dass dem Journalismus mit einer
Beschränkung oder gar Total absage
an den medialen Service public
grosser, vielleicht sogar irreparabler
Schaden zugefügt würde. (Nina Scheu)
Eidg. Medienkommission: emek.admin.ch
Filmtrailer Locarno: savethemedia.ch
medien für alle: mfa-mpt.ch
Plattform Deutschschweiz: wepublish.ch
«Le Temps» über Fijou: http://bit.ly/2viMIDa
Verlieren die Verlage das
Stellengeschäft ein zweites Mal?
Ereignisse der Geschichte, besagt ein Karl Marx zugeschriebenes
Bonmot, wiederholen sich stets zweimal:
das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.
jobs.google.com gräbt den hiesigen Stellenportalen bald das Wasser ab. (© David Goldmann/Keystone)
Die jüngere Mediengeschichte ist an
Tragödien nicht arm. Als ein solcher
Schicksalsschlag mit spürbaren Auswirkungen
bis heute gilt gemeinhin
der Verlust des Anzeigengeschäfts an
branchenfremde Unternehmen. Was
lange Jahre zum Gedeihen der Publizistik
beitrug, bröckelte allmählich
weg.
Schon vor zehn Jahren war der «Tages-
Anzeiger» angehalten, nicht mehr
mit den Erträgen aus dem Stellenanzeiger
zu rechnen. Und so ist es seither
geblieben. Das grosse Geld machten
derweil findige Jungunternehmer, die
im richtigen Moment den Braten gerochen
hatten und merkten, dass die
Stellensuche online geschmeidiger
läuft als auf Papier. Für die Zeitungsverlage
schien der Zug abgefahren.
Wer zu spät kommt, den bestraft das
Leben. Wenn das irgendwo gilt, dann
im Internet. Es sei denn, man nimmt
richtig viel Geld in die Hand. Das
haben dann auch Ringier und Tamedia
getan, als sie 2012 für fast 400 Millionen
Franken jobs.ch kauften. Seither
entwickle sich das Stellengeschäft
«erfreulich». Doch die Freude droht
nicht mehr von langer Dauer zu sein,
denn am Horizont dräut Ungemach.
Die Geschichte dürfte sich wiederholen.
Ein zweites Mal den Stellenmarkt
zu verlieren, diesmal den digitalen,
das wäre dann die Farce. Wenn
Google als Mitbewerber auftaucht,
darf man dieses Szenario mit Fug als
realistisch betrachten.
Google schluckt den Stellenmarkt
Im Mai startete der Internetkonzern
eine Suchfunktion für offene Stellen.
Das kann man nicht anders denn als
Angriff auf alle aktuellen Anbieter im
Jobgeschäft verstehen. Google weiss
das Nutzungsverhalten auf seiner
Seite. Schon heute tippen Suchende
ihren Stellenwunsch in das Google-
Eingabefeld. Da scheint es nur folgerichtig,
darauf einen neuen Geschäftszweig
aufzubauen. Googles Gefrässigkeit
kennt keine Grenzen. Das wissen
auch Ringier und Tamedia. Dennoch
hoffen sie, dem Giganten etwas entgegenhalten
zu können, wenn er denn
einmal den Schweizer Markt betritt.
Beide glauben vor allem mit der
lokalen Verankerung punkten zu können.
Das klingt eher nach einem
Strohhalm, an den man sich mangels
Erfolg versprechender Abwehrstrategien
klammert. Am Ende bleibt der
schwache Trost, dass ein zweiter Verlust
des Stellenmarkts immerhin den
Journalis mus nicht noch einmal in
Mitleidenschaft ziehen würde. Der
verfügt auch so kaum noch über angemessene
Ressourcen. (Nick Lüthi)
syndicom.ch/branchen/presse
22 Politik
Giorgio Pardini leitet den
Sektor ICT und ist Mitglied
der syndicom-Geschäftsleitung.
syndicom hat sich
in den vergangenen Jahren
vertieft mit den Folgen
der Digitalisierung für die
Arbeitnehmenden auseinandergesetzt
und eine
Studie veröffentlicht, die
auf unserer Website zum
Download bereitsteht.
Interview: Christian Capacoel
Bild: Sébastien Bourquin
Wir fordern eine
Zertifizierung
Immer mehr Branchen und Unternehmen
setzen auf das Prinzip
Crowd- oder Clickworker, am
einfachsten über eine Plattform.
