Top50 Landeck 2017
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September <strong>2017</strong> | Ausgabe <strong>Landeck</strong>, Euro 2,–<br />
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Jahrbuch der<br />
Wirtschaft<br />
Bezirk <strong>Landeck</strong><br />
<strong>2017</strong><br />
Das Original.<br />
LANDECK<br />
Interviews<br />
Wirtschaft und Politik am<br />
Wort: Chancen, Hürden,<br />
Potenziale<br />
Ranking<br />
Die 50 umsatzstärksten<br />
Unternehmen des Bezirks<br />
auf einen Blick<br />
Standort<br />
Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel,<br />
Standortentwicklung<br />
und Innovation
DER GRISSEMANN<br />
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top 50 LANDECK | editorial<br />
Die Richtung<br />
stimmt<br />
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Österreich<br />
Telefon: 0512/34 21 70<br />
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ECHO Wirtschaft Ausgabe 03/<strong>2017</strong> | Bezirk <strong>Landeck</strong><br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
ECHO Zeitschriften- und Verlags Ges.m.b.H.<br />
Redaktion: Mag. Marian Kröll<br />
Layout/Bildbearbeitung: Daniela Steixner-Winkler<br />
Anzeigen: Mag. Birgit Steinlechner, Manuela Gabl<br />
E-Mail: anzeigen@echotirol.at<br />
Geschäftsführung: Mag. Birgit Steinlechner<br />
Redaktions-, Verwaltungs adresse:<br />
ECHO Zeitschriften- und Verlags Ges.m.b.H.<br />
A-6020 Innsbruck, Museumstraße 11<br />
Tel.: 0512/34 21 70; Fax: DW -20<br />
Die allgemeine Aufbruchsstimmung in der Wirtschaft hat<br />
auch vor dem Bezirk <strong>Landeck</strong> nicht Halt gemacht, die<br />
Stimmung unter den Unternehmern ist – glaubt man einer<br />
repräsentativen Umfrage – gut, die Auftragslage ausgezeichnet.<br />
Dennoch steht man vor allem im Talkessel <strong>Landeck</strong>-Zams vor der<br />
Herausforderung, Unternehmen eine gedeihliche Weiterentwicklung<br />
samt passender politischer Rahmenbedingungen bieten zu<br />
wollen. Dazu wurde vor einigen Jahren die Projekt- und Strukturentwicklungsgenossenschaft<br />
gegründet, die mit den Mühen der Ebene<br />
zu kämpfen hat. Doch die beteiligten Akteure glauben an das Projekt<br />
und halten es für grob fahrlässig, die Standortentwicklung dem Zufall<br />
zu überlassen. Der Jobmotor Tourismus läuft wie geschmiert, der<br />
Fachkräftemangel bleibt ein branchenübergreifendes Problem, in der<br />
Lehre gibt es trotz vieler Lehrlingsinitiativen noch Luft nach oben.<br />
Das dürfte nicht nur dem nach wie vor verbesserungsbedürftigen<br />
Image der Lehre geschuldet sein. Angesichts der Situation befinden<br />
sich angehende Lehrlinge in einer guten Ausgangsposition, um<br />
selbstbewusst ihre Anliegen vertreten zu können.<br />
Insgesamt scheint die Stimmung im Bezirk positiv, auch wenn sich<br />
manch politisches Vorhaben verzögert. So gibt es noch keinen Cityoder<br />
Talkesselmanager für <strong>Landeck</strong>-Zams. <strong>Landeck</strong>s Bürgermeister<br />
Wolfgang Jörg legt ein Bekenntnis zum Naherholungsgebiet Venet<br />
ab und will dieses mit den anderen Aktionären weiterentwickeln und<br />
professionalisieren. Der Bezirk ist aber nicht nur ein guter Boden für<br />
Touristiker, sondern auch für Wirtschaftstreibende aus anderen<br />
Branchen. Innovation und Tradition gehen in <strong>Landeck</strong> Hand in<br />
Hand. Der Bildungsstandort erfährt durch das dislozierte Bachelorstudium,<br />
das sich gut entwickelt hat, eine Aufwertung.<br />
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Transporte<br />
Entsorgung
Inhalt<br />
06 Langfristig denken<br />
<strong>Landeck</strong>s Bürgermeister Wolfgang Jörg über PSG, Parkraumbewirtschaftung<br />
und die Zukunft des Venet.<br />
10 Die Dosis macht das Gift!<br />
WK-Obmann Toni Prantauer und Bezirksstellenleiter Otmar Ladner im<br />
großen Interview zur Standortbestimmung der <strong>Landeck</strong>er Wirtschaft.<br />
16 DIE TOP 50 UNTERNEHMEN<br />
18 DIE GESCHÄFTSFÜHRER<br />
DER TOP 50 UNTERNEHMEN<br />
20 Die Chancen und Mühen der Ebene<br />
Warum Projekt- und Strukturentwicklung Zeit und Geduld braucht<br />
22 Offensiv nachhaltig<br />
Grissemann-GF Thomas Walser über den Trend zur Nachhaltigkeit<br />
26 Starke Positionen<br />
AK Bezirksstellenleiter Peter Comina über Arbeitnehmer-Sorgen<br />
32 Fachliche Augenhöhe<br />
Anwalt Herbert Schöpf über die Vorzüge des Bestbieterprinzips<br />
34 Lösungsorientierung<br />
Raiffeisen-Vorstand Roger Klimek über den Strukturwandel<br />
38 Von Perlen und Diamanten<br />
Juwelier Martin Winkler über die Faszination Perle<br />
42 One-Stop-Shop<br />
Steuerberater-Kammerpräsident Klaus Hilber im Gespräch<br />
46 Die Veränderung als Grundkonstante<br />
In 300 Jahren hat sich die Firma Prantauer mehrmals neu erfunden<br />
50 Speziallösungen<br />
Die e.matric-Geschäftsführer Rainer Haag und Thomas Weiskopf<br />
über neue Robotik-Lösungen für die Industrie 4.0<br />
52 Gute Zwischenbilanz<br />
Studiendekan Gottfried Tappeiner über das <strong>Landeck</strong>er Studium<br />
54 Prägungen<br />
Der <strong>Landeck</strong>er Künstler Michael W. Schneider<br />
10 Dosis macht das Gift<br />
WK-Obmann Toni Prantauer und<br />
Bezirksstellenleiter Otmar Ladner<br />
im Doppelinterview über die<br />
Stärken und Schwächen der Wirtschaft<br />
im Bezirk und die maßlose<br />
Bürokratie.<br />
34 Lösungsorientierung<br />
Raiffeisenbank-Oberland-Vorstand Roger<br />
Klimek über den Strukturwandel in der<br />
Bankenlandschaft, was dieser für Kunden<br />
bedeutet und wie Fintechs und<br />
klassische Banken voneinander lernen<br />
und profitieren können.<br />
Die Top<br />
50<br />
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Bezirk <strong>Landeck</strong>
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top 50 landeck | interview<br />
Langfristig denken<br />
Politik. <strong>Landeck</strong>s Bürgermeister Wolfgang Jörg über den Ausbau der<br />
Zusammenarbeit im Talkessel, die neue Parkraumbewirtschaftung<br />
und die Zukunft des Venet.<br />
„Der Talkessel <strong>Landeck</strong>-<br />
Zams bietet sich ideal<br />
zur Zusammenarbeit<br />
an. Sogar eine Stadt-<br />
Umland-Kooperation ist<br />
geplant.“ <br />
<br />
<br />
Wolfgang Jörg,<br />
Bürgermeister <strong>Landeck</strong><br />
Und eines muss ich auch einmal klar<br />
sagen: Beim SLZ passiert wahnsinnig<br />
viel. Erst kürzlich hat mir ein Unternehmer<br />
versichert, er sei in <strong>Landeck</strong><br />
super betreut worden.<br />
ECHO: Das Standortzentrum<br />
<strong>Landeck</strong>-Zams (SLZ) und die Wirtschaftskammer<br />
haben eine Umfrage<br />
unter den Wirtschaftstreibenden im<br />
Talkessel durchgeführt. Dabei ist unter<br />
anderem herausgekommen, dass<br />
es zu wenige verfügbare Gewerbeflächen<br />
gibt. Wie sehen Sie diese Thematik<br />
und wie sehen Sie die Performance<br />
der Projektentwicklungs- und<br />
Strukturgenossenschaft (PSG)?<br />
Wolfgang Jörg: Im Zuge dieser<br />
Umfrage wurden die Bedürfnisse, die<br />
Zufriedenheit und die Probleme der<br />
Unternehmer erhoben und erörtert.<br />
Die Zufriedenheit ist grundsätzlich<br />
hoch, die Auftragslage sehr gut.<br />
Dass im engen Talkessel die Bodenknappheit<br />
groß ist, ist ersichtlich und<br />
bekannt. Das heißt aber auch, dass<br />
mit den knappen Ressourcen umso<br />
vorsichtiger umgegangen werden<br />
muss. Ich glaube, die Gemeinde hat<br />
nicht nur die Aufgabe, Widmungen<br />
und Bebauungspläne zu machen,<br />
sondern mittlerweile auch rechtsgeschäftliche<br />
Handlungen zu setzen.<br />
Dazu gehört der Kauf und Tausch<br />
von Grundstücken. Das ist meiner<br />
Meinung nach unabdingbar. Wenn<br />
aber jemand glaubt, dass die Gründung<br />
der PSG und des SLZ schnelle<br />
Ergebnisse bringt, dann träumt derjenige.<br />
Grund und Boden muss verfügbar<br />
und erschwinglich sein. Die PSG<br />
macht auch Flachenmanagement<br />
und evaluiert in den Gemeinden,<br />
was möglich sein könnte. Man kann<br />
einem Grundstück auch 15 Jahre hinterherrennen,<br />
bevor es verfügbar wird.<br />
ECHO:Die Strategie stimmt also?<br />
Jörg: Meiner Meinung nach schon.<br />
Man darf allerdings nicht zu kurzfristig<br />
denken, die PSG und das SLZ<br />
verfolgen eine langfristige Strategie,<br />
ein Gegensteuern, um Firmen bei uns<br />
zu halten und sogar neu anzusiedeln.<br />
Wenn man sich in dieser Hinsicht<br />
nicht bemüht, fährt der Zug ab.<br />
ECHO: Diese Geduld scheint man<br />
politisch nicht überall aufbringen zu<br />
wollen.<br />
Jörg: Ungeduld hin oder her, solche<br />
Dinge muss man langfristig betrachten.<br />
Wenn man heute etwas sät, kann<br />
man oft erst sehr viel später ernten.<br />
Eines ist sicher: Nichts zu tun, wäre<br />
absolut falsch. Die raumplanerischen<br />
Agenden gehören aus einer überört-<br />
Fotos: Kröll<br />
6<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
lichen Perspektive betrachtet. Der Talkessel<br />
<strong>Landeck</strong>-Zams bietet sich ideal<br />
zur Zusammenarbeit an. Wir planen<br />
mit RegioL und dem Planungsverband<br />
zusammen sogar eine Stadt-<br />
Umland-Kooperation. Wir haben<br />
tolle Umlandgemeinden, die wir mit<br />
ins Boot holen wollen. Da geht es um<br />
Wirtschaft, Tourismus, Nahverkehr<br />
und viele andere Fragen. Die Zusammenarbeit<br />
im ganzen Bezirk ist gut.<br />
ECHO: Wie sieht es bezüglich der<br />
Einsetzung eines City- bzw. Talkesselmanagers<br />
aus?<br />
Jörg: In diese Richtung hat es Gespräche<br />
gegeben. Man muss das<br />
Tätigkeitsfeld, die Aufgaben und die<br />
beteiligten Akteure noch einmal näher<br />
hinterleuchten. Dieser Prozess ist<br />
noch nicht abgeschlossen.<br />
ECHO: Liegt das Projekt auf Eis?<br />
Jörg: Derzeit sind wir in der Findungsphase.<br />
Es gab auch schon moderierte<br />
Gespräche. Es ist in dieser Beziehung<br />
noch alles möglich und offen.<br />
ECHO: Ab 2018 gibt es in <strong>Landeck</strong><br />
eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung.<br />
Was war dafür ausschlaggebend?<br />
Jörg: Es braucht Struktur und Ordnung,<br />
um den fließenden und ruhenden<br />
Verkehr in geordnete Bahnen<br />
zu bringen. Nichts zu tun, wäre zwar<br />
der leichtere Weg gewesen, weil das<br />
Thema Park raumbewirtschaftung<br />
politisch nicht sehr populär ist. Der<br />
Wunsch, dass etwas passiert, war<br />
aber in der Bevölkerung insgesamt<br />
sehr groß. Die Umstellungsphase<br />
wird nicht ganz einfach werden, aber<br />
es wird sich einspielen. Es ist auch<br />
so, dass es bereits vermehrt Bauansuchen<br />
für Parkplätze bzw. Carports<br />
gibt. Außerdem wird auf der Öd eine<br />
Tiefgarage gebaut. In Perjen gibt es<br />
auch Tiefgaragenplätze. Es passiert<br />
rundum etwas.<br />
ECHO: Die Gründe sind also verkehrsplanerischer,<br />
nicht finanzieller<br />
Natur?<br />
Jörg: Für die Parkraumbewirtschaftung<br />
muss man Geld investieren, neue<br />
Automaten installieren, eventuell<br />
braucht es neues Personal. Der finanzielle<br />
Aspekt ist sicher zweitrangig. In<br />
erster Linie geht es darum, Struktur<br />
in den ruhenden und fließenden Verkehr<br />
zu bringen. Das ist die Aufgabe<br />
einer Gemeinde. Das Verständnis in<br />
der Bevölkerung ist mehr als groß.➝<br />
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top 50 landeck | interview<br />
„Der Venet soll beständig<br />
weiterentwickelt<br />
werden. Weiterwursteln<br />
wird nicht die<br />
Lösung sein.“<br />
ECHO: Heuer hat die Venetbahn ihr<br />
50-jähriges Jubiläum. Wie geht es dort<br />
weiter?<br />
Jörg: Wir haben im August eine<br />
50-Jahr-Feier gemacht, bei der die Stärken<br />
des Bergs – Biken, Wandern, Paragleiten,<br />
Natur pur, Aussicht – gezeigt<br />
wurden. Der Andrang war groß. Der<br />
Venet ist eines unserer Naherholungsgebiete.<br />
Seit vergangenem Jahr bin ich<br />
mit dem Bürgermeister von Zams und<br />
dem <strong>Landeck</strong>er Vizebürgermeister im<br />
Vorstand der Venetbahn. Wir tauschen<br />
uns regelmäßig aus. Man braucht nicht<br />
zu leugnen, es gab in diesen 50 Jahren<br />
Höhen und Tiefen.<br />
ECHO: Die Venetbahn war immer<br />
ein Zuschussbetrieb. Muss die Stadt<br />
<strong>Landeck</strong> als Aktionär sich damit abfinden?<br />
Jörg: Die Hauptaktionäre sind die<br />
Gemeinden <strong>Landeck</strong> und Zams und<br />
der Tourismusverband. Eines ist klar:<br />
Der Venet ist nicht nur ein Ski- und<br />
Naherholungsgebiet für die Gäste,<br />
sondern auch für Einheimische aller<br />
Generationen. Meiner Meinung nach<br />
ist die Situation so, dass die letzten<br />
Monate geschäftlich sehr gut verlaufen<br />
sind. Verbesserungspotenzial gibt<br />
es immer. Was Finanzen, Buchhaltung<br />
und Controlling betrifft, hat man da<br />
verschärftes Augenmerk darauf gelegt.<br />
Das Management im Betrieb hat<br />
in den letzten Monaten gut funktioniert.<br />
Für Euphorie besteht dennoch<br />
kein Anlass. Der Venet soll beständig<br />
weiterentwickelt werden. Weiterwursteln<br />
wird nicht die Lösung sein. Personell<br />
sind wir bemüht, altgediente,<br />
bewährte Kräfte zurückzuholen und<br />
Vertrauen zu gewinnen.<br />
ECHO: Wird es einen hauptamtlichen<br />
Geschäftsführer geben?<br />
Jörg: Es gibt entsprechende Gedanken,<br />
einen hauptamtlichen Vorstand<br />
zu bestellen und die Politik zurückzunehmen.<br />
Für die Bürgermeister im<br />
Vorstand ist es ja auch eine gewisse<br />
Befangenheitssituation. Einerseits<br />
sind wir Vorstände, andererseits sind<br />
wir – vor allem, wenn es um die Zahlen<br />
geht – auch unseren Gemeinden<br />
verantwortlich. Diese Konstellation<br />
ist nicht ganz einfach. Wir haben im<br />
Winter ein kleines, feines Skigebiet<br />
mit schönen, hervorragend präparierten<br />
Pisten. Der Sommer ist noch<br />
sehr ausbaufähig. Wir haben uns Gedanken<br />
gemacht, welche Aktivitäten<br />
man im Sommer noch setzen kann,<br />
um noch attraktiver zu werden. Da<br />
gibt es schon erste Pläne. Manchmal<br />
muss man zuerst Geld in die Hand<br />
nehmen, um die Attraktivität maßgeblich<br />
zu steigern. Diesbezüglich<br />
gibt es gute Gedanken.<br />
ECHO: Vonseiten der Aktionäre<br />
gibt es also ein klares Bekenntnis<br />
zum Berg?<br />
Jörg: In Informationsveranstaltungen<br />
der Gemeinden <strong>Landeck</strong>,<br />
Zams und des TVB haben wir<br />
einen Meinungsbildungsprozess<br />
angestoßen. Prinzipiell gibt es zwei<br />
Möglichkeiten: so weitermachen<br />
oder etwas verändern. Es ist legitim<br />
zu sagen, ich möchte mehr aus dem<br />
Venet machen.<br />
ECHO: Sie glauben, dass der Venet<br />
größeres Potenzial hat?<br />
Jörg: Selbstverständlich hat der<br />
Venet Potenzial. Zuerst muss aber<br />
einmal eruiert werden, ob wir die<br />
Möglichkeiten haben, den Berg zu<br />
attraktivieren. Das soll ganz objektiv<br />
und ergebnisoffen beurteilt werden.<br />
Zukünftig stehen auch Erneuerungen<br />
technischer Natur an, es geht um<br />
Konzessionen und so weiter. Diese<br />
Frage gehört mitgedacht. Wir müssen<br />
uns darüber klar werden, ob wir investieren<br />
wollen oder nicht. Die bisherigen<br />
Pläne wurden grundsätzlich<br />
positiv aufgenommen, Beschlüsse<br />
der Aktionäre gibt es aber noch nicht.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
8<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
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top 50 <strong>Landeck</strong> | interview<br />
Die Dosis macht das Gift!<br />
Wirtschaftskammer. WK-Obmann Toni Prantauer und der neue Geschäftsführer<br />
Otmar Ladner werfen einen genauen Blick auf die Stärken und<br />
die Schwachstellen der Wirtschaft im Bezirk.<br />
ECHO: Die Wirtschaft läuft, die<br />
Konjunkturprognosen wurden<br />
jüngst gar nach oben korrigiert.<br />
Macht sich der allgemeine Wirtschaftsaufschwung<br />
im Bezirk <strong>Landeck</strong><br />
bemerkbar?<br />
Toni Prantauer: Die Wirtschaftslage<br />
im Bezirk ist heuer ausgesprochen<br />
gut. Gerade sind die Sommerzahlen<br />
des Tourismus bekannt geworden.<br />
Es gibt weitere Zuwächse. Die gibt es<br />
aber auch in Handwerk und Gewerbe.<br />
Die Betriebe sind allgemein sehr<br />
zufrieden mit der Auslastung. Es läuft<br />
gut.<br />
Otmar Ladner: Die aktuellen<br />
Arbeitslosenzahlen vom AMS sprechen<br />
für sich. Im Juli ist die Arbeitslosigkeit<br />
um 17 Prozent unter dem<br />
Vorjahreswert gelegen, im August<br />
um 15 Prozent. Es gibt im Bezirk<br />
noch 872 Arbeitslose, davon haben<br />
176 eine Einstellungszusage. Laut<br />
AMS-Geschäftsführer sind die übrigen<br />
Arbeitslosen kaum vermittelbar,<br />
wir sprechen also de facto im Bezirk<br />
<strong>Landeck</strong> von Vollbeschäftigung. Das<br />
gab es seit einem Jahrzehnt im Bezirk<br />
„Für den Bezirk <strong>Landeck</strong><br />
können wir de facto von<br />
Vollbeschäftigung sprechen.“<br />
<br />
Otmar Ladner,<br />
WK-Bezirksstellenleiter<br />
WK-Obmann Toni Prantauer (li.) und Bezirksstellenleiter Otmar Ladner blicken<br />
der wirtschaftlichen Zukunft mit einigem Optimismus entgegen.<br />
Fotos: Kröll<br />
10<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
nicht mehr und stimmt uns zuversichtlich<br />
für die Zukunft.<br />
ECHO: Zweifellos ist der Tourismus<br />
der große Wirtschafts- und<br />
Beschäftigungsmotor im sehr tourismusintensiven<br />
Bezirk. In anderen äußerst<br />
touristischen Regionen – etwa<br />
Mallorca oder Barcelona – regen sich<br />
Widerstände gegen die Touristenmassen.<br />
Steht Ähnliches irgendwann<br />
für <strong>Landeck</strong> auch zu erwarten? Gibt<br />
es eine Schmerzgrenze?<br />
Ladner: Ich glaube, unsere Situation<br />
ist eine andere. Unsere Gäste sind in<br />
unseren Skigebieten, inmitten unserer<br />
schönen Erholungslandschaft<br />
unterwegs. Es gibt keine Ballungszentren,<br />
wo die Gäste zu tausenden<br />
einströmen. Wir schaffen es, von Saison<br />
zu Saison sehr gute touristische<br />
Leistungen an den Tag zu legen. Unter<br />
dieser Thematik haben wir jedoch<br />
nicht zu leiden.<br />
Prantauer: Wir sind eine sehr starke<br />
Tourismusdestination und gerade in<br />
den alpinen Tälern gibt es zum Tourismus<br />
keine wirkliche Alternative.<br />
Ich glaube, das erkennen die Menschen<br />
im Bezirk ganz klar. Bei uns<br />
gibt es, anders als vielleicht im Zillertal,<br />
keine verstopften Straßen. Mir ist<br />
auch – mit Ausnahme von ein, zwei<br />
Grünen – keine Aussage bekannt,<br />
wonach es mit dem Tourismus zu<br />
viel werde. Die Wirtschaft braucht<br />
Zuwächse. Es gibt ein grundlegendes<br />
Verständnis in der Bevölkerung für<br />
die wichtige Rolle des Tourismus.<br />
„Bei der Regulierung ist einfach kein Ende in Sicht.<br />
Auch dafür gilt: Die Dosis macht das Gift!“<br />
<br />
Toni Prantauer, Obmann WK <strong>Landeck</strong><br />
ECHO: Was sind die großen Themen,<br />
welche die Unternehmen in<br />
<strong>Landeck</strong> beschäftigen?<br />
Ladner: Wir haben erst kürzlich eine<br />
Befragung in <strong>Landeck</strong> und Zams<br />
zu den Themen Standort, Fachkräfte,<br />
Lehrlinge und Digitalisierung durchgeführt.<br />
Die Ergebnisse lassen sich<br />
auf den Bezirk umlegen. Der Fachkräftemangel<br />
betrifft nach wie vor<br />
sämtliche Bereiche, besonders aber<br />
den Tourismus. Wir haben noch<br />
über 150 offene Lehrstellen, die wir<br />
besetzen könnten. Wir arbeiten seit<br />
Jahren intensiv daran, den Stellenwert<br />
der Lehre zu verbessern. Eine weitere<br />
Problematik gibt es bei den Gewerbeflächen.<br />
Wir bräuchten insbesondere<br />
im Großraum <strong>Landeck</strong>-Zams<br />
Flächen, die wir nicht ausreichend<br />
vorfinden, um die für die Unternehmen<br />
notwendige Expansion zu gewährleisten.<br />
Bei der Digitalisierung<br />
– Stichwort Glasfaser – ist der Bezirk<br />
<strong>Landeck</strong> zwar schon gut unterwegs,<br />
aber zukünftig müssen alle Gemeinden<br />
