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Côte Vermeille, Costa, Brava, Katalonien (Auszug, Blick ins Buch)

Reise- und Wanderführer rund um die französisch-spanische Grenze am Ausläufer der Pyrenäen

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Argelès-sur-Mer -- „La retirada“<br />

auf den langen Sandstränden, die heute bei<br />

Ba degästen so beliebt sind, wurde das erste<br />

Internierungs lager errichtet. Obwohl die Situa -<br />

tion lange vorhersehbar war und Anweisun -<br />

gen zum Bau des Lagers vorlagen, gab es bei<br />

Ankunft der Flüchtlinge praktisch keine In fra -<br />

struktur. Auf 50 Hektar wurden die nun Ge -<br />

fangenen zusammengetrieben. Es gab keine<br />

Gebäude, Sanitär an lagen oder ausreichend<br />

Trink wasser , keine medizinische Hilfe oder ge -<br />

regelte Lebensmit tel versorgung. Hilfsliefe run -<br />

g en versanken im sandigen Morast. Barack en<br />

aus Holz und Leinwand bauten sich die In ter -<br />

nierten notdürftig selber. Bis heute ist un -<br />

geklärt, wie viele Menschen in diesem Camp<br />

de Concen tration untergebracht wurden,<br />

Schätzungen sprechen von bis zu 200 000. Viele<br />

waren dem Erschöpfungstod nahe, verletzt,<br />

krank oder hochschwanger, ein Alb traum für<br />

die vermeintlich Geretteten be gann. Die Zahl<br />

der Toten u. a. durch Hunger, Typhus oder<br />

Ruhr ist nicht bekannt.<br />

In Frankreich regierte zu der Zeit unter Prä si -<br />

dent Albert Lebrun ein linkes Volksfront bünd -<br />

nis. Eigentlich hätte man sich den spanischen<br />

Kämpfern gegenüber verbunden zeigen können.<br />

Stattdessen wurden sie als „Uner wün sch -<br />

te“ eingestuft und behandelt. Viel leicht auch,<br />

weil es sich bei den meisten um Kom mu nisten<br />

und Anarchisten handelte und man Sor ge um<br />

die innere Stabilität hatte.<br />

Noch im gleichen Jahr brach der Zweite Welt -<br />

krieg aus. Im allgemeinen Chaos des West feld -<br />

zuges der deutschen Faschisten im Juni 1940<br />

konn ten die Gefangenen das Lager verlassen.<br />

Einige trauten sich nach Spanien zurück, wurden<br />

aber, trotz Amnestieversprechen, vielfach<br />

hingerichtet oder in Francos Konzentrations -<br />

lagern interniert. Über 13 000 „Rotspanier“ ge -<br />

rieten in die Hän de der Deutschen und wurden<br />

in KZs, vor allem in das KZ Mauthausen,<br />

trans portiert und ermordet.<br />

Felip Solé brachte 2010 den Film Camp d’Ar -<br />

gelès* in die Kinos: „L’idée de faire un film<br />

sur le Camp d’Argelès m’est ve nue en tête chaque<br />

fois que j’ai posé le pied sur cette plage.“<br />

*Zu sehen bei YouTube.<br />

Unbedingt einen Besuch wert:<br />

MUME – Museu Memorial de L’exili<br />

La Jonquera, Spanien<br />

Telefon 972 55 65 33<br />

www.museuexili.cat<br />

Geöffnet täglich außer montags,<br />

Eintritt 4 €.<br />

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