Zumindest ist das der Eindruck,
den man gewinnt, wenn man
den Medienberichten der letzten
Monate folgt. Der Begriff Clickworker
wurde erstmals von der
NASA benutzt, als sie im Jahr 2000
die breite Öffentlichkeit aufrief,
bei der Klassifizierung von Marsaufnahmen
mitzuhelfen. IBM
brachte 2011 das Wort Crowdworker
mit ihrem «Liquid Challenge Program»
endgültig ins Bewusstsein
der breiten Bevölkerung. Mit dem
vereinfacht ausgedrückten Prinzip
«mehr Freelancer, weniger Festangestellte»
sollten 30 Prozent der
Arbeitsplätze eingespart werden.
Wo stehen wir nun mit dieser
Entwicklung in der Schweiz, und
wie wollen wir als Gewerkschaft mit
dieser Herausforderung umgehen?
Giorgio Pardini, Leiter des Sektors
ICT (Information and Communications
Technology), nimmt Stellung.
syndicom: Im Jahr 2011 hat die
Ankündigung des «Liquid Challenge
Program» bei IBM grosse Wellen
geworfen. Erwartet wurde ein
massiver Stellenabbau und eine
immer grössere Ausdehnung des
Programms. Wo steht IBM diesbezüglich
heute? Setzt sie voll auf
das Prinzip der Crowdworker, und
reduziert sie die Stammbelegschaft
immer mehr?
Giorgio Pardini: IBM setzt ständig
Kostensenkungsmassnahmen um.
Zum Beispiel, indem die Stammbelegschaft
restrukturiert und
relokalisiert wird. Aktuell drohen
bis zu 8000 Entlassungen weltweit.
Damit nimmt die Gefahr zu, dass
noch mehr Aufgaben ausgelagert
und durch Crowdworker erledigt
werden.
Wie schätzen Sie die kommende
Entwicklung in der Schweiz ein?
Eine neue Studie, die von syndicom
mitfinanziert wurde (siehe Seite 14
und Dossier) , zeigt aufgrund einer
Internetumfrage eine hohe Teilnahme
der Schweizerinnen und
Schweizer in der Plattformökonomie.
Knapp ein Drittel der Befragten
haben im vergangenen Jahr versucht,
Arbeit über Online-Plattformen
zu erhalten. Von den Befragten
haben 18,2 Prozent tatsächlich eine
solche Arbeit gefunden. Von diesen
Crowdworkern haben 12,5 Prozent
geantwortet, dass dies ihre einzige
Einkommensquelle sei. Die häufigsten
Arbeiten, die Crowdworker in
der Schweiz verrichteten, waren das
Erledigen von Kleinstaufträgen und
Click working. Aufgrund des
leistungsfähigen Bildungssystems
und der ausgezeichneten Infrastruktur
in der Schweiz ist davon auszugehen,
dass Crowdworking künftig
eine noch bedeutendere Rolle
spielen wird.
Swisscom betreibt mit MILA
bereits eine Plattform. Was sind
die Erfahrungen da?
MILA verbindet den Endnutzer –
z. B. eine Swisscom-Kundin – mit
einem Service- Erbringer – z. B.
einem Swisscom-Servicetechniker,
Elektro installationsbetrieb oder
«Swisscom-Friend». Die Kundin
kann auf MILA auswählen, von wem
sie den Service beziehen will. Am
meisten bezahlt sie für den Swisscom-Techniker,
am wenigsten
üblicherweise für den «Swisscom-
Friend», also den hilfsbereiten
Swisscom-Kunden.
Dies ist nichts anderes als ein
Out sourcing von Aufgaben an die
MILA- Crowd. Die Risiken, die sich
mit einem solchen Crowdsourcing
ergeben, sind vielfältig: mangelhafte
Qualität der Dienstleistung,
Lohn- und Sozialdumping, Schwarzarbeit
und so weiter.
Wo liegen die grossen gewerkschaftlichen
Herausforderungen in diesen
Bereichen?
Wer garantiert eine korrekte Entschädigung
und stellt sicher, dass
die Rechte der Crowdworker
gewährt werden? Wir sind der
Auffassung, dass sowohl das
«Tatsächlich sind wir besorgt über die einseitige Ausrichtung der Strategie des Bundesrates. Wir
haben zuletzt mehrmals interveniert und nun zum Beispiel erreicht, dass syndicom im Soundingboard
für die erste Konferenz des Bundes zum Thema ‹Digitale Schweiz› vertreten ist.»
