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AUSGABE 1 JANUAR 2<strong>01</strong>8<br />

Johann Schneider-Ammann<br />

Unser Bundesrat<br />

Der Oberaargauer über die Arbeit als Bundesrat,<br />

seinen Werdegang und seinen Wohnort Langenthal.<br />

SCHLAUER ESEL<br />

Was den eigentlichen<br />

König der Tiere so<br />

besonders macht.<br />

ATOM-EUPHORIE<br />

Als im Oberaargau<br />

Atombomben getestet<br />

werden sollten.<br />

SIMON SCHENK<br />

Seine beeindruckende<br />

Karriere im Schweizer<br />

Eishockey.


ZU VERMIETEN<br />

Obersteckholz, Melchnaustrasse 21,<br />

3.5-Zimmerwohnung im 1. OG, 92 m 2<br />

• alle Schlafzimmer mit Parkettboden<br />

• Küche, Bad und Wohnzimmer mit Plattenboden<br />

• grosszügiges Entreé<br />

• Badezimmer mit Badewanne<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler<br />

• kein Balkon<br />

• Parkplätze vorhanden<br />

• oberhalb Restaurant Kreuz<br />

Mietzins: CHF 1060.00 plus Akonto 230.00<br />

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Madiswil, Grossmattstrasse,<br />

Hobby- und Mehrzweckboxen<br />

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Lagerraum oder Wohnmobilstellplatz, etc.<br />

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Länge: 8.5 m, Breite: 6 m<br />

• System: Streifenfundament/Bodenplatte<br />

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Roggwil, Hofmattenweg 1,<br />

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• Wohnung ist neu gestrichen<br />

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für CHF 100.00/mtl. dazu gemietet werden<br />

1 • Decken: Stahl/Profilblech<br />

⁄1 Inserat • Verfügbar randabfallend<br />

ab sofort<br />

Mietzins: CHF 700.00 plus Akonto 50.00<br />

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(210 × 297 mm)<br />

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Muhen AG, Blumenweg 13, 4.5 Zimmer-<br />

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Badewanne<br />

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120.00 dazu gemietet werden<br />

Mietzins: CHF 2300.00 plus Akonto 200.00<br />

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Ab 500 m 2 offene, überdachte Lagerhalle.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

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Langenthal, Telefon 062 919 <strong>01</strong> 08<br />

Wynau, Weiherweg 6,<br />

4.5-Zimmer wohnung im 3. OG, 200 m 2<br />

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• grosses Wohnzimmer<br />

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• Bad/WC<br />

• Bad/Dusche/WC<br />

• Dusche/WC mit Waschmaschine/Tumbler<br />

• geschlossener Kellerraum mit Lavabo<br />

plus ein zusätzliches Kellerabteil<br />

• Einstellhallenplatz kann à CHF 120.00 dazu<br />

gemietet werden<br />

Mietzins: CHF 1600.00 plus Akonto 250.00<br />

*Infos und Besichtigung<br />

Huttwil, Überbauung Mühleweg (Erstvermietung),<br />

4 x 4.5-Zimmerwohnungen<br />

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• Die ganze Wohnung mit Platten und<br />

Fussbodenheizung<br />

• Bad/WC<br />

• Dusche/WC<br />

• Balkon<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler<br />

• Einbauschrank Garderobe<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Einstellhallenplatz kann à CHF 100.00 dazu<br />

gemietet werden<br />

Mietzins: Ab CHF 1650.00 plus Akonto 220.00<br />

*Infos und Besichtigung<br />

Rohrbach, Werkstatt<br />

Rund 250 m 2 Werkstattfläche mit grosser<br />

Raumhöhe.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

MB Immobilien AG<br />

Bahnhofstrasse 1 I 4914 Roggwil<br />

www.mb-immo.ch<br />

Tel. 062 919 <strong>01</strong> 08 I Fax 062 919 <strong>01</strong> 09


EDITORIAL / INHALT<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

4<br />

Journalisten von Lokalzeitungen oder -zeitschriften<br />

haben nur selten Gelegenheit, einen<br />

Bundesrat zu interviewen. Am ehesten<br />

geht dies an einer Pressekonferenz, an der<br />

man eventuell anschliessend im Stehen ein<br />

paar Worte mit dem Magistraten oder der<br />

Magistratin wechseln kann. Doch eine Audienz<br />

im Sitzungszimmer eines amtierenden<br />

Bundesrats ist schon ein Highlight der gediegenen<br />

Sorte. Den beiden Schreiberlingen<br />

und dem Fotografen von «s’Positive» war<br />

genau dies vergönnt. Wir bombardierten<br />

unseren Oberaargauer Bundesrat Johann<br />

Schneider-Ammann eine gute Stunde lang<br />

mit Fragen, und wir erhielten umfassende<br />

Antworten. Dabei stand nicht das Tagesgeschehen<br />

im Vordergrund, sondern Themen,<br />

die man von einem Bundesrat gerne mal<br />

wissen möchte. Wir trafen dabei auf einen<br />

freundlichen, aufgeräumten und uns zugewandten<br />

Mann mit feinem Humor, dem man<br />

im direkten Gespräch stundenlang zuhören<br />

könnte. Wir sind sehr beeindruckt, aber auch<br />

ein Bisschen stolz, dass unser Lokalmagazin<br />

es wert ist, dass uns ein Bundesrat eine Audienz<br />

gewährt.<br />

Überhaupt ist auch diese Ausgabe wieder<br />

gespickt mit Persönlichkeiten. Immerhin<br />

haben wir es mit einem ehemaligen<br />

Eishockey-Nationaltrainer und Nationalrat,<br />

mit einem Atombombenbauer sowie mit<br />

dem heimlichen König der Tiere zu tun.<br />

18<br />

4 BUNDESRATS-INTERVIEW<br />

Der Oberaargauer Bundesrat<br />

Johann Schneider-<br />

Ammann empfing die Redaktoren<br />

von «s’Positive»<br />

zum exklusiven Interview.<br />

20 ATOMBOMBE<br />

Wie es im Oberaargauer<br />

Mutzgraben in den 1950er-<br />

Jahren beinahe zu einem<br />

Atombombentest gekommen<br />

ist.<br />

20<br />

Viel Spass beim Lesen<br />

Ihr Bruno Wüthrich<br />

14 DUMMER ESEL?<br />

Von wegen dumm: Warum<br />

der zähe Esel zum wichtigsten<br />

Tier in der Kultur<br />

des christlichen Abendlandes<br />

wurde.<br />

26 SIMON SCHENK<br />

Er war eine prägende Figur<br />

des Schweizer Eishockeys.<br />

Der ehemalige Nationaltrainer<br />

ist aber noch immer<br />

ehrgeizig.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: s’Positive AG,<br />

St. Urbanstrasse 31, 4914 Roggwil<br />

Tel. 062 929 24 25<br />

info@spositive.ch<br />

Redaktion: Bruno Wüthrich,<br />

Klaus Zaugg<br />

Geschäftsleitung:<br />

Sebastian Wüthrich<br />

Layout: tnt-graphics AG, 8305 Dietlikon<br />

www.tnt-graphics.ch<br />

Auflage: 69 000 Exemplare<br />

Druck: Swissprinters AG,<br />

4800 Zofingen<br />

Versand: Die Post<br />

18 WUSSTEN SIE SCHON<br />

Was es braucht, um ein<br />

persönliches Ziel zu erreichen<br />

oder etwas Neues<br />

zu erlernen. Und: Was sind<br />

eigentlich Menschenrechte?<br />

34 DIE SEITE DER LESER<br />

Leserbriefe,<br />

Veranstaltungen.<br />

14<br />

26<br />

s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 3


JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />

Bundesrat<br />

OHNE MEDIALE<br />

ALLÜREN<br />

Er kommt in den Medien nicht immer gut weg. Doch wer<br />

genau hinschaut, sieht, dass Johann Schneider-Ammann<br />

in der Landesregierung mehr bewirkt als so mancher<br />

bundesrätlicher Medienstar. s’Positive spricht mit ihm<br />

über den Oberaargau, über den Unterschied der Führung<br />

einer Firma und einer Verwaltung und wie es dazu kam,<br />

dass er Bundesrat geworden ist.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG UND BRUNO WÜTHRICH<br />