an das schnelle Internet angeschlossen<br />
sein, um den Herausforderungen<br />
der Digitalisierung gerecht zu<br />
werden.<br />
ECHO: Ist abseits der Fachkräftesituation<br />
im Tourismus alles eitel<br />
Wonne?<br />
Prantauer: Neben den Fachkräften<br />
ist die Überreglementierung unser<br />
ständiger Begleiter. Im Rahmen unserer<br />
jährlich mehr als 150 Betriebsbesuche<br />
bekommen wir hautnah mit,<br />
dass viele Betriebe unter der überbordenden<br />
Bürokratie, man möchte<br />
fast sagen, dem Bürokratiewahn, zu<br />
leiden haben. Konkret fallen mir da<br />
ohne großes Nachdenken das Energieeffizienzgesetz,<br />
die Allergenverordnung,<br />
die Registrierkassenpflicht und<br />
die Erhöhung der Grunderwerbssteuer<br />
ein. Die Aufzählung lässt sich<br />
beliebig fortsetzen. Viele dieser Dinge<br />
haben die Unternehmer schon geschluckt,<br />
aber es ist einfach kein Ende<br />
in Sicht. Auch für die Regulierung<br />
gilt: Die Dosis macht das Gift! Viele<br />
Unternehmen haben ganz einfach die<br />
Nase voll und erwarten sich von einer<br />
neuen Regierung eine Trendumkehr,<br />
was die Regulierungsdichte betrifft.<br />
ECHO: Österreich ist bekannt dafür,<br />
auf EU-Richtlinien immer noch<br />
einmal etwas draufzusetzen. Diese<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 11
top 50 <strong>Landeck</strong> | interview<br />
„Fleißaufgabe“ ist als Golden Plating<br />
bekannt. Bei der Allergenverordnung<br />
war Österreich beispielsweise päpstlicher<br />
als der Papst. Das wird nun<br />
repariert.<br />
Prantauer: Die Allergenverordnung<br />
ist ein gutes Beispiel. Die Kammer<br />
und viele Wirte haben engagiert<br />
für eine praxistaugliche Regelung<br />
gekämpft. Ich war heuer mit einer<br />
Wirtschaftskammerabordnung in<br />
Brüssel. Dort findet man in keinem<br />
einzigen Restaurant diese Allergen-<br />
Buchstabensuppe. Das haben wir<br />
dann beim Zusammentreffen mit<br />
EU-Politikern und Spitzenbeamten<br />
thematisiert. „Diese Dinge sind bei<br />
euch in Wien passiert. Wir haben<br />
lediglich Grundsätze zum Konsumentenschutz<br />
vorgegeben“, hat man<br />
uns daraufhin gesagt. Die Buchstaben-Kennzeichnungspflicht<br />
und die<br />
ständigen Schulungen hat man uns in<br />
Wien aufs Auge gedrückt. Sehr viele<br />
dieser überschießenden Regelungen<br />
sind hausgemacht. Das war erschreckend.<br />
Mittlerweile hat man aber<br />
eingesehen, dass diese Verordnung<br />
entschärft werden muss.<br />
ECHO: Apropos Entschärfung: Es<br />
wurde jüngst im Zuge des Nationalratswahlkampfes<br />
angekündigt, dass<br />
man den vor nicht allzu langer Zeit<br />
eingeführten Mehrwertsteuersatz<br />
von 13 Prozent für Logis wieder auf<br />
zehn Prozent senken möchte. Ist im<br />
Handeln der Politik noch irgendeine<br />
Berechenbarkeit und Kontinuität für<br />
die Wirtschaftstreibenden vorhanden?<br />
Prantauer: Das hören wir von unseren<br />
Mitgliedern immer wieder.<br />
Prinzipiell erwartet man sich im Bezirk<br />
von der neuen Regierung ein<br />
deutliches Signal der Wertschätzung<br />
für die Tourismusbranche. Eine Steuersenkung<br />
wäre ein solches.<br />
„Man erwartet sich im Bezirk von der neuen Regierung<br />
ein deutliches Signal der Wertschätzung für die<br />
Tourismusbranche.“<br />
Otmar Ladner<br />
Ladner: Man kann das auch auf<br />
sämtliche andere Branchen ausdehnen.<br />
Von einer neuen Regierung<br />
erwartet man sich Handlungsfähigkeit<br />
und letztlich auch das ernsthafte<br />
Nachdenken über eine Senkung der<br />
Lohnnebenkosten. Das würde sich<br />
letztlich auch auf die Fachkräftesituation<br />
positiv auswirken. Außerdem<br />
wäre es höchst an der Zeit, den Förderdschungel<br />
in Österreich zu lichten<br />
und die Milliarden, die dadurch<br />
eingespart werden könnten, in die<br />
Senkung der Lohnnebenkosten zu<br />
investieren. Das wäre ein wichtiger<br />
Impuls für die Wirtschaft, und zwar<br />
nicht nur für die Unternehmen, sondern<br />
auch für die Arbeitnehmer und<br />
Konsumenten.<br />
ECHO: Es gibt ja diese Transparenzdatenbank,<br />
die allerdings noch<br />
recht sparsam befüllt ist. Es lässt<br />
sich kaum nachvollziehen, wer von<br />
welchen Stellen in welcher Form für<br />
welchen Verwendungszweck gefördert<br />
wird.<br />
Ladner: Das ganze System ist dermaßen<br />
unübersichtlich und intransparent,<br />
dass es sicherlich einiges an<br />
Sparpotenzial gäbe.<br />
ECHO: Welche Erfahrungen haben<br />
Sie bisher mit dem seit Jahresmitte in<br />
Kraft getretenen Beschäftigungsbonus<br />
gemacht, der über die Förderund<br />
Finanzierungsbank der Republik<br />
aws abgewickelt wird?<br />
Ladner: Wir informieren grundsätzlich<br />
bei jeder Beratung über diese<br />
Möglichkeit und haben die Erfahrung<br />
gemacht, dass der Beschäftigungsbonus<br />
grundsätzlich sehr<br />
positiv eingeschätzt wird. Man kann<br />
immerhin befristet auf drei Jahre bis<br />
zu 50 Prozent der Lohnnebenkosten<br />
sparen. Der Bonus wird deshalb auch<br />
gerne in Anspruch genommen, sofern<br />
die Voraussetzungen erfüllt sind.<br />
Ich halte den Bonus für einen guten<br />
Impuls, der von der Abwicklung her<br />
weit weniger kompliziert ist als so<br />
manche Förderung.<br />
ECHO: Ist die vorhin erwähnte<br />
Gewerbeflächen-Knappheit nur den<br />
topografischen Gegebenheiten geschuldet<br />
oder lassen sich bestehende<br />
Flächen nicht mobilisieren?<br />
Prantauer: Die Topografie im Bezirk<br />
sorgt schon einmal dafür, dass<br />
wir relativ wenig Gewerbeflächen<br />
haben. Es gab schon von meinem<br />
Vorgänger Bestrebungen, die bestehenden<br />
Flächen ordentlich zu<br />
erheben. Das wurde auch gemacht.<br />
Die Datenlage ist mittlerweile gut,<br />
und sie zeigt, dass einfach zu wenige<br />
Flächen vorhanden sind und diese<br />
dadurch sehr teuer sind. Man muss<br />
außerdem bei der Ansiedlungspolitik<br />
mit einer gewissen Sensibilität gegenüber<br />
dem Tourismus vorgehen. Die<br />
Firma Handl ist in den Bezirk Imst<br />
ausgesiedelt, weil sie eine große Fläche<br />
zu einem erschwinglichen Preis<br />
gebraucht hat. Eine solche gibt es<br />
bei uns nicht. Die Situation ist nicht<br />
einfach.<br />
ECHO: Vor einigen Jahren wurde<br />
in <strong>Landeck</strong> ein gewisser Kaufkraftabfluss,<br />
vor allem was den Handel betrifft,<br />
in Richtung Imst festgestellt. Ist<br />
dieses Problem mittlerweile gelöst?<br />
Prantauer: Es gibt von verschiedenen<br />
Seiten intensive Bestrebungen,<br />
die Kaufkraft möglichst im Bezirk<br />
zu halten, etwa das Talkesselmanagement<br />
<strong>Landeck</strong>-Zams oder die<br />
Leistungsgemeinschaft. Wir haben<br />
außerdem eine gut funktionierende<br />
12<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
Innenstadt in <strong>Landeck</strong> und sind bemüht,<br />
das Einkaufserlebnis dort kontinuierlich<br />
zu verbessern.<br />
Ladner: Ich glaube schon, dass<br />
man dieser Entwicklung einen Riegel<br />
vorgeschoben hat. Sei es durch<br />
die Innenstadt oder den Hotspot in<br />
Zams mit Grissemann und Hagebau.<br />
Mittlerweile ist es so, dass auch viele<br />
Menschen außerhalb des Bezirks<br />
nach <strong>Landeck</strong>-Zams zum Einkaufen<br />
kommen. Am Freitag wird dieser<br />
Einkauf gern mit einem Besuch am<br />
Frischemarkt in der Malser Straße<br />
kombiniert.<br />
ECHO: Es gibt im Bezirk auch einige<br />
größere infrastrukturelle Projekte.<br />
Wie sieht es damit aus?<br />
Prantauer: Mit dem GKI (Gemeinschaftskraftwerk<br />
Inn, Anm.) entsteht<br />
derzeit das seit vielen Jahren größte<br />
Laufwasserkraftwerk mit einem Investitionsvolumen<br />
von mehreren<br />
hundert Millionen Euro. Das ist<br />
auch für die heimische Wirtschaft<br />
sehr gut. Der Bau der zweiten Röhre<br />
des Perjentunnels schreitet auch<br />
gut voran. Jeden Tag werden dort<br />
300 Kubikmeter Beton verarbeitet.<br />
Im Krankenhaus Zams werden auch<br />
zwischen 90 und 100 Millionen Euro<br />
investiert. Dort herrscht ebenfalls<br />
reger Baubetrieb. Im Arlbergtunnel<br />
hat man ebenfalls massiv in neue<br />
Sicherheitseinrichtungen investiert.<br />
Dort wäre zwar eine zweite Röhre<br />
wünschenswert, aber das scheint<br />
nicht finanzierbar. Das wären schon<br />
einmal die wichtigsten Projekte.<br />
ECHO: Wie ist der Stand der Dinge<br />
bezüglich des Zusammenschlusses<br />
der Skigebiete Kaunertal und Langtaufers?<br />
Hängt das Projekt in der<br />
Warteschleife?<br />
Prantauer: Generell ist zu sagen,<br />
dass in der Seilbahnwirtschaft Jahr<br />
für Jahr massiv investiert wird. Beim<br />
Zusammenschluss Kaunertal-Langtaufers<br />
fehlt es derzeit an der politischen<br />
Entscheidung in Südtirol. Wir<br />
haben diesen Zusammenschluss unterstützt,<br />
der für das Kaunertal und<br />
Nauders wichtige Impulse bringen<br />
würde.<br />
Ladner: Das wäre natürlich für das<br />
Kaunertal wichtig, aber besonders<br />
auch für die strukturschwache Region<br />
Langtaufers. Die Synergien wären<br />
groß. Es hängt wie gesagt von der politischen<br />
Entscheidung ab.<br />
ECHO: Eine mögliche Olympia-<br />
Bewerbung Tirols für die Winterspiele<br />
2026 steht im Raum. Am 15.<br />
Oktober wird dazu das Volk befragt.<br />
Darf man annehmen, dass man bei<br />
den hiesigen Touristikern damit offene<br />
Türen einrennt? Wie nehmen<br />
Sie diesbezüglich die allgemeine<br />
Stimmung wahr?<br />
Ladner: Vonseiten der Unternehmer<br />
nehme ich eigentlich durchwegs<br />
positive Stimmungen dazu wahr, vor<br />
allem vor dem Hintergrund nachhaltiger<br />
und ökologisch verträglicher<br />
Spiele. Für den Tourismusbezirk<br />
<strong>Landeck</strong> spricht alles für Olympia<br />
2026, insbesondere da wir mit St.<br />
Anton eine Austragungsstätte haben.<br />
ECHO: Gerade St. Anton hat ja<br />
von der Weltmeisterschaft in infrastruktureller<br />
Hinsicht durchaus profitieren<br />
können.<br />
Prantauer: Großereignisse haben<br />
sich im Bezirk <strong>Landeck</strong> immer positiv<br />
ausgewirkt. Für St. Anton war die<br />
Weltmeisterschaft die große Chance,<br />
den Bahnhof aus dem Ortszentrum<br />
zu verlegen. Für Olympische Winterspiele<br />
muss nun nicht großartig<br />
gebaut werden, sondern bestehende<br />
Infrastruktur punktuell verbessert.<br />
Aus Sicht der Wirtschaft haben wir<br />
natürlich einen sehr positiven Zugang<br />
zu Olympia und hoffen, dass<br />
die Volksbefragung positiv ausgeht.<br />
ECHO: <strong>Landeck</strong> ist seit 2014 gewissermaßen<br />
„Universitätsstadt“.<br />
Wie sind Sie mit dieser Entwicklung<br />
zufrieden?<br />
Prantauer: Das Bachelorstudium<br />
Wirtschaft, Gesundheits- und Sporttourismus<br />
ist eine Erfolgsgeschichte,<br />
auf die wir sehr stolz sind. Es tut der<br />
Stadt <strong>Landeck</strong> gut, dass derzeit rund<br />
250 Studierende da sind. Das Echo<br />
ist sehr positiv. Man hat anfangs mit<br />
zehn bis fünfzehn Teilnehmern gerechnet<br />
und dann waren es gleich<br />
mehr als siebzig. Die Kammer arbeitet<br />
eng mit den Universitäten zusammen<br />
und versucht, den Studierenden<br />
Projektarbeiten zu vermitteln. Das<br />
funktioniert sehr gut, auch unsere<br />
Touristiker ziehen voll mit. Die<br />
Absolventen haben sehr gute Jobaussichten.<br />
Wir sind sehr froh, diese<br />
Studienrichtung bei uns in <strong>Landeck</strong><br />
zu haben.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 13
DAS<br />
LEISTET<br />
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tirol.arbeiterkammer.at<br />
GERECHTIGKEIT MUSS MUSS SEIN SEIN<br />
310.650 B<br />
gab gab es dieses dieses Jahr Jahr von von den den Experten fü<br />
Verordnungen<br />
Sonstiges<br />
172 172 186 186<br />
EU & EU &<br />
Internationales<br />
Internationales<br />
Bundesgesetzgesetze<br />
134 134 44<br />
Bundes-<br />
44<br />
61 61<br />
Landesgesetze<br />
Arbeit, Arbeit, Soziales Soziales<br />
& Insolvenz & Insolvenz<br />
Konsument- Konsument-<br />
Innenschutz Innenschutz<br />
Steuerrecht Steuerrecht<br />
Bildung Bildung<br />
597<br />
22.900 22.900<br />
26.550 26.550<br />
Begut-<br />
achtungen<br />
von von Verordnungen und und Gesetzen<br />
Bildungsförderungen<br />
2.625<br />
185.160 185.160 Beratu<br />
76.040 76.040<br />
Ausbezahlt wurden: wurden: 1,607.295 € €<br />
39 Million<br />
... nach ... nach Pleiten Pleiten (Insolvenzrecht),<br />
bei bei Problemen am am Arbeitsplatz,<br />
in Pensions in fragen fragen (Sozialrecht),<br />
in Steuerfragen in und und für für<br />
KonsumentInnen herausgeholt.<br />
WORÜBER WORÜBER<br />
100.000 100.000<br />
2<br />
S
Beratungen<br />
r für unsere unsere Mitglieder. Hier Hier die die wichtigsten Themen & Beratungsarten:<br />
& ratungen<br />
telefonisch telefonisch<br />
persönlich persönlich<br />
schriftlich, schriftlich,<br />
per E-Mail per E-Mail<br />
352.190<br />
MITGLIEDER vertreten wir wir Tag Tag für für Tag!<br />
90.070<br />
AK-BEITRAG<br />
sind sind vom vom Beitrag Beitrag<br />
befreit befreit<br />
25,6% 25,6%<br />
74,4% 74,4%<br />
226.400 226.400 Beratungen<br />
71.170 71.170<br />
13.080 13.080 WIE WIE<br />
100.000 100.000 200.000 200.000<br />
315 Mitarbeiter<br />
stehen stehen mit mit Rat Rat und und Tat Tat zur zur Seite. Seite.<br />
Das entspricht Das entspricht ca. ca.<br />
1120 1120 Mitgliedern Mitgliedern pro pro<br />
AK Mitarbeiter. AK Mitarbeiter.<br />
AK AK Tirol Beiträge<br />
2016 2016<br />
38.150.300 € €<br />
Diese Diese wurden eingesetzt für: für:<br />
Konsumentenschutz<br />
Rechtsschutschutz<br />
Rechtsschutz<br />
Ausbildung,<br />
Beihilfen Beihilfen<br />
262.120<br />
zahlen zahlen Mitgliedsbeitrag*<br />
19% 19%<br />
26% 26%<br />
en € für für die AK AK Mitglieder<br />
24,85 5,62 3,18<br />
* Der * Der durchschnittliche Mitgliedsbeitrag<br />
beträgt beträgt netto netto weniger weniger als 7 als Euro 7 Euro im Monat, im Monat,<br />
der der Höchstbeitrag netto netto 14,44 14,44 Euro Euro im Monat. im Monat.<br />
4,85 5,62 3,18<br />
3,55 3,55 1,82 1,82<br />
verfahren<br />
Sozialgerichtsverfahren<br />
Insolvenzrechrechschutz<br />
Steuern Steuern Konsumentenschutz<br />
Arbeitsrecht<br />
16% 16%<br />
14% 14%<br />
10% 10%<br />
9% 9%<br />
Information<br />
Unterstützung<br />
Vorsorge Vorsorge<br />
1% 1% 3% 3%<br />
Einhebung des des Leistungen<br />
AK Beitrages AK an die an die BAK BAK<br />
2% 2% Selbstverwaltung<br />
Quellen: Quellen: Arbeiterkammer Arbeiterkammer – Alle Angaben – Alle Angaben 2016 / 2016 Grafik: / Grafik: José Coll/B.A.C.K. José Coll/B.A.C.K. Grafik Grafik & Multimedia & Multimedia GmbH GmbH / Illus: / E. Illus: Boatman, E. Boatman, T. Teenck, T. Teenck, A. Shlain, A. Shlain, Johanna, Johanna, Parmelyn, Parmelyn, A. Narvekar A. Narvekar / all from / all The from Noun The Project Noun Project
Die Top 50 Unternehmen im Bezirk <strong>Landeck</strong><br />
RANG 1–25<br />
<strong>2017</strong> 2016 Firmenname<br />
Ort Umsatz 15 Umsatz 16 Ma 16 Ums./MA 16 Info<br />
1 1 HANDL TYROL GMBH (1)<br />
Fleischverarbeitung, kons. Umsatz; Exportanteil: 60 %; Umsatz- und Mitarbeiterveränderung<br />
Pians<br />
127.500.000 116.900.000 470 248.723<br />
durch Änderung der Gruppenstruktur (Handl Tyrol Gruppe)<br />
2 2 SILVRETTASEILBAHN AG (1)<br />
Seilbahnbetrieb, Restaurantbetrieb, Freizeitanlagen<br />
Ischgl<br />
71.211.205 74.305.761 355 209.312<br />
3 3 GRISSEMANN GMBH (1)<br />
Groß- und Einzelhandel mit Lebensmitteln, Einkaufszentrum, EU-Schlachthof und<br />
Zams<br />
67.000.000 70.700.000 318 222.327 Seite 2<br />
Zerlegebetrieb<br />
4 4 a.Ö. Krankenhaus St. Vinzenz Betriebs-GmbH (1)<br />
Krankenhäuser<br />
Zams<br />
61.000.000 65.000.000 768 84.635 Seite 40<br />
5 5 Falch GmbH (1)<br />
Autohaus VW und Audi, Skoda; Reparaturen von allen KFZ<br />
Zams<br />
39.100.000 41.700.000 89 468.539<br />
6 6 SEILBAHN KOMPERDELL GMBH (4)<br />
Seilbahn-, Sesselbahn- und Schleppliftverkehr, Berggastronomie<br />
Serfaus<br />
35.900.000 35.900.000 109 329.358<br />
7 7 Luzian Bouvier Haustechnik & Fliesen GmbH (2)<br />
Gas-, Wasser-, Heizungs-, Elektro- und Lüftungsinstallation; Fliesen, Hotel,<br />
Zams<br />
33.500.000 30.000.000 212 141.509<br />
Wellness; Umsatz KSV 2016/<strong>2017</strong> geschätzt<br />
8 9 FISSER BERGBAHNEN GMBH (5)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr und Gastronomie<br />
Fiss<br />
29.328.000 27.131.822 220 123.326<br />
9 10 Soz. Einricht. d. Barmherzigen Schwestern Zams Betriebs-GmbH (1)<br />
Soziale Einrichtung<br />
Zams<br />
21.500.000 24.749.479 500 49.499<br />
10 11 KOFLER GEBRUEDER GMBH (4)<br />
Großhandel mit Obst, Gemüse, Tiefkühlkost und Fleisch<br />
<strong>Landeck</strong><br />
19.000.000 19.000.000 51 372.549<br />
11 12 Hotel Trofana Royal GmbH (1)<br />
Hotel, Restaurant, Bar<br />
Ischgl<br />
17.150.000 18.025.000 150 120.167<br />
12 14 MUELLER ELEKTRO GMBH & CO KG (1)<br />
Elektroinstallationen und Einzelhandel elektr. Haushaltgeräte sowie Küchenstudio<br />
<strong>Landeck</strong><br />
15.100.000 17.800.000 149 119.463<br />
13 13 Schlosshotel Fiss (4)<br />
Hotel<br />
Fiss<br />
16.000.000 16.000.000 145 110.345<br />
14 15 Löwe-Bär Hotels GmbH (4)<br />
Hotels (inkl. Motels)<br />
Serfaus<br />
13.800.000 13.800.000 120 115.000<br />
15 16 EWA Energie- u. Wirtschaftsbetr. der Gemeinde St. Anton GmbH (3)<br />
Stromversorgung, Fernwärme, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Wertstoffhof,<br />
St. Anton a. A. 13.000.000 13.000.000 80 162.500<br />
Bauhof, Elektroinstallationen, Elektrohandel, Kundendienst<br />
16 19 Betriebsgesellschaft Nauderer Bergbahnen AG & Co KG (1)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr inkl. Gastronomie, MA Durchschnitt<br />
Nauders<br />
10.168.271 12.138.845 112 108.383<br />
17 17 Mineralöl-Express Pfeifer GmbH (2)<br />
Einzelhandel mit Brennstoffen<br />
<strong>Landeck</strong><br />
12.500.000 12.000.000 4 3.000.000<br />
18 NEU Goidinger Bau GmbH (2)<br />
Bauunternehmen<br />
Zams<br />
12.000.000 12.000.000 65 184.615<br />
19 22 Raiffeisenbank Oberland eGen (1)<br />
Bank<br />
Zams<br />
9.631.000 10.785.000 57 189.211 Seite 35<br />
20 18 Schalber Alois GmbH (1)<br />
Hotels, Restaurant<br />
Serfaus<br />
10.195.000 10.700.000 125 85.600<br />
21 20 GRÜNER FERDINAND & Co KG (1)<br />
Großhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und Hotelbedarf;<br />
Zams<br />
10.060.000 10.060.000 30 335.333 Seite 45<br />
Exportanteil: 11,50 %<br />
22 23 KAUNERTALER GLETSCHERBAHNEN GMBH (1)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr, Panoramastraße, Restaurant<br />
Kaunertal/Feichten 9.500.000 10.000.000 75 133.333<br />
23 21 arlberg1800 RESORT (1)<br />
Arlberg Hospiz Hotel, Hospiz Alm Restaurant, Chalet Skyfall, Alm Residence<br />
St. Anton a. A. 9.800.000 9.800.000 160 61.250<br />
Suiten, arlberg1800 Chalet Suiten, arlberg1800 Contemporary Art & Concert Hall,<br />
Werner & Partner, Adi Werner Weine, konsolidierter Gruppenumsatz<br />
24 NEU Landwirtschaftliche Genossenschaft <strong>Landeck</strong> eGen (1)<br />
Lagerhaus<br />
Grins<br />
9.500.000 9.500.000 32 296.875<br />
25 24 RAINALTER E GESELLSCHAFT MBH (1)<br />
<strong>Landeck</strong><br />
9.000.000 9.000.000 55 163.636<br />
Installationsunternehmen für Heizung, Sanitär, Lüftung, Bad, Wellness, Fliesen;<br />
Gruppe: E. Rainalter, Land E. Rainalter, Samnaun AG<br />
gereiht nach Umsatz : Anmerkungen: (1) Angaben lt. Unternehmen; (2) Angaben lt. KSV (Kreditschutzverband); (3) Angaben aus den Vorjahren ; (4) Angaben lt. letztem Jahr; (5) Firmenbuch; (6) Firmen ABC. Die Ausgangsdaten<br />
des Kreditschutzverbandes bzw. des Rankings von 2016 wurden allen Unternehmen vorgelegt und von diesen überprüft. Sofern die Unternehmen Rückmeldung erstatteten, hat ECHO die von den Firmen angegeben Zahlen in das<br />
Ranking aufgenommen. Die Quelle der Umsatzangabe ist jeweils den Anmerkungen bzw. der Fußnote zu entnehmen. Im Ranking scheinen nur Unternehmen auf, deren zentraler Firmensitz im Bezirk ist.