«Unternehmen,
die Arbeit an
die Crowd
aus lagern,
haben ebenso
Ver antwortung
zu übernehmen,
wie die
Crowd work-
Plattformen.»
Unternehmen, das Tätigkeiten an
die Crowd auslagert, als auch
die Crowdworking-Plattform
Verantwortung zu übernehmen
haben. Beide haben dafür zu
sorgen, dass die Arbeitenden Schutz
geniessen, besonders in den
Bereichen Arbeits- und Lohnbedingungen,
Sozialversicherungsansprüche,
Scheinselbstständigkeit und
geistiges Eigentum. Über die
Zertifizierung von Crowdworking-Plattformen
und entsprechende
Labels können wir dazu beitragen,
dass nur solche Plattformen
zum Zug kommen, die diese
Kriterien erfüllen.
Die Ausbreitung von Crowdworking
ist aber auch eine Herausforderung
für uns als Gewerkschaft: Wie
können wir die Crowdworker besser
organisieren und vernetzen, damit
sie mit unserer Unterstützung ihre
individuellen und kollektiven
Rechte geltend machen können?
Und welche spezifischen Dienstleistungen
können wir ihnen bieten?
Der Bundesrat hat im Juni 2017
die Broschüre «Digi tale Schweiz»
publiziert und einen «Dialog
‹Digitale Schweiz› » einbe rufen. Es
fällt auf, dass die Arbeitnehmenden
und die Fragen nach der Zukunft
der Arbeit darin nur eine geringe
Rolle spielen.
Tatsächlich sind wir besorgt über
die einseitige Ausrichtung der
Strategie des Bundesrates. Wir
haben in den letzten Monaten
mehrmals an verschiedenen Stellen
interveniert und nun erreicht, dass
syndicom im Soundingboard für die
erste Konferenz des Bundes zum
Thema «Digitale Schweiz» vertreten
ist.
Welche Themen kann man innerhalb
der Sozialpartnerschaft bzw.
mit den Gesamtarbeitsverträgen
regeln?
Mit der Sozialpartnerschaft zwischen
Gewerkschaften und Unternehmen
bzw. ihren Verbänden
haben wir in der Schweiz ein wirkungsvolles
Instrument, um schnell
auf Veränderungen zu reagieren.
Wenn die Sozialpartnerschaft
gleichberechtigt auf Augenhöhe
gelebt wird, dann können ausbalancierte
Lösungen gefunden werden,
die die Arbeitnehmenden stärken –
ohne die Wettbewerbsfähigkeit der
Schweiz zu schmälern.
Die Digitalisierung ist eine Chance,
die bewährte Sozialpartnerschaft
zu erneuern und zu erweitern. In
Gesamtarbeitsverträgen können
beispielsweise das Recht auf
Privatsphäre und Datenschutz
am Arbeitsplatz, eine weitgehende
Arbeitszeitsouveränität für die
Arbeitnehmenden bis zur Arbeitszeitverkürzung
sowie Mass nahmen
gegen die Entgrenzung
der Arbeit, wie z. B. das Recht
auf Abschalten, geregelt werden.
Wo müsste auf gesetz licher Ebene
angesetzt werden, um auf diese
Herausfor derungen reagieren zu
können? Welche Ansätze schweben
syndicom vor?
Der Gesetz geber hat dafür zu
sorgen, dass ein wirksames Recht
auf Arbeit fest geschrieben wird und
allen Arbeitenden – auch jenen in
der Crowd – kollektive Arbeitsrechte
und Sozial versicherungsansprüche
gewährt werden. Da mit der fortschreitenden
Digitalisierung
gewisse Tätigkeiten automatisiert
werden, ist es entscheidend, dass
die Bildung und die Arbeitslosenversicherung
entsprechend ausgerichtet
werden. Möglichst viele Beschäftigte
sollen die Möglichkeit haben,
sich für neu entstehende Tätigkeitsprofile
zu qualifizieren.