FOTOS: MARCEL BIERI<br />

Der Oberaargau stellt aktuell keinen einzigen<br />

Nationalrat. Doch von 1999 bis 2<strong>01</strong>0 vertrat uns<br />

ein gewisser Johann Schneider-Ammann in der<br />

grossen Kammer. Er wurde am 22. September<br />

2<strong>01</strong>0 in die Landesregierung gewählt. Seither<br />

stellt die Region Oberaargau einen Bundesrat. Wir treffen<br />

den Magistraten in dessen Sitzungszimmer im Bundeshaus<br />

und sind erstaunt, wie wenig von den gängigen Klischees<br />

über seine Person tatsächlich zutreffen.<br />

Wie definieren Sie den Begriff «Oberaargau», wenn Sie<br />

als Regierungsmitglied nach Ihrer Heimat gefragt werden?<br />

Das werde ich gar nie gefragt.<br />

Weil man den Oberaargau gar nicht kennt?<br />

Meine Antwort wäre: Es ist die östlichste Ecke des Kantons<br />

Bern nach dem Tunnel bei Burgdorf.<br />

Was hat es mit diesem Tunnel auf sich?<br />

Als ich in den frühen 1980er-Jahren in den Oberaargau<br />

kam, lernte ich nach und nach einige Grossräte kennen.<br />

4 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 5


JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />

Von ihnen hörte ich immer die Klage, der<br />

Kanton Bern höre hinter dem Tunnel von<br />

Burgdorf auf, und alles, was weiter östlich<br />

sei, werde vergessen. Irgendwann sagte ich<br />

dann diesen Grossräten, dass ich dieses Gejammere<br />

satt hätte. Ich engagierte mich.<br />

Heute bin ich der Meinung, dass sich in den<br />

letzten 30 Jahren einiges geändert hat.<br />

War dies damals der Zeitpunkt, als Sie in<br />

die Politik einstiegen?<br />

Nein. Ich kam damals aus Paris zurück und<br />

stieg in die Firma ein (Ammann AG in Langenthal<br />

/ Red.) und führte diese bald darauf.<br />

Bevor Sie Bundesrat wurden, waren Sie ein<br />

grosser Wirtschaftskapitän im Oberaargau.<br />

Wie beurteilen Sie die Wirtschaftskraft<br />

dieser Region heute?<br />

Der Oberaargau ist gut unterwegs. Die aktuellen<br />

Zahlen sind mir heute zwar nicht<br />

mehr so geläufig, aber als WVO-Präsident<br />

liess ich dies seinerzeit einmal genau untersuchen.<br />

Die Wirtschaft ist mit kleineren,<br />

mittleren und grossen Unternehmen in allen<br />

Bereichen der Technologie – z. B. Medtech,<br />

Maschinenbau, Textil – gut strukturiert. So<br />

haben wir einen guten Risikoausgleich. Bei<br />

negativen Zyklen sind nie alle gleichzeitig<br />

betroffen. Den einen geht es gut, den anderen<br />

weniger.<br />

Der Oberaargau trägt überdurchschnittlich<br />

viel zum Export bei. Wir sind eine 17-Prozent-Region.<br />

Das heisst, dass 17 Prozent des<br />

Added Value (Wertschöpfung / die Red.) in<br />

den Export gehen. Im ganzen Kanton Bern<br />

sind es durchschnittlich lediglich 12 Prozent.<br />

Wir tragen also viel zur Internationalität der<br />

bernischen Wirtschaft bei. Die Wirtschaft im<br />

Oberaargau muss sich mit dem internationalen<br />

Kostenniveau messen und bewährt<br />

sich. Wir sind mit der Spitze unterwegs.<br />

Wie sehen Sie die Zukunftsperspektiven?<br />

Wir haben im Oberaargau eine gute Basis<br />

mit den Mittelschulen. Die Region ist verkehrstechnisch<br />

günstig gelegen, was allerdings<br />

das Risiko birgt, dass der Oberaargau<br />

zur Schlafregion verkommt. Es ist ja einfach,<br />

beispielsweise in Langenthal zu leben und<br />

in Luzern, Basel, Zürich oder Bern zu arbeiten.<br />

Doch wenn eine neue Firma mit neuen<br />

Ideen kommt, ist es möglich, die Fachkräfte<br />

in der Region zu rekrutieren. Zudem ist der<br />

Arbeitsmarkt in der Region aufnahmefähig.<br />

Ist irgendwo ein Abbau nötig, finden die betroffenen<br />

Arbeitnehmer verhältnismässig<br />

leicht wieder eine Stelle.<br />

Wir erinnern uns daran, dass Sie für die<br />

Einigkeit der Region eingetreten sind und<br />

die Handels- und Industrievereine Langenthal<br />

und Huttwil zusammengeführt haben.<br />

Ich war der erste Präsident des Wirtschaftsverbandes<br />

Oberaargau und führte damals<br />

die beiden regionalen Wirtschaftsverbände<br />

«Handels- und Industrieverein» und «Arbeitgeberverband»<br />

zusammen. Gleichzeitig nahmen<br />

wir die Huttwiler dazu, um die Region<br />

ganzheitlich abzudecken.<br />

Damit sind wir wieder dort, wo Sie eingangs<br />

sagten: nicht jammern, sondern<br />

handeln.<br />

Die Huttwiler wurden damals nicht dazugenommen,<br />

um ihnen eine neue Heimat zu<br />

geben. Sondern, weil wir der Meinung waren,<br />

dass Huttwil zu dieser Region gehört,<br />

die über die Grenze zum Kanton Luzern hinaus<br />

bis nach Willisau geht. Wenn es eine<br />

Möglichkeit gibt, unsere Kräfte zu bündeln,<br />

uns besser kennen zu lernen und uns gegenseitig<br />

zu unterstützen, dann sollten wir das<br />

tun. Aber die Huttwiler sind dabei nie ganz<br />

glücklich geworden.<br />

Warum nicht? Wie kommen Sie darauf?<br />

Kürzlich habe ich wieder zur Kenntnis genommen,<br />

dass die Huttwiler ihren eigenen<br />

kleinen Wirtschaftsgipfel weiterhin ohne uns<br />

organisieren.<br />

Als Zeichen des Trotzes und um die Unabhängigkeit<br />

von den mächtigen Langenthalern<br />

zu demonstrieren?<br />

Ich weiss nicht, ob es ein Zeichen des Trotzes<br />

ist. Aber es ist gut so. Es kann nicht so falsch<br />

sein, wenn sich die Huttwiler eine gewisse<br />

Eigenständigkeit bewahren.<br />

Wie sehen Sie die Entwicklung im Oberaargau?<br />

Eher in Richtung einer stärkeren<br />

Regionalisierung oder in einer Auflösung<br />

der regionalen Strukturen?<br />

Die Redaktoren Klaus Zaugg und Bruno Wüthrich (r.) interviewen den Bundesrat.<br />

