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AUSGABE 2 FEBRUAR <strong>2018</strong><br />

Realistische<br />

Idealistin<br />

Regula Farner<br />

Die Gemeindepräsidentin<br />

von Auswil zeigt im Interview<br />

viele Facetten ihrer<br />

Person.<br />

VERKEHR<br />

Die Strassen der<br />

Zukunft: Weniger<br />

Stau und Abgase<br />

OLYMPISCHE SPIELE<br />

Wie es ist, als Chronist<br />

aus Südkorea zu<br />

berichten.<br />

GESCHICHTE<br />

Vor 200 Jahren:<br />

Spektakulärer Mord<br />

in Langenthal


ZU VERMIETEN<br />

Obersteckholz, Melchnaustrasse 21,<br />

3.5-Zimmerwohnung im 1. OG, 92 m 2<br />

• alle Schlafzimmer mit Parkettboden<br />

• Küche, Bad und Wohnzimmer mit Plattenboden<br />

• grosszügiges Entreé<br />

• Badezimmer mit Badewanne<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler<br />

• kein Balkon<br />

• Parkplätze vorhanden<br />

• oberhalb Restaurant Kreuz<br />

Mietzins: CHF 1060.00 plus Akonto 230.00<br />

*Infos und Besichtigung<br />

Madiswil, Grossmattstrasse,<br />

Hobby- und Mehrzweckboxen<br />

• z.B. als Reparatur- und Tuningwerkstatt,<br />

Lagerraum oder Wohnmobilstellplatz, etc.<br />

• Anzahl Boxen: Total 12<br />

• Massangaben Boxen:<br />

Länge: 8.5 m, Breite: 6 m<br />

• System: Streifenfundament/Bodenplatte<br />

• Stützen: Stahl<br />

• Wände: Stahl/Profilblech<br />

Roggwil, Hofmattenweg 1,<br />

2.5-Zimmerwohnung im 1. OG<br />

• Wohnzimmer und Küche mit Plattenboden<br />

• Schlafzimmer mit Laminat<br />

• Badewanne<br />

• Einbauschränke<br />

• grosser Balkon<br />

• Wohnung ist neu gestrichen<br />

• Estrichabteil<br />

• eine abschliessbare Garage kann<br />

für CHF 100.00/mtl. dazu gemietet werden<br />

1 • Decken: Stahl/Profilblech<br />

⁄1 Inserat • Verfügbar randabfallend<br />

ab sofort<br />

Mietzins: CHF 700.00 plus Akonto 50.00<br />

*Infos und Besichtigung<br />

(210 × 297 mm)<br />

Mietzins: CHF 950.00 plus Akonto 110.00<br />

*Infos und Besichtigung<br />

Muhen AG, Blumenweg 13, 4.5 Zimmer-<br />

Attikawohnung im 2.OG, 130 m 2<br />

• Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche,<br />

Badezimmer mit Plattenboden<br />

• Badezimmer mit grosse Dusche/WC und<br />

Badewanne<br />

• hochwertige Küche<br />

• Gäste WC<br />

• eigene Waschmaschine + Tumbler<br />

• Bodenheizung<br />

• grosszügiges Kellerabteil<br />

• Eigentumsstandard<br />

• zwei Einstellhallenplätze können à je CHF<br />

120.00 dazu gemietet werden<br />

Mietzins: CHF 2300.00 plus Akonto 200.00<br />

*Infos und Besichtigung<br />

Rohrbach, offene Lagerhalle<br />

Ab 500 m 2 offene, überdachte Lagerhalle.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

*Infos und Besichtigung: MB Immobilien AG,<br />

Langenthal, Telefon 062 919 01 08<br />

Wynau, Weiherweg 6,<br />

4.5-Zimmer wohnung im 3. OG, 200 m 2<br />

• Dach-Maisonette-Wohnung<br />

• grosses Wohnzimmer<br />

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• Schwedenofen<br />

• Bad/WC<br />

• Bad/Dusche/WC<br />

• Dusche/WC mit Waschmaschine/Tumbler<br />

• geschlossener Kellerraum mit Lavabo<br />

plus ein zusätzliches Kellerabteil<br />

• Einstellhallenplatz kann à CHF 120.00 dazu<br />

gemietet werden<br />

Mietzins: CHF 1600.00 plus Akonto 250.00<br />

*Infos und Besichtigung<br />

Huttwil, Überbauung Mühleweg (Erstvermietung),<br />

4 x 4.5-Zimmerwohnungen<br />

und 1 x 5.5 Zimmerwohnung<br />

• Die ganze Wohnung mit Platten und<br />

Fussbodenheizung<br />

• Bad/WC<br />

• Dusche/WC<br />

• Balkon<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler<br />

• Einbauschrank Garderobe<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Einstellhallenplatz kann à CHF 100.00 dazu<br />

gemietet werden<br />

Mietzins: Ab CHF 1650.00 plus Akonto 220.00<br />

*Infos und Besichtigung<br />

Rohrbach, Werkstatt<br />

Rund 250 m 2 Werkstattfläche mit grosser<br />

Raumhöhe.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

MB Immobilien AG<br />

Bahnhofstrasse 1 I 4914 Roggwil<br />

www.mb-immo.ch<br />

Tel. 062 919 01 08 I Fax 062 919 01 09


EDITORIAL / INHALT<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

12<br />

Diese Zeilen schreibe ich aus einem Zimmer<br />

des Spitals Region Oberaargau (SRO)<br />

in Langenthal. Als ich am Montag Abend<br />

die Notaufnahme aufsuchte, rechnete ich<br />

nicht damit, mich wenig später auf der Intensivstation<br />

zu finden. Dieses Erlebnis<br />

macht mir klar, wie schnell sich alles ändern,<br />

wie kurzfristig sich alles auf den<br />

Kopf stellen kann. Unser Leben, im einen<br />

Moment noch völlig in Ordnung, kann innerhalb<br />

von Minuten oder gar Sekunden<br />

auf den Kopf gestellt werden. Vergessen<br />

Sie das nie und geniessen Sie deshalb Ihr<br />

Leben. Mir geht es längst wieder besser.<br />

Die Ärzte, Ärztinnen, Schwestern und Pfleger<br />

kriegten dank Fachkompetenz und moderner<br />

Arzneimittelforschung meine Beschwerden<br />

in den Griff. Inzwischen konnte<br />

ich die Intensivstation verlassen und in wenigen<br />

Tagen wird mein Leben wieder normal<br />

sein. Letztendlich ist dieser Aufenthalt<br />

nur eine kurze Episode in einem sonst mit<br />

wenig Problemen beladenen Leben eines<br />

Durchschnittsschweizers.<br />

Ganz andere Schicksalsschläge hatte<br />

Regula Farner gemeinsam mit ihrem Lebenspartner<br />

zu verkraften. Sie erzählt uns<br />

im grossen Interview von ihrem Umgang<br />

damit und auch, wie sie als Künstlerin zur<br />

Gemeindepräsidentin in Auswil wurde.<br />

Aus Auswil stammt auch Klaus Zaugg.<br />

Er berichtet in dieser Ausgabe jedoch von<br />

Pyeongchang, wo die Olympischen Spiele<br />

gerade zu Ende gegangen sind.<br />

4<br />

4 REGULA FARNER<br />

Die unorthodoxe Gemeindepräsidentin<br />

von Auswil<br />

erzählt im Interview von<br />

ihrem Amt, ihren Überzeugungen<br />

und wie ein Unwetter<br />

ihr Leben veränderte.<br />

18 MORD IN LANGENTHAL<br />

Vor 200 Jahren erschütterte<br />

ein Mord Langenthal<br />

und die ganze Schweiz.<br />

Ein Drama um Männerliebe,<br />

Abgründe und die «gute<br />

Gesellschaft».<br />

16<br />

Viel Spass beim Lesen<br />

Ihr Bruno Wüthrich<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: s’Positive AG,<br />

St. Urbanstrasse 31, 4914 Roggwil<br />

Tel. 062 929 24 25<br />

info@spositive.ch<br />

Redaktion: Bruno Wüthrich,<br />

Klaus Zaugg<br />

Geschäftsleitung:<br />

Sebastian Wüthrich<br />

Layout: tnt-graphics AG, 8305 Dietlikon<br />

www.tnt-graphics.ch<br />

Auflage: 69 000 Exemplare<br />

Erscheinung: monatlich<br />

Druck: Swissprinters AG,<br />

4800 Zofingen<br />

Versand: Die Post<br />

12 VERKEHR DER ZUKUNFT<br />

Die Strassen der Zukunft<br />

regulieren den Verkehr –<br />

und sorgen bei den Autos<br />

auch gleich noch für den<br />

nötigen Strom.<br />

16 WUSSTEN SIE SCHON<br />

Über Schlangen in den<br />

Ein kaufszentren, riesige<br />

Ameisenbauten – und warum<br />

Wut-Yoga der neuste<br />

Trend in Kanada ist.<br />

26 OLYMPIA<br />

s’Positive-Redaktor Klaus<br />

Zaugg berichtet aus Südkorea<br />

von den olympischen<br />

Spielen. Reportage aus<br />

einer anderern Welt.<br />

34 DIE SEITE DER LESER<br />

Leserbriefe und Veranstaltungshinweise.<br />

26<br />

18<br />

s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 3


REGULA FARNER<br />

Realitätsnahe<br />

Idealistin<br />

Sie musiziert, singt und spielt mehrere Instrumente.<br />

Sie führt einen Laden für Bachblütentherapien. Und ist<br />

Gemeindepräsidentin von Auswil. s’Positive spricht<br />

mit Regula Farner über ihr Leben, ihre Motivation und<br />

ihren Umgang mit Rückschlägen.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG UND BRUNO WÜTHRICH<br />