anking | top50 landeck<br />
Die Geschäftsführer<br />
der Top 50 Unternehmen<br />
1. HANDL TYROL GMBH Karl Christian Handl, Josef Wechner<br />
2. SILVRETTASEILBAHN AG Hannes Parth, Markus Walser<br />
3. GRISSEMANN GMBH Thomas Walser<br />
4. Krankenhaus St. Vinzenz Bernhard Guggenbichler<br />
5. Falch GmbH Stefan Falch, Renate Falch<br />
6. SEILBAHN KOMPERDELL GMBH Georg Geiger, Stefan Mangott<br />
7. Luzian Bouvier Haust. & Fliesen GmbH Erwin Bouvier jun.<br />
8. FISSER BERGBAHNEN GMBH Bernhard Pregenzer, Hubert Pale<br />
9. Barmherzige Schwestern Zams Bernhard Guggenbichler<br />
10. KOFLER GEBRUEDER GMBH Martin Kofler, Anton Kofler<br />
11. Hotel Trofana Royal GmbH Johann von der Thannen,<br />
Alexander von der Thannen<br />
12. MUELLER ELEKTRO GMBH & CO KG Markus Müller, Johannes Müller<br />
13. Schlosshotel Fiss Bernadette Domenig<br />
14. Löwe-Bär Hotels GmbH Heinrich Josef Heymich, Maria Heymich<br />
01 03 13<br />
Karl Christian Handl Thomas Walser<br />
Bernadette und Simone<br />
Handl Tyrol<br />
Grissemann GmbH<br />
Domenig<br />
Schlosshotel Fiss<br />
Fotos: Handl, Kröll (6), Rabenstiner Mario, Rainalter, Petra Rainer<br />
15. EWA Energie- und Wirtschaftsbetriebe Karl Schobel<br />
16. Betriebsges. Nauderer Bergbahnen Heinrich Pfeifer<br />
17. Mineralöl-Express Pfeifer GmbH Karl Pfeifer<br />
18. Goidinger Bau GmbH Martin Keuschnigg<br />
19. Raiffeisenbank Oberland eGen Wolfgang Hechenberger, Roger Klimek<br />
20. Schalber Alois GmbH Alois Schalber, Rosa Schalber<br />
21. GRÜNER FERDINAND & CO KG Andreas Grüner, Bernhard Grüner<br />
22. KAUNERTALER GLETSCHERBAHNEN GMBH Eugen Larcher<br />
23. arlberg1800 RESORT Florian Werner, Werner Künstner<br />
24. Landwirtschaftliche Gen. <strong>Landeck</strong> Christoph Juen<br />
25. RAINALTER GMBH Heidi Rainalter, Ekehart Rainalter<br />
26. FRANZ BOUVIER Installat. GmbH & Co KG Werner Bouvier, Stefan Eberhart<br />
27. e.matric gmbH Rainer Haag<br />
28. Hotel Erika e. U. Farid El Mangalify<br />
19 19<br />
Roger Klimek und Wolfgan Hechenberger<br />
Raiffeisenbank Oberland eGen<br />
Andreas Grüner<br />
Grüner Ferdinand & Co KG<br />
29. Hotel Madlein Madeleine Aloys-Liebhauser<br />
30. 10ASW - Asphaltmischanlage Zams Paul Josef Tschol<br />
31. Patscheider Sport GMBH Franz Patscheider<br />
32. Arlberger Dorfbäckerei GmbH Markus Delorenzo, Christian Ruetz,<br />
Norbert Fagschlunger<br />
33. Huber Hotels GmbH Thomas Huber, Adele Zangerle<br />
34. Autohaus Maschler GmbH Gerald Walter, Johann Weiskopf<br />
35. Otto Platter GmbH Josef Platter, Karoline Platter<br />
36. Autohaus Netzer GmbH Manfred Netzer<br />
37. Profitool Produktions-gmbH Walter Jungblut, Andrea Stigger<br />
38. Prantauer GmbH Anton Prantauer, Thomas Prantauer<br />
39. Hotel Fliana GmbH Christian Eiterer<br />
40. Egon Wille Getränke u. Transporte Dietmar Wille<br />
41. Autohaus Plaseller GmbH Erich Tilg<br />
42. Hugo Westreicher Gmbh Hugo Westreicher<br />
43. ELIZABETH ARTHOTEL GmbH Mirjam Aloys<br />
44. WALCH GmbH Stefan Walch, Renate Walch<br />
45. Bergbahnen Kappl Gmbh & Co KG Andreas Kleinheinz<br />
46. HWbau GmbH Helmut Plankensteiner, Wilfried Leitner<br />
47. MKS Maschinen und Kochgeräte,<br />
Service und Handels-gmbH<br />
Georg Falkner<br />
48. Posthotel + Lifehotel GmbH Florian Geiger<br />
49. Landtechnik Rietzler GmbH & Co KG Egbert Rietzler<br />
50. Bergbahnen Silvretta Galtür GmbH & Co KG Martin Lorenz<br />
21 25<br />
27 23<br />
Thomas Weiskopf und Rainer Haag<br />
Florian Werner<br />
e.matric systems GmbH und e.matric GmbH<br />
arlberg1800 RESORT<br />
Heidi Rainalter<br />
Rainalter GmbH<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong><br />
17
Die Top 50 Unternehmen im Bezirk <strong>Landeck</strong><br />
RANG 26–50<br />
<strong>2017</strong> 2016 Firmenname<br />
26 28 FRANZ BOUVIER Installationen GmbH & Co KG (6)<br />
Installationsunternehmen für Heizung, Sanitär, Lüftung, Bad, Wellness, Fliesen;<br />
Info aus FirmenABC, Umsatz geschätzt<br />
27 26 e.matric gmbh (1)<br />
Automatisierungstechnik; Exportanteil: 85 %<br />
28 NEU Hotel Erika e.U. – Farid El Mangalify (2)<br />
Hotel<br />
29 NEU Hotel Madlein GmbH (2)<br />
Hotel<br />
30 25 ASW – Asphaltmischanlage Zams GmbH & Co KG (2)<br />
Herstellung von Erzeugnissen aus Beton und Kalksandstein<br />
31 NEU Patscheider Sport GMBH (2)<br />
Sporthandel<br />
32 NEU Arlberger Dorfbäckerei GmbH (2)<br />
Backerei<br />
33 27 Huber Hotels GmbH (2)<br />
Hotels<br />
34 NEU Autohaus Maschler GmbH (1)<br />
Kraftfahrzeughandel Neuwagen: Seat, Mitsubishi, Fiat; prof. Kraftfahrzeughandel<br />
Gebrauchtwagen, Instandhaltung u. Reparatur von KFZ; Exportanteil: 5 %;<br />
Photovoltaikanlage 20,8 kWp im Juli <strong>2017</strong> am Dach zur Stromvesorgung<br />
installiert<br />
35 42 Otto Platter GmbH (1)<br />
Bauschlosserei, Metallalubau<br />
36 31 Autohaus Netzer GmbH (1)<br />
Einzelhandel mit Kraftwagen, Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen<br />
37 37 Profitool ProduktionsgmbH (2)<br />
Produktion von Präzisionswerkzeug<br />
38 40 Prantauer GmbH (1)<br />
Bauen und Entsorgen im Tiroler Oberland, kons. Umsatz ; Prantauer Zams<br />
(Prantauer GmbH 100 %, Kieswerk Betriebs-GmbH & Co KG, 75 %)<br />
39 NEU Hotel Fliana GmbH (1)<br />
Hotels<br />
40 29 Egon Wille GetränkegroSShandel u. Transporte GmbH & Co KG (2)<br />
Handel mit Getränken und Transport<br />
41 30 Autohaus Plaseller GmbH (2)<br />
Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen, Einzelhandel mit Kraftwagen<br />
42 32 Hugo Westreicher Gmbh (2)<br />
Hotels, Restaurants und Gaststätten<br />
43 33 ELIZABETH ARTHOTEL GmbH (2)<br />
Hotel<br />
44 36 WALCH GmbH (4)<br />
Kälte-/Klimatechnik, Gastronomie-Einrichtungen; Exportanteil: 15 %<br />
45 35 Bergbahnen Kappl GmbH & Co KG (2)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr<br />
46 34 HWbau GmbH (2)<br />
Baununternehmen<br />
47 NEU MKS Maschinen u. Kochgeräte, Service und Handels-gmbH (2)<br />
Handel mit Maschinen und Kochgeräten, Service; 4-Sterne-Aparthotel Garni<br />
Bergkristall<br />
48 NEU Posthotel + Lifehotel GmbH (2)<br />
Hotel<br />
49 38 Landtechnik Rietzler GmbH & Co KG (4)<br />
Umfangreiches qualitatives Produktprogramm für Kommunal-, Forst- und<br />
Landmaschinen; Exportanteil: 12 %<br />
50 39 Bergbahnen Silvretta Galtür GmbH & Co KG (2)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr<br />
Ort Umsatz 15 Umsatz 16 Ma 16 Ums./MA 16 Info<br />
Zams<br />
6.000.000 8.900.000 59 150.847<br />
<strong>Landeck</strong><br />
Nauders<br />
Ischgl<br />
Zams<br />
Serfaus<br />
Pettneu<br />
Galtür<br />
<strong>Landeck</strong><br />
Zams<br />
<strong>Landeck</strong><br />
<strong>Landeck</strong><br />
Zams<br />
Ischgl<br />
<strong>Landeck</strong><br />
Zams<br />
Serfaus<br />
Ischgl<br />
<strong>Landeck</strong><br />
Kappl<br />
<strong>Landeck</strong><br />
Ladis<br />
Serfaus<br />
Ried im<br />
Oberinntal<br />
Galtür<br />
6.520.000<br />
7.000.000<br />
7.100.000<br />
7.967.000<br />
7.000.000<br />
6.600.000<br />
6.500.000<br />
2.000.000<br />
4.000.000<br />
5.300.000<br />
5.000.000<br />
4.100.000<br />
2.000.000<br />
5.550.000<br />
5.500.000<br />
5.300.000<br />
5.200.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
4.957.000<br />
4.200.000<br />
8.000.000<br />
7.200.000<br />
7.100.000<br />
7.000.000<br />
7.000.000<br />
6.600.000<br />
6.500.000<br />
6.412.000<br />
6.400.000<br />
6.200.000<br />
6.000.000<br />
5.942.000<br />
5.920.000<br />
5.550.000<br />
5.500.000<br />
5.300.000<br />
5.200.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
4.957.000<br />
4.200.000<br />
50<br />
3<br />
49<br />
15<br />
100<br />
181<br />
120<br />
18<br />
53<br />
12<br />
20<br />
38<br />
38<br />
40<br />
20<br />
50<br />
40<br />
45<br />
49<br />
50<br />
16<br />
35<br />
20<br />
40<br />
160.000<br />
2.400.000<br />
144.898<br />
466.667<br />
70.000<br />
36.464<br />
54.167<br />
356.222<br />
120.755<br />
516.667<br />
300.000<br />
156.368<br />
155.789<br />
138.750<br />
275.000<br />
106.000<br />
130.000<br />
111.111<br />
102.041<br />
100.000<br />
312.500<br />
142.857<br />
247.850<br />
105.000<br />
Seite 57<br />
Seite 3<br />
gereiht nach Umsatz : Anmerkungen: (1) Angaben lt. Unternehmen; (2) Angaben lt. KSV (Kreditschutzverband); (3) Angaben aus den Vorjahren ; (4) Angaben lt. letztem Jahr; (5) Firmenbuch; (6) Firmen ABC. Die Ausgangsdaten<br />
des Kreditschutzverbandes bzw. des Rankings von 2016 wurden allen Unternehmen vorgelegt und von diesen überprüft. Sofern die Unternehmen Rückmeldung erstatteten, hat ECHO die von den Firmen angegeben Zahlen in das<br />
Ranking aufgenommen. Die Quelle der Umsatzangabe ist jeweils den Anmerkungen bzw. der Fußnote zu entnehmen. Im Ranking scheinen nur Unternehmen auf, deren zentraler Firmensitz im Bezirk ist.
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top 50 LANDECK | interview<br />
Die Chancen und<br />
Mühen der Ebene<br />
Standortentwicklung. Mit der Projekt- und Strukturentwicklungsgenossenschaft<br />
beschreiten die Talkesselgemeinden <strong>Landeck</strong> und Zams neue Wege in<br />
der Standortentwicklung. Das ambitionierte Projekt braucht Geduld.<br />
Das Modell, auf das sich die<br />
beiden Talkesselgemeinden<br />
<strong>Landeck</strong> und Zams vor<br />
einigen Jahren verständigt haben, ist<br />
visionär und ambitioniert. Mit einem<br />
Projekt zur gemeinsamen Standortund<br />
Wirtschaftsentwicklung haben die<br />
Gemeinderäte dem Kirchturmdenken<br />
den Kampf angesagt. Aus diesen Bestrebungen<br />
sind 2014 zwei Einrichtungen<br />
hervorgegangen. Zum einen<br />
das Standort- und Gründerzentrum<br />
<strong>Landeck</strong>-Zams (SLZ), das sich um die<br />
Anliegen der Betriebe kümmert, zum<br />
anderen die Projekt- und Strukturentwicklungsgenossenschaft<br />
(PSG),<br />
an der die Kommunen <strong>Landeck</strong> und<br />
Zams mit jeweils 35 Prozent beteiligt<br />
sind. Als privater Finanzierungspartner<br />
ist die Raiffeisenbank Oberland mit<br />
einem Anteil von 30 Prozent mit an<br />
Bord. Nach rund vier Jahren hat das<br />
Projekt nun mit den Mühen der Ebene<br />
zu kämpfen. Ein Umstand, der nicht zuletzt<br />
im Zammer Gemeinderat für lebhafte<br />
Diskussionen gesorgt haben soll.<br />
RBO-Vorstand Roger Klimek steht<br />
zur PSG: „Wir sind deshalb dabei, weil<br />
es sich die zwei Gemeinden <strong>Landeck</strong><br />
und Zams zum Auftrag gemacht haben,<br />
die Chancen regionaler Standortentwicklung<br />
positiv zu beeinflussen.<br />
Es geht immer um Grund und Boden.<br />
Wenn sich an für die Gemeinden strategisch<br />
wichtigen Plätzen eine Chance<br />
auftut, etwa weil ein Privater ein<br />
Grundstück verkauft, dann soll die<br />
PSG im Auftrag der Gemeinden und<br />
mit unserer Unterstützung als Bank<br />
dort rasch agieren können“, meint Klimek,<br />
der die Standortentwicklung als<br />
strategischen und langfristigen Prozess<br />
begreift. „Dann kann es eben vorkommen,<br />
dass es über mehrere Jahre kein<br />
Ergebnis gibt“, so der RBO-Vorstand.<br />
Man habe bereits ein Grundstück,<br />
konkret das rund 5.500 Quadratmeter<br />
große ehemalige Billa-Areal in <strong>Landeck</strong>,<br />
angeschafft. Dort werde Projektentwicklung<br />
betrieben, die aber von<br />
vielen Faktoren beeinflusst sei. „Ziel<br />
ist es, dass dort binnen einiger Jahre<br />
etwas entsteht, das der Förderung des<br />
Wirtschafts- und Lebensraums <strong>Landeck</strong><br />
dient“, umreißt Klimek das Ziel.<br />
Und: „Nachdem es diesen Lebensraum<br />
schon sehr lange gibt, sind einige Jahre<br />
ein vergleichsweise kleiner Zeitraum“,<br />
zeigt sich Klimek weiterhin vom Projekt<br />
PSG überzeugt. Das sei schon allein<br />
dem Selbstverständnis seiner Bank<br />
als regionaler Partner geschuldet. „Das<br />
ist das Gebiet, wo wir unsere Dienstleistungen<br />
anbieten, wo wir leben und<br />
wirtschaften. Das entspricht unserer<br />
Philosophie und unserem Genossenschaftsauftrag.<br />
Geht es der Region gut,<br />
geht es auch uns gut. Deshalb liegt es<br />
in unserem höchsten Interesse, solche<br />
Chancen zur planvollen Standortentwicklung<br />
zu nutzen, selbst wenn es bis<br />
zur Realisierung etwas länger dauert.“<br />
Geduld mahnt auch Marco Fehr<br />
ein, der dem Standortzentrum <strong>Landeck</strong>-Zams<br />
und der Projekt- und Strukturentwicklungsgenossenschaft<br />
vor-<br />
„Es liegt in unserem<br />
höchsten Interesse,<br />
Chancen zur planvollen<br />
Standortentwicklung<br />
zu nutzen, selbst wenn<br />
es bis zur Realisierung<br />
etwas länger dauert.“<br />
<br />
Roger Klimek,<br />
RBO-Vorstand<br />
Fotos: Kröll, Privat<br />
20<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
Marco Fehr leitet das Standort- und<br />
Gründerzentrum <strong>Landeck</strong>-Zams, das<br />
vom Institut für Standort-, Regional- und<br />
Kommunalentwicklung (ISK) konzipiert<br />
und begleitet wird.<br />
steht: „Die Standortentwicklung von<br />
den Gemeinden <strong>Landeck</strong> und Zams<br />
im Talkessel muss langfristig gesehen<br />
werden.“ Schnellschüsse sind sowohl<br />
bei Grundstückskäufen, bei denen in<br />
der Regel 25 Prozent Eigen- und 75<br />
Prozent Fremdkapital aufgebracht<br />
wird, als auch bei der Entwicklung<br />
Selbiger kein guter Ratgeber. Bevor<br />
geerntet werden kann, muss der Boden<br />
bestellt werden, damit das zarte<br />
Pflänzchen namens Standortentwicklung<br />
wachsen und gedeihen kann.<br />
Und eben dieser Boden kann bisweilen<br />
steinig und karg sein. „Wir sind als<br />
PSG keineswegs untätig, haben ein<br />
Grundstück gekauft, auf ein weiteres<br />
gibt es eine Kaufoption. Außerdem<br />
haben wir uns viele weitere Grundstücke<br />
angesehen und diese eingehend<br />
geprüft. Wir sind aber abhängig<br />
von den Verkäufern,“ führt Fehr aus.<br />
Grund und Boden sei in Tirol vor<br />
allem in Tallagen ein knappes Gut, das<br />
zudem immer mehr gehortet werde.<br />
Zur Mobilisierung von Bauland gab<br />
es in Tirol bereits diverse politische<br />
Vorstöße, ein probates Mittel, das die<br />
Eigentümerinteressen nicht über Gebühr<br />
beeinträchtigt, hat die Politik bislang<br />
noch nicht gefunden. Dennoch<br />
„Die Standortentwicklung<br />
im Talkessel muss<br />
langfristig gesehen werden.“<br />
<br />
Marco Fehr,<br />
Geschäftsführer ISK<br />
ist Fehr überzeugt, dass die Sicherung,<br />
Bevorratung, Entwicklung und Verwertung<br />
von Flächen im Einklang<br />
mit kommunalen Zielen ein Gebot<br />
der Stunde ist, wie bestehende PSGs<br />
in anderen Gemeinden zeigen. „Die<br />
Leistungsfähigkeit und Attraktivität<br />
von Wirtschafts- und Lebensräumen<br />
basieren nicht auf Zufällen, sondern<br />
sind Ergebnis von organisiertem kommunalem<br />
und regionalem Handeln. Es<br />
ist nahezu fahrlässig, die Flächenentwicklung<br />
einfach dem Zufall zu überlassen.<br />
Grundstücke und strategisch<br />
wichtige Immobilien sind der Rohstoff<br />
jeder Standortentwicklung“, gibt Fehr<br />
zu bedenken. Wo derart agiert werde,<br />
entwickle sich der regionale Wohlstand<br />
nachvollziehbar besser als an Standorten,<br />
bei denen der Zufall Regie führt.<br />
Eine repräsentative Umfrage, die<br />
vom Standortzentrum <strong>Landeck</strong>-Zams<br />
und der Wirtschaftskammer heuer<br />
unter den Unternehmern im Talkessel<br />
durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass<br />
trotz allgemein guter Stimmung die<br />
Betriebe neben dem Fachkräftemangel<br />
und dem Ausbau der Breitbandinfrastruktur<br />
vor allem die knappe Ressource<br />
Grund und Boden beschäftigt. Die<br />
allgemein positive Atmosphäre rührt<br />
daher, dass die Auftragslage von 87<br />
Prozent der Unternehmer als eher gut<br />
bis sehr gut beschrieben wird. Mehr<br />
als ein Viertel der Befragten gaben an,<br />
zusätzliche Mitarbeiter einstellen zu<br />
wollen. Generell schätzen 75 Prozent<br />
der Firmen mit der Entwicklung in<br />
ihren Branchen als gut bis sehr gut ein.<br />
Um die gute wirtschaftliche Situation<br />
in zusätzliches Wachstum überführen<br />
zu können, braucht es Gewerbeflächen<br />
zu einem vernünftigen Preis. Diese sind<br />
im engen Talkessel naturgemäß nicht<br />
unbegrenzt vorhanden. Ein Viertel aller<br />
befragten Unternehmen gibt an, in<br />
absehbarer Zeit mehr Raum zu benötigen.<br />
Der Mehrbedarf liegt allein in den<br />
kommenden ein bis zwei Jahren bei<br />
fast 24.000 Quadratmetern, mehr als<br />
die Hälfte davon bezogen auf Grundstücksflächen.<br />
Die PSG, die genossenschaftlich<br />
organisiert und explizit nicht gewinnorientiert<br />
ausgerichtet ist, verfolgt<br />
mittel- bis langfristig das Ziel, kostendeckend<br />
zu arbeiten. Man kann die<br />
Bekenntnisse nun als Durchhalteparole<br />
begreifen oder aber als Ausdruck einer<br />
tiefgreifenden Überzeugung, dass<br />
waches und planvolles Handeln in der<br />
Standortentwickling mittel- und vor<br />
allem langfristig zu wesentlich besseren<br />
Ergebnissen führen wird als Blindflug.<br />
Zweitere Lesart erscheint vor dem<br />
Hintergrund der spezifischen Herausforderungen<br />
im Talkessel plausibler.<br />
„Die Gefahr bei diesen Konzepten ist<br />
immer, dass sie in diversen Schubladen<br />
verschwinden, man bei der Vision<br />
stehenbleibt. Unsere Arbeit basiert<br />
zwar auf Visionen, am Ende des Tages<br />
stehen aber konkrete Aktions- und<br />
Maßnahmenpläne“, sagt Marco Fehr.<br />
Und schon bald möglicherweise auch<br />
messbare Ergebnisse, die der Entwicklung<br />
des Talkessels <strong>Landeck</strong>-Zams zum<br />
Vorteil gereichen. Mit der PSG ist das<br />
richtige Instrumentarium da, um den<br />
im Talkessel ansässigen Unternehmen,<br />
die immerhin 7.000 Personen beschäftigen,<br />
leistbare Flächen zur gedeihlichen<br />
Weiterentwicklung anbieten zu können.<br />
Von diesem Instrumentarium wird bereits<br />
Gebrauch gemacht. Es ist deshalb<br />
nur eine Frage der Zeit, bis es seine volle<br />
Wirkung entfalten kann.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 21
top 50 LANDECK | interview<br />
Offensiv nachhaltig<br />
Handel. Grissemann-Geschäftsführer Thomas Walser verfolgt das Ziel,<br />
nachhaltiger zu wirtschaften. Dazu setzt er auf Photovoltaik und Elektromobilität<br />
und zeigt die Herausforderungen des stationären Handels auf.<br />
ECHO: Sie wollten ürsprünglich<br />
schon im Frühjahr 2016 den Webshop<br />
für Privatkunden ausrollen.<br />
Dieser hat sich nun um rund eineinhalb<br />
Jahre verzögert. Wie kommt<br />
das?<br />
Thomas Walser: Das Projekt war<br />
äußerst aufwändig, und zwar nicht<br />
nur, was die Programmierung betrifft,<br />
sondern auch das Einpflegen der<br />
Stammdaten. Wir haben bereits zum<br />
Start mehr als 20.000 Artikel online.<br />
Das ist sehr viel. Wir bieten im Zuge<br />
dessen auch einen Abholservice und<br />
– vorerst auf den Großraum <strong>Landeck</strong>-Zams<br />
beschränkt – auch einen<br />
Lieferservice an.<br />
ECHO: Wie lange dauert es, bis man<br />
als Konsument die online bestellte<br />
Ware vor Ort abholen kann?<br />
Walser: Im besten Fall eine Stunde,<br />
in der Regel bis zu zwei Stunden. Wir<br />
haben zur Abholung eine eigene Zufahrt.<br />
ECHO: An welches Zielpublikum<br />
richtet sich dieser Service?<br />
Walser: Dieser Shop ist nur für Privatkunden,<br />
weil die Artikel darauf<br />
ausgerichtet sind. Großkunden haben<br />
schon seit über 20 Jahren einen<br />
Online-Bestellshop, der vergangenes<br />
Jahr erneuert wurde. Interessant ist<br />
unser Angebot für Menschen, die<br />
von der Mobilität her eingeschränkt<br />
sind oder auch für Mütter bzw. Väter<br />
mit Kindern. Da ist der Einkauf<br />
nämlich nicht immer ein Vergnügen.<br />
Unseren Zustellservice führen wir mit<br />
Elektrofahrzeugen durch. Den Strom<br />
dafür produzieren wir mit unserer<br />
Fotos: Kröll<br />
22<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
AMS | PROMOTION<br />
AMS fördert „Qualifi zierung für<br />
Beschäftigte“ in Tiroler Betrieben.<br />
45 Jahre und Menschen mit maximal<br />
Pfl ichtschulabschluss sind für das AMS<br />
erfahrungsgemäß schwieriger auf dem<br />
Arbeitsmarkt zu vermitteln. Deshalb<br />
gilt es hier besonders, ihre Dienstverhältnisse<br />
durch Weiterbildung und<br />
Höherqualifi zierung zu sichern. Auch<br />
Frauen tun sich oft schwerer, weshalb<br />
wir Frauen bereits mit Lehrabschluss<br />
und mittlerer Schulbildung in das Förderprogramm<br />
aufnehmen.“<br />
Fotocredit: Paul Weber<br />
Mit dem Programm „Qualifi<br />
zierung für Beschäftigte“<br />
unterstützt das AMS Tirol<br />
vor allem Klein- und Mittelbetriebe<br />
bei der Gestaltung und Umsetzung<br />
von Maßnahmen der Mitarbeiterqualifi<br />
zierung.<br />
„Die Qualifi zierung von Beschäftigten<br />
stellt für Unternehmen eine wirkungsvolle<br />
Strategie zur Prävention gegenüber<br />
dem wachsenden Fachkräftebedarf<br />
