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März 2018 - coolibri Essen

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ALBEN<br />

A N N A V O N H A U S W O L F F<br />

J U D A S P R I E S T<br />

Y O L A T E N G O<br />

Dead Magic<br />

Eine Fürstin der Finsternis ist diese Sängerin<br />

aus Göteburg. Stimmlich zieht sie Kreise zwischen<br />

Siouxsie & The Banshees und P.J. Harvey<br />

- und diese musikalische Düsterreise klingt<br />

manchmal wie ein November-Requiem im Nebel.<br />

Wie auf einer moderne 4AD-Produktion umreißt<br />

die Chanteuse ein weites Feld: Esben &<br />

The Witch-Dramatik, Birthday Party-Blues und<br />

den Zuckerguss von This Mortail Coil. Dazu bleischwere<br />

Gitarren, Black Metal-Mystik und Post-<br />

Punk-Rhythmik. Alles wird kongenial zu einer<br />

tiefen Soundebene verwoben, die so schwierig<br />

zu erfassen ist, wie die Gesetzmäßigkeiten der<br />

theoretischen Physik an anderer Stelle. Produziert<br />

hat Randall Dunn..<br />

City Slang/Universal<br />

Firepower<br />

Judas Priest greifen auf ihre alten Tage noch<br />

einmal an - und haben kurz vor der Rente noch<br />

einmal ein richtig dickes Album geschmiedet.<br />

Viele Musiker sind wie kleine Kinder: Sie wollen<br />

im Mittelpunkt stehen und buhlen um Applaus –<br />

das gilt natürlich auch für Judas Priest. Einen<br />

hohen Klatschfaktor haben sie verdient. Das<br />

vorhandene Songmaterial ist okay, doch hier<br />

und da hapert es: Manche Riffs stammen zu<br />

sehr aus dem Klischee-Notenbuch und wichtige<br />

Details hätten von Produzent Andy Sneap mit<br />

mehr Sorgfalt abgemischt werden können. Aber<br />

Frontmann Rob Halford ist in der Form seines<br />

Lebens: Seine Stimme ist rasiermesserscharf<br />

und wie gewohnt ein echtes Folterinstrument.<br />

Richtig: Heavy Metal Is The Law! Sony<br />

There Is A Riot Going On<br />

Georgia Hubley, Ira Kaplan und James McNew<br />

haben bei diesem Album alles selbst im Proberaum<br />

aufgenommen und abgemischt, ohne Produzenten<br />

oder Techniker. Es ist seit dem Gründungsjahr<br />

1984 schon das 15. Studiowerk. Aus<br />

langen improvisierten Parts wurden hier Songs,<br />

innig und warm wie ein Frühlingswind. Aber mit<br />

anderem Antrieb: Das Trio bietet zwischen Indie<br />

Rock und nerdigem Country eine Alternative zur<br />

allgemeinen Verzweiflung. Ein Ausdruck des<br />

Friedens und vielen weit gefächerten Emotionen.<br />

Denn Musik öffnet nicht umsonst die Herzen<br />

des Publikums – sie ist eine persönliche Erklärung<br />

der allgemeinen Menschlichkeit. Und in<br />

gottlosen Zeiten kommen die christlichen<br />

Grundwerte oft zu kurz. Matador/Rough Trade<br />

A X E L R U D I P E L L<br />

N A D A S U R F<br />

V I Z E D I K T A T O R<br />

Knights Call<br />

Das Schlagwort „Keine Experimente“ prägte<br />

Adenauer in den 50er Jahren, Axel Rudi Pell hat<br />

es mit viel Beflissenheit in den Hardrock gebracht.<br />

Kaum ein Ruhrgebietsmusiker vertritt<br />

Werte, die auch in der Politik federführend sein<br />

sollten: Er ist beständig, sein Songwriting ist<br />

verlässlich. Punkte, die der SPD abhanden gekommen<br />

sind. Aber: Pell hat seine teuflische<br />

Seele nicht Gerhard Schröder verschrieben, sondern<br />

dem harten Rock. Zwischen Epik und<br />

straightem Rock pendelt die Scheibe: Bei „Wildest<br />

Dreams“ gibt es sattes Rainbow-Feeling,<br />

„Truth & Lies“ ist eine wunderschöne Thin Lizzy-Referenz,<br />

„Follow The Sun“ ein ölverschmierter<br />

Sleaze-Rocker. Sauber! Steamhammer/SPV<br />

Standing At The Gates<br />

Nada Surf sind eine tolle Band. Sie singen über<br />

Beziehungen, Fruchtfliegenschwärme oder das<br />

Leben in kleinen Verhältnissen. Dabei werfen<br />

sie eine Vielfalt an subtil verführerischen Haken<br />

aus. Die Band schafft es immer wieder, sich in<br />

ein Pop-Wunder zu verwandeln, noch bevor man<br />

sich dessen als Zuhörer bewusst ist. Anlässlich<br />

des 15. Jubiläums ihres Albums „Let Go“, veröffentlicht<br />

die Band nun ein Charity Album, an<br />

dem eine bunt gemischte Zahl an Künstlern beteiligt<br />

ist: Aimee Mann, aber auch Rogue Wave<br />

oder Charly Bliss. Mit diesem Album werden zudem<br />

die Organisationen ACLU und The Pablove<br />

Foundation unterstützt. Schöne Sache!<br />

Mardev Records/Broken Silence<br />

Kinder der Revolution<br />

Die Helden dieser Band sind Ton Steine Scherben,<br />

The Clash und Turbostaat, und manchmal<br />

schwimmen sie verdächtig nah in den Gewässern<br />

der Donots und Feine Sahne Fischfilet. Mit<br />

Anleihen aus Powerpop und NDW gelingt hier eine<br />

gelungene Platte in klischeefreier Muttersprache.<br />

Hin und wieder wirkt es noch wie die<br />

schlecht sitzende Kunstlederjacke von C&A: Ein<br />

bisschen echte Coolness hätte gut getan. Doch<br />

der Vibe ist kraftvoll, punkig und wird ohne viel<br />

Firlefanz dargeboten. Die Jungs wollen sich beweisen<br />

– vielleicht gelingt (trotz Abzügen in der<br />

B-Note) doch der ganz große Wurf. Wünschen<br />

wir ihnen Glück dazu.<br />

Sportklub Rotter Damm/Indigo<br />

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