Bremer Philharmoniker - 8. Philharmonisches Konzert 2017/2018 - Abendprogrammheft
Das vollständige Programmheft zum 8. Philharmonischen Konzert (Saison 2017/2018) der Bremer Philharmoniker.
Das vollständige Programmheft zum 8. Philharmonischen Konzert (Saison 2017/2018) der Bremer Philharmoniker.
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Erinnerung an seine Kindheit – es ist ein lyrisches<br />
Motiv, aus dem im Hauptteil das Seitenthema entwickelt<br />
wird. Ein Fortissimo-Paukenschlag beendet<br />
jäh die friedliche Atmosphäre: Der Kranke wird von<br />
immer beängstigenderen Fieberfantasien geplagt.<br />
Inmittten dieser Qual (zu deren Schilderung Strauss<br />
wahrhaft unheimliche Klangeffekte verwendet) taucht<br />
aber ein kurzes Motiv auf, hier noch eher als vages<br />
Versprechen: das Motiv der Verklärung.<br />
Das Seitenthema bringt nach dem aufgewühlt-erregten<br />
Hauptthemenbereich sanfte Ruhe: Die Erinnerungen<br />
an das vergangene Leben – die in der Durchführung<br />
mit wachsender Leidenschaft erscheinen<br />
– werden aber immer wieder durch die drohende<br />
„Todesankündigung“ der Posaunen unterbrochen,<br />
bis gegen Ende dieses Abschnitts das Verklärungsthema<br />
in voller Gestalt erklingt. Der letzte Todeskampf<br />
mündet in die hymnisch entfaltete „Verklärung“, in<br />
einen Epilog mit majestätischen C-Dur-Klängen.<br />
Das „Verklärungsthema“ begleitete Strauss sein<br />
ganzes Leben lang. Er verwendete es unter anderem<br />
in seiner symphonischen Dichtung „Ein Heldenleben“<br />
und im Schlusssatz seiner „Vier letzten Lieder“. In<br />
diesem erschütternden „Im Abendrot“ auf ein Gedicht<br />
von Joseph von Eichendorff erscheint das Motiv als<br />
tatsächlich verklärte, bejahende Antwort des 84-jährigen<br />
Komponisten auf die fragende letzte Zeile „Ist<br />
dies etwa der Tod?“. Vierundzwanzig Stunden vor<br />
seinem Tod sagte Richard Strauss seiner Schwiegertochter:<br />
„Merkwürdig, Alice, das mit dem Sterben<br />
ist genauso, wie ich’s in ‚Tod und Verklärung‘ komponiert<br />
hab‘. Merkwürdig ist das...“ – dies waren<br />
Richard Strauss‘ letzte Worte.<br />
Éva Pintér<br />
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