6 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


Es gibt keinen Grund, warum der Oberaargau<br />

an Kraft verlieren sollte. Aber wir müssen uns<br />

bewusst sein, dass man sich nicht auf den<br />

Lorbeeren ausruhen darf. Ich würde mich<br />

freuen, wenn wir die Aufbruchsstimmung<br />

bewahren könnten, die seit den 1980er-Jahren<br />

zu spüren ist, wenn wir uns weiterhin<br />

selber helfen, wenn wir weiterhin im gleichen<br />

Ausmass zum Exportvolumen der bernischen<br />

Wirtschaft beitragen und Arbeitslosigkeit<br />

vermeiden können. Dann haben wir unsere<br />

Hausaufgaben gemacht.<br />

In welcher Position haben Sie eigentlich<br />

mehr Gestaltungskraft? Als Wirtschaftskapitän<br />

oder als Bundesrat?<br />

Wenn ich als Unternehmer in Schanghai eine<br />

Firma aufbauen will, dann muss ich fünf Verwaltungsräte<br />

überzeugen. Wenn ich als Wirtschaftsminister<br />

etwas will, dann muss ich ein<br />

Geschäft zuerst durch den Bundesrat, dann<br />

durch die Kommissionen und schliesslich<br />

durch beide Räte bringen. Und manchmal hat<br />

ja auch die Bevölkerung etwas dazu zu sagen,<br />

wenn es eine Abstimmung gibt. So gesehen<br />

ist der Weg für einen Unternehmer einfacher<br />

und effizienter. Als Unternehmer arbeite ich<br />

mit meinem Geld. Und wenn ich eine Dummheit<br />

mache, ist mein Geld weg. Ich kann mit<br />

einer Fehleinschätzung Pech haben und dann<br />

ist es wichtig, dass ich mich nicht entmutigen<br />

lasse und die nächste Chance nutze. Das ist<br />

die Faszination des Unternehmers. In die<br />

Politik wechselte ich, um zu verhindern, dass<br />

Wirtschaft und Politik auseinanderdriften.<br />

Als Politiker geht es mir darum, den Unternehmern<br />

Freiraum zu schaffen und sie nicht<br />

mit allzu vielen administrativen Massnahmen<br />

zu belasten.<br />

Verlieren Sie als Politiker manchmal die<br />

Geduld?<br />

Diesen Vorwurf habe ich noch nie gehört.<br />

Doch ich würde lügen, würde ich Ihnen sagen,<br />

dass ich nicht ab und zu das Gefühl<br />

habe: So, jetzt reicht es aber!<br />

Sie führten ein international ausgerichtetes<br />

Unternehmen. Jetzt führen Sie eine<br />

Administration. Was ist schwieriger?<br />

Der Stil ist anders.<br />

Johann Schneider<br />

Ammann<br />

1981 trat der studierte Elektrotechniker<br />

Johann Schneider-Ammann ins<br />

Maschinenbauunternehmen der Familie<br />

seiner Ehefrau Katharina ein, wirkte<br />

dort zunächst als Prokurist, bevor<br />

er 1990 das Präsidium der Ammann<br />

Group übernahm. Es folgten weitere<br />

Verwaltungsrat-Mandate, unter anderen<br />

der Mikron Technology Group, bei<br />

welcher er 2003 ebenfalls das Präsidium<br />

übernahm, der Swatch Group SA<br />

und der Glas Trösch AG in Langenthal.<br />

Seit 1999 präsidierte Schneider-<br />

Ammann auch den Verband der<br />

schweizerischen Maschinen-, Elektround<br />

Metallindustrie Swissmem; zudem<br />

war er Vizepräsident des Wirtschaftsdachverbands<br />

Economiesuisse. Er engagierte<br />

sich auch in der Vereinigung<br />

Schweizer Unternehmer in Deutschland<br />

(VSUD) und in der Volkswirtschaftlichen<br />

Gesellschaft des Kantons Bern.<br />

1999 wurde Johann Schneider-<br />

Ammann in den Nationalrat gewählt<br />

und bei den Wahlen 2003 und 2007 bestätigt.<br />

Er gehörte dort der parlamentarischen<br />

Kommission für Wirtschaft und<br />

Abgaben (WAK) an. Am 22. September<br />

2<strong>01</strong>0 stand die Ersatzwahl für Hans-<br />

Rudolf Merz im Bundesrat an. Schneider-Ammann<br />

wurde mit 144 Stimmen<br />

im fünften Wahlgang in den Bundesrat<br />

gewählt, wo ihm das Eidgenössische<br />

Volkswirtschaftsdepartement (EVD)<br />

zugeteilt wurde, das zuvor von Bundesrätin<br />

Doris Leuthard geführt worden<br />

war. 2<strong>01</strong>6 war er Bundespräsident.<br />

Schneider-Ammann ist verheiratet, hat<br />

zwei Kinder und wohnt in Langenthal.<br />

Er war Oberst im Generalstab der<br />

Schweizer Armee. Langenthal verlieh<br />

ihm 2<strong>01</strong>0 das Ehrenbürgerrecht.<br />

s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 7


JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />

Können Sie das erklären?<br />

Als Unternehmer bin ich ständig den Marktkräften<br />

und dem Hier und Jetzt ausgesetzt.<br />

Wenn ich falsche Entscheidungen treffe,<br />

existiert die Firma bald nicht mehr. Eine Firma<br />

führen Sie ziel- und ergebnisorientierter<br />

und zeitlich auf einen viel kürzeren Horizont<br />

fokussiert als eine Verwaltung. In einer Verwaltung<br />

ist allen bewusst, dass es den Laden<br />

in hundert Jahren auch noch geben wird.<br />

Langfristige Strategien haben deshalb eine<br />

viel grössere Bedeutung. Deshalb eignen sich<br />

die Methoden der Führung, die in einer Firma<br />

angewendet werden, nicht für die Verwaltung.<br />

Die Leute in einer Verwaltung hätten<br />

keine Freude, wenn ich mit einem so<br />

engen Zeithorizont so ergebnisorientierte<br />

Vorgaben machen würde.<br />

Wie beurteilen Sie die Qualität unserer<br />

Bundesverwaltung?<br />

Zu Beginn meiner Amtstätigkeit war ich skeptisch.<br />

Und es ist auch heute so, dass ich der<br />

Verwaltung nicht völlig unkritisch gegenüberstehe.<br />

Aber alles in allem muss ich sagen:<br />

Die Verwaltung in unserem Land ist höchst<br />

qualifiziert, leistungsfähig und leistungswillig.<br />

Die Mehrzahl der Bundesangestellten ist<br />

sehr engagiert. Die Führungskräfte unterscheiden<br />

sich nicht von jenen der Privatwirtschaft.<br />

Unsere Verwaltung wäre allerdings<br />

noch effizienter, wenn ihr die Politiker nicht<br />

immer noch mehr Arbeit aufbürden würden.<br />

Wussten Sie eigentlich, worauf Sie sich bei<br />

der Wahl zum Bundesrat einliessen?<br />

Zumindest dachte ich, dass ich es wüsste.<br />

Und es kam ganz anders?<br />

Nach elf Jahren im Nationalrat glaubte ich<br />

zu wissen, was mich erwartet. Und doch habe<br />

ich zu wenig gewusst, wie der Bundesrat<br />

und die Verwaltung funktionieren. Beides<br />

musste ich zuerst lernen.<br />

Wie müssen wir uns eine Bundesratssitzung<br />

vorstellen? Sitzen Sie da am Tisch<br />

und dann kommt ein Vorstoss, bei dem<br />

Sie Ihre Bundesratskollegen von Ihrem<br />

Standpunkt überzeugen müssen?<br />

Die sieben Bundesräte, der Kanzler und die<br />

beiden Vizekanzler sitzen an ihren Pulten.<br />

Jeder kann jedem in die Augen schauen. Es<br />

kann auch sein, dass ein Bundesrat oder eine<br />

Bundesrätin mal beleidigt ist und entsprechend<br />

einen Gesichtsausdruck macht. Oder<br />

dass eine Absprache getroffen wird.<br />

Beleidigt dreinschauen? Gibt es das im<br />

Bundesrat?<br />

Es gibt alles.<br />

Wenn wir es sportlich betrachten: Gewinnen<br />

Sie die Mehrzahl Ihrer Matches im<br />

Bundesrat?<br />

Ich habe sicher deutlich öfter gewonnen als<br />

verloren. Und das freut mich. Aber es sind<br />

natürlich, um in Ihrer Sprache zu bleiben,<br />

nicht alle Matches gleich wichtig. Wenn es<br />

«Nach elf Jahren im Nationalrat glaubte<br />

ich zu wissen, was mich erwartet. Und<br />

doch habe ich zu wenig gewusst, wie der<br />

Bundesrat funktioniert.»<br />

Die Stadt Langenthal benannte einen Platz nach Johann Schneider-Ammann.<br />

Der Bundesrat im Gespräch mit Stefan Tschannen vom SC Langenthal.<br />

um ein sehr wichtiges Geschäft geht, braucht<br />

es meistens eine zweite, manchmal sogar<br />

eine dritte Lesung.<br />

Haben Sie ein praktisches Beispiel?<br />

Wenn wir im Zeitalter der Digitalisierung<br />

konkurrenzfähig bleiben wollen, dann müssen<br />

wir in den Bereich Forschung und Bildung<br />

investieren. Ich habe dafür im letzten<br />

Sommer kurzfristig Mittel beantragt. Im<br />

Bundesrat war man der Meinung, das Konzept<br />

sei gut, die Notwendigkeit der Investition<br />

wurde nicht bestritten und man war<br />

sich einig, dass Handlungsbedarf besteht.<br />

Aber über das Geld wollte man damals nicht<br />

reden. Da gebe ich nicht auf. Diese Investition<br />

müssen wir jetzt machen. Die Digitalisierung<br />

verändert alles. Und dafür müssen<br />

wir bereit sein. Arbeitslosigkeit wird uns<br />

teurer zu stehen kommen als diese Investitionen.<br />

8 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


ZU VERMIETEN<br />

(ganz oder teilweise)<br />

• Produktionsräume/Büroräume/<br />

Lagerräume<br />

• Totale Nutzfläche 5000 m 2<br />

• 2 Anpass-Rampen<br />

• 43 Parkplätze<br />

• Autobahnanschluss A1 Niederbipp<br />

• Nahe Bahnhof Bannwil<br />

Niederbipp<br />

A1<br />

Kanton Bern<br />

5 Minuten<br />

mit dem Auto<br />

von der A1<br />

entfernt.<br />

Bannwil<br />

Kanton Solothurn<br />

Aare<br />

MB Immobilien AG<br />

Bahnhofstrasse 1 I 4914 Roggwil<br />

www.mb-immo.ch<br />

Tel. 079 431 56 42


JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />

Um ihn werden sich einst<br />

keine Mythen ranken wie<br />

um Rudolf Minger und General<br />

Guisan. Er ist weniger<br />

charismatisch als<br />

Adolf Ogi, nicht so populär<br />

wie Willi Ritschard, nicht<br />

so machtbesessen wie<br />

Kurt Furgler und mit<br />

grosser Wahrscheinlichkeit<br />

wird man für ihn<br />

nicht einen Marsch komponieren<br />

wie für Rudolf<br />

Gnägi. Johann Schneider-<br />

Ammann gemahnt nicht<br />

an einen Politiker und<br />

schon gar nicht an den typischen<br />

Politiker, den die<br />

«Mediokratien» des 21.<br />

Jahrhunderts hervorbringen.<br />

Sein Wesen und Wirken<br />

ist nicht auf mediale<br />

Wirkung, auf Aussenwahrnehmung<br />

ausgerichtet, wie<br />

bei den typischen modernen<br />

Politikern. Sein geht<br />

bei ihm vor Schein. Sein<br />

«Medien-Ego» ist klein.<br />

Johann Schneider-Ammann<br />

personifiziert den<br />

Unternehmer, der im direkten<br />

Gespräch durch Argumente<br />

überzeugt, den<br />

lösungsorientierten Pragmatiker.<br />

Er verrät feinen<br />

Sinn für Ironie und britischen<br />

Humor, und gerne<br />

wird seine Durchsetzungskraft<br />

unterschätzt. Sein<br />

Charisma wirkt im kleinen<br />

Kreis, nicht draussen auf<br />

der Galerie. Er braucht<br />

keinen medialen Lärm<br />

nach dem Motto: «Ich<br />

Bundesrat Johann<br />

Schneider-Ammann<br />

kennt den Oberaargau<br />

sehr gut.<br />

ZUSATZINFOS<br />

Kein Bundesrat wie jeder andere<br />

werde in den Medien gut<br />

dargestellt, also bin ich.»<br />

Wer es gern salopp formuliert<br />

mag: In ihm steckt<br />

mehr Inspektor Columbo<br />

als Georg Clooney. So gesehen<br />

ist Johann Schneider-Ammann<br />

ein untypischer,<br />

ein altmodischer<br />

und deshalb ein – guter,<br />

ein aussergewöhnlicher<br />

Politiker. Im Urteil der Geschichte<br />

wird er einst sehr<br />

viel besser dastehen, als<br />

im Urteil der medialen<br />

Zeitgenossen. Im Rückblick<br />

wird er als einer der<br />

grossen Bundesräte gewürdigt<br />

werden – und natürlich<br />

auch als einer der<br />

grössten Oberaargauer aller<br />

Zeiten.<br />

Zur Technologie gehört auch das Handy.<br />

Wie müssen wir uns das vorstellen: Klingelt<br />

ab und zu während einer Bundesratssitzung<br />

das Handy?<br />

Nein, das tut es nicht. Denn das Handy ist<br />

nicht nur ein Schreibgerät, es dient nicht nur<br />

dazu, Mails und Informationen abzurufen.<br />

Es ist auch ein Impulsgeber, der Standort ist<br />

jederzeit erkennbar und es ist sogar möglich,<br />

dass über das Handy jemand mithören kann,<br />

was im Raum gesprochen wird. Deshalb werden<br />

unsere Handys vor jeder Sitzung in einen<br />

Tresor eingeschlossen. Nach der Sitzung<br />

erhalten wir sie wieder zurück. Zu keinem<br />

Zeitpunkt ist im Bundesratszimmer ein Handy<br />

erlaubt.<br />

Wie müssen wir uns eine Bundesratssitzung<br />

vorstellen? Geht es da laut zu und<br />

her und wird auch mal mit der Faust aufs<br />

Pult gehauen?<br />

Nein. Es läuft sehr formell. Im normalen Leben<br />

sind wir alle per Du. Aber während den<br />

Sitzungen siezen wir uns.<br />

Ist das tatsächlich so?<br />

Ja, das ist so. Erst nach der Sitzung gehen<br />

wir wieder zum vertrauten Du über.<br />

Als Bundesrat sitzen Sie jetzt sozusagen<br />

auf der anderen Seite als zuvor als Nationalrat.<br />

Inwieweit verändert sich die Sichtweise,<br />

wenn man von der Legislative in<br />

die Exekutive wechselt?<br />

Natürlich sitzt man nicht mehr an der gleichen<br />

Seite des Tisches. Als Unternehmer, als<br />

Mitglied von Swissmem und als Nationalrat<br />

sass ich jeweils auf den Stühlen, auf denen<br />

Sie jetzt sitzen. Auf dem Stuhl, auf dem ich<br />

jetzt sitze, sass damals Frau Leuthard. Als<br />

Departementschefin musste sie sich jeweils<br />

anhören, was sie alles machen müsste und<br />

nicht macht. Seit ich dann selbst in den Bundesrat<br />

wechselte und das WBF übernahm,<br />

höre ich mir jeweils an, wie mir meine alten<br />

Kollegen die Leviten lesen und mir vorhalten,<br />

was ich alles nicht tue. Ich bin also in<br />

einer völlig anderen Rolle als vorher. Oder<br />

mit anderen Worten: Es war ein grosser<br />

Wechsel vom Parlamentarier zum Bundesrat,<br />

an den ich mich gewöhnen musste.<br />

Wo liegt denn dieser Unterschied?<br />

Als Bundesrat führen wir strategisch und<br />

tragen damit Verantwortung. Als Parlamentarier<br />

ist man das Bindeglied zwischen der<br />

Regierung und dem Bürger. Als Nationalrat<br />

war ich einer von 200. Man setzt sich für<br />

seine Interessen resp. für jene der Wählerinnen<br />

und Wähler und der Partei ein. Als Bundesrat<br />

trägt man mit sechs anderen Regierungsmitgliedern<br />

die Verantwortung.<br />

Können Sie als Bundesrat noch Parteipolitik<br />

machen?<br />

Nein, als Bundesrat mache ich keine Parteipolitik.<br />

Aber klar ist, dass ich ein FDP-Politiker<br />

bin und bleibe. Ich war in diesem Monat<br />

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JOHANN SCHNEIDER-AMMANN<br />

«Mich interessiert primär die Sache. Das<br />

hat sich nicht verändert, seit ich Bundesrat<br />

bin. Ich bin immer noch befreundet<br />

mit jenen, mit denen ich es bereits im Parlament<br />

war.»<br />

an zwei Veranstaltungen meiner Partei. Der<br />

Bezug zur eigenen Partei bleibt stets wesentlich<br />

intensiver als zu den anderen Parteien.<br />

Wie hat sich die Sicht Ihrer politischen<br />

Mitstreiter verändert, als Sie vom Nationalrat<br />

in den Bundesrat wechselten? Sind<br />

Sie für sie derselbe geblieben?<br />

Das müssen Sie nicht mich fragen. Das kann<br />

ich nicht beantworten.<br />

Aber wie haben Sie es empfunden?<br />

Mich interessiert primär die Sache. Das hat<br />

sich nicht verändert, seit ich Bundesrat bin.<br />

Ich bin auch immer noch befreundet mit jenen,<br />

mit denen ich es bereits im Parlament<br />

war. Man ist Mensch und bleibt Mensch.<br />

Aber es gibt Menschen, denen steht man<br />

näher als anderen.<br />

Also beraten Sie sich immer noch mit den<br />

alten Kameraden?<br />

Ja, es sind Kollegen geblieben. In meiner<br />

Zeit als Nationalrat bin ich des Öfteren mit<br />

Christoph Blocher, Hansruedi Wandfluh,<br />

Peter Spuhler und Gerold Bührer einen Kaffee<br />

oder ein Bier trinken gegangen. Wir<br />

haben gemeinsam für gute Rahmenbedingungen<br />

gekämpft. Ich habe uns immer als<br />

verantwortungsbewusste Unternehmer gesehen.<br />

Aber jetzt sitzen Sie auf der anderen Seite<br />

des Tisches.<br />

Damit habe ich kein Problem. Meine Rolle<br />

hat sich zwar verändert, aber die Werte sind<br />

dieselben geblieben. Und die Kollegen auch.<br />

Wir leben heute in einer medialisierten<br />

Welt. Wir haben den Eindruck, dass es<br />

Ihnen gelungen ist, sich den Medien recht<br />

erfolgreich zu entziehen. Oder um es anders<br />

auszudrücken: Sie machen nicht den<br />

Clown, nur um bei den Medien gut dazustehen.<br />

Das stimmt. Doch ich musste einen hohen<br />

Preis dafür bezahlen. Bereits zu Beginn meiner<br />

Amtszeit als Bundesrat signalisierte ich<br />

den Journalisten, dass es bei mir keine Indiskretionen<br />

gibt. Und das ist auch so geblieben<br />

– zum Bedauern einiger Medienschaffenden.<br />

Es gab und gibt Journalisten, die das nicht<br />

goutiert haben. Aber damit kann ich leben.<br />

Müssen wir aus diesen Ausführungen den<br />

Schluss ziehen, dass es nicht alle Ihre Kolleginnen<br />

und Kollegen im Bundesrat so<br />

halten?<br />

Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur von<br />

mir gesprochen.<br />

War es eigentlich Ihr Karriereziel, einmal<br />

Bundesrat zu werden?<br />

Nein. 1995 hatte ich erstmals für den Nationalrat<br />

kandidiert und war froh, dass ich ganz<br />

knapp nicht gewählt wurde. Es wäre schwierig<br />

geworden, Beruf und Politik unter einen<br />

Hut zu bringen. 1999 ging ich das Risiko einer<br />

Kandidatur noch einmal ein und wurde in den<br />

Nationalrat gewählt. Als es um die Nachfolge<br />

von Bundesrat Hans-Rudolf Merz ging, erhielt<br />

ich ein paar Anrufe von Fulvio Pelli (damaliger<br />

Parteipräsident der FDP / die Red.) Er überzeugte<br />

mich von einer Kandidatur. Er war der<br />

Meinung, dass ich in diesem Amt etwas zum<br />

Wohle unserer Wirtschaft beitragen und auch<br />

unsere Partei weiterbringen könne. Letztlich<br />

haben mich aber vor allem meine Kinder dazu<br />

motiviert, diese Herausforderung anzunehmen.<br />

Sie willigten ein, meine beruflichen<br />

Verpflichtungen zu übernehmen. Und das ist<br />

nicht selbstverständlich.<br />

Schlafen Sie eigentlich als Bundesrat besser<br />

als vorher als Unternehmer?<br />

Ich hatte noch nie einen guten Schlaf. Wenn<br />

es ein Problem gibt, finde ich keinen Schlaf,<br />

bis ich die Lösung gefunden habe. Das war<br />

als Unternehmer so und ist auch als Bundesrat<br />

nicht anders. Aber im eigenen Bett schlafe<br />

ich besser, deshalb übernachte ich, wenn<br />

immer möglich, daheim in Langenthal.<br />

Wenn immer<br />

möglich, übernachtet<br />

Johann Schneider-<br />

Ammann daheim in<br />

Langenthal.<br />

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WISSEN<br />

Der Esel,<br />

der wahre König der Tiere<br />

Wer seinen Mitmenschen beleidigen will, nennt ihn<br />

einen Esel. Das ist ganz und gar unsinnig. Ein Plädoyer<br />

gegen Vorurteile und für den Esel, das wichtigste Tier<br />

in der Kultur des christlichen Abendlandes.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG<br />