FOTOS: PIUS KOLLER<br />

Es regnete in Strömen. Wir hatten<br />

mit Regula Farner abgemacht zum<br />

Interview, fanden jedoch ihr Atelier<br />

nicht gleich. Doch wir wurden erlöst.<br />

Aus einer Türe im Parterre<br />

winkte uns jemand heran und hinein. Wir<br />

trafen eine herzliche und aufgestellte Frau<br />

mit Sinn für feinen Humor und bekamen<br />

einen Kräutertee serviert, aus Kräutern notabene,<br />

die alle selbst gesammelt waren. Wir<br />

haben kaum je einen besseren Tee getrunken.<br />

s’Positive: Wie wird man als Künstlerin,<br />

Familienfrau und Musiklehrerin Gemeindepräsidentin<br />

in Auswil?<br />

Regula Farner: Ich arbeitete drei Jahre in der<br />

Gruppe «Zukunft Auswil» mit. Als es 2016<br />

darum ging, das Gemeindepräsidium neu zu<br />

besetzen, hat man mich dafür angefragt. Mir<br />

war klar, dass Auswil nur solange selbstständig<br />

bleiben kann, als dass wir Leute für all<br />

die Ämter finden. Deshalb habe ich zugesagt.<br />

Sie waren vorher nie aktiv in der Politik?<br />

Nicht in diesem Sinn. Allerdings denke ich,<br />

dass alles eine Wirkung hat – was wir denken,<br />

sagen und tun. Politik ist für mich auch, wie<br />

wir mit uns selber, miteinander und mit dem<br />

Planeten umgehen, unser Verhalten punkto<br />

Konsum, Mobilität, Kommunikation usw.<br />

Und wie ist es, Gemeindepräsidentin zu<br />

sein?<br />

Gut und interessant. Ich muss unter anderem<br />

viele Akten studieren. Aber ich mache das<br />

eigentlich ganz gerne für die Gemeinde und<br />

fühle mich von den Einwohnerinnen und<br />

Einwohnern ernst genommen.<br />

Sie sind also eine Idealistin?<br />

Eine realitätsnahe Idealistin vielleicht, mit<br />

Familie, Kindern und Enkelkindern. Ich stehe<br />

mit beiden Beinen in der Wirklichkeit.<br />

Sie gehören keiner politischen Partei an?<br />

Nein, ich bin parteilos – und ich versuche<br />

unparteiisch zu sein.<br />

Eine realitätsnahe Idealistin, die ohne<br />

Parteiideologie eine Gemeinde führt –<br />

eigentlich die perfekte Politikerin.<br />

Wenn Sie das sagen. Für mich zählen die Menschen<br />

und dass Sachpolitik gemacht wird.<br />

«Auswil kann<br />

nur selbstständig<br />

bleiben, wenn wir<br />

die Leute für all die<br />

Ämter finden. Also<br />

habe ich zugesagt.»<br />

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?<br />

Sehr schöne. Wir besuchen zum Beispiel jedes<br />

Jahr alle Senioren von Auswil, die 80 oder<br />

älter geworden sind. Dann nehme ich meine<br />

Gitarre mit, singe und spiele für und mit den<br />

Jubilarinnen und Jubilaren. Die Leute freuen<br />

sich, wenn sie von einer singenden Gemeindepräsidentin<br />

beglückwünscht werden.<br />

Musizieren Sie auch an der Gemeindeversammlung?<br />

Bei meiner ersten Gemeindeversammlung<br />

spielte ich Querflöte zur Begrüssung. Das<br />

war wohl etwas ungewohnt.<br />

Was hatten Sie gespielt?<br />

Ein paar improvisierte Takte zum Einstieg.<br />

Ich denke, eine Begrüssung kann fröhlich,<br />

kreativ und emotional sein. Eine Jahresrechnung<br />

eher nicht.<br />

Sie haben eine vielfältige Ausbildung. Angefangen<br />

bei der Bäuerinnenschule, dem<br />

Pflegeberuf bis zur Musiklehrerin und<br />

Bachblüten-Therapeutin. Was interessiert<br />

Sie als nächstes?<br />

Wir lernen während des ganzen Lebens. Ich<br />

bin ein interessierter Mensch und wenn<br />

mich etwas anspricht, dann will ich mehr<br />

darüber wissen.<br />

Ihr Atelier an der Fiechtenstrasse in Huttwil<br />

heisst Blütenklang. Wie kommt das?<br />

Ich gebe hier Musikstunden, leite einen Singkreis<br />

und biete Bachblütentherapien an.<br />

4 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


Fühlt sich als Gemeindepräsidentin<br />

ernst genommen:<br />

Regula Farner.<br />

s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 5


REGULA FARNER<br />

Regula Farner<br />

Nach dem Besuch der Diplommittelschule<br />

in Winterthur besuchte Regula<br />

Farner die Bäuerinnenschule auf<br />

Schloss Uster. Es folgte die Krankenpflegeschule<br />

in Zollikerberg und Lausanne.<br />

In der Jungendzeit genoss Regula<br />

über mehrere Jahre Musikunterricht<br />

auf Gitarre, Alt- und Sopranblockflöte.<br />

Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner<br />

Menel Rachdi (ein freischaffender<br />

Kunstmaler und Kulturschaffender in<br />

verschiedenen Sparten) und den gemeinsamen<br />

vier Töchtern, geboren in<br />

den Jahren 1983 bis 1994, lebt sie seit<br />

seit über 20 Jahren im Oberaargau.<br />

Sie ist u. a. Mitbegründerin des Kulturraumes<br />

«Improvisorium» in Huttwil<br />

und unterstützte Menel beim Kulturprojekt<br />

«In 80 Ragen um den Napf».<br />

Zudem war sie von 2000 bis 2011<br />

Gartenverantwortliche des Labyrinthplatz<br />

Zürich im Zeughaushof. 2006<br />

kam Ihre CD «Eisvogel flieg» heraus.<br />

Auf ihrer <strong>Web</strong>site www.eisvogel.ch<br />

steht(leicht gekürzt): «In meiner Kindheit<br />

habe ich viel Liebe erhalten von<br />

meinen Eltern und im Zusammenleben<br />

mit meinen Geschwistern viel gelernt.<br />

In stundenlangen Streifzügen zusammen<br />

mit Freunden durchs Wildbachtobel<br />

konnte ich eine grosse Verbundenheit<br />

entwickeln mit der Natur. Die<br />

Klänge und Töne von Wald, Wiesen<br />

und Feldern haben mich zum Singen<br />

und Klingen inspiriert.»<br />

Zu den Bachblüten kam ich so: Ich suchte<br />

nach immer neuen Teemischungen und<br />

Kräutertinktur-Rezepten. Dann sah ich eine<br />

Ausschreibung für einen Kurs in Bachblütentherapie.<br />

Dieser Kurs hat mich überzeugt.<br />

Was ist ihr nächstes Projekt?<br />

Im Moment bin ich durch die Politik ausgelastet.<br />

Nimmt dieses Amt viel Zeit in Anspruch?<br />

Zwei oder drei Termine pro Woche. In der<br />

Regel muss ich einmal pro Woche in der Gemeindekanzlei<br />

einige Dokumente lesen und<br />

unterschreiben. Alles in allem ergibt das<br />

etwa einen Tag pro Woche.<br />

Auswil ist eine kleine Gemeinde mit 460<br />

Einwohnerinnen und Einwohnern. Gibt<br />

es eine Chance, die Selbständigkeit zu<br />

wahren?<br />

Ich denke schon. Wir müssen darauf achten,<br />

die Finanzen in Ordnung zu halten und alle<br />

Ämter zu besetzen. Inzwischen zeigt sich,<br />

dass sich die ganze «Fusionitis» finanziell<br />

nicht auszahlt. Weil durch Fusion eine grössere<br />

Zentrumsgemeinde entsteht, die dann<br />

die Verwaltung, die Schulen und die Infrastruktur<br />

ausbauen muss. Wird eine Gemeinde<br />

grösser, müssen die Aufgaben professionalisiert<br />

werden. Dies kann in kleinen Gemeinden<br />

im Milizsystem gemacht werden.<br />

Ursprünglich waren die Finanzen der Grund<br />

für die Fusion von Gemeinden.<br />

Sie führten zehn Jahre lang das Projekt<br />

«Labyrinthplatz» in Zürich. Können Sie<br />

uns etwas darüber erzählen?<br />

Es handelte sich um einen Wettbewerb zur<br />

Siebenhundertjahre-Feier der Schweiz im<br />

Jahre 1991. Eine Frauengruppe um die<br />

Künstlerin Agnes Barmettler, die Matriarchatsforscherin<br />

Rosmarie Schmid und die<br />

Philosophin Ursula Knecht reichte das Projekt<br />

ein. Aus der Überlegung, dass es in den<br />

Städten alle möglichen Anlagen und Institutionen<br />

gibt, aber keinen Ort, der von Frauen<br />

gestaltet wird. So ist es zum Labyrinthplatz<br />

im Kasernenhof der Stadt Zürich gekommen.<br />

Sie haben dort einen Garten angelegt<br />

und einen Begegnungsort geschaffen.<br />

Zehn Jahre lang war ich die hauptverantwortliche<br />

Gärtnerin. Der Ort ist nicht ausschliesslich<br />

Frauen vorbehalten: Die Grundregel<br />

ist, dass jede Person respektiert wird<br />

– in ihrer Eigenart, mit ihren Ideen und<br />

Ausdrucksformen.<br />

Woher kommt die Bezeichnung Labyrinth?<br />

Haben Sie einen Irrgarten angelegt?<br />

Nein, nein. Das Wort Labyrinth ist griechisch.<br />

Es hatte vor 5000 Jahren die Bedeutung eines<br />

Versammlungsortes. Der Weg führt ins<br />

Zentrum und wieder hinaus.<br />

Wie kamen Sie zu dieser Tätigkeit?<br />

Anfang der neunziger Jahre spielte ich Musik<br />

zu den Veranstaltungen im Labyrinth. 1999<br />

kam die Anfrage aus Zürich, ob ich die Gar­<br />

6 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


«Ich besuchte<br />

die Bäuerinnenschule<br />

auf Schloss<br />

Uster. Da lernte ich<br />

Kochen, Gärtnern<br />

und Metzgen»<br />

tenverantwortung übernehmen würde. Nach<br />

eingehender Beratung mit der Familie sagte<br />

ich zu. Das war zu einer Zeit, als die Zugfahrt<br />

nach Zürich noch eine halbe Stunde länger<br />

dauerte. Ich nutzte diese Zeit zum Schreiben.<br />

Arbeitsvorbereitung für’s Labyrinth und auf<br />

dem Nachhauseweg schrieb ich ein Tagesprotokoll.<br />

Dadurch habe ich von jedem Tag,<br />

an dem ich dort war, ein Dokument.<br />

Hatten Sie nie den Wunsch, nach Zürich<br />

zu zügeln?<br />

Nein, uns gefällt es hier.<br />

Sie stammen aus dem Zürcher Oberland.<br />

Wie sind Sie erst nach Huttwil und nun<br />

nach Auswil gekommen?<br />

Wir wohnten im Tösstal und waren auf der<br />

Suche nach einer Liegenschaft mit genug<br />

Platz zum Wohnen und für das Atelier. Immer<br />

wenn wir ein Haus gefunden zu haben<br />

schienen, wurde dieses aufgekauft. So suchten<br />

wir schliesslich in der ganzen Schweiz<br />

nach einem Ort mit hoher Lebensqualität.<br />

So sind wir 1985 nach Huttwil und schliesslich<br />

2010 nach Auswil gekommen.<br />

Das tönt wie ein Werbespot für den<br />

Oberaargau und das Napfgebiet.<br />

Ja, die Lebensqualität ist hier hoch. Aber<br />

nicht alle möchten wohl so einfach wohnen,<br />

wie wir dies tun.<br />

Hat diese Region Ihren Mann als Künstler<br />

mehr inspiriert als das Züribiet?<br />

Landschaftlich und auch geologisch gibt es<br />

hier viele Ähnlichkeiten mit dem Tösstal:<br />

Sandstein und Nagelfluh, entlegene Chrächen<br />

und Gräben. Dies sind auch prägende<br />

Elemente für die Menschen.<br />

Wie sind die Menschen im Tösstal und im<br />

Oberaargau?<br />

Ihre Lebensweise ist nach wie vor traditionell<br />

geprägt und folgt zum Teil ungeschriebenen<br />

Regeln. Handkehrum gibt es eine grosse Offenheit<br />

und Toleranz gegenüber Neuem.<br />

Sie haben ihre vier Töchter zu Hause zur<br />

Welt gebracht. War das bei aller Offenheit<br />

und Toleranz für die Oberaargauer nicht<br />

etwas ungewöhnlich?<br />

Ja, zu jener Zeit schon. Es war jedenfalls ein<br />

Problem, einen Arzt dafür zu finden. Man<br />

hat mir damals von einer Hausgeburt abgeraten,<br />

jedoch wurde es dank der Zusage einer<br />

erfahrenen Hebamme möglich. Heute<br />

wird der Wert von Hausgeburten wieder<br />

erkannt.<br />

Wie viel Mut brauchte es, es doch zu tun?<br />

Ich war überzeugt davon, dass es gut ist, in<br />

der vertrauten Umgebung zu gebären und<br />

das Kindlein willkommen zu heissen. Und<br />

mein Mann unterstützte mich darin.<br />

Wollten Sie einst tatsächlich Bäuerin werden?<br />

Ja. Ich habe als Kind oft auf dem Bauernhof<br />

geholfen. Nach der Diplommittelschule in<br />

Winterthur hatte ich genug von der Theorie.<br />

Ich besuchte die Bäuerinnenschule auf<br />

Schloss Uster. Da habe ich Kochen, Gärtnern,<br />

Metzgen und vieles mehr gelernt. Alles hat<br />

mir gut gefallen. Ich wollte etwas tun, was<br />

Hand und Fuss hat und mit der Natur verbunden<br />

ist.<br />

Metzgen Sie immer noch?<br />

Nein, nein. Nur einmal, als wir noch in der<br />

Lochmühle wohnten. Da hatten wir in Zeiten<br />

der Vogelgrippe zu viele Hähne und ich musste,<br />

wegen dem Platz im Stall, einige schlachten.<br />

Aber sonst metzge ich nicht mehr. Ich<br />

führe einen biologisch-vegetarischen Mittagstisch<br />

hier im Atelier Blütenklang.<br />

Erzählen Sie uns davon.<br />

Das Projekt entwickelte sich im Herbst 2007<br />

nach der Flut in der Lochmühle. Nach dem<br />

Hochwasser mietete ich dieses Lokal, in dem<br />

wir jetzt hier sitzen, und kochte für unsere<br />

Familie. An diesem Ort wurden wir nicht<br />

ständig wieder mit den Folgen der Überschwemmung<br />

konfrontiert. Als unsere Kinder<br />

dann in Langenthal das Gymnasium<br />

besuchten und nicht mehr so oft hier waren,<br />

lud ich Freunde ein, mit uns zu essen. An<br />

gewissen Tagen kamen bis zu 20 Personen.<br />

Alles hat sich aus unserem Familientisch<br />

s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 7