Wenn Arbeiten automatisiert und
nicht mehr von Lohnabhängigen
erledigt werden, dann hat dies auch
Folgen für das Steuersystem. Ob
nun z. B. Roboter oder Daten besteuert
werden – die Steuereinnahmen
müssen ausreichend sein, damit
alle, die kürzere oder längere Zeit
aus dem Arbeitsprozess ausscheiden,
eine gesicherte Existenz in
Würde haben. Schliesslich müssen
die Rechte der Personen an ihren
Daten im Rahmen des Datenschutzes
gestärkt werden: Meine Daten
gehören mir!
Welche Aktivitäten hat syndicom
geplant, um diese Diskussion
voranzutreiben?
Unser Kongress im November ist
ganz der Digita lisierung gewidmet.
Wir werden dort unsere Positionen
und nächsten Aktivitäten diskutieren
und beschliessen.
Dossier und Downloads:
syndicom.ch/crowdworking
syndicom.ch/digitalisierung
23
24
Recht so!
1000 Worte
TomZ
25
Fragen an den syndicom-Rechtsdienst:
Ich nehme regelmässig Aufträge von verschiedenen Plattformen
im Internet an. Wer gilt da als mein Arbeitgeber?
Arbeite ich für die Betreiber der Plattform oder arbeite ich
direkt für die Anbieter des Auftrags, der mir über die Plattform
vermittelt wird? Ich bin im Schnitt rund 20 Stunden
pro Woche mit solchen Arbeiten, vor allem im Text- und
Bildbereich, beschäftigt. Und da meine festen Aufträge
seltener werden, bin ich vermehrt auf diese Einkommensmöglichkeiten
angewiesen.
Welche Aspekte bezüglich Vorsorge und Versicherungen
fallen für mich ins Gewicht? Wie muss ich die Sozialversicherungen
abrechnen: Hälftig mit den Auftraggebern oder
muss ich wie Selbstständigerwerbende selbst abrechnen?
Die Vermittler stellen auf ihrer Website keine Infos zur
Verfügung und auf den Auszahlungen ist keinerlei Abzug
vermerkt. Ich bin ja keine Firma, darum denke ich, dass ich
Erwerb aus unselbstständiger Arbeit erziele. Habe ich also
Anrecht auf AHV-Abzüge, und kann ich diese einfordern?
Zu guter Letzt möchte ich im Alter nicht auf eine Pensionskassenrente
verzichten. Wie kann ich mich bei so vielen
verschiedenen Auftrags- und Arbeitgebern in einer Pensionskasse
ver sichern? Welche Alternativen stehen mir zur
Verfügung? Und wie kann ich etwaige Vorsorgeversicherungen
bei den Steuern in Abzug bringen?
Antwort
Je nachdem, ob du über einen
Vermittler wie z. B. Jovoto.com oder
Atizo.com oder direkt für eine Firma
arbeitest, gelten unterschiedliche
rechtliche Bestimmungen (Maklervertrag,
Werkvertrag, Auftrag,
Arbeitsvertrag). Welcher Vertrag
anwendbar ist, hat z. B. Einfluss
darauf, in welchem Umfang du für
Fehler haftest, welche Leistung du
schuldest, ob ein Widerrufs- oder
Rücktrittsrecht besteht usw. Ganz
wichtig: Kläre dies vorgängig und
lies die Bedingungen der Vermittler/
Anbieter aufmerksam – insbesondere,
was Urheberrecht, Datenschutz
sowie Datensicherheit betrifft.
Die Vermittler/Anbieter wollen dich
nicht als Angestellte. Sonst müssten
sie dich versichern und die Beiträge
hälftig bezahlen. Ob du selbstständig
bist oder nicht, entscheidet die
AHV-Ausgleichskasse deines Wohnsitzkantons,
und zwar anhand deiner
Angaben. Es ist daher wichtig, die
notwendigen Anforderungen zu
kennen, bevor du dich anmeldest.
Weitergehende Informationen dazu
findest du auf der Homepage der
kantonalen Ausgleichskasse. Merke:
Zahle zumindest den jährlichen
Minimalbeitrag an die AHV (aktuell
Fr. 478.–), wenn du in keinem
Anstellungsverhältnis bist oder deinE
EhepartnerIn nicht arbeitet.
Gewisse Branchenverbände bieten
eine kollektive Vorsorgelösung für
ihre Mitglieder an. Die «PK Freelance»
von syndicom wurde extra für
freie Medienschaffende eingerichtet.
