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NOTIZEN<br />
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NOTIZEN<br />
LEUTE, DIE DAS MÖGEN,<br />
MÖGEN AUCH ...<br />
So richtig gut<br />
schlemmen!<br />
\<br />
Neue Kochbücher<br />
aus dem AT Verlag<br />
Unser Schlaf ist gestört:<br />
Rund ein Drittel der Bevölkerung<br />
leidet unter Schlaflosigkeit,<br />
und generell schlafen<br />
wir weniger lang, als es für<br />
unser Wohlbefinden nötig<br />
wäre. Das hat zum einen mit<br />
der Moderne zu tun: Während<br />
die Schlafzyklen unserer<br />
Vorfahren noch eng an<br />
den Tageszyklus gekoppelt<br />
waren, können wir heute<br />
die Nacht problemlos zum<br />
Tag machen. Zum anderen<br />
ist Schlaf offensichtlich unpopulär:<br />
Kein Manager gibt<br />
in Interviews an, gern einmal<br />
etwas länger im Bett zu<br />
bleiben. Dynamisch, ruhelos<br />
und allzeit bereit haben wir<br />
zu sein. Höchste Zeit also,<br />
dass unsere lebenswichtige<br />
Ruhezeit wieder die<br />
Bedeutung erlangt, die sie<br />
eigentlich hat. Eine beredte<br />
Anwältin des Schlafs ist die<br />
Soziologin, Philosophin und<br />
Journalistin Katharina<br />
Kunzmann. Die selbsternannte<br />
Schlafmütze, die mit<br />
Leidenschaft den Blog diewillnurschlafen.de<br />
betreibt,<br />
hat jetzt ein so rotzfreches<br />
wie fundiertes Buch über<br />
den schönsten Drittel des<br />
Lebens geschrieben: «Ab<br />
ins Bett». Darin räumt<br />
sie mit Schlaf- und vor allem<br />
mit Nichtschlafmythen auf,<br />
sie gibt sinnvolle Tipps und<br />
steckt mit ihrer Begeisterung<br />
für das süsse Schlummern<br />
an: So süss pennen<br />
wie die will man auch<br />
einmal! Ein Buch, das unter<br />
jedes Kopfkissen gehört.<br />
Die Ostschweizerin Andrea Gerster fühlt sich in vielen<br />
Textformen daheim: Sie schreibt Theaterstücke, schafft<br />
textliche Kunstinstallationen, verfasst Kinder- und Jugendbücher<br />
und legt fast jährlich einen neuen Roman vor. Ihr<br />
neuestes Werk «Alex und Nelli» hat ein bisschen etwas<br />
von alledem. Die Sprache ist so schlank und eingängig wie<br />
bei einem Jugendbuch, die Dialoge sind so direkt und<br />
schmissig wie in einem Drama, die Kapitel sind so kurz<br />
wie bei einer Performance und das Thema ist eine grosse<br />
Kiste, wie es sich für einen Roman gehört – die grosse<br />
Liebe, das Aufeinander- und Auseinanderdriften zweier<br />
Planeten. Die Dreidimensionalität der Hauptfiguren lässt<br />
einem die Geschichte sehr ans Herz gehen, und man kann<br />
das Buch kaum weglegen, auch wenn (natürlich vielmehr:<br />
weil) es einen manchmal grad etwas sehr berührt. Es ist<br />
der Autorin zu wünschen, dass sie damit den schon lang<br />
verdienten Grosserfolg landet – «Alex und Nelli» ist eines<br />
dieser raren Bücher, die eigentlich fast allen gefallen<br />
könnten und die man bedenkenlos verschenken kann.<br />
Ein Buch mit dem Titel «Eine kurze Geschichte<br />
der böhmischen Raumfahrt» macht auf jeden Fall<br />
neugierig. Allein dieses Titels wegen haben wir uns des<br />
bei Klett-Clotta erschienenen Erstlings des heute in den<br />
