sPositive_01_2018_web
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AUSGABE 1 JANUAR 2<strong>01</strong>8<br />
Johann Schneider-Ammann<br />
Unser Bundesrat<br />
Der Oberaargauer über die Arbeit als Bundesrat,<br />
seinen Werdegang und seinen Wohnort Langenthal.<br />
SCHLAUER ESEL<br />
Was den eigentlichen<br />
König der Tiere so<br />
besonders macht.<br />
ATOM-EUPHORIE<br />
Als im Oberaargau<br />
Atombomben getestet<br />
werden sollten.<br />
SIMON SCHENK<br />
Seine beeindruckende<br />
Karriere im Schweizer<br />
Eishockey.
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EDITORIAL / INHALT<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser<br />
4<br />
Journalisten von Lokalzeitungen oder -zeitschriften<br />
haben nur selten Gelegenheit, einen<br />
Bundesrat zu interviewen. Am ehesten<br />
geht dies an einer Pressekonferenz, an der<br />
man eventuell anschliessend im Stehen ein<br />
paar Worte mit dem Magistraten oder der<br />
Magistratin wechseln kann. Doch eine Audienz<br />
im Sitzungszimmer eines amtierenden<br />
Bundesrats ist schon ein Highlight der gediegenen<br />
Sorte. Den beiden Schreiberlingen<br />
und dem Fotografen von «s’Positive» war<br />
genau dies vergönnt. Wir bombardierten<br />
unseren Oberaargauer Bundesrat Johann<br />
Schneider-Ammann eine gute Stunde lang<br />
mit Fragen, und wir erhielten umfassende<br />
Antworten. Dabei stand nicht das Tagesgeschehen<br />
im Vordergrund, sondern Themen,<br />
die man von einem Bundesrat gerne mal<br />
wissen möchte. Wir trafen dabei auf einen<br />
freundlichen, aufgeräumten und uns zugewandten<br />
Mann mit feinem Humor, dem man<br />
im direkten Gespräch stundenlang zuhören<br />
könnte. Wir sind sehr beeindruckt, aber auch<br />
ein Bisschen stolz, dass unser Lokalmagazin<br />
es wert ist, dass uns ein Bundesrat eine Audienz<br />
gewährt.<br />
Überhaupt ist auch diese Ausgabe wieder<br />
gespickt mit Persönlichkeiten. Immerhin<br />
haben wir es mit einem ehemaligen<br />
Eishockey-Nationaltrainer und Nationalrat,<br />
mit einem Atombombenbauer sowie mit<br />
dem heimlichen König der Tiere zu tun.<br />
18<br />
4 BUNDESRATS-INTERVIEW<br />
Der Oberaargauer Bundesrat<br />
Johann Schneider-<br />
Ammann empfing die Redaktoren<br />
von «s’Positive»<br />
zum exklusiven Interview.<br />
20 ATOMBOMBE<br />
Wie es im Oberaargauer<br />
Mutzgraben in den 1950er-<br />
Jahren beinahe zu einem<br />
Atombombentest gekommen<br />
ist.<br />
20<br />
Viel Spass beim Lesen<br />
Ihr Bruno Wüthrich<br />
14 DUMMER ESEL?<br />
Von wegen dumm: Warum<br />
der zähe Esel zum wichtigsten<br />
Tier in der Kultur<br />
des christlichen Abendlandes<br />
wurde.<br />
26 SIMON SCHENK<br />
Er war eine prägende Figur<br />
des Schweizer Eishockeys.<br />
Der ehemalige Nationaltrainer<br />
ist aber noch immer<br />
ehrgeizig.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: s’Positive AG,<br />
St. Urbanstrasse 31, 4914 Roggwil<br />
Tel. 062 929 24 25<br />
info@spositive.ch<br />
Redaktion: Bruno Wüthrich,<br />
Klaus Zaugg<br />
Geschäftsleitung:<br />
Sebastian Wüthrich<br />
Layout: tnt-graphics AG, 8305 Dietlikon<br />
www.tnt-graphics.ch<br />
Auflage: 69 000 Exemplare<br />
Druck: Swissprinters AG,<br />
4800 Zofingen<br />
Versand: Die Post<br />
18 WUSSTEN SIE SCHON<br />
Was es braucht, um ein<br />
persönliches Ziel zu erreichen<br />
oder etwas Neues<br />
zu erlernen. Und: Was sind<br />
eigentlich Menschenrechte?<br />
34 DIE SEITE DER LESER<br />
Leserbriefe,<br />
Veranstaltungen.<br />
14<br />
26<br />
s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 3
JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />
Bundesrat<br />
OHNE MEDIALE<br />
ALLÜREN<br />
Er kommt in den Medien nicht immer gut weg. Doch wer<br />
genau hinschaut, sieht, dass Johann Schneider-Ammann<br />
in der Landesregierung mehr bewirkt als so mancher<br />
bundesrätlicher Medienstar. s’Positive spricht mit ihm<br />
über den Oberaargau, über den Unterschied der Führung<br />
einer Firma und einer Verwaltung und wie es dazu kam,<br />
dass er Bundesrat geworden ist.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG UND BRUNO WÜTHRICH<br />
FOTOS: MARCEL BIERI<br />
Der Oberaargau stellt aktuell keinen einzigen<br />
Nationalrat. Doch von 1999 bis 2<strong>01</strong>0 vertrat uns<br />
ein gewisser Johann Schneider-Ammann in der<br />
grossen Kammer. Er wurde am 22. September<br />
2<strong>01</strong>0 in die Landesregierung gewählt. Seither<br />
stellt die Region Oberaargau einen Bundesrat. Wir treffen<br />
den Magistraten in dessen Sitzungszimmer im Bundeshaus<br />
und sind erstaunt, wie wenig von den gängigen Klischees<br />
über seine Person tatsächlich zutreffen.<br />
Wie definieren Sie den Begriff «Oberaargau», wenn Sie<br />
als Regierungsmitglied nach Ihrer Heimat gefragt werden?<br />
Das werde ich gar nie gefragt.<br />
Weil man den Oberaargau gar nicht kennt?<br />
Meine Antwort wäre: Es ist die östlichste Ecke des Kantons<br />
Bern nach dem Tunnel bei Burgdorf.<br />
Was hat es mit diesem Tunnel auf sich?<br />
Als ich in den frühen 1980er-Jahren in den Oberaargau<br />
kam, lernte ich nach und nach einige Grossräte kennen.<br />
4 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 5
JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />
Von ihnen hörte ich immer die Klage, der<br />
Kanton Bern höre hinter dem Tunnel von<br />
Burgdorf auf, und alles, was weiter östlich<br />
sei, werde vergessen. Irgendwann sagte ich<br />
dann diesen Grossräten, dass ich dieses Gejammere<br />
satt hätte. Ich engagierte mich.<br />
Heute bin ich der Meinung, dass sich in den<br />
letzten 30 Jahren einiges geändert hat.<br />
War dies damals der Zeitpunkt, als Sie in<br />
die Politik einstiegen?<br />
Nein. Ich kam damals aus Paris zurück und<br />
stieg in die Firma ein (Ammann AG in Langenthal<br />
/ Red.) und führte diese bald darauf.<br />
Bevor Sie Bundesrat wurden, waren Sie ein<br />
grosser Wirtschaftskapitän im Oberaargau.<br />
Wie beurteilen Sie die Wirtschaftskraft<br />
dieser Region heute?<br />
Der Oberaargau ist gut unterwegs. Die aktuellen<br />
Zahlen sind mir heute zwar nicht<br />
mehr so geläufig, aber als WVO-Präsident<br />
liess ich dies seinerzeit einmal genau untersuchen.<br />
Die Wirtschaft ist mit kleineren,<br />
mittleren und grossen Unternehmen in allen<br />
Bereichen der Technologie – z. B. Medtech,<br />
Maschinenbau, Textil – gut strukturiert. So<br />
haben wir einen guten Risikoausgleich. Bei<br />
negativen Zyklen sind nie alle gleichzeitig<br />
betroffen. Den einen geht es gut, den anderen<br />
weniger.<br />
Der Oberaargau trägt überdurchschnittlich<br />
viel zum Export bei. Wir sind eine 17-Prozent-Region.<br />
Das heisst, dass 17 Prozent des<br />
Added Value (Wertschöpfung / die Red.) in<br />
den Export gehen. Im ganzen Kanton Bern<br />
sind es durchschnittlich lediglich 12 Prozent.<br />
Wir tragen also viel zur Internationalität der<br />
bernischen Wirtschaft bei. Die Wirtschaft im<br />
Oberaargau muss sich mit dem internationalen<br />
Kostenniveau messen und bewährt<br />
sich. Wir sind mit der Spitze unterwegs.<br />
Wie sehen Sie die Zukunftsperspektiven?<br />
Wir haben im Oberaargau eine gute Basis<br />
mit den Mittelschulen. Die Region ist verkehrstechnisch<br />
günstig gelegen, was allerdings<br />
das Risiko birgt, dass der Oberaargau<br />
zur Schlafregion verkommt. Es ist ja einfach,<br />
beispielsweise in Langenthal zu leben und<br />
in Luzern, Basel, Zürich oder Bern zu arbeiten.<br />
Doch wenn eine neue Firma mit neuen<br />
Ideen kommt, ist es möglich, die Fachkräfte<br />
in der Region zu rekrutieren. Zudem ist der<br />
Arbeitsmarkt in der Region aufnahmefähig.<br />
Ist irgendwo ein Abbau nötig, finden die betroffenen<br />
Arbeitnehmer verhältnismässig<br />
leicht wieder eine Stelle.<br />
Wir erinnern uns daran, dass Sie für die<br />
Einigkeit der Region eingetreten sind und<br />
die Handels- und Industrievereine Langenthal<br />
und Huttwil zusammengeführt haben.<br />
Ich war der erste Präsident des Wirtschaftsverbandes<br />
Oberaargau und führte damals<br />
die beiden regionalen Wirtschaftsverbände<br />
«Handels- und Industrieverein» und «Arbeitgeberverband»<br />
zusammen. Gleichzeitig nahmen<br />
wir die Huttwiler dazu, um die Region<br />
ganzheitlich abzudecken.<br />
Damit sind wir wieder dort, wo Sie eingangs<br />
sagten: nicht jammern, sondern<br />
handeln.<br />
Die Huttwiler wurden damals nicht dazugenommen,<br />
um ihnen eine neue Heimat zu<br />
geben. Sondern, weil wir der Meinung waren,<br />
dass Huttwil zu dieser Region gehört,<br />
die über die Grenze zum Kanton Luzern hinaus<br />
bis nach Willisau geht. Wenn es eine<br />
Möglichkeit gibt, unsere Kräfte zu bündeln,<br />
uns besser kennen zu lernen und uns gegenseitig<br />
zu unterstützen, dann sollten wir das<br />
tun. Aber die Huttwiler sind dabei nie ganz<br />
glücklich geworden.<br />
Warum nicht? Wie kommen Sie darauf?<br />
Kürzlich habe ich wieder zur Kenntnis genommen,<br />
dass die Huttwiler ihren eigenen<br />
kleinen Wirtschaftsgipfel weiterhin ohne uns<br />
organisieren.<br />
Als Zeichen des Trotzes und um die Unabhängigkeit<br />
von den mächtigen Langenthalern<br />
zu demonstrieren?<br />
Ich weiss nicht, ob es ein Zeichen des Trotzes<br />
ist. Aber es ist gut so. Es kann nicht so falsch<br />
sein, wenn sich die Huttwiler eine gewisse<br />
Eigenständigkeit bewahren.<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung im Oberaargau?<br />
Eher in Richtung einer stärkeren<br />
Regionalisierung oder in einer Auflösung<br />
der regionalen Strukturen?<br />
Die Redaktoren Klaus Zaugg und Bruno Wüthrich (r.) interviewen den Bundesrat.<br />
6 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
Es gibt keinen Grund, warum der Oberaargau<br />
an Kraft verlieren sollte. Aber wir müssen uns<br />
bewusst sein, dass man sich nicht auf den<br />
Lorbeeren ausruhen darf. Ich würde mich<br />
freuen, wenn wir die Aufbruchsstimmung<br />
