PT-Magazin 01 2018
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Recruiting auf dem Prüfstand<br />
Wirtschaft<br />
40<br />
Unverständnis für Bewerber-<br />
Belange kann sich heutzutage<br />
niemand mehr leisten. So mancher<br />
Arbeitgeber wird wohl allein deswegen<br />
vom Markt verschwinden, weil er<br />
keine qualifizierten Talente mehr findet,<br />
die für ihn tätig sein wollen. Bewerberaffine<br />
Candidate Journeys sind insofern<br />
heute ein Muss.<br />
Moderne Unternehmen setzen sich<br />
mit jedem einzelnen Interaktionspunkt<br />
einer Candidate Journey, der Reise eines<br />
Kandidaten durch den Bewerbungsprozess,<br />
intensiv auseinander. Und sie versuchen,<br />
das, was dort passiert, für den<br />
jeweiligen Aspiranten so ansprechend<br />
wie möglich zu machen, damit sie die<br />
erste Garde im Arbeitsmarkt für sich<br />
gewinnen. Wer einem zum Beispiel die<br />
Zeit stiehlt, weil alles so langwierig und<br />
altmodisch ist, braucht sich über mangelnden<br />
Zuspruch nicht zu wundern.<br />
Vor allem die besten Young Professionals<br />
können sich aussuchen, bei wem<br />
sie für ein Kennenlernen optieren. Deshalb<br />
müssen die Arbeitgeber genau dort<br />
präsent sein und positiv in Erscheinung<br />
WIR MACHEN ES<br />
SPANNEND<br />
Wie man Candidate Journeys entwickelt<br />
treten, wo die jungen Talente suchen.<br />
Doch nur die Millennials selbst können<br />
dem Recruiting zeigen, wie und wo sie<br />
sich jeweils mit Informationen versorgen<br />
– und was ihnen dabei zusagt oder<br />
missfällt. Unglaublich viel wird allein<br />
deshalb so schlecht oder falsch gemacht,<br />
weil das Feedback der jungen Generation<br />
fehlt.<br />
Die Belange der<br />
Bewerber-Zielgruppen verstehen<br />
Wer als Bewerber mit Unternehmen<br />
interagiert, ärgert sich reichlich: über<br />
den Spamfaktor von Active Sourcing, die<br />
mangelnde Nutzerfreundlichkeit einer<br />
Website, das nicht mobiloptimierte<br />
Bewerbungsformular, fehlleitende Stellenbeschreibungen,<br />
verstaubte Inserate,<br />
geschönte Fakten, endlose Reaktionszeiten,<br />
Standard-Interviews, respektloses<br />
Verhalten, nicht eingehaltene Versprechen<br />
und so weiter und so fort.<br />
Ursache dafür sind überholte Verfahren<br />
aus der Vergangenheit, Methodenhörigkeit,<br />
unangebrachte Arroganz,<br />
antiquarische Bürokratie und ein Mangel<br />
an Bewerberorientierung. Man<br />
schwelgt in Prozessen, die für das Unternehmen<br />
zwar praktisch, für die Kandidaten<br />
jedoch ätzend sind. Selbst die vielversprechendsten<br />
Leute kommen sich<br />
dabei nicht wie Umworbene, sondern<br />
wie Bittsteller vor.<br />
Das ist fatal. Denn wie bei einer<br />
echten Reise will man auch von seiner<br />
Reise durch die Recruiting-Landschaft<br />
erzählen. Und sowas hinterlässt Spuren:<br />
in den Köpfen und Herzen der Menschen<br />
- und oft genug auch im Web. Auf die Vorentscheidungen<br />
neuer Bewerber haben<br />
solche Erfahrungsberichte erheblichen<br />
Einfluss. So fallen viele Firmen durchs<br />
Rost, bevor es überhaupt zu einer ersten<br />
Kontaktmöglichkeit kommt.<br />
Candidate Journeys im Workshop<br />
entwickeln<br />
In einem eintägigen Workshop mit einer<br />
Auswahl von Mitarbeitern, denen Jobsuchende<br />
im Verlauf des Bewerbungsprozesses<br />
begegnen, lassen sich Candidate<br />
Journeys entwickeln. Auch Kollegen, die<br />
erst vor kurzem eingestellt worden sind<br />
sowie ein paar Millennials sollten unbedingt<br />
daran teilnehmen können.<br />
Am besten beginnt man mit folgenden<br />
Aufgabenstellungen, die in vier<br />
Kleingruppen bearbeitet werden:<br />
1. Was ich als Bewerber anderswo ganz<br />
gewiss nicht erleben möchte.<br />
2. Was mich als Bewerber ganz besonders<br />
begeistern würde.<br />
3. Typische positive Erlebnisse eines<br />
Bewerbers bei uns im Recruiting-<br />
Prozess.<br />
4. Typische negative Erlebnisse eines<br />
Bewerbers bei uns im Recruiting-<br />
Prozess.<br />
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