Bremer Philharmoniker - 8. Philharmonisches Konzert 2017/2018 - Abendprogrammheft

Begleiter stand auf und die beiden Männer wechselten
ihre Visitenkarten“ (d.h., sie beabsichtigten ein
Duell auszutragen). Jean Cocteau berichtete: „Man
lachte, höhnte, pfiff, ahmte Tierstimmen nach... Der
Tumult artete in ein Handgemenge aus“. „Zum ersten
Mal seit sechzig Jahren wagt man es, sich über mich
lustig zu machen!“, schrie mit schiefgerutschtem
Diadem und puterrotem Gesicht die ehrwürdige alte
Comtesse de Pourtalès.
Was war der Auslöser
dieses Skandals? Sicher
nicht nur die wenig geglückte
Choreographie
von Nijinsky – vielmehr
verspürte das Pariser
Publikum, was für neuartige
Musik an diesem
Abend erklang, und reagierte
darauf teils mit
heller Begeisterung, teils
mit wütender Empörung.
Doch an der epochalen
Bedeutung des Werkes
zweifelte niemand, auch
ein Arnold Schönberg
nicht, von dem die sarkastische
Bemerkung
stammt, es gäbe „keine
sackere Gasse als Sacre“.
Igor Strawinsky und Pierre
Strawinsky selber betrachtete
eine Aufführung
Monteaux 1939 in San Francisco
ein Jahr später in Paris unter der Leitung von Pierre
Monteux (der auch die Uraufführung dirigiert hatte)
als eine Art Rehabilitation seines Werkes: „Nach dem
´Opfertanz der Auserwählten´“ sprang das ganze
Publikum auf und applaudierte stürmisch. Ich ging
auf das Podium und umarmte den schweißgebadeten
Monteux – dies war die salzigste Umarmung
meines Lebens. Eine Menschenschar kam dann
hinter die Bühne; Unbekannte hoben mich auf ihre
Schulter und trugen mich auf der Straße bis zum
Platz der Dreiheiligkeit.“
25