bewahren könnten, die seit den 1980er-Jahren<br />
zu spüren ist, wenn wir uns weiterhin<br />
selber helfen, wenn wir weiterhin im gleichen<br />
Ausmass zum Exportvolumen der bernischen<br />
Wirtschaft beitragen und Arbeitslosigkeit<br />
vermeiden können. Dann haben wir unsere<br />
Hausaufgaben gemacht.<br />
In welcher Position haben Sie eigentlich<br />
mehr Gestaltungskraft? Als Wirtschaftskapitän<br />
oder als Bundesrat?<br />
Wenn ich als Unternehmer in Schanghai eine<br />
Firma aufbauen will, dann muss ich fünf Verwaltungsräte<br />
überzeugen. Wenn ich als Wirtschaftsminister<br />
etwas will, dann muss ich ein<br />
Geschäft zuerst durch den Bundesrat, dann<br />
durch die Kommissionen und schliesslich<br />
durch beide Räte bringen. Und manchmal hat<br />
ja auch die Bevölkerung etwas dazu zu sagen,<br />
wenn es eine Abstimmung gibt. So gesehen<br />
ist der Weg für einen Unternehmer einfacher<br />
und effizienter. Als Unternehmer arbeite ich<br />
mit meinem Geld. Und wenn ich eine Dummheit<br />
mache, ist mein Geld weg. Ich kann mit<br />
einer Fehleinschätzung Pech haben und dann<br />
ist es wichtig, dass ich mich nicht entmutigen<br />
lasse und die nächste Chance nutze. Das ist<br />
die Faszination des Unternehmers. In die<br />
Politik wechselte ich, um zu verhindern, dass<br />
Wirtschaft und Politik auseinanderdriften.<br />
Als Politiker geht es mir darum, den Unternehmern<br />
Freiraum zu schaffen und sie nicht<br />
mit allzu vielen administrativen Massnahmen<br />
zu belasten.<br />
Verlieren Sie als Politiker manchmal die<br />
Geduld?<br />
Diesen Vorwurf habe ich noch nie gehört.<br />
Doch ich würde lügen, würde ich Ihnen sagen,<br />
dass ich nicht ab und zu das Gefühl<br />
habe: So, jetzt reicht es aber!<br />
Sie führten ein international ausgerichtetes<br />
Unternehmen. Jetzt führen Sie eine<br />
Administration. Was ist schwieriger?<br />
Der Stil ist anders.<br />
Johann Schneider<br />
Ammann<br />
1981 trat der studierte Elektrotechniker<br />
Johann Schneider-Ammann ins<br />
Maschinenbauunternehmen der Familie<br />
seiner Ehefrau Katharina ein, wirkte<br />
dort zunächst als Prokurist, bevor<br />
er 1990 das Präsidium der Ammann<br />
Group übernahm. Es folgten weitere<br />
Verwaltungsrat-Mandate, unter anderen<br />
der Mikron Technology Group, bei<br />
welcher er 2003 ebenfalls das Präsidium<br />
übernahm, der Swatch Group SA<br />
und der Glas Trösch AG in Langenthal.<br />
Seit 1999 präsidierte Schneider-<br />
Ammann auch den Verband der<br />
schweizerischen Maschinen-, Elektround<br />
Metallindustrie Swissmem; zudem<br />
war er Vizepräsident des Wirtschaftsdachverbands<br />
Economiesuisse. Er engagierte<br />
sich auch in der Vereinigung<br />
Schweizer Unternehmer in Deutschland<br />
(VSUD) und in der Volkswirtschaftlichen<br />
Gesellschaft des Kantons Bern.<br />
1999 wurde Johann Schneider-<br />
Ammann in den Nationalrat gewählt<br />
und bei den Wahlen 2003 und 2007 bestätigt.<br />
Er gehörte dort der parlamentarischen<br />
Kommission für Wirtschaft und<br />
Abgaben (WAK) an. Am 22. September<br />
2<strong>01</strong>0 stand die Ersatzwahl für Hans-<br />
Rudolf Merz im Bundesrat an. Schneider-Ammann<br />
wurde mit 144 Stimmen<br />
im fünften Wahlgang in den Bundesrat<br />
gewählt, wo ihm das Eidgenössische<br />
Volkswirtschaftsdepartement (EVD)<br />
zugeteilt wurde, das zuvor von Bundesrätin<br />
Doris Leuthard geführt worden<br />
war. 2<strong>01</strong>6 war er Bundespräsident.<br />
Schneider-Ammann ist verheiratet, hat<br />
zwei Kinder und wohnt in Langenthal.<br />
Er war Oberst im Generalstab der<br />
Schweizer Armee. Langenthal verlieh<br />
ihm 2<strong>01</strong>0 das Ehrenbürgerrecht.<br />
s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 7
JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />
Können Sie das erklären?<br />
Als Unternehmer bin ich ständig den Marktkräften<br />
und dem Hier und Jetzt ausgesetzt.<br />
Wenn ich falsche Entscheidungen treffe,<br />
existiert die Firma bald nicht mehr. Eine Firma<br />
führen Sie ziel- und ergebnisorientierter<br />
und zeitlich auf einen viel kürzeren Horizont<br />
fokussiert als eine Verwaltung. In einer Verwaltung<br />
ist allen bewusst, dass es den Laden<br />
in hundert Jahren auch noch geben wird.<br />
Langfristige Strategien haben deshalb eine<br />
viel grössere Bedeutung. Deshalb eignen sich<br />
die Methoden der Führung, die in einer Firma<br />
angewendet werden, nicht für die Verwaltung.<br />
Die Leute in einer Verwaltung hätten<br />
keine Freude, wenn ich mit einem so<br />
engen Zeithorizont so ergebnisorientierte<br />
Vorgaben machen würde.<br />
Wie beurteilen Sie die Qualität unserer<br />
Bundesverwaltung?<br />
Zu Beginn meiner Amtstätigkeit war ich skeptisch.<br />
Und es ist auch heute so, dass ich der<br />
Verwaltung nicht völlig unkritisch gegenüberstehe.<br />
Aber alles in allem muss ich sagen:<br />
Die Verwaltung in unserem Land ist höchst<br />
qualifiziert, leistungsfähig und leistungswillig.<br />
Die Mehrzahl der Bundesangestellten ist<br />
sehr engagiert. Die Führungskräfte unterscheiden<br />
sich nicht von jenen der Privatwirtschaft.<br />
Unsere Verwaltung wäre allerdings<br />
noch effizienter, wenn ihr die Politiker nicht<br />
immer noch mehr Arbeit aufbürden würden.<br />
Wussten Sie eigentlich, worauf Sie sich bei<br />
der Wahl zum Bundesrat einliessen?<br />
Zumindest dachte ich, dass ich es wüsste.<br />
Und es kam ganz anders?<br />
Nach elf Jahren im Nationalrat glaubte ich<br />
zu wissen, was mich erwartet. Und doch habe<br />
ich zu wenig gewusst, wie der Bundesrat<br />
und die Verwaltung funktionieren. Beides<br />
musste ich zuerst lernen.<br />
Wie müssen wir uns eine Bundesratssitzung<br />
vorstellen? Sitzen Sie da am Tisch<br />
und dann kommt ein Vorstoss, bei dem<br />
Sie Ihre Bundesratskollegen von Ihrem<br />
Standpunkt überzeugen müssen?<br />
Die sieben Bundesräte, der Kanzler und die<br />
beiden Vizekanzler sitzen an ihren Pulten.<br />
Jeder kann jedem in die Augen schauen. Es<br />
kann auch sein, dass ein Bundesrat oder eine<br />
Bundesrätin mal beleidigt ist und entsprechend<br />
einen Gesichtsausdruck macht. Oder<br />
dass eine Absprache getroffen wird.<br />
Beleidigt dreinschauen? Gibt es das im<br />
Bundesrat?<br />
Es gibt alles.<br />
Wenn wir es sportlich betrachten: Gewinnen<br />
Sie die Mehrzahl Ihrer Matches im<br />
Bundesrat?<br />
Ich habe sicher deutlich öfter gewonnen als<br />
verloren. Und das freut mich. Aber es sind<br />
natürlich, um in Ihrer Sprache zu bleiben,<br />
nicht alle Matches gleich wichtig. Wenn es<br />
«Nach elf Jahren im Nationalrat glaubte<br />
ich zu wissen, was mich erwartet. Und<br />
doch habe ich zu wenig gewusst, wie der<br />
Bundesrat funktioniert.»<br />
Die Stadt Langenthal benannte einen Platz nach Johann Schneider-Ammann.<br />
Der Bundesrat im Gespräch mit Stefan Tschannen vom SC Langenthal.<br />
um ein sehr wichtiges Geschäft geht, braucht<br />
es meistens eine zweite, manchmal sogar<br />
eine dritte Lesung.<br />
Haben Sie ein praktisches Beispiel?<br />
Wenn wir im Zeitalter der Digitalisierung<br />
konkurrenzfähig bleiben wollen, dann müssen<br />
wir in den Bereich Forschung und Bildung<br />
investieren. Ich habe dafür im letzten<br />
Sommer kurzfristig Mittel beantragt. Im<br />
Bundesrat war man der Meinung, das Konzept<br />
sei gut, die Notwendigkeit der Investition<br />
wurde nicht bestritten und man war<br />
sich einig, dass Handlungsbedarf besteht.<br />
Aber über das Geld wollte man damals nicht<br />
reden. Da gebe ich nicht auf. Diese Investition<br />
müssen wir jetzt machen. Die Digitalisierung<br />
verändert alles. Und dafür müssen<br />
wir bereit sein. Arbeitslosigkeit wird uns<br />
teurer zu stehen kommen als diese Investitionen.<br />
8 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
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(ganz oder teilweise)<br />
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• Autobahnanschluss A1 Niederbipp<br />
• Nahe Bahnhof Bannwil<br />
Niederbipp<br />
A1<br />
Kanton Bern<br />
5 Minuten<br />
mit dem Auto<br />
von der A1<br />
entfernt.<br />
Bannwil<br />
Kanton Solothurn<br />
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JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />
Um ihn werden sich einst<br />
keine Mythen ranken wie<br />
um Rudolf Minger und General<br />
Guisan. Er ist weniger<br />
charismatisch als<br />
Adolf Ogi, nicht so populär<br />
wie Willi Ritschard, nicht<br />
so machtbesessen wie<br />
Kurt Furgler und mit<br />
grosser Wahrscheinlichkeit<br />
wird man für ihn<br />
nicht einen Marsch komponieren<br />
wie für Rudolf<br />
Gnägi. Johann Schneider-<br />
Ammann gemahnt nicht<br />
an einen Politiker und<br />
schon gar nicht an den typischen<br />
Politiker, den die<br />
«Mediokratien» des 21.<br />
Jahrhunderts hervorbringen.<br />
Sein Wesen und Wirken<br />
ist nicht auf mediale<br />
Wirkung, auf Aussenwahrnehmung<br />
ausgerichtet, wie<br />
bei den typischen modernen<br />
Politikern. Sein geht<br />
bei ihm vor Schein. Sein<br />
«Medien-Ego» ist klein.<br />
Johann Schneider-Ammann<br />
personifiziert den<br />
Unternehmer, der im direkten<br />
Gespräch durch Argumente<br />
überzeugt, den<br />
lösungsorientierten Pragmatiker.<br />
Er verrät feinen<br />
Sinn für Ironie und britischen<br />
Humor, und gerne<br />
wird seine Durchsetzungskraft<br />
unterschätzt. Sein<br />
Charisma wirkt im kleinen<br />
Kreis, nicht draussen auf<br />
der Galerie. Er braucht<br />
keinen medialen Lärm<br />
nach dem Motto: «Ich<br />
Bundesrat Johann<br />
Schneider-Ammann<br />
kennt den Oberaargau<br />
sehr gut.<br />
ZUSATZINFOS<br />
Kein Bundesrat wie jeder andere<br />
werde in den Medien gut<br />
dargestellt, also bin ich.»<br />
Wer es gern salopp formuliert<br />
mag: In ihm steckt<br />
mehr Inspektor Columbo<br />
als Georg Clooney. So gesehen<br />
ist Johann Schneider-Ammann<br />