Ansonsten hast du die Möglichkeit,
dich als Einzelperson bei der Stiftung
Auffangeinrichtung (chaeis.ch)
zu versichern. Die dritte Möglichkeit
besteht in einer privaten Vorsorge
lösung bei einer Versicherung
oder Bank (Säule 3a oder Säule 3b).
Beachte, dass nur die Säule 3a bei
den Steuern abzugsfähig ist.
Es gibt zahlreiche weitere Fragen,
die sich beim Crowdworking stellen.
Diese kann dir deine Gewerkschaft
beantworten. Denk einfach daran:
Du und deine Arbeit sind es wert,
fair entlöhnt zu werden.
syndicom.ch/recht/rechtso
26 Freizeit
Tipps
Anzeige
Gegner wollen schwache AHV
und Rentenalter 67
Kurzfilmperlen: Das 15. shnit
Arbeitgeberverband, Worldwide Gewerbeverband, Shortfilmfestival Banken und Versicherungen tragen. Sie
Weiterkommen Economiesuisse & Co. bekämpfen die wollen die AHV mit einem Nein schwächen
und in die Defizitwirtschaft treiben.
mit Weiterbildung Altersvorsorge 2020. Die gleichen Kreise
Das 15. «shnit Woldwide Shortfilmfestival»
geht der vom AHV 18. be-
bis zum Um Rentenalter 67 durchzusetzen.
haben bereits die Einführung
Für CrowdworkerInnen kämpft. sind ständige
Updates mittels Kursen ent-
dem neuen Label «Worldwide»
29. Oktober über die Bühne. Mit
scheidend. Für Freischaffende ohne (ehem. «Inter national») betonen
Die
die
AHV steht Wiedereröffnung für Solidarität des und Stabilität.
Sie hat Museums für alle mit für tiefen Kommunikation
und mittleren
geregeltes Anstellungsver hältnis Veranstalter die simultane Austragung
auf der ganzen Welt. In
sind Weiterbildungen oft zu teuer,
Löhnen
der
das beste Preis-Leistungsverhältnis.
In Das keiner Museum anderen für Kommunikation Form der Al-
weil kein Arbeitgeber für die Kurskosten
aufkommt. Auch darum ist in Bern zu erleben, wo es auch
Schweiz gibt es das Kurzfilmfestival
eine Mitgliedschaft bei syndicom dieses Jahr über 20 000 Besucherinnen
und Besucher anzieht. Daneben einjährigen Umbauphase wieder
tersvorsorge ist seit kriegt dem 19. das August Gros nach der einer Leute
gerade für Freischaffende äusserst
für einen Franken Beitrag mehr Rentenfranken.
Räumlichkeiten Der AHV-Zuschlag und ei-
bringt
interessant: Die Gewerkschaften ist das Kurzfilmfestival aber auch eröffnet. Es wartet mit neu gestalte-
unterstützen die Weiter bildung
in vielen Kinos rund um den Globus
ihrer Mitglieder finanziell. syndicom
übernimmt zumindest einen rend des Festivalzeitraums eine
Konzept auf: Kuratoren sind aktiv in
Weil ihnen präsent die (shnit Solidarität
CINEMAS), wo deshalb wäh-
mehr nem sozialen schweiz weit Ausgleich. einzigartigen Aus all
Teil der Kurskosten zwischen ihrer Mitglieder Arm und Reich Auswahl in der der diesjährigen AHV zu shnit- diesen Gründen die Aus stel braucht lung eingebettet. es am 24. So September
ein rückt doppeltes der Mensch JA zur gleich Altersvorsor-
doppelt in
bei zahlreichen stark anerkannten ist. Die Leute sollen Filme alleine des internationalen für sich Wettbewerbs
gezeigt wird. Es werden
Instituten; und bei Movendo, dem
vorsorgen. Und dazu das Geld zu den ge 2020.
Bildungsinstitut der Gewerkschaften,
können sie sogar ganz übernommen
werden.
Für syndicom-Mitglieder aus der
voraussichtlich Kinos in allen Landesteilen
der Schweiz am Festival
teilnehmen. Auf shnit.org folgen
mehr Infos.
Zweimal Ja stimmen
den Mittelpunkt: als Subjekt, aber
in der Rolle des Besuchers gleichzeitig
auch als Objekt.
