Bremer Philharmoniker - 8. Philharmonisches Konzert 2017/2018 - Abendprogrammheft
Das vollständige Programmheft zum 8. Philharmonischen Konzert (Saison 2017/2018) der Bremer Philharmoniker.
Das vollständige Programmheft zum 8. Philharmonischen Konzert (Saison 2017/2018) der Bremer Philharmoniker.
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wie auch „Krebs der Umkehrung“) wieder, und das<br />
Thema des Finales ist selbst eine Umkehrungs-Variante<br />
des Eröffnungsthemas.<br />
Die bunte Folge von Stimmungsbildern im ersten<br />
Satz wirkt wie eine virtuose Herbeibeschwörung des<br />
schwungvollen barocken „Concerto grosso“; Bartók<br />
hat dabei ausdrücklich erwähnt, dass er in seinen<br />
Klavierkonzerten dem Solisten und dem Orchester<br />
eine „völlig gleichrangige Rolle“ zugedacht habe. In<br />
diesem „Allegro“ gesellen sich zum Klaviersolo nur<br />
Bläser und Schlagzeug (eine weitere Anspielung auf<br />
Strawinsky, nämlich auf dessen 1924 entstandenes<br />
Concerto für Klavier und Bläser).<br />
Erst im zweiten Satz spielen die Streicher. Dieses<br />
„Adagio“ führt dann in eine völlig andere Welt: Es ist<br />
ein inniger Monolog unter der unendlichen Weite des<br />
nächtlichen Himmels. Nicht zufällig verglich man<br />
diesen Satz mit dem langsamen Satz des Klavierkonzertes<br />
G-Dur von Ludwig van Beethoven, mit dem<br />
dortigen Dialog zwischen Orpheus und der Unterwelt<br />
– hier greift Bartók jenen andächtig „sprechenden“,<br />
versunkenen Ton Beethovens auf, der in seinen<br />
Werken immer wieder auftaucht, zum Beispiel im<br />
Satz „Klänge der Nacht“ aus dem Klavierzyklus „Im<br />
Freien“, im Trio „Kontraste“ oder im Dritten Klavierkonzert.<br />
Diese „Adagio“-Abschnitte umrahmen hier<br />
ein gespenstisch-dämonisches Scherzo („Presto“),<br />
das den Mittelpunkt des <strong>Konzert</strong>es bildet.<br />
Das Finale bringt die Themen aus dem Eröffnungssatz<br />
in variierter Gestalt und führt das Werk in die aufgelockert-spielerische<br />
„Concerto“-Atmosphäre zurück.<br />
In der Orchestrierung (hier wird nun das volle Orchester<br />
eingesetzt) wie auch in der Variierung der<br />
Themen aus dem ersten Satz ist dieses „Allegro<br />
molto“ eine großartige Synthese, in der die einzelnen,<br />
bisher mitunter kontrastierenden Stimmungen und<br />
Ausdruckstypen nun ihre ausgleichende, ja „versöhnliche“<br />
Erfüllung finden.<br />
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