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Rosenzüchter, Fotograf und Journalist: Das war Willy Wyss<br />

Onkel Willy war für mich immer ein guter Gesprächspartner. Wir unterhielten uns oft über Politik und Wirtschaft.<br />

Obwohl wir unterschiedliche Meinungen vertraten, unsere Diskussionen fanden immer einen fairen Ausgang.<br />

Wichtig war ihm auch die Politik. Lokale und nationale Ereignisse, aber auch die Weltbühne der ganz grossen<br />

Stimmungsmacher interessierten den Rosengärtner aus Steinhausen. Mit spitzer Feder und gezielten Sätzen<br />

machte er sich mit Leserbriefen, aber auch mit eigenen Artikeln zum täglichen Geschehen bemerkbar. In seinen<br />

Zeilen schilderte Willy die Zusammenhänge der einzelnen Themen so klar und deutlich, dass man sich oft die Frage<br />

stellen musste, woher er die teils komplizierten Zusammenhänge erkennen konnte. Auch wenn es manchmal zum<br />

Ausdruck kam, dass er sich in einen Themenbereich verbissen hätte. Willy kämpfte stets für die Gerechtigkeit, den<br />

Weltfrieden und den Fortschritt. Als Bürger der Gemeinde Steinhausen erlebte ich meinen Onkel Willy oft auch an<br />

den jährlich wiederkehrenden Generalversammlungen der Bürgergemeinde und des ortsansässigen Gewerbes. Mit<br />

Statements und kurzen, aber sachlichen Berichten fütterte er die Zuger Lokalpresse mit seinen Rückblenden aus<br />

dem Geschehen vor Ort und aus der Region Zug West.<br />

Er selbst bezeichnete sich damals als echten "Euroturbo". Mit einleuchtenden Argumenten setzte er sich<br />

öffentlich für den Beitritt der Schweiz in die EU ein, was ihm oft zum Verhängnis wurde. In seinem Briefkasten<br />

tauchten deswegen plötzlich bedrohende Briefe von Leuten auf, welche nicht seiner Meinung waren. Das waren für<br />

Willy keine Hindernisse, er setzte sich gerade deswegen spontan für seine politische Linie ein. Er gab nie auf, im<br />

Gegenteil: Mit seiner hervorragend geführten Feder verfügte er über einen ausgezeichneten Wortschatz, der ihm<br />

das Leiden der Schwerhörigkeit etwas angenehmer machte. Aus meiner Perspektive kann ich die Meinung der<br />

Familie teilen: Willy hätte mit einem Beruf in der Zunft der Schreiberlinge mehr Freude am Zusammenfügen von<br />

Buchstaben und Zahlen gehabt, als den eisernen Hammer zu schwingen. Denn im Gestalten von Worten zu Sätzen<br />

war er besonders kreativ und stark.<br />

Die Musik fand einen ganz besonderen Platz im Leben des siebenfachen Familienvaters und Rosenzüchters.<br />

Immer intensiver begann Willy, sich mit der klassischen Musik zu befassen. In ausgiebigen Dialogen mit meinem<br />

Vater (Karl dem Zweiten) und mit Werner Naunheim unterhielt sich das Herrentrio bei einem Glas Wein im<br />

Musikzimmer meines Vaters an der KS-7 in Cham zum Thema Richard Wagner. Mit der Zeit legte sich Willy ein<br />

eigenes Grammofon und eine auserlesene Plattensammlung zu. Nun konnte er die Klänge von VERDI oder Mozarts<br />

ZAUBERFLÖTE gemeinsam mit Maria in seiner gemütlichen Stube im Eichholz geniessen. Besonders erfreut war<br />

Onkel Willy, wenn er von Helen Tischhuser-Kälin zu den Luzerner Musikfestwochen ins KKL eingeladen wurde.<br />

Bezeichnend für seine Liebe zur Musik war, dass Willy noch kurz vor seinem Tod den zweiten Satz "Un pocco piu<br />

mosso" aus Dvoraks 9. Symphonie hören durfte.<br />

158 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>

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