NEUMANN Februar 2018
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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COMEDY & KABARETT<br />
Philipp Weber ist mit seinem neuen Kabarett-Programm „Weber N°5 – Ich liebe ihn“ zu Gast im franz.K<br />
„Bei Küchengeräten bin ich ein Marketingopfer“<br />
Philipp Weber ist der Intellektuelle unter den Humoristen – also so etwas, wie der<br />
Gegenentwurf zu Mario Barth. Für sein aktuelles Bühnenprogramm hat er ein Thema<br />
vorgeknöpft, dass auf den ersten Blick gar nicht lustig erscheint: Manipulation.<br />
Was sind denn die miesesten Tricks der Werbebranche,<br />
auf die sie gestoßen sind?<br />
Besonders übel finde ich Marketing-Methoden, die<br />
sich direkt an Kinder richten. Von Joghurt-Bechern<br />
oder Tütensuppen lachen dich heute bunte Figuren<br />
an: Einhörner, Prinzessinnen und drollige Drachen.<br />
Deutsche Kinder erquengeln sich jährlich Kinderlebensmittel<br />
im Wert von 100 Millionen Euro. Kinderlebensmittel<br />
gab es früher doch auch nicht. In<br />
meiner Heimat dem Odenwald lag zwischen dem<br />
letzten Schluck Muttermilch und dem ersten Bissen<br />
Saumagen fünf Minuten. Und die meisten dieser<br />
Kinderlebensmittel sollen Dickleibigkeit fördern,<br />
weil Sie zu süß und zu fettig sind. Dank Kinderlebensmittel<br />
können Klassenfotos bald nur noch aus<br />
der Luft geschossen werden. Aber Kinder sind die<br />
perfekten Marketing-Opfer: Gutgläubig, neugierig<br />
und wehrlos. Und es funktioniert. Die Uni Yale hat<br />
festgestellt, wenn man Karotten in McDonalds Tüten<br />
steckt, schmecken sie Fünfjährigen besser als<br />
einfach nur so Karotten. Also liebe Eltern, wenn ihr<br />
Sprössling den Hirse-Karotten-Eintopf nicht essen<br />
will, malen Sie ein gelbes M auf den Thermomix.<br />
In Ihrem aktuellen Programm „Weber N°5 –Ich<br />
liebe ihn!“ geht es um Werbung und wie sie uns<br />
alle manipuliert. Wann sind Sie zuletzt in eine<br />
Marketing-Falle getappt? Welche sinnlos gekauften<br />
Produkte stapeln sich in Ihrem Keller?<br />
Küchengeräte. Ich liebe Küchengeräte. Ich habe alles:<br />
Von der Kartoffelpresse bis zur Saucenpipette.<br />
Vom Marinade-Injektor bis zum Ofen-Barometer.<br />
Ich habe ein 54-teiliges Klingenset. Mit zwei verschiedenen<br />
Lardier-Messern! Damit könnte ich<br />
lardieren, wenn ich wüsste, was lardieren eigentlich<br />
ist. Ich habe einen Sandwich-Maker. Muffin-Maker.<br />
Einen Shake-Maker. Ich habe festgestellt, allein mit<br />
meinem Mayonnaise-Maker kann ich 53 Partygäste<br />
gleichzeitig mit Salmonellen infizieren! Ich<br />
verlost<br />
2 X 2 TICKETS FÜR DIE SHOW<br />
Wer gewinnen möchte, schickt bis zum 10. <strong>Februar</strong> <strong>2018</strong><br />
eine Email mit seinen vollständigen Kontaktdaten und<br />
dem Betreff „Philipp Weber“ an:<br />
verlosungen@neumann-magazin.de<br />
habe eine elektrische Salatschleuder. 800 Watt. Ein<br />
Knopfdruck und mein Feldsalat ist ein Smoothie.<br />
Bei Küchengeräte bin ich ein vollkommenes Marketing-Opfer!<br />
Wie können wir uns gegen die ständige Präsenz<br />
von Werbung schützen? Wenn man so will, ist<br />
auch dieses Interview Marketing für Ihr Programm.<br />
In meinem Programm geht es in erster Linie um<br />
Manipulation. Warum kaufen wir Dinge, die wir<br />
nicht brauchen, um Menschen zu beeindrucken, die<br />
wir nicht mögen? Warum wählen wir Politiker, die<br />
uns nicht helfen Probleme zu lösen, die wir ohne sie<br />
oft nicht hätten? Aber Manipulation findet immer<br />
unterbewusst statt. Das ist wichtig. Bei diesem Interview<br />
ist mein Anliegen vollkommen klar. Ich versuche<br />
Publikum in mein Programm zu locken, indem<br />
ich beste Unterhaltung verspreche. Deshalb ist<br />
diese klassische Form der Werbung auch sehr selten<br />
ernsthaft manipulativ. Aber wiegen Sie sich nicht in<br />
Sicherheit. Das moderne Marketing hat heute mehr<br />
Tricks drauf<br />
Wie kann Philipp Weber sein Publikum vor diesen<br />
Marketingmechanismen schützen?<br />
Natürlich durch Aufklärung. In dem Moment, wo<br />
dem Mensch bewusst wird, dass er gerade manipuliert<br />
wird, ist der Versuch meistens schon gescheitert.<br />
Und man kann den Manipulator mit lautem<br />
Lachen in die Flucht schlagen.<br />
Welchen Erkenntnisgewinn kann man darüber hinaus<br />
aus Ihrem Kabarettprogramm ziehen?<br />
Vor allem soll das Publikum einen Humor-Gewinn<br />
haben. Die Leute sollen für ein paar Stunden ihre<br />
Sorgen vergessen und die Last auf ihren Schultern<br />
einfach mal abschütteln, indem sie herzhaft lachen<br />
und sich über Dinge amüsieren, die ihnen zur Zeit<br />
eher Magengrummeln verursachen. Denn natürlich<br />
werde ich auch heitere und bissige Kommentare zur<br />
aktuelle Lage der Landes und der Welt abfeuern.<br />
Das ist mein Auftrag als Kabarettist.<br />
Die Fragen stellte Holger Berg<br />
PHILIPP WEBER<br />
17.02. | 20.30 Uhr | franz.K | Reutlingen | weberphilipp.de<br />
Foto: weberphilipp.de<br />
<strong>Februar</strong> <strong>2018</strong>