ein untypischer,<br />
ein altmodischer<br />
und deshalb ein – guter,<br />
ein aussergewöhnlicher<br />
Politiker. Im Urteil der Geschichte<br />
wird er einst sehr<br />
viel besser dastehen, als<br />
im Urteil der medialen<br />
Zeitgenossen. Im Rückblick<br />
wird er als einer der<br />
grossen Bundesräte gewürdigt<br />
werden – und natürlich<br />
auch als einer der<br />
grössten Oberaargauer aller<br />
Zeiten.<br />
Zur Technologie gehört auch das Handy.<br />
Wie müssen wir uns das vorstellen: Klingelt<br />
ab und zu während einer Bundesratssitzung<br />
das Handy?<br />
Nein, das tut es nicht. Denn das Handy ist<br />
nicht nur ein Schreibgerät, es dient nicht nur<br />
dazu, Mails und Informationen abzurufen.<br />
Es ist auch ein Impulsgeber, der Standort ist<br />
jederzeit erkennbar und es ist sogar möglich,<br />
dass über das Handy jemand mithören kann,<br />
was im Raum gesprochen wird. Deshalb werden<br />
unsere Handys vor jeder Sitzung in einen<br />
Tresor eingeschlossen. Nach der Sitzung<br />
erhalten wir sie wieder zurück. Zu keinem<br />
Zeitpunkt ist im Bundesratszimmer ein Handy<br />
erlaubt.<br />
Wie müssen wir uns eine Bundesratssitzung<br />
vorstellen? Geht es da laut zu und<br />
her und wird auch mal mit der Faust aufs<br />
Pult gehauen?<br />
Nein. Es läuft sehr formell. Im normalen Leben<br />
sind wir alle per Du. Aber während den<br />
Sitzungen siezen wir uns.<br />
Ist das tatsächlich so?<br />
Ja, das ist so. Erst nach der Sitzung gehen<br />
wir wieder zum vertrauten Du über.<br />
Als Bundesrat sitzen Sie jetzt sozusagen<br />
auf der anderen Seite als zuvor als Nationalrat.<br />
Inwieweit verändert sich die Sichtweise,<br />
wenn man von der Legislative in<br />
die Exekutive wechselt?<br />
Natürlich sitzt man nicht mehr an der gleichen<br />
Seite des Tisches. Als Unternehmer, als<br />
Mitglied von Swissmem und als Nationalrat<br />
sass ich jeweils auf den Stühlen, auf denen<br />
Sie jetzt sitzen. Auf dem Stuhl, auf dem ich<br />
jetzt sitze, sass damals Frau Leuthard. Als<br />
Departementschefin musste sie sich jeweils<br />
anhören, was sie alles machen müsste und<br />
nicht macht. Seit ich dann selbst in den Bundesrat<br />
wechselte und das WBF übernahm,<br />
höre ich mir jeweils an, wie mir meine alten<br />
Kollegen die Leviten lesen und mir vorhalten,<br />
was ich alles nicht tue. Ich bin also in<br />
einer völlig anderen Rolle als vorher. Oder<br />
mit anderen Worten: Es war ein grosser<br />
Wechsel vom Parlamentarier zum Bundesrat,<br />
an den ich mich gewöhnen musste.<br />
Wo liegt denn dieser Unterschied?<br />
Als Bundesrat führen wir strategisch und<br />
tragen damit Verantwortung. Als Parlamentarier<br />
ist man das Bindeglied zwischen der<br />
Regierung und dem Bürger. Als Nationalrat<br />
war ich einer von 200. Man setzt sich für<br />
seine Interessen resp. für jene der Wählerinnen<br />
und Wähler und der Partei ein. Als Bundesrat<br />
trägt man mit sechs anderen Regierungsmitgliedern<br />
die Verantwortung.<br />
Können Sie als Bundesrat noch Parteipolitik<br />
machen?<br />
Nein, als Bundesrat mache ich keine Parteipolitik.<br />
Aber klar ist, dass ich ein FDP-Politiker<br />
bin und bleibe. Ich war in diesem Monat<br />
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JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />
«Mich interessiert primär die Sache. Das<br />
hat sich nicht verändert, seit ich Bundesrat<br />
bin. Ich bin immer noch befreundet<br />
mit jenen, mit denen ich es bereits im Parlament<br />
war.»<br />
an zwei Veranstaltungen meiner Partei. Der<br />
Bezug zur eigenen Partei bleibt stets wesentlich<br />
intensiver als zu den anderen Parteien.<br />
Wie hat sich die Sicht Ihrer politischen<br />
Mitstreiter verändert, als Sie vom Nationalrat<br />
in den Bundesrat wechselten? Sind<br />
Sie für sie derselbe geblieben?<br />
Das müssen Sie nicht mich fragen. Das kann<br />
ich nicht beantworten.<br />
Aber wie haben Sie es empfunden?<br />
Mich interessiert primär die Sache. Das hat<br />
sich nicht verändert, seit ich Bundesrat bin.<br />
Ich bin auch immer noch befreundet mit jenen,<br />
mit denen ich es bereits im Parlament<br />
war. Man ist Mensch und bleibt Mensch.<br />
Aber es gibt Menschen, denen steht man<br />
näher als anderen.<br />
Also beraten Sie sich immer noch mit den<br />
alten Kameraden?<br />
Ja, es sind Kollegen geblieben. In meiner<br />
Zeit als Nationalrat bin ich des Öfteren mit<br />
Christoph Blocher, Hansruedi Wandfluh,<br />
Peter Spuhler und Gerold Bührer einen Kaffee<br />
oder ein Bier trinken gegangen. Wir<br />
haben gemeinsam für gute Rahmenbedingungen<br />
gekämpft. Ich habe uns immer als<br />
verantwortungsbewusste Unternehmer gesehen.<br />
Aber jetzt sitzen Sie auf der anderen Seite<br />
des Tisches.<br />
Damit habe ich kein Problem. Meine Rolle<br />
hat sich zwar verändert, aber die Werte sind<br />
dieselben geblieben. Und die Kollegen auch.<br />
Wir leben heute in einer medialisierten<br />
Welt. Wir haben den Eindruck, dass es<br />
Ihnen gelungen ist, sich den Medien recht<br />
erfolgreich zu entziehen. Oder um es anders<br />
auszudrücken: Sie machen nicht den<br />
Clown, nur um bei den Medien gut dazustehen.<br />
Das stimmt. Doch ich musste einen hohen<br />
Preis dafür bezahlen. Bereits zu Beginn meiner<br />
Amtszeit als Bundesrat signalisierte ich<br />
den Journalisten, dass es bei mir keine Indiskretionen<br />
gibt. Und das ist auch so geblieben<br />
– zum Bedauern einiger Medienschaffenden.<br />
Es gab und gibt Journalisten, die das nicht<br />
goutiert haben. Aber damit kann ich leben.<br />
Müssen wir aus diesen Ausführungen den<br />
Schluss ziehen, dass es nicht alle Ihre Kolleginnen<br />
und Kollegen im Bundesrat so<br />
halten?<br />
Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur von<br />
mir gesprochen.<br />
War es eigentlich Ihr Karriereziel, einmal<br />
Bundesrat zu werden?<br />
Nein. 1995 hatte ich erstmals für den Nationalrat<br />
kandidiert und war froh, dass ich ganz<br />
knapp nicht gewählt wurde. Es wäre schwierig<br />
geworden, Beruf und Politik unter einen<br />
Hut zu bringen. 1999 ging ich das Risiko einer<br />
Kandidatur noch einmal ein und wurde in den<br />
Nationalrat gewählt. Als es um die Nachfolge<br />
von Bundesrat Hans-Rudolf Merz ging, erhielt<br />
ich ein paar Anrufe von Fulvio Pelli (damaliger<br />
Parteipräsident der FDP / die Red.) Er überzeugte<br />
mich von einer Kandidatur. Er war der<br />
Meinung, dass ich in diesem Amt etwas zum<br />
Wohle unserer Wirtschaft beitragen und auch<br />
unsere Partei weiterbringen könne. Letztlich<br />
haben mich aber vor allem meine Kinder dazu<br />
motiviert, diese Herausforderung anzunehmen.<br />
Sie willigten ein, meine beruflichen<br />
Verpflichtungen zu übernehmen. Und das ist<br />
nicht selbstverständlich.<br />
Schlafen Sie eigentlich als Bundesrat besser<br />
als vorher als Unternehmer?<br />
Ich hatte noch nie einen guten Schlaf. Wenn<br />
es ein Problem gibt, finde ich keinen Schlaf,<br />
bis ich die Lösung gefunden habe. Das war<br />
als Unternehmer so und ist auch als Bundesrat<br />
nicht anders. Aber im eigenen Bett schlafe<br />
ich besser, deshalb übernachte ich, wenn<br />
immer möglich, daheim in Langenthal.<br />
Wenn immer<br />
möglich, übernachtet<br />
Johann Schneider-<br />
Ammann daheim in<br />
Langenthal.<br />
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WISSEN<br />
Der Esel,<br />
der wahre König der Tiere<br />
Wer seinen Mitmenschen beleidigen will, nennt ihn<br />
einen Esel. Das ist ganz und gar unsinnig. Ein Plädoyer<br />
gegen Vorurteile und für den Esel, das wichtigste Tier<br />
in der Kultur des christlichen Abendlandes.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG<br />
Eigensinn und störrisches Wesen – beides<br />
Charakterzüge des Esels – haben<br />
in den letzten 50 Jahren zwar eine<br />
gehörige Aufwertung erfahren. Spätestens<br />
seit 1968 ist der eigensinnige, störrische<br />
Querdenker salonfähig geworden. Aber<br />
das Image des Esels hat sich trotzdem nicht<br />
gebessert. Er gilt nach wie vor als dumm. Ein<br />
Esel bleibt ein Esel.<br />
Jahrhundertelang waren die Narrenkappen<br />
mit Eselsohren ausstaffiert. Langohrigkeit<br />
gilt als Makel. Das gute Gehör der Langohrigen<br />
wird als Zeichen der Feigheit und<br />
Furchtsamkeit gesehen. Mutige Angreifer,<br />
stellt man sich anders vor – nicht mit langen<br />
Ohren. Und des Esels Neigung zum Stehenbleiben,<br />
kombiniert mit fehlender Angriffslust<br />
wird ebenfalls negativ ausgelegt. Dabei<br />
muss noch lange nicht einem Angreifer zum<br />
Opfer fallen, wer stur stehen bleibt und nicht<br />
durchbrennt wie ein Pferd. Frühe zoologische<br />
Schriften berichten immer wieder von<br />
Eseln, die Wölfe und Bären mit Huftritten<br />
und Bissen in die Flucht geschlagen haben.<br />
Aber auch das hilft nichts. Esel bleibt Esel.<br />
Das ist umso erstaunlicher, weil wir mit<br />
gutem Recht behaupten dürfen, der Esel sei<br />
das wichtigste Tier der abendländisch-christlichen<br />
Kultur. Viel wichtiger als Löwe oder<br />
Pferd, Adler oder Taube. Der Esel spielt nämlich<br />
in der Bibel im Alten und Neuen Testament<br />
eine zentrale, eine faszinierende Rolle.<br />
Ein König auf einem Esel ist vor 2000<br />
Jahren für die Menschen so wenig denkbar<br />
ZUSATZINFO<br />
Sprache der Ohren<br />
Esel haben nach der Geburt abgeknickte<br />
Ohren, deshalb nennt man geknickte<br />
Buchseiten auch Eselsohren. Seine Ohren<br />
zeigen seine Stimmung an. Hängende<br />
Ohren bedeuten Entspannung. Aufrechte<br />
Ohren signalisieren Wachsamkeit<br />
und Neugierde. Zur Seite gelegte<br />
Ohren zeigen Angst und Gefahr. Angelegte<br />
Ohren bedeuten Kampfbereitschaft,<br />
Drohung und Unzufriedenheit.<br />
wie heute ein Bonze auf dem Velo statt im<br />
Benz. Könige sind in diesen Zeiten mächtige<br />
Krieger hoch zu Ross. Jesus aber zieht auf<br />
