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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEEZUNGE | STORY<br />
WILDE<br />
KÜCHE<br />
Herbstzeit ist auch Wildzeit. Doch die Geister scheiden sich: Die einen verteufeln<br />
die Jagd, die anderen loben den kulinarischen Hochgenuss. Tatsache ist, dass bei<br />
Fleisch aus waidgerechter heimischer Jagd gilt: Mehr Bio geht kaum. Wir haben<br />
hinter die Kulissen geschaut und zeigen, dass Wildfleisch mehr kann als Rehbraten<br />
mit Rotkraut und Spätzle.<br />
Wenn die Tage kälter und die Nächte länger werden,<br />
ist es für die Jäger hierzulande Zeit, verstärkt auf die<br />
Jagd zu gehen. Nahezu alle jagdbaren Tiere dürfen<br />
im Herbst und Winter erlegt werden. Dazu gehören<br />
in der Bodenseeregion vor allem Rehwild, Schwarzwild<br />
(also Wildschweine), Wildenten und Füchse.<br />
Wobei Letztere für den Menschen eher nicht zum<br />
Verzehr geeignet sind. Doch nicht allein der Genuss<br />
des Wildbret genannten Fleisches und schon gar<br />
nicht „der Spaß am Schießen“ stehen bei den Jägern<br />
im Vordergrund. Ein verantwortungsbewusster Jäger<br />
verschreibt sich in der Regel mit voller Leidenschaft<br />
der Natur und der Wildpflege. Dafür fordert alleine<br />
schon das Ablegen der Jägerprüfung zu viel Wissen<br />
und Vorbereitung, als dass man es „einfach so“ mal<br />
nebenher machen könnte.<br />
Es ist des Jägers Ehrenschild,<br />
dass er beschützt und hegt sein Wild.<br />
Waidmännisch jagt, wie sich’s gehört –<br />
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.<br />
Zu den Aufgaben eines Jägers, auch eines Freizeit-<br />
Jägers, gehört neben dem Erfüllen der staatlichen<br />
Abschusspläne auch beispielsweise das Anlegen<br />
eines Wildackers oder die Fütterung im Winter bei<br />
besonders harten Bedingungen, wenn beispielsweise<br />
aufgrund von langanhaltendem Frost und viel<br />
Schnee kaum noch Nahrung für die Tiere zu finden<br />
ist. Hinzu kommt der erlösende Einsatz nach Unfällen,<br />
wenn etwa ein Tier angefahren wurde. „Ohne<br />
Bejagung würden sich beispielsweise Pflanzenfresser<br />
wie Reh- oder Rotwild in unserer Kulturlandschaft<br />
stark vermehren und Bäume im Wald schädigen.<br />
Wildschweine können ihren Bestand ohne Jagd<br />
übers Jahr sogar vervierfachen“, so der Deutsche<br />
Jagdverband. Dadurch würden landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen bedroht. Aber auch anpassungsfähige<br />
Räuber wie der Fuchs könnten ohne Jagd die<br />
sowieso stark bedrohten Kleinsäuger und bodenbrütende<br />
Vogelarten regional auslöschen.<br />
Hochwertig und nachhaltig<br />
Und noch dazu „produzieren“ die Jäger dabei<br />
Wildfleisch, ein hochwertiges Nahrungsmittel aus<br />
nachhaltiger Nutzung. Im Gegensatz zu Tieren aus<br />
Zuchtbetrieben kommen Wildtiere ohne Kraftfutter<br />
mit Zusatzstoffen und Antibiotika durchs Leben.<br />
Rehe beispielsweise sind Vegetarier und absolute<br />
Feinschmecker, wenn es um die Selektion feiner<br />
Gräser und Kräuter geht. Wenn der Schuss dazu<br />
noch gut sitzt und eine Ansitzjagd (also ohne Hetze)<br />
stattfindet, dann kommt das Tier zudem ohne<br />
Adrenalinausstoß zu Tode. All das beeinflusst den<br />
Geschmack und die Qualität des Fleisches positiv<br />
und ist mit Fleisch aus Zuchtbetrieben daher meist<br />
nicht vergleichbar. Zudem entfallen angsteinflößende<br />
Lebendtransporte. Mehr bio geht also fast nicht.<br />
Allerdings sollte man beim Wildfleisch im Restaurant<br />
auf jeden Fall nachfragen, woher es<br />
stammt. Denn leider wird aufgrund der steigenden<br />
Nachfrage auch immer mehr Wild aus<br />
dem Ausland zugekauft. Nicht selten landen<br />
daher Hirsche und Wildschweine beispielsweise<br />
aus Neuseeland auf dem Tisch. Dort werden sie<br />
gezüchtet. Zwar in unglaublich großen Gehegen,<br />
die ein Freilandleben simulieren, dennoch<br />
kommt der lange Transport des Fleisches hinzu,<br />
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