Guute Oktober 2017
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6 | LOKALES <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> | GUUTE JOURNAL<br />
Hopfen ist ein<br />
knappes Gut<br />
Das Mühlviertel hat nicht nur eine hohe Dichte an Brauereien,<br />
sondern ist auch das größte Hopfenanbaugebiet<br />
Österreichs. Die Mühlviertler Hopfenbaugenossenschaft<br />
hätte aber gerne noch mehr Anbauflächen.<br />
Die heurige Ernte sei etwas unterdurchschnittlich,<br />
sagt der Geschäftsführer<br />
der Hopfenbaugenossenschaft,<br />
Hermann Bayer. Ein von der Witterung<br />
her durchwachsenes Frühjahr,<br />
die Trockenheit sowie der schwere<br />
Sturm im August hätten eine bessere<br />
Ernte verhindert. 257 Tonnen Hopfen<br />
beträgt der heurige Ertrag. Das sei<br />
zwar weniger als letztes Jahr (über 300<br />
Tonnen), aber nicht weit vom langjährigen<br />
Durchschnitt.<br />
Bei Brauereien begehrt<br />
Der Mühlviertler Hopfen war heuer<br />
schon lange verkauft, bevor er überhaupt<br />
geerntet worden ist. Die Brauereien<br />
sichern sich nämlich über Vorkaufsverträge<br />
den begehrten Rohstoff.<br />
Diese Vorverträge seien dabei ein<br />
zweischneidiges Schwert: Zum einen<br />
sei es natürlich gut, dass man den Hopfen<br />
sicher verkaufen könne. Am freien<br />
Markt ließe sich momentan aber viel<br />
mehr Geld verdienen, weil Hopfen auf<br />
dem Weltmarkt ein knappes Gut sei,<br />
erläutert Bayer. In schlechten Jahren<br />
können die Vorverträge sogar belasten:<br />
BEGEHRTER<br />
Rohstoff<br />
„Ein Katastrophenjahr wie 2015 trifft<br />
die Bauern hart: Sie müssten die Vorverträge<br />
erfüllen, dabei können sie<br />
kaum die eigenen Kosten decken. Da<br />
muss man auch im Interesse der Brauwirtschaft<br />
zu einer Lösung kommen,<br />
denn die ist auch betroffen, wenn das<br />
Hopfenanbaugebiet zusammenbricht“,<br />
erklärt Bayer die Zusammenhänge<br />
zwischen Hopfenbauern und Brauwirtschaft.<br />
Diese Beziehung sei aber<br />
gut: „Da ist dann auch ein Verständnis<br />
da.“ So wichtig der Hopfen für den Geschmack<br />
des Bieres ist, so gering ist<br />
sein Anteil am Preis: Auf eine Flasche<br />
aufgerechnet liege dieser unter jenem<br />
des Kronenkorkens, sagt Hermann<br />
Bayer.<br />
Anbauflächen gesucht<br />
Aktuell gibt es 42 Hopfenbauern bei<br />
der Hopfenbaugenossenschaft – sieben<br />
davon sind aus dem Waldviertel.<br />
Während die Zahl der Betriebe in den<br />
letzten Jahren gesunken ist (2007: 48<br />
Betriebe), gab es bei den Anbauflächen<br />
einen Zuwachs (2007: 132 Hektar,<br />
<strong>2017</strong>: 157 Hektar). Neue Mitglieder –<br />
Die heurige Hopfenernte war etwas unterdurchschnittlich.<br />
und damit mehr Hopfen – wären bei<br />
der Hopfenbaugenossenschaft herzlich<br />
willkommen: „Ab einer Anbaufläche<br />
von fünf Hektar macht der Umstieg<br />
auf Hopfen Sinn, ab etwa zehn<br />
Hektar kann man davon leben“, erklärt<br />
Geschäftsführer Bayer. Er führt auch<br />
einige Argumente für einen Ein- oder<br />
Umstieg ins Treffen: „In den letzten<br />
Jahren waren viele Bauern betroffen<br />
vom Preisverfall – nur der Hopfen hat<br />
sich sehr gut gehalten.“ Auch der<br />
Trend zu mehr Regionalität spiele den<br />
Hopfenbauern in die Hände. Dass<br />
nicht mehr Betriebe auf Hopfen setzen,<br />
hat aber auch seine Gründe: Trocknungsanlage,<br />
Pflückmaschine und die<br />
Gerüstanlage zum Aufbinden des Hopfens<br />
bedeuten Investitionen, die sich<br />
erst nach mehreren Jahren rechnen.<br />
Geeignete Flächen in Eigenbesitz seien<br />
ebenfalls mancherorts bereits Mangelware,<br />
erklärt Bayer. ♦ Michael Enzenhofer<br />
Hopfenbaugenossenschaft<br />
Mühlviertler<br />
Hopfenbaugenossenschaft<br />
42 Betriebe (7 aus dem Waldviertel)<br />
bauen auf einer Fläche von 157 Hektar<br />
Hopfen an. Die meisten Hopfenbauern<br />
findet man rund um St. Peter/Wimberg<br />
und Haslach. Der Hopfen wird von den<br />
Bauern geerntet und in Neufelden zu<br />
Pellets bzw. Briketts weiterverarbeitet.<br />
Den Vertrieb übernimmt ebenfalls die<br />
Hopfenbaugenossenschaft.<br />
Foto: Hopfenbaugenossenschaft