einem Esel in Jerusalem ein. Nicht auf einem<br />
Pferd. Es ist am Palmsonntag der spektakulärste,<br />
vielleicht sogar der folgenschwerste<br />
Ritt der letzten zwei Jahrtausende. Was an<br />
der Verbindung von Reiter und Reittier liegt.<br />
Ein Friedensfürst, der auf einem friedlichen<br />
Tier reitet. Der gerechte, hilfreiche und demütige<br />
König – so beschreibt ihn der Prophet<br />
Zacharias im Alten Testament – braucht eben<br />
kein schnaubendes Streitross wie die anderen,<br />
die kriegstreibenden Herrscher und<br />
Feldherren seiner Zeit. Jesus wählt einen<br />
Esel und damit deutlich sichtbar ein Nicht-<br />
Streitross. Er ist kein Eroberer, zumindest<br />
keiner, der auf übliches Kriegsgerät zurückgreifen<br />
muss. Es ist der grösstmögliche Gegensatz<br />
zum grössten Feldherren, zu Alexander<br />
dem Grossen auf dem Streitross.<br />
Die Bibel und die christliche Tradition<br />
sind ohne Krafttiere wie Löwe, Bär, Adler,<br />
Stier oder Pferd denkbar – aber nicht ohne<br />
Esel. Die weihnächtliche Krippe ist nur mit<br />
dem Esel vollständig. Bei Lukas und Matthäus<br />
lesen wir:<br />
«Am dritten Tag nach der Geburt des<br />
Herrn verliess Maria die Höhle und ging in<br />
einen Stall. Sie legte den Knaben in eine<br />
Krippe und ein Ochse und ein Esel beteten<br />
ihn an. Da ging in Erfüllung, was durch den<br />
Propheten Jesaja gesagt ist: Es kennt der<br />
Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe<br />
seines Herrn.»<br />
Es ist dies eine Anspielung auf eine Textstelle<br />
aus dem Buch Jesaja, die moniert, dass<br />
das Volk Israel seinen Gott vergessen habe.<br />
Sie lautet:<br />
«Der Ochse kennt seinen Besitzer und<br />
der Esel die Krippe eines Herrn, Israel aber<br />
hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine<br />
Einsicht»<br />
Fotos: shutterstock.com/Rachele Totaro IT/Budimir Jevtic<br />
14 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
Esel haben eine<br />
besondere Stellung<br />
in der christlichen<br />
Kultur.<br />
Die frühen Kirchenväter haben diese Worte<br />
aus dem Buch Jesaja verbunden mit der Frage,<br />
ob Jesus von den Menschen erkannt wird<br />
oder nicht. Die scheinbar dummen Tiere<br />
Ochse und Esel haben Jesus erkannt und<br />
sind klüger als die Menschen, die trotz ihrer<br />
Vernunft dafür blind sind. Erst ab dem 5.<br />
Jahrhundert – nach dem Konzil von Ephesos<br />
– erscheint in den Darstellungen Maria an<br />
der Krippe. Ochse und Esel treten in den<br />
Hintergrund. Maria und das Kind werden<br />
zum Mittelpunkt des Weihnachtsbildes.<br />
Die Flucht von Maria und Josef nach<br />
Ägypten, die auch zur Weihnachtsgeschichte<br />
gehört, liess sich nur mit einem Esel bewerkstelligen.<br />
Und in den zehn Geboten wird<br />
der Esel ausdrücklich als Eigentum erwähnt,<br />
das es nicht vom Nächsten zu begehren gilt.<br />
In der Version im 2. Buch Mose heisst es:<br />
«Du sollst nicht nach dem Haus deines<br />
Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der<br />
Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem<br />
Sklaven oder seiner Sklavin, seinem<br />
Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas,<br />
das deinem Nächsten gehört.»<br />
ESELSMESSEN IM MITTELALTER<br />
Bis ins hohe Mittelalter wurden Eselsmessen<br />
gefeiert, bei denen der Priester auf einem<br />
Esel in die Kirche einzog und im Wechsel mit<br />
der Gemeinde «I-Ah» rief. Es wurde eine<br />
Hymne auf Esel gesungen. «Orientis partibus/adventavit<br />
asinus/pulcher et fortissimus».<br />
Der Esel also als «schön und äusserst<br />
stark» («pulcher et fortissimus») verehrt.<br />
Die Rolle des Esels im Alten Testament ist<br />
erstaunlich. Dort hat der Esel mehrere Auftritte,<br />
oft in Verbindung mit Angaben zu<br />
grossem Wohlstand: «Er besass siebentausend<br />
Stück Kleinvieh, dreitausend Kamele,<br />
fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert<br />
Esel, dazu zahlreiches Gesinde», lesen wir<br />
über den frommen Hiob. Der Esel war ein<br />
wertvolles Tier, ein Zeichen des Reichtums.<br />
Die bekannteste Eselstelle des Alten<br />
Testamentes ist die Geschichte des Sehers<br />
Bileam und seiner sprechenden Eselin im<br />
4. Buch Mose, das uns über den Weg des<br />
Volkes Isreal von Ägypten durch die Wüste<br />
ins gelobte Land berichtet. Bileam wird von<br />
Balak, dem König der Moabiter, aufgefordert,<br />
das heranziehende Volk der Isrealiten<br />
zu verfluchen. Nach anfänglichem Zögern<br />
macht sich Bileam auf den Weg. Aber Gott,<br />
zornig geworden, schickt ihm einen feindlichen<br />
Engel mit Schwert entgegen – den allerdings<br />
nur der Esel sehen kann. Zweimal<br />
s’Positive 1/ 2<strong>01</strong>8 15
WISSEN<br />
weicht das kluge Tier dem Engel<br />
aus, zweimal schlägt Bileam seinen<br />
Esel. Beim dritten Mal «öffnet der<br />
Herr dem Esel den Mund und der<br />
Esel sagt zu Bileam: Was habe ich<br />
dir getan, dass du mich jetzt schon<br />
zum dritten Mal schlägst?». Und<br />
«bin ich nicht dein Esel, auf dem<br />
du seit eh und je bis heute geritten<br />
bist? War es etwa je meine Gewohnheit,<br />
mich gegen dich zu benehmen?»<br />
Jetzt erst werden auch Bileam die<br />
Augen geöffnet. Er erkennt den Engel des<br />
Herrn, bereut seine Sünden, zu denen die<br />
ungerechte Behandlung seines Esels gehört,<br />
errichtet sieben Altäre, vertraut auf Gott,<br />
und der Fluch wendet sich zum Segen für<br />
das Volk Israel.<br />
FREIZEIT FÜR DEN ESEL<br />
Die Zeit des alten Testaments war eine gute<br />
Zeit für die Esel. Sie hatten in der jüdischen<br />
Welt zwei Privilegien. Erstens: Als Einhufer<br />
galten sie als unrein. Deshalb durften sie<br />
weder gegessen noch geopfert werden und<br />
das war gegenüber dem Schaf (Lamm, Widder),<br />
einem anderen wichtigen Tier der Bibel,<br />
ein lebensverlängernder Vorteil. Zweitens<br />
gewährte die Sabbat-Gesetzgebung<br />
nicht nur den Menschen, sondern auch den<br />
Eseln eine Zeit des Ausruhens: Die Esel hatten<br />
am Sabbat auch frei.<br />
Dieser König wählt ein Lasttier, das<br />
nicht nur für seine Tragestärke<br />
berühmt ist, sondern zu dessen<br />
Wesenszügen auch Demut, Duldsamkeit<br />
und Zähigkeit zählen.<br />
Die vielleicht schönste Esels-Passage lesen<br />
wir im Alten Testament beim Propheten Zacharias.<br />
«Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter<br />
Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu<br />
dir. Er ist gerecht und hilft, er ist demütig<br />
und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen,<br />
dem Jungen einer Eselin. Ich vernichte die<br />
Streitwagen aus Efraim und die Rosse aus<br />
Jerusalem».<br />
Dass der kommende König ein demütiger<br />
Eselreiter sein wird, ist die Verheissung des<br />
Alten Testamentes. Die Evangelien des neuen<br />
Testamentes beziehen sich auf diesen<br />
alttestamentarischen Propheten, wenn sie<br />
den Friedensfürsten auf einem Esel reiten<br />
lassen. Allen Evangelien gemeinsam ist, dass<br />
der Einzug in Jerusalem nicht nur die Weissagung<br />
des Alten Testamentes erfüllt, sondern<br />
einen neuen Herrschaftstypus beschreibt:<br />
Einen König, der eine Umkehrung<br />
aller Werte vollzieht, indem er<br />
Schwäche zur Stärke macht.<br />
TRÄGER DER DEMUTSIDEE<br />
Der biblische Esel wird im wörtlichen<br />
Sinn zum Träger einer<br />
Demuts idee. Auch Mitleid, Nächstenliebe,<br />
Milde, Sanftmut, Friedfertigkeit<br />
zählen seit der Bergpredigt<br />
zu den revolutionären Verhaltenslehren<br />
des neuen Königs und dieses<br />
«schwache», nichtkriegerische Verhalten<br />
steht in symbolischem Zusammenhang mit<br />
einem Tier, das für seine enorme Belastbarkeit<br />
bekannt ist. Dieser König wählt ein Lasttier,<br />
das nicht nur für seine Tragestärke berühmt<br />
ist, sondern zu dessen Wesenszügen<br />
auch Demut, Duldsamkeit und Zähigkeit<br />
zählen.<br />
Die Auszeichnung, die Ehre, den neuen<br />
Friedensfürsten nach Jerusalem hineingetragen<br />
zu haben, der die Welt für immer verändert<br />
hat, macht den Esel zum wahren König<br />
der Tiere, zum vielleicht wichtigsten Tier der<br />
Weltgeschichte.<br />
Literatur:<br />
• Esel – ein Portrait von Jutta Person<br />
• Krafttiere von Jeanne Ruland<br />
• Haustiere von Josef H. Reichholf<br />
• Die Bibel<br />
ZUSATZINFOS<br />
Esel können bis zu 50 Jahre alt werden<br />
Esel zählen zu den ältesten<br />
Haustieren des Menschen. Sie<br />
leben in Europa, Afrika, Amerika,<br />
im Nahen Osten und im<br />
asiatischen Raum. Mit ihrem<br />
Schrei rufen sie ihre Artgenossen,<br />
mit denen sie, wenn in<br />
Freiheit, in kleinen losen Verbänden<br />
zusammenleben.<br />
Manchmal wandern sie aber<br />
auch alleine umher. Esel sind<br />
tag- und nachtaktiv, schlafen<br />
nur drei Stunden. Sie haben<br />
steil aufgestellte lange Ohren,<br />
mit denen sie Gefahren früh<br />
wahrnehmen. Dann fliehen sie<br />
nicht kopflos, sondern überprüfen<br />
die Lage, schlagen ihre<br />
ureigenen Wege ein oder bleiben<br />
stehen. Während Pferde<br />
die Flucht ergreifen, verteidigen<br />
sich Esel mutig mit Vorderhufen<br />
und Bissen.<br />
Esel können sehr schnell, bis<br />
zu 70 km/h, laufen. Sie sind,<br />
wenn in Freiheit, nicht leicht<br />
zu erjagen, oder wenn entlaufen,<br />
schwer wieder einzufangen.<br />
Mit ihren schmalen Hufen<br />
sind sie zudem selbst in unwegsamem<br />
Gelände sehr trittsicher:<br />
Die Hufe des Esels sind<br />
steinigem, unebenem Untergrund<br />
angepasst.<br />
Esel haben einen ausgezeichneten<br />
Geruchsinn. Nahrung und<br />
Wasser vermögen sie leicht<br />
aufzuspüren, Auf langen Wanderungen<br />
durch Trockengebiete<br />
mit kärglicher Nahrung können<br />
sie bis zu drei Tage ohne<br />
Wasser auskommen. Sie ernähren<br />
sich von Heu, Stroh und<br />
Haferstroh, Holz und Blättern.<br />
Esel sind gerade im Gebirge trittsicherer als Pferde.<br />
Esel sind universell eingesetzte<br />
Arbeitstiere. Sie treiben Brunnen<br />