REGULA FARNER<br />

heraus entwickelt. Es gefällt mir, Entwicklungen<br />

Raum zu lassen und zu erleben, wie<br />

etwas Neues daraus wachsen kann.<br />

Wer sind Ihre Gäste am Mittagstisch?<br />

Randständige oder Generaldirektoren?<br />

Weder noch. Aber ich hatte während des<br />

Projekts «Labyrinthplatz» in Zürich oft mit<br />

randständigen Menschen zu tun. Das gefiel<br />

mir. Ihre Direktheit und Ehrlichkeit war eine<br />

Herausforderung. Im Umgang mit ihnen<br />

musste ich persönlich überzeugen können<br />

und nicht einfach auf Gesetze verweisen.<br />

Sind Sie Vegetarierin?<br />

Früher ja, heute nicht mehr. Ich esse ab und<br />

zu Fleisch. Wahrscheinlich so wie es früher<br />

war, als man sich in der Woche höchstens<br />

einmal Fleisch leisten konnte. Kreatives Kochen<br />

macht mir viel Spass. Mich interessiert,<br />

was ich Feines ohne Fleisch zubereiten<br />

kann. Ich sammle gerne Wildgemüse. Zum<br />

Beispiel Brennnesseln, Knoblauchrauke,<br />

Brunnenkresse, Bärlauch, Schlüsselblumen,<br />

zarte Linden-, Hasel-, und Buchenblätter<br />

für Salat. Oder Taglilienblüten<br />

zum fritieren und vieles mehr...<br />

Und Pilze?<br />

Ja, aber man muss wissen, wo sie zu finden<br />

sind, und natürlich auch, welche man<br />

essen darf. Ich habe viel vom ehemaligen<br />

Pilzkontrolleur Stuker in Huttwil gelernt.<br />

Wie haben Sie eigentlich Ihren Mann<br />

Menel kennen gelernt?<br />

Vor vierzig Jahren, in der Schule.<br />

War er sozusagen Ihr Schulschatz?<br />

Nicht ganz; wir besuchten gemeinsam die<br />

Mittelschule in Winterthur.<br />

Sie kannten ihn also, bevor er ein Künstler<br />

war?<br />

Er war schon immer Künstler. Er kann gar<br />

nicht anders und hat eine unerschöpfliche<br />

Schaffenskraft. Er malt oder skizziert ständig<br />

oder arbeitet an Gemeinschaftsprojekten.<br />

Letzten Sommer hat er eine ganze Reihe von<br />

Leuten portraitiert, die ihm vor und während<br />

seiner grossen Ausstellung in Trubschachen<br />

beigestanden sind. Er nimmt andere Menschen<br />

ebenso ernst wie seine eigenen Projekte.<br />

Das ist Lebenskunst. Es gehört auch<br />

zu dieser Lebenskunst, dass wir viel Alltägliches<br />

miteinander machen. Wir holen beispielsweise<br />

gemeinsam mit Freunden das<br />

Vielseitig begabt<br />

und begeistert:<br />

Auswils Gemeindepräsidentin<br />

Regula<br />

Farner.<br />

Holz aus dem Wald, spalten es im Team und<br />

geniessen schliesslich auch das Zusammensein<br />

ums Feuer. So erleben wir gemeinsam<br />

den Kreislauf der Dinge.<br />

Wäre Ihr Leben anders verlaufen, wenn<br />

Sie Ihren Mann nie kennen gelernt hätten?<br />

Ja klar.<br />

Wie?<br />

Das weiss ich nicht, eben anders. Manchmal<br />

sagen Menschen: Hätte ich doch dies oder<br />

das anders gemacht. Aber sie können nicht<br />

zurück, um einen anderen Weg zu gehen.<br />

Für mich ist viel wichtiger, was ich in der<br />

jetzigen Situation machen kann und wie ich<br />

meine Zeit im Heute und in Zukunft gestalten<br />

kann.<br />

Sie lernen spielend leicht unterschiedliche<br />

Instrumente. Wie schaffen Sie das?<br />

«Wenn Dich etwas nervt, nimm diese<br />

Energie auf und setze sie kreativ um.<br />

Alles ist Energie; es kommt darauf an,<br />

wie man damit umgeht.»<br />

Aus der Freude, Liebe und Begeisterung heraus.<br />

Und wie könnte ich bei Ihnen ein Instrument<br />

spielen lernen?<br />

Zuerst müssten Sie wissen, welches Instrument<br />

Sie begeistert. Wenn man etwas von<br />

Herzen lernen will, erlernt man es leichter.<br />

Und dann?<br />

Einfach anfangen und nie denken, es gehe<br />

nicht. Es ist ein Unterschied, ob jemand<br />

Lieder begleiten, klassische Stücke oder den<br />

Blues spielen will, oder ob er sich einfach für<br />

die Technik des Instruments interessiert.<br />

Haben Sie auf diese Weise beispielsweise<br />

gelernt, Saxophon zu spielen?<br />

Das war ein anderer Zugang. Wir lebten noch<br />

im Turbinenhaus in der Lochmühle. Die Turbine<br />

im Keller lief geräuschvoll und störte<br />

mich zuweilen. Irgendwann stellte ich mich<br />

neben die Turbine und sagte: Ich kann auch<br />

laut sein! So laut ich konnte, spielte ich das<br />

Saxophon. So habe ich es gelernt.<br />

Ein etwas ungewöhnlicher Umgang mit<br />

Dingen, die nerven...<br />

Wenn Dich etwas nervt, nimm diese Energie<br />

auf und setze sie kreativ um. Alles ist Energie;<br />

es kommt darauf an, wie man damit umgeht.<br />

Wie viele Instrumente spielen Sie?<br />

Lassen sie mich aufzählen: Gitarre, verschiedene<br />

Blockflöten, Querflöte, Indianerflöte,<br />

8 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


ZU VERMIETEN<br />

(ganz oder teilweise)<br />

• Produktionsräume/Büroräume/<br />

Lagerräume<br />

• Totale Nutzfläche 5000 m 2<br />

• 2 Anpass-Rampen<br />

• 43 Parkplätze<br />

• Autobahnanschluss A1 Niederbipp<br />

• Nahe Bahnhof Bannwil<br />

Niederbipp<br />

A1<br />

Kanton Bern<br />

5 Minuten<br />

mit dem Auto<br />

von der A1<br />

entfernt.<br />

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Kanton Solothurn<br />

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REGULA FARNER<br />

«Ich war mit den<br />

Kindern zu Hause,<br />

als das Hochwasser<br />

kam. Wir mussten<br />

durch den Garten<br />

fliehen.»<br />

Saxophon, Geige, ein wenig Klavier, Rasseln,<br />

Trommeln und singen. Ich versuche eigentlich<br />

mit allem zu spielen, was gerade zur<br />

Verfügung steht.<br />

Zu Ihren Auftritten nehmen Sie alle<br />

Instru mente mit?<br />

Ja, am liebsten nehme ich alle mit. Wenn ich<br />

etwa in einer Galerie spiele, weiss ich nicht<br />

im Voraus, wie die Kunstwerke sind und wie<br />

die Stimmung ist. Ich versuche dann, mit<br />

dem passenden Instrument das, was im<br />

Raum ist, als Klang auszudrücken.<br />

Sie produzierten vor einigen Jahren den<br />

Tonträger «Eisvogel flieg».<br />

Es ist eine CD mit selbst geschriebenen und<br />

vertonten Liedern. Ich genoss eine klassische<br />

Gitarren-Ausbildung und spielte mit vielen<br />

guten Leuten. Später sang ich mit unseren<br />

Kindern eigene Lieder. Als ich 40 Jahre alt<br />

wurde, hatte ich das Bedürfnis, diese Lieder,<br />

die so über alle die Jahre entstanden sind,<br />

aufzunehmen. Ein Kollege hatte gerade ein<br />

Studio eingerichtet und so nahm ich mit ihm<br />

zusammen während anderthalb Jahren verschiedene<br />

Lieder auf. Besonders berührend<br />

war für mich dabei, dass Menel und viele<br />

Freunde mitspielten und so meine Lieder<br />

ganz neu interpretierten.<br />

Weshalb der Name «Eisvogel flieg»?<br />

Weil damals in der Lochmühle oft ein Eisvogel<br />

vor unserem Fenster sass. Als ich einmal<br />

mit der CD-Produktionsfirma telefonierte,<br />

schaute er zum Fenster herein. Das war<br />

der Impuls für diesen Namen. Es ist vielleicht<br />

ein Zufall, dass Pro Natura 2006 den Eisvogel<br />

als Tier des Jahres deklarierte.<br />

Was dem Verkauf geholfen hat?<br />

Das weiss ich nicht. Die Hälfte der produzierten<br />

CDs haben wir verkauft oder verschenkt.<br />

Die andere Hälfte hat das Hochwasser<br />

mitgenommen.<br />

Dieses Hochwasser 2007 hatte auf Ihr Leben<br />

eine einschneidende Wirkung.<br />

Unsere Familie hatte Glück im Unglück: Viele<br />

Menschen aus Huttwil und der ganzen<br />

Schweiz haben uns geholfen. Ich sagte jeweils:<br />

Es sind Engel mit Gummistiefeln,<br />

Handschuhen und Schaufeln gekommen.<br />

Diese Solidarität hat uns getragen, sie bleibt<br />

uns in leuchtender Erinnerung. Für diese<br />

Hilfe danken wir allen von Herzen!<br />

Wie erlebten Sie dieses Hochwasser?<br />

Ich war mit unseren Kindern alleine zu<br />

Hause, als das Hochwasser kam. Wir<br />

mussten durch den Garten und über<br />

den Zaun fliehen. Als wir oben am<br />

Hang standen und hinunterschauten,<br />

dachte ich: Solche Fluten gibt es sonst<br />

in Bangladesch oder anderswo. Nun passiert<br />

es bei uns und wir müssen es nehmen,<br />

wie es ist. Zwar hatten wir versucht, noch<br />

zu retten, was zu retten war. Möglichst viele<br />

von Menels Werken hatten wir in die oberen<br />

Stockwerke getragen. Aber die Flut liess<br />

uns zu wenig Zeit. Bei den Aufräumarbeiten<br />

sassen wir mit den Leuten, die uns halfen,<br />

jeden Abend zusammen und alle konnten<br />

erzählen, was sie an diesem Tag erlebt hatten.<br />

So konnte die Schockverarbeitung gleich<br />

beginnen. Die Traurigkeit blieb zwar bestehen,<br />

aber sie war besser zu ertragen. Die<br />

Arbeit von Jahren ging verloren. Viele Künstlerfreunde<br />

halfen uns, Gemälde zu retten.<br />

Drei Jahre später verlor Menel durch einen<br />

Brand die andere Hälfte seines Werks. Es<br />

Regula Farner vor<br />

dem Bild eines<br />

Eisvogels, das<br />

ihr Mann Menel<br />

gemalt hat.<br />

blieben nur noch die Bilder, die sich gerade<br />

an Ausstellungen befanden.<br />

Wie kamen Sie über diese Verluste hinweg?<br />

Wir waren geschockt und traurig, aber auch<br />

gefordert. Menel verlor fast alle Bilder, die<br />

während Jahrzehnten entstanden waren. Es<br />

war auch so etwas wie der Verlust seines<br />

gemalten Lebens-Tagebuches. Noch heute<br />

gibt es Situationen, da wird uns wieder bewusst:<br />

Dieses oder jenes Bild gibt es nicht<br />

mehr. Aber Menel malt neue Gemälde. Ich<br />

kenne niemanden, der eine so grosse Schaffenskraft<br />

hat wie er.<br />

Aber jetzt ist es gut oben auf dem Rohrbachberg.<br />

Ja, hier haben wir eine wunderbare Lebensqualität.<br />

Wir leben und arbeiten hier und es<br />

passt.<br />

Sie brauchen im Luftschloss keine Luxusgüter<br />

zur Ablenkung.<br />

Nein.<br />

Auch keinen Fernseher?<br />

Wenn wir Fernsicht brauchen, gehen wir<br />

nach draussen und schauen über’s Tal in die<br />

Berge. Das ist Luftschloss-Fernsehen : Wind,<br />

Weite und Visionen.<br />

10 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


Ob Eiswürfel oder<br />

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WISSEN<br />

Auf diesen<br />

Strassen<br />

fahren wir morgen<br />

2016 wurden auf den Schweizer Nationalstrassen<br />

24 066 Staustunden registriert – das ist eine<br />

Verdoppelung im Vergleich zu 2009. Doch Rettung<br />

naht: Die Strassen werden intelligent.<br />

TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />

Stellen Sie sich vor, es regnet in Strömen<br />

oder es schneit, was runter<br />

mag, und Sie sind mit Ihrem Wagen<br />

unterwegs. Was wäre, wenn es technische<br />

Systeme gäbe, die auf das<br />

Wetter reagieren und sich ihm sofort anpassen<br />

würden? Gefriert das Wasser, könnte<br />

zum Beispiel zuvor gespeicherte Wärme die<br />

Strassenoberfläche enteisen. Sensoren würden<br />

dies regeln. Den Strom hätte die Strasse<br />

zuvor selbst erzeugt. Dank der Solarzellen<br />

im Strassenbelag. Ein Traum? Science-Fiction?<br />

Nein, keineswegs! Ein Teil dieser Träume<br />

ist heute bereits realisiert, wenn auch<br />

noch nicht vor unserer Haustür. Und in Zukunft<br />

wird noch viel mehr möglich sein.<br />

Experten von mehr als 30 europäischen<br />

Strassenforschungs-Instituten haben in einer<br />

Studie skizziert, wie die Verkehrswege der<br />

Zukunft aussehen sollen. Das Ergebnis ist die<br />

«Forever Open Road», eine Strasse, die sich<br />

extremen Witterungsbedingungen anpassen<br />

kann, die mit sauberer Energie arbeitet und<br />

Technologie nutzt, um mit Fahrern und<br />

Stras senbetreibern zu kommunizieren.<br />

Künftig sollen Strassen völlig anders entworfen<br />

und betrieben werden.<br />

Foto: shutterstock.com/JaySi<br />

12 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


Digitale<br />

Stauprävention:<br />

Fliessen viele<br />

Informationen,<br />

fliesst auch der<br />

Verkehr besser.<br />

Aus der Theorie soll nun Wirklichkeit werden.<br />

In verschiedenen europäischen Laboren<br />

entstehen derzeit modulare Einheiten, die<br />

nach dem Prinzip des Baukastensystems in<br />

den Asphalt eingesetzt werden sollen. Die<br />

ersten Anwendungen sollen ungefähr im<br />

Jahr 2<strong>02</strong>5 zu erwarten sein.<br />

Bereits heute im Einsatz sind Sensoren,<br />

die den Betreibern übermitteln, wie es den<br />

Fahrbahnen geht. Sie sind in die unterschiedlichen<br />

Strassenschichten eingebettet, wo sie<br />

Temperatur, Belastung, Feuchtigkeit und<br />

