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NEUMANN Februar 2018

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22<br />

COMEDY & KABARETT<br />

Philipp Weber ist mit seinem neuen Kabarett-Programm „Weber N°5 – Ich liebe ihn“ zu Gast im franz.K<br />

„Bei Küchengeräten bin ich ein Marketingopfer“<br />

Philipp Weber ist der Intellektuelle unter den Humoristen – also so etwas, wie der<br />

Gegenentwurf zu Mario Barth. Für sein aktuelles Bühnenprogramm hat er ein Thema<br />

vorgeknöpft, dass auf den ersten Blick gar nicht lustig erscheint: Manipulation.<br />

Was sind denn die miesesten Tricks der Werbebranche,<br />

auf die sie gestoßen sind?<br />

Besonders übel finde ich Marketing-Methoden, die<br />

sich direkt an Kinder richten. Von Joghurt-Bechern<br />

oder Tütensuppen lachen dich heute bunte Figuren<br />

an: Einhörner, Prinzessinnen und drollige Drachen.<br />

Deutsche Kinder erquengeln sich jährlich Kinderlebensmittel<br />

im Wert von 100 Millionen Euro. Kinderlebensmittel<br />

gab es früher doch auch nicht. In<br />

meiner Heimat dem Odenwald lag zwischen dem<br />

letzten Schluck Muttermilch und dem ersten Bissen<br />

Saumagen fünf Minuten. Und die meisten dieser<br />

Kinderlebensmittel sollen Dickleibigkeit fördern,<br />

weil Sie zu süß und zu fettig sind. Dank Kinderlebensmittel<br />

können Klassenfotos bald nur noch aus<br />

der Luft geschossen werden. Aber Kinder sind die<br />

perfekten Marketing-Opfer: Gutgläubig, neugierig<br />

und wehrlos. Und es funktioniert. Die Uni Yale hat<br />

festgestellt, wenn man Karotten in McDonalds Tüten<br />

steckt, schmecken sie Fünfjährigen besser als<br />

einfach nur so Karotten. Also liebe Eltern, wenn ihr<br />

Sprössling den Hirse-Karotten-Eintopf nicht essen<br />

will, malen Sie ein gelbes M auf den Thermomix.<br />

In Ihrem aktuellen Programm „Weber N°5 –Ich<br />

liebe ihn!“ geht es um Werbung und wie sie uns<br />

alle manipuliert. Wann sind Sie zuletzt in eine<br />

Marketing-Falle getappt? Welche sinnlos gekauften<br />

Produkte stapeln sich in Ihrem Keller?<br />

Küchengeräte. Ich liebe Küchengeräte. Ich habe alles:<br />

Von der Kartoffelpresse bis zur Saucenpipette.<br />

Vom Marinade-Injektor bis zum Ofen-Barometer.<br />

Ich habe ein 54-teiliges Klingenset. Mit zwei verschiedenen<br />

Lardier-Messern! Damit könnte ich<br />

lardieren, wenn ich wüsste, was lardieren eigentlich<br />

ist. Ich habe einen Sandwich-Maker. Muffin-Maker.<br />

Einen Shake-Maker. Ich habe festgestellt, allein mit<br />

meinem Mayonnaise-Maker kann ich 53 Partygäste<br />

gleichzeitig mit Salmonellen infizieren! Ich<br />

verlost<br />

2 X 2 TICKETS FÜR DIE SHOW<br />

Wer gewinnen möchte, schickt bis zum 10. <strong>Februar</strong> <strong>2018</strong><br />

eine Email mit seinen vollständigen Kontaktdaten und<br />

dem Betreff „Philipp Weber“ an:<br />

verlosungen@neumann-magazin.de<br />

habe eine elektrische Salatschleuder. 800 Watt. Ein<br />

Knopfdruck und mein Feldsalat ist ein Smoothie.<br />

Bei Küchengeräte bin ich ein vollkommenes Marketing-Opfer!<br />

Wie können wir uns gegen die ständige Präsenz<br />

von Werbung schützen? Wenn man so will, ist<br />

auch dieses Interview Marketing für Ihr Programm.<br />

In meinem Programm geht es in erster Linie um<br />

Manipulation. Warum kaufen wir Dinge, die wir<br />

nicht brauchen, um Menschen zu beeindrucken, die<br />

wir nicht mögen? Warum wählen wir Politiker, die<br />

uns nicht helfen Probleme zu lösen, die wir ohne sie<br />

oft nicht hätten? Aber Manipulation findet immer<br />

unterbewusst statt. Das ist wichtig. Bei diesem Interview<br />

ist mein Anliegen vollkommen klar. Ich versuche<br />

Publikum in mein Programm zu locken, indem<br />

ich beste Unterhaltung verspreche. Deshalb ist<br />

diese klassische Form der Werbung auch sehr selten<br />

ernsthaft manipulativ. Aber wiegen Sie sich nicht in<br />

Sicherheit. Das moderne Marketing hat heute mehr<br />

Tricks drauf<br />

Wie kann Philipp Weber sein Publikum vor diesen<br />

Marketingmechanismen schützen?<br />

Natürlich durch Aufklärung. In dem Moment, wo<br />

dem Mensch bewusst wird, dass er gerade manipuliert<br />

wird, ist der Versuch meistens schon gescheitert.<br />

Und man kann den Manipulator mit lautem<br />

Lachen in die Flucht schlagen.<br />

Welchen Erkenntnisgewinn kann man darüber hinaus<br />

aus Ihrem Kabarettprogramm ziehen?<br />

Vor allem soll das Publikum einen Humor-Gewinn<br />

haben. Die Leute sollen für ein paar Stunden ihre<br />

Sorgen vergessen und die Last auf ihren Schultern<br />

einfach mal abschütteln, indem sie herzhaft lachen<br />

und sich über Dinge amüsieren, die ihnen zur Zeit<br />

eher Magengrummeln verursachen. Denn natürlich<br />

werde ich auch heitere und bissige Kommentare zur<br />

aktuelle Lage der Landes und der Welt abfeuern.<br />

Das ist mein Auftrag als Kabarettist.<br />

Die Fragen stellte Holger Berg<br />

PHILIPP WEBER<br />

17.02. | 20.30 Uhr | franz.K | Reutlingen | weberphilipp.de<br />

Foto: weberphilipp.de<br />

<strong>Februar</strong> <strong>2018</strong>

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