und Mühlen an, um die sie<br />
stundenlang herumtrotten,<br />
werden zum Pflügen eingesetzt<br />
sowie als Reit- und Lasttier vor<br />
allem in unzugänglichen Gebieten.<br />
Esel sind einerseits sehr<br />
sensibel und vorsichtig, andererseits<br />
haben sie ihren ganz<br />
eigenen, sturen Kopf, den sie<br />
immer wieder durchzusetzen<br />
versuchen. Auf liebevollen Umgang<br />
reagieren Esel mit besseren<br />
Leistungen, Willigkeit und<br />
treuer Freundschaft.<br />
Esel können bis zu 50 Jahre<br />
alt werden, sind also viel langlebiger<br />
als Pferde, die eine<br />
durchschnittliche Lebenserwartung<br />
von 18 bis 20 Jahren<br />
haben. Die Trächtigkeit dauert<br />
bis zu 370 Tagen, 30 Tage länger<br />
als bei einem Pferd. Eselsmilch<br />
gilt als «Vater der Medizin»<br />
und kann bei unterschiedlichen<br />
Leiden angewendet<br />
werden.<br />
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wollen. Psychologen unterscheiden in diesem Zusammenhang zwischen<br />
intrinsischer (innerer) und extrinsischer (äusserer) Motivation.<br />
Sozialwissenschaftler der Universität Yale hatten für eine Studie<br />
mehr als 10 000 Kadetten der West-Point-Akademie befragt, weshalb<br />
sie sich dazu entschlossen hatten, die extrem harte und anspruchsvolle<br />
Ausbildung an der US-Militärakademie zu absolvieren. Danach<br />
beobachteten sie über 14 Jahre, wie weit es die Offiziersanwärter<br />
brachten. Das Ergebnis war eindeutig: Je mehr Herzblut für die Sache<br />
(intristisch) der Motivator war, desto besser die Karrierechancen<br />
der Anwärter. Je banaler die Motivationsgründe (Geld, Ansehen =<br />
extrinsisch), desto hinderlicher war dies für die Karriere.<br />
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Unser Bundesrat<br />
Der Oberaargauer über die Arbeit als Bundesrat,<br />
seinen Werdegang und seinen Wohnort Langenthal.<br />
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2<br />
MIT JOURNALISTISCHEM WERT<br />
Was ist eine Postille?<br />
In der heutigen Umgangssprache bezeichnet<br />
das Wort «Postille» eine nur wenige Seiten<br />
umfassende Zeitung oder Zeitschrift. Der<br />
Begriff wird meist abschätzig für Presseerzeugnisse<br />
von geringem journalistischem<br />
Wert gebraucht. Aber wie so oft ist das nur<br />
die halbe Wahrheit. Mit «Postille» oder<br />
«Hauspostille» wurde ursprünglich bereits<br />
im 17. Jahrhundert eine Sammlung von Predigten<br />
oder ein Predigtbuch zur häuslichen<br />
Erbauung bezeichnet. Eine Postille war auch<br />
als Hilfe für die Pfarrer zur Vorbereitung eigener<br />
Predigten gedacht. Im Wortsinne waren<br />
Postillen also Erklärungen der Texte der<br />
Bibel gemäss dem lateinischen post illa verba<br />
(Deutsch: «nach jenen Worten»). Erst im<br />
Laufe des 20. Jahrhunderts hat der Begriff<br />
schliesslich – ironisiert – Eingang in die Umgangssprache<br />
gefunden. «s’Positive» sieht<br />
sich nun nicht gerade als Predigtbuch, und<br />
wir bilden uns natürlich auch nicht ein, den<br />
Pfarrern die Vorlage für ihre Predigten zu<br />
liefern. Aber wir sehen uns schon eher näher<br />
der bis ins 17. Jahrhundert zurückgehenden<br />
ursprünglichen, statt der modernen, etwas<br />
abschätzigen Bedeutung des Wortes.<br />
JEDER MENSCH HAT SIE<br />
Was sind Menschenrechte?<br />
Fotos: shutterstock.com/Bright097/cgstock<br />
Das Menschenrecht gehört zu jenen Rechten,<br />
die jedem Menschen überall auf der Welt<br />
zustehen, einfach weil er Mensch ist. Anspruch<br />
auf sie hat jeder, ohne Unterschied<br />
nach Ethnie, Religion, Hautfarbe, Geschlecht,<br />
Sprache, nationaler oder sozialer<br />
Herkunft, politischer oder sonstiger Überzeugung,<br />
Vermögen, Geburt oder sonstigem<br />
Stand. Am 10. Dezember 1948 verabschiedete<br />
die Generalversammlung der Vereinten<br />
Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte,<br />
bezeichnete sie als das von allen<br />
Völkern und Nationen zu erreichende<br />
Ideal und legte in 30 Artikeln erstmals für<br />
die ganze Welt fest, was unter Menschenrechten<br />
zu verstehen ist. In Artikel 1 heisst<br />
es: «Alle Menschen sind frei und gleich an<br />
Würde und Rechten geboren ... und sollen<br />
3<br />
einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.»<br />
Inzwischen wurde der Katalog ausdrücklich<br />
erweitert auf Behinderte, Minderheiten<br />
und Wanderarbeiter. Doch die Umsetzung<br />
bleibt ein Problem. In Dutzenden<br />
Ländern werden sie missachtet. Der UNO<br />
stehen keine Sanktionsmittel zur Verfügung,<br />
sondern lediglich Empfehlungen.<br />
Die Wurzeln der Menschenrechte gehen<br />
bis in die Antike zurück. Kyros der Grosse,<br />
der erste König von Altpersien, eroberte 539<br />
v. Chr. die Stadt Babylon, befreite die Sklaven,<br />
stellte Rassengleichheit her und gewährte<br />
das Recht auf Wahl der eigenen Religion.<br />
Erstmals gesetzlich verankert wurden<br />
Menschenrechte im 17. Jahrhundert in England.<br />
Die Protestanten entdeckten die Freiheitsrechte<br />
des Individuums und vertraten<br />
die These, dass alle Menschen vor Gott gleich<br />
seien. Die «Petition of Right» (1628), die<br />
«Habeas-Corpus-Akte» (1679) und die «Bill<br />
of Rights» (1689) sollten den Einzelnen vor<br />
Willkür schützen.<br />
s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 19
Ernst Glanzmann<br />
von Oschwand<br />
glaubte, waffenfähiges<br />
Uran<br />
gefunden zu haben.<br />
Foto: Xxxxxxxxxx<br />
20 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
GESCHICHTE<br />
Von der Hühner-Rupfmaschine zur<br />
ATOMBOMBE<br />
Eine Atomexplosion im Mutzgraben? In den späten<br />
1950er-Jahren ist in Bundesbern ganz offiziell das Gesuch<br />
für eine Atomexplosion im Oberaargau eingereicht und<br />
bewilligt worden. Kein Scherz. Ein Tatsachenbericht.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG<br />
Foto: ZVG<br />
Um diese seltsame Geschichte zu verstehen, müssen<br />
wir kurz am Rad der Zeit drehen. Um die<br />
Mitte der 1950er-Jahre ist die atomare Aufrüstung<br />
in den USA und in der Sowjetunion in<br />
vollem Gange. Zehn Jahre sind seit Hiroshima vergangen.<br />
In der Südsee und in Sibirien explodieren immer grössere<br />
Atombomben. Der Bundesrat und der Generalstab<br />
unserer Armee denken ernsthaft über eine schweizerische<br />
Atombewaffnung nach. Das Stimmvolk lehnt nacheinander<br />
1962 und 1963 zwei Volksinitiativen deutlich ab, die<br />
ein Verbot von Atomwaffen verlangen. Als Atomwaffenträger<br />
ist der französische Kampfjet «Mirage» vorgesehen<br />
– mit ein Grund, warum die Beschaffung der Mirage viel<br />
zu teuer wird und in der «Mirage-Affäre» endet. Sie kostet<br />
Bundesrat Paul Chaudet das Amt. Die Schweiz wird<br />
alle Pläne für und Gedanken an eine atomare Bewaffnung<br />
erst 1988 definitiv und für alle Zeiten beenden.<br />
Für eine Atombewaffnung braucht es eigene Uranvorkommen.<br />
Eifrig wird in der Schweiz gesucht. Es<br />
kommt zur Gründung einer Uran AG. Nachdem der Bundesrat<br />
bereits früher den Posten eines Delegierten für<br />
Atomenergie geschaffen hatte, beschliesst er 1958 die<br />
Gründung einer Sektion für Strahlenschutz beim eidgenössischen<br />
Gesundheitsamt (dem heutigen Bundesamt<br />
für Gesundheitswesen).<br />
ATOMBOMBENPROJEKT IM OBERAARGAU<br />
Das ist also die Zeit, in der auch im Oberaargau an einer<br />
Atombombe gearbeitet bzw. gebastelt wird. Der Biologie-<br />
Lehrer Gerhart Wagner am Gymnasium Bern-Kirchenfeld<br />
beschäftigt sich intensiv mit den biologischen Problemen<br />
des Atomzeitalters. Auf den 1. Oktober 1958 wird er zum<br />
ersten Chef der aufzubauenden Sektion für Strahlenschutz<br />
ernannt. Er erzählt die erstaunliche Geschichte<br />
der Oberaargauer Atombombe in seinen Aufzeichnungen<br />
für das «Jahrbuch des Oberaargaus», die hier leicht gekürzt<br />
wiedergegeben werden.<br />
«Ich war erst wenige Wochen in meinem neuen Amt,<br />
als ich eines Tages Besuch von einem mir unbekannten<br />
Mann erhielt: Ernst Glanzmann von Oschwand. Er möchte<br />
mich fragen, sagte er mit hintergründiger Miene, ob<br />
er auf einem eigenen Grundstück eine Atombomben-<br />
Versuchsexplosion durchführen dürfe.<br />
Höchst erstaunt fragte ich ihn nach den näheren Umständen<br />
dieses Unterfangens. Da erzählte er mir, dass er<br />
mittels eines Geigerzählers in seinem Grund und Boden<br />
Radioaktivität entdeckt hätte, es müsse Uran sein. Er sei<br />
daran, das Uran anzureichern und hätte bald genug, um<br />
eine Versuchsexplosion zu starten. Als Testplatz sehe er<br />
sein eigenes Land im Mutzgraben vor, dem einsamen<br />
Tälchen südlich von Riedtwil. Ob er das dürfe?<br />
Er wollte von mir wissen, wie es rechtlich mit seinem<br />
Plan der Zündung einer Versuchs-Atomexplosion stehe.<br />
Einen Konflikt mit den Behörden möchte er nicht heraufbeschwören,<br />
darum komme er rechtzeitig fragen.<br />
Ich setzte nun auch eine ernste Miene auf und legte<br />
ihm dar, dass ich zwar nicht recht an das Gelingen seines<br />
Vorhabens glaube, dass es aber bisher kein Gesetz gebe,<br />
das ihm dies grundsätzlich verbiete. Das Atomgesetz war<br />
damals erst im Entwurf vorhanden. Er könne also durchaus<br />
eine Atomexplosion im Mutzgraben ins Auge fassen<br />
«Er arbeite daran, das Uran an zu -<br />
reichern und hätte bald genug, um<br />
eine Versuchsexplosion zu starten.»<br />
– er solle mich dann immerhin vorher informieren. Mit<br />
andern Worten: Ich erteilte ihm, wenn auch nur mündlich<br />
und ohne jede gesetzliche Befugnis, in eigener Kompetenz<br />
die Erlaubnis, seine Atombombe zu zünden.<br />
In der Sache war ich sicher genug, um mir als frisch<br />
gebackener Bundesbeamter diesen Scherz leisten zu<br />
können. Zu gut wusste ich, welch ungeheuerlichen Aufwand<br />
es braucht, um aus noch so viel Uran eine Atombombe<br />
zu bauen – es war ausgeschlossen, dass Glanzmanns<br />
Vorhaben nur im Entferntesten realistisch war.<br />