Wasserstand messen, und dabei reparaturbedürftige<br />

Stellen erkennen. Ein Erfassungssystem<br />

am Fahrbahnrand leitet die Informationen<br />

digital an die Wartungsstellen weiter.<br />

Eine so ausgerüstete Strasse kann also jederzeit<br />

Daten liefern.<br />

Heutiger Standard ist jedoch, dass Messfahrzeuge<br />

ungefähr alle zwei Jahre registrieren,<br />

wie es den Strassen geht. Doch diese Daten<br />

genügen nicht, um sichere Prognosen zu<br />

stellen. Die Strassenoberfläche wird zwar<br />

mithilfe von Lasern und hochauflösenden<br />

Kameras gescannt, aber eben nur von oben.<br />

Mit der neuen, in die Fahrbahnschichten<br />

eingebauten Technologie lässt sich auch<br />

s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 13


WISSEN<br />

Die erste Solarstrasse der Welt ist 1 Kilometer<br />

lang und befindet sich in der Normandie (F).<br />

unter die Oberfläche schauen. Wenn es in<br />

Zukunft beim Fahren holpert, kennen Baufirmen<br />

schon längst den Grund dafür. So<br />

können sie den Riss im Asphalt beheben,<br />

bevor ein grossflächiger Schaden entsteht.<br />

So lässt es sich enorm Kosten sparen.<br />

HOLLAND MACHTS VOR<br />

Strassen können mehr sein als ein Untergrund.<br />

Dies haben Entwickler aus den Niederlanden<br />

gezeigt. Seit etwas mehr als zwei<br />

Jahren gibt es dort einen Radweg, der Strom<br />

produziert. Seine Oberfläche funktioniert<br />

wie ein grosses Solarpanel, das aus einzelnen<br />

Modulen besteht. Eine transparente<br />

Schutzschicht deckt die zerbrechlichen Solarzellen<br />

ab. Die so gewonnene elektrische<br />

Energie landet direkt in den Steckdosen der<br />

Anwohner, denn die Einheiten sind an das<br />

öffentliche Stromnetz angeschlossen. Im<br />

ersten Betriebsjahr lieferte die «SolaRoad»<br />

auf einer 70 Meter langen Strecke 9800 kWh<br />

Energie. Dies reicht aus, um drei niederländische<br />

Haushalte zu versorgen.<br />

ZUSATZINFOS<br />

33 Stunden im Stau pro Jahr<br />

Schweizer Autofahrer haben<br />

2015 gemäss einer<br />

Studie im Schnitt mehr<br />

als dreissig Stunden in<br />

Staus verschwendet.<br />

Damit belegte die<br />

Schweiz europaweit den<br />

5. Platz. An der Spitze der<br />

unrühmlichen Statistik<br />

steht Belgien mit durchschnittlich<br />

44 Staustunden.<br />

Dahinter klassierten<br />

sich auf der Rangliste des<br />

Verkehrsdatenanbieters<br />

Inrix die Niederlande (39),<br />

Deutschland (38) und<br />

Luxemburg (33).<br />

«Stauhauptstadt» London<br />

Anders als in den meisten<br />

der 13 analysierten europäischen<br />

Ländern nahmen<br />

die Stauzeiten hierzulande<br />

zu. Die Schweiz rückte damit<br />

auf der «Trafic Scorecard»<br />

um einen Rang in<br />

die Top 5 des Jahres 2015<br />

vor. Dort liegt sie gleichauf<br />

mit Grossbritannien.<br />

«Stauhauptstadt» Europas<br />

ist London. Autofahrer<br />

mussten sich dort 2015<br />

während 101 Stunden gedulden.<br />

Mit 73 Staustunden<br />

folgt Stuttgart, die<br />

Um die Abgase zu<br />

reduzieren, hat «Eurovia»<br />

einen Strassenbelag<br />

entwickelt,<br />

der Stickstoffoxide<br />

neutralisiert.<br />

Nach demselben Prinzip funktioniert die erste<br />

Solarstrasse der Welt. Die als Teststrecke<br />

konzipierte Strasse befindet sich bei Tourouvre<br />

au Perche in der französischen Normandie.<br />

Auf einem 1000 Meter langen Abschnitt<br />

bedeckt der Strassenbelag «Wattway» etwa<br />

2800 Quadratmeter Fläche. Dies reicht aus,<br />

um einen Ort mit ca. 5000 Einwohnern zu<br />

beleuchten. Noch einen Schritt weiter wollen<br />

die Macher der «Forever Open Road» gehen.<br />

Heimat von Porsche und<br />

Daimler.<br />

In der Schweiz schaffte es<br />

von den vier untersuchten<br />

Ballungsräumen (Basel,<br />

Genf, Lugano, Zürich) keiner<br />

in die Top 15 der verkehrsreichsten<br />

Metropolregionen.<br />

Inrix verglich nach eigenen<br />

Angaben die Verkehrsgeschwindigkeiten<br />

in<br />

96 Städten Europas auf<br />

insgesamt einer Million<br />

Strassenkilometern, und<br />

zwar innerorts und auf<br />

Autobahnen.<br />

Der von dieser Strasse generierte Strom soll<br />

Elektrofahrzeuge während der Fahrt aufladen,<br />

so die Vision. Ermöglichen soll dies ein<br />

Strassenbelag, der die Energie auf das Fahrzeug<br />

überträgt. Wie dies in Zukunft funktionieren<br />

könnte, demonstriert der Bahnhersteller<br />

Bombardier. Er hat Ladestationen entwickelt,<br />

an denen elektrische Fahrzeuge ihre<br />

Batterien induktiv aufladen können. Induktiv<br />

bedeutet kontaktlos. Kabel werden keine benötigt.<br />

Ein unterirdisch verlegter Sender erzeugt<br />

Schwingungen. Diese lassen ein elektromagnetisches<br />

Feld entstehen, auf das eine<br />

Aufnahmespule an der Unterseite des Fahrzeuges<br />

reagiert. Über die Verbindung gelangt<br />

der Strom in den Akku. Diese Technik wird<br />

zum Beispiel in Mannheim (DE) bereits genutzt.<br />

Zwei Fahrzeuge der Linie 63 transportieren<br />

dort seit Mai 2015 Passagiere abgasfrei<br />

und ausschliesslich mit Induktionsstrom.<br />

FAHRBAHNEN REINIGEN DIE LUFT<br />

Stickstoffoxide tragen zur Bildung von Feinstaub<br />

bei und belasten damit die Atemwege.<br />

Um bis zum endgültigen Umstieg aller Verkehrsmittel<br />

auf Elektroantrieb einen Teil der<br />

Abgase zu reduzieren, hat «Eurovia» einen<br />

Strassenbelag entwickelt, der Stickstoffoxide<br />

neutralisiert. Der innovative Belag enthält<br />

den Katalysator Titandioxid. Treffen Sonnenstrahlen<br />

auf die Strassenoberfläche, aktiviert<br />

das Titandioxid den Sauerstoff in der<br />

Umgebungsluft. Damit reagieren wiederum<br />

die die Stickstoffoxide, so dass ungiftiges<br />

Nitrat entsteht.<br />

In Kiel (DE) findet die Deckschicht bereits<br />

Anwendung. Der Hersteller garantiert, in<br />

einer Stunde mindestens vier Milligramm<br />

Stickstoffoxide pro Quadratmeter umzuwandeln.<br />

Die Welt wird damit zwar nicht gerettet,<br />

doch in Kiel fiel die Belastung an den betroffenen<br />

Strassen unter den kritischen Wert.<br />

In Ballungszentren ist der Strassenverkehr<br />

eine der Hauptursachen für Stickstoffoxide.<br />

In die Höhe schnellen die Werte vor allem<br />

Fotos: Wikipedia/Bombardier<br />

14 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


dann, wenn der Verkehr stockt. Staus schaden<br />

aber nicht nur der Umwelt, sie sind auch<br />

teuer. 1,6 Milliarden Franken kosten sie die<br />

schweizerische Volkswirtschaft pro Jahr. Die<br />

Kosten entstehen vor allem durch Zeitverlust,<br />

aber auch durch zusätzlich verbrauchten<br />

Treibstoff sowie durch die entstehenden Umweltschäden<br />

und Unfallfolgen, wie die Bundesämter<br />

für Raumentwicklung (ARE) und<br />

für Strassen (ASTRA) berechneten.<br />

E-Busse der LInie<br />

63 in Mannheim<br />

beziehen den<br />

Strom direkt von<br />

der Strasse.<br />

PERSONALISIERTE INFORMATION<br />

Kosten reduzieren und Zeit sparen soll die<br />

«Forever Open Road», indem sie mit Auto<br />

und Fahrer kommuniziert. Dabei soll die<br />

Strasse Daten von Fahrzeugen und Smartphones<br />

sammeln und daraus wiederum Verkehrsinformationen<br />

liefern, um die Fahrzeuge<br />

automatisch zu navigieren. Jedes Auto<br />

funktioniert dabei wie ein Messfahrzeug, das<br />

den Zustand der Strasse in Echtzeit an ein<br />

Kommandosystem übermittelt, das die Informationen<br />

von Auto, Strasse und Fahrer bündelt.<br />

Die Fahrer, die – um ihre Route personalisieren<br />

zu lassen – das Ziel ihrer Reise<br />

sowie spezielle Wünsche bereits zuvor eingegeben<br />

haben, erhalten alle wichtigen Hinweise<br />

auf ihr Smartphone.<br />

Mit all diesen Informationen kann das<br />

System zum Beispiel Staus vorbeugen und<br />

Unfälle vermeiden. Registriert es ein erhöhtes<br />

Verkehrsaufkommen, leitet es die Fahrer<br />

um und passt die Geschwindigkeit an. Der<br />

Vorteil gegenüber herkömmlichen Navigationssystemen:<br />

Die smarten Strassen wissen<br />

nicht nur, wo sich ein Auto befindet, sondern<br />

auch, wohin und wie schnell die anderen<br />

Fahrzeuge unterwegs sind. Melden die Sensoren<br />

eines Fahrzeuges einen Strassenschaden,<br />

erfahren es auch die anderen sofort.<br />

Die europäischen Strassenforschungs-<br />

Institute arbeiten in ihren Laboren mit Hochdruck<br />

daran, all diese Ideen möglichst bald<br />

Wirklichkeit werden zu lassen. Die Strasse<br />

der Zukunft soll ein hochmodernes Kommunikationssystem<br />

werden, das mit sauberer,<br />

selbst erzeugter Energie läuft. Dabei ist es<br />

nur ein Teil der Vision, den Menschen möglichst<br />

schnell an sein Ziel zu bringen.<br />

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s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 15


WUSSTEN SIE SCHON<br />

DAS GROSSE RÄTSEL IM SUPERMARKT:<br />

Welches ist die schnellste Schlange?<br />

1<br />

Geht es Ihnen auch zuweilen so: Im Supermarkt<br />

stehen wir bestimmt immer in der<br />

langsamsten Kassenschlange. Doch s’Positive<br />

schafft jetzt Abhilfe. Zumindest teilweise.<br />

Denn in New York, wo alles immer sehr<br />

schnell gehen muss, hat die «New York<br />

Times» Marktforscher und Statistiker nach<br />

Möglichkeiten gefragt, wie wir schneller<br />

durchs Ziel laufen können. Hier die Erkenntnisse:<br />

Stellen Sie sich lieber hinter zwei volle<br />

Wagen als hinter mehrere Kunden mit nur<br />

wenigen Artikeln. Die meiste Zeit frisst nämlich<br />

das Hallosagen, Bezahlen, sich verabschieden.<br />

Das Scannen dauert dagegen viel<br />

weniger lang. Von neun Arbeitsstunden eines<br />

Kassierers entfallen auf das Scannen nur<br />

etwa dreieinhalb Stunden. Peilen Sie die<br />

Lage. Ältere Kunden zahlen gern bar und<br />

kramen lange nach dem Kleingeld. Paare<br />

können zu zweit schneller einpacken. Stellen<br />

Sie sich bei Kassiererinnen an die Kasse.<br />

Denn sie sind schneller als ihre männlichen<br />

Kollegen.<br />

RÄTSELHAFTER HAUFEN:<br />

Was steckt in einem Ameisenhaufen?<br />

Gehören Sie auch zu jenen Menschen, die<br />

an einem Ameisenhaufen nichts Organisatorisches<br />

erkennen können? Keine Bange:<br />

Sie gehören einer grossen Mehrheit an. Doch<br />

Zeichentrickfilme, die Ameisenhaufen als<br />

Anlagen mit grossen, durch Tunnel verbundenen<br />

Sälen darstellen, kommen der Wirklichkeit<br />

sehr nahe. Ein Bau besteht tatsächlich<br />

aus vielen Räumen und Kammern. Alle<br />

haben verschiedene Aufgaben. Einer ist für<br />

die Königin reserviert, einer dient als Speisekammer,<br />

einer als Brutkammer, wo die<br />

Eier aufbewahrt werden. Oft gibt es auch<br />

«Gärten», in denen Pilze gezüchtet werden.<br />

Die Eingänge zu den Korridoren werden von<br />

«Soldaten» bewacht. Sie werden bei Kälte<br />

geschlossen und im Sommer geöffnet, um<br />

die Lüftung des Baus zu sichern. Die unterirdischen<br />

Anlagen können enorme Dimensionen<br />

aufweisen. Sie reichen oft mehr als fünf<br />

Meter in die Tiefe. Als Forscher einmal Rauch<br />

in eine der Gänge leiteten, sahen sie ihn in<br />

70 Metern Entfernung wieder aufsteigen.<br />

Solche gewaltigen Kolonien haben mehrere<br />

Königinnen, die pro Tag bis zu 1000 Eier<br />

legen.<br />

2<br />

Fotos: shutterstock.com/fizkes, Andrey Burkov, I. Rottlaender<br />

16 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


WUSSTEN<br />

SIE SCHON?<br />

3<br />

FUNKTIONIERT DAS?<br />

Aggressionsabbau mit Wut-Yoga<br />

Haben Sie Yoga schon mal mit Bier und Heavy Metal in Verbindung<br />

gebracht? Wohl eher nicht. Normalerweise sind Sie mit Wasser und<br />

harmonisierenden Klängen näher dran. Doch Wut-Yoga stellt so ziemlich<br />

alles auf den Kopf, was die übliche Yoga-Welt bisher auszeichnete.<br />

Immerhin bleiben die Übungen (Asanas) gleich. Aber statt Ruhe<br />

herrscht eine aggressive Stimmung. Es wird gepöbelt, Dampf abgelassen<br />

und auch mal der Stinkefinger gezeigt. Die Idee stammt von der<br />

Kanadierin Lindsay Istace, und sie nannte es Rage-Yoga. «Es ist wie<br />

normales Yoga und es gibt keine neuen Übungen. Wir wollen einfach<br />

nur den Emotionen freien Lauf lassen und Menschen ermutigen, sich<br />

ihre Spannungen vom Leib zu fluchen, während sich Yoga machen.<br />

Lindsay Istace, ausgebildete Akrobatin in Calagary erlebte die herkömmlichen<br />