Das Museum fokussiert neu vermehrt
auf moderne Kommunikation
und legt aktuellste Trends und
grafischen Industrie, der visuellen
Seine Preise vergibt das
Kommunikation und den Medien Kurzfilm festival unter anderem
Mittel offen. Alles dreht sich um
gibt es auch spannende Die Altersvorsorge Angebote auch 2020 mithilfe besteht des shnit-Publikums, aus zwei Vorlagen. die Frage, Der wie Zusatzfinanzierung
Menschen sich heute
für die AHV sowie der eigentlichen Reform. Wird eine der beiden Vor-
auf helias.ch. Besonders attraktive das im Crowdworking-Stil über die vernetzen und verbinden.
Softwarekurse, darunter Tipps und Pub likumspreise in verschiedenen
Neu ist der Ausstellung auch ein
Tricks für die gängigen lagen Adobe-Programme
abgelehnt, scheitert Kategorien abstimmt. die ganze Dabei Reform. lockt Deshalb Theorieraum unbedingt angegliedert. zweimal Hier
wie Photoshop, Illustrator das Festival mit dem pinken Logo bricht das Museum das Wissen-
Ja stimmen.
und InDesign, aber auch für zahlreiche
vor allem die Zielgruppe der 20- bis schaftliche auf eine einfache Spra-
Nischenprodukte.
30-Jährigen. Aber auch ältere und che herunter, um die heutigen
Auf movendo.ch bieten ein zelne jüngere Semester fehlen nicht am Erkenntnisse über die entscheidenden
Kurse gutes Hintergrundwissen
shnit. Dies auch dank verschiedenen
Faktoren der Kommunikation
für die besondere Situation von Freischaffenden.
Neuerungen: So finden
greifbar zu vermitteln.
Zum Beispiel «Aktuelle die Screenings für Schulklassen
Mit den Neuerungen verblüfft
Formen der Arbeitszeit: Chancen (shnitEXPLORE) in Bern neu direkt das Museum, weil es mit den
und Gefahren» (9.11. in Olten) sowie am Festival statt.
eingängigsten kommunikativen
Software- bzw. Arbeitsinstrumentkurse
Weiterhin garantieren die
Mitteln das Fach Kommunikation
oder Nützliches über die
Locations behindertengerechte
durchleuchtet. Das Konzept ist ein
Sozialversicherungen. Folgende Die Organisationen kompakten
Kurse sparen den Interessierten vereinzelt auch Synchronüberset-
früheren, bei dem die BesucherIn-
Zugänge, vertreten untertitelte eine Ja-Parole Filme und zur Altersvorsorge grosser Fortschritt 2020: gegenüber dem
viel Recherchearbeit,
Gewerkschaften
lohnen sich
und Arbeitnehmerorganisationen:
zungen in Gebärdensprache.
SGB,
(ric)
Unia, SEV,
nen
Syndicom,
Kommunikation
VPOD, AvenirSocial,
als LesegaraNto,
kapers, Nautilus, PVB, SBPV, SMPV, SMV, SSM; TravailSuisse; Syna, OCST; Transfair, LCH, ZV,
zeitlich also allemal. (ric)
Parcours historisch vermittelt
Kaufm. Verband; Angestellte Schweiz, SBK, SKO, VSPB;
bekamen. (ric)
Parteien: BDP, CVP, EVP, GLP, shnit.org, Grüne, SP, 18.–22. JCVP, Oktober Junge 2017 Grüne; in Bern Rentnerorganisationen: Seniorenrat,
Das komplette
VASOS,
Kursangebot
Pro
und
Senectute; Frauenorganisationen:
Einzelticket Fr. 16.– (Studierende/
alliance F, SKF, EFS, Landfrauen;
Helvetiastrasse 16, Bern – mfk.ch
Anmeldeformulare finden sich auf
Kultur-Legi: Fr. 13.–), Tagespass Fr. 43.–
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr
movendo.ch sowie Wirtschaftsverbände: helias.ch
Centre patronal, (33.–), Festival FER, Fr. 98.– CVCI; (78.–) Bundesrat, Parlament, Eintritte: die Sozialdirektorenkonferenz
Fr. 5.– bis Fr. 15.–
und der Städteverband
Renten
sichern.
AHV
stärken.