USA lebenden Pragers Jaroslav Kalfař angenommen<br />
– und siehe da: ein Glücksgriff! Wir hielten dann zwar<br />
nicht die erwartete Satire in den Händen, dafür aber<br />
ein sehr dichtes, traumhaft-atmosphärisches und klug<br />
konstruiertes Buch, das irgendwo zwischen «2001» und<br />
«Gravity» angesiedelt ist. Die Geschichte: Eine kosmische<br />
Staubwolke bedroht die Erde, und 2018 schicken<br />
die Tschechen – im Roman eine technologische Grossmacht<br />
– den jungen Physiker Jakub ins All, um die Staubwolke<br />
zu analysieren. Er ist so einsam, wie man es allein<br />
im All nur sein kann, einzig die täglichen Videochats<br />
mit seiner Frau strukturieren noch seinen öden Alltag.<br />
Doch dann erfährt Jakub, quasi Lichtjahre von daheim<br />
entfernt und völlig hilfl os, dass ihn seine Frau verlässt.<br />
Im Raumschiff begegnet ihm dann ein spinnenähliches<br />
ausserirdisches Wesen. Ja, die Zusammenfassung klingt<br />
seltsam, dem Autor gelingt aber das Kunststück, vor<br />
diesem Hintergrund eine Geschichte über Schuld und<br />
Sühne zu entwickeln, die unter die Haut geht. Jakubs<br />
Vater war im alten kommunistischen Regime ein Folterknecht,<br />
und die familiäre Ursünde führt zu einer Kette<br />
von Leid und Rache, die Jakub auf sehr überraschende<br />
Weise zerreissen kann. Das ist mitreissend, tiefsinnig<br />
und intensiv – gut, hat der noch unbekannte Autor<br />
einen so attraktiven Titel gewählt!<br />
Der Norweger Karl Ove Knausgard ist mit seinem<br />
«Kampf»-Zyklus weltberühmt geworden. In sechs dicken<br />
Bänden bereitet er darin minutiös – und wirklich minutiös – seine<br />
eigene Geschichte und vor allem sein Verhältnis zu seinem<br />
Vater auf. Der über die Schmerzgrenze hinaus ehrliche Seelenstriptease<br />
hinterliess zweischneidige Gefühle, vor allem bei den Mitgliedern seiner<br />
Familie, die ungefragt zu subjektiven Porträts kamen. Mittlerweile ist der Zyklus<br />
abgeschlossen. Man könnte meinen, Knausgard hätte jetzt erst einmal genug von Mammutprojekten,<br />
aber von wegen: Jetzt nimmt er sich der Jahreszeiten an. Das führt zu weiteren<br />
vier Büchern. «Im Herbst» liegt bereits vor, «Im Winter» erscheint in diesen Tagen, die beiden<br />
anderen Bände sind für März 2018 angekündigt. Jedes der je rund 300 Seiten umfassenden Bücher ist<br />
eine Sammlung von Miniaturen zur jeweiligen Saison – Essays, Gedankensplitter und Alltagsbetrachtungen,<br />
die Knausgard aufs Papier bannen kann wie nur wenige. Er rückt seinen Blick und damit auch jenen<br />
der Leserinnen und Leser auf Kleinigkeiten, die man gern übersieht, die aber am Ende unser Leben<br />
ausmachen. Das tut er mit der gewohnten unerbittlichen Ehrlichkeit und mit der Fähigkeit, die Grenze<br />
zur Belanglosigkeit höchstens einmal knapp zu berühren. Nicht alles, was Knausgard schreibt, trifft –<br />
aber vieles regt an. Knausgard-Fans dürfen sich jedenfalls freuen.<br />
Mag man ein Buch besonders gut, ist es oft auch besonders<br />
schnell ausgelesen. Zum Glück können einem dann Fachleute<br />
andere Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen.<br />
Zum Beispiel Sabine Obi. Die 44-Jährige arbeitet in der<br />