Yogastunden als zu ernst, einschüchternd und emotionslos<br />

und setzte kurzerhand ihr eigenes Konzept dagegen. Passend zu<br />

ihrem unorthodoxen Vorgehen finden ihre Kurse derzeit im Hinterzimmer<br />

einer Kneipe statt. Im Anschluss an das Training können die<br />

Yogaschüler im «Dickens Pub» bei Bier und Burgern gemeinsam den<br />

Kurs ausklingen lassen. Das Konzept zieht. Die Kurse sind kompeltt<br />

ausgebucht. Yoga-Anfänger, Yoga-Lehrer, Studenten, Hausfrauen,<br />

Businessmänner und -frauen: Die Klientel ist bunt und über 18 Jahre<br />

alt (erst ab diesem Alter dürfen in Kanada Kneipen betreten werden).<br />

Istaces Yoga-Kurse gibt es inzwischen auch im Netz.<br />

s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 17


HISTORY<br />

Mord und<br />

«Männerliebe»<br />

in Langenthal<br />

Der Oberaargau war nie eine heile Welt. In Langenthal<br />

kommt es im September 1817 zu einem der<br />

spektakulärsten Mordfälle des 19. Jahrhunderts.<br />

Es geht um Masslosigkeit, Prominenz, Betrug<br />

und Homosexualität. Am Ende steht ein Todesurteil.<br />

Fotos: Marcel Bieri, anagoria<br />

18 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


Die Leiche des Mörders Franz Desgouttes wurde aufs<br />

Rad geflochten.<br />

Jahre 2001 hat der Historiker Pirmin Meier die ganze<br />

Geschichte im historischen Report «Mord, Philosophie<br />

und die Liebe der Männer» auf 347 Seiten noch einmal<br />

dokumentiert.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG<br />

Im Bären in<br />

Langenthal fand<br />

die Bluttat 1817<br />

statt.<br />

Die Entwicklung hin zu einer humaneren<br />

Gesellschaft können wir am ehesten an den<br />

Sitten und Bräuchen der Justiz erkennen.<br />

Das grausige, heute gänzlich unvorstellbare<br />

Geschehen fand vor 200 Jahren vor unserer<br />

Haustüre statt.<br />

Die öffentliche Hinrichtung des Langenthaler Anwaltes<br />

Johann Franz Nikolaus (genannt Franz) Desgouttes<br />

wird am Dienstag, 30. September 1817, «auf dem Markt<br />

zu Aarwangen» vollzogen. Zuerst wird er erdrosselt, danach<br />

gerädert. Sein Körper bleibt bis am Abend auf dem<br />

Rad ausgestellt, und wird – so lautete das Urteil des Berner<br />

Oberappellationsgerichts – «dann aber abgenommen<br />

und nach dem Schindanger geschleift».<br />

Dieser Kriminalfall ist ausserordentlich gut dokumentiert.<br />

Franz Desgouttes führte nicht nur Tagebuch. Vor<br />

seiner Hinrichtung schrieb er auch seine Memoiren im<br />

Gefängnis noch zu Ende. Der Fall wird zudem in zwei<br />

Büchern aufgearbeitet. Heinrich Hössli (1784–1864)<br />

verfasst 1836 das Werk «Eros oder die Männerliebe der<br />

Griechen». Das Buch wird umgehend verboten und jahrelang<br />

unterdrückt. Es ist eine der weltweit ersten Abhandlungen<br />

über die Homosexualität (Männerliebe). Im<br />

Einerseits der brillante Doktor<br />

der Rechte, andererseits der<br />

dem Alkohol und Drogen verfallene<br />

Verbrecher.<br />

DAS DOPPELLEBEN DES ADVOKATEN<br />

Der Advokat Franz Desgouttes (1765 – 1817) führte ein<br />

Doppelleben in der Art von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.<br />

