EURESAreisen Kreuzfahrt-Post - Ausgabe Oktober 2017
Die Kreuzfahrt-Post ist das kostenlose Info- und Kundenmagazin von EURESAreisen
Die Kreuzfahrt-Post ist das kostenlose Info- und Kundenmagazin von EURESAreisen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.euresa-reisen.de<br />
<strong>Kreuzfahrt</strong>-<strong>Post</strong><br />
Neues von der Brücke<br />
In diesen Werften werden <strong>Kreuzfahrt</strong>-Träume wahr<br />
Papenburg, Nagasaki und Turku zählen nicht unbedingt zu den Top-<br />
Reisezielen der Welt, im Zusammenhang mit der <strong>Kreuzfahrt</strong>-Industrie<br />
nehmen sie dennoch eine der wichtigsten Rollen überhaupt ein. Schliesslich<br />
beheimaten Sie einige der weltweit grössten und bekanntesten Werften.<br />
Für Schiffsbauer heißt es<br />
heutzutage oft: "Ab in die<br />
Grube!" Die meisten großen<br />
Schiffe werden inzwischen<br />
in Trockendocks gebaut oder<br />
repariert. Trockendocks sind<br />
an riesige Gruben erinnernde<br />
Vorrichtungen, in die bei<br />
Bedarf Wasser gepumpt werden<br />
kann. Dies wird vor allem beim<br />
sogenannten Aufschwimmen<br />
wichtig, ein Prozess, der den<br />
früher üblichen Stapellauf ersetzt<br />
hat. Gegenüber diesem hat das<br />
Aufschwimmen den Vorteil, dass<br />
die Materialbelastung deutlich<br />
geringer ist und ein großer Teil der<br />
Risikofaktoren eliminiert werden<br />
kann. Natürlich funktioniert das<br />
Ganze auch rückwärts: Muss ein<br />
Schiff repariert werden, fährt<br />
es ins Trockendock ein und das<br />
Wasser wird abgepumpt. Wird<br />
ein Schiff nicht im Trockendock<br />
repariert, kommt ein sogenanntes<br />
Schwimmdock zum Einsatz, eine<br />
Vorrichtung, die sich zunächst<br />
unter Wasser befindet und das<br />
Schiff mithilfe von Druckluft über<br />
die Wasserlinie hebt.<br />
Eine der größten Werften<br />
Deutschlands ist ThyssenKrupp<br />
Marine Systems in Kiel. Sie<br />
beschäftigt rund 3.200 Mitarbeiter<br />
und ist auf U-Boote und<br />
Marineschiffe spezialisiert. Auf<br />
dem <strong>Kreuzfahrt</strong>-Markt dominiert<br />
die seit 1795 existierende Meyer<br />
Werft in Papenburg. 1985 wurde<br />
hier das erste <strong>Kreuzfahrt</strong>schiff<br />
gebaut, bis 2024 stehen fast 30<br />
Neubauten auf der Agenda. Seit<br />
2014 ist die Meyer Werft auch in<br />
Sitzt der Lippenstift? AIDAprima wird in der Mitsubishi Heavy Industries Werft gestylt.<br />
Finnland aktiv: Das Unternehmen<br />
übernahm 70 Prozent der Anteile<br />
an der STX Finland Werft, seit<br />
2015 ist der inzwischen in Meyer<br />
Turku Oy umbenannte Standort<br />
vollständig in deutscher Hand.<br />
In Turku konzentriert sich ein<br />
Teil der Mitarbeiter ganz auf<br />
die Realisierung der Neubauten<br />
für die TUI Cruises Flotte, die<br />
Mein Schiff 5 und Mein Schiff 6<br />
sowie die neue Mein Schiff 1 und<br />
die neue Mein Schiff 2 wurden<br />
beziehungsweise werden dort<br />
gebaut. Somit stammen alle<br />
TUI Cruises Neubauten aus der<br />
gleichen Werft, denn auch Mein<br />
Schiff 3 und Mein Schiff 4 wurden<br />