Eigensinn und störrisches Wesen – beides<br />

Charakterzüge des Esels – haben<br />

in den letzten 50 Jahren zwar eine<br />

gehörige Aufwertung erfahren. Spätestens<br />

seit 1968 ist der eigensinnige, störrische<br />

Querdenker salonfähig geworden. Aber<br />

das Image des Esels hat sich trotzdem nicht<br />

gebessert. Er gilt nach wie vor als dumm. Ein<br />

Esel bleibt ein Esel.<br />

Jahrhundertelang waren die Narrenkappen<br />

mit Eselsohren ausstaffiert. Langohrigkeit<br />

gilt als Makel. Das gute Gehör der Langohrigen<br />

wird als Zeichen der Feigheit und<br />

Furchtsamkeit gesehen. Mutige Angreifer,<br />

stellt man sich anders vor – nicht mit langen<br />

Ohren. Und des Esels Neigung zum Stehenbleiben,<br />

kombiniert mit fehlender Angriffslust<br />

wird ebenfalls negativ ausgelegt. Dabei<br />

muss noch lange nicht einem Angreifer zum<br />

Opfer fallen, wer stur stehen bleibt und nicht<br />

durchbrennt wie ein Pferd. Frühe zoologische<br />

Schriften berichten immer wieder von<br />

Eseln, die Wölfe und Bären mit Huftritten<br />

und Bissen in die Flucht geschlagen haben.<br />

Aber auch das hilft nichts. Esel bleibt Esel.<br />

Das ist umso erstaunlicher, weil wir mit<br />

gutem Recht behaupten dürfen, der Esel sei<br />

das wichtigste Tier der abendländisch-christlichen<br />

Kultur. Viel wichtiger als Löwe oder<br />

Pferd, Adler oder Taube. Der Esel spielt nämlich<br />

in der Bibel im Alten und Neuen Testament<br />

eine zentrale, eine faszinierende Rolle.<br />

Ein König auf einem Esel ist vor 2000<br />

Jahren für die Menschen so wenig denkbar<br />

ZUSATZINFO<br />

Sprache der Ohren<br />

Esel haben nach der Geburt abgeknickte<br />

Ohren, deshalb nennt man geknickte<br />

Buchseiten auch Eselsohren. Seine Ohren<br />

zeigen seine Stimmung an. Hängende<br />

Ohren bedeuten Entspannung. Aufrechte<br />

Ohren signalisieren Wachsamkeit<br />

und Neugierde. Zur Seite gelegte<br />

Ohren zeigen Angst und Gefahr. Angelegte<br />

Ohren bedeuten Kampfbereitschaft,<br />

Drohung und Unzufriedenheit.<br />

wie heute ein Bonze auf dem Velo statt im<br />

Benz. Könige sind in diesen Zeiten mächtige<br />

Krieger hoch zu Ross. Jesus aber zieht auf<br />

einem Esel in Jerusalem ein. Nicht auf einem<br />

Pferd. Es ist am Palmsonntag der spektakulärste,<br />

vielleicht sogar der folgenschwerste<br />

Ritt der letzten zwei Jahrtausende. Was an<br />

der Verbindung von Reiter und Reittier liegt.<br />

Ein Friedensfürst, der auf einem friedlichen<br />

Tier reitet. Der gerechte, hilfreiche und demütige<br />

König – so beschreibt ihn der Prophet<br />

Zacharias im Alten Testament – braucht eben<br />

kein schnaubendes Streitross wie die anderen,<br />

die kriegstreibenden Herrscher und<br />

Feldherren seiner Zeit. Jesus wählt einen<br />

Esel und damit deutlich sichtbar ein Nicht-<br />

Streitross. Er ist kein Eroberer, zumindest<br />

keiner, der auf übliches Kriegsgerät zurückgreifen<br />

muss. Es ist der grösstmögliche Gegensatz<br />

zum grössten Feldherren, zu Alexander<br />

dem Grossen auf dem Streitross.<br />

Die Bibel und die christliche Tradition<br />

sind ohne Krafttiere wie Löwe, Bär, Adler,<br />

Stier oder Pferd denkbar – aber nicht ohne<br />

Esel. Die weihnächtliche Krippe ist nur mit<br />

dem Esel vollständig. Bei Lukas und Matthäus<br />

lesen wir:<br />

«Am dritten Tag nach der Geburt des<br />

Herrn verliess Maria die Höhle und ging in<br />

einen Stall. Sie legte den Knaben in eine<br />

Krippe und ein Ochse und ein Esel beteten<br />

ihn an. Da ging in Erfüllung, was durch den<br />

Propheten Jesaja gesagt ist: Es kennt der<br />

Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe<br />

seines Herrn.»<br />

Es ist dies eine Anspielung auf eine Textstelle<br />

aus dem Buch Jesaja, die moniert, dass<br />

das Volk Israel seinen Gott vergessen habe.<br />

Sie lautet:<br />

«Der Ochse kennt seinen Besitzer und<br />

der Esel die Krippe eines Herrn, Israel aber<br />

hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine<br />

Einsicht»<br />

Fotos: shutterstock.com/Rachele Totaro IT/Budimir Jevtic<br />

14 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


Esel haben eine<br />

besondere Stellung<br />

in der christlichen<br />

Kultur.<br />

Die frühen Kirchenväter haben diese Worte<br />

aus dem Buch Jesaja verbunden mit der Frage,<br />

ob Jesus von den Menschen erkannt wird<br />

oder nicht. Die scheinbar dummen Tiere<br />

Ochse und Esel haben Jesus erkannt und<br />

sind klüger als die Menschen, die trotz ihrer<br />

Vernunft dafür blind sind. Erst ab dem 5.<br />

Jahrhundert – nach dem Konzil von Ephesos<br />

– erscheint in den Darstellungen Maria an<br />

der Krippe. Ochse und Esel treten in den<br />

Hintergrund. Maria und das Kind werden<br />

zum Mittelpunkt des Weihnachtsbildes.<br />

Die Flucht von Maria und Josef nach<br />

Ägypten, die auch zur Weihnachtsgeschichte<br />

gehört, liess sich nur mit einem Esel bewerkstelligen.<br />

Und in den zehn Geboten wird<br />

der Esel ausdrücklich als Eigentum erwähnt,<br />

das es nicht vom Nächsten zu begehren gilt.<br />

In der Version im 2. Buch Mose heisst es:<br />

«Du sollst nicht nach dem Haus deines<br />

Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der<br />

Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem<br />

Sklaven oder seiner Sklavin, seinem<br />

Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas,<br />

das deinem Nächsten gehört.»<br />

ESELSMESSEN IM MITTELALTER<br />

Bis ins hohe Mittelalter wurden Eselsmessen<br />

gefeiert, bei denen der Priester auf einem<br />

Esel in die Kirche einzog und im Wechsel mit<br />

der Gemeinde «I-Ah» rief. Es wurde eine<br />

Hymne auf Esel gesungen. «Orientis partibus/adventavit<br />

asinus/pulcher et fortissimus».<br />

Der Esel also als «schön und äusserst<br />

stark» («pulcher et fortissimus») verehrt.<br />

Die Rolle des Esels im Alten Testament ist<br />

erstaunlich. Dort hat der Esel mehrere Auftritte,<br />

oft in Verbindung mit Angaben zu<br />

grossem Wohlstand: «Er besass siebentausend<br />

Stück Kleinvieh, dreitausend Kamele,<br />

fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert<br />

Esel, dazu zahlreiches Gesinde», lesen wir<br />

über den frommen Hiob. Der Esel war ein<br />

wertvolles Tier, ein Zeichen des Reichtums.<br />

Die bekannteste Eselstelle des Alten<br />

Testamentes ist die Geschichte des Sehers<br />

Bileam und seiner sprechenden Eselin im<br />

4. Buch Mose, das uns über den Weg des<br />

Volkes Isreal von Ägypten durch die Wüste<br />

ins gelobte Land berichtet. Bileam wird von<br />

Balak, dem König der Moabiter, aufgefordert,<br />

das heranziehende Volk der Isrealiten<br />

zu verfluchen. Nach anfänglichem Zögern<br />

macht sich Bileam auf den Weg. Aber Gott,<br />

zornig geworden, schickt ihm einen feindlichen<br />

Engel mit Schwert entgegen – den allerdings<br />

nur der Esel sehen kann. Zweimal<br />

s’Positive 1/ 2<strong>01</strong>8 15


WISSEN<br />

weicht das kluge Tier dem Engel<br />

aus, zweimal schlägt Bileam seinen<br />

Esel. Beim dritten Mal «öffnet der<br />

Herr dem Esel den Mund und der<br />

Esel sagt zu Bileam: Was habe ich<br />

dir getan, dass du mich jetzt schon<br />

zum dritten Mal schlägst?». Und<br />

«bin ich nicht dein Esel, auf dem<br />

du seit eh und je bis heute geritten<br />

bist? War es etwa je meine Gewohnheit,<br />

mich gegen dich zu benehmen?»<br />

Jetzt erst werden auch Bileam die<br />

Augen geöffnet. Er erkennt den Engel des<br />

Herrn, bereut seine Sünden, zu denen die<br />

ungerechte Behandlung seines Esels gehört,<br />

errichtet sieben Altäre, vertraut auf Gott,<br />

und der Fluch wendet sich zum Segen für<br />

das Volk Israel.<br />

FREIZEIT FÜR DEN ESEL<br />

Die Zeit des alten Testaments war eine gute<br />

Zeit für die Esel. Sie hatten in der jüdischen<br />

Welt zwei Privilegien. Erstens: Als Einhufer<br />

galten sie als unrein. Deshalb durften sie<br />

weder gegessen noch geopfert werden und<br />

das war gegenüber dem Schaf (Lamm, Widder),<br />

einem anderen wichtigen Tier der Bibel,<br />

ein lebensverlängernder Vorteil. Zweitens<br />

gewährte die Sabbat-Gesetzgebung<br />

nicht nur den Menschen, sondern auch den<br />

Eseln eine Zeit des Ausruhens: Die Esel hatten<br />

am Sabbat auch frei.<br />

Dieser König wählt ein Lasttier, das<br />

nicht nur für seine Tragestärke<br />

berühmt ist, sondern zu dessen<br />

Wesenszügen auch Demut, Duldsamkeit<br />

und Zähigkeit zählen.<br />

Die vielleicht schönste Esels-Passage lesen<br />

wir im Alten Testament beim Propheten Zacharias.<br />

«Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter<br />

Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu<br />

dir. Er ist gerecht und hilft, er ist demütig<br />

und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen,<br />

dem Jungen einer Eselin. Ich vernichte die<br />

Streitwagen aus Efraim und die Rosse aus<br />

Jerusalem».<br />

Dass der kommende König ein demütiger<br />

Eselreiter sein wird, ist die Verheissung des<br />

Alten Testamentes. Die Evangelien des neuen<br />

Testamentes beziehen sich auf diesen<br />

alttestamentarischen Propheten, wenn sie<br />

den Friedensfürsten auf einem Esel reiten<br />

lassen. Allen Evangelien gemeinsam ist, dass<br />

der Einzug in Jerusalem nicht nur die Weissagung<br />

des Alten Testamentes erfüllt, sondern<br />

einen neuen Herrschaftstypus beschreibt:<br />

Einen König, der eine Umkehrung<br />

aller Werte vollzieht, indem er<br />

Schwäche zur Stärke macht.<br />

TRÄGER DER DEMUTSIDEE<br />

Der biblische Esel wird im wörtlichen<br />

Sinn zum Träger einer<br />

Demuts idee. Auch Mitleid, Nächstenliebe,<br />

Milde, Sanftmut, Friedfertigkeit<br />

zählen seit der Bergpredigt<br />

zu den revolutionären Verhaltenslehren<br />

des neuen Königs und dieses<br />

«schwache», nichtkriegerische Verhalten<br />

steht in symbolischem Zusammenhang mit<br />

einem Tier, das für seine enorme Belastbarkeit<br />

bekannt ist. Dieser König wählt ein Lasttier,<br />

das nicht nur für seine Tragestärke berühmt<br />

ist, sondern zu dessen Wesenszügen<br />

auch Demut, Duldsamkeit und Zähigkeit<br />

zählen.<br />

Die Auszeichnung, die Ehre, den neuen<br />

Friedensfürsten nach Jerusalem hineingetragen<br />

zu haben, der die Welt für immer verändert<br />

hat, macht den Esel zum wahren König<br />

der Tiere, zum vielleicht wichtigsten Tier der<br />

Weltgeschichte.<br />

Literatur:<br />

• Esel – ein Portrait von Jutta Person<br />

• Krafttiere von Jeanne Ruland<br />

• Haustiere von Josef H. Reichholf<br />

• Die Bibel<br />

ZUSATZINFOS<br />

Esel können bis zu 50 Jahre alt werden<br />

Esel zählen zu den ältesten<br />

Haustieren des Menschen. Sie<br />

leben in Europa, Afrika, Amerika,<br />

im Nahen Osten und im<br />

asiatischen Raum. Mit ihrem<br />

Schrei rufen sie ihre Artgenossen,<br />

mit denen sie, wenn in<br />

Freiheit, in kleinen losen Verbänden<br />

zusammenleben.<br />

Manchmal wandern sie aber<br />

auch alleine umher. Esel sind<br />

tag- und nachtaktiv, schlafen<br />

nur drei Stunden. Sie haben<br />

steil aufgestellte lange Ohren,<br />

mit denen sie Gefahren früh<br />

wahrnehmen. Dann fliehen sie<br />

nicht kopflos, sondern überprüfen<br />

die Lage, schlagen ihre<br />

ureigenen Wege ein oder bleiben<br />

stehen. Während Pferde<br />

die Flucht ergreifen, verteidigen<br />

sich Esel mutig mit Vorderhufen<br />

und Bissen.<br />

Esel können sehr schnell, bis<br />

zu 70 km/h, laufen. Sie sind,<br />

wenn in Freiheit, nicht leicht<br />

zu erjagen, oder wenn entlaufen,<br />

schwer wieder einzufangen.<br />

Mit ihren schmalen Hufen<br />

sind sie zudem selbst in unwegsamem<br />

Gelände sehr trittsicher:<br />

Die Hufe des Esels sind<br />

steinigem, unebenem Untergrund<br />

angepasst.<br />

Esel haben einen ausgezeichneten<br />

Geruchsinn. Nahrung und<br />

Wasser vermögen sie leicht<br />

aufzuspüren, Auf langen Wanderungen<br />

durch Trockengebiete<br />

mit kärglicher Nahrung können<br />

sie bis zu drei Tage ohne<br />

Wasser auskommen. Sie ernähren<br />

sich von Heu, Stroh und<br />

Haferstroh, Holz und Blättern.<br />

Esel sind gerade im Gebirge trittsicherer als Pferde.<br />

Esel sind universell eingesetzte<br />

Arbeitstiere. Sie treiben Brunnen<br />

und Mühlen an, um die sie<br />

stundenlang herumtrotten,<br />

werden zum Pflügen eingesetzt<br />

sowie als Reit- und Lasttier vor<br />

allem in unzugänglichen Gebieten.<br />

Esel sind einerseits sehr<br />

sensibel und vorsichtig, andererseits<br />

haben sie ihren ganz<br />

eigenen, sturen Kopf, den sie<br />

immer wieder durchzusetzen<br />

versuchen. Auf liebevollen Umgang<br />

reagieren Esel mit besseren<br />

Leistungen, Willigkeit und<br />

treuer Freundschaft.<br />

Esel können bis zu 50 Jahre<br />

alt werden, sind also viel langlebiger<br />

als Pferde, die eine<br />

durchschnittliche Lebenserwartung<br />

von 18 bis 20 Jahren<br />

haben. Die Trächtigkeit dauert<br />

bis zu 370 Tagen, 30 Tage länger<br />

als bei einem Pferd. Eselsmilch<br />

gilt als «Vater der Medizin»<br />

und kann bei unterschiedlichen<br />

Leiden angewendet<br />

werden.<br />

Foto: shutterstock.com/JoePhotos<br />

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Der Grund, weshalb Sie ein gewisses Ziel verfolgen, trägt massgeblich<br />