Einerseits der ehrbare, brillante Doktor der Rechte aus<br />

bestem Hause, der 1816 fast Staatsanwalt geworden wäre.<br />

Andererseits der dem Alkohol und sexuell aufpeitschenden<br />

Drogen verfallene, mehr und mehr keine Grenzen<br />

kennende Verbrecher. Bevor er – als einer der letzten<br />

Geräderten Europas – für den Mord an seinem Schreibstuben-Gehilfen<br />

öffentlich hingerichtet wird, hält er vom<br />

Blutgerüst herab noch eine flammende Rede an die gaffende<br />

Menge.<br />

Der Fall ist gut dokumentiert. Tatort ist der «Bären»<br />

zu Langenthal. Dem Wirtshaus, in dem heute traditionell<br />

die Langenthaler Fasnacht eröffnet wird. Die Tat wird in<br />

den frühen Morgenstunden des 29. Juli 1817 begangen.<br />

An einem Langenthaler Marktdienstag. «In ebenso rasenden<br />

als sich widersprechenden Empfindungen ergriff<br />

ich ein Messer […] und mit einer cannibalischen Wildheit<br />

begab ich mich zu dem Unglücklichen, welcher sanft<br />

schlief; ich betastete vorsichtig die Stelle seines Herzens,<br />

und stiess den Mordstahl in seine Brust.» Die Worte eines<br />

Mörders. Festgehalten in den Memoiren, kurz vor seiner<br />

öffentlichen Hinrichtung in Aarwangen verfasst.<br />

s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 19


HISTORY<br />

Es ist eine Tat, deren wahre Hintergründe lange verschwiegen<br />

werden. Vielleicht, weil in den ganzen Mordfall<br />

auch Prominenz – zwei spätere Regierungsräte – verwickelt<br />

ist: Hans-Ulrich Leibundgut vom Schoren, Lehrling<br />

bei Franz Desgouttes Anwaltskanzlei, und Karl Schnell,<br />

aus Burgdorf, ein Freund und Studienkollege des Mörders.<br />

Der reiche Lebemann Franz<br />

Desgouttes in Langenthal kann<br />

für eine Flasche Wein von jungen<br />

Männern alles bekommen.<br />

Beide haben zwar nichts mit dem Mord zu tun, stehen<br />

aber in einer ganz besonderen Beziehung zum Hingerichteten.<br />

Für die Zeitgenossen ist es ein Raubmord.<br />

EIN EIFERSUCHTSDRAMA UNTER MÄNNERN<br />

Sicher aber werden die dem Gericht bekannten Hintergründe<br />

geheim gehalten, weil der Täter homosexuell ist.<br />

Es ist kein Raubmord. Es ist ein Eifersuchtsdrama unter<br />

Männern. Vor 200 Jahren ein schwerer gesellschaftlicher<br />

Makel. Kommt dazu: Der 32-jährige Advokat, der mitten<br />

in Langenthal mordet, ist nicht irgendwer. Franz Desgouttes<br />

stammt aus den höchsten Kreisen. Er ist Doktor<br />

Juris und ein Bernburger. Hoch begabt, gebildet, belesen<br />

und charismatisch. In Langenthal führt er ein Anwaltsbüro.<br />

Franz Desgouttes hat das Büro von seinem 1816<br />

verstorbenen Vater übernommen, der als Gerichtsschreiber<br />

zu den vermögendsten Bürgern im Dorf gehörte.<br />

Es sind dunkle Zeiten. Im Winter 1816/17, dem Winter<br />

vor dem grausamen Mord, herrscht in der Schweiz eine<br />

grosse Hungersnot. Die Bauern müssen einen bedeutenden<br />

Teil ihres Viehs ins Schlachthaus treiben. Die Qualität<br />

des Fleisches ist schlecht, der Preis tief. Die Not ist<br />

in einzelnen Kantonen so gross, dass sich die Ärmsten<br />

von gesottenem Gras ernähren. Verzweifelte Menschen<br />

aus dem Haslital erhalten die Erlaubnis, in Langenthal<br />

zu musizieren. Was im Klartext heisst: Sie dürfen betteln.<br />

PROFITEUR DER WIRTSCHAFTLICHEN NOT<br />

Angesichts einer solchen Not ist es nicht verwunderlich,<br />

dass der reiche Lebemann Franz Desgouttes in Langenthal<br />

für eine Flasche Wein von jungen Männern alles<br />

bekommen kann. Und in seinem Keller lagern viele Flaschen<br />

Ryffwein des Spitzenjahrgangs 1811. Er schenkt<br />

Wein aus und pflegt, wie er später eingestehen wird, mit<br />

verschiedenen jungen Männern «unzüchtigen» Umgang.<br />

Er tarnt sich oft mit falschen Namen wie Johannes<br />

Madliger, Jakob Kummer oder Jakob Herzig. Ab und zu,<br />

und wenn er genügend berauscht ist, nimmt er auch mit<br />

Frauen vorlieb. So sagt er nach der Tat vor dem Untersuchungsrichter<br />

aus, dass ihm in Langenthal ein Mädchen<br />

bekannt war, das er «beschlafen» konnte. Aber am<br />

liebsten treibt er es mit einem Mann, der einen Knaben<br />

spielt. Die verbotene Knabenliebe hat er wohl im Pfarrhaus<br />

Lützelflüh während eines Aufenthalt beim Vorgänger<br />

von Albert Bitzius (Jeremias Gotthelf) entdeckt. Dort<br />

liest er nach eigenen Angaben nicht nur religiöse Schriften,<br />

sondern auch Romane und ergötzt sich bei der Beschreibung<br />

einschlägiger Sünden. Hier kommt er auch<br />

mit dem gleichen Geschlecht in Kontakt. «In Lützelflüh<br />

anno 1801 habe ich einen kleinen Knaben zu verschiedenen<br />

Mahlen missbraucht; derselbe ist aber längst, und<br />

nicht von daher, verstorben.»<br />

ZUSATZINFOS<br />

Die letzte Hinrichtung in unserem Land<br />

Am 4. Oktober 1851 wird Johann<br />

Hünig in Aarwangen wegen<br />

Meuchelmordes hingerichtet.<br />

Es ist das letzte Todesurteil<br />

im Oberaargau. Zehn Jahre<br />

später kommt es am 9. Dezember<br />

1861 in Bern zur letzten<br />

Hinrichtung im Kanton. Der<br />

Mörder Johann Kläntschi wird<br />

enthauptet. Aber es ist noch<br />

lange nicht das Ende der Todesstrafe<br />

in der Schweiz.<br />

1874 wird mit der revidierten<br />

Bundesverfassung die Todesstrafe<br />

für das ganze Gebiet der<br />

Eidgenossenschaft zwar verboten.<br />

Aber bereits 1879 wird<br />

den Kantonen bewilligt, auf ihrem<br />

Gebiet die Todesstrafe<br />

wiedereinzuführen. Mit der<br />

Einschränkung, sie nicht gegen<br />

Jugendliche und schwangere<br />

Frauen anzuwenden. Luzern,<br />

Uri, Schwyz, Freiburg, Schaffhausen,<br />

Appenzell i.R, St. Gallen<br />

und Wallis nahmen die Todesstrafe<br />

wieder ins Gesetz<br />

auf. Bis zum endgültigen Verbot<br />

im Jahre 1940 kommt es<br />

während 60 Jahren noch zu<br />

neun Hinrichtungen. Die allerletzte<br />

wird am 18. Oktober<br />

1940 in Sarnen vollzogen. Der<br />

geständige Mörder Hans<br />

Vollenweider wird mit der<br />

Guillotine enthauptet. Sein<br />

Pech: am 3. Juli 1938 hatten<br />

die Schweizer Stimmbürger<br />

mit 54 Prozent Mehrheit für<br />

die Abschaffung der Todesstrafe<br />

in Friedenszeiten votiert.<br />

Aber das Gesetz trat erst am 1.<br />

Januar 1942 in Kraft. Über das<br />

Drama um die letzte Hinrichtung<br />

in der Schweiz hat Carlo<br />

von Ah ein Buch verfasst («Der<br />

letzte Schnitt»). Seit 1992 ist<br />

in der Schweiz die Todesstrafe<br />

auch in Kriegszeiten abgeschafft.<br />

Der Mörder<br />

Hans Vollenweider<br />

wurde<br />

1940 in Sarnen<br />

hingerichtet.<br />

20 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


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HISTORY<br />

Die Ausbildung führt ihn nicht nur nach Lützelflüh, sondern<br />

auch nach Thun, Zofingen, Aarau und Lausanne.<br />

Mehr als einmal wird er bei Diebstählen erwischt. Trotzdem<br />

finanziert ihm der Vater schliesslich ein Studium<br />

der Juristerei an der berühmten Universität Tübingen,<br />

wo der spätere Mörder 1806 seine Dissertation schreibt.<br />

Hier leistet er sich einen teuren Lebenswandel. Eine unglückliche<br />

Liebschaft – er betet ausnahmsweise eine<br />

junge Frau an – und Betrügereien zwingen ihn jedoch,<br />

Tübingen fluchtartig zu verlassen. Er wohnt vorerst bei<br />

seinem reichen Onkel Isaak in Bern. Erst 1809 kehrt er<br />

zu seinen Eltern nach Langenthal zurück und arbeitet<br />

nun in der Anwaltskanzlei seines Vaters.<br />

DAS UNERBITTLICH EHRLICHE TAGEBUCH<br />

Die Art und Weise, wie der Advokat ab 1809 denkt und<br />

arbeitet, beschreibt er in seiner vor der Hinrichtung verfassten<br />

Lebensgeschichte mit unerbittlicher Ehrlichkeit<br />

so: «Die Jugend verführen, falsche Unterschriften machen,<br />

die ungerechtesten und anstössigsten Prozesse<br />

suchen, skrupellos gemeine Geschäfte betreiben, die jeder<br />

anständige Anwalt ablehnen würde, das war mir Spielerei.»<br />

Und das im beschaulichen Langenthal.<br />

Dr. jur. Franz Desgouttes gilt zwar als brillanter Anwalt,<br />

taugt aber mit seinem verschwenderischen, ungezügelten<br />

Lebenswandel nicht zum Geschäftsmann. Um<br />

den drohenden Konkurs abzuwenden, muss er im Sommer<br />

1817 das Haus seines Vaters verkaufen.<br />

Neben der «Lebens- und Bekehrungsgeschichte des<br />

Doktors der Rechte F. D.» – so nennt er seine im Angesicht<br />

des Todes im Gefängnis verfasste Autobiographie – bleibt<br />

Langenthal:<br />

vor 200 Jahren<br />

Schauplatz eines<br />

schaurigen<br />

Mordes.<br />

auch das Tagebuch des «am 30. September 1817 zu Aarwangen<br />

im Kanton Bern hingerichteten Diebes und Mörders»<br />

erhalten. Darin hat Franz Desgouttes fast bis zum<br />

Schluss aufgeschrieben, was er tat, was ihn bewegte, was<br />

er fühlte. So vertraut er im Frühling 1817 seinem Tagebuch<br />

an, man dränge ihn von allen Seiten, endlich zu<br />

heiraten: «Damit meine Umgebungen fröhlich sein und<br />

Immer unerträglicher wird ihm<br />

der Gedanke, seine Schreibstuben-<br />

Hilfe könnte ihn verlassen. Es<br />

endet im Mord aus Eifersucht.<br />

lustig und bequem leben können, soll ich elend sein.»<br />

Nein, sein Herz schlägt wirklich nicht für Frauen. Der<br />

Langenthaler Rechtsgelehrte lebt nur noch für seinen<br />

Angestellten, den 22jährigen Daniel Hemmeler. Eine<br />

Liebe, die aber unerwidert bleibt. Denn der aus ärmlichen<br />

Verhältnissen stammende Mitarbeiter geht lieber<br />

zu Viktoria Dennler, der Tochter des legendären Landarztes<br />

Andreas Dennler.<br />

Immer unerträglicher wird Franz Desgouttes der<br />

Gedanke, seine Schreibstuben-Hilfe könnte ihn verlassen.<br />

Am Mittwoch, 16. Juli 1817 zügelt die verschuldete<br />

Kanzlei Desgouttes in den – 1929 abgerissenen –<br />

«Bären»-Stock. In der Nacht nach der «Husröiki» (der<br />

Einweihungsparty) von Freitag, 18. Juli auf Samstag,<br />

19. Juli 1817, vergeht sich Franz Desgouttes ein weiteres<br />

Mal an «seinem» Daniel Hemmeler, den er mit Alkohol<br />

und Opiaten betäubt hat. Doch das reicht ihm nicht.<br />

Laut seinem Geständnis missbraucht er in der gleichen<br />

Nacht auch noch seinen total alkoholisierten und sich<br />

im Tiefschlaf befindenden Lehrbuben Hans-Ulrich Leibundgut<br />

aus Schoren, den späteren Berner Regierungsrat.<br />

«Er lag zufälligerweise in meinem Bett […] Leib<br />

und Gut schlief hart, und ich glaube nicht, dass er wach<br />

geworden darob.»<br />

DIE HALBHERZIGE FLUCHT<br />

Zehn Tage später, am Dienstag, 29. Juli 1817, tötet Franz<br />

Desgouttes schliesslich Daniel Hemmeler im «Bären»<br />

mit drei Messerstichen seines Militärsackmessers. «In<br />

ebenso rasenden als sich widersprechenden Empfindungen<br />

ergriff ich ein Messer […] und mit einer cannibalischen<br />

Wildheit begab ich mich zu dem Unglücklichen,<br />

welcher sanft schlief; ich betastete vorsichtig die Stelle<br />

seines Herzens, und stiess den Mordstahl in seine Brust.<br />

Der Unglückliche stiess ein Geschrei aus; ich bedeckte<br />

ihm den Mund mit einem Schnupftuch; er warf einen<br />

schmerzlichen Blick auf mich, dessen Andenken nicht<br />

von mir weicht, und verschied. Ich war mit Blut befleckt;<br />

dieser Anblick brachte mich so ausser mich vor Wuth,<br />

dass ich mein Messer hinwarf, und indem ich meine<br />

bluttriefenden Hände wusch, zu dem Leichnam trat, den<br />

ich beschimpfte und mit einer beispiellosen Rohheit<br />

misshandelte. Nach und nach kam ich zu mir, und<br />

Schmerz ergriff mich. Ich drückte ihm die Augen zu,<br />

Foto: Marcel Bieri<br />

22 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


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HISTORY<br />

nahm seine schon erkaltete Hand, und sprach zu ihm<br />

einige Worte, deren ich mich nicht mehr entsinne.»<br />

Der Mörder flieht Richtung Aarwangen. Er verhält<br />

sich völlig unerklärlich. Es scheint, als suche er seine<br />

Verhaftung. Statt so bald als möglich die Kantonsgrenze<br />

zu überqueren, macht er beim Hardhof Halt. Der erste<br />

Mensch, der ihm auf der Flucht begegnet, ist ein etwa<br />

achtjähriges Mädchen. Er spricht es an, schenkt ihm ein<br />

Stück Zucker, geht mit ihm zum Bauernhaus und lässt<br />

sich von der Bäuerin Bier geben. Er bezahlt fürstlich,<br />

verlässt den Hof aber bei der Ankunft des Bauern fluchtartig.<br />

Weiter geht die Flucht nach Mumenthal. Der Alkohol<br />

wirkt, seine Füsse werden langsam schwer. Noch<br />

am gleichen Tag wird der Mörder im Schatten eines<br />

Kirschbaumes liegend aufgegriffen und in die Mörderzelle<br />

des Schlosses Aarwangen geführt. Endlich kann er<br />

beichten. Er erzählt den Verhörrichtern von der Not,<br />

erzählt von seinen seelischen Abgründen.<br />

REUMÜTIGE REDE VOR DER HINRICHTUNG<br />

Am 17. September 1817 wird im Schloss Aarwangen das<br />

Todesurteil gefällt. Doch Franz Desgouttes will bis zu<br />

seiner Hinrichtung seine Memoiren fertig geschrieben<br />

haben. Er zieht deshalb das Urteil weiter und gewinnt<br />

so zehn Tage Lebenszeit. Am 27. September 1817 beschliesst<br />

das Oberappellationsgericht: «Dass der obgenannte<br />

Verbrecher F.D. […], nachdem ihm die zum Heil<br />

seiner Seele dienliche Unterweisung ertheilt worden, auf<br />

dem Markte zu Aarwangen hingerichtet, und zwar zuförderst<br />

bis zum erfolgten Tode erdrosselt, hiernächst<br />

aber gerädert werden, sein Körper bis zum Abend auf<br />

dem Rade ausgestellt bleiben, dann aber abgenommen<br />

und nach dem Schindanger geschleift werden soll.»<br />

Die Hinrichtung findet am 30. September 1817 statt.<br />

Für Franz Desgouttes ist nicht das Galgenfeld vorgesehen,<br />

sondern der Marktplatz bei der Riedgasse, wo die<br />

Postkutschen anhalten, in der Nähe des Tierlihuses.<br />

Doch bevor er getötet wird, hält er eine feurige, reumütige<br />

Rede. Darin dankt er ausdrücklich für das harte<br />

Urteil und warnt die vielen Schaulustigen unter anderem<br />

vor den Gefahren des Romanlesens. Franz Desgouttes<br />

ist der zweitletzte Schweizer, der gerädert wird. Als<br />

letzter Eidgenosse wird der Schneidergeselle Niklaus<br />

Glauser am 20. Juli 1822, wie Desgouttes wegen Meuchelmords,<br />

im bernischen Fraubrunnen erwürgt, gerädert<br />

und verscharrt.<br />

Literatur<br />

• «Mord, Philosophie und die Liebe der Männer» von<br />

Pirmin Meier.<br />

• «Langenthal». Berner Heimatbücher, von J.R. Meier.<br />

• «Berns moderne Zeit – das 19. und 20. Jahrhundert<br />

neu entdeckt» von Peter Martig.<br />

• Mehrere Ausgaben der Reihe «Jahrbuch für das<br />

Oberaargau».<br />

MASSENHINRICHTUNG<br />

Die unheimliche Faszination fürs Böse<br />

Ein blutiges Drama hat im<br />

Kanton Bern letztlich zu Abschaffung<br />