dar. Wenn Betriebe mit ihren<br />
Mitarbeitern Weiterbildungen vereinbaren,<br />
können diese im Rahmen der<br />
„Qualifi zierung für Beschäftigte“ vom<br />
AMS mitfi nanziert werden“, erklärt<br />
Mag. Christian Schaur vom AMS Tirol.<br />
ÄLTERE, NIEDRIG<br />
QUALIFIZIERTE, FRAUEN.<br />
Das AMS investiert mit diesem Programm<br />
in Beschäftigte, damit soll Arbeitslosigkeit<br />
bereits im Vorfeld verhindert<br />
werden. Da Ältere, niedrig<br />
Qualifi zierte und teilweise Frauen laut<br />
Statistik stärker von einem Arbeitsplatzverlust<br />
gefährdet sind, werden speziell<br />
diese Zielgruppen gefördert, betont<br />
Mag. Christian Schaur: „Personen über<br />
WISSEN DER<br />
MITARBEITER. KAPITAL<br />
DER UNTERNEHMEN.<br />
Das AMS übernimmt die Hälfte der<br />
Kurskosten und beteiligt sich zudem<br />
bei länger dauernden Maßnahmen an<br />
den Personalkosten. Gefördert werden<br />
können alle Maßnahmen und Kurse, die<br />
in der Wirtschaft benötigt werden und<br />
anwendbar sind, sagt Schaur: „Wir fördern<br />
technische Ausbildungen ebenso<br />
wie wirtschaftliche, sowie Kurse, die die<br />
Soft-Skills der MitarbeiterInnen verbessern.<br />
Entscheidend ist, dass die Ausbildung<br />
für das Berufsleben verwertbar<br />
ist. Privatausbildungen und Hobbykurse<br />
sind für dieses Programm klarerweise<br />
kein Thema.“ Wichtig ist neben der berufl<br />
ichen Anwendung auch die Dauer<br />
der Weiterbildung. Ein Kurs muss mindestens<br />
24 Maßnahmenstunden umfassen,<br />
ab der 25. Stunde übernimmt das<br />
AMS sogar 50% der Lohnkosten für die<br />
versäumte Arbeitszeit.<br />
Informationen erteilen die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des Service<br />
für Unternehmen beim AMS Tirol.<br />
Besuchen Sie auch unsere Homepage<br />
www.ams.at/tirol oder kontaktieren<br />
Sie die AMS-ServiceLine unter<br />
0512/58 19 99.<br />
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top 50 LANDECK | interview<br />
neuen Photovoltaikanlage am Dach<br />
selbst. Wir haben heuer die größte<br />
Eigenverbrauchs-Photovoltaikanlage<br />
im Westen Tirols errichtet.<br />
ECHO: Wie hoch sind die Investitionskosten<br />
für eine derartige Anlage<br />
und welcher Anteil am Strombedarf<br />
wird dadurch gedeckt?<br />
Walser: Wir haben rund 250.000 Euro<br />
in die Hand genommen und decken<br />
damit rund sieben Prozent unseres<br />
jährlichen Strombedarfs von etwa vier<br />
Gigawatt pro Jahr.<br />
ECHO: In welchem Zeitraum amortisiert<br />
sich diese Investition?<br />
Walser: Die Photovoltaikanlage<br />
wurde über das Programm regioL mit<br />
40 Prozent gefördert. Daher wird der<br />
Break-Even-Point in sieben bis acht<br />
Jahren erreicht. Die Garantiedauer<br />
liegt bei fünfzehn Jahren, die Gesamtlebensdauer<br />
soll bei etwa dreißig Jahren<br />
liegen.<br />
ECHO: Lässt sich heutzutage eine<br />
solche Anlage auch vermarkten?<br />
Walser: Nachhaltigkeit ist schon<br />
ein sehr wichtiges Thema, dem wir<br />
uns als Unternehmen auch verschrieben<br />
haben. Wir haben in den letzten<br />
„In den vergangenen<br />
vier Jahren haben wir<br />
fast 20 Millionen Euro<br />
investiert.“<br />
<br />
<br />
Thomas Walser,<br />
Geschäftsführer Grissemann<br />
Jahren dementsprechend investiert,<br />
beispielsweise in energiesparende<br />
LED-Beleuchtung. Wir haben gerade<br />
erst einen Energieaudit absolviert,<br />
wo das Potenzial zum Energiesparen<br />
genau ausgewertet wurde. Beim Bau<br />
des Baumarktgebäudes waren wir<br />
darauf bedacht, dass dieses Gebäude<br />
energieautark funktioniert. Zum Heizen<br />
und Kühlen verwenden wir eine<br />
Wärmepumpe. Das lässt sich natürlich<br />
auch bewerben und gefällt den Leuten.<br />
Nachhaltigkeit ist aber generell ein<br />
wichtiges Thema, weil die Ressourcen<br />
knapp sind.<br />
ECHO: Sie haben in den vergangenen<br />
Jahren kontinuierlich investiert,<br />
etwa in ein Parkhaus oder eben heuer<br />
die PVA. Geht es in dieser Schlagzahl<br />
weiter oder ist Konsolidierung angesagt?<br />
Walser: In den vergangenen vier Jah-<br />
ren haben wir fast 20 Millionen Euro<br />
am Standort investiert. In den kommenden<br />
zwei Jahren werden wir aber<br />
etwas kürzer treten, was große Investitionen<br />
betrifft. Allerdings haben wir erst<br />
kürzlich zwei Nachbargrundstücke<br />
erworben.<br />
ECHO: Im stationären Handel gab<br />
und gibt es durch die Konkurrenz aus<br />
dem Internet große Umbrüche. Jeder<br />
Trend führt aber auch zu einer Gegenbewegung.<br />
Sie haben im letzten Jahr<br />
die Verkaufsflächen umgestaltet und<br />
setzen wieder mehr auf Bedienung<br />
und Beratung. Hat sich diese Umstellung<br />
ausgezahlt?<br />
Walser: Die neuen Bedientheken<br />
haben wir vor ziemlich genau einem<br />
Jahr eröffnet. Das wird von unseren<br />
Kunden super angenommen. Wir liegen<br />
bisher eindeutig über unserem ohnehin<br />
schon ambitionierten Plansoll.<br />
Das zeigt uns, dass der Kunde gerade<br />
in Zeiten, in denen zunehmend Dinge<br />
über das Internet abgewickelt werden,<br />
den persönlichen Kontakt und die Beratung<br />
wieder mehr sucht und schätzt.<br />
Wir haben deshalb letztes Jahr auch<br />
das größte Mitarbeiterschulungsprogramm<br />
unserer Geschichte durchgeführt.<br />
In vier Modulen haben wir 150<br />
24<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
Verkaufsmitarbeiter weitergebildet. Da<br />
sind sehr viele Schulungstage angefallen.<br />
Es ist unser Ziel, die Qualität im<br />
Verkauf und in der Beratung kontinuierlich<br />
zu steigern und uns so vom Onlinehandel<br />
abheben zu können. Das<br />
kann man als Arbeitgeber aber nicht<br />
verordnen.<br />
ECHO: Wie lässt sich als Handelsunternehmen<br />
Mitarbeiterbindung<br />
herstellen?<br />
Walser: Wir haben zwei Mitarbeiter,<br />
die sich ausschließlich mit Personalentwicklung<br />
beschäftigen, von der<br />
betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
über das Fitnessstudio bis zum eigenen<br />
Mittagstisch für Mitarbeiter und<br />
noch vieles mehr. Wir versuchen unseren<br />
Mitarbeitern mehr Verantwortung<br />
zu geben und haben gerade erste<br />
Versuche mit selbstorganisierenden<br />
Teams gestartet. Das kann vor allem<br />
am Beginn manchmal etwas mühsam<br />
sein, führt aber längerfristig zu besseren<br />
Ergebnissen und größerer Identifikation<br />
mit dem Unternehmen.<br />
ECHO: Ist ein Mehr an Verantwortung<br />
auch mit einem Mehr an Entlohnung<br />
gekoppelt?<br />
Walser: Da muss natürlich alles<br />
zusammenspielen. Wir sind ein Unternehmen,<br />
das seine Mitarbeiter gut<br />
bezahlt. Als Handelsunternehmen<br />
operieren wir mit sehr überschaubaren<br />
Margen. Wir versuchen aber immer,<br />
unsere Mitarbeiter fair zu bezahlen<br />
und eine Basis zu schaffen, dass es gut<br />
für sie passt.<br />
ECHO: Die Wirtschaft zieht an,<br />
was die Arbeits- bzw. Fachkräfteproblematik<br />
tendenziell noch verschärft.<br />
Wie geht es Ihnen diesbezüglich?<br />
Walser: Das ist für jedes Unternehmen<br />
ein Thema. Wir schaffen es aber<br />
immer noch relativ gut, unsere offenen<br />
Stellen zu besetzen. Außerdem<br />
investieren wir viel in die Lehrlingsausbildung<br />
und beschäftigen heuer<br />
so viele Lehrlinge wie nie zuvor. Das<br />
ist ein wichtiger Baustein für unseren<br />
Erfolg. Die Menschen, die man selbst<br />
im Haus ausgebildet hat, kann man<br />
danach am besten einsetzen. Viele<br />
ehemalige Lehrlinge sind heute in<br />
führenden Positionien – bis hin zum<br />
Bereichsleiter mit 40 bis 50 Mitarbeitern<br />
– bei uns tätig. Es gibt aber nach<br />
wie vor Positionen, die schwierig zu<br />
besetzen sind.<br />
ECHO: Um welche Stellen handelt<br />
es sich konkret?<br />
Walser: Bei den LKW-Fahrern tun<br />
wir uns schwer. Was vermutlich mit<br />
den gesetzlichen Regelungen wie den<br />
zwingend vorgeschriebenen Weiterbildungsmaßnahmen<br />
zusammenhängt.<br />
Ganz nachvollziehen kann ich die Situation<br />
aber selbst nicht. LKW-Fahrer<br />
ist ein Beruf, den man binnen eines<br />
Monats erlernen kann, indem man<br />
den Führerschein macht. Man kann<br />
danach sofort in den Beruf einsteigen<br />
und relativ gut verdienen, weil die<br />
Leute am Markt gefragt sind. Gleichzeitig<br />
sind wir mit neuen gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen wie mehr Ruhezeiten<br />
konfrontiert und müssten<br />
eigentlich mehr Fahrer einstellen.<br />
ECHO: Ist es nachvollziehbar, dass<br />
nicht zwischen Fern- und Nahverkehr<br />
unterschieden wird?<br />
Walser: Die derzeitige Regelung ist<br />
für den Nah- bzw. Verteilerverkehr<br />
idiotisch und unbrauchbar. Aber es<br />
handelt sich um eine EU-Richtlinie<br />
und scheinbar gibt es da keine andere<br />
Lösung.<br />
ECHO: Was halten Sie vom kürzlich<br />
eingeführten Beschäftigungsbonus?<br />
Walser: Wir haben in den letzten<br />
drei Jahren fast hundert Mitarbeiter<br />
aufgebaut. Das hätte uns damals etwas<br />
gebracht. Ich stelle aber prinzipiell in<br />
Frage, ob diese Förderung einen Sinn<br />
macht, weil niemand deshalb einen<br />
Mitarbeiter einstellt. Jeder nimmt den<br />
Bonus gerne mit, aber er bringt nicht<br />
viel. Ich halte ihn für Populismus.<br />
Überhaupt halte ich die Förderpolitik<br />
für fragwürdig. Das sage ich, obwohl<br />
wir als Unternehmen auch Förderungen<br />
bekommen. Den Unternehmen<br />
wäre aber allgemein viel mehr<br />
geholfen, wenn man sie in Ruhe arbeiten<br />
lassen würde.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 25
top 50 LANDECK | interview<br />
Starke Positionen<br />
Arbeitnehmer. AK Bezirksstellenleiter Peter Comina über die Kritik an der<br />
Kammer, die schnelllebigere Arbeitswelt, den Arbeitgeber Tourismus und<br />
warum junge Lehrstellensuchende selbstbewusster sein sollten.<br />
ECHO: Im Wahlkampf stehen fast<br />
schon traditionell auch die Kammern<br />
in der Kritik. Von verschiedenen Seiten<br />
werden Rufe nach Abschaffung<br />
der Pflichtmitgliedschaft laut. Wofür<br />
braucht es die Arbeiterkammer in<br />
dieser Form überhaupt?<br />
Peter Comina: Die AK ist der direkte,<br />
kompetente Ansprechpartner<br />
für die Anliegen der Arbeitnehmer<br />
vor Ort. Das zeigt schon die Nachfrage:<br />
Allein im letzten Jahr haben<br />
wir mehr als 4.000 persönliche Beratungsgespräche<br />
bei uns in der Bezirkskammer<br />
und mehr als 10.000 telefonische<br />
Beratungen durchgeführt<br />
für Menschen, die im Bezirk <strong>Landeck</strong><br />
wohnen und arbeiten. Dieser direkte<br />
Zugang zu Information ist wichtig.<br />
Man erreicht vor Ort die Spezialisten.<br />
Wir sind drei Juristen, die mit ihrem<br />
Wunsch, Arbeitnehmer zu unterstützen,<br />
vor Ort und ohne vorherige<br />
Terminabsprache greifbar sind und<br />
die Arbeitnehmer nicht nur in sozial-<br />
und arbeitsrechtlichen Belangen,<br />
sondern auch im Konsumentenschutzrecht<br />
beraten. Da geht es oft<br />
auch um sehr große Summen, etwa<br />
bei Gewährleistungsfragen bei Häusern<br />
und Wohnungen oder bei Kaufverträgen.<br />
Die Arbeitnehmer können<br />
für einen geringen Solidarbeitrag die<br />
Hilfe qualifizierter Juristen in Anspruch<br />
nehmen.<br />
ECHO: Macht sich bei den Beratungen<br />
eine Verschiebung hin zu Telefonat<br />
oder E-Mail bemerkbar?<br />
Comina: Ja. Vor allem die Anfragen<br />
via E-Mail nehmen zu. Das ist oft<br />
nicht so einfach, weil sich die Menschen<br />
auf eine scheinbar klare Frage<br />
eine schnelle, einfache Antwort erwarten.<br />
Das ist oft nicht möglich. Man<br />
muss bei Beratungen nachfragen, um<br />
sich ein möglichst vollständiges Bild<br />
von der Sachlage machen zu können.<br />
Das ist via E-Mail schwierig. Deshalb<br />
ist dann meist ein zusätzliches Telefonat<br />
oder – noch besser – ein persönliches<br />
Beratungsgespräch notwendig,<br />
um Klarheit zu schaffen. Im direkten,<br />
persönlichen Gespräch kann man den<br />
Dingen viel besser auf den Grund<br />
gehen. Diesen Kontakt kann – technologischer<br />
Fortschritt hin oder her<br />
– nichts ersetzen.<br />
„Im direkten, persönlichen<br />
Gespräch kann<br />
man den Dingen viel<br />
besser auf den Grund<br />
gehen.“<br />
<br />
Peter Comina,<br />
Leiter AK Bezirkskammer <strong>Landeck</strong><br />
Fotos: Kröll, AK Tirol<br />
26<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
ECHO: Die gesamte Arbeitswelt ist<br />
in den letzten zehn Jahren wesentlich<br />
schnelllebiger geworden. Macht sich<br />
das bei den Arbeitnehmern bemerkbar?<br />
Comina: Wir erleben es alle am<br />
eigenen Leib, dass unsere Zeit allgemein<br />
immer schneller wird. Das<br />
hat gewisse Vorteile, aber eben<br />
auch Nachteile. Die zunehmende<br />
Geschwindigkeit, die gesteigerte<br />
Aufmerksamkeit, die erhöhte Anforderung<br />
an Multi-Tasking bringt<br />
viele Menschen an die Grenzen ihrer<br />
Leistungsfähigkeit. Wir sehen an den<br />
Statistiken, dass die Burnout-Fälle<br />
steigen und auch die Pensionsantritte<br />
aus diesem Grund gegenüber den<br />
klassischen körperlichen Gebrechen<br />
zunehmen.<br />
ECHO: Ganz allgemein sind sogenannte<br />
All-in-Verträge im Vormarsch.<br />
Ist Derartiges auch im Bezirk <strong>Landeck</strong><br />
zu beobachten?<br />
Comina: Eine Flut an All-in-Verträgen<br />
ist nicht wahrnehmbar. Das<br />
hängt mit unserer Branchenstruktur<br />
zusammen. Im Gastgewerbe werden<br />
zwar viele Überstunden gemacht,<br />
aber nur äußerst selten im Rahmen<br />
von All-in-Verträgen, die generell eher<br />
Angestelltendienstverhältnisse und<br />
Positionen im mittleren und oberen<br />
Management betreffen.<br />
ECHO: Der Tourismus spielt in<br />
<strong>Landeck</strong> eine wichtige Rolle. Ist der<br />
Tourismus im Vergleich zu früher ein<br />
besserer Arbeitgeber geworden?<br />
Comina: Situationsbedingt glaube<br />
ich schon, dass sich im Tourismus<br />
manches verbessert hat. Das ist der<br />
Tatsache geschuldet, dass vor allem<br />
im Tourismus der Arbeitskräfte- und<br />
Nachwuchsmangel immer mehr<br />
„In der AK Bezirkskammer<br />
gibt es Beratung<br />
und Service vor Ort.<br />
Denn rasche Hilfe ist<br />
die beste Hilfe.“<br />
Erwin Zangerl,<br />
AK Tirol<br />
zum Tragen kommt. Mir hat kürzlich<br />
ein Unternehmer, der im Tourismus<br />
tätig ist, gesagt: „Unsere Führungsaufgaben<br />
im Tourismus haben sich<br />
dramatisch verändert. Während vor<br />
dreißig Jahren noch die Kundenakquise<br />
unsere Hauptaufgabe war, ist<br />
es jetzt die Mitarbeiterakquise und<br />
-bindung.“ Allein an dieser Aussage<br />
sieht man ganz deutlich, dass es bei<br />
einigen einen Bewusstseinswandel<br />
gegeben hat, ausgelöst durch die Situation,<br />
dass für viele Menschen die<br />
Arbeit im Tourismus über lange Jahre<br />
nicht das Erstrebenswerteste war.<br />
ECHO: Die Wirtschaft wünscht<br />
sich seit Jahren flexiblere Arbeitszeitregelungen.<br />
Ist das Arbeitsrecht<br />
zu unflexibel und ist eine Flexibilisierung<br />
möglich, die nicht primär zu<br />
Lasten der Arbeitnehmer geht?<br />
Comina: Es gibt schon sehr umfangreiche<br />
Regelungen in den Kollektivverträgen,<br />
um Arbeitszeiten<br />
flexibel zu gestalten. Diese Möglichkeiten<br />
sind, wie ich glaube, absolut<br />
ausreichend. Nur muss man sie auch<br />
im Detail kennen. Gewisse Flexibilisierungen<br />
sind auch mit einem<br />
Betriebsrat via Betriebsvereinbarung<br />
möglich. Will man diese Möglichkeiten<br />
nutzen, kann man ja einen Betriebsrat<br />
gründen.<br />
ECHO: Das wird nach wie vor nicht<br />
überall gern gesehen.<br />
Comina: So ist es. Wobei ich das<br />
nicht verstehe, weil der Betriebsrat<br />
per se nicht der Feind des Unternehmers<br />
ist, sondern ein Mittler zwischen<br />
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen.<br />
Das sollte eigentlich<br />
eine Partnerschaft mit dem Ziel sein,<br />
dass die Arbeitsplätze sicher und gut<br />
entlohnt sind und das Unternehmen<br />
floriert.<br />
ECHO: Gibt es im Zuge der Einführung<br />
des Pensionskontos eine<br />
Häufung negativer Aha-Erlebnisse,<br />
die mit der Wirtschaftsstruktur im<br />
Bezirk zusammenhängen?<br />
Comina: Man sieht am Pensionskonto<br />
die Auswirkungen von Teilzeitarbeit<br />
und strukturbedingt saisonaler<br />
Arbeitslosigkeit. Da gibt es mitunter<br />
negative Überraschungen.<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 27
top 50 LANDECK | interview<br />
ECHO: Für den Arbeitnehmer, der<br />
„stempeln“ geht, ist diese Zeit finanziell<br />
aufgrund der Transferleistung weniger<br />
schmerzhaft, als sie sich dann<br />
am Pensionskonto auswirkt?<br />
Comina: Das kann man so sagen.<br />
Arbeitnehmer, die im Zusammenhang<br />
mit pensionsrechtlichen Fragen<br />
zu uns kommen, wollen meist wissen,<br />
wann sie ihre Pension antreten können<br />
bzw. ob es die Möglichkeit gibt,<br />
früher in Pension zu gehen. Wir leisten<br />
dann Aufkärungsarbeit über die<br />
verschiedenen Pensionsmodelle.<br />
ECHO: „Karriere mit Lehre“, heißt<br />
es oft. Wie sehen Sie den Zustand<br />
der Lehre?<br />
Comina: Wir kennen die Fachkräfte-<br />
und Lehrlingsproblematik,<br />
die auch mit dem demografischen<br />
Wandel zu tun hat. Früher konnten<br />
die Unternehmen aus dem Vollen<br />
schöpfen und aus mehreren Anwärtern<br />
den besten aussuchen. Heute<br />
können sich die Lehrlinge ihren<br />
Lehrherren aussuchen. Ich würde<br />
mir wünschen, dass sich die jungen<br />
Menschen dieser neuen „Position<br />
der Stärke“ vermehrt bewusst sind.<br />
Sie sind die gesuchten Facharbeiter<br />
der Zukunft. Ich appelliere an die<br />
jungen Menschen, da ruhig etwas<br />
selbstbewusster zu sein.<br />
ECHO: Was beschäftigt die Lehrlinge<br />
in arbeitsrechtlicher Hinsicht?<br />
Comina: Überstunden sind ein<br />
wiederkehrendes Thema. Lehrlinge<br />
dürfen – mit wenigen Ausnahmen<br />
– grundsätzlich keine Überstunden<br />
leisten. Wenn Lehrlinge jedoch<br />
trotzdem Überstunden geleistet haben,<br />
gibt es leider Fälle, dass Unternehmen<br />
diese Überstunden nicht<br />
abgelten. Ich möchte noch auf etwas<br />
hinweisen, das in vielen Kollektivverträgen<br />
immer noch verankert ist:<br />
Überstundenansprüche von Lehrlingen,<br />
also Minderjährigen, können<br />
verfallen. Ein 15-Jähriger, der eigentlich<br />
keine Überstunden machen darf,<br />
kommt so in eine skurrile Situation.<br />
Er muss seinem Lehrherrn, der ihn<br />
rechtswidrig für Überstunden herangezogen<br />
und diese wiederum rechtswidrig<br />
nicht abgegolten hat, einen<br />
Brief schreiben, um seine Überstunden<br />
geltend zu machen. Denn ansonsten<br />
würden sie nach vier Monaten<br />
verfallen. Das macht keinen Sinn.<br />
Jede Branche sucht verzweifelt nach<br />
Lehrlingen, aber man lässt es zu, dass<br />
es solche Regelungen gibt. Die Frisöre<br />
haben es richtig gemacht. Dort<br />
steht im Kollektivvertrag ein ganz<br />
wichtiger Satz: „Verfallsfristen werden<br />
bis zur Volljährigkeit gehemmt.“<br />
Dieser Missstand ließe sich also mit<br />
einem kurzen Satz beheben. Warum<br />
das nicht branchenübergreifend<br />
gemacht wird, verstehe ich einfach<br />
nicht. Interview: Marian Kröll<br />
Setzen sich für die Belange der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Bezirk ein: die AK Kammerräte Stefan Scherl, Edith<br />
Stimpfl, Christian Matt und Reinhard Carpentari (v. li.).<br />
28<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
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Studium mit Fokus<br />
auf die alpine Tourismus-, Gesundheitsund<br />
Freizeitwirtschaft<br />
Im Studienjahr <strong>2017</strong>/18 starten über100 Studierende in <strong>Landeck</strong> das Studium.<br />
Das Studium Wirtschaft, Sportund<br />
Gesundheitstourismus<br />
setzt auch im vierten Jahr<br />
seines Bestehens seine positive Entwicklung<br />
fort. Die Studienleiter der<br />
universitären Ausbildung in <strong>Landeck</strong>,<br />
Univ.-Prof. Mag. Dr. Gottfried Tappeiner<br />
von der Universität Innsbruck und<br />
Priv.-Doz. Mag. Dr. Peter Heimerl von<br />
der Privatuniversität UMIT in Hall werden<br />
im Herbst <strong>2017</strong> wieder über 100<br />
Erstsemestrige begrüßen dürfen. Damit<br />
absolvieren in den drei Jahrgängen jetzt<br />
rund 220 Studierende in <strong>Landeck</strong> ihr<br />
Studium. Aufgrund der positiven Entwicklung<br />
des Studiums war es notwendig<br />
geworden, die räumlichen Kapazitäten<br />
entsprechend anzupassen. Eine<br />
diesbezügliche Erweiterung des Studienstandorts<br />
ist bereits abgeschlossen.<br />
Die Idee, mit diesem Studium eine<br />
hochqualifizierte, universitäre Ausbildung<br />
in einer der tourismusintensivsten<br />
Regionen Tirols zu etablieren,<br />
ist damit wieder ein Stück mehr zur<br />
Realität geworden. Interessant ist,<br />
dass sich das Studium inzwischen auch<br />
weit über die Region hinaus einen Namen<br />