zum Erfolg bei. Menschen, die wirklich für eine Sache brennen<br />

und aus Leidenschaft ein Ziel erreichen wollen, kommen viel eher<br />

zum Erfolg als Menschen, die damit nur andern etwas beweisen<br />

wollen. Psychologen unterscheiden in diesem Zusammenhang zwischen<br />

intrinsischer (innerer) und extrinsischer (äusserer) Motivation.<br />

Sozialwissenschaftler der Universität Yale hatten für eine Studie<br />

mehr als 10 000 Kadetten der West-Point-Akademie befragt, weshalb<br />

sie sich dazu entschlossen hatten, die extrem harte und anspruchsvolle<br />

Ausbildung an der US-Militärakademie zu absolvieren. Danach<br />

beobachteten sie über 14 Jahre, wie weit es die Offiziersanwärter<br />

brachten. Das Ergebnis war eindeutig: Je mehr Herzblut für die Sache<br />

(intristisch) der Motivator war, desto besser die Karrierechancen<br />

der Anwärter. Je banaler die Motivationsgründe (Geld, Ansehen =<br />

extrinsisch), desto hinderlicher war dies für die Karriere.<br />

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AUSGABE 1 JANUAR 2<strong>01</strong>8<br />

Unser Bundesrat<br />

Der Oberaargauer über die Arbeit als Bundesrat,<br />

seinen Werdegang und seinen Wohnort Langenthal.<br />

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Als im Oberaargau Seine beeindruckende<br />

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werden sollten. Eishockey.<br />

2<br />

MIT JOURNALISTISCHEM WERT<br />

Was ist eine Postille?<br />

In der heutigen Umgangssprache bezeichnet<br />

das Wort «Postille» eine nur wenige Seiten<br />

umfassende Zeitung oder Zeitschrift. Der<br />

Begriff wird meist abschätzig für Presseerzeugnisse<br />

von geringem journalistischem<br />

Wert gebraucht. Aber wie so oft ist das nur<br />

die halbe Wahrheit. Mit «Postille» oder<br />

«Hauspostille» wurde ursprünglich bereits<br />

im 17. Jahrhundert eine Sammlung von Predigten<br />

oder ein Predigtbuch zur häuslichen<br />

Erbauung bezeichnet. Eine Postille war auch<br />

als Hilfe für die Pfarrer zur Vorbereitung eigener<br />

Predigten gedacht. Im Wortsinne waren<br />

Postillen also Erklärungen der Texte der<br />

Bibel gemäss dem lateinischen post illa verba<br />

(Deutsch: «nach jenen Worten»). Erst im<br />

Laufe des 20. Jahrhunderts hat der Begriff<br />

schliesslich – ironisiert – Eingang in die Umgangssprache<br />

gefunden. «s’Positive» sieht<br />

sich nun nicht gerade als Predigtbuch, und<br />

wir bilden uns natürlich auch nicht ein, den<br />

Pfarrern die Vorlage für ihre Predigten zu<br />

liefern. Aber wir sehen uns schon eher näher<br />

der bis ins 17. Jahrhundert zurückgehenden<br />

ursprünglichen, statt der modernen, etwas<br />

abschätzigen Bedeutung des Wortes.<br />

JEDER MENSCH HAT SIE<br />

Was sind Menschenrechte?<br />

Fotos: shutterstock.com/Bright097/cgstock<br />

Das Menschenrecht gehört zu jenen Rechten,<br />

die jedem Menschen überall auf der Welt<br />

zustehen, einfach weil er Mensch ist. Anspruch<br />

auf sie hat jeder, ohne Unterschied<br />

nach Ethnie, Religion, Hautfarbe, Geschlecht,<br />

Sprache, nationaler oder sozialer<br />

Herkunft, politischer oder sonstiger Überzeugung,<br />

Vermögen, Geburt oder sonstigem<br />

Stand. Am 10. Dezember 1948 verabschiedete<br />

die Generalversammlung der Vereinten<br />

Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte,<br />

bezeichnete sie als das von allen<br />

Völkern und Nationen zu erreichende<br />

Ideal und legte in 30 Artikeln erstmals für<br />

die ganze Welt fest, was unter Menschenrechten<br />

zu verstehen ist. In Artikel 1 heisst<br />

es: «Alle Menschen sind frei und gleich an<br />

Würde und Rechten geboren ... und sollen<br />

3<br />

einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.»<br />

Inzwischen wurde der Katalog ausdrücklich<br />

erweitert auf Behinderte, Minderheiten<br />

und Wanderarbeiter. Doch die Umsetzung<br />

bleibt ein Problem. In Dutzenden<br />

Ländern werden sie missachtet. Der UNO<br />

stehen keine Sanktionsmittel zur Verfügung,<br />

sondern lediglich Empfehlungen.<br />

Die Wurzeln der Menschenrechte gehen<br />

bis in die Antike zurück. Kyros der Grosse,<br />

der erste König von Altpersien, eroberte 539<br />

v. Chr. die Stadt Babylon, befreite die Sklaven,<br />

stellte Rassengleichheit her und gewährte<br />

das Recht auf Wahl der eigenen Religion.<br />

Erstmals gesetzlich verankert wurden<br />

Menschenrechte im 17. Jahrhundert in England.<br />

Die Protestanten entdeckten die Freiheitsrechte<br />

des Individuums und vertraten<br />

die These, dass alle Menschen vor Gott gleich<br />

seien. Die «Petition of Right» (1628), die<br />

«Habeas-Corpus-Akte» (1679) und die «Bill<br />

of Rights» (1689) sollten den Einzelnen vor<br />

Willkür schützen.<br />

s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 19


Ernst Glanzmann<br />

von Oschwand<br />

glaubte, waffenfähiges<br />

Uran<br />

gefunden zu haben.<br />

Foto: Xxxxxxxxxx<br />

20 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


GESCHICHTE<br />

Von der Hühner-Rupfmaschine zur<br />

ATOMBOMBE<br />

Eine Atomexplosion im Mutzgraben? In den späten<br />

1950er-Jahren ist in Bundesbern ganz offiziell das Gesuch<br />

für eine Atomexplosion im Oberaargau eingereicht und<br />

bewilligt worden. Kein Scherz. Ein Tatsachenbericht.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG<br />

