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WIRTSCHAFT+MARKT 2/2018

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INDUSTRIE 4.0 | 35<br />

Foto: Роман Дмитриев/fotolia.com, Quelle Schaubilder: VDMA Ost<br />

BEURTEILUNG DER AKTUELLEN<br />

GESCHÄFTSLAGE<br />

Rückmeldungen in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

29,6<br />

sehr<br />

gut<br />

58,0<br />

eher<br />

gut<br />

12,4 0,0<br />

eher<br />

schlecht<br />

sehr<br />

schlecht<br />

GESCHÄFTSAUSSICHTEN FÜR DAS<br />

NÄCHSTE QUARTAL<br />

70<br />

Rückmeldungen in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

24,4<br />

besser<br />

64,6<br />

gleich<br />

11,0<br />

schlechter<br />

te. Das sind acht Prozentpunkte weniger<br />

als bisher. Unerlässlich sei daher, endlich<br />

wettbewerbsfähige Standortbedingungen<br />

für die heimische Industrie zu schaffen,<br />

betont Pätz. Dazu zähle eine Arbeitsmarkt-<br />

und Tarifpolitik, die sich an der unternehmerischen<br />

Praxis orientiert. Probleme<br />

bereitet außerdem die mangelnde<br />

Infrastruktur. „Viele mittelständische Maschinenbauer<br />

sind im ländlichen Raum<br />

angesiedelt. Besonders hier fehlt es an<br />

angemessenen Verkehrsanbindungen<br />

und einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur,<br />

aber auch an Angeboten für<br />

junge Menschen und Familien mit Kindern“,<br />

erklärte der Verbandsgeschäftsführer.<br />

Die Defizite gefährden dabei laut<br />

Pätz nicht nur Standorte und Wachstum<br />

an sich, sondern verstärken zugleich den<br />

Engpass bei technischen Fachkräften,<br />

Führungskräften und Auszubildenden.<br />

Fachkräfte gesucht<br />

Der VDMA Ost ist nach eigenem Bekunden<br />

im Gespräch mit den zuständigen<br />

Landesregierungen, „um notwendige<br />

Veränderungen zu bewirken“, beispielsweise<br />

die Ausbildungsinhalte in Schulen,<br />

Berufsschulen und Hochschulen an Entwicklungen<br />

wie die Digitalisierung anzupassen,<br />

die Lehrer praxisorientiert weiterzubilden<br />

und die Bildungseinrichtungen<br />

modern auszustatten. Geschäftsführer<br />

Pätz: „Beispiel für eine konstruktive,<br />

zukunftsgerichtete Zusammenarbeit von<br />

Wirtschaft, Politik und Partnern ist das<br />

noch junge Berufsbild des Produktionstechnologen,<br />

das der VDMA initiiert und<br />

federführend gestaltet hat.“ Darüber hinaus<br />

hat der VDMA die Initiative „Maschinenhaus“<br />

gestartet, die helfen soll,<br />

die hohen Abbruchquoten im Maschinenbau-<br />

und Elektrotechnikstudium zu verringern,<br />

damit letztlich mehr Ingenieure auf<br />

dem Arbeitsmarkt ankommen. Gleichzeitig<br />

werden die Hochschulen dabei unterstützt,<br />

die Lehre qualitativ hochwertig<br />

und praxisorientiert zu gestalten. Zudem<br />

hat sich die Nachwuchsstiftung Maschinenbau<br />

eine nachhaltige Nachwuchsförderung<br />

auf die Fahnen geschrieben.<br />

Lange Tradition<br />

Der ostdeutsche Raum war für den Maschinen-<br />

und Anlagenbau schon immer<br />

eine bedeutsame Region. Seit der Industrialisierung<br />

wurden unzählige innovative<br />

Entwicklungen und Produkte zwischen<br />

Greifswald und Suhl ausgetüftelt<br />

und erfunden. Nach dem Zusammenbruch<br />

der DDR und dem sich anschließenden<br />

umfassenden Strukturwandel in<br />

den 1990er-Jahren haben viele ostdeutsche<br />

Unternehmen längst wieder in die<br />

Erfolgsspur zurückgefunden. Das lässt<br />

sich eindrucksvoll an den wirtschaftlichen<br />

Bilanzen der vergangenen Jahre ablesen.<br />

Hinter dem Erfolg stehen vor allem<br />

mittelständische Unternehmen, die<br />

in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich<br />

ihre Kompetenzen erweitert und sich<br />

auf Zukunftsbranchen fokussiert haben.<br />

ZAHLEN & FAKTEN<br />

zum ostdeutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbau:<br />

Unternehmen: etwa 470<br />

Beschäftigte: cirka 82.200<br />

Umsatz 2016: 17,7 Milliarden Euro<br />

Exportquote 2016: 49,6 Prozent<br />

Die Beschäftigtenzahl, der Umsatz und<br />

Exportanteil sind seitdem deutlich gestiegen.<br />

Arbeiteten beispielsweise im Jahr<br />

2000 cirka 65.500 Menschen im Maschinen-<br />

und Anlagenbau, sind es heute mehr<br />

als 82.000. Nach wie vor gibt es die meisten<br />

Unternehmen und Beschäftigten in<br />

Sachsen.<br />

Auch die Umsatzzahlen zeigen mit wenigen<br />

Ausnahmen beständig nach oben.<br />

Ersten Schätzungen zufolge wurde im<br />

Jahr 2017 eine neue Marke geknackt.<br />

Der VDMA Ost geht davon aus, dass<br />

Maschinen, Anlagen und Komponenten<br />

im Wert von reichlich 18 Milliarden Euro<br />

verkauft wurden. Nachdem 2016 Umsätze<br />

in Höhe von 17,8 Milliarden Euro realisiert<br />

wurden, ist dies ein neuer Höchstwert.<br />

Seit 1991 haben sich die Umsätze<br />

mehr als verdoppelt. Damals lag der Umsatz<br />

bei knapp 8,6 Milliarden Euro. Das<br />

mit Abstand umsatzstärkste ostdeutsche<br />

Bundesland ist Sachsen. Den größten<br />

Pro-Kopf-Umsatz erreichte indes Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Reserven beim Export<br />

Aufgrund der Historie haben die ostdeutschen<br />

Unternehmen noch immer Nachholbedarf<br />

im Außenhandel – wenngleich<br />

sie aufgeholt haben. Anfang der 1990er-<br />

Jahre lag die Exportquote bei etwa 28<br />

Prozent, mittlerweile geht mehr als jedes<br />

zweite Produkt ins Ausland (rund 53 Prozent).<br />

Zwischen den einzelnen Bundesländern<br />

lassen sich jedoch teils enorme<br />

Unterschiede beobachten. So agieren die<br />

Berliner Maschinenbauer sehr aktiv auf<br />

ausländischen Märkten. Ihre Exportquote<br />

betrug 2017 nach vorläufigen Berechnungen<br />

etwa 72 Prozent. Die Betriebe<br />

aus Sachsen-Anhalt hingegen setzten am<br />

wenigsten im Ausland um. Ihr Exportanteil<br />

lag schätzungsweise bei gut 42 Prozent.<br />

Zum Vergleich: Die Exportquote des<br />

gesamtdeutschen Maschinen- und Anlagenbaus<br />

beträgt etwa 77 Prozent.W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>

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