gemacht hat. So stammen rund<br />
ein Drittel der Studierenden aus der<br />
westlichen Hälfte Tirols (inklusive Innsbruck),<br />
ein Drittel aus dem Rest Österreichs<br />
und inzwischen immerhin fast<br />
ein Drittel aus dem Ausland, überwiegend<br />
aus Deutschland.<br />
Enge Kooperation<br />
Drei Jahre nach Start des Studiums im<br />
Herbst 2014 können Tappeiner und<br />
Heimerl eine absolut positive Bilanz<br />
ziehen: „Ganz besonders freuen wir<br />
uns über den Umstand, dass regionale<br />
touristische Einrichtungen und Unternehmen<br />
von Anfang an die Gelegenheit<br />
nützen und gemeinsam mit den Studierenden<br />
Praxisprojekte erarbeiteten<br />
und jetzt auch durchführen. Auch die<br />
Zusammenarbeit mit der Stadt <strong>Landeck</strong><br />
und mit der Tourismuswirtschaft funktionierte<br />
von Anfang an bestens“, loben<br />
Tappeiner und Heimerl. „Die Lehrenden<br />
und Studierenden sind in <strong>Landeck</strong><br />
sehr gut aufgenommen worden.<br />
Die Stadt <strong>Landeck</strong> unter Bürgermeister<br />
Wolfgang Jörg unterstützt den Studiengang,<br />
wo immer es möglich ist. Die Gemeinde<br />
hat stets ein offenes Ohr für die<br />
Anliegen der Lehrenden und Studierenden“,<br />
sagen die Studienleiter.<br />
Auch die (Tourismus)Wirtschaft und die<br />
Verbände nicht nur im Bezirk <strong>Landeck</strong>,<br />
sondern auch in den benachbarten Bezirken,<br />
würden großes Interesse am<br />
Studium zeigen. Es konnten bereits<br />
im ersten Jahr einige sehr interessante<br />
Studienprojekte gemeinsam umgesetzt<br />
werden. Diese Kooperationen sollen<br />
jetzt kontinuierlich auf- und ausgebaut<br />
werden.<br />
Erste Absolventen<br />
Im heurigen Jahr werden die ersten<br />
Studierenden des Studiums Wirtschaft,<br />
Fotos: Umit
UMIT | PROMOTION<br />
Sport und Gesundheitstourismus ihr<br />
Studium abgeschlossen haben. Die<br />
Projektarbeiten, die bereits während<br />
des Studiums in Kleingruppen erarbeitet<br />
wurden, die Themen der Bachelorarbeiten,<br />
die sich mit wirtschafts-,<br />
sport- und gesundheitstouristischen<br />
Themen wissenschaftlich auseinandersetzen<br />
und die Praktika, die von den<br />
Studierenden in touristischen Einrichtungen<br />
und Tourismusunternehmen<br />
absolviert wurden, lassen erfreulicherweise<br />
darauf schließen, dass die<br />
Absolventen am Arbeitsmarkt gefragt<br />
sind. Diesen Schluss lässt auch eine<br />
Umfrage unter den Studierenden zum<br />
Thema Employability zu. Laut selbiger<br />
haben 40 Prozent der Studierenden<br />
bereits konkrete Berufsaussichten in<br />
Unternehmen, weitere 24 Prozent<br />
haben bereits erste Kontakte mit der<br />
Wirtschaft geknüpft.<br />
Zudem liegt die Drop-out-Quote,<br />
also die Zahl jener, die ihr Studium<br />
abbrechen, klar unter vergleichbaren<br />
Studienrichtungen. Eine Studierendenbefragung<br />
vom April <strong>2017</strong> hat zudem<br />
ergeben, dass zwei Drittel der Studierenden<br />
sich wieder für dieses Studium<br />
entscheiden würden.<br />
KlarE Mission<br />
Mit der Mission „Wir generieren und<br />
vermitteln Wissen über die Gesundheits-<br />
und Sporttourismuswirtschaft in<br />
Form von Forschung, akademischer<br />
Lehre und Projekten“ wird das Bachelorstudium<br />
Wirtschaft, Gesundheits-<br />
und Sporttourismus seit Herbst<br />
2014 in <strong>Landeck</strong> in Form eines Joint<br />
Degree Programme gemeinsam von<br />
der UMIT und der Leopold-Franzens-<br />
Universität Innsbruck durchgeführt.<br />
Das bedeutet, dass Absolventinnen<br />
und Absolventen dieses Programms<br />
von beiden Universitäten graduiert<br />
werden.<br />
Das Studium verknüpft eine grundlegende<br />
wirtschaftswissenschaftliche<br />
Ausbildung (v. a. in Betriebswirtschaft<br />
und Unternehmensführung, Volkswirtschaft<br />
und Regionalentwicklung, Recht)<br />
mit aktuellen gesundheits-, tourismusund<br />
sportwissenschaftlichen Themengebieten.<br />
Es stellt somit die berufsqualifi<br />
zierende Basis eines universitären<br />
Ausbildungswegs vom Bachelor über<br />
den Master bis hin zum Doktorat dar.<br />
HErvorragEnDE<br />
vErnEtZUng<br />
Als Studienstandort bietet <strong>Landeck</strong> mit<br />
seiner Lage mitten im touristischen<br />
Geschehen eine hervorragende Vernetzung<br />
in der touristischen Praxis.<br />
Praktika bzw. Projekte sind integrale<br />
Bestandteile des Programms. Sie sind<br />
ein Instrument zum Transfer des Gelernten<br />
in die Unternehmen. Dabei<br />
wird Wert darauf gelegt, stets theoriegeleitet<br />
am Stand der Forschung und<br />
methodisch fundiert vorzugehen.<br />
Die Absolventen des Studiums<br />
werden dazu qualifi ziert, komplexe<br />
Aufgabenstellungen der Unternehmensführung<br />
und der Regionalentwicklung<br />
einer innovativen Lösung<br />
zuzuführen. Sie sind auch in der Lage,<br />
unternehmerische und regionalpolitische<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Besonderes Augenmerk wird<br />
auf die Entwicklung innovativer und<br />
nachhaltiger Konzeptionen für den<br />
alpinen Gesundheits- und Sporttourismus<br />
gelegt.<br />
Mögliche Berufsfelder für die Absolventen<br />
liegen in der Hotellerie<br />
und Seilbahnbranche, bei Fitness- und<br />
Wellnessunternehmen sowie Eventagenturen,<br />
bei Beratungsunternehmen<br />
im Tourismusbereich und bei<br />
den Tourismusverbänden und Regionalentwicklungsinstitutionen.<br />
Bezahlte Anzeige
top 50 landeck | interview<br />
Fachliche Augenhöhe<br />
Rechtsanwalt. Herbert Schöpf ist Experte für Vergaberecht. Er führt aus,<br />
was das Bestbieterprinzip leisten kann und worauf es bei der Ausschreibung<br />
ankommt. Die Raumordnung sieht er in Gemeindehänden gut aufgehoben.<br />
ECHO: Sie sind einer der führenden<br />
Vergaberechtsexperten in Tirol.<br />
Ab welchen Schwellenwerten ist eine<br />
Ausschreibung notwendig, wann<br />
muss international ausgeschrieben<br />
werden?<br />
Herbert Schöpf: Bei der Berechnung<br />
von Schwellenwerten<br />
ist primär zwischen öffentlichen<br />
Ausschreibungen im sogenannten<br />
„klassischen Bereich“ und im „Sektorenbereich“<br />
– Beschaffung in den<br />
Bereichen Verkehr, Energie, Wasser<br />
und Post – zu unterscheiden. Die<br />
EU-Kommission hat im klassischen<br />
Bereich die Schwellenwerte für Bauaufträge<br />
und Baukonzessionsverträge<br />
mit 5.225.000 Euro und für<br />
Liefer- und Dienstleistungsaufträge<br />
mit 209.000 Euro festgelegt. Diese<br />
Schwellenwerte gelten bis Ende<br />
<strong>2017</strong> und sind Ausschreibungen,<br />
die über diesen Schwellenwerten<br />
liegen, europaweit bekannt zu machen.<br />
ECHO: Mit der Vergaberechtsnovelle<br />
wird das Bestbieterprinzip etabliert.<br />
Was kann dieses gegenüber<br />
dem Billigstbieterprinzip leisten?<br />
Schöpf: Beim Billigstbieterprinzip<br />
ist das einzige Zuschlagskriterium<br />
für die Wahl des Angebots<br />
der niedrigste Preis. Beim Bestbieterprinzip<br />
erhält das technisch und<br />
wirtschaftlich günstigste Angebot<br />
den Zuschlag. Vor allem bei öffentlichen<br />
Bauausschreiben treten<br />
bei Billigstbieterausschreibungen<br />
häufig Missstände wie Scheinfirmen,<br />
Lohn- und Sozialdumping,<br />
Kettenbeauftragungen und ein oft<br />
ruinöser Preiskampf auf. In den<br />
Gesetzesmaterialien werden als<br />
Zuschlagskriterien für das Bestbieterprinzip<br />
neben dem Preis exemplarisch<br />
aufgezählt: Qualität,<br />
technischer Wert, Ästhetik, Zweckmäßigkeit,<br />
Umwelteigenschaften,<br />
Betriebskosten, Rentabilität, Kundendienst<br />
und technische Hilfe,<br />
Lieferzeitpunkt und Lieferungsbzw.<br />
Ausführungsfrist. Bei Bestbieterausschreibungen<br />
können auch<br />
umwelt- und sozialpolitische Belange<br />
– sogenannte vergabefremde<br />
Zuschlagskriterien – berücksichtigt<br />
werden. Durch ökologische Zuschlagskriterien<br />
soll dem im Vergaberecht<br />
allgemein verankerten<br />
Grundsatz der Umweltgerechtheit<br />
der Leistung Rechnung getragen<br />
werden. Durch sozialpolitische Zuschlagskriterien<br />
soll insbesondere<br />
auf die Beschäftigung von Frauen,<br />
von Personen im Ausbildungsverhältnis,<br />
von Langzeitarbeitslosen,<br />
von Behinderten und älteren Arbeitnehmern<br />
Bedacht genommen<br />
werden.<br />
Fotos: Kröll<br />
32 ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
ECHO: Wie kann man auf dem<br />
Weg des Bestbieterprinzips lokale<br />
Wertschöpfung forcieren?<br />
Schöpf: Durch die Festlegung entsprechender<br />
Qualitätskriterien, die<br />
durch „Lohn- und Sozialdumper“<br />
nicht erfüllt werden können oder<br />
durch Kriterien, die die Technologieführerschaft<br />
stärker gewichten,<br />
können Aufträge europarechtskonform,<br />
aber dennoch lokal verstärkt<br />
vergeben werden. Lokale Präferenzen<br />
können auch durch ökologische<br />
Kriterien, beispielsweise<br />
durch höhere Gewichtung kürzerer<br />
Transportstrecken, stärker berücksichtigt<br />
werden.<br />
ECHO: Kann man mit einer guten<br />
qualitativen Ausschreibung die<br />
meist massiven Baukostenüberschreitungen<br />
eindämmen, die bei<br />
öffentlichen Aufträgen an der Tagesordnung<br />
zu stehen scheinen?<br />
Schöpf: Unvorhersehbare Kostenüberschreitungen<br />
sollte es im<br />
Zuge einer Auftragsabwicklung<br />
überhaupt nicht geben. Allfällige<br />
Nachträge dürften sich auch nur in<br />
den vorab einkalkulierten Reserven<br />
bewegen. Bei Planungsleistungen<br />
gibt es ÖNORM-definierte Schätzungsgenauigkeiten.<br />
Wesentlich<br />
ist, dass der Auftraggeber seine<br />
Ausschreibung von Anfang an klar<br />
strukturiert und Angebote einer<br />
fachkundigen Plausibilitätsprüfung<br />
unterzieht. Abhängig vom<br />
Ausschreibungsgegenstand kann<br />
der Auftraggeber auch eine verbindliche<br />
Kostenobergrenze oder<br />
einen Pauschalfestpreis festlegen.<br />
Wesentlich ist, dass sich der Auftraggeber<br />
bereits bei der Vergabe<br />
auf fachlicher Augenhöhe der Bieter<br />
bewegt.<br />
ECHO: Besteht die Gefahr, dass<br />
„Beim Bestbieterprinzip<br />
erhält das technisch und<br />
wirtschaftlich günstigste<br />
Angebot den Zuschlag.“<br />
Herbert Schöpf,<br />
Rechtsanwalt<br />
Qualitätskriterien nur alibimäßig<br />
formuliert werden?<br />
Schöpf: Der Ermessensspielraum<br />
des Auftraggebers bei der Festlegung<br />
der Gewichtung ist nur insofern<br />
beschränkt, als die Zuschlagskriterien<br />
in Verbindung mit ihrer<br />
Gewichtung eine eindeutige und<br />
nachvollziehbare Ermittlung des<br />
wirtschaftlich günstigsten Angebots<br />
ermöglichen müssen. Beim Bestbieterprinzip<br />
müssen die Zuschlagskriterien<br />
im Verhältnis zueinander so<br />
gewichtet sein, dass die Besser- oder<br />
Schlechter-Erfüllung der einzelnen<br />
Kriterien einen realistischen Einfluss<br />
auf die Bestbieterermittlung<br />
haben kann. Die Rechtsprechung<br />
sieht z. B. bei einer Gewichtung<br />
des Preises mit 98 Prozent allein<br />
den Preis für die Ermittlung des<br />
Zuschlags ausschlaggebend, sodass<br />
dadurch das Bestbieterprinzip verletzt<br />
wird.<br />
ECHO: Ich würde gern einen Exkurs<br />
in die Raumordnung machen,<br />
eine umstrittene Materie. Ist die<br />
Raumordnungskompetenz bei Gemeinderäten<br />
und Bürgermeistern in<br />
den richtigen Händen?<br />
Schöpf: Raumordnungsrechtliche<br />
Belange wie z. B. die Flächenwidmung<br />
sind eine Kernkompetenz<br />
der Gemeinde. Die Gemeinde<br />
weiß selbst am besten, wie sich ihr<br />
Ort entwickeln soll. Wesentlich ist<br />
jedoch, dass die Entscheidungen<br />
der Gemeinde fachlich fundiert und<br />
sachlich nachvollziehbar sind.<br />
ECHO: Welche rechtlichen Konsequenzen<br />
kann es für Bürgermeister<br />
und Gemeinderäte geben, die<br />
diese Kompetenzen zu ihrem persönlichen<br />
Vorteil ausnutzen?<br />
Schöpf: Bürgermeister und Mitglieder<br />
eines Gemeinderats sind<br />
Beamte im strafrechtlichen Sinn.<br />
So kann z. B. der Beschluss eines<br />
Bebauungsplans den Missbrauch<br />
der Amtsgewalt erfüllen. Wenn jemand<br />
seine rechtlich eingeräumte<br />
Verfügungsmacht wissentlich missbraucht<br />
und dadurch ein Vermögensnachteil<br />
zugefügt wird bzw. der<br />
Täter sich einen Vermögensvorteil<br />
zuwendet, begeht er den Tatbestand<br />
der Untreue. So kann z. B. die<br />
Mitwirkung des Bürgermeisters an<br />
der Beschlussfassung des Kollegialorgans<br />
Gemeinderat über seinen<br />
eigenen Antrag rechtlich einen<br />
Befugnismissbrauch im Sinne des<br />
Strafgesetzbuchs darstellen.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong><br />
33
top 50 LANDECK | interview<br />
Lösungsorientierung<br />
Geld. Raiffeisenbank-Oberland-Vorstand Roger Klimek betont die Chancen,<br />
die der Strukturwandel im Bankensektor mit sich bringt und warum<br />
das Prinzip „the winner takes it all“ dort nicht gilt.<br />
ECHO: Für die Banken wird es nicht<br />
zuletzt aufgrund der Zinslandschaft<br />
und des engeren regulatorischen<br />
Korsetts immer schwieriger, etwas zu<br />
verdienen. Womit kann man als Regionalbank<br />
noch Geld verdienen?<br />
Roger Klimek: Die Eigenkapitalvorschriften,<br />
die sukzessive erhöht<br />
werden, hatten ihren Ursprung in der<br />
Finanzkrise 2008. Diese Vorschriften<br />
sind meines Erachtens zu Recht so gestaltet<br />
worden, weil ich es nicht richtig<br />
finde, dass ein Unternehmen – in diesem<br />
Fall Banken – vom Steuerzahler<br />
gerettet werden muss, wie dies im<br />
Zuge der Finanzkrise, Stichwort „too<br />
big to fail“, geschehen ist. Diese Eigenkapitalerhöhungen<br />
verursachen allein<br />
schon entsprechende Kosten. Hinzu<br />
kommt, dass Banken manchmal die<br />
ihnen anvertrauten Gelder nicht als<br />
Kredite am Markt vergeben können,<br />
bei der Einlage dieser Gelder bei der<br />
EZB dann einen Negativzins von<br />
minus 0,4 Prozent bezahlen müssen.<br />
Das beeinflusst die Erträge bei Banken<br />
ebenfalls negativ. Sollten Banken<br />
jedoch in einem Markt tätig sein, der<br />
Kredite benötigt, dann ist zu beobachten,<br />
dass bei Finanzierungen ein harter<br />
Wettbewerb zwischen den Banken<br />
besteht. Das äußert sich oft durch<br />
Konditionen, welche betriebswirtschaftlich<br />
für eine Bank nicht mehr zu<br />
rechtfertigen sind. Es hat eine marktbereinigende<br />
Wirkung, wenn zu viele<br />
Banken und Finanzdienstleister bei<br />
kleiner werdenden Erträgen um die<br />
gleiche Anzahl von Kunden kämpfen.<br />
ECHO: Ein marktbereinigender<br />
Prozess ist seit geraumer Zeit in<br />
Gang, Österreich gilt – vor allem<br />
im Vergleich mit Skandinavien –<br />
hinsichtlich der Bankstellendichte<br />
nach wie vor als „overbanked“. Es<br />
gibt zu viele Banken mit zu vielen<br />
Filialen.<br />
„Im europäischen Vergleich<br />
ist Österreich<br />
nach wie vor overbanked.“<br />
<br />
Roger Klimek,<br />
Vorstand Raiffeisenbank Oberland<br />
Foto: Kröll<br />
34<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
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Klimek: Im europäischen Vergleich<br />
ist Österreich nach wie vor overbanked.<br />
Man darf beim Blick auf die<br />
skandinavischen Länder aber die<br />
dortigen Verhältnisse, sprich Zersiedelung<br />
und große Distanzen, nicht<br />
außer Acht lassen. Wenn ich hundert<br />
Kilometer zur nächsten Bankfiliale<br />
fahren muss, dann wird Electronic<br />
Banking zur Selbstverständlichkeit.<br />
Deshalb sind die Menschen in diesen<br />
Ländern in der Regel technologieaffiner.<br />
In Tirol ist die Situation<br />
derzeit so, dass man zum nächsten<br />
Bankomaten meist weniger weit gehen<br />
muss als zum nächsten Wirtshaus.<br />
Im Bezirk <strong>Landeck</strong> gibt es insgesamt<br />
immer noch ca. 45 Standorte<br />
inklusive SB-Bankstellen und Bankomaten.<br />
Raiffeisen selbst hat allein 23.<br />
ECHO: Man muss den Realitäten<br />
ins Auge sehen. Wohin geht die Reise<br />
beim Filialnetz?<br />
Klimek: Wir beobachten, dass<br />
immer weniger Menschen zu uns<br />
„Die Digital Natives<br />
verstehen teils gar nicht<br />
mehr, was sie in einer<br />
Bankstelle überhaupt<br />
machen sollen.“<br />
in die Bankstellen kommen. Das<br />
ist ein Zeichen der Veränderung,<br />
eine Botschaft unserer Kunden, die<br />
bequemere, technologiegetriebene<br />
Wege nützen, um unsere Dienstleistungen<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
Das heißt für uns, dass es eine sukzessive<br />
abnehmende Zahl an Menschen<br />
gibt, die für Tagesgeschäftsfälle<br />
unsere Bankstellen brauchen. Bei<br />
Kreditvergaben ist das anders. Da<br />
wird nach wie vor der persönliche<br />
Kontakt gesucht. Darüber redet<br />
man nach wie vor von Mensch zu<br />
Mensch. Wo diese Entwicklung hinführt?<br />
Rund ein Drittel unserer Kunden<br />
nutzen die Bankstellen noch in<br />
einer gewissen Regelmäßigkeit. Die<br />
sogenannten Digital Natives verstehen<br />
teils gar nicht mehr, was sie in<br />
einer Bankstelle überhaupt machen<br />
sollen. Die Herausforderung ist, wie<br />
wir den Fokus zur Mehrzahl unserer<br />
Kunden verschieben, ohne dabei<br />
Grundversorgungsproblematiken<br />
für die dreißig Prozent zu erzeugen.<br />
Das ist eine Herausforderung.<br />
ECHO: Banken bewerben natürlich<br />
den notwendigen Strukturwandel<br />
nicht, weil er unpopulär ist.<br />
Klimek: Mich stört, dass, wenn von<br />
Strukturwandel geredet wird, immer<br />
nur das Negative gesehen wird.<br />
Wir sehen die Einschränkung von<br />
Öffnungszeiten, das Schließen oder<br />
Umfunktionieren von Bankstellen<br />
zur SB-Bankstelle, wir sehen aber<br />
nie, dass es die Chance gibt, dass gut<br />
ausgebildete Mitarbeiter im Telefonservice<br />
über die traditionellen Öffnungszeiten<br />
hinaus erreichbar sind,<br />
wenn der Kunde ein Problem hat.<br />
Wir sehen nie, dass, wenn zu Hause<br />
ein Problem auftaucht, sich via Live-<br />
Chat ein direkter Kontakt zum Bankberater<br />
herstellen lässt. Das heißt,<br />
dass man von einem Menschen eine<br />
Antwort bekommt und nicht von<br />
einem Roboter. Wir sehen die Chancen<br />
des Strukturwandels nicht. Dabei<br />
ermöglicht er es uns, die Ressourcen<br />
unserer Mitarbeiter auf andere Bereiche<br />
zu konzentrieren. Die Veränderung<br />
kommt, ob wir es wollen<br />
oder nicht. Es geht jetzt darum, ob<br />
wir diese Veränderung gestalten und<br />
die Chancen nutzen wollen. Das gilt<br />
übrigens in der Digitalisierung allgemein,<br />
die oft nur problemfokussiert<br />
statt lösungsorientiert diskutiert wird.<br />
ECHO: Die Wirtschaft zieht wieder<br />
an, was die Fachkräfteproblematik<br />
allgemein noch verschärft. Ist es auch<br />
Fotos: Kröll<br />
36<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
„Obwohl sich die heimische<br />
Bankenlandschaft<br />
redimensioniert,<br />
dürstet sie nach guten,<br />
veränderungswilligen<br />
Mitarbeitern.“<br />
im Bankensektor schwierig, ausreichend<br />
gute Leute zu finden?<br />
Klimek: Die einfache Schlussfolgerung<br />
daraus, dass das Land<br />
overbanked ist, würde einen dazu<br />
verleiten, die Frage zu verneinen.<br />
Die Banker, die derzeit einen Job<br />
suchen, gehen in der Regel nicht<br />
mehr in eine Bank. Wer denkt,<br />
dass Banken sich ihre Mitarbeiter<br />
aus einem ganzen Pool nur auszuwählen<br />
brauchen, liegt falsch. Die<br />
verfügbaren Arbeitskräfte mit Bankenhintergrund<br />
haben in der Regel<br />
eine lange Zeit hinter sich, in der es<br />
kaum Veränderung gegeben hat. Es<br />
gibt einen Arbeitnehmermarkt, so<br />
dass es trotz des laufenden Veränderungsprozesses<br />
gute Einstiegsmöglichkeiten<br />
gibt. Obwohl sich die<br />
heimische Bankenlandschaft redimensioniert,<br />
dürstet sie nach guten,<br />
veränderungswilligen Mitarbeitern.<br />
Der Bankensektor wird noch einige<br />
disruptive Momente erleben, die uns<br />
dazu zwingen, die Geschwindigkeit<br />
der Veränderung zu erhöhen.<br />
ECHO: Zählen die sogenannten<br />
Fintechs, die in Bereiche vorstoßen,<br />
die klassische Banken bisher nicht<br />
bedient haben, zu den Treibern dieser<br />
Veränderungen?<br />
Klimek: Die Fintechs treiben die<br />
Banken seit einigen Jahren vor sich<br />
her. Das ist ein Thema. In Wien gibt<br />
es die ersten Fintech-Center, wo sich<br />
traditionelle Banken mit Fintechs in<br />
ein Gebäude setzen und die Gemeinsamkeit<br />
suchen. Warum? Fintechs<br />
können prinzipiell tolle Leistungen<br />
bieten, sobald sie aber eine Banklizenz<br />
haben, war‘s das aber auch<br />
schon. Denn ab diesem Zeitpunkt<br />
greifen sämtliche Regulatorien, denen<br />
Banken nun einmal unterworfen<br />
sind. Da werden Eigenkapitalerfordernisse<br />
nach oben geschraubt und<br />
Haftungsfragen tauchen auf. Das<br />
merkt man schon daran, dass diese<br />
Fintechs, die zu Banken geworden<br />
sind, demütiger sind als noch vor<br />
Kurzem. „The winner takes it all“ gilt<br />
im Bankenbereich nicht, weil dieses<br />