der Todesstrafe geführt.<br />

Auch viele Oberaargauer<br />

dürften vor Ort gewesen sein.<br />

Am 8. Juli 1861 kommt es in<br />

Langnau im Emmental zu einer<br />

Vierer-Hinrichtung. Die verurteilten<br />

Deliquenten, die an diesem<br />

8. Juli auf das Schafott<br />

geführt werden, sind der<br />

Schuhmacher Jakob Wyssler,<br />

seine Frau Verena Wyssler, der<br />

Bauer Jakob Stucki und dessen<br />

Knecht Samuel Krähenbühl.<br />

Getrieben von materieller Not<br />

und erbittertem Streit hatten<br />

die vier am 15. Februar 1860<br />

den Bauern Andreas Schlatter<br />

auf seinem Hof in Signau erschlagen<br />

und ausgeraubt.<br />

Am 14. Juni 1861 wird das<br />

Todesurteil gefällt und der<br />

Grosse Rat lehnt ein Gnadengesuch<br />

ab. Am Morgen des 8.<br />

Juli um 04.00 Uhr werden die<br />

Verurteilten in Langnau zur<br />

Richtstätte im Ramserengraben<br />

geführt. Getreu den gesetzlichen<br />

Vorgaben in Form einer<br />

Prozession. An der Spitze des<br />

Zugs reitet der aus Rheinfelden<br />

herbeigeholte Scharfrichter.<br />

Hinter ihm rumpelt eine<br />

Kutsche mit Regierungsstatthalter,<br />

Amtsschreiber und Weibel.<br />

Dahinter folgen zu Fuss<br />

die vier Verurteilten, begleitet<br />

von je zwei Geistlichen. Den<br />

Schluss der Prozession bilden<br />

52 Mann der Infanterie, 6 Dragoner<br />

und 23 Gendarmen.<br />

Nacheinander steigen die Verurteilten<br />

aufs Schafott, wo sie<br />

vom Scharfrichter enthauptet<br />

werden. Die Leichen der Hingerichteten<br />

werden in einem<br />

Korbwagen in das anatomische<br />

Institut nach Bern gebracht.<br />

Die Zahl der Schaulustigen<br />

wird auf sage und schreibe<br />

12 000 geschätzt – eine so<br />

grosse Menschenmenge hat es<br />

in Langnau für ein Ereignis<br />

vorher nicht und nachher nie<br />

mehr gegeben. Aber diese unheimliche<br />

Faszination fürs Böse<br />

verstört die Menschen. Das<br />

grausige Schauspiel führt zu<br />

heftiger Kritik in den Zeitungen<br />

und zu einem Meinungsumschwung.<br />

Noch im gleichen<br />

Jahr wird im Kanton Bern die<br />

Todesstrafe abgeschafft.<br />

Die Wirbelsäulen der vier Hingerichteten sind heute am Institut<br />

für Medizingeschichte der Universität Bern aufbewahrt. Kleine<br />

Schwerter zeigen, wo der Scharfrichter zuschlug.<br />

Foto: Adrian Moser<br />

24 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


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OLYMPISCHE SPIELE<br />

SPORT AUF<br />

EINEM<br />

ANDEREN<br />

PLANETEN<br />

Olympische Spiele unterscheiden sich<br />

fundamental von anderen Sportveranstaltungen.<br />

Weil sie auf einem anderen<br />

Planeten stattfinden. Von einem, der zum<br />

13. Mal auszog, um über die olympischen<br />

Spiele zu berichten.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG<br />

Wer zu olympischen Spielen<br />

reist, kommt auf einem anderen<br />

Planeten an. Es ist<br />

eine Reise in eine Parallelwelt,<br />

und für die Spiele im<br />

Februar <strong>2018</strong> beginnt sie anderthalb Jahre<br />

vorher, im Hochsommer 2016.<br />

Wer als Chronist zu den Spielen zugelassen<br />

werden möchte, muss sich akkreditieren.<br />

Weil die Organisatoren die Verpflichtung<br />

eingehen, alle akkreditierten Personen<br />

visafrei einreisen zu lassen – Sportler, Funktionäre,<br />

Medienschaffende –, braucht es<br />

eine lange Vorlaufzeit. Das Akkreditierungsgesuch<br />

läuft höchstwahrscheinlich durch<br />

alle möglichen Polizeicomputer, Behördenstellen<br />

und Geheimdienste – damit sichergestellt<br />

ist, dass nur reinkommt, wer frei von<br />

Sünde ist.<br />

Jedes Land hat eine bestimmte Anzahl<br />

Medienplätze zu vergeben. Die Schweiz ist<br />

dreisprachig und bekommt ein Kontingent<br />

von etwas mehr als 100 Plätzen. Swiss Olympic,<br />

der nationale Sportverband, vergibt die<br />

Plätze an das schreibende und sendende<br />

Personal.<br />

Hat der Chronist also dieses Auswahlverfahren<br />

erfolgreich überstanden, macht er<br />

sich auf den Weg in diese andere Welt. Die<br />

olympischen Organisatoren bauen für eine<br />

kurze Zeit eine nahezu perfekt funktionierende<br />

Parallelwelt auf. Planet Olympia. Wer<br />

sich nicht bewusst dieser Welt entzieht,<br />

merkt es kaum mehr.<br />

Es ist ein Leben in einem geschlossenen<br />

System. Abgeschottet von der Wirklichkeit<br />

des Alltags und mit der totalen Überwachung<br />

im Sinne des alten George Orwell<br />

(«1984»). Das ist der Unterschied zu einem<br />

«gewöhnlichen» Sportanlass: einer Eishockey-WM,<br />

einem Töff-GP, einem Tennisturnier<br />

oder einem grossen Fussballspiel. Solche<br />

Anlässe sind in das Alltagsleben einer<br />

Stadt integriert. Der Chronist lebt und isst<br />

und schläft in der Stadt. So ist es auch bei<br />

Foto: zVg<br />

26 s’Positive 2/ <strong>2018</strong>


Akkreditiert für<br />

die Olympischen<br />

Spiele: Klaus Zaugg<br />

in Pyeongchang.<br />

einer Fussball-WM in den verschiedenen<br />

Austragungsorten. Nur die olympischen<br />

Spiele bauen dieses umfassende, in sich geschlossene<br />

System mit eigenem Transportund<br />

Kommunikationssystem und eigenen<br />

Unterkünften (olympische Dörfer) auf.<br />

Wer es zynisch mag: Als Chronist bei den<br />

Spielen in Südkorea ist das Leben nicht viel<br />

anders als für einen Touristen in Nordkorea.<br />

Nur dass die Isolation des olympischen Besuchers<br />

im Süden freiwillig ist. Er kann,<br />

wenn er denn will, das geschlossene System<br />

zwischenzeitlich verlassen. Im Norden hingegen<br />

ist die Isolation staatlich verordnet<br />

und es gibt keinen Ausgang.<br />

In der Mixed-Zone: Nationalmannschafts-Captain Raphael Diaz gibt Auskunft.<br />

s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 27


OLYMPISCHE SPIELE<br />

Wer zu den Spielen reist, wird gleich nach<br />

der Ankunft am Flughafen empfangen, registriert<br />

und mit einer olympischen Identität<br />

versehen. Ohne diesen olympischen Pass mit<br />

Bild und Chip, den er fortan um den Hals<br />

trägt, kann er den Planeten Olympia nicht<br />

betreten und dort weder mit dem Bus fahren<br />

noch zum Frühstücksbuffet gehen, nicht in<br />

seine Unterkunft im Mediendorf gelangen<br />

und schon gar nicht die Arbeitsräume und<br />

Tribünen in den Stadien betreten.<br />

Vom internationalen Flughafen in Seoul<br />

fährt er mit der Eisenbahn im reservierten<br />

Waggon (nicht plombiert wie einst bei Lenins<br />

Reise vom Zürcher Hauptbahnhof nach<br />

St. Petersburg, aber reserviert) direkt in die<br />

olympische Welt und wird bei der olympischen<br />

Unterkunft empfangen, eingewiesen<br />

und noch einmal registriert.<br />

ABGEKOPPELT VON DER REALITÄT<br />

Von nun an hat er alles, was er zum Leben<br />

braucht, und es steht ihm ein olympisches<br />

Bus-Transportsystem zur Verfügung. Die<br />

Zwei olympische<br />

Oberaargauer unter<br />

sich: Klaus Zaugg<br />

und Rolf Bichsel<br />

(rechts) von der<br />

Agentur SDA.<br />

Weil so viel los ist – die Spiele sind wie eine Anhäufung<br />

unzähliger Weltmeisterschaften –, stellt sich<br />

bald einmal eine euphorische Atemlosigkeit ein,<br />

befeuert durch permanenten Schlafmangel.<br />

Bus se fahren von der Unterkunft direkt zu<br />

den verschiedenen Wettkampfstätten. Man<br />

ist nun für etwas mehr als zwei Wochen unter<br />

sich mit Medienschaffenden, olympischen<br />

Helden und Versagern, mit Funktionären.<br />

Es ist wie ein Chronisten-Klassentreffen<br />

mit einem olympischen Wiedersehen<br />

alle zwei Jahre bei den Spielen im Sommer<br />

und im Winter.<br />

Nach ein paar Tagen entwickelt sich bei<br />

diesem gigantischen Sportspektakel eine seltsame<br />

neue Wirklichkeit, abgekoppelt von der<br />

Wirklichkeit der Welten. Die Storys werden<br />

sehr oft von zu Hause angeregt. Wie es hier<br />

vor Ort aussieht, wie die Spiele verlaufen –<br />

das sehen die Medien-Bürogeneräle daheim<br />

am TV-Schirm und in den sozialen Kanälen<br />

und wollen es auch so dargestellt wissen. Und<br />

so wird von hier aus vielfach eine künstliche,<br />

ferngesteuerte Wirklichkeit wiedergegeben.<br />

Weil so viel los ist – die Spiele sind wie<br />

eine Anhäufung unzähliger Weltmeisterschaften<br />

– stellt sich bald einmal eine euphorische<br />

Atemlosigkeit ein, befeuert durch<br />

permanenten Schlafmangel. Von Arena zu<br />

Arena, dort in der Mixed-Zone, dem Kontakthof<br />

der olympischen Medienwelt.<br />

Schnell, schnell ein paar Worte eines olympischen<br />

Helden oder einer olympischen Heldin<br />

einfangen (macht nichts, wenn es der<br />

bare Unsinn ist, Hauptsache ein Zitat) und,<br />

allez hopp, zum nächsten Spektakel. Zwischendrin<br />

muss die Story geschrieben werden.<br />

Es ist wie das Leben in einer Zentrifuge,<br />

die alles beschleunigt. Atemlos. Schlaflos.<br />

Gedankenlos?<br />

Von Nordkorea habe ich im gleichen Zeitraum<br />

mehr mitbekommen als jetzt in der<br />

«olympischen Blase» von Südkorea. Ein Erlebnis<br />

hat mich allerdings bereits in der ersten<br />

Woche stärker beeindruckt als alle sportlichen<br />

Wettkämpfe.<br />

Nord- und Südkorea treten mit einem<br />

gemeinsamen Frauen-Eishockeyteam an.<br />

Mich haben die Hintergründe interessiert.<br />

Gute Beziehungen schaden nur jenen, die<br />

keine haben. Dr. René Fasel vermittelt mir<br />

ein Gespräch im streng abgeschirmten Hotel<br />

der IOC-Fürsten. Er gehört zum innersten<br />

Machtzirkel des Weltsports. Seit 1994 präsidiert<br />

er den internationalen Eishockey-Verband<br />

(IIHF) und sitzt im IOC. Er ist mit<br />

Wladimir Putin per Du und er hat den Nordkorea-Deal<br />

eingefädelt.<br />

WERTVOLLER KONTAKT<br />

René Fasels Karriere begann in den 1980er-<br />

Jahren als Schiedsrichter. Gerne erzählt er<br />

eine Episode aus seiner Anfangszeit. Er hatte<br />

eine Partie der Langnauer zu leiten, die<br />

damals noch als SC Langnau auftraten (heute<br />

SCL Tigers). «Als ich nach dem Spiel vom<br />

Eis kam, sagte mir auf dem Weg zur Garderobe<br />

ein Funktionär: Fasu, du bisch ä Gigu.<br />

Das habe ich nie vergessen. Ich wusste damals<br />

gar nicht, was ein Gigu ist.» Nun, der<br />

«Gigu» hat seither ganz ordentlich Karri­<br />

28 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


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OLYMPISCHE SPIELE<br />

ere gemacht. Wir verabreden uns also zum<br />

Essen im IOC-Hotel. Das ist noch einmal eine<br />

ganz eigene Welt auf dem Planeten Olympia.<br />

Es braucht eine Spezialbewilligung, um hereinzukommen.<br />

Bald ist mir klar, warum. Zu<br />

viele wichtige Leute. Sicherheitsrisiko. Am<br />

Nebentisch speist Ex-Kanzler Gerhard Schröder<br />

mit seiner koreanischen Freundin. Ich<br />

hatte ihn lange Zeit gar nicht bemerkt, und<br />

zum Glück habe ich keine meiner dummen<br />

Lieblingssprüche über unsere kriegerischen<br />

teutonischen Nachbarn gemacht. Item, das<br />

Interview mit dem nordkoreanischen Sportgeneral,<br />

einem Vertrauten Kims, ist auf bestem<br />

Wege.<br />

In der Ruhe der<br />

Unterkunft im<br />

Mediendorf lässt es<br />

sich besser dichten.<br />

DER ANRUF VON KIM<br />

Aber dann überstürzen sich die Ereignisse.<br />

US-Vizepräsident Mike Pence hat soeben in<br />

Japan offiziell verkündet, man werde nun<br />

die Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea<br />

verschärfen. Das ganze olympische Theater<br />

(gemeint ist die weltweite Aufmerksamkeit<br />

für das gemeinsame Koreanische Frauen-<br />

Hockeyteam) interessiere ihn nicht.<br />

Nun wird es hektisch. Unser nordkoreanischer<br />

Gesprächspartner, eben noch freundlich<br />

und gut gelaunt, bekommt einen Telefonanruf<br />

und ist nicht mehr ansprechbar. Er<br />

entschuldigt sich mit zitternder Stimme und<br />

eilt davon, quer durchs Restaurant, dem Ausgang<br />

und wohl seinem Zimmer zu. Mit an<br />

Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />

war Kim persönlich am Hosentelefon – und<br />

ich verpasse die einmalige Gelegenheit, so<br />

an die direkte Nummer des grossen Vorsit­<br />

zenden heranzukommen. Wird die nordkoreanische<br />

Delegation nach dieser Verbalattacke<br />

des US-Vize abreisen? Wird nichts mit<br />

dem gemeinsamen Frauen-Hockeyteam?<br />

Drei Stunden lang ist alles in der Schwebe.<br />

Dann das grosse Aufatmen: Die Nordkoreanerinnen<br />

und Nordkoreaner bleiben.<br />

Aber an ein Interview ist nicht mehr zu denken.<br />

Macht nichts. Es war ja trotzdem interessant,<br />

und das Essen – nun halt mit René<br />

Fasel – hat vorzüglich geschmeckt. Und<br />

bezahlen musste ich auch nicht. Diese Episode<br />

mag zeigen, wie manchmal auch tagelange<br />

Bemühungen um eine gute Story vergeblich<br />

sein können. Und wie läuft es mit<br />

den olympischen Heldinnen und Helden?<br />

Kann der Chronist mit ihnen Kaffee trinken<br />

und plaudern, wann immer er möchte?<br />

Nein, natürlich nicht. Er ist eingebunden in<br />

die grosse olympische Medienmaschine.<br />

Eine seriöse Vorbereitung auf die Wettkämpfe<br />

wäre nicht möglich, wenn ständig irgendein<br />

medialer «Schtürmicheib» (die weibliche<br />

Form kenne ich leider nicht und kann der<br />

politischen Korrektheit daher nicht Genüge<br />

tun) vorbeikäme.<br />

Deshalb gibt es ein oder zwei Tage vor<br />

dem Wettkampf eine ganz offizielle Me­<br />

ZUSATZINFOS<br />

Von Calgary 1988 bis Pyeongchang <strong>2018</strong><br />

Von der Steinzeit in die Gegenwart<br />

in 30 Jahren. 1988 war<br />

ich bei den olympischen Spielen<br />

in Calgary zum ersten Mal<br />

als Chronist dabei.* Für die inzwischen<br />

nicht mehr existierende<br />

Fachzeitung «Sport».<br />

Ach, es waren die goldenen<br />

Jahre des schreibenden Personals.<br />

Die Zeitungen waren<br />

Gelddruckmaschinen. Die Kassen<br />

voll. Selbstverständlich<br />

flogen wir in der Businessklasse<br />

nach Kanada. Die Spesenpauschale<br />

für die kleinen Ausgaben<br />

nebenbei betrug 200<br />

Schtutz. Heute, 30 Jahre später,<br />

quetschen sie alle in die<br />

engen Sitze der Economy-Klasse.<br />

Übrigens auch das Personal<br />

des staatstragenden Fernsehens.<br />

Wohlweislich, kurz vor<br />

der No-Billag-Abstimmung.<br />

1988 gab es weder Hosentelefone<br />

noch Internet. In den Medienzentren<br />

sorgte das Klappern<br />

von Schreibmaschinen<br />

für den Klangteppich. Es gibt<br />

zwar erste Laptops mit einer<br />

Speicherkapazität von 20 000<br />

Zeichen und der Möglichkeit,<br />

per Telefon die Texte zu übermitteln.<br />

Aber es sind rare technische<br />

Wunderwerke, und niemand<br />