Foto: ZVG<br />

Um diese seltsame Geschichte zu verstehen, müssen<br />

wir kurz am Rad der Zeit drehen. Um die<br />

Mitte der 1950er-Jahre ist die atomare Aufrüstung<br />

in den USA und in der Sowjetunion in<br />

vollem Gange. Zehn Jahre sind seit Hiroshima vergangen.<br />

In der Südsee und in Sibirien explodieren immer grössere<br />

Atombomben. Der Bundesrat und der Generalstab<br />

unserer Armee denken ernsthaft über eine schweizerische<br />

Atombewaffnung nach. Das Stimmvolk lehnt nacheinander<br />

1962 und 1963 zwei Volksinitiativen deutlich ab, die<br />

ein Verbot von Atomwaffen verlangen. Als Atomwaffenträger<br />

ist der französische Kampfjet «Mirage» vorgesehen<br />

– mit ein Grund, warum die Beschaffung der Mirage viel<br />

zu teuer wird und in der «Mirage-Affäre» endet. Sie kostet<br />

Bundesrat Paul Chaudet das Amt. Die Schweiz wird<br />

alle Pläne für und Gedanken an eine atomare Bewaffnung<br />

erst 1988 definitiv und für alle Zeiten beenden.<br />

Für eine Atombewaffnung braucht es eigene Uranvorkommen.<br />

Eifrig wird in der Schweiz gesucht. Es<br />

kommt zur Gründung einer Uran AG. Nachdem der Bundesrat<br />

bereits früher den Posten eines Delegierten für<br />

Atomenergie geschaffen hatte, beschliesst er 1958 die<br />

Gründung einer Sektion für Strahlenschutz beim eidgenössischen<br />

Gesundheitsamt (dem heutigen Bundesamt<br />

für Gesundheitswesen).<br />

ATOMBOMBENPROJEKT IM OBERAARGAU<br />

Das ist also die Zeit, in der auch im Oberaargau an einer<br />

Atombombe gearbeitet bzw. gebastelt wird. Der Biologie-<br />

Lehrer Gerhart Wagner am Gymnasium Bern-Kirchenfeld<br />

beschäftigt sich intensiv mit den biologischen Problemen<br />

des Atomzeitalters. Auf den 1. Oktober 1958 wird er zum<br />

ersten Chef der aufzubauenden Sektion für Strahlenschutz<br />

ernannt. Er erzählt die erstaunliche Geschichte<br />

der Oberaargauer Atombombe in seinen Aufzeichnungen<br />

für das «Jahrbuch des Oberaargaus», die hier leicht gekürzt<br />

wiedergegeben werden.<br />

«Ich war erst wenige Wochen in meinem neuen Amt,<br />

als ich eines Tages Besuch von einem mir unbekannten<br />

Mann erhielt: Ernst Glanzmann von Oschwand. Er möchte<br />

mich fragen, sagte er mit hintergründiger Miene, ob<br />

er auf einem eigenen Grundstück eine Atombomben-<br />

Versuchsexplosion durchführen dürfe.<br />

Höchst erstaunt fragte ich ihn nach den näheren Umständen<br />

dieses Unterfangens. Da erzählte er mir, dass er<br />

mittels eines Geigerzählers in seinem Grund und Boden<br />

Radioaktivität entdeckt hätte, es müsse Uran sein. Er sei<br />

daran, das Uran anzureichern und hätte bald genug, um<br />

eine Versuchsexplosion zu starten. Als Testplatz sehe er<br />

sein eigenes Land im Mutzgraben vor, dem einsamen<br />

Tälchen südlich von Riedtwil. Ob er das dürfe?<br />

Er wollte von mir wissen, wie es rechtlich mit seinem<br />

Plan der Zündung einer Versuchs-Atomexplosion stehe.<br />

Einen Konflikt mit den Behörden möchte er nicht heraufbeschwören,<br />

darum komme er rechtzeitig fragen.<br />

Ich setzte nun auch eine ernste Miene auf und legte<br />

ihm dar, dass ich zwar nicht recht an das Gelingen seines<br />

Vorhabens glaube, dass es aber bisher kein Gesetz gebe,<br />

das ihm dies grundsätzlich verbiete. Das Atomgesetz war<br />

damals erst im Entwurf vorhanden. Er könne also durchaus<br />

eine Atomexplosion im Mutzgraben ins Auge fassen<br />

«Er arbeite daran, das Uran an zu -<br />

reichern und hätte bald genug, um<br />

eine Versuchsexplosion zu starten.»<br />

– er solle mich dann immerhin vorher informieren. Mit<br />

andern Worten: Ich erteilte ihm, wenn auch nur mündlich<br />

und ohne jede gesetzliche Befugnis, in eigener Kompetenz<br />

die Erlaubnis, seine Atombombe zu zünden.<br />

In der Sache war ich sicher genug, um mir als frisch<br />

gebackener Bundesbeamter diesen Scherz leisten zu<br />

können. Zu gut wusste ich, welch ungeheuerlichen Aufwand<br />

es braucht, um aus noch so viel Uran eine Atombombe<br />

zu bauen – es war ausgeschlossen, dass Glanzmanns<br />

Vorhaben nur im Entferntesten realistisch war.<br />

s’Positive 1/ 2<strong>01</strong>8 21


GESCHICHTE<br />

«Früh schon hat sich Ernst Glanzmann<br />

als Rutengänger versucht und brachte<br />

es zu grosser Meisterschaft.»<br />

Was es aber mit diesem Sonderling auf sich hatte, davon<br />

wollte ich doch gerne mehr wissen. Ich besuchte ihn auf<br />

seinem Hof in Oschwand, nicht als Beamter, sondern als<br />

Privatmann ausserhalb meiner Arbeitszeit. Ich sah den<br />

selbst hergestellten Geigerzähler, der auf die natürliche<br />

Umweltradioaktivität reagierte, und der in einem nahen<br />

Stollen im Sandsteinfels auch wirklich eine etwas erhöhte<br />

Strahlung anzeigte. Das war leicht verständlich, weil<br />

der Sandstein, in dem sich natürlicherweise Spuren von<br />

Uran und Thorium befinden, im Stolleninnern von allen<br />

Seiten auf das Messinstrument einwirkte. Ich vernahm<br />

jetzt auch, wie er das vermeintliche Uran anreichern<br />

wollte: Nicht direkt aus dem Sandstein, sondern durch<br />

Verbrennung von Tannennadeln. Die Tannen, dachte er,<br />

seien ja auf dem uranhaltigen Grund gewachsen, und in<br />

der Asche ihrer Nadeln, so hatte er festgestellt, war die<br />

Radioaktivität erhöht. Das stimmt zwar, hat aber mit<br />

Uran nichts zu tun, sondern mit dem radioaktiven Isotop<br />

Kalium 40, das beim Verbrennen von Holz oder von Nadeln<br />

mit dem Gesamtkalium in der Asche bleibt. Das<br />

Thema war damit für mich abgehakt.»<br />

Es hat im Mutzgraben also nie eine Atomexplosion<br />

gegeben. Aber wer war der Mann, der eine Atombombe<br />

bauen wollte? Ernst Glanzmann (19<strong>01</strong>—1975) war in<br />

jeder Hinsicht ein Original. Er wohnte im Weiler Loch<br />

bei Oschwand, war Bauer und Naturforscher, Mechaniker<br />

und Konstrukteur. Landwirt von Haus aus, Naturforscher<br />

aus Leidenschaft. Er hatte kluge Einfälle, erstaunliches<br />

handwerkliches Geschick, und in stilleren Stunden<br />

betätigte er sich noch als Kunstmaler. In seinem Wesen<br />

war er verschlossen und offen, bedächtig und leutselig<br />

zugleich. Er war wagemutig und unbekümmert und zu<br />

aller Zeit von erstaunlicher Unternehmungslust.<br />

LIEBER TECHNIKER ALS LANDWIRT<br />

Seine Neigung zu wissenschaftlichem Forschen war auffallend.<br />

Im hintersten der drei Höfe des Weilers Loch, im<br />

Haus mit der schönen Südfassade, welche die Jahrzahl<br />

1834 trägt, wo eine breite Laube zum Verweilen einlädt<br />

und ein breitausladendes Dach dem Hof Schutz und Hablichkeit<br />

verleiht, da ist Ernst Glanzmann mit acht Geschwistern<br />

aufgewachsen. Ihm wurde später das Gut<br />

zugesprochen. Gerne wäre Ernst Glanzmann Mechaniker<br />

oder Techniker geworden. Doch sein Vater liess es nicht<br />

zu, dass der aufgeweckte Bube den Hof verliess und vom<br />

Bauernstand ausscherte. Nach Schulabschluss trat Ernst<br />

Glanzmann in die landwirtschaftliche Schule Langenthal<br />

über. In den zwanziger Jahren weilte er zu weiterer Ausbildung<br />

in Oberschlesien, war hier Gutsverwalter und<br />

hatte zudem Gelegenheit, in die Glas- und Grubenindustrie<br />

Einblick zu nehmen. Heimgekehrt, besuchte er erdkundliche<br />

Vorlesungen an der Universität Bern.<br />

Früh schon hat sich Ernst Glanzmann als Rutengänger<br />

versucht, anfänglich mit einer Haselrute und später mit<br />

einer Metallspirale und brachte es zu grosser Meister-<br />

Foto: Christian Bärtschi / blog.emmental.ch<br />

HINTERGRUND<br />

Der Einzige<br />

Der Mutzgraben ist der einzige Wassserfall im<br />

Oberaargau. Er liegt zwischen Oschwand, Rüedisbach<br />

und Riedtwil. Es ist im Unterlauf ein verträumtes,<br />

waldgesäumtes Wiesentälchen, eingeschnitten<br />

in die Molasse-Plateaus. Der Oberlauf ist<br />

in einem steilen Waldgraben, ohne Weg und kaum<br />

begehbar. Der eigentliche «Mutz», wie man ihn<br />

nennt, d. h. vom Wasserfall, der «Schiessi» an abwärts,<br />

ist ein wunderbares Wandergebiet. Wasserfall,<br />

natürlicher Bachlauf, Bachhöhle, Grabenmühle<br />

und alles von wohltuender Unberührtheit. Kein anderes<br />

Kleintal im Oberaargau kann einen derartigen<br />

Reichtum an Naturerscheinungen bieten. Überall<br />

zeigt sich die Wechsellagerung von harten<br />

(Sandstein) und weichen Schichten (Lehm) in Form<br />

von selektiver, auswählender Erosion.<br />

Die Attraktion des Mutzgrabens, der Wasserfall in<br />

der sogenannten «Schiessi», gilt mit seinen über<br />

14 Meter Fallhöhe als einziger Wasserfall des<br />

Oberaargaus. Über eine Sandsteinwand fällt vor allem<br />

im Frühjahr eine beachtliche Wassermenge in<br />

einen Kessel, der über einen Treppenweg umgangen<br />

wird. Es wäre wahrlich ein Jammer gewesen,<br />

wäre hier eine Atombombe gezündet worden.<br />

22 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


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GESCHICHTE<br />

schaft. Er hat nicht nur den alten Brunnenschacht hangwärts<br />

seines Hofes gefunden, von dem seit Generationen<br />

niemand mehr Kenntnis hatte, sondern vielen Höfen der<br />

Region zu Wasser verholfen. Man rief ihn mit seiner<br />

Wünschelrute nun überall hin, ins Solothurnische hinab,<br />

hinauf ins Oberland und bis hinaus in den Thurgau, und<br />

immer hatte er Erfolg.<br />

ERFOLGREICHER MASCHINENBAUER<br />

In den dreissiger Jahren ging er an die Konstruktion einer<br />

Kartoffel-Sortiermaschine, um Speisekartoffeln von<br />

den Säuern leichter und ohne grossen Zeitaufwand auszuscheiden.<br />

Er hat diese Apparatur oben auf der Reiti<br />

installiert und sie mit Motorkraft angetrieben. Sie soll<br />

zur vollen Zufriedenheit funktioniert haben.<br />

Bald kam ein neues Unterfangen. Er plante und pröbelte,<br />

machte Versuche und brachte schliesslich eine<br />

Hühner-Rupfmaschine heraus. Ebenso geschickt als Mechaniker<br />

wie als Bauer, ging Ernst Glanzmann an den Bau<br />

des ersten Motormähers. Der Motormäher funktionierte<br />

gut, und Glanzmann mähte damit, lange bevor die Industrie<br />

solche Mäher auf den Markt brachte.<br />

In der Zeit des zweiten Weltkrieges machte er sich an<br />

den Bau von Auto-Traktoren. Dafür änderte er ausgediente<br />

Autos ab. Diese Glanzmannschen Gefährte waren die<br />

ersten Traktoren der ganzen Gegend. Angespornt durch<br />

diese Konstruktionserfolge, machte sich der Loch-Ingenieur<br />

an den Bau eines eigenen Automobils. Und auch diese<br />

Idee wurde in die Realität umgesetzt. Abermals aus<br />

alten Bestandteilen entstand das Automobil Glanzmann,<br />

Marke «Eglo». Es war ein kleines Wunderwerk, was da<br />

aus seinen Händen hervorging. Ein luftgekühlter Motor,<br />

Ernst Glanzmanns<br />

Wohnhaus an<br />

der Lochstrasse<br />

(«im Loch»)<br />

in Oschwand.<br />

ein offener Wagen mit einer Karosserie aus Pavatexplatten<br />

mit jeepähnlichem Aussehen und versehen mit auffallend<br />

grossen Rädern. Der Wagen hatte 16 Gänge und zu deren<br />

Bedienung drei Schalthebel. Köstlich setzt sich der Name<br />

«Eglo» zusammen: Ernst Glanzmann Loch Oschwand. Der<br />

Wagen wurde sogar vom Strassenverkehrsamt abgenommen<br />

und als verkehrstüchtig anerkannt. Glanzmann hat<br />

mit diesem Gefährt in der Stadt Bern seine Fahrprüfung<br />

abgelegt. Der «Eglo» erreichte immerhin an die 50 km/h<br />