Geschäft viel zu komplex und vielfältig<br />
ist. Fintechs haben den Kopf frei<br />
und zeigen, welche Möglichkeiten<br />
es gibt. Den Spagat, den Banken bewältigen<br />
müssen, schaffen sie aber<br />
nicht. Deshalb kommt es verstärkt<br />
zu symbiotischen Beziehungen zwischen<br />
Banken und Fintechs. Wir entwickeln<br />
unsere digitale Regionalbank<br />
als modulares Electronic Banking<br />
so, dass man von zu Hause aus den<br />
Bankmitarbeiter bei Bedarf hinzuziehen<br />
kann. Da kann es vorkommen,<br />
dass weder Kunde noch Banker<br />
physisch in der Bank sind. Ich sag‘<br />
es Ihnen, wie es ist: Vielleicht sitze<br />
auch ich daheim. Trotzdem werden<br />
Sie diese Bankdienstleistung als vollwertig<br />
empfinden. Fintechs helfen<br />
uns dabei, diese Entwicklung voranzutreiben,<br />
weil sie einen breiteren<br />
Horizont haben und nicht zu jedem<br />
Zeitpunkt die rechtlichen und regulatorischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
mitdenken müssen. In der Symbiose<br />
Bank/Fintech entstehen tolle Dinge.<br />
ECHO: Es gibt ein weitreichendes<br />
OGH-Urteil, nach dem Banken negative<br />
Zinsen an die Kunden weitergeben<br />
müssen. Wie gehen Sie mit<br />
diesem Urteil um?<br />
Klimek: Wir haben uns alle Kunden<br />
angesehen, die von diesem Urteil<br />
betroffen sein können. Mit all diesen<br />
Kunden werden wir bis Ende des Jahres<br />
ein persönliches Gespräch führen<br />
und dort, wo etwas zu refundieren ist,<br />
natürlich refundieren.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 37
top 50 landeck | interview<br />
Von Perlen & Diamanten<br />
Wirtschaft. Juwelier Martin Winkler ist in der Maisengasse und der Malserstraße<br />
mehrfach vertreten und auch in Serfaus aktiv. Winkler erklärt, was<br />
den besonderen Reiz des Schönen und Wertvollen ausmacht.<br />
ECHO: Sie sind als Juwelier und<br />
Uhrmacher in der Malserstraße mit<br />
mehreren Geschäften vertreten. Man<br />
hat sich in der Vergangenheit um die<br />
Attraktivierung der Straße bemüht.<br />
Tragen diese Bemühungen Früchte?<br />
Martin Winkler: Derzeit sieht es<br />
so aus, also ob die Malserstraße 2018<br />
zur Begegnungszone wird. Eine solche<br />
wäre zweifellos eine Aufwertung<br />
für die Stadt. Eine Begegnungszone<br />
halte ich aufgrund der Verkehrssituation<br />
auch für zielführender als eine<br />
reine Fußgängerzone.<br />
ECHO: Worauf Sind Sie geschäftlich<br />
spezialisiert?<br />
Winkler: In unserem Hauptgeschäft<br />
spezialisieren wir uns auf Uhren,<br />
Schmuck mit Brillanten, Perlen und<br />
Trauringe. Allein für Letztere steht<br />
uns eine Fläche von etwa 100 Quadratmetern<br />
exklusiv zur Verfügung.<br />
<br />
ECHO: Warum Perlen?<br />
Winkler: Ich habe mir vor etwa<br />
zwei Jahren mit meiner Frau die Südsee<br />
angeschaut. Wir haben im Zuge<br />
dessen Perlenfarmen besucht, um<br />
uns ein Bild zu machen, wo die Perlen<br />
herkommen und worauf es bei der<br />
Qualität und Nachhaltigkeit wirklich<br />
ankommt. Seitdem sehe ich die Perle<br />
mit völlig anderen Augen.<br />
ECHO: Was macht den Reiz der<br />
Perle aus?<br />
Winkler: Die Faszination der Perle<br />
liegt in ihrer Beschaffenheit, ihrer<br />
„Wir haben uns in der Südsee angesehen, wo die<br />
Perlen herkommen und worauf es bei Qualität und<br />
Nachhaltigkeit wirklich ankommt.“ <br />
<br />
<br />
Oberfläche, die unterschiedliche<br />
Merkmale wie Spots oder Circles aufweisen<br />
kann, ihrer unterschiedlichen<br />
Farbgebung, ihrem Lüster, also der<br />
Fähigkeit, Licht zu reflektieren und<br />
Martin Winkler,<br />
Juwelier und Uhrmacher<br />
dadurch zu schimmern und zu glänzen.<br />
Mit der Perle bringt die Auster<br />
etwas hervor, das überhaupt nicht<br />
mehr bearbeitet wird. Das Produkt<br />
entsteht in der Auster und wird zum<br />
Foto: Kröll<br />
38<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
Schmuckstück weiterverarbeitet. Das<br />
ist doch faszinierend und schön!<br />
ECHO: Hat die Nachfrage nach<br />
Perlen zugenommen?<br />
Winkler: Sie ist im Grunde genommen<br />
konstant, aber das Sortiment ist<br />
jetzt wesentlich breiter. Früher gab es<br />
nur die weiße Akoya-Perle. Jetzt kommen<br />
verstärkt Südseeperlen auf den<br />
Markt, die ein breites Farbspektrum,<br />
von Tiefgrün über Braun-Bronze<br />
bis hin zu metallischem Blau und<br />
warmen Auberginetönen, abdecken.<br />
Dadurch ist die Perle als Schmuck<br />
wesentlich vielseitiger geworden und<br />
das Zielpublikum größer.<br />
ECHO: Was kann Schmuck als<br />
Wertanlage?<br />
Winkler: Schmuck als Wertanlage<br />
ist ein großes Thema. Abseits der<br />
Wertstabilität der Materialien, wie<br />
Gold, Silber, Platin, Diamant und<br />
eben auch der Perle, kommt noch<br />
der Gebrauchswert als Schmuck<br />
dazu. Allgemein gesprochen, hält<br />
Schmuck seinen Wert. <br />
ECHO: Als einer von wenigen Juwelieren<br />
in Westösterreich sind Sie<br />
auch auf Diamanten spezialisiert. Wie<br />
ist es dazu gekommen?<br />
Winkler: Mein Sohn Gabriel ist studierter<br />
Betriebswirt und hat anschließend<br />
in London die Ausbildung zum<br />
zertifizierten GIA-Diamantgutachter<br />
absolviert. Es ist für uns im Tiroler<br />
Oberland sehr positiv, wenn wir die<br />
Kompetenz im Haus haben, um<br />
qualifizierte Auskünfte zu Diamanten<br />
und deren Echtheit erteilen zu<br />
können. Das macht sich für uns auch<br />
beim Einkauf bezahlt. Wir kaufen<br />
weltweit ausschließlich von zertifizierten<br />
Händlern, um ausschließen<br />
zu können, dass sogenannte Blutdiamanten<br />
dabei sind. Wir bieten<br />
durch unser Diamant-Know-how<br />
unseren Kunden die hundertprozentige<br />
Sicherheit, dass nur gute Qualitäten<br />
von uns verarbeitet werden.<br />
Mittlerweile wird nämlich sehr viel<br />
minderwertige Qualität angeboten.<br />
Zu den sogenannten 4 Cs, den<br />
Kriterien Carat (Gewicht), Clarity<br />
(Reinheit), Color (Farbe) und Cut<br />
(Schliff ) kommt noch das fünfte C<br />
als Qualitätsmerkmal dazu, nämlich<br />
Confidence, das für Vertrauen in den<br />
Händler steht. Das ist ein zunehmend<br />
wichtiges Thema.<br />
ECHO: Ist der Absatz von Diamantschmuck<br />
klassischen Konjunkturzyklen<br />
unterworfen?<br />
Winkler: Nein. Da gilt nach wie vor:<br />
„Diamonds are a girl‘s best riend.“ Diamanten<br />
sind zeitlos und erfreuen<br />
sich auch bei Jubiläumsgeschenken<br />
oder runden Geburtstagen großer<br />
Beliebtheit. Das sind Präsente von<br />
bleibendem Wert, sowohl reell als<br />
auch ideell. Außerdem können wir<br />
in unserer Werkstätte alte Schmuckstücke,<br />
deren Design nicht mehr gefällt<br />
oder nicht mehr zeitgemäß ist,<br />
in ein neues Design umarbeiten. Der<br />
Kunde hat so binnen kurzer Zeit ein<br />
Trendschmuckstück.<br />
ECHO: Wie hat sich das Handwerk<br />
seit Ihrer Lehrzeit verändert?<br />
Winkler: Ich habe 1980 bei einem<br />
Goldschmied gelernt. Das rein<br />
„Wir sind seit 1976 auch<br />
in Serfaus. Unsere ausländischen<br />
Kunden sind<br />
begeistert.“<br />
Handwerkliche hat sich nicht so sehr<br />
verändert. Allerdings hat auch in unserem<br />
Handwerk die Digitalisierung,<br />
etwa in Form dreidimensionaler Visualisierungsmöglichkeiten,<br />
Einzug<br />
gehalten. Außerdem verwenden wir<br />
CAD-Programme zum Designen,<br />
um dem Kunden marktgerechte<br />
Preise bieten zu können. Die Fertigung<br />
selbst ist aber nach wie vor<br />
Handwerk.<br />
ECHO: Sie sind auch in Serfaus<br />
geschäftlich tätig. Welche Rolle spielt<br />
der Tourismus für Sie?<br />
Winkler: Wir sind seit 1976 mit<br />
einem Geschäft in Serfaus vertreten,<br />
das nur in den Saisonen geöffnet<br />
ist. Unsere Kunden schätzen unsere<br />
handwerkliche Qualität und Konkurrenzfähigkeit.<br />
Auch wenn die Gäste<br />
vielleicht nur für eine Woche in Serfaus<br />
sind, können wir alle Schmuckstücke<br />
auch ins Ausland versenden.<br />
Unsere ausländischen Kunden sind<br />
hellauf begeistert. Das macht uns<br />
stolz.<br />
ECHO: Zurück nach <strong>Landeck</strong>. Ein<br />
hauptberuflicher Citymanager ist ein<br />
langjähriger Wunsch der Kaufmannschaft.<br />
Wie sieht es damit aus?<br />
Winkler: Das steht derzeit nicht<br />
mehr zur Diskussion. Die Stadtgemeinde<br />
hat diese Pläne auf Eis gelegt.<br />
Das dürfte finanzielle Gründe haben,<br />
obwohl eine Stadt wie <strong>Landeck</strong> ohne<br />
jeden Zweifel Bedarf für professionelles<br />
Citymanagement hat.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 39
Mehr als<br />
ein Krankenhaus<br />
200.000 Menschen<br />
pro Jahr<br />
Jährlich versorgt das Krankenhaus St.<br />
Vinzenz Zams rund 200.000 Menschen.<br />
Gut die Hälfte davon sind<br />
Besucherinnen und Besucher der<br />
zahlreichen Tourismusdestinationen<br />
im Tiroler Oberland. Damit übernimmt<br />
das Krankenhaus nicht nur eine<br />
zentrale Rolle bei der medizinischen<br />
Versorgung der Menschen aus der<br />
Region, sondern ist auch eine wichtige<br />
Stütze der touristischen Infrastruktur.<br />
Ausbildung als<br />
Schlüssel zum Erfolg<br />
Mit dem St. Vinzenz Bildungszentrum<br />
verfügt das Krankenhaus darüber hinaus<br />
über eine der modernsten Ausbildungsstätten<br />
für Gesundheitsberufe<br />
Österreichs und bietet zahlreiche<br />
attraktive Aus- und Fortbildungsangebote.<br />
Neben dem breiten Spektrum<br />
im Bereich der Pflegeausbildung bieten<br />
Experten im Rahmen der Vortragsreihe<br />
„Gesundheit im Zentrum“ spannende<br />
Einblicke in das Thema Gesundheitsvorsorge<br />
und -pflege für alle Interessierten.<br />
Ein einzigartiges Angebot, von<br />
dem die ganze Region profitiert. Aus<br />
der engen Zusammenarbeit zwischen<br />
Bildungszentrum und Krankenhaus ergibt<br />
sich für die Pflegeschülerinnen und<br />
-schüler ein ganz besonderer Vorteil:<br />
Jobsicherheit. Wer in Zams die Ausbildung<br />
im Pflegebereich absolviert, kann<br />
mit einem fixen Arbeitsplatz rechnen.<br />
Eine – auf dem heutigen Arbeitsmarkt –<br />
einzigartige Möglichkeit, die zahlreiche<br />
Karrierechancen in der Region eröffnet<br />
und gerade jungen Menschen die nötige<br />
Sicherheit zum Aufbau einer eigenständigen<br />
Existenz bietet. Mit jährlich<br />
Mehr als 800 Mitarbeiter<br />
Mit über 800 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern zählt das Krankenhaus<br />
außerdem zu den größten Arbeitgebern<br />
in den Bezirken Imst und <strong>Landeck</strong>.<br />
Neben den 669 Menschen aus<br />
dem medizinischen Bereich, bestehend<br />
aus Ärzten und Pflegepersonal,<br />
arbeiten im Krankenhaus Zams 95<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
in der Verwaltung, 5 in der Logistik,<br />
6 im Personalwesen, 6 in der<br />
IT-Abteilung und 6 in der betrieblichen<br />
Kinderbetreuung. Dazu kommt<br />
die eigene Service GmbH, die mit 35<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für<br />
das leibliche Wohl der Krankenhausbediensteten<br />
und der Patienten sorgt.<br />
Neue Psychiatrie in Zams<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr. Martin Kurz hat Medizin in<br />
Innsbruck und Graz studiert und Ausbildungen<br />
zum Facharzt für Facharzt für Psychiatrie und<br />
Psychotherapeutische Medizin sowie zum Psychanalytiker<br />
absolviert. Seit Mai <strong>2017</strong> leitet Kurz<br />
den Auf- und Ausbau der Psychiatrischen Versorgung<br />
im Krankenhaus Zams.<br />
Der Fachbereich Psychiatrie und Psychotherapeutische<br />
Medizin befasst sich mit der Diagnostik<br />
und Therapie psychischer Erkrankungen. Die<br />
häufigsten Diagnosen in diesem Bereich sind<br />
depressive Störungen, Angststörungen, Belastungsreaktionen oder Stresserkrankungen<br />
nach belastenden Lebensereignissen, Störungen durch Alkohol<br />
und andere Substanzen, psychotische Störungen sowie Anpassungsstörungen<br />
im Rahmen schwerer körperlicher Erkrankungen.<br />
Die Psychiatrie in Zams orientiert sich dabei an partnerschaftlich Behandlungsmethoden<br />
auf der Basis verschiedener wissenschaftlicher und beruflicher<br />
Fachrichtungen auf der Grundlage des Recovery-Konzepts. Die Arbeit erfolgt<br />
kollegial im multiprofessionellen Team, um die bestmögliche Versorgung der<br />
Betroffenen sicherzustellen.<br />
Fotorechte, Charts: KH St. Vinzenz
KRANKENHAUS ST. VINZENZ | PROMOTION<br />
zwischen 20 und 50 Absolventinnen<br />
und Absolventen in unterschiedlichen<br />
Qualifi kationsbereichen ist das BiZ eine<br />
wichtige Stütze für den Pfl ege- und<br />
Krankenhausbetrieb. Insbesondere die<br />
moderne und umfassende Ausbildung<br />
im Bereich der diplomierten Krankenpfl<br />
ege in Zams ist ein wesentlicher<br />
Baustein für die hohe Betreuungsqualität<br />
und stellt diese auch in Zukunft<br />
sicher.<br />
ausbau und<br />
entWicKlung<br />
Der Aus- und Umbau des Krankenhaus<br />
St. Vinzenz Zams ist eines der<br />
größten medizinischen Infrastrukturprojekte<br />
Tirols. Bis 2020/2021 werden<br />
am Standort 96,5 Millionen Euro<br />
investiert. Bereits fertiggestellt sind<br />
die Tiefgarage, der Notarztstützpunkt<br />
sowie die neu eingerichtete Psychiatrische<br />
Ambulanz und Tagesklinik. In<br />
den kommenden Jahren folgen eine<br />
Neurologie, eine Akut-Geriatrie, eine<br />
Palliativ-Station sowie eine „Stroke-<br />
Unit“ zur Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten.<br />
Mit dem medizinischen Angebot erhöht<br />
das Krankenhaus St. Vinzenz<br />
Zams in den kommenden Jahren auch<br />
die Mitarbeiterzahl. Ab 2022 arbeiten<br />
Zams voraussichtlich 1.000 Menschen<br />
in Zams.<br />
INFORMATIONEN<br />
a.ö. Krankenhaus St. Vinzenz<br />
Betriebs GmbH<br />
sanatoriumstrasse 43<br />
6511 zams<br />
tel.: +43 5442 600<br />
e-Mail: office@krankenhaus-zams.at<br />
Web: www.khzams.at<br />
Bezahlte Anzeige.
top 50 landeck | interview<br />
One-Stop-Shop<br />
Wirtschaft & Steuern. Klaus Hilber, Präsident der Kammer der Steuerberater<br />
und Wirtschaftsprüfer, erläutert die Nachwuchssituation und gibt<br />
Einblick in die neuen Befugnisse seines Berufsstands.<br />
ECHO: Wirtschaftstreuhänder genießen<br />
seit Kurzem mehr Beinfreiheit.<br />
Was hat sich geändert?<br />
Klaus Hilber: Beinfreiheit ist in<br />
mehrfacher Hinsicht der richtige<br />
Begriff, auch weil unser Beruf immer<br />
weiblicher wird. Österreichweit sind<br />
bereits 40 Prozent aller Steuerberater<br />
weiblich. Das ist für freiberufliche<br />
Tätigkeit ein atypisch hoher Frauenanteil.<br />
Im Nachwuchsbereich sind es<br />
sogar 60 Prozent.<br />
ECHO: Woran liegt das?<br />
Hilber: Es hat sich zum einen herumgesprochen,<br />
dass es in unserem<br />
Beruf eine gewisse Flexibilität und<br />
daher Familienfreundlichkeit gibt,<br />
zum anderen entspricht es dem allgemeinen<br />
Trend. In den beiden Studienrichtungen<br />
Betriebswirtschaft und Jus,<br />
die für unseren Berufsstand prädestiniert<br />
sind, gibt es mehr Studentinnen<br />
als Studenten. Das überträgt sich auf<br />
uns. Bei den Rechtsanwälten dagegen<br />
gibt es sehr viel weniger weiblichen<br />
Nachwuchs. Aber zurück zur Beinfreiheit:<br />
Wir haben nach jahrelangen<br />
zähen Verhandlungen mit dem Wirtschaftsministerium<br />
erreicht, dass das<br />
WTBG (Wirtschaftstreuhandberufsgesetz,<br />
Anm.) novelliert wurde.<br />
Spürbar wird das ganz plakativ unter<br />
anderem daran, dass unsere Kammer<br />
in Zukunft nicht mehr Kammer<br />
der Wirtschaftstreuhänder, sondern<br />
Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer<br />
heißt. Dann steht das<br />
drauf, was drinnen ist. Das ist insofern<br />
gut, als dass die meisten Menschen<br />
mit dem Begriff „Wirtschaftstreuhänder“<br />
wenig anzufangen wussten.<br />
Außerdem wurden wir oft mit der<br />
Wirtschaftskammer verwechselt, mit<br />
der wir aber überhaupt nichts zu tun<br />
haben. Das ist einmal das Erste, was<br />
man nach außen sehen wird.<br />
ECHO: Das betrifft in erster Linie<br />
das Etikett. Was hat sich bei den<br />
Kompetenzen getan?<br />
Hilber: Wir wollten eine Verwaltungsvereinfachung<br />
erreichen. Das<br />
ist uns gelungen. Wir wollen unsere<br />
Kunden in exponierten Bereichen<br />
mitbetreuen. Bisher durften wir zum<br />
Foto: Kröll<br />
42 ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
Beispiel keine Dienstverträge erstellen.<br />
Das ist jetzt möglich, sofern es<br />
sich um einfache, standardisierte<br />
Verträge handelt. Wir haben unseren<br />
Klienten immer geraten, schriftliche<br />
Arbeitsverträge zu machen, diese<br />
musste aber ein Rechtsanwalt oder<br />
Notar machen.<br />
ECHO: Mit welcher Begründung<br />
wurde den Steuerberatern das verweigert?<br />
Hilber: Weil das gesamte Vertragswesen<br />
anderen Rechtsberufen vorbehalten<br />
war. Vertragserrichtung lag<br />
in der ausschließlichen Kompetenz<br />
der Rechtsanwälte und Notare. Das<br />
ist bei komplexeren Verträgen noch<br />
immer so. Bei Arbeitsverträgen hat<br />
sich oftmalig die fast perverse Situation<br />
ergeben, dass wir unsere Klienten<br />
zum Rechtsanwalt schicken mussten<br />
und sich dieser wiederum bei uns<br />
über die Vertragsinhalte informiert<br />
hat. Wir haben als Steuerberater –<br />
und auch das ist neu – außerdem ab<br />
sofort eine Vertretungsbefugnis vor<br />
dem Landesgericht als Firmenbuchgericht.<br />
ECHO: Was hat der Klient davon?<br />
Hilber: Ändert sich bei einem im<br />
Firmenbuch eingetragenen Unternehmen<br />
etwa die Adresse, können<br />
wir das abwickeln.<br />
ECHO: Für Klienten wird es zukünftig<br />
also tendenziell günstiger und<br />
auch einfacher, weil mehr Kompetenzen<br />
in einer Hand gebündelt sind?<br />
Hilber: So ist es.<br />
„Wir wollten eine Verwaltungsvereinfachung.<br />
Das ist uns gelungen.“<br />
<br />
Klaus Hilber,<br />
Präsident der Kammer der Steuerberater<br />
undWirtschaftsprüfer<br />
ECHO: Im Gesetzwerdungsprozess<br />
gibt es ja Stellungnahmerechte. Ich<br />
nehme an, dass die Rechtsanwaltskammer<br />
nicht allzu begeistert war<br />
vom Vorstoß ihrer Kammer?<br />
Hilber: Wir hatten einiges an Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten, doch letztlich<br />
hat auch die Rechtsanwaltskammer<br />
zugestimmt. Es ist Usus, dass sich<br />
bei den Freiberuflern die Kammern<br />
untereinander abstimmen. Nach dem<br />
Motto „Vernunft siegt“ sind wir darin<br />
übereingekommen, der Wirtschaft<br />
gemeinsam etwas Gutes zu tun.<br />
Wir sind gesprächsbereit, wenn die<br />
Rechtsanwalts- und Notariatskammer<br />
einmal etwas braucht.<br />
ECHO: Welche neuen Befugnisse<br />
haben die Steuerberater außerdem<br />
noch?<br />
Hilber: Wir haben gegenüber der<br />
Finanzpolizei, die neben steuerlichen<br />
auch die Einhaltung gewerberechtlicher,<br />
sozialversicherungsrechtlicher<br />
und arbeitsrechtlicher<br />
Vorschriften kontrolliert, nun eine<br />
umfassende Vertretungsbefugnis für<br />
den Unternehmer. Das Berufsbild<br />
des Steuerberaters und Wirtschaftsprüfers<br />
ist also insgesamt runder geworden<br />
und geht mehr in Richtung<br />
One-Stop-Shop. Zu guter Letzt gibt<br />
es auch intern Neuigkeiten, und<br />
zwar konkret bei der Steuerberaterund<br />
Wirtschaftsprüferprüfung. Man<br />
kann jetzt auf direktem Wege Wirtschaftsprüfer<br />
werden. Bisher hat man<br />
zuerst die Steuerberaterprüfung ablegen<br />
müssen, bevor man die nächste<br />
Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer<br />
machen konnte. Also haben auch<br />
Leute, die sich exklusiv als Wirtschafsprüfer<br />
betätigen wollten, die<br />
Steuerberater ausbildung absolviert.<br />
Diesen Umstandsweg haben wir<br />
jetzt beseitigt.<br />
ECHO: Verliert der Berufsstand dadurch<br />
nicht an Breite?<br />
Hilber: Das war praktisch auch bisher<br />
schon so. Wenn jemand in jungen<br />
Jahren die Steuerberaterprüfung<br />
abgelegt hat und dann so schnell wie<br />
nur möglich die Prüfung zum Wirtschaftsprüfer,<br />
hat er sich mit dem<br />
Steuerrecht nicht mehr befasst. Wer<br />
beim Steuerrecht nicht am Ball bleibt<br />
und sich permanent fortbildet, kann<br />
nicht wirklich als Steuerberater tätig<br />
sein. Die neue Regelung bietet uns<br />
generell höhere Flexibilität.<br />
ECHO: Eher heimlich, still und leise<br />
ist das etwas sperrig klingende Sozialversicherungs-Zuordnungsgesetz<br />
in Kraft getreten, obwohl es weitreichende<br />
Auswirkungen hat. Worum<br />
geht es bei diesem Gesetz genau?<br />
Hilber: Da muss ich jetzt etwas<br />
ausholen. Das ganze Übel hat mit<br />
einem Sparpaket im Jahr 1996 begonnen.<br />
In diesem Rahmen hat man<br />
Fotos: Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 43
top 50 LANDECK | interview<br />
„Mit dem Sozialversicherungs-Zuordnungsgesetz<br />
wird Rechtssicherheit<br />
und eine bindende<br />
Wirkung für alle Behörden<br />
hergestellt.“<br />
begonnen, nicht mehr nur zwischen<br />
echten Werk- und echten Dienstverträgen<br />
