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Aus der Nähe und<br />
der Ferne absolut<br />
faszinierend:<br />
Sgraffiti an einem<br />
Haus in Susch.<br />
zeichnen sich Vorlagen auf Papier. Zwischen Mai und August – sonst ist es<br />
für die Arbeiten auf dem Gerüst zu kalt – geht es los. «Ideal ist ein feuchter<br />
Regentag», sagt Josin Neuhäusler, «damit man gute sieben Stunden hat,<br />
um die gesamte Seite eines Hauses zu bearbeiten – schliesslich muss sie<br />
eine durchgängige Struktur haben.» Dabei hilft ein feines Netz, das über<br />
das Gerüst gespannt wird: «Es sorgt für Schatten und<br />
schützt vor Wind. Gleichzeitig kommt die Feuchtigkeit<br />
«Sgraffiti machen<br />
durch das Netz hindurch.»<br />
sich auch gut auf modernen<br />
Fassaden.» Grundbeschichtung aufgetragen haben, sind die Sgraf-<br />
Sobald die Maler eine weisse Kalkschicht über der<br />
Josin Neuhäusler<br />
fito-Künstler an der Reihe. Jeder ist für einen Arbeitsschritt<br />
verantwortlich – schliesslich hat jeder seine eigene<br />
Handschrift. Im ersten Arbeitsgang kratzt ein Künstler die Motive vor,<br />
im zweiten nimmt ein anderer die Kalkschicht weg. In einer dritten Runde<br />
werden die letzten Feinheiten ausgekratzt. Hierfür dürfen meist nur Profis<br />
ans Werk: «Das ist das Schwierige an unserem Beruf: Man ist auf dem<br />
Gerüst und muss den Effekt aus 15 Metern Entfernung einschätzen – und<br />
wissen, was man eine Etage weiter oben gekratzt hat.» Der Endspurt ist<br />
nicht zu unterschätzen: Sobald der Putz hart wird, darf man nicht mehr<br />
kratzen, weil der Putz wegen der Schwingungen platzen könnte. Dazu<br />
kommen höhere Gewalten ins Spiel: «Wir sind für rund 50 Prozent des Ergebnisses<br />
verantwortlich, 50 Prozent entscheidet die Sonne», sagt Josin<br />
Neuhäusler. Deshalb müssen die Künstler auch exakt auf den Sonnenstand<br />
achten – je nachdem, aus welchem Winkel die Sonne auf das Sgraffito<br />
scheint, ergeben sich andere Effekte.<br />
Aktiv entspannen<br />
im Unterengadin<br />
So lautet das Motto von Zernez,<br />
Scuol und Co. Ob wandern im<br />
Nationalpark, baden in den Thermalbädern<br />
oder wandeln auf den<br />
Spuren von Schellen-Ursli – das<br />
Unterengadin ist eine Reise wert.<br />
www.rhb.ch/freizeit-ausfluege<br />
Ein Einzelstück, das 300 Jahre lang hält<br />
Neuhäusler schätzt diesen schwierigen Aspekt<br />
seiner Arbeit jedoch sehr: «Nach drei<br />
Monaten kommt man zurück zu einem Haus<br />
und schaut sich einen ganzen Tag lang die<br />
schönen Effekte an.» Ausserdem weiss der<br />
Bündner, dass er stets ein Einzelstück hinterlässt,<br />
das 200 bis 300 Jahre lang halten soll.<br />
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www.rhb.ch/contura