WerDer_Charly_2
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Maria Wyss: 1997 an meinem 50. Geburtstag in Zug<br />
Nebst Marias Verantwortung im eigenen Familienleben fand sie noch die Zeit, einen eigenen Bekanntenkreis<br />
aufzubauen. Sie verstand es innert Kürze, mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen und so spannende neue<br />
Kontakte ins Leben zu rufen. Sehr erstaunt war meine liebe Tante Maria, als ich eines Tages mit dem weltbekannten<br />
Bandleader Hazy Osterwald (Kriminaltango) in ihrem Garten erschien. Diesen überraschenden Augenblick kann<br />
man nicht beschreiben, man muss die Situation einfach so, wie ich sie selbst erlebt habe, einordnen. Die Momente<br />
waren köstlich, und sie bleiben für mich persönlich unvergesslich. Weil Maria eben Menschen liebte, konnte sie<br />
denen auch immer ohne Vorurteile begegnen, egal welcher Nationalität oder welcher Herkunft, sie fand immer den<br />
passenden Gesprächsstoff und wenn nötig fragte Maria einfach nach! Es war Maria, welche aus dem Eichholz ein<br />
offenes Haus gestaltete. Sie machte das weisse Eichholz-Haus zur Oase für alle, und sie fand immer Zeit und Platz,<br />
die Anliegen von Familie, Verwandten, Freunden und Bekannten, egal aus welchem Kulturkreis ihre Gäste auf Zeit<br />
zur Visite kamen, stand sie wie ein Fels in der Brandung. Maria konnte zuhören. Sie war nie nachtragend, weil sie<br />
von Grund auf die Harmonie liebte und mit Rücksicht auch das eine oder andere "Sörgeli" zur Seite schob. Dass sie<br />
bestimmte Erlebnisse aus ihrer Ursprungsfamilie bis ins hohe Alter noch beschäftigten, spürte ich aus den fast<br />
endlosen Diskussionen, welche ich in regelmässigen Abständen mit ihr führen durfte.<br />
Eine schwere Zeit für Maria brach dann an, als ihr geliebter Willy an ihrer Seite am 30. April 2005 nach fast<br />
60 Jahren Ehe für immer diese Welt verliess. Das Leben im Alleingang zu bewältigen, wurde plötzlich mit Problemen<br />
verbunden. Marias Augenlicht wurde immer schwächer, und die Unsicherheit, allein im Eichholz-Haus zu leben,<br />
machte nicht nur ihr Sorgen, die unsichere Situation gab auch ihren Angehörigen zu denken. So bot sich Ende<br />
August 2006 die Gelegenheit, dass Maria im Alterszentrum Steinhausen im Zimmer Nr. 314 einen Platz mit guter<br />
Pflege antreten konnte. Mit fast täglichen Besuchen von ihrer Familie, ihren Freunden und Bekannten konnten die<br />
guten Kontakte bis knapp vor ihrem Tod aufrechterhalten werden.<br />
Meine liebe Tante Maria Wyss-Scherer verstarb 97-jährig nach einer sternenklaren Nacht in den frühen<br />
Morgenstunden des 4. Julis 2011. Unwiderruflich traten die Gesetze der Natur in Kraft.<br />
Maria begab sich auf den Weg, den wir wohl alle mal abschreiten werden.<br />
Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 159