zu unterscheiden, sondern<br />
die Kategorie dienstnehmerähnlicher<br />
Werkvertrag eingeführt.<br />
Heute spricht man pauschal von<br />
freien Dienstverträgen. Der VfGH<br />
hat wenig später eine Kategorie als<br />
verfassungswidrig aufgehoben, die<br />
Abgrenzung war teilweise an den<br />
Haaren herbeigezogen. Seit rund<br />
20 Jahren begleitet uns das Phänomen,<br />
dass die Gebietskrankenkassen,<br />
manchmal auch das Finanzamt,<br />
bei der Prüfung von Unternehmen,<br />
die Subunternehmer beschäftigen,<br />
teilweise Scheinselbstständigkeit<br />
feststellen. In der Folge wurden bestehende<br />
Vertragsverhältnisse einfach<br />
umqualifiziert und, da es sich<br />
nun um Mitarbeiter handelt, rückwirkend<br />
alle Steuern und Abgaben<br />
nachverrechnet. Waren davon mehrere<br />
Mitarbeiter betroffen, konnte<br />
das für ein Unternehmen mitunter<br />
existenzbedrohend sein. Es gab keine<br />
Möglichkeit, von der Behörde eine<br />
rechtsverbindliche Einschätzung<br />
zu bekommen.<br />
ECHO: Eigentlich ein unhaltbarer<br />
Zustand, für Unternehmer wie Arbeitnehmer<br />
bzw. Selbstständige gleichermaßen.<br />
Hilber: Ja. Mit diesem Zuordnungsgesetz<br />
soll Rechtssicherheit geschaffen<br />
und eine bindende Wirkung für<br />
alle Behörden hergestellt werden. Das<br />
ist das eigentlich Neue. Die Neuregelung<br />
basiert auf mehreren Säulen: Bei<br />
bestehenden Verträgen kann ein Antrag<br />
auf Feststellung gestellt werden.<br />
ECHO: Praktisch dürfte es sich dabei<br />
häufig um Umgehungskonstruktionen<br />
gehandelt haben<br />
Hilber: Ja, und solche wollen wir<br />
auch nicht schützen. Da gehen Sozialversicherungsbeiträge<br />
verloren.<br />
Vielfach hat man aber im guten<br />
Glauben gehandelt, nur um dann<br />
festzustellen, dass alles anders ist als<br />
angenommen.<br />
ECHO: Wer kann einen solchen<br />
Antrag stellen?<br />
Hilber: Sowohl der Arbeitgeber als<br />
auch der Auftragnehmer. Besonders<br />
praktisch ist das neue Gesetz aber<br />
bei neuen Verträgen, die vor Beginn<br />
zur Prüfung an die Krankenkasse<br />
weitergegeben werden können. Bei<br />
der Prüfung der Neuverträge wird es<br />
von entscheidender Bedeutung sein,<br />
wie lange die Behörde braucht, bis<br />
der Bescheid ergeht. Dieser Bescheid<br />
hat nämlich, wie bereits erwähnt, eine<br />
Bindungswirkung für Krankenkassen,<br />
Sozialversicherung und das Finanzamt.<br />
Es ist aber erwähnenswert, dass<br />
bei rund 95 Prozent aller Dienstverträge<br />
die Sachlage von vornherein<br />
klar ist.<br />
ECHO: Gerade in Wahlkampfzeiten<br />
werden Themen wie Gerechtigkeit<br />
und Fairness akut. Für wie gerecht<br />
halten Sie das österreichische<br />
Steuersystem?<br />
Hilber: Die Kammer der Steuerberater<br />
und Wirtschaftsprüfer hält<br />
sich grundsätzlich aus politischen<br />
Diskussionen heraus. Wir sind an<br />
keine Partei gebunden und werden<br />
es auch niemals sein. Für uns geht<br />
es vor allem darum, dass Steuern<br />
sich in einem vertretbaren Ausmaß<br />
bewegen. Wir sehen, ob die Wirtschaft<br />
die Steuerbelastung verträgt<br />
oder nicht und wie wir im internationalen<br />
Wettbewerb stehen. Das ist<br />
unsere Expertise. Da sehen wir, dass<br />
Unternehmer in Tirol eine höhere<br />
Abgabenquote als die Konkurrenz<br />
in Bayern oder Italien zu bewältigen<br />
haben. Unter diesem Aspekt kann<br />
man sich die Frage stellen, ob das<br />
gerecht ist oder ob es da eine Schieflage<br />
gibt.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
44<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
LEBENSMITTEL GRÜNER | PROMOTION<br />
Das Gute liegt ganz nah<br />
Seit drei Generationen seht die Zufriedenheit des Kunden bei Grüner an<br />
höchster Stelle. Bei Qualität und Service gibt es keine Kompromisse. Regionale<br />
Produkte haben einen prominenten Platz beim Lebensmittelhändler.<br />
Das Credo von Lebensmittel<br />
Grüner klingt auf den ersten<br />
Blick vielleicht einfach, die konsequente<br />
Umsetzung verlangt jedoch<br />
viel Beharrlichkeit, Genauigkeit und<br />
Leidenschaft. „Wir wollen nur unsere<br />
Kunden zufriedenstellen“, formuliert<br />
Geschäftsführer Andreas Grüner das<br />
Leitmotiv, dem alles Handeln im Familienunternehmen<br />
untergeordnet ist.<br />
FAMILIÄRE WERTE<br />
Doch nicht nur der Kunde, sondern<br />
auch die Mitarbeiter kommen im Unternehmen<br />
keinesfalls zu kurz. Davon<br />
zeugen die sehr geringe Fluktuation<br />
unter den rund 30 Mitarbeitern, die<br />
Bezahlung über Kollektivvertrag und ein<br />
kollegialer, fast familiärer Führungsstil.<br />
„Als Lebensmittelhändler<br />
sehe ich mich auch als<br />
Schnittstelle zwischen<br />
Produzenten und Gastronomie.“<br />
Andreas Grüner, Geschäftsführer<br />
REGIONALER FOKUS<br />
Das Wort Regionalität mag inzwischen<br />
etwas abgegriffen sein, doch bei Grüner<br />
wird es ehrlich und authentisch mit<br />
Leben gefüllt. „Bedingt durch unsere<br />
Größe, wird regionales Handeln möglich“,<br />
sagt Andreas Grüner und konkretisiert:<br />
„Besonders regional handle ich<br />
dann, wenn ich Produkte einkaufe, die<br />
im Bezirk <strong>Landeck</strong> erzeugt oder veredelt<br />
wurden.“ Meist ist es dann sogar<br />
so, dass es zwischen den Produzenten<br />
und dem Lebensmittelhändler Grüner<br />
keinen Zwischenhändler gibt. Dann<br />
gibt Andreas Grüner, der sich um den<br />
Frischemarkt in <strong>Landeck</strong> verdient gemacht<br />
hat, auch gerne Hilfestellung und<br />
Ratschläge für die Vermarktung der heimischen<br />
Erzeugnisse. Grüner beliefert<br />
seine Kunden aus der Gastronomie<br />
und Hotellerie an sechs Tagen pro Woche<br />
und hat deshalb eine sehr genaue<br />
Vorstellung, was bei diesen in welcher<br />
Qualität und Menge gefragt ist. Vor<br />
allem beim regional erzeugten Käse ortet<br />
Grüner gute Marktchancen und eine<br />
Nachfrage, die das Angebot bei Weitem<br />
übersteigt. Das gilt selbstredend nicht<br />
nur für Käse, sondern auch für andere<br />
heimische Erzeugnisse wie etwa die<br />
Fisser Gerste, um deren Vermarktung<br />
sich Grüner ebenfalls bemüht. Ferner<br />
führt der Lebensmittelhändler saisonabhängig<br />
regionale Highlights wie beispielsweise<br />
den Cremehonig von der<br />
Almrose. Das Sortiment von Edelbränden<br />
aus dem Oberland kann sich sehen<br />
lassen und erfreut sich in der gehobenen<br />
Gastronomie zunehmender Beliebtheit.<br />
Zukünftig will Andreas Grüner seine Bemühungen<br />
um regionale Lebensmittel<br />
noch intensivieren. Das stehe mit der<br />
Identität als regional verwurzelter Lebensmittelhändler<br />
bestens in Einklang:<br />
„Das ist dann gewissermaßen Regionalität<br />
zum Quadrat.“<br />
KONTAKT<br />
Ferdinand Grüner & Co KG<br />
Hauptstraße 66, A-6511 Zams<br />
Tel.: +43 5442 62876<br />
Internet: www.gruener.cc
top 50 LANDECK | Wirtschaft<br />
Die Veränderung als<br />
Grundkonstante<br />
Wirtschaft. Die Firma Prantauer hat sich in ihrer über 300-jährigen Geschichte<br />
mehrmals völlig neu erfunden. Mit den drei Standbeinen Schotterwerk,<br />
Transporte und Abfallwirtschaft ist man für die Zukunft gut gerüstet.<br />
Wenige Unternehmen in<br />
Tirol dürfen auf eine ähnlich<br />
lange Geschichte zurückblicken<br />
wie die in Zams ansässige<br />
Firma Prantauer. Heute wird das 1709<br />
von Thoman Prantauer gegründete<br />
Unternehmen in bereits 9. Generation<br />
von den Brüdern Anton Prantauer<br />
– auch Wirtschaftskammerobmann<br />
des Bezirks – und Thomas Prantauer<br />
geführt. Ersterer zeichnet als kaufmännischer<br />
Geschäftsführer vor allem für<br />
die betriebswirtschaftlichen Belange<br />
und den Geschäftsbereich Recycling &<br />
Entsorgung, Zweiterer als technischer<br />
Geschäftsführer für den Geschäftsbereich<br />
Kieswerk und Erdbau verantwortlich.<br />
Das Unternehmen hat sich in<br />
den über 300 Jahren seines Bestehens<br />
mehrmals von Grund auf erneuert,<br />
neue Geschäftsfelder erschlossen und<br />
wiederum andere hinter sich gelassen.<br />
Den pioniergeist<br />
in der DNA<br />
So hat Franz Josef Prantauer bereits<br />
1902 eines der ersten Elektrizitätswerke<br />
Tirols errichtet, mit dem damals<br />
das Kloster Zams mit Strom versorgt<br />
wurde. 1982 wurde des Werk nach<br />
80 Jahren sauberer Energieerzeugung<br />
dicht gemacht. In den 20er Jahren des<br />
vergangenen Jahrhunderts beschritt<br />
die Oberländer Unternehmerdynastie<br />
Prantauer abermals neue Pfade und eröffnete<br />
die erste automatische Roggenmühle<br />
Tirols, die jedoch einem Brand<br />
zum Opfer fiel und 1944 durch eine<br />
der seinerzeit modernsten Mühlen ersetzt<br />
wurde. Die Gründung der Firma<br />
Josef Prantauer & Co datiert aus dem<br />
Jahr 1952, erst vor drei Jahren wurde<br />
das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt.<br />
Im Jahr 1972 wurde schließlich<br />
die Kiesgesellschaft Zams mit zwei<br />
Partnerunternehmen gegründet. Das<br />
Kieswerk Zams, das Schotterwerk Kalkofen<br />
und das seit 2001 bestehende<br />
Erdenwerk sind auch heute noch eines<br />
der drei der Standbeine des Unternehmens.<br />
Die Kieswerk Betriebs-GmbH<br />
& Co KG ist eine Tochterfirma der<br />
Prantauer GmbH. Am Kieswerk, in<br />
dem jährlich rund 300.000 Tonnen<br />
Fotos: Kröll<br />
46<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
„Auf mehrenen Beinen<br />
steht man grundsätzlich<br />
besser als nur auf<br />
einem.“<br />
<br />
Anton Prantauer,<br />
kaufmännischer Geschäftsführer<br />
Beton- und Asphaltzuschlagstoffe erzeugt<br />
werden, ist auch das Bauunternehmen<br />
Swietelsky beteiligt. „Die drei<br />
Standbeine Schotterwerke, Transporte<br />
und Abfallwirtschaft haben sich in den<br />
letzten Jahrzehnten ergeben. Das ist für<br />
unser Unternehmen gut, weil man auf<br />
mehreren Beinen grundsätzlich besser<br />
steht als nur auf einem“, sagt Anton<br />
Prantauer, dem 2015 der Berufstitel<br />
Kommerzialrat verliehen wurde. Das<br />
habe zudem den Vorteil, dass man saisonale<br />
Schwankungen dadurch besser<br />
ausgleichen und Ganzjahresarbeitsplätze,<br />
an denen es im Bezirk mangelt,<br />
bieten könne. Im Unternehmen sind<br />
38 Personen beschäftigt, im Kieswerk<br />
weitere acht.<br />
Vom Müll zum<br />
urban mining<br />
Die drei Unternehmensbereiche tragen<br />
mittlerweile in etwa gleich viel zum<br />
Unternehmenserfolg bei, wobei die<br />
Abfallwirtschaft der Zweig ist, der sich<br />
in den vergangenen Jahren am stärksten<br />
weiterentwickelt hat. „Wir sind seit 1985<br />
in der Abfallwirtschaft tätig, die für die<br />
Zukunft noch sehr viel Potenzial hat“,<br />
so Prantauer. Damit ist nicht zuletzt<br />
die technologische Weiterentwicklung<br />
gemeint. Während man zu Beginn in<br />
den 80ern als reiner Abfalltransporteur<br />
tätig war, geht die Entwicklung mittlerweile<br />
in Richtung Urban Mining, zu<br />
Deutsch auch Stadtschürfung genannt.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt wird der<br />
Mensch nicht länger nur als Verbraucher,<br />
sondern auch als Produzent wertvoller<br />
Ressourcen gesehen. „Von der<br />
Müllabfuhr haben wir uns zum Produzent<br />
von bis zu 15 verschiedenen Recyclingprodukten<br />
entwickelt“, erzählt der<br />
Geschäftsführer. Der Recycling gedanke<br />
habe sich massiv verändert, weshalb<br />
ein Großteil der Mitarbeiter in der<br />
Abfallwirtschaft zwischenzeitlich mit<br />
Recyclingmaterialien wie Papier, Glas,<br />
Holz, Metall, Altasphalt, Beton oder<br />
Bauschutt beschäftigt sei. „Vor allem<br />
im Bausektor werden<br />
heutzutage sehr viele<br />
Recyclingprodukte<br />
verwendet“, weiß Prantauer,<br />
der für die kommenden<br />
Jahre weiterhin<br />
eine große Veränderungsdynamik<br />
erwartet:<br />
„Was sich heute im<br />
Recycling noch nicht<br />
rentiert oder technisch<br />
noch nicht möglich ist,<br />
wird künftig machbar<br />
werden.“<br />
Der technische Geschäftsführer Thomas<br />
Prantauer.<br />
Weiterentwicklung<br />
Von der Wirtschaftskrise, die nun<br />
merklich abebbt, hat das Unternehmen<br />
nicht viel gespürt, was auch an<br />
der Krisenresistenz des Tourismus,<br />
an dem in <strong>Landeck</strong> so vieles hängt,<br />
zu tun habe. „Wir haben in den letzten<br />
dreißig Jahren ein ständiges Wachstum<br />
hinter uns. Die Weltwirtschaftskrise<br />
hat uns nichts ausgemacht“, so<br />
Prantauer, der jedoch – auch in seiner<br />
Funktion als WK-Obmann – mit der<br />
zunehmenden Bürokratie zu kämpfen<br />
hat. Diese habe gerade in der Abfallwirtschaft<br />
im Vergleich zur Vergangenheit<br />
extrem zugenommen.<br />
In der achten Generation, unter<br />
Anton sen. Prantauer, hat sich das Unternehmen<br />
entscheidend gewandelt,<br />
die neunte Generation unter Anton<br />
und Thomas Prantauer hat das firmeneigene<br />
Sägewerk aufgelassen und<br />
das Unternehmen stattdessen in der<br />
Abfallwirtschaft etabliert.<br />
Die konsequente Weiterentwicklung<br />
wurde seit Generationen durch<br />
vorausschauendes Denken und unternehmerisches<br />
Geschick ermöglicht.<br />
Kompromisslose Qualität, Zuverlässigkeit,<br />
Kundennähe, Innovationskraft<br />
und nicht zuletzt der Wille<br />
der Geschäftsführung, alles zu tun,<br />
um sich ständig am Puls der Zeit zu<br />
bewegen, haben die Firma Prantauer<br />
dorthin gebracht, wo sie heute steht.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 47
TOP50 LANDECK | INTERVIEW<br />
Basic Instinct<br />
ICARUS creative. Markus Huber und Peter Mair über Handwerk, Design,<br />
Marke und die Lust, Unternehmen bei ihren Erfolgen zu begleiten.<br />
PETER MAIR, Inhaber ICARUS creative<br />
An einem sonnigen Nachmittag<br />
sitzen Markus<br />
Huber und Peter Mair<br />
im ICARUS-Studio. Die<br />
beiden Kreativen erzählen von den<br />
Erfolgen ihrer Kunden, die nach einer<br />
Überarbeitung ihres Außenauftritts<br />
wieder klarer, authentischer und erfolgreicher<br />
kommunizieren können.<br />
Sie berichten von Inspiration und<br />
dem Willen zur absoluten Qualität,<br />
beschwören, dass nur das die lichtdurchflutete<br />
Agentur verlässt, was<br />
absolut ihren Ansprüchen entspricht.<br />
Die beiden könnten unterschiedlicher<br />
nicht sein. Markus Huber, der selbstbewusste<br />
Kreative mit dem unverblümten,<br />
beinharten Urteil und auch<br />
messerscharfen Spruch, der wohl so<br />
manchen Kunden kurz sprachlos zurücklässt.<br />
Peter Mair, der feinsinnig<br />
Sensible, der die erstaunt Zurückgelassenen<br />
sanft wieder an Bord holt.<br />
Zwei neugierige, wachsame Weltenbürger<br />
mit dem Anspruch, dass gutes<br />
Design-Handwerk in Innsbruck und<br />
New York die gleiche Qualität haben<br />
muss. Ein kongeniales Team, das seit<br />
Jahren renommierte Kunden wie Red<br />
Bull oder die Bodner Gruppe betreut.<br />
Handwerk ist die Basis, auf der innovative<br />
Kreationen fußen.<br />
ECHO: Wann kommen Unternehmen<br />
zu I CARUS? Mit welchen Anliegen?<br />
Peter Mair: Oft kommen renommierte,<br />
erfolgreiche Unternehmen<br />
zu uns, wenn sie ein neues Produkt<br />
oder einen neuen Markt erobern<br />
wollen. Dann kommen sie zu uns<br />
und sagen: „Wir brauchen einen<br />
Imagefilm, ein Prospekt usw.“ Allerdings<br />
ist denen, weil sie erfolgreich<br />
und profitabel sind, oft nicht<br />
bewusst, dass ihre Marke, ihr Logo,<br />
ihr gesamter Außenauftritt nicht<br />
mehr stimmig sind und überarbeitet<br />
werden müssen.<br />
48 ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
Markus Huber: In solchen Fällen<br />
haben wir schon oft gesagt, dass wir<br />
den Film, das Prospekt oder sonst ein<br />
Produkt nur machen, wenn wir vorher<br />
einige grundsätzliche Fragen klären.<br />
Ansonsten hätte es keinen Sinn, wäre<br />
wirkungslose Kosmetik – und das<br />
machen wir nicht.<br />
ECHO: Warum sollte ich – wenn<br />
mein Unternehmen gut läuft, gute<br />
Umsätze und Gewinne erwirtschaftet<br />
– warum sollte ein solches<br />
Unternehmen, auch wenn die Marke<br />
und der Außenauftritt in die Jahre gekommen<br />
sind, etwas verändern, neu<br />
gestalten lassen?<br />
Peter Mair: Genau mit dieser Frage<br />
sehen wir uns oft konfrontiert. Viele<br />
Unternehmen erkennen den Bedarf<br />
nicht. Die Firma ist gut, das Produkt<br />
ist gut, dennoch ist die Marke so<br />
verstaubt, dass man sie nicht mehr<br />
aufladen kann.<br />
Markus Huber: Nach dem Prozess,<br />
den wir mit den Firmen gemeinsam<br />
durchmachen, spüren sie es<br />
dann. Spüren, dass die neue Marke<br />
nach innen und nach außen wirkt,<br />
eine ungleich größere Kraft entwickelt<br />
und ein erfolgreiches Unternehmen<br />
noch erfolgreicher macht.<br />
Peter Mair: Bei Firmenübergaben<br />
ergibt sich oft die Gelegenheit<br />
eines Refreshs, einer Überarbeitung<br />
des Außenauftritts und für viele<br />
Unternehmen ist das der perfekte<br />
Zeitpunkt. Oft kommt es auch zu<br />
Verunsicherungen, wenn ein neues<br />
Geschäftsfeld, neue Bereiche entstehen.<br />
Dann erkennen viele Firmen,<br />
dass sie ihren Außenauftritt hinterfragen<br />
müssen.<br />
Markus Huber: Eines kann man<br />
fast als Faustregel sagen: Wenn ein<br />
Unternehmen lange nichts verändert<br />
hat, kann die Strahlkraft<br />
nicht so groß sein, wie es möglich<br />
wäre. Und das ist immer schade,<br />
weil ein erfolgreiches Unternehmen<br />
noch besser sein könnte.<br />
ECHO: Wie läuft so ein Optimierungs-Prozess<br />
ab?<br />
Markus Huber: Wir versuchen<br />
herauszufinden, was das<br />
Unternehmen ausmacht, was<br />
authentisch an seinem Außenauftritt<br />
ist, was immer noch passt,<br />
was wir mitnehmen müssen, was<br />
sich verändert hat und was neu ist.<br />
Das ist ein intimer Prozess, der nur<br />
gelingt, wenn der Kunde uns sein<br />
Vertrauen schenkt und uns auch<br />
nicht in ein Korsett zwängen will.<br />
Nur mit dem nötigen Freiraum gibt<br />
es ein optimales Ergebnis und Neues<br />
kann entstehen.<br />
Peter Mair: Da kann es dann schon<br />
vorkommen, dass uns der Kunde<br />
dann vor Begeisterung umarmt.<br />
Solche Momente sind es, die uns<br />
beflügeln.<br />
„ Ein Logo ist keine Frage<br />
des Geschmacks,<br />
es gibt ein Richtig und<br />
ein Falsch. Typografi e,<br />
Statik und Proportion –<br />
das Handwerk macht<br />
den Unterschied.“<br />
Markus Huber<br />
Fotos: Roland Defrancesco · www.rolart-images.com<br />
MARKUS HUBER, Inhaber ICARUS creative<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong><br />
49
top 50 LANDECK | interview<br />
Speziallösungen<br />
Wirtschaft & Technologie. Rainer Haag und Thomas Weiskopf wissen, wie<br />
Innovation funktioniert und treiben die Entwicklung intelligenter Robotik<br />
mit ihrem Unternehmen e.matric von <strong>Landeck</strong> aus in aller Welt voran.<br />
ECHO: Ihr Unternehmen wird heuer<br />
zehn Jahre alt und hat sich erstaunlich<br />
entwickelt. Was zeichnet e.matric aus?<br />
Rainer Haag: Wir konnten im Laufe<br />
unserer Geschichte ein gutes Kundenportfolio<br />
aufbauen. Unseren Kunden,<br />
viele davon Leitbetriebe wie etwa<br />
Audi, BMW, Daimler, Siemens, Thöni,<br />
Handl, Swarovski oder die Voest<br />
Alpine, können wir ganz spezielle Lösungen<br />
anbieten, die es nicht von der<br />
Stange gibt.<br />
Thomas Weiskopf: Im Gegensatz<br />
zu den großen Herstellern von Automatisierungstechnik<br />
bauen wir ganz<br />
spezielle Anlagen, die es so am Markt<br />
nicht gibt und die wir gemeinsam mit<br />
unseren Kunden genau auf deren Bedürfnisse<br />
zugeschnitten entwickeln.<br />
Diese Speziallösungen sind technisch<br />
sehr sehr anspruchsvoll, weil jede<br />
Maschine eine große Bandbreite an<br />
Anforderungen abdecken muss. Das<br />
macht unsere Anlagen komplex, angefangen<br />
beim Kamerasystem über die<br />
Robotertechnik bis hin zu speziellen<br />
Messverfahren.<br />
Thomas Weiskopf (li.) und Rainer Haag führen mit Klaus Schröder und Hannes<br />
Schweigler die Geschäfte des innovativen <strong>Landeck</strong>er Unternehmens e.matric, das<br />
auf Automatisierungstechnik spezialisiert ist.<br />
ECHO: Sie waren anfangs nur als<br />
Software-Entwickler tätig. War es riskant,<br />
in den Bau von Hardware einzusteigen?<br />
Haag: Wir hatten grundsätzlich<br />
den Vorteil, dass wir weltweit viel in<br />
der Großindustrie unterwegs waren.<br />
Dabei haben wir viel gelernt. Wir haben<br />
uns gedacht, wenn andere das<br />
hinkriegen, können wir das auch. Die<br />
Fotos: Kröll<br />
50<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
Entwicklung hin zur Industrie 4.0 und<br />
Digitalisierung in den letzten Jahren<br />
ist uns sehr entgegengekommen, weil<br />
das in der Autoindustrie, wo wir herkommen,<br />
schon lange Usus ist. Unsere<br />
Produkte gehen darüber hinaus, nur<br />
Dinge von A nach B zu bewegen. Wir<br />
versuchen, mit unseren Vision-Systemen,<br />
das heißt Objekterkennung über<br />
Kameras, die Anlagen intelligenter zu<br />
