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akzent Februar 2018 BO

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN

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SEE-LEUTE<br />

DIE POLITIK IST<br />

WEIBLICHER<br />

GEWORDEN<br />

CH – Alterswilen | Regierungsrätin<br />

Monika Knill leitet das Departement<br />

für Erziehung und Kultur im Kanton Thurgau<br />

und war 2017 Thurgauerin des Jahres.<br />

Im Interview mit <strong>akzent</strong> spricht sie über die<br />

Rolle der Frau in der Politik, über Bauchgefühl<br />

und Verantwortung.<br />

„Wer hat’s erfunden?“ Die Schweizer stehen für Innovation<br />

und Präzision. Das berühmte Schweizer Taschenmesser,<br />

die Arterienklemme, Maggi, Birchermüesli – und ja,<br />

auch das Ricola Kräuterbonbon oder das sprichwörtliche<br />

Schweizer Uhrwerk haben sie erfunden. Nur beim Frauenwahlrecht<br />

schien die Zeit lange stehen geblieben zu sein.<br />

Der Wandel ist nun fast 47 Jahre her. Bis zum 7. <strong>Februar</strong><br />

1971 durften Frauen in der Schweiz nicht wählen. Im<br />

europäischen Vergleich gehört die Schweiz damit zu den<br />

Nachzüglern. Gleichzeitig hat sich das Land jedoch auf Basis<br />

eines breiten Volksentscheides für das Frauenwahlrecht<br />

entschieden. Der Kampf der Feministinnen um Gleichberechtigung<br />

hörte damit jedoch nicht auf. Wie in dem Film<br />

„Die göttliche Ordnung“ (August 2017) dargestellt wird,<br />

durften Frauen in der Schweiz bis 1988 etwa nur dann<br />

arbeiten, wenn ihr Ehemann es erlaubt hat. Unvorstellbar?<br />

Heute sind in der Schweiz Frauen an der Spitze der<br />

Politik nicht ungewöhnlich, allein Monika Knill hat zwei<br />

Mitstreiterinnen im Regierungsrat.<br />

<strong>akzent</strong>: Wissen die Schweizerinnen ihr noch<br />

junges Recht besser zu schätzen und engagieren<br />

sich mehr? Ich behaupte jetzt einfach<br />

mal: DIE Politik und DIE Schweiz sind<br />

weiblich. Stimmt das?<br />

Monika Knill: Ja, die Politik ist auch in der<br />

Schweiz weiblicher geworden und somit<br />

ist auch die Wahrnehmung der Frauen<br />

in politischen Funktionen gestiegen.<br />

Aber die Aussage, die Politik und die<br />

Schweiz seien weiblich, würde ich nicht<br />

unterschreiben. Mit einem Frauenanteil<br />

2015 von 32 Prozent im Nationalrat und<br />

27 Prozent im Schnitt in den kantonalen<br />

Parlamenten ist er zwar gestiegen, aber gemäß<br />

Statistik dennoch nicht so stark wie in<br />

anderen Ländern. In den kantonalen Regierungen<br />

beträgt der Frauenanteil 24 Prozent, wobei der Kanton<br />

Thurgau mit drei Frauen bei fünf Regierungsmitgliedern der<br />

Spitzenreiter in der Schweiz ist.<br />

<strong>akzent</strong>: Welche Rolle spielt die Frau in der Schweizer Gesellschaft<br />

– zwischen Kindererziehung, zu pflegenden Eltern,<br />

beruflich ihren „Mann“ stehend und für die eigene<br />

Rente sorgend? In Deutschland liegt die Hauptlast nach<br />

wie vor auf den Schultern der Frauen …<br />

Monika Knill: Ich kann nur für mich sprechen. Die Aufgabenverteilung<br />

in der Familienarbeit ist ein wichtiges,<br />

aber auch ein sehr persönliches Thema. Es gibt nicht die<br />

Lösung, sondern in erster Linie eine gemeinsame Haltung.<br />

Mein Mann und ich hatten uns gut organisiert, ebenso unter<br />

Einbeziehung der Großeltern. Die verschiedenen Aufgaben<br />

mussten etwas „konkreter“ verteilt werden. Alle haben<br />

mitgeholfen, so auch unsere Töchter selber. Es war mir<br />

wichtig, in der Erziehung und Begleitung unserer Kinder<br />

weiterhin eine aktive Rolle einzunehmen. Diese Verantwortung<br />

konnte und wollte ich nie Dritten übertragen.<br />

<strong>akzent</strong>: Die Gehaltslücke, die zwischen Frauen und Männern<br />

klafft, ist in vielen Ländern bei gleicher Position und<br />

bei mindestens gleicher Leistung immer noch groß. In der<br />

Schweiz auch?<br />

Monika Knill: Auch in der Schweiz verdienen gemäß Statistikangaben<br />

die Frauen immer noch weniger als die Männer<br />

in gleichen Positionen. Wesentlich ausgeprägter im<br />

privaten Sektor. In der Verwaltung des Kantons Thurgau<br />

verfügen wir über eine sehr gute Bilanz mit wenig Unterschieden.<br />

MONIKA KNILL,<br />

BITTE ERGÄNZEN SIE:<br />

Wenn ich mich mit fünf<br />

Adjektiven beschreiben soll,<br />

bin ich …<br />

… humorvoll, spontan,<br />

ehrlich, einfach, zufrieden.<br />

Familie bedeutet mir …<br />

… Liebe, Glück,<br />

Geborgenheit, Zukunft.<br />

Urlaub mach ich am liebsten …<br />

… aktiv in einer naturnahen<br />

Umgebung.<br />

Am besten entspanne und<br />

regeneriere ich mich …<br />

… beim Sport generell,<br />

in der schönen Natur,<br />

im Freundeskreis.<br />

Thurgauerin des Jahres zu sein<br />

ist für mich …<br />

… eine große Ehre und freut mich<br />

sehr.<br />

Eine gerechtere Gesellschaft<br />

muss …<br />

… wieder mehr Überzeugung<br />

und Engagement für „Wir und<br />

unser Land“ statt „Ich und meine<br />

Bedürfnisse“ erlangen.<br />

Die Welt ist derzeit …<br />

… einer unvorhersehbaren<br />

Verletzlichkeit ausgeliefert<br />

gegenüber Terror, Verbrechen<br />

und radikalen Haltungen.<br />

Mit 75 möchte ich sagen können<br />

…<br />

… wow, das war bis dahin doch<br />

eine schöne, spannende und<br />

gesunde Zeit! Hoffentlich geht es<br />

noch ein wenig so weiter …<br />

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