Impressum: Komitee Ja zur Altersvorsorge 2020, c/o SGB, Monbijoustrasse 61, 3007 Bern
28 Bisch im Bild
Die Entscheidungen der Post bringen die Menschen auf die Strasse: Die
Ankündigung, dass 600 Poststellen geschlossen und 1200 Stellen abgebaut
werden sollen, hat im ganzen Land zu einem kollektiven Aufschrei geführt.
1. Bern, 1. Mai (© Susanne Oehler)
2. Wassen, 20. Mai (© Peter Lienert)
3. Marsch von Puidoux nach Chexbres, 6. Mai (© Philippe Morerod)
4. Zizers, 5. Mai (© syndicom)
5. Zürich, 8. Oktober (© syndicom)
6. Genf, 1. Mai (© Demir Sönmez)
7. Basel, 19. November (© František Matouš)
8. Neuchâtel, 27. Februar (© BNJ)
9. Bellinzona, 8. Mai (© syndicom)
29
2
6
3
1
8
7
5
4
9
30 Aus dem
Leben von ...
Martin Bichsel
Viele Leidenschaften, eine Kamera
Impressum
Redaktion: Riccardo Turla, Giovanni Valerio,
Marie Chevalley, œil extérieur: Nina Scheu
Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch
Fotos ohne ©copyright-Vermerk: zVg
Art Direction und Design: Büro4, Zürich
Layout und Korrektorat: Stämpfli AG, Bern
Druck: Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, 3001 Bern
Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung,
Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern
Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17
Inserate: priska.zuercher@syndicom.ch
Abobestellung: info@syndicom.ch
Abopreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Für
Nicht-Mitglieder: Fr. 50.– (Inland), Fr. 70.– (Ausland)
Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft
Medien und Kommunikation, Monbijoustr. 33,
Postfach, 3001 Bern.
Das syndicom-Magazin erscheint 6 Mal im Jahr.
Ausgabe Nr. 2/17 erscheint am 24. November
Redaktionsschluss: 2. Oktober.
31
Der freischaffende Fotograf Martin
Bichsel (44) ist seit 2003 Gewerkschaftsmitglied
und engagierte sich
in der Freienkommission des Sektors
Medien von syndicom. Nebst Auftragsarbeiten
verfolgt der Berner eigene
künstlerische Projekte. Er porträtierte
Flüchtlinge in Bern und setzt sich für
eine solidarischere Gesellschaft ein.
Text: Theodora Peter
Bild: Marco Zanoni
Ein Glücksfall als
Sprungbrett in
die Selbstständigkeit.
«Jeder Arbeitstag ist anders. Steht
auswärts ein Fotoauftrag an, radle
ich direkt von meiner Wohnung
in der Berner Länggasse an den
Bahnhof. Die Ausrüstung schultere
ich im Rucksack. Das Klappvelo
nehme ich gleich mit in den Zug, so
bin ich auch vor Ort mobil. Ich habe
kein Auto und will auch keines. Das
wäre nur nötig, wenn ich als Festangestellter
für eine Tageszeitung
arbeiten würde, wovon ich anfänglich
noch träumte. Dass es nicht so
weit kam, bereue ich nicht. Ich bin
froh, muss ich nicht von einem
Termin zum anderen hetzen. Dafür
riskiere ich als Freier, dass es immer
wieder flaue Monate gibt. In den
letzten Jahren ist meine Auftragslage
stabiler geworden. Zum Glück habe
ich treue Kunden, die mich regelmässig
buchen, etwa die Wohnbaugenossenschaften
Schweiz.
Eigentlich bin ich gelernter Sportartikelverkäufer.
Nach der Lehre
erfüllte ich mir einen Kindheitstraum
und wurde Flight Attendant
bei der Swissair. Die Lust am Reisen
nutzte sich aber schnell ab. Auf den
Geschmack des Fotografierens
brachte mich ein Freund auf einer
gemeinsamen Reise nach Madrid.
Zurück in Bern richteten wir in
seinem Badezimmer ein Fotolabor
ein und entwickelten unsere ersten
Bilder. Mit 25 Jahren nahm ich
schliesslich die autodidaktische
Fotografenausbildung GaF in
Angriff. Meinen Lebensunterhalt
verdiente ich nebenbei als Velokurier,
was für mich mehr als ein
Brotjob war. Ich fühlte mich dort
als Teil einer Familie.