glaubt so recht daran,<br />

dass diese sich dereinst durchsetzen<br />

könnten. Das geschriebene<br />

und gedruckte Wort ist<br />

«Gospel», die Wahrheit. Die<br />

Chronisten (und wenigen Chronistinnen)<br />

stehen in hohem<br />

Ansehen. Sie machen die Meinung.<br />

In diesen Zeiten sprach<br />

man noch ehrfürchtig von der<br />

«Power of the Pen», von der<br />

Kraft und Macht der Feder.<br />

Diese herrlichen Zeiten dauerten<br />

bis und mit den Spielen<br />

von 2006 in Turin. Dann setzt<br />

sich das Internet durch. 2004<br />

wird Facebook gegründet und<br />

hat heute mehr als zwei Milliarden<br />

Mitglieder. Spätestens<br />

ab den Spielen von 2014 erkennen<br />

die Stars und sonstigen<br />

Mächtigen im Sport, dass sie<br />

die Medien nicht mehr brauchen<br />

und stattdessen auf den<br />

Kanälen der sozialen Netze mit<br />

dem Publikum kommunizieren<br />

können.<br />

Die Macht der Feder gibt es<br />

nicht mehr. Nun zählt wieder<br />

mehr die Kunst der Feder. Die<br />

Kunst, eine Geschichte zu erzählen.<br />

«Storytelling». Seit Anbeginn<br />

der Zeiten ist es ein<br />

Grundbedürfnis des Menschen,<br />

eine Geschichte zu hören oder<br />

zu lesen. Und es braucht jemanden,<br />

der diese Geschichte<br />

erzählt. Und das ist die edle<br />

Aufgabe des Chronisten im 21.<br />

Jahrhundert. Aber er hat nicht<br />

die Freiheit der Poeten und<br />

Dichter. Er sollte seine Geschichten<br />

nicht erfinden. Sondern<br />

einfach erzählen, was<br />

war. Das Leben schreibt ja immer<br />

noch die besten Storys.<br />

Erst recht auf dem Planeten<br />

Olympia.<br />

* Der Chronist hat vor Pyeongchang<br />

<strong>2018</strong> bereits über die<br />

olympischen Spiele in Calgary<br />

(1988), Albertville (1992), Atlanta<br />

(1996), Nagano (1998),<br />

Salt Lake City (20<strong>02</strong>), Athen<br />

(2004), Turin (2006), Peking<br />

(2008), Vancouver (2010),<br />

London (2012), Sotschi (2014)<br />

und Rio (2016) berichtet.<br />

30 s’Positive 2/ <strong>2018</strong>


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OLYMPISCHE SPIELE<br />

Vor Ort haben so ziemlich alle<br />

den gleichen Wissensstand, die<br />

gleichen Aussagen. Medialer<br />

Einheitsbrei halt. Deshalb<br />

verlegt der moderne Chronist<br />

mehr auf «Storytelling».<br />

Die Organisation<br />

ist nahezu perfekt.<br />

Die Busse fahren von<br />

der Unterkunft direkt<br />

zu den Wettkampfstätten.<br />

dienkonferenz. Die Athletinnen und Athleten<br />

stehen für eine gute Stunde Red und<br />

Antwort. Nach dem Wettkampf kommen die<br />

olympischen Helden in die Mixed Zone und<br />

stehen wiederum Red und Antwort. Wenn<br />

alles vorüber ist, nach den offiziellen Feierlichkeiten,<br />

wird noch einmal ein Treffen mit<br />

dem Nachrichtenzug organisiert. Ausserhalb<br />

dieser «festen Besuchszeiten» gibt es nur in<br />

Ausnahmefällen Interview-Termine.<br />

So haben so ziemlich alle vor Ort den<br />

gleichen Wissensstand, die gleichen Aussagen.<br />

Medialer Einheitsbrei halt. Deshalb<br />

verlegt der moderne Chronist, um sich aus<br />

dem «Mainstream» zu lösen, mehr auf «Storytelling».<br />

Der Ausdruck ist das Modewort<br />

für «Geschichten erzählen.» Also möglichst<br />

wortgewaltig beschreiben, was er sieht und<br />

hört. Und auf Analysen. Also auf eine<br />

Einordnung von dem, was passiert, was<br />

geleistet worden ist. Das ist aber nur für<br />

jene möglich, die eine gewisse Erfahrung<br />

haben. Und dafür ist Vorarbeit nötig: sich<br />

vor den Spielen mit den kommenden olympischen<br />

Helden unterhalten. Wenn noch<br />

Zeit dafür ist.<br />

Der Chronist ist sozusagen der Minnesänger<br />

des 21. Jahrhunderts. Er erzählt dem Volke<br />

in möglichst kurzweiliger Form von den Vorgängen<br />

an den königlichen Höfen des<br />

Sports. Dabei ist er bemüht, sich nicht den<br />

Zorn der Herrschenden zuzuziehen und<br />

doch so zu tun, als sei er absolut unbestechlich<br />

und nur der Wahrheit verpflichtet. Zum<br />

Glück gibt es einen ganz wesentlichen Unterschied<br />

zu den Minnesängern im Mittelalter.<br />

Damals wurden die Geschichten als<br />

Gesänge vorgetragen. Ich muss nicht singen.<br />

Gottseilobunddank.<br />

ZUSATZINFOS<br />

Die besten Winterspiele aller Zeiten?<br />

Es ist üblich, dass die olympischen<br />

Spiele jeweils als «die<br />

besten aller Zeiten» bezeichnet<br />

werden. Das wird mit<br />

ziemlicher Sicherheit auch<br />

<strong>2018</strong> der Fall sein. Das Prädikat<br />

«die besten aller Zeiten»<br />

ist oft ein Zeichen der Dankbarkeit<br />

und Anerkennung gegenüber<br />

dem Gastgeberland.<br />

Im Fall von Pyeongchang wird<br />

es ein verdientes Lob sein. Die<br />

Organisation ist nahezu perfekt.<br />

Die Busse fahren fast so<br />

pünktlich wie die eidgenössischen<br />

Eisenbahnen, die Arbeitsräume<br />

sind grosszügig<br />

ausgestattet, die Kommunikationssysteme<br />

funktionieren und<br />

die Unterkünfte im Mediendorf<br />

– in der Vergangenheit oft<br />

spartanisch – sind grosszügig<br />

und hell.<br />

Perfekte Planung – fast<br />

Die Koreaner haben eine kluge<br />

Philosophie. Sie sagen, es sei<br />

wichtig, alles perfekt zu planen.<br />

Aber nur zu etwa 80 Prozent.<br />

Damit noch etwas Freiraum<br />

für Improvisation bleibt.<br />

Und hilfreich ist auch das koreanische<br />

Prinzip «Sofort, sofort».<br />

Es ist unschicklich, jemanden<br />

warten zu lassen. Auf<br />

perfekten Service wird grossen<br />

Wert gelegt und dazu gehört,<br />

dass der Kunde nicht warten<br />

muss. Es gilt als Beleidigung,<br />

jemandem Trinkgeld zu geben.<br />

Der perfekte Service gilt als<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

Das Organisationstalent, verbunden<br />

mit der freundlichen<br />

Hilfsbereitschaft der Koreaner<br />

trägt viel zum guten Gelingen<br />

und zur guten Stimmung bei.<br />

Sotschi war vor vier Jahren<br />

auch eine nahezu perfekte Veranstaltung.<br />

Aber es fehlte die<br />

Heiterkeit, die Freundlichkeit,<br />

die Gelassenheit der Koreaner.<br />

Die wahren Winterspiele<br />

Und endlich sind es wieder<br />

einmal echte Winterspiele. So<br />

kalt war seit 38 Jahren nicht<br />

mehr. Pyeongchang beschert<br />

uns die Rückkehr der wahren<br />

Winterspiele. Es wäre möglich,<br />

das Eishockeyturnier endlich<br />

wieder einmal auf Natureis<br />

auszutragen. Wie 1948 in<br />

St. Moritz.<br />

Es ist eine Umkehr der olympischen<br />

Entwicklung. Nichts<br />

zeigt uns den Lauf der olympischen<br />

Zeiten vom kameradschaftlichen<br />

Klassentreffen in<br />

Winterwunderlandschaften<br />

zum globalen Milliarden-Spektakel<br />

nämlich so eindrücklich<br />

wie der Temperaturanstieg.<br />

Nicht die globale Erwärmung<br />

hat in diesem Jahrhundert die<br />

Winterspiele wärmer gemacht.<br />

Es ist das Business-Volumen<br />

dieser grossen Eis- und<br />

Schneeshow. Romantische<br />

Wintersport-Stationen mit weniger<br />

als 10 000 Einwohner als<br />

Chamonix, Cortina oder St. Moritz<br />

– alle drei Orte haben in<br />

der guten alten Zeit zwischen<br />

1924 und 1956 die Spiele organisiert<br />

– vermögen die vielen<br />

Athletinnen und Athleten,<br />

Medienschaffenden, Funktionäre,<br />

Gäste, Helferinnen und<br />

Helfer, Zuschauerinnen und<br />

Zuschauer gar nicht mehr zu<br />

beherbergen. Es braucht heute<br />

die Nähe zu den urbanen Zentren<br />

im Flachland. 2<strong>02</strong>2 werden<br />

die Winterspiele gar in Peking<br />

stattfinden.<br />

Pyeongchang zählt zwar «nur»<br />

knapp 50 000 Einwohner und<br />

liegt in den Bergen. Aber wichtiger<br />

für die Logistik ist die<br />

250 000-Seelen-Stadt Changneung<br />

unten an der Küste. Hier<br />

finden die Eröffnungsfeier und<br />

die Eissportarten statt, hier<br />

stehen die olympischen Dörfer.<br />

Zuletzt habe ich 20<strong>02</strong> in Salt<br />

Lake City so gefroren wie in<br />

diesen Tagen in Changneung.<br />

Im trockenen, kalten, windigen<br />

nordamerikanischen Kontinentalklima.<br />

Olympische Warmzeit<br />

Das 21. Jahrhundert hat uns<br />

mit Turin (2006), Vancouver<br />

(2010) und Sotschi (2014) an<br />

der russischen Riviera gar eine<br />

olympische Warmzeit beschert.<br />

In Sotschi waren vor<br />

vier Jahren vom Strand hinter<br />

dem Mediendorf aus springende<br />

Delfine zu sehen.<br />

Erstmals seit Salt Lake City<br />

(20<strong>02</strong>) braucht es nun wieder<br />

Wintermantel, Strickmütze,<br />

Halstuch und Handschuhe zum<br />

Schutz gegen Kälte – und nicht<br />

bloss als modische Accessoires.<br />

Selbst in Gangneung an<br />

der Küste des japanischen<br />

Meeres ist es bitter kalt.<br />

Kehren wir zur eingangs gestellten<br />

Frage zurück: die besten<br />

Winterspiele aller Zeiten?<br />

Ja. Vor allem auch, weil es<br />

Spiele mit Winter sind.<br />

32 s’Positive 2/ <strong>2018</strong>


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IN EIGENER SACHE<br />

Leserbriefe & Veranstaltungen<br />

Gratulation<br />

Ich gratuliere den Herren Zaugg und<br />

Wüthrich zum gelungenen Interview<br />

mit Herrn Bundesrat Johann Schneider-<br />

Ammann. Es wurden gute Fragen gestellt.<br />

Mal ein etwas anderes Interview. Auch<br />

sonst finde ich s’Positive eine gute Sache.<br />

Weiter so!<br />

M. Leuenberger, Langenthal<br />

PROGRAMMHINWEIS<br />

RTS1 (Westschweizer Fernsehen)<br />

Freitag, 16. März, 20.00 – PaJu<br />

(Passe moi les jumelle – gib mir das<br />

Fernglas). Mit einer Doku über das<br />

«Luftschloss» von Regula Farner (siehe<br />

grosses Interview in dieser Ausgabe)<br />

und Menel Rachdi.<br />

SCHLAUER ESEL<br />

Was den eigentlichen<br />

König der Tiere so<br />

besonders macht.<br />

Johann Schneider-Ammann<br />

Unser Bundesrat<br />

Der Oberaargauer über die Arbeit als Bundesrat,<br />

seinen Werdegang und seinen Wohnort Langenthal.<br />

ATOM-EUPHORIE<br />

Als im Oberaargau<br />

Atombomben getestet<br />

werden sollten.<br />

AUSGABE 1 JANUAR <strong>2018</strong><br />

SIMON SCHENK<br />

Seine beeindruckende<br />

Karriere im Schweizer<br />

Eishockey.<br />

Ihre Meinung<br />

ist gefragt!<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Sie halten die dritte Ausgabe von<br />

s’Positive in der Hand, welche in<br />

Hochglanz erscheint, zuvor gaben wir<br />

das Magazin im Zeitungsdruck heraus.<br />

Uns interessiert Ihre Meinung<br />

dazu. Wie beurteilen Sie den Unterschied?<br />

Wie ist die Lesbarkeit?<br />

Bitte schreiben Sie uns per Mail an:<br />

info@spositive.ch, per Post an<br />

s’Positive AG, St, Urbanstrasse 31,<br />

4914 Roggwil, oder rufen Sie uns an<br />

unter der Nummer 062 929 24 25.<br />

Ihre Meinung<br />

interessiert uns<br />

Sind Sie mit etwas nicht einverstanden?<br />

Haben Sie Fragen, die auch andere Leser<br />

interessieren könnten? Oder haben Sie eine<br />

Ergänzung zu einem Artikel? Dann schreiben<br />

Sie uns. Ab der kommenden Ausgabe<br />

reservieren wir Platz für Sie.<br />

Oder möchten Sie über ein Thema, das wir<br />

noch nicht gebracht haben, mehr erfahren?<br />

Wir können Ihnen zwar keinen Artikel darüber<br />

garantieren. Aber prüfen werden wir<br />

Ihren Vorschlag ganz bestimmt.<br />

Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt,<br />

wenn wir die Möglichkeit zu Leserreaktionen<br />

bieten. Möglich, dass keine<br />

einzige kommt. Ebenfalls möglich, dass wir<br />

nicht alle Ihre E-Mails und Briefe publizieren<br />

können, und deshalb eine Auswahl treffen<br />

müssen. Werden Sie bitte nicht zu lang.<br />

Sonst müssten wir Ihren Beitrag eventuell<br />

kürzen.<br />

Beiträge mit beleidigenden, diffamierenden,<br />

rassistischen und sexistischen Inhalt werden<br />

nicht veröffentlicht.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Feedback.<br />

PROFITIEREN<br />

SIE JETZT VOM<br />

VERANSTALTUNGS-<br />

KALENDER<br />

Möchten Sie Ihre Veranstaltung<br />

bei uns publizieren?<br />

Dann teilen Sie uns dies<br />

doch bitte mit.<br />

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E-Mail:<br />

redaktor@spositive.ch<br />

Postadresse:<br />

Redaktion «s’Positive»<br />

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4914 Roggwil<br />

Foto: ZVG<br />

34 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>


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Reservationen nehmen wir gerne unter 062 919 01 16 oder unter events@gastro-elemaent.ch an<br />

Öffnungszeiten THE MEAT Dienstag bis Samstag 11:30 bis 14:00 Uhr und 18:00 bis 23:00 Uhr<br />

Sonntag und Montag geschlossen<br />

HOLE 19<br />

INDOOR GOLF<br />

Tagesmenüs ab CHF Fr. 14.50<br />

Kreative Küche speditiv serviert<br />

Abendkarte<br />

Kleine, aber feine Speiseauswahl<br />

mit Pfiffff<br />

Seminare und Bankette<br />

Immer wieder gerne – wir beraten<br />

Sie kompetent und voller Elan<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Fr 08:00-14:00 / 17:00-23:00<br />

Sa 09:00-23:00<br />

So 09:00-21:30 09:00-17:00<br />

www.elemaent.ch<br />

Schieben Sie eine ruhige Kugel...<br />

...auf einer topmodernen Anlage mit<br />

12 Bahnen<br />

...bei Ihrem Bowlingspass und verbinden<br />

Sie diesen mit einem Apéro<br />

an unserer Apérobar oder einem<br />

Essen im Meat oder Elemänt<br />

...an unseren vier Billardtischen,<br />

zwei „Töggelichäschten“ und zwei<br />

Dartautomaten<br />

Ein Besuch lohnt sich –<br />

Reservation von Vorteil.<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Di geschlossen<br />

Mi-Do 14:00-23:00<br />

Fr-Sa 14:00-00:00<br />

So 12:00-22:00<br />

Bei uns stehen Sie nie im Regen!<br />

3 professionelle Full-Swing<br />

Golfsimultaoren<br />

Golfsimulatoren<br />

8-ung: Nur für Profis s oder solche, die<br />

es werden wollen. Für Einsteiger, die<br />

das Golf spielen erlernen möchten,<br />

bieten wir Ihnen ein Golfpackage mit<br />

einem Golflehrer an.<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-So 09:00-22:00<br />

www.hole19.ch<br />

Sei es eine Zigarre oder Zigarette,<br />

Whisky oder ein Glas Rotwein -<br />

kosten Sie in einem Ledersessel<br />

alles was ihr Herz begehrt. In einem<br />

klassischen und eleganten Fumoir,<br />

geprägt von einer warmen Atmosphäre,<br />

lässt sich eine Zigarre in<br />

vollen Zügen geniessen. In unserem<br />

Fumoir können Sie persönlich Ihre<br />

Wahl treffen und geniessen...<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Fr 08:00-14:00 / 17:00-23:00<br />

Sa 09:00-23:00<br />

So 09:00-21:30 09:00-17:00<br />

www.elemaent.ch<br />

www.bowling-langenthal.ch

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