Filiale von Orell Füssli am Flughafen Zürich.<br />
«Guillaume Musso darf auf eine sehr treue Gemeinde von –<br />
zumeist weiblichen – Fans zählen. Ein Dauerbrenner ist<br />
sein vor rund zehn Jahren erschienener Roman ‹Wirst du da<br />
sein?›. Das Buch beginnt in Kambodascha, wo Hauptfigur<br />
Dr. Elliott Cooper einen kleinen Jungen rettet und zum Dank<br />
dafür vom Dorfvorsteher seltsame Pillen erhält. Mit ihnen,<br />
heisst es, könne man in die Vergangenheit reisen. Natürlich<br />
glaubt Elliott das nicht, doch daheim in den USA probiert er<br />
die Pillen eben doch aus. Denn er hat einen guten Grund, in<br />
die Vergangenheit zu reisen: Er verlor vor 20 Jahren seine<br />
Freundin durch einen dramatischen Unfall. Soll er jetzt dafür<br />
sorgen, dass sie nicht stirbt – damit aber auch verhindern,<br />
dass seine Tochter wohl nicht zur Welt kommt?<br />
Mir gefällt an diesem Buch das Element der Zeitreise. Es ist<br />
ja ein ewiges Dilemma bei solchen Geschichten: Wenn man<br />
in die Vergangenheit geht, um dort etwas zu ändern, hat das<br />
eben immer auf vielen Ebenen Konsequenzen. Glücklicherweise<br />
findet Elliott einen guten Weg.<br />
Wer ‹Wirst du da sein?› mochte, wird wohl auch an ‹Ivy &<br />
Abe› von Elizabeth Enfield Spass haben. Zeitreisen gibt es<br />
hier ebenfalls, aber sie sind ganz anderer Art: Das Buch erzählt<br />
in 10 Kapiteln, was aus den Liebenden Ivy und Abe hätte<br />
werden können. Bei jedem Kapitel sind die beiden Hauptfiguren<br />
ein paar Jahre jünger, im ersten Kapitel zählen beide<br />
etwa 60 Jahre, im letzten nur noch 6. Bei jedem Kapitel sind<br />
die Voraussetzungen anders. Einmal geht Abe immer<br />
fremd, ein anderes Mal sind die beiden frisch verheiratet<br />
und so weiter. Gleich bleibt immer das Umfeld. Das Buch ist<br />
sehr leicht und unterhaltsam geschrieben – der Ton ähnelt<br />
daher jenem von Musso.»<br />
DAS SIND DIE<br />
GEWINNER<br />
In jeder Ausgabe von Lesen<br />
finden Sie einen Kreuzworträtsel-Wettbewerb;<br />
in dieser<br />
Ausgabe auf Seite 55. Zu<br />
gewinnen gibt’s jeweils zehn<br />
Büchergutscheine im Wert<br />
von 20 bis 200 Franken. Beim<br />
letzten Wettbewerb – das<br />
Lösungswort lautete «Antiquitaetenhaendler»<br />
– wurden<br />
folgende drei Teilnehmende<br />
als Gewinner ausgelost:<br />
1. PREIS<br />
(200 FRANKEN):<br />
Ariane Winzenried, Liebefeld<br />
2. PREIS<br />
(100 FRANKEN):<br />
Ines Fleischmann, Bern<br />
3. PREIS<br />
(50 FRANKEN):<br />
Pia Kunz, Obergösgen<br />
Herzliche<br />
Gratulation!<br />
Die Gewinnerinnen und<br />
Gewinner der Preise 4 bis 10<br />
werden schriftlich benachrichtigt.<br />
Donna Hay<br />
Von Einfach zu Brillant<br />
400 Seiten, 291 Farbfotos, Gebunden<br />
978-3-03800-971-9<br />
Claudio Del Principe<br />
A Casa<br />
Gut kochen. Besser essen. Jeden Tag.<br />
350 Seiten, 100 Farbfotos<br />
978-3-03800-970-2<br />
Douce Steiner<br />
Rezepte fürsLeben<br />
200 Seiten, 100 Farbfotos,<br />
Gebunden mit Schutzumschlag<br />
978-3-03800-987-0<br />
LESEN 4/2017 – ORELLFÜSSLI.CH<br />
LESEN 4/2017 – ORELLFÜSSLI.CH<br />
www.at-verlag.ch