in Turku gebaut. Übrigens: Quasi<br />
aus Versehen ist die Meyer Werft<br />
auch zum größten Theaterbauer<br />
Deutschlands geworden. Da viele<br />
<strong>Kreuzfahrt</strong>schiffe über Theater<br />
an Bord verfügen, müssen diese<br />
oft von den Werften geplant<br />
und konstruiert werden. Kein<br />
anderes Unternehmen hat<br />
mehr Theater mit wechselnden<br />
Bühnenbildern und versenkbaren<br />
Orchestergräben gebaut als die<br />
Meyer Werft.<br />
Seit einigen Jahren gibt es jedoch<br />
Konkurrenz für europäische<br />
Werften: Japan, Südkorea und<br />
China drängen auf den Markt.<br />
Schon heute befinden sich die<br />
zehn größten Werften der Welt<br />
in Asien. Die fernöstlichen<br />
Schiffbauer wollen sich vor allem<br />
mithilfe von günstigen Preisen<br />
© AIDA Cruises<br />
durchsetzen. Im Sektor der<br />
„anspruchslosen“ Schiffe wie<br />
Frachtern wird es bereits jetzt als<br />
unwirtschaftlich angesehen, diese<br />
in Europa zu bauen. Die weltweit<br />
größte Schiffsmanufaktur befindet<br />
sich heute im koreanischen Ulsan,<br />
zwischen 1972 und 2013 wurden<br />
hier fast 3.000 Schiffe gebaut.<br />
Japans Schiffsbau-Industrie sorgte<br />
für Aufsehen, als sich Mitsubishi<br />
Heavy Industries den Auftrag für<br />
die Neubauten der Hyperion-<br />
Klasse sicherte.<br />
Die Neubauten der Helios-Klasse<br />
lässt die Carnival Corporation<br />
allerdings von der Meyer Werft<br />
fertigen, was für AIDA eine<br />
„Heimkehr“ nach Papenburg<br />
bedeutet: Nach den Schiffen<br />
5<br />
der Sphinx-Klasse werden<br />
AIDAnova und ihr baugleiches<br />
Schwesterschiff an der Ems<br />
gebaut.<br />
So beeindruckend die hohen<br />
Schiffsbau-Zahlen der asiatischen<br />
Werften also auf den ersten<br />
Blick aussehen: Im Segment der<br />
<strong>Kreuzfahrt</strong>schiffe sind Werften aus<br />
anderen Erdteilen noch immer<br />
führend. Und so sind Werften in<br />
Asien teils hoch verschuldet. Das<br />
Problem ist einfach: Der Bau von<br />
Tankern und Frachtern ist wenig<br />
profitabel, für die zeitgerechte<br />
Realisierung von komplexen<br />
Großprojekten haben die<br />
asiatischen Bewerber allerdings<br />
noch zu wenig Erfahrung. Im Jahr<br />
2016 war deshalb eine Rückkehr<br />
der Aufträge in den Westen zu<br />
erkennen, über 50 Prozent des<br />
weltweiten Auftragsvolumens<br />
wurden wieder nach Europa<br />
vergeben.<br />
Wie die gesamte Schifffahrts-<br />
Industrie stehen die Werften<br />
am Scheideweg: Die Diskussion<br />
um die Umweltschädigungen<br />
durch <strong>Kreuzfahrt</strong>schiffe stellt<br />
Schiffsbauer und Reedereien<br />
vor neue Aufgaben. Doch statt<br />
als Angriff auf das laufende<br />
Geschäft kann das neu entbrannte<br />
Umweltbewusstsein auch als<br />
Chance für die Werften betrachtet<br />
werden. Eins ist sicher: Wer in<br />
Zukunft eine effektive und zugleich<br />
bezahlbare Umwelttechnologie<br />
anbietet, für den stehen die<br />
Chancen auf langfristige und<br />
lukrative Um- und Neubauaufträge<br />
sehr gut.<br />
Anzeige