s’Positive 1/ 2<strong>01</strong>8 21
GESCHICHTE<br />
«Früh schon hat sich Ernst Glanzmann<br />
als Rutengänger versucht und brachte<br />
es zu grosser Meisterschaft.»<br />
Was es aber mit diesem Sonderling auf sich hatte, davon<br />
wollte ich doch gerne mehr wissen. Ich besuchte ihn auf<br />
seinem Hof in Oschwand, nicht als Beamter, sondern als<br />
Privatmann ausserhalb meiner Arbeitszeit. Ich sah den<br />
selbst hergestellten Geigerzähler, der auf die natürliche<br />
Umweltradioaktivität reagierte, und der in einem nahen<br />
Stollen im Sandsteinfels auch wirklich eine etwas erhöhte<br />
Strahlung anzeigte. Das war leicht verständlich, weil<br />
der Sandstein, in dem sich natürlicherweise Spuren von<br />
Uran und Thorium befinden, im Stolleninnern von allen<br />
Seiten auf das Messinstrument einwirkte. Ich vernahm<br />
jetzt auch, wie er das vermeintliche Uran anreichern<br />
wollte: Nicht direkt aus dem Sandstein, sondern durch<br />
Verbrennung von Tannennadeln. Die Tannen, dachte er,<br />
seien ja auf dem uranhaltigen Grund gewachsen, und in<br />
der Asche ihrer Nadeln, so hatte er festgestellt, war die<br />
Radioaktivität erhöht. Das stimmt zwar, hat aber mit<br />
Uran nichts zu tun, sondern mit dem radioaktiven Isotop<br />
Kalium 40, das beim Verbrennen von Holz oder von Nadeln<br />
mit dem Gesamtkalium in der Asche bleibt. Das<br />
Thema war damit für mich abgehakt.»<br />
Es hat im Mutzgraben also nie eine Atomexplosion<br />
gegeben. Aber wer war der Mann, der eine Atombombe<br />
bauen wollte? Ernst Glanzmann (19<strong>01</strong>—1975) war in<br />
jeder Hinsicht ein Original. Er wohnte im Weiler Loch<br />
bei Oschwand, war Bauer und Naturforscher, Mechaniker<br />
und Konstrukteur. Landwirt von Haus aus, Naturforscher<br />
aus Leidenschaft. Er hatte kluge Einfälle, erstaunliches<br />
handwerkliches Geschick, und in stilleren Stunden<br />
betätigte er sich noch als Kunstmaler. In seinem Wesen<br />
war er verschlossen und offen, bedächtig und leutselig<br />
zugleich. Er war wagemutig und unbekümmert und zu<br />
aller Zeit von erstaunlicher Unternehmungslust.<br />
LIEBER TECHNIKER ALS LANDWIRT<br />
Seine Neigung zu wissenschaftlichem Forschen war auffallend.<br />
Im hintersten der drei Höfe des Weilers Loch, im<br />
Haus mit der schönen Südfassade, welche die Jahrzahl<br />
1834 trägt, wo eine breite Laube zum Verweilen einlädt<br />
und ein breitausladendes Dach dem Hof Schutz und Hablichkeit<br />
verleiht, da ist Ernst Glanzmann mit acht Geschwistern<br />
aufgewachsen. Ihm wurde später das Gut<br />
zugesprochen. Gerne wäre Ernst Glanzmann Mechaniker<br />
oder Techniker geworden. Doch sein Vater liess es nicht<br />
zu, dass der aufgeweckte Bube den Hof verliess und vom<br />
Bauernstand ausscherte. Nach Schulabschluss trat Ernst<br />
Glanzmann in die landwirtschaftliche Schule Langenthal<br />
über. In den zwanziger Jahren weilte er zu weiterer Ausbildung<br />
in Oberschlesien, war hier Gutsverwalter und<br />
hatte zudem Gelegenheit, in die Glas- und Grubenindustrie<br />
Einblick zu nehmen. Heimgekehrt, besuchte er erdkundliche<br />
Vorlesungen an der Universität Bern.<br />
Früh schon hat sich Ernst Glanzmann als Rutengänger<br />
versucht, anfänglich mit einer Haselrute und später mit<br />
einer Metallspirale und brachte es zu grosser Meister-<br />
Foto: Christian Bärtschi / blog.emmental.ch<br />
HINTERGRUND<br />
Der Einzige<br />
Der Mutzgraben ist der einzige Wassserfall im<br />
Oberaargau. Er liegt zwischen Oschwand, Rüedisbach<br />
und Riedtwil. Es ist im Unterlauf ein verträumtes,<br />
waldgesäumtes Wiesentälchen, eingeschnitten<br />
in die Molasse-Plateaus. Der Oberlauf ist<br />
in einem steilen Waldgraben, ohne Weg und kaum<br />
begehbar. Der eigentliche «Mutz», wie man ihn<br />
nennt, d. h. vom Wasserfall, der «Schiessi» an abwärts,<br />
ist ein wunderbares Wandergebiet. Wasserfall,<br />
natürlicher Bachlauf, Bachhöhle, Grabenmühle<br />
und alles von wohltuender Unberührtheit. Kein anderes<br />
Kleintal im Oberaargau kann einen derartigen<br />
Reichtum an Naturerscheinungen bieten. Überall<br />
zeigt sich die Wechsellagerung von harten<br />
(Sandstein) und weichen Schichten (Lehm) in Form<br />
von selektiver, auswählender Erosion.<br />
Die Attraktion des Mutzgrabens, der Wasserfall in<br />
der sogenannten «Schiessi», gilt mit seinen über<br />
14 Meter Fallhöhe als einziger Wasserfall des<br />
Oberaargaus. Über eine Sandsteinwand fällt vor allem<br />
im Frühjahr eine beachtliche Wassermenge in<br />
einen Kessel, der über einen Treppenweg umgangen<br />
wird. Es wäre wahrlich ein Jammer gewesen,<br />
wäre hier eine Atombombe gezündet worden.<br />
22 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
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GESCHICHTE<br />
schaft. Er hat nicht nur den alten Brunnenschacht hangwärts<br />
seines Hofes gefunden, von dem seit Generationen<br />
niemand mehr Kenntnis hatte, sondern vielen Höfen der<br />
Region zu Wasser verholfen. Man rief ihn mit seiner<br />
Wünschelrute nun überall hin, ins Solothurnische hinab,<br />
hinauf ins Oberland und bis hinaus in den Thurgau, und<br />
immer hatte er Erfolg.<br />
ERFOLGREICHER MASCHINENBAUER<br />
In den dreissiger Jahren ging er an die Konstruktion einer<br />
Kartoffel-Sortiermaschine, um Speisekartoffeln von<br />
den Säuern leichter und ohne grossen Zeitaufwand auszuscheiden.<br />
Er hat diese Apparatur oben auf der Reiti<br />
installiert und sie mit Motorkraft angetrieben. Sie soll<br />
zur vollen Zufriedenheit funktioniert haben.<br />
Bald kam ein neues Unterfangen. Er plante und pröbelte,<br />
machte Versuche und brachte schliesslich eine<br />
Hühner-Rupfmaschine heraus. Ebenso geschickt als Mechaniker<br />
wie als Bauer, ging Ernst Glanzmann an den Bau<br />
des ersten Motormähers. Der Motormäher funktionierte<br />
gut, und Glanzmann mähte damit, lange bevor die Industrie<br />
solche Mäher auf den Markt brachte.<br />
In der Zeit des zweiten Weltkrieges machte er sich an<br />
den Bau von Auto-Traktoren. Dafür änderte er ausgediente<br />
Autos ab. Diese Glanzmannschen Gefährte waren die<br />
ersten Traktoren der ganzen Gegend. Angespornt durch<br />
diese Konstruktionserfolge, machte sich der Loch-Ingenieur<br />
an den Bau eines eigenen Automobils. Und auch diese<br />
Idee wurde in die Realität umgesetzt. Abermals aus<br />
alten Bestandteilen entstand das Automobil Glanzmann,<br />
Marke «Eglo». Es war ein kleines Wunderwerk, was da<br />
aus seinen Händen hervorging. Ein luftgekühlter Motor,<br />
Ernst Glanzmanns<br />
Wohnhaus an<br />
der Lochstrasse<br />
(«im Loch»)<br />
in Oschwand.<br />
ein offener Wagen mit einer Karosserie aus Pavatexplatten<br />
mit jeepähnlichem Aussehen und versehen mit auffallend<br />
grossen Rädern. Der Wagen hatte 16 Gänge und zu deren<br />
Bedienung drei Schalthebel. Köstlich setzt sich der Name<br />
«Eglo» zusammen: Ernst Glanzmann Loch Oschwand. Der<br />
Wagen wurde sogar vom Strassenverkehrsamt abgenommen<br />
und als verkehrstüchtig anerkannt. Glanzmann hat<br />
mit diesem Gefährt in der Stadt Bern seine Fahrprüfung<br />
abgelegt. Der «Eglo» erreichte immerhin an die 50 km/h<br />
als obere Grenze der Geschwindigkeit und legte seine<br />
65 000 km zurück, bis er wegen ausgefahrenen Lagern<br />
aufgegeben werden musste.<br />
In der Hofstatt hinter der Sägerei Egger in Lotzwil<br />
suche Ernst Glanzmann auch nach Öl. Er richtete eine<br />
selbstentwickelte Bohrmaschine ein und gelangte innert<br />
«Diese Glanzmannschen Eigenbau-<br />
Gefährte aus alten Autos waren<br />
die ersten Traktoren der Gegend.»<br />
Jahresfrist auf 60 Meter Tiefe. Mitunter wurden geringe<br />
Mengen von ölhaltigem Lehm, Schiefer und Sandstein<br />
festgestellt. Nachtbuben, so wird erzählt, hätten einmal<br />
zum Jux Altöl in den Bohrschacht gegossen, worauf neue<br />
Hebungen natürlich fälschlicherweise Öl anzeigten. Später<br />
kam für dieses Ölunternehmen technisches Missgeschick<br />
hinzu. Der Bohrer brach, das Drahtseil riss, und<br />
so stellte man die Bohrungen ein.<br />
FASZINATION FÜRS GESTEIN<br />
Die Gesteins- und Mineralforschung hatte ihn schon immer<br />
fasziniert und so kam es zum Projekt Atombombe.<br />
Mit seinem Schwiegersohn Erwin Plüss, Chefelektriker,<br />
konstruierte Ernst Glanzmann einen Geigerzähler. Er war<br />
überzeugt, dass im Napfgebiet spaltbare Mineralien zu<br />
finden seien. Verschiedentlich schlug sein Instrument<br />
aus. Geradezu aufsehenerregende Impulszahlen von<br />
mehreren hundert Ausschlägen pro 5 Minuten erbrachten<br />
Untersuchungen in der Höhle, die er hinter seinem<br />
Hause entdeckt hatte. Ein Gang, fast mannshoch und<br />
mehr als hüftbreit, der nahezu 70 Meter tief in den Sandstein<br />
des Brantewyrains hineinführt. Ein Vorfahre musste<br />
hier nach Wasser gesucht haben. Hier also wies Ernst<br />
Glanzmann Uranvorkommen nach, die aufgrund von<br />
eingeschicktem Gestein durch Geologen der ETH bestätigt<br />
wurden. Und deshalb hielt er es für möglich, mit<br />
diesem Uran eine Atombombe zu bauen. Tja, wie wäre<br />
wohl die neuere Geschichte des Oberaargaus verlaufen,<br />
wenn Ernst Glanzmann tatsächlich Uran gefunden hätte<br />
und dazu in der Lage gewesen wäre, es bis zum Bombenbau<br />
anzureichern? Wir wollen nicht grübeln.<br />
Literatur<br />
• Jahrbuch des Oberaargaus - verschiedene Ausgaben<br />
• Die Schweiz im Kalten Krieg 1945 bis 1990 von Thomas<br />
Buomberger<br />
• Die Geschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert von<br />
Jakob Tanner<br />
Foto: Bruno Wüthrich<br />
24 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
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SIMON SCHENK<br />
Der<br />
Ehrgeiz<br />
bleibt!<br />
Er hat im Eishockey viel erreicht –<br />
national wie international.<br />
Simon Schenk spricht mit s’Positive<br />
über seine beeindruckende Karriere<br />
und darüber, was er mit dem<br />
Hockey Country im Schilde führt.<br />
TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />
Er war einer der Leader in der Meistermannschaft<br />
des SC Langnau<br />
von 1976, er war sieben Jahre Trainer<br />
der Schweizer Nationalmannschaft,<br />
rettete als Geschäftsführer,<br />
Sportchef, Trainer und Mädchen für alles zu<br />
Beginn der 1990er-Jahre den SC Langnau<br />
vor dem Kollaps, führte danach als Manager<br />
den ZSC nach Jahrzehnten der Abstinenz zu<br />
Erfolg und Titeln und baute mit den GCK<br />
Lions die bis heute erfolgreichste Nachwuchsorganisation<br />
auf. Jetzt ist er wieder<br />
zurück und hilft im Emmental beim Aufbau<br />
von Hockey Country, das dem einheimischen<br />
Eishockey-Nachwuchs zu neuen Perspektiven<br />
verhelfen soll.<br />
s’Positive: Die Liste der Funktionen im<br />
Schweizer Eishockey, die Sie in Ihrem Leben<br />
noch nicht ausgeübt haben, dürfte<br />
wesentlich kürzer sein als die Auflistung<br />
dessen, was Sie bereits gemacht haben.<br />
Ich denke, ausser Materialwart waren Sie<br />
bereits fast alles.<br />
Simon Schenk: Auch dem Materialwart habe<br />
ich schon geholfen. Aber es gibt schon noch<br />
Ämter, die ich nie ausgeübt habe, z. B. Verbandspräsident.<br />
Das wäre aber bestimmt eine Herausforderung<br />
für Sie. Haben Sie kein Interesse?<br />
Nein. Es gab zwar Leute, die auf die Idee<br />
kamen, aber das wäre eine Schuhnummer<br />
zu gross für mich. Zudem habe ich kürzlich<br />
eine Aufgabe bei den SCL Young Tigers und<br />
als Experte bei MySports angenommen.<br />
Diesen beiden Aufgaben will ich mich jetzt<br />
widmen.<br />
An welche Highligts Ihrer weitläufigen Hockeykarriere<br />
erinnern Sie sich am besten?<br />
Ich erlebte in jeder meiner Funktionen Hochs<br />
und Tiefs. Als Spieler war der unbestrittene<br />
Höhepunkt der Meistertitel von 1976 mit<br />
dem SC Langnau. Als Spielertrainer in der<br />
1. Liga waren es die Aufstiegsspiele mit dem<br />
EHC Thun. Als Nationaltrainer erlebte ich<br />
Höhepunkte zuhauf, unter anderem die<br />
Olympischen Spiele in Calgary 1988. Aber<br />
auch der Aufbau einer Spitzenmannschaft<br />
mit den ZSC Lions mit den Meistertiteln<br />
Foto: Marcel Bieri<br />
26 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
ZUR PERSON<br />
Simon Schenk<br />
Simon Schenk (71)<br />
spielte von 1964 bis<br />
1980 für den SC Langnau<br />
(heute SCL Tigers)<br />
und gewann mit dieser<br />
Mannschaft 1976 den<br />
bisher einzigen Titel in<br />
der NLA. Zu Beginn<br />
der 1990er-Jahre war<br />
der gelernte Primarlehrer<br />
zudem Geschäftsführer,<br />
Sportchef<br />
und Trainer des<br />
finanziell angeschlagenen<br />
Klubs und führte<br />
diesen von der 1. Liga zurück in die<br />
NLB und zu stabilen finanziellen Verhältnissen.<br />
Ab 1. Januar 1998 wechselte<br />
Schenk zuerst als Sportchef, später<br />
als Geschäftsführer zu den ZSC Lions<br />
und wurde mit diesen nach 39 titellosen<br />
Jahren zwei Mal Schweizermeister.<br />
Ab 2006 baute er mit den GCK Lions<br />
die heute erfolgreichste Nachwuchsbewegung<br />
der Schweiz auf. Der gebürtige<br />
Langnauer coachte von 1985 bis 1990<br />
und 1995 bis 1997 die Schweizer Eishockeynationalmannschaft.<br />
Zudem sass er von 1994 bis 2<strong>01</strong>1 als<br />
Vertreter des Kantons Bern im Nationalrat.<br />
Dort war er Mitglied der Kommission<br />
für Wissenschaft, Bildung und<br />
Kultur (WBK) und der Kommission für<br />
Verkehr und Fernmeldewesen (KVF).<br />
2000 und 20<strong>01</strong> sind natürlich wunderschöne<br />
Erinnerungen.<br />
Danach haben Sie mit den GCK Lions auch<br />
noch die erfolgreichste Nachwuchsorganisation<br />
der Schweiz aufgebaut.<br />
Hier standen nicht die sportlichen Erfolge<br />
im Vordergrund, dafür waren wir ein Vorzeigeklub<br />
in Sachen Spielerausbildung mit<br />
Spielern, die es sogar bis in die NHL brachten.<br />
Unser Ziel war es, jährlich zwei bis drei<br />
fertige NLA-Spieler hervorzubringen. In erster<br />
Linie für die ZSC Lions, aber durchaus<br />
auch für andere NLA-Teams. Dieses Ziel<br />
haben wir mehr als nur erreicht.<br />
Sie haben noch etwas vergessen.<br />
So?<br />
Sie haben 1991 auch noch viel dazu beigetragen,<br />
dass der SC Langnau nach dem<br />
Abstieg in die 1. Liga überhaupt noch existiert<br />
hat. Hätten Sie dies nicht getan, wären<br />
die Tigers heute wohl nicht das, was<br />
sie sind.<br />
Ja, das war damals eine verrückte Zeit. Der<br />
Karren steckte so tief im Dreck, dass man<br />
darüber diskutierte, in Langnau nur noch<br />
Nachwuchs-Eishockey zu betreiben. Wir entschieden<br />
uns schliesslich, eine 1.-Liga-Mannschaft<br />
zu bilden, die vorwiegend aus Junioren<br />
bestand. Ich war damals «Mädchen für<br />
alles»: Geschäftsführer, Trainer der 1.-Liga-<br />
Mannschaft und der Elite-Junioren, Sportchef<br />
etc. Die beiden Meisterschaften spielten<br />
wir fast mit der gleichen Mannschaft. Wir<br />
budgetierten damals in der 1. Liga mit 1500<br />
Zuschauern pro Spiel. Viele dachten, wir seien<br />
nicht ganz bei Trost. Doch schlussend lich<br />
kamen im Schnitt 4300 Zuschauer. Der Karren,<br />
der zuvor so tief im Dreck steckte, begann<br />
nun zu laufen. Dies war wirklich auch<br />
für mich eine sehr schöne Zeit, an die ich<br />
mich sehr gerne zurückerinnere. Was wir<br />
damals im Team mit Fred Wenger als Präsident,<br />
Fritz Lehmann als Finanzchef, Roman<br />
Schumacher als – heute würde man sagen<br />
Eventmanager – und den vielen «guten Feen»<br />
im Büro und überall im Hintergrund erreicht<br />
haben, ist einmalig. Ich erinnere mich noch<br />
an unser «Sicherheitskonzept» bei den mit<br />
s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 27
SIMON SCHENK<br />
Simon Schenk<br />
(links) 1979<br />
für den SCL<br />
gegen Biel.<br />
7000 Zuschauern vollgestopften Heimspielen<br />
gegen WIKI und Langenthal, das jeweils aus<br />
der Durchsage bestand: «Auch heute danken<br />
wir dem Schwingklub Langnau, dass er wieder<br />
für Ordnung und Sicherheit sorgt.» Wir<br />
hatten nie Zwischenfälle.<br />
Was war das Erfolgsgeheimnis bei den<br />
GCK Lions?<br />
Es war das Ziel, die Talente bei den Klubs in<br />
und um Zürich breit zu erfassen und sie so<br />
zu fördern, dass es die Besten in die NLA<br />
oder sogar noch weiter bringen. Aber als ich<br />
bei meinem Stellenantritt bei den neu entstandenen<br />
ZSC Lions am 1. Januar 1998 von<br />
dieser Pyramide sprach, sagte man mir, das<br />
sei in Zürich unmöglich. Doch die Idee blieb<br />
in mir haften und wir begannen sofort, unter<br />
den Technikern auf Stufe Trainer und Sportchefs,<br />
eng zusammenzuarbeiten. Die politische<br />
Umsetzung folgte erst viel später. Natürlich<br />
waren die Meistertitel zu Beginn des<br />
neuen Jahrtausends in der NLA und vielen<br />
Nachwuchsmannschaften sehr hilfreich.<br />
Kann das System auf das Emmental und<br />
die SCL Tigers adaptiert werden?<br />
Nicht in allen Bereichen eins zu eins. Aber<br />
mit den Klubs Brandis Juniors, Burgdorf/<br />
Koppigen, Huskys/Oberlangenegg und den<br />
Young Tigers wollen wir auch eine Pyramide<br />
entstehen lassen. Dabei wird auch hier auf<br />
Stufe Technik bereits vieles sehr gut gemeinsam<br />
getan. Die Pyramide soll von unten nach<br />
oben wachsen. Es gilt nun, hier noch etwas<br />
mehr Struktur reinzubringen. Dabei kann ich<br />
natürlich von den Erkenntnissen aus Zürich<br />
profitieren.<br />
Sie sagen, die Pyramide müsse von unten<br />
nach oben wachsen. Heisst das, dass in<br />
Langnau, bei den Brandis Juniors, in Burgdorf<br />
und bei den Huskys in Oberlangenegg<br />
Talente gefördert werden, die sich innerhalb<br />
der Pyramide in den für sie idealen<br />
Mannschaften entwickeln und die Besten<br />
in der 1. Mannschaft der SCL Tigers landen?<br />
Grundsätzlich ja, aber es geht nicht nur um<br />
die Talententwicklung für die NLA. Jeder<br />
Spieler soll innerhalb der Pyramide dort eingesetzt<br />
werden, wo es für ihn am meisten<br />
Sinn macht und wo er sich mit Spielern entwickeln<br />
kann, die etwa auf demselben Leistungsniveau<br />
sind. Langfristig sollten aus dem<br />
Hockey Country jedes Jahr Spieler für die<br />
Schenks Königstransfer:<br />
1998 holte er<br />
Ari Sulander.<br />
28 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8
Simon Schenk blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück – und ist noch immer hungrig.<br />
NLA, die Swiss League oder auch für die<br />
MySports League herauswachsen.<br />
War es in Zürich auch so, dass die Pyramide<br />
nur von unten gewachsen ist, oder<br />
haben die Meistertitel geholfen, dass sie<br />
auch von oben wachsen konnte?<br />
Es war beides. Wir begannen mit der Arbeit<br />
beim Nachwuchs. Doch ich hatte damals den<br />
primären Auftrag, in der NLA eine Spitzenmannschaft<br />
zusammenzustellen, was dank<br />
Zuzügen von Spielern wie Ari Sulander, Peter<br />
Jaks, Dan Hodgson, Mathias Seger, Mark<br />
Streit etc. auch gelang. Bereits zwei Jahre<br />
später wurden wir Meister. Doch damals<br />
waren noch nicht die klubeigenen Spieler<br />
federführend. Aber die beiden Titel halfen<br />
natürlich sehr und die NLA-Mannschaft war<br />
Aushängeschild und Wegbereiter. Ein Meisterteam<br />
kann man besser vermarkten und<br />
man erhält mehr Zuspruch in jeder Beziehung.<br />
So kamen auf jeden Fall auch Impulse<br />
von oben. Ganz wichtig war aber auch das<br />
NLB-Team.<br />
Inwiefern?<br />
Zu Beginn meiner Tätigkeit in Zürich hatte<br />
ich sehr viel mit der NLA-Mannschaft zu tun.<br />
Das Team in der NLB lief für mich so nebenbei.<br />
Doch ab 2006 hatte ich wesentlich mehr<br />
Zeit für die NLB, in der damals ausschliesslich<br />
altgediente NLA-Spieler und ein kanadischer<br />
Trainer engagiert waren, die vor jeweils<br />
kaum mehr als 100 Zuschauern nach dem<br />
System «hopp de Bäse, gib ihm» spielten. Ich<br />
sagte mir damals, dass es sich nicht lohnt, für<br />
so wenige Zuschauer einen derartigen Aufwand<br />
zu betreiben. Dies war der Startschuss<br />