machen. Im Prinzip sprechen wir von<br />
intelligenter Robotik, bei der, angepasst<br />
an die Produktionsabläufe, sich<br />
die Maschinen automatisch ein- und<br />
umstellen und so dem Kunden Wartungs-<br />
und Rüstzeiten und damit Zeit<br />
gespart wird. Damit versuchen wir<br />
jetzt, in unserem Umfeld Fuß zu fassen.<br />
ECHO: Wann ist diese intelligente<br />
Robotik marktreif ?<br />
Haag: Wir haben bereits erste Kunden<br />
damit beliefert.<br />
Weiskopf: Bei der ersten Ausbaustufe<br />
unserer intelligenten Maschine spielt<br />
ein Roboter mit einem Vision-System<br />
schon so zusammen, dass damit eine<br />
große Produktvielfalt abgedeckt werden<br />
kann. Die große Herausforderung<br />
liegt in der Kameraerkennung. Da<br />
laufen im Hintergrund eine Menge<br />
Berechnungen, damit der Roboter<br />
den geforderten hohen Takt einhalten<br />
kann.<br />
ECHO: Es wird viel über die Folgen<br />
der Automatisierung für den Arbeitsmarkt<br />
– vor allem unter dem Titel<br />
Industrie 4.0 – diskutiert. Machen<br />
Roboter die menschliche Arbeitskraft<br />
obsolet?<br />
Haag: Die Produktion ist vor allem<br />
in der Großindustrie so dynamisch<br />
geworden, dass es eigentlich nur mehr<br />
maschinell geht. Natürlich muss der<br />
Mensch im Fokus bleiben, aber man<br />
muss sich auch mit der Frage beschäftigen,<br />
ob der Mensch die geforderten<br />
Leistungen – etwa bei der Arbeit am<br />
Fließband – überhaupt noch erfüllen<br />
kann.<br />
Weiskopf: Viele sehen immer nur,<br />
dass Arbeitsplätze abgebaut werden.<br />
Der Mensch kann unter diesen Auflagen<br />
und Bedingungen nicht mehr produzieren,<br />
weil er gar nicht mehr dazu in<br />
der Lage ist.<br />
ECHO: Die Debatte, dass Arbeitsplätze<br />
verloren gehen, gab es auch<br />
schon bei der Erfindung des mechanischen<br />
Webstuhls in der ersten Industriellen<br />
Revolution.<br />
Weiskopf: Das sehe ich auch so. Es<br />
ist ja nicht so, dass die Arbeitsplätze<br />
einfach verloren gehen. Sie verändern<br />
sich, manche verschwinden, andere<br />
werden neu geschaffen. Wir sind als<br />
Unternehmen ein gutes Beispiel dafür,<br />
weil wir diese Anlagen zur Automatisierung<br />
bauen. Außerdem sind wir<br />
im Raum <strong>Landeck</strong> ja nicht gerade mit<br />
Industriearbeitsplätzen gesegnet, weshalb<br />
wir Menschen mit technischem<br />
Hintergrund die Möglichkeit bieten,<br />
im Bezirk zu bleiben und nicht auspendeln<br />
zu müssen.<br />
ECHO: Wie sehen Sie den oft konstatierten<br />
Fachkräftemangel?<br />
Haag: Man darf das Thema nicht pauschalisieren.<br />
Wir sind in der Situation,<br />
dass der Großteil unserer Mitarbeiter<br />
flexibel ist und auch, wie es unsere<br />
Arbeit verlangt, etwas von der Welt<br />
sehen will. Wer über mehrere Wochen<br />
in China arbeitet, wird sich an den Wochenenden<br />
auch das Land anschauen.<br />
Wir hatten beispielsweise unlängst ein<br />
schönes Projekt in Portugal. Der Arbeitsort<br />
lag in Strandnähe. Was nicht<br />
heißt, dass es nicht hin und wieder<br />
Termindruck gibt. Vor Produktionsstart<br />
einer neuen Anlage kann es schon<br />
einmal ordentlich zur Sache gehen. Da<br />
arbeiten wir beim Kunden vor Ort und<br />
das nicht selten unter schwierigen Bedingungen.<br />
Weiskopf: Man nimmt uns oft als<br />
reinen Dienstleister wahr, als Software-<br />
Unternehmen. Das entspricht nicht<br />
den Tatsachen. Man bereitet einige<br />
Monate etwas im Büro vor, das dann<br />
beim Kunden über Monate justiert<br />
wird, bis es wirklich rund läuft.<br />
Haag: Unser Beruf ist sehr abwechslungsreich.<br />
ECHO: Sie haben kürzlich neue,<br />
größere Räumlichkeiten bezogen.<br />
Wie stark wollen Sie in Zukunft noch<br />
wachsen?<br />
Haag: Eine schwierige Frage. Grundsätzlich<br />
haben wir angepeilt, dass es<br />
gerade bei e.matric systems wirklich<br />
vorangeht. Im Bereich Vision-Systeme<br />
haben wir ein paar ganz spannende, innovative<br />
Projekte am Start, bei denen<br />
wir auch mit Universitäten und anderen<br />
Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten.<br />
Diese Dinge wollen wir<br />
zur Marktreife bringen. Es soll keinen<br />
Stillstand geben.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong> 51
top 50 landeck | interview<br />
Gute Zwischenbilanz<br />
Bildung. Universitätsprofessor Gottfried Tappeiner ist Studiendekan des in<br />
<strong>Landeck</strong> ansässigen Bachelorstudiums. Wie es dazu kam, wie sich das<br />
Studium entwickelt und was es leistet, erläutert Tappeiner im Interview.<br />
ECHO: Wie lange hat es von der<br />
Idee bis zur Umsetzung des Bachelorstudiums<br />
Wirtschaft, Gesundheits-<br />
und Sporttourismus in <strong>Landeck</strong><br />
gedauert?<br />
Gottfried Tappeiner: Das ist<br />
erstaunlich schnell gegangen. Der<br />
Hintergrund war, dass die Landesregierung,<br />
der Landesrat Tilg und auch<br />
der Landeshauptmann, irgendwo im<br />
Wort standen, dass Ausbildungsstätten<br />
nach der Matura nicht nur in Kufstein,<br />
Hall und Innsbruck sind, sondern dass<br />
man auch für <strong>Landeck</strong> etwas tut. Man<br />
hat überlegt und aufgrund des intensiven<br />
Tourismus im Bezirk hat man<br />
gesagt, dass etwas Wirtschaftliches mit<br />
Gesundheit und Sport gut dazupassen<br />
könnte. Zu diesem Zeitpunkt war ich<br />
noch nicht involviert. Eineinhalb Jahre<br />
vor Beginn war dann klar, dass dieses<br />
Studium an der Fakultät für Volkswirtschaft<br />
und Statistik in Kooperation mit<br />
der UMIT in Hall angesiedelt wird.<br />
Der Studienplan wurde in der Folge<br />
binnen eines halben Jahre ausgearbeitet<br />
und in den Gremien von Uni und<br />
UMIT abgesegnet.<br />
ECHO: Ist der Start 2014 gelungen?<br />
Tappeiner: Wir waren zuerst in der<br />
HAK in <strong>Landeck</strong> untergebracht. Wir<br />
haben für den Anfang mit 20 bis 30<br />
Anmeldungen gerechnet, geworden<br />
sind es 74. Das kann man unterschiedlich<br />
sehen, manch einer sagt<br />
vielleicht, wir werden überrannt. Mir<br />
ist es jedenfalls lieber, es gibt zu viele<br />
Anmeldungen, als zu wenige.<br />
ECHO: Wie sieht es mit der Dropout-Quote<br />
aus?<br />
Tappeiner: Erstaunlich gut. Von den<br />
74 angemeldeten Studierenden haben<br />
60 das Studium aufgenommen, nach<br />
drei Jahren werden voraussichtlich 45<br />
Leute zum erstmöglichen Sponsionstermin<br />
ihr Studium abschließen, weitere<br />
sieben bis acht werden zu einem<br />
späteren Termin folgen. Das ist weit<br />
überdurchschnittlich.<br />
ECHO: Wie ging es weiter?<br />
Tappeiner: Im zweiten Jahr hatten<br />
wir noch einmal so viele Anmeldungen.<br />
Als klar wurde, dass das in<br />
den Räumlichkeiten der HAK nicht<br />
mehr bewältigbar ist, wurde flexibel<br />
und schnell in einem nicht ausgebauten<br />
Obergeschoß in <strong>Landeck</strong><br />
Raum geschaffen. Für heuer haben<br />
wir, wie schon im Vorjahr, wieder gute<br />
hundert Anmeldungen. Wir bekommen<br />
zusätzlichen Raum, so dass wir<br />
sehr ordentlich ausgestattet sind.<br />
ECHO: Gibt es Pläne, ein Masterstudium<br />
nachzulegen?<br />
Tappeiner: Es gibt eine Diskussion<br />
über ein Masterstudium, das in diesem<br />
Bereich angesiedelt sein könnte.<br />
Der Standort ist aber noch völlig offen.<br />
Bis Anfang 2019 soll es ordentlich<br />
ausgereifte Pläne geben.<br />
ECHO: Der Zuspruch in <strong>Landeck</strong><br />
ist sehr hoch, gerade für ein disloziertes<br />
Studium. In Lienz sieht es dagegen<br />
weniger rosig aus.<br />
Tappeiner: Das kann man nicht<br />
vergleichen. Die Positionierung eines<br />
Foto: Kröll<br />
52<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
„Es ist mir ein echtes<br />
Anliegen, dass wir auch<br />
für die sogenannten<br />
atypischen Studierenden<br />
ein Angebot haben.“<br />
eher wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Studiums ist viel einfacher als die<br />
eines technisch-mathematischen Studiums,<br />
weil die Zahl der Interessenten<br />
für Letzteres automatisch kleiner ist.<br />
Wirtschaft, Sport und Tourismus<br />
klingt für viele Menschen gut, bei der<br />
Mechatronik muss erst langsam eine<br />
Kultur geschaffen werden, damit man<br />
eine Vorstellung hat, dass das etwas<br />
Tolles ist. Ich bin ein großer Anhänger<br />
des Mechatronik-Standorts Lienz,<br />
dem man mehr Zeit geben muss. Das<br />
ist ein dickeres Brett, als wir in <strong>Landeck</strong><br />
zu bohren haben. <br />
ECHO: Wie sehen Sie generell die<br />
Dislozierung von Studiengängen? Infrastrukturmaßnahme<br />
für Kleinstädte<br />
oder Provinzialisierung der Universitäten?<br />
Tappeiner: Man muss ehrlich sein<br />
und festhalten, dass ein Bachelorstudium<br />
heutzutage etwa den selben<br />
Stellenwert hat wie vor 25 Jahren die<br />
Matura. Überall werden höhere Qualifikationen<br />
gefordert, deshalb glaube<br />
ich, dass eine dezentrale Präsenz nicht<br />
schlecht ist. Das ermöglicht auch<br />
Menschen ein Studium, die andernfalls<br />
vielleicht keinen Zugang hätten.<br />
Es ist mir ein echtes Anliegen, dass wir<br />
auch für die sogenannten atypischen<br />
Studierenden ein Angebot haben.<br />
Hätten wir in <strong>Landeck</strong> von 100 Studierenden<br />
etwa 85 direkt aus der Region,<br />
wären wir in Richtung Provinzialisierung<br />
unterwegs. De facto kommt<br />
die Hälfte der Studierenden aber aus<br />
dem Ausland, aus Südtirol und vor<br />
allem Deutschland, aber auch anderen<br />
Ländern. Jedenfalls kommen so<br />
Leute von außerhalb in eine Bezirksstadt.<br />
Ich glaube, das tut ihr ganz gut.<br />
ECHO: Was kann ein Studium mit<br />
diesem Curriculum für den Tourismusstandort<br />
<strong>Landeck</strong> leisten?<br />
Tappeiner: Es ist ein sehr grundständiges<br />
Wirtschaftsstudium. Wir<br />
haben absichtlich der Versuchung widerstanden,<br />
ein sehr spezifisches Studium<br />
zu machen, weil sonst die Anschlussfähigkeit<br />
an andere Masterstudien<br />
nicht ausreichend gegeben wäre.<br />
Von 180 ECTS-Punkten entfallen gut<br />
100 auf den wirtschaftswissenschaftlichen,<br />
mathematisch-statistischen<br />
Bereich. Damit ist der Übergang zu<br />
üblichen wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Masterstudien möglich. Im<br />
Studium haben wir ein Praktikum<br />
vorgesehen, das von 90 Prozent der<br />
Studierenden auch angenommen<br />
wird. Dabei entstehen viele Kontakte<br />
und auch berufliche Verbindungen.<br />
Das Praktikum sorgt für die Reflexion<br />
des Gelernten im Lichte der Praxis.<br />
Dabei wird ein Praktikumstagebuch<br />
geführt, das anschließend in einem<br />
Reflexionsbericht zusammengefasst<br />
und im Plenum diskutiert wird. Da<br />
gibt es oft ein Aha-Erlebnis. Aus dem<br />
Studium gehen junge Leute hervor,<br />
die in den Betrieben etwas einbringen<br />
können, sich aber nicht zu schade<br />
sind, selbst Hand anzulegen.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
Stresstest für Unternehmen.<br />
Viele Unternehmen stehen durch unerwartete Zahlungen für<br />
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54
Prägungen<br />
Kunst. Michael W. Schneider ist mit der Ausstellung<br />
„Graustufen“ in seine alte Heimat <strong>Landeck</strong> zurückgekehrt.<br />
Im Interview gewährt der Künstler Einblick<br />
in sein Denken und Schaffen. Selbstironisch legt<br />
Schneider offen, was ihn zu dem gemacht hat,<br />
der er heute ist.
„Damals hat die Überlegung<br />
vorgeherrscht,<br />
Kunst kann man nicht<br />
lernen.“<br />
ECHO: Wie sind Sie als Künstler zu<br />
dem geworden, der Sie heute sind?<br />
Michael W. Schneider: Nach<br />
meinem Studium an der Akademie<br />
der bildenden Künste in Wien war<br />
ich hoffnungsfroher Jungkünstler<br />
mit einer Ausbildung in Druckgrafik.<br />
In dieser Zeit habe ich mich auf Holzschnitte<br />
spezialisiert und mit meiner<br />
Diplomarbeit den Akademiefreunde-<br />
Preis gewonnen, die höchste Auszeichnung<br />
für Absolventen. Ich war<br />
davon überzeugt, ich bin der Größte<br />
und der Beste, und bin dementsprechend<br />
arrogant durch die Gegend<br />
marschiert.<br />
ECHO: Ist überschießendes Selbstvertrauen<br />
für einen Jungkünstler<br />
nicht geradezu eine Notwendigkeit,<br />
um überhaupt den Durchbruch<br />
schaffen zu können?<br />
Schneider: Ich war, glaube ich, keine<br />
Ausnahme. Ich teile das mit vielen<br />
jungen Künstlern. Das ist wirklich<br />
notwendig, weil man sich sonst zu<br />
einem Zeitpunkt von Kritik durcheinanderbringen<br />
lässt, an dem sich<br />
vieles im künstlerischen Ausdruck<br />
erst entwickeln muss. Wenn dieses<br />
übertriebene Selbstvertrauen jegliche<br />
Kritikfähigkeit überlagert, ist das<br />
auch nicht das Wahre. Dann kann<br />
man sich nie verbessern. Das richtige<br />
Maß an Selbstvertrauen und eine<br />
gesunde Kritikfähigkeit sind schon<br />
einmal gute Vorausetzungen.<br />
ECHO: Sie sind mit Ihren Arbeiten<br />
bis nach Japan gekommen. Warum<br />
Japan?<br />
Schneider: Wie gesagt, ich war<br />
damals überzeugt, großartig zu sein.<br />
Dann habe ich die Grafik-Biennale in<br />
Ljubljana gesehen. Dort waren Arbeiten<br />
japanischer Druckgrafiker zu sehen.<br />
Das hat mich schockiert. Nicht<br />
nur, dass die Arbeiten ausgesprochen<br />
interessant und gut waren, ich wusste<br />
nicht einmal, wie sie gemacht wurden.<br />
Und da habe ich gewusst, ich<br />
kann diesen Zustand nur ändern,<br />
indem ich nach Japan gehe und dort<br />
studiere.<br />
ECHO: Was hat Sie am Holzschnitt<br />
fasziniert?<br />
Schneider: Ich habe Grafik studiert,<br />
für mich war das Drucken immer<br />
wichtig. Mein Zugang zur Kunst war<br />
über publizierte, gedruckte Kunst<br />
– Magazine, Kataloge, Kunstgeschichtebücher.<br />
Ich habe als junger<br />
Künstler alle möglichen Techniken<br />
ausprobiert und mein Kollege, der<br />
mit mir das Atelier geteilt hat, sagte<br />
mir, dass meine Arbeiten wie Holzschnitte<br />
aussehen würden, obwohl<br />
es sich um Radierungen gehandelt<br />
hat. Warum machst du nicht gleich<br />
Holzschnitte, hat er mich gefragt. Ja,<br />
warum eigentlich nicht. Zu der Zeit<br />
gab es an der Akademie niemanden,<br />
der Holzschnitt unterrichtet hat.<br />
Nach dem Motto „Kartoffeldruck<br />
kann jeder“ hat man den Hochdruck<br />
an der Akademie für zu primitiv gehalten.<br />
Ich habe es dennoch probiert,<br />
mir Holz und ein Messer gekauft.<br />
ECHO: Dürer hat doch auch Holzschnitt<br />
gemacht. Deshalb erscheint<br />
der Zugang der Akademie zum Holzschnitt<br />
etwas borniert.<br />
Schneider: Damals hat die Überlegung<br />
vorgeherrscht, Kunst kann man<br />
nicht lernen. Wenn jemand ein Genie<br />
ist, kann er es eh. Ist jemand kein Ge-<br />
56 ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
E.MATRIC GMBH | PROMOTION<br />
Flexibel und reisebereit<br />
Das <strong>Landeck</strong>er Unternehmen e.matric ist ein Gesamtanbieter für<br />
Automatisierungstechnik im Anlagenbau. Für motivierte Einsteiger mit<br />
technischem Background gibt es im jungen Team viele Möglichkeiten.<br />
Die 2007 in <strong>Landeck</strong> gegründete<br />
e.matric GmbH feiert heuer ihr<br />
zehnjähriges Bestehen. Was<br />
mit fünf Mitarbeitern in einer Garage in<br />
<strong>Landeck</strong> begann, hat sich zu einer veritablen<br />
Erfolgsgeschichte entwickelt. Mittlerweile<br />
arbeiten 60 Mitarbeiter an der<br />
Automatisierung von Industrieanlagen<br />
und der Herstellung von Sondermaschinen,<br />
25 davon in der 2011 gegründeten<br />
Niederlassung in Fürstenfeld. In <strong>Landeck</strong><br />
hat e.matric sich im Innovationszentrum<br />
LANTECH auf großzügigen 500 Quadratmetern<br />
Bürofl äche angesiedelt.<br />
DIENSTLEISTUNG UND<br />
HARDWARE<br />
Ursprünglich waren die <strong>Landeck</strong>er<br />
hauptsächlich in der Automobilindustrie<br />
tätig. Zwischenzeitlich hat man das<br />
Leistungsspektrum auf die Lebensmittelindustrie,<br />
die Lagerlogistik sowie die<br />
Entwicklung und den Bau von Sondermaschinen<br />
ausgedehnt. Nicht wenige<br />
Tiroler Leitbetriebe zählen zu den zufriedenen<br />
Stammkunden. Der Impuls,<br />
auch in der Hardware-Entwicklung tätig<br />
zu werden, ging von den Kunden aus.<br />
„Anfangs waren wir ein reiner Dienstleister<br />
für SPS-Programmierung, Automatisierung<br />
und Inbetriebnahme von Anlagen.<br />
2013 haben wir dann begonnen,<br />
mit der e.matric systems Hardware zu<br />
bauen. Seitdem bieten wir ein Gesamtpaket,<br />
von Konzept über Planung und<br />
Konstruktion bis hin zu Dokumentation<br />
und CE-Zeichen an“, erklärt Geschäftsführer<br />
Rainer Haag.<br />
DYNAMISCHES TEAM<br />
Seine Mitarbeiter rekrutiert e.matric<br />
hauptsächlich aus den Absolventen der<br />
Tiroler HTLs. Deshalb ist das Team<br />
jung und entsprechend dynamisch.<br />
Reisebereitschaft und Flexibilität gehören<br />
zum Anforderungsprofi l, weil<br />
das Unternehmen weltweit Projekte<br />
abwickelt. Da kommt es schon einmal<br />
vor, dass einige Wochen am Stück ein<br />
Auslandseinsatz in China oder den USA<br />
ansteht. Wer abenteuerlustig ist, die<br />
Welt sehen möchte und großen Wert<br />
auf ein kollegial-entspanntes Betriebsklima<br />
legt, ist bei e.matric defi nitiv an der<br />
richtigen Stelle. Weiterbildung wird gern<br />
gesehen. Demensprechend studiert so<br />
mancher Mitarbeiter berufsbegleitend in<br />
den Bereichen Mechatronik, Automatisierungstechnik<br />
oder Elektrotechnik.<br />
Außerdem besteht für Interessierte die<br />
Möglichkeit, bereits während der Schulzeit<br />
im Rahmen eines Praktikums ins<br />
Unternehmen hineinzuschnuppern.<br />
KONTAKT<br />
ematric GmbH<br />
Bruggfeldstraße 5, A-6500 <strong>Landeck</strong><br />
Tel.: +43 5442 67142<br />
Internet: www.ematric.com<br />
E-Mail: ematric@ematric.com
nie, wird das sowieso nichts mehr.<br />
Und das Prinzip des Hochdrucks ist<br />
ja tatsächlich primitiv. Niemand hat<br />
den Holzdruck ernst genommen,<br />
obwohl alle gesagt haben: Ui, der<br />
Dürer! Sei‘s drum, ich wollte Holzschnitt<br />
lernen und habe deshalb den<br />
Maler und Grafiker Johannes Wanke<br />
in Kärnten aufgesucht. Danach war<br />
ich bei Erich Steininger in Niederösterreich.<br />
Die wussten, wie es geht<br />
und haben mir den Holzschnitt beigebracht.<br />
ECHO: Wie würden Sie Ihre ersten<br />
Gehversuche im Holzschnitt<br />
beschreiben?<br />
Schneider: Meine ersten Holzschnitte<br />
waren sehr expressiv und<br />
voller Energie. Das hat auch zu<br />
meiner Stimmung gepasst. Ich war<br />
zufrieden. Der Grund, warum diese<br />
Holzschnitte so dynamisch waren,<br />
ist der, dass ich so „patschert“ war<br />
und so viele Fehler gemacht habe.<br />
Das hat dem so eine rohe, expressive<br />
Qualität gegeben. Mit der Zeit wurde<br />
ich immer besser und meine Werke<br />
wurden elaborierter und eleganter,<br />
haben aber an Kraft und Gewalt eingebüßt.<br />
Das archaische Moment war<br />
weg. Zu diesem Zeitpunkt habe ich<br />
die japanischen Werke gesehen.<br />
ECHO: Was ist Ihnen in diesem<br />
Moment bewusst geworden?<br />
Schneider: Dass ich die Technik<br />
von Grund auf erlernen muss. Erst<br />
dann kann ich kontrollieren, was ich<br />
tue, und bewusst entscheiden, wie<br />
meine Arbeit aussehen soll. Ich bekam<br />
für eineinhalb Jahre ein Stipendium<br />
von der japanischen Regierung.<br />
Ich blieb dann von 1993 bis 1997<br />
vier Jahre in Japan.<br />
ECHO: Sie sind 2015 nach einigen<br />
Zwischenstationen nach Japan zurückgekehrt<br />
und wurden an die Tokyo<br />
University of Arts berufen.<br />
Schneider: Richtig. An der Universität<br />
wurde ein neuer Professor<br />
für Druckgrafik gesucht und man<br />
war daran interessiert, einmal einen<br />
Nicht-Japaner zu berufen. Also wurde<br />
mir der Posten angeboten und ich<br />
bin mit meiner Frau, die Buchkünstlerin<br />
ist und Japan ebenfalls schätzt,<br />
von Wien aus dorthin übersiedelt.<br />
Nach zwei Jahren in Japan kann ich<br />
sagen, das war eindeutig die richtige<br />
Entscheidung. Viele Dinge, die ich in<br />
meinen 20ern in Japan gesehen und<br />
erlebt habe, verstehe ich erst jetzt. Der<br />
Perspektivwechsel hilft einem auch<br />
in der künstlerischen Entwicklung<br />
dabei, nicht zu sagen: Jetzt habe ich<br />
ausgelernt. Ganz im Gegenteil.<br />
ECHO: Warum spielt Farbe in<br />
ihrem Œu v re eine untergeordnete<br />
Rolle?<br />
Schneider: Weil ich mich mit Graustufen<br />
und Schwarz-Weiß wohler<br />
fühle. Ich wusste nie wirklich warum.<br />
Die Erfahrung meiner Kindheit hier<br />
in <strong>Landeck</strong> hat darauf wahrscheinlich<br />
einen Einfluss. Die Felsenstrukturen,<br />
die Landschaft ... Irgendwie entsprechen<br />
die Graustufen eher meinem<br />
Naturell als das Bunte.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
58<br />
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2017</strong>
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