als obere Grenze der Geschwindigkeit und legte seine<br />

65 000 km zurück, bis er wegen ausgefahrenen Lagern<br />

aufgegeben werden musste.<br />

In der Hofstatt hinter der Sägerei Egger in Lotzwil<br />

suche Ernst Glanzmann auch nach Öl. Er richtete eine<br />

selbstentwickelte Bohrmaschine ein und gelangte innert<br />

«Diese Glanzmannschen Eigenbau-<br />

Gefährte aus alten Autos waren<br />

die ersten Traktoren der Gegend.»<br />

Jahresfrist auf 60 Meter Tiefe. Mitunter wurden geringe<br />

Mengen von ölhaltigem Lehm, Schiefer und Sandstein<br />

festgestellt. Nachtbuben, so wird erzählt, hätten einmal<br />

zum Jux Altöl in den Bohrschacht gegossen, worauf neue<br />

Hebungen natürlich fälschlicherweise Öl anzeigten. Später<br />

kam für dieses Ölunternehmen technisches Missgeschick<br />

hinzu. Der Bohrer brach, das Drahtseil riss, und<br />

so stellte man die Bohrungen ein.<br />

FASZINATION FÜRS GESTEIN<br />

Die Gesteins- und Mineralforschung hatte ihn schon immer<br />

fasziniert und so kam es zum Projekt Atombombe.<br />

Mit seinem Schwiegersohn Erwin Plüss, Chefelektriker,<br />

konstruierte Ernst Glanzmann einen Geigerzähler. Er war<br />

überzeugt, dass im Napfgebiet spaltbare Mineralien zu<br />

finden seien. Verschiedentlich schlug sein Instrument<br />

aus. Geradezu aufsehenerregende Impulszahlen von<br />

mehreren hundert Ausschlägen pro 5 Minuten erbrachten<br />

Untersuchungen in der Höhle, die er hinter seinem<br />

Hause entdeckt hatte. Ein Gang, fast mannshoch und<br />

mehr als hüftbreit, der nahezu 70 Meter tief in den Sandstein<br />

des Brantewyrains hineinführt. Ein Vorfahre musste<br />

hier nach Wasser gesucht haben. Hier also wies Ernst<br />

Glanzmann Uranvorkommen nach, die aufgrund von<br />

eingeschicktem Gestein durch Geologen der ETH bestätigt<br />

wurden. Und deshalb hielt er es für möglich, mit<br />

diesem Uran eine Atombombe zu bauen. Tja, wie wäre<br />

wohl die neuere Geschichte des Oberaargaus verlaufen,<br />

wenn Ernst Glanzmann tatsächlich Uran gefunden hätte<br />

und dazu in der Lage gewesen wäre, es bis zum Bombenbau<br />

anzureichern? Wir wollen nicht grübeln.<br />

Literatur<br />

• Jahrbuch des Oberaargaus - verschiedene Ausgaben<br />

• Die Schweiz im Kalten Krieg 1945 bis 1990 von Thomas<br />

Buomberger<br />

• Die Geschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert von<br />

Jakob Tanner<br />

Foto: Bruno Wüthrich<br />

24 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


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SIMON SCHENK<br />

Der<br />

Ehrgeiz<br />

bleibt!<br />

Er hat im Eishockey viel erreicht –<br />

national wie international.<br />

Simon Schenk spricht mit s’Positive<br />

über seine beeindruckende Karriere<br />

und darüber, was er mit dem<br />

Hockey Country im Schilde führt.<br />

TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />

Er war einer der Leader in der Meistermannschaft<br />

des SC Langnau<br />

von 1976, er war sieben Jahre Trainer<br />

der Schweizer Nationalmannschaft,<br />

rettete als Geschäftsführer,<br />

Sportchef, Trainer und Mädchen für alles zu<br />

Beginn der 1990er-Jahre den SC Langnau<br />

vor dem Kollaps, führte danach als Manager<br />

den ZSC nach Jahrzehnten der Abstinenz zu<br />

Erfolg und Titeln und baute mit den GCK<br />

Lions die bis heute erfolgreichste Nachwuchsorganisation<br />

auf. Jetzt ist er wieder<br />

zurück und hilft im Emmental beim Aufbau<br />

von Hockey Country, das dem einheimischen<br />

Eishockey-Nachwuchs zu neuen Perspektiven<br />

verhelfen soll.<br />

s’Positive: Die Liste der Funktionen im<br />

Schweizer Eishockey, die Sie in Ihrem Leben<br />

noch nicht ausgeübt haben, dürfte<br />

wesentlich kürzer sein als die Auflistung<br />

dessen, was Sie bereits gemacht haben.<br />

Ich denke, ausser Materialwart waren Sie<br />

bereits fast alles.<br />

Simon Schenk: Auch dem Materialwart habe<br />

ich schon geholfen. Aber es gibt schon noch<br />

Ämter, die ich nie ausgeübt habe, z. B. Verbandspräsident.<br />

Das wäre aber bestimmt eine Herausforderung<br />

für Sie. Haben Sie kein Interesse?<br />

Nein. Es gab zwar Leute, die auf die Idee<br />

kamen, aber das wäre eine Schuhnummer<br />

zu gross für mich. Zudem habe ich kürzlich<br />

eine Aufgabe bei den SCL Young Tigers und<br />

als Experte bei MySports angenommen.<br />

Diesen beiden Aufgaben will ich mich jetzt<br />

widmen.<br />

An welche Highligts Ihrer weitläufigen Hockeykarriere<br />

erinnern Sie sich am besten?<br />

Ich erlebte in jeder meiner Funktionen Hochs<br />

und Tiefs. Als Spieler war der unbestrittene<br />

Höhepunkt der Meistertitel von 1976 mit<br />

dem SC Langnau. Als Spielertrainer in der<br />

1. Liga waren es die Aufstiegsspiele mit dem<br />

EHC Thun. Als Nationaltrainer erlebte ich<br />

Höhepunkte zuhauf, unter anderem die<br />

Olympischen Spiele in Calgary 1988. Aber<br />

auch der Aufbau einer Spitzenmannschaft<br />

mit den ZSC Lions mit den Meistertiteln<br />

Foto: Marcel Bieri<br />

26 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


ZUR PERSON<br />

Simon Schenk<br />

Simon Schenk (71)<br />

spielte von 1964 bis<br />

1980 für den SC Langnau<br />

(heute SCL Tigers)<br />

und gewann mit dieser<br />

Mannschaft 1976 den<br />

bisher einzigen Titel in<br />

der NLA. Zu Beginn<br />

der 1990er-Jahre war<br />

der gelernte Primarlehrer<br />

zudem Geschäftsführer,<br />

Sportchef<br />

und Trainer des<br />

finanziell angeschlagenen<br />

Klubs und führte<br />

diesen von der 1. Liga zurück in die<br />

NLB und zu stabilen finanziellen Verhältnissen.<br />

Ab 1. Januar 1998 wechselte<br />

Schenk zuerst als Sportchef, später<br />

als Geschäftsführer zu den ZSC Lions<br />

und wurde mit diesen nach 39 titellosen<br />

Jahren zwei Mal Schweizermeister.<br />

Ab 2006 baute er mit den GCK Lions<br />

die heute erfolgreichste Nachwuchsbewegung<br />

der Schweiz auf. Der gebürtige<br />

Langnauer coachte von 1985 bis 1990<br />

und 1995 bis 1997 die Schweizer Eishockeynationalmannschaft.<br />

Zudem sass er von 1994 bis 2<strong>01</strong>1 als<br />

Vertreter des Kantons Bern im Nationalrat.<br />

Dort war er Mitglied der Kommission<br />

für Wissenschaft, Bildung und<br />

Kultur (WBK) und der Kommission für<br />

Verkehr und Fernmeldewesen (KVF).<br />

2000 und 20<strong>01</strong> sind natürlich wunderschöne<br />

Erinnerungen.<br />

Danach haben Sie mit den GCK Lions auch<br />

noch die erfolgreichste Nachwuchsorganisation<br />

der Schweiz aufgebaut.<br />

Hier standen nicht die sportlichen Erfolge<br />

im Vordergrund, dafür waren wir ein Vorzeigeklub<br />

in Sachen Spielerausbildung mit<br />

Spielern, die es sogar bis in die NHL brachten.<br />

Unser Ziel war es, jährlich zwei bis drei<br />

fertige NLA-Spieler hervorzubringen. In erster<br />

Linie für die ZSC Lions, aber durchaus<br />

auch für andere NLA-Teams. Dieses Ziel<br />

haben wir mehr als nur erreicht.<br />

Sie haben noch etwas vergessen.<br />

So?<br />

Sie haben 1991 auch noch viel dazu beigetragen,<br />

dass der SC Langnau nach dem<br />

Abstieg in die 1. Liga überhaupt noch existiert<br />

hat. Hätten Sie dies nicht getan, wären<br />

die Tigers heute wohl nicht das, was<br />

sie sind.<br />

Ja, das war damals eine verrückte Zeit. Der<br />

Karren steckte so tief im Dreck, dass man<br />

darüber diskutierte, in Langnau nur noch<br />

Nachwuchs-Eishockey zu betreiben. Wir entschieden<br />

uns schliesslich, eine 1.-Liga-Mannschaft<br />

zu bilden, die vorwiegend aus Junioren<br />

bestand. Ich war damals «Mädchen für<br />

alles»: Geschäftsführer, Trainer der 1.-Liga-<br />

Mannschaft und der Elite-Junioren, Sportchef<br />

etc. Die beiden Meisterschaften spielten<br />

wir fast mit der gleichen Mannschaft. Wir<br />

budgetierten damals in der 1. Liga mit 1500<br />

Zuschauern pro Spiel. Viele dachten, wir seien<br />

nicht ganz bei Trost. Doch schlussend lich<br />

kamen im Schnitt 4300 Zuschauer. Der Karren,<br />

der zuvor so tief im Dreck steckte, begann<br />

nun zu laufen. Dies war wirklich auch<br />

für mich eine sehr schöne Zeit, an die ich<br />

mich sehr gerne zurückerinnere. Was wir<br />

damals im Team mit Fred Wenger als Präsident,<br />

Fritz Lehmann als Finanzchef, Roman<br />

Schumacher als – heute würde man sagen<br />

Eventmanager – und den vielen «guten Feen»<br />

im Büro und überall im Hintergrund erreicht<br />

haben, ist einmalig. Ich erinnere mich noch<br />

an unser «Sicherheitskonzept» bei den mit<br />

s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 27


SIMON SCHENK<br />

Simon Schenk<br />

(links) 1979<br />

für den SCL<br />

gegen Biel.<br />

7000 Zuschauern vollgestopften Heimspielen<br />

gegen WIKI und Langenthal, das jeweils aus<br />

der Durchsage bestand: «Auch heute danken<br />

wir dem Schwingklub Langnau, dass er wieder<br />

für Ordnung und Sicherheit sorgt.» Wir<br />

hatten nie Zwischenfälle.<br />

Was war das Erfolgsgeheimnis bei den<br />

GCK Lions?<br />

Es war das Ziel, die Talente bei den Klubs in<br />

und um Zürich breit zu erfassen und sie so<br />

zu fördern, dass es die Besten in die NLA<br />

oder sogar noch weiter bringen. Aber als ich<br />

bei meinem Stellenantritt bei den neu entstandenen<br />

ZSC Lions am 1. Januar 1998 von<br />

dieser Pyramide sprach, sagte man mir, das<br />

sei in Zürich unmöglich. Doch die Idee blieb<br />

in mir haften und wir begannen sofort, unter<br />

den Technikern auf Stufe Trainer und Sportchefs,<br />

eng zusammenzuarbeiten. Die politische<br />

Umsetzung folgte erst viel später. Natürlich<br />

waren die Meistertitel zu Beginn des<br />

neuen Jahrtausends in der NLA und vielen<br />

Nachwuchsmannschaften sehr hilfreich.<br />

Kann das System auf das Emmental und<br />

die SCL Tigers adaptiert werden?<br />

Nicht in allen Bereichen eins zu eins. Aber<br />

mit den Klubs Brandis Juniors, Burgdorf/<br />

Koppigen, Huskys/Oberlangenegg und den<br />

Young Tigers wollen wir auch eine Pyramide<br />

entstehen lassen. Dabei wird auch hier auf<br />

Stufe Technik bereits vieles sehr gut gemeinsam<br />

getan. Die Pyramide soll von unten nach<br />

oben wachsen. Es gilt nun, hier noch etwas<br />

mehr Struktur reinzubringen. Dabei kann ich<br />

natürlich von den Erkenntnissen aus Zürich<br />

profitieren.<br />

Sie sagen, die Pyramide müsse von unten<br />

nach oben wachsen. Heisst das, dass in<br />

Langnau, bei den Brandis Juniors, in Burgdorf<br />

und bei den Huskys in Oberlangenegg<br />

Talente gefördert werden, die sich innerhalb<br />

der Pyramide in den für sie idealen<br />

Mannschaften entwickeln und die Besten<br />

in der 1. Mannschaft der SCL Tigers landen?<br />

Grundsätzlich ja, aber es geht nicht nur um<br />

die Talententwicklung für die NLA. Jeder<br />

Spieler soll innerhalb der Pyramide dort eingesetzt<br />

werden, wo es für ihn am meisten<br />

Sinn macht und wo er sich mit Spielern entwickeln<br />

kann, die etwa auf demselben Leistungsniveau<br />

sind. Langfristig sollten aus dem<br />

Hockey Country jedes Jahr Spieler für die<br />

Schenks Königstransfer:<br />

1998 holte er<br />

Ari Sulander.<br />

28 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


Simon Schenk blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück – und ist noch immer hungrig.<br />