für eine NLB-Mannschaft aus jungen Spielern,<br />
die in der NLB weiterentwickelt wurden.<br />
Nach und nach wurde das<br />
System optimiert, bis wir<br />
die GCK Lions als erstes<br />
Farm- und Partnerteam<br />
der ZSC Lions installiert<br />
hatten. Das Ziel war nicht<br />
mehr in erster Linie das<br />
Erreichen der Playoffs,<br />
sondern die gezielte Förderung<br />
der Talente. Für<br />
mich war es natürlich eine<br />
schöne Genugtuung, als die ZSC Lions mit<br />
14 bei den GCK Lions ausgebildeten Spielern<br />
2<strong>01</strong>4 Schweizer Meister wurden.<br />
Dies hat sich sicher finanziell ausgezahlt.<br />
Haben die GCK Lions rentiert?<br />
Als Ganzes war es natürlich rentabel, denn<br />
für diese 14 Spieler mussten von den ZSC<br />
Lions keine Ausbildungsentschädigungen<br />
bezahlt werden. Aber die NLB alleine war<br />
natürlich nicht rentabel, da wir bekanntlich<br />
nur ganz wenig Zuschauer hatten. Wir hat-<br />
ten das Glück, dass unser Präsident Walter<br />
Frey das Projekt finanziell absicherte. Trotz<br />
einem stattlichen Rückfluss an Ausbildungsentschädigungen<br />
und Beiträgen vom Verband<br />
war das jedes Jahr ein schöner Betrag,<br />
den er übernehmen musste. Wir gingen sehr<br />
sparsam mit dem Geld um und waren jeweils<br />
mit einem Budget um die 2 Millionen gegen<br />
Mannschaften mit Budgets von zum Teil gegen<br />
7 Millionen konkurrenzfähig. Wir waren<br />
nie Kanonenfutter.<br />
Sie sagen, dass das Erreichen der Playoffs<br />
eine untergeordnete Rolle spielte. Wer Sie<br />
aber an Spielen der GCK Lions beobachtete,<br />
musste unweigerlich zum Schluss<br />
«Wir waren mit einem Budget<br />
um die 2 Millionen auch gegen<br />
Mannschaften mit weit grösseren<br />
Mitteln nie Kanonenfutter.»<br />
kommen, dass Sie sich bei entsprechendem<br />
Spielverlauf durchaus aufregen<br />
konnten.<br />
Ja, das konnte ich. Ich war auch da mit Herzblut<br />
dabei. Wenn ich beobachtete, dass etwas<br />
nicht lief, wie wir uns dies vorgestellt<br />
hatten oder wenn ich unsere Mannschaft<br />
vom Schiedsrichter ungerecht behandelt<br />
sah, hat dies schon hie und da ein Donnerwetter<br />
abgesetzt. Ich denke, so einmal im<br />
Jahr konnte dies schon geschehen. Auch<br />
s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 29
SIMON SCHENK<br />
wenn bei den jungen Spielern die Ausbildung<br />
oberste Priorität hat, gehört ein gesunder<br />
Siegeswille zum Rüstzeug eines jeden<br />
Eishockeyspielers.<br />
Sie galten bereits in Ihrer Aktivzeit als<br />
Provokateur.<br />
Das stimmt. Und es wurde mir verschiedentlich<br />
gesagt, mein Verhalten passe nicht so<br />
recht zu meinem Beruf als Lehrer. Doch damit<br />
konnte ich leben. Ich war halt damals<br />
schon angefressen vom Hockey. Zudem hat<br />
jeder seine Schwächen. Wahrscheinlich habe<br />
ich es gerade wegen meiner Verbissenheit so<br />
weit gebracht.<br />
Wie ehrgeizig sind Sie heute noch?<br />
Der Ehrgeiz ist etwas, das bleibt. Natürlich<br />
wird man mit zunehmendem Alter etwas<br />
ruhiger. Doch für mich gilt immer noch das<br />
Motto, nachdem ich immer gelebt habe:<br />
«Mach mit dem, was du hast, dort wo du bist,<br />
das was du kannst!» Ich versuche immer<br />
noch, bei dem was ich tue, das Beste herauszuholen.<br />
Die GCK Lions sind Ausbildungsklub und<br />
Farmteam der ZSC Lions. Könnte ein<br />
Farmteam auch für die SCL Tigers zum<br />
Thema werden?<br />
Wir haben derzeit eine Elite-Mannschaft, die<br />
in der Meisterschaft vorne mitspielt. Da sind<br />
mehrere hoffnungsvolle Spieler dabei, für<br />
«Ich galt immer als Provokateur. Und es wurde<br />
mir verschiedentlich gesagt, mein Verhalten<br />
passe nicht so recht zu meinem Beruf als Lehrer.<br />
Doch damit konnte ich gut leben.»<br />
die es gut wäre, wenn wir ein NLB-Team<br />
hätten. Der Schritt von den Junioren direkt<br />
in die NLA ist für die meisten jungen Spieler<br />
zu gross. Wir haben mit dem SC Langenthal<br />
einen Partner, wo wir solche Spieler platzieren<br />
können, damit sie zu Spielpraxis kommen.<br />
Nun ist aber der SC Langenthal eine Organisation<br />
mit Ambitionen. Dies bedeutet,<br />
dass die Langenthaler als Partner der SCL<br />
Tigers nicht gleich funktionieren werden<br />
wie damals die GCK Lions für die ZSC Lions.<br />
Es wird immer der Trainer sein, der<br />
entscheidet, was mit den Spielern passiert.<br />
Die Möglichkeit der Einflussnahme<br />
und der gezielten Förderung war für Sie<br />
in Zürich ganz anders als sie bei einer Zusammenarbeit<br />
Langnau – Langenthal sein<br />
kann.<br />
Da haben Sie Recht. Ideal für uns wäre natürlich<br />
ein B-Team, auf das wir Einfluss nehmen<br />
und in dem dafür sorgen könnten, dass<br />
unsere Nachwuchskräfte nicht auf der Bank<br />
versauern. Optimal wäre es, aus dem EHC<br />
Burgdorf oder dem EHC Brandis dereinst ein<br />
Swiss League Team zu machen, das nicht auf<br />
Resultate aus ist, wo wir aber unsere jungen<br />
Fohlen auf die Weide geben könnten. Das<br />
muss im Moment noch unter Träume abgehakt<br />
werden. Aber langfristig wäre es natürlich<br />
schön, wenn wir innerhalb unserer Pyramide<br />
auch eine Mannschaft in der Swiss<br />
League stellen könnten, wo nicht der sportliche<br />
Erfolg, sondern die Weiterbildung junger<br />
Talente im Vordergrund steht.<br />
Langnau hat kürzlich einen neuen Gemeindepräsidenten<br />
gewählt. Zur Wahl standen<br />
vier Kandidaten, von denen jeder dem<br />
Simon Schenk<br />
(rechts) 1977<br />
im Match gegen<br />
den SCB.<br />
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SIMON SCHENK<br />
Schenk war als<br />
Nati-Trainer<br />
eine Billiglösung –<br />
hatte aber sehr<br />
viel Erfolg.<br />
«Ein zweites Eisfeld in Langnau<br />
bietet viele Vorteile. So müsste der<br />
Nachwuchs zum Beispiel nicht noch<br />
spät abends ins Training gehen.»<br />
Projekt eines zweiten Eisfeldes in Langnau<br />
kritisch gegenübersteht. Was sagen Sie<br />
dem neuen Gemeindepräsidenten?<br />
Ich kenne Walter Sutter sehr gut. Er ist ein<br />
Schattseitler wie ich. Aber so, wie ich mein<br />
letztes Gespräch mit ihm deute, hat er nach<br />
all dem, was in der Zwischenzeit passiert ist,<br />
seine Meinung geändert. Das zweite Eisfeld<br />
wäre insbesondere für die Nachwuchsspieler<br />
der Young Tigers sehr wichtig. Nicht für die<br />
erste Mannschaft, sondern vor allem für die<br />
Jungen. Die sollten wir nicht spät abends<br />
noch aufs Eisfeld schicken müssen, um zu<br />
trainieren, wenn sie am andern Morgen zur<br />
Schule oder zur Arbeit müssen. Nachwuchskräfte<br />
müssen ihre Ausbildung, ihr Privatleben<br />
und das Eishockey unter einen Hut bringen<br />
können, ohne Raubbau an ihrem Körper<br />
zu betreiben. Sie brauchen einen geregelten,<br />
auf sie angepassten Trainingsbetrieb.<br />
Hätte ein zweites Eisfeld auch noch andere<br />
Vorteile?<br />
Ja, es könnten vermehrt Trainings angesetzt<br />
werden, in denen man an der Einzeltechnik<br />
der Spieler arbeiten könnte. Diese Skills-<br />
Trainings sind im normalen Mannschaftstraining<br />
ganz einfach nicht möglich. Zudem<br />
wäre ein Eisfeld mit NHL-Massen etwas<br />
Neues in der Schweiz und ich bin sicher, dass<br />
sich die Nationalmannschaften sehr gerne in<br />
Langnau auf Turniere oder Spiele in Nordamerika<br />
vorbereiten würden.<br />
Sie spielten bereits in den 1960er-Jahren<br />
Eishockey und sind heute, mehr als 60<br />
Jahre später, immer noch dabei. Das ist<br />
eine sehr lange Zeit: Wie hat sich das Eishockey<br />
verändert?<br />
Als ich in den frühen 60er-Jahren damit<br />
begann, war Eishockey noch eine Wintersportart,<br />
die von November bis Februar<br />
gespielt wurde. Dazwischen<br />
spielte man<br />
Fussball oder betrieb<br />
Leichtathletik. Inzwischen<br />
ist Eishockey eine<br />
Ganzjahres-Sportart.<br />
Ich erlebte auch<br />
den Übergang vom<br />
Amateur- zum Profisport<br />
mit. Als ich als<br />
Spieler in der Nati war,<br />
pendelten wir zwischen der B- und C-Gruppe<br />
hin und her (die einzelnen Gruppen<br />
umfassten damals noch 8 Nationen, heute<br />
sind es 16, die Red.). Wenn wir damals gegen<br />
ausländische Mannschaften antraten,<br />
war dies für uns wie das Jagen von Schatten.<br />
Auch zu Beginn meiner Zeit als Nationaltrainer<br />
hatten wir noch einen grossen<br />
Rückstand auf die Spitzennationen. Verbandspräsident<br />
René Fasel brachte es fertig,<br />
dass wir ab 1986 jedes Jahr zwei Spiele<br />
gegen die UdSSR austragen konnten. Am<br />
Anfang waren wir total überfordert, aber<br />
durch den regelmässigen Kontakt kamen<br />
wir der Weltspitze immer näher. Nach dem<br />
Aufstieg mit der Nati 1986 in Eindhoven zu<br />
den 8 Weltbesten sagte ich in einem Interview,<br />
dass die Schweiz etwa 100 Spiele gegen<br />
Spitzennationen braucht, um den Rückstand<br />
auf die Weltspitze aufzuholen. Inzwischen<br />
sind diese 100 Spiele längst erreicht<br />
und dank des grossen Aufwands, der in den<br />
Klubs betrieben wird, sind wir der Weltspitze<br />
wesentlich näher als damals.<br />
Wie wurden Sie eigentlich Nationaltrainer?<br />
Der Verband hatte mit meinem Vorgänger<br />
ziemlich viel Geld verbraten und suchte deshalb<br />
nach einer Billiglösung. Dabei stiess<br />
man auf einen 1. Liga-Trainer aus dem Emmental.<br />
Ich wurde gewissermassen als Verlegenheitslösung<br />
Nationaltrainer. Wider<br />
Erwarten stiegen wir im darauf folgenden<br />
Frühjahr gleich in die A-Gruppe auf und die<br />
Schweiz war erstmals seit 15 Jahren wieder<br />
unter den besten Acht der Welt. Dieser Aufstieg<br />
von 1986 in Eindhoven war dann die<br />
Basis für meine weitere Trainerkarriere und<br />
die Verlegenheitslösung hatte 7 Jahre Bestand…<br />
Mein Bekanntheitsgrad war dann so<br />
gross, dass ich sogar den Einzug in den Nationalrat<br />
schaffte, wo ich 17 interessante und<br />
lehrreiche Jahre erleben durfte.<br />
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