Freischaffend bin ich seit
2001 – dank einem Glücksfall. Ich
bekam den Auftrag, 300 Häuser zu
fotografieren und war für ein Jahr
sorgenfrei. So konnte ich ohne
Existenz ängste meine Selbstständigkeit
aufbauen. Wenig später trat ich
der Gewerkschaft – damals comedia
– bei. Es war mir wichtig, bei
Problemen einen Ansprechpartner
zu haben. Viel profitiert habe ich
auch von den Weiterbildungsangeboten
für Freie. Dabei merkte ich,
wie wichtig die Vernetzung ist.
Deshalb engagierte ich mich auch in
der Freienkommission.
Wenn ich nicht auswärts für
einen Auftrag unterwegs bin, verbringe
ich den Tag mit Fotobearbeitung
und Bürokram in meinem
Atelier im PROGR. Das Kulturzentrum
mit über 70 Ateliers ist ein
inspirierendes Biotop. Hier engagiere
ich mich ehrenamtlich im ‹Kreativ-Asyl›
für Flüchtlinge. Auch privat
begleite ich Flüchtlinge in deren
hürdenreichen Alltag. Dabei entstanden
Porträts, die ich bereits in
mehreren Ausstellungen zeigen
konnte. Am Abend bleibe ich nicht
allzu lange im Büro. Manchmal gehe
ich noch an eine Sitzung der Regionalgruppe
von Public Eye. Dort setze
ich mich unter anderem für die
Konzernverantwortungsinitiative
ein. Eine gerechtere Welt scheint
mir unabdingbar.»
martinbichsel.ch
Anzeige
Spezialofferte
Bestellen Sie Ihre AgipPLUS Karte
• ohne Spesen
• ohne Gebühr
• Rabatt 4.5 Rp/lt Treibstoff (Bleifrei und Diesel)
(auf den Eni/Agip-Tankstellen in der Schweiz und in Liechtenstein)
Verlangen Sie Ihren Kartenantrag beim Zentralsekretariat
+41 (0)58 817 18 18 - mail@syndicom.ch
Das syndicom-Kreuzworträtsel
Zu gewinnen gibt es ein Cold Pack,
gespendet von unserem Dienstleistungs-Partner
KPT. Das Lösungswort
wird in der nächsten Ausgabe zusammen
mit dem Namen der Gewinnerin
oder des Gewinners veröffentlicht.
Lösungswort und Absender auf einer
A6-Postkarte senden an: syndicom-
Zeitung, Monbijoustrasse 33, Postfach,
3001 Bern. Einsendeschluss: 2. Oktober.
Die Gewinnerin
Die Lösung des syndicom-Kreuzworträtsels
aus der syndicom Zeitung
Nr. 5/2017 lautet: GAV TOOL. Gewonnen
hat Gertrud Waldburger aus Zürich. Sie
erhält Reka-Checks im Wert von
50 Franken von unserer
Dienstleistungs- Partnerin Reka. Wir
gratulieren herzlich!
-4.5
Rp pro Liter
32 Interaktiv
syndicom social
Warum Web First
Interaktiv: Auf dieser Seite wollen wir
Diskussionen sichtbar machen
Die besten, spannendsten oder auch
kontroversesten Kommentare, die uns
über die sozialen Medien erreichen,
werden in Zukunft an dieser Stelle
veröffentlicht. Damit auch jene in die
Diskussionen einbezogen werden, die
sich nicht auf Facebook, Twitter und
Instagram tummeln mögen.
Der Zentralvorstand hat bestimmt,
dass syndicom ihre Mitglieder
aktueller und schneller informieren
soll. Der schnellste Kanal ist das
Internet – und darum lautet die
neue Strategie «Web first». Die
Kommunikation zwischen der
Gewerkschaft und euch Mitgliedern
läuft in beide Richtungen schneller,
präziser und vor allem direkter.
Facebook_Fan24
Das ist ein frei erfundenes Beispiel, das dir zeigen soll,
wie dein Facebook-Kommentar in Zukunft aussehen
könnte, wenn er auch im syndicom Magazin erscheint.
facebook.com/syndicom für die Bewegung
Diskutiert mit uns auf Facebook, erfahrt alles über unsere
Aktionen, Petitionen und Demos, entdeckt unsere Fotos
und Videos! Postet eure Meinung als Mitglieder der
syndicom-Gruppe und abonniert die Seite syndcom CH