NLA, die Swiss League oder auch für die<br />

MySports League herauswachsen.<br />

War es in Zürich auch so, dass die Pyramide<br />

nur von unten gewachsen ist, oder<br />

haben die Meistertitel geholfen, dass sie<br />

auch von oben wachsen konnte?<br />

Es war beides. Wir begannen mit der Arbeit<br />

beim Nachwuchs. Doch ich hatte damals den<br />

primären Auftrag, in der NLA eine Spitzenmannschaft<br />

zusammenzustellen, was dank<br />

Zuzügen von Spielern wie Ari Sulander, Peter<br />

Jaks, Dan Hodgson, Mathias Seger, Mark<br />

Streit etc. auch gelang. Bereits zwei Jahre<br />

später wurden wir Meister. Doch damals<br />

waren noch nicht die klubeigenen Spieler<br />

federführend. Aber die beiden Titel halfen<br />

natürlich sehr und die NLA-Mannschaft war<br />

Aushängeschild und Wegbereiter. Ein Meisterteam<br />

kann man besser vermarkten und<br />

man erhält mehr Zuspruch in jeder Beziehung.<br />

So kamen auf jeden Fall auch Impulse<br />

von oben. Ganz wichtig war aber auch das<br />

NLB-Team.<br />

Inwiefern?<br />

Zu Beginn meiner Tätigkeit in Zürich hatte<br />

ich sehr viel mit der NLA-Mannschaft zu tun.<br />

Das Team in der NLB lief für mich so nebenbei.<br />

Doch ab 2006 hatte ich wesentlich mehr<br />

Zeit für die NLB, in der damals ausschliesslich<br />

altgediente NLA-Spieler und ein kanadischer<br />

Trainer engagiert waren, die vor jeweils<br />

kaum mehr als 100 Zuschauern nach dem<br />

System «hopp de Bäse, gib ihm» spielten. Ich<br />

sagte mir damals, dass es sich nicht lohnt, für<br />

so wenige Zuschauer einen derartigen Aufwand<br />

zu betreiben. Dies war der Startschuss<br />

für eine NLB-Mannschaft aus jungen Spielern,<br />

die in der NLB weiterentwickelt wurden.<br />

Nach und nach wurde das<br />

System optimiert, bis wir<br />

die GCK Lions als erstes<br />

Farm- und Partnerteam<br />

der ZSC Lions installiert<br />

hatten. Das Ziel war nicht<br />

mehr in erster Linie das<br />

Erreichen der Playoffs,<br />

sondern die gezielte Förderung<br />

der Talente. Für<br />

mich war es natürlich eine<br />

schöne Genugtuung, als die ZSC Lions mit<br />

14 bei den GCK Lions ausgebildeten Spielern<br />

2<strong>01</strong>4 Schweizer Meister wurden.<br />

Dies hat sich sicher finanziell ausgezahlt.<br />

Haben die GCK Lions rentiert?<br />

Als Ganzes war es natürlich rentabel, denn<br />

für diese 14 Spieler mussten von den ZSC<br />

Lions keine Ausbildungsentschädigungen<br />

bezahlt werden. Aber die NLB alleine war<br />

natürlich nicht rentabel, da wir bekanntlich<br />

nur ganz wenig Zuschauer hatten. Wir hat-<br />

ten das Glück, dass unser Präsident Walter<br />

Frey das Projekt finanziell absicherte. Trotz<br />

einem stattlichen Rückfluss an Ausbildungsentschädigungen<br />

und Beiträgen vom Verband<br />

war das jedes Jahr ein schöner Betrag,<br />

den er übernehmen musste. Wir gingen sehr<br />

sparsam mit dem Geld um und waren jeweils<br />

mit einem Budget um die 2 Millionen gegen<br />

Mannschaften mit Budgets von zum Teil gegen<br />

7 Millionen konkurrenzfähig. Wir waren<br />

nie Kanonenfutter.<br />

Sie sagen, dass das Erreichen der Playoffs<br />

eine untergeordnete Rolle spielte. Wer Sie<br />

aber an Spielen der GCK Lions beobachtete,<br />

musste unweigerlich zum Schluss<br />

«Wir waren mit einem Budget<br />

um die 2 Millionen auch gegen<br />

Mannschaften mit weit grösseren<br />

Mitteln nie Kanonenfutter.»<br />

kommen, dass Sie sich bei entsprechendem<br />

Spielverlauf durchaus aufregen<br />

konnten.<br />

Ja, das konnte ich. Ich war auch da mit Herzblut<br />

dabei. Wenn ich beobachtete, dass etwas<br />

nicht lief, wie wir uns dies vorgestellt<br />

hatten oder wenn ich unsere Mannschaft<br />

vom Schiedsrichter ungerecht behandelt<br />

sah, hat dies schon hie und da ein Donnerwetter<br />

abgesetzt. Ich denke, so einmal im<br />

Jahr konnte dies schon geschehen. Auch<br />

s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8 29


SIMON SCHENK<br />

wenn bei den jungen Spielern die Ausbildung<br />

oberste Priorität hat, gehört ein gesunder<br />

Siegeswille zum Rüstzeug eines jeden<br />

Eishockeyspielers.<br />

Sie galten bereits in Ihrer Aktivzeit als<br />

Provokateur.<br />

Das stimmt. Und es wurde mir verschiedentlich<br />

gesagt, mein Verhalten passe nicht so<br />

recht zu meinem Beruf als Lehrer. Doch damit<br />

konnte ich leben. Ich war halt damals<br />

schon angefressen vom Hockey. Zudem hat<br />

jeder seine Schwächen. Wahrscheinlich habe<br />

ich es gerade wegen meiner Verbissenheit so<br />

weit gebracht.<br />

Wie ehrgeizig sind Sie heute noch?<br />

Der Ehrgeiz ist etwas, das bleibt. Natürlich<br />

wird man mit zunehmendem Alter etwas<br />

ruhiger. Doch für mich gilt immer noch das<br />

Motto, nachdem ich immer gelebt habe:<br />

«Mach mit dem, was du hast, dort wo du bist,<br />

das was du kannst!» Ich versuche immer<br />

noch, bei dem was ich tue, das Beste herauszuholen.<br />

Die GCK Lions sind Ausbildungsklub und<br />

Farmteam der ZSC Lions. Könnte ein<br />

Farmteam auch für die SCL Tigers zum<br />

Thema werden?<br />

Wir haben derzeit eine Elite-Mannschaft, die<br />

in der Meisterschaft vorne mitspielt. Da sind<br />

mehrere hoffnungsvolle Spieler dabei, für<br />

«Ich galt immer als Provokateur. Und es wurde<br />

mir verschiedentlich gesagt, mein Verhalten<br />

passe nicht so recht zu meinem Beruf als Lehrer.<br />

Doch damit konnte ich gut leben.»<br />

die es gut wäre, wenn wir ein NLB-Team<br />

hätten. Der Schritt von den Junioren direkt<br />

in die NLA ist für die meisten jungen Spieler<br />

zu gross. Wir haben mit dem SC Langenthal<br />

einen Partner, wo wir solche Spieler platzieren<br />

können, damit sie zu Spielpraxis kommen.<br />

Nun ist aber der SC Langenthal eine Organisation<br />

mit Ambitionen. Dies bedeutet,<br />

dass die Langenthaler als Partner der SCL<br />

Tigers nicht gleich funktionieren werden<br />

wie damals die GCK Lions für die ZSC Lions.<br />

Es wird immer der Trainer sein, der<br />

entscheidet, was mit den Spielern passiert.<br />

Die Möglichkeit der Einflussnahme<br />

und der gezielten Förderung war für Sie<br />

in Zürich ganz anders als sie bei einer Zusammenarbeit<br />

Langnau – Langenthal sein<br />

kann.<br />

Da haben Sie Recht. Ideal für uns wäre natürlich<br />

ein B-Team, auf das wir Einfluss nehmen<br />

und in dem dafür sorgen könnten, dass<br />

unsere Nachwuchskräfte nicht auf der Bank<br />

versauern. Optimal wäre es, aus dem EHC<br />

Burgdorf oder dem EHC Brandis dereinst ein<br />

Swiss League Team zu machen, das nicht auf<br />

Resultate aus ist, wo wir aber unsere jungen<br />

Fohlen auf die Weide geben könnten. Das<br />

muss im Moment noch unter Träume abgehakt<br />

werden. Aber langfristig wäre es natürlich<br />

schön, wenn wir innerhalb unserer Pyramide<br />

auch eine Mannschaft in der Swiss<br />

League stellen könnten, wo nicht der sportliche<br />

Erfolg, sondern die Weiterbildung junger<br />

Talente im Vordergrund steht.<br />

Langnau hat kürzlich einen neuen Gemeindepräsidenten<br />

gewählt. Zur Wahl standen<br />

vier Kandidaten, von denen jeder dem<br />

Simon Schenk<br />

(rechts) 1977<br />

im Match gegen<br />

den SCB.<br />

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SIMON SCHENK<br />

Schenk war als<br />

Nati-Trainer<br />

eine Billiglösung –<br />

hatte aber sehr<br />

viel Erfolg.<br />

«Ein zweites Eisfeld in Langnau<br />

bietet viele Vorteile. So müsste der<br />

Nachwuchs zum Beispiel nicht noch<br />

spät abends ins Training gehen.»<br />

Projekt eines zweiten Eisfeldes in Langnau<br />

kritisch gegenübersteht. Was sagen Sie<br />

dem neuen Gemeindepräsidenten?<br />

Ich kenne Walter Sutter sehr gut. Er ist ein<br />

Schattseitler wie ich. Aber so, wie ich mein<br />

letztes Gespräch mit ihm deute, hat er nach<br />

all dem, was in der Zwischenzeit passiert ist,<br />

seine Meinung geändert. Das zweite Eisfeld<br />

wäre insbesondere für die Nachwuchsspieler<br />

der Young Tigers sehr wichtig. Nicht für die<br />

erste Mannschaft, sondern vor allem für die<br />

Jungen. Die sollten wir nicht spät abends<br />

noch aufs Eisfeld schicken müssen, um zu<br />

trainieren, wenn sie am andern Morgen zur<br />

Schule oder zur Arbeit müssen. Nachwuchskräfte<br />

müssen ihre Ausbildung, ihr Privatleben<br />

und das Eishockey unter einen Hut bringen<br />

können, ohne Raubbau an ihrem Körper<br />

zu betreiben. Sie brauchen einen geregelten,<br />

auf sie angepassten Trainingsbetrieb.<br />

Hätte ein zweites Eisfeld auch noch andere<br />

Vorteile?<br />

Ja, es könnten vermehrt Trainings angesetzt<br />

werden, in denen man an der Einzeltechnik<br />

der Spieler arbeiten könnte. Diese Skills-<br />

Trainings sind im normalen Mannschaftstraining<br />

ganz einfach nicht möglich. Zudem<br />

wäre ein Eisfeld mit NHL-Massen etwas<br />

Neues in der Schweiz und ich bin sicher, dass<br />

sich die Nationalmannschaften sehr gerne in<br />

Langnau auf Turniere oder Spiele in Nordamerika<br />

vorbereiten würden.<br />

Sie spielten bereits in den 1960er-Jahren<br />

Eishockey und sind heute, mehr als 60<br />

Jahre später, immer noch dabei. Das ist<br />

eine sehr lange Zeit: Wie hat sich das Eishockey<br />

verändert?<br />

Als ich in den frühen 60er-Jahren damit<br />

begann, war Eishockey noch eine Wintersportart,<br />

die von November bis Februar<br />

gespielt wurde. Dazwischen<br />

spielte man<br />

Fussball oder betrieb<br />

Leichtathletik. Inzwischen<br />

ist Eishockey eine<br />

Ganzjahres-Sportart.<br />

Ich erlebte auch<br />

den Übergang vom<br />

Amateur- zum Profisport<br />

mit. Als ich als<br />

Spieler in der Nati war,<br />

pendelten wir zwischen der B- und C-Gruppe<br />

hin und her (die einzelnen Gruppen<br />

umfassten damals noch 8 Nationen, heute<br />

sind es 16, die Red.). Wenn wir damals gegen<br />

ausländische Mannschaften antraten,<br />

war dies für uns wie das Jagen von Schatten.<br />

Auch zu Beginn meiner Zeit als Nationaltrainer<br />

hatten wir noch einen grossen<br />

Rückstand auf die Spitzennationen. Verbandspräsident<br />

René Fasel brachte es fertig,<br />

dass wir ab 1986 jedes Jahr zwei Spiele<br />

gegen die UdSSR austragen konnten. Am<br />

Anfang waren wir total überfordert, aber<br />

durch den regelmässigen Kontakt kamen<br />

wir der Weltspitze immer näher. Nach dem<br />

Aufstieg mit der Nati 1986 in Eindhoven zu<br />

den 8 Weltbesten sagte ich in einem Interview,<br />

dass die Schweiz etwa 100 Spiele gegen<br />

Spitzennationen braucht, um den Rückstand<br />

auf die Weltspitze aufzuholen. Inzwischen<br />

sind diese 100 Spiele längst erreicht<br />

und dank des grossen Aufwands, der in den<br />

Klubs betrieben wird, sind wir der Weltspitze<br />

wesentlich näher als damals.<br />

Wie wurden Sie eigentlich Nationaltrainer?<br />

Der Verband hatte mit meinem Vorgänger<br />

ziemlich viel Geld verbraten und suchte deshalb<br />

nach einer Billiglösung. Dabei stiess<br />

man auf einen 1. Liga-Trainer aus dem Emmental.<br />

Ich wurde gewissermassen als Verlegenheitslösung<br />

Nationaltrainer. Wider<br />

Erwarten stiegen wir im darauf folgenden<br />

Frühjahr gleich in die A-Gruppe auf und die<br />

Schweiz war erstmals seit 15 Jahren wieder<br />

unter den besten Acht der Welt. Dieser Aufstieg<br />

von 1986 in Eindhoven war dann die<br />

Basis für meine weitere Trainerkarriere und<br />

die Verlegenheitslösung hatte 7 Jahre Bestand…<br />

Mein Bekanntheitsgrad war dann so<br />

gross, dass ich sogar den Einzug in den Nationalrat<br />

schaffte, wo ich 17 interessante und<br />

lehrreiche Jahre erleben durfte.<br />

32 s’Positive 1 / 2<strong>01</strong>8


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s’Positive nicht automatisch erhalte, weil<br />

ich knapp ausserhalb des Verteilgebietes<br />

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Dann teilen Sie uns dies<br />

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Sind Sie mit etwas nicht einverstanden?<br />

Haben Sie Fragen, die auch andere Leser<br />

interessieren könnten? Oder haben Sie eine<br />

Ergänzung zu einem Artikel? Dann schreiben<br />

Sie uns. Ab der kommenden Ausgabe<br />

reservieren wir Platz für Sie.<br />

Oder möchten Sie über ein Thema, das wir<br />

noch nicht gebracht haben, mehr erfahren?<br />

Wir können Ihnen zwar keinen Artikel darüber<br />

garantieren. Aber prüfen werden wir<br />

Ihren Vorschlag ganz bestimmt.<br />

Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt,<br />

wenn wir die Möglichkeit zu Leserreaktionen<br />

bieten. Möglich, dass keine<br />

einzige kommt. Ebenfalls möglich, dass wir<br />

nicht alle Ihre E-Mails und Briefe publizieren<br />

können, und deshalb eine Auswahl treffen<br />

müssen. Werden Sie bitte nicht zu lang.<br />

Sonst müssten wir Ihren Beitrag eventuell<br />

kürzen.<br />

Beiträge mit beleidigenden, diffamierenden,<br />

rassistischen und sexistischen Inhalt werden<br />

nicht veröffentlicht.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Feedback.<br />

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