sPositive_02_2018_Web
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AUSGABE 2 FEBRUAR <strong>2018</strong><br />
Realistische<br />
Idealistin<br />
Regula Farner<br />
Die Gemeindepräsidentin<br />
von Auswil zeigt im Interview<br />
viele Facetten ihrer<br />
Person.<br />
VERKEHR<br />
Die Strassen der<br />
Zukunft: Weniger<br />
Stau und Abgase<br />
OLYMPISCHE SPIELE<br />
Wie es ist, als Chronist<br />
aus Südkorea zu<br />
berichten.<br />
GESCHICHTE<br />
Vor 200 Jahren:<br />
Spektakulärer Mord<br />
in Langenthal
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EDITORIAL / INHALT<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser<br />
12<br />
Diese Zeilen schreibe ich aus einem Zimmer<br />
des Spitals Region Oberaargau (SRO)<br />
in Langenthal. Als ich am Montag Abend<br />
die Notaufnahme aufsuchte, rechnete ich<br />
nicht damit, mich wenig später auf der Intensivstation<br />
zu finden. Dieses Erlebnis<br />
macht mir klar, wie schnell sich alles ändern,<br />
wie kurzfristig sich alles auf den<br />
Kopf stellen kann. Unser Leben, im einen<br />
Moment noch völlig in Ordnung, kann innerhalb<br />
von Minuten oder gar Sekunden<br />
auf den Kopf gestellt werden. Vergessen<br />
Sie das nie und geniessen Sie deshalb Ihr<br />
Leben. Mir geht es längst wieder besser.<br />
Die Ärzte, Ärztinnen, Schwestern und Pfleger<br />
kriegten dank Fachkompetenz und moderner<br />
Arzneimittelforschung meine Beschwerden<br />
in den Griff. Inzwischen konnte<br />
ich die Intensivstation verlassen und in wenigen<br />
Tagen wird mein Leben wieder normal<br />
sein. Letztendlich ist dieser Aufenthalt<br />
nur eine kurze Episode in einem sonst mit<br />
wenig Problemen beladenen Leben eines<br />
Durchschnittsschweizers.<br />
Ganz andere Schicksalsschläge hatte<br />
Regula Farner gemeinsam mit ihrem Lebenspartner<br />
zu verkraften. Sie erzählt uns<br />
im grossen Interview von ihrem Umgang<br />
damit und auch, wie sie als Künstlerin zur<br />
Gemeindepräsidentin in Auswil wurde.<br />
Aus Auswil stammt auch Klaus Zaugg.<br />
Er berichtet in dieser Ausgabe jedoch von<br />
Pyeongchang, wo die Olympischen Spiele<br />
gerade zu Ende gegangen sind.<br />
4<br />
4 REGULA FARNER<br />
Die unorthodoxe Gemeindepräsidentin<br />
von Auswil<br />
erzählt im Interview von<br />
ihrem Amt, ihren Überzeugungen<br />
und wie ein Unwetter<br />
ihr Leben veränderte.<br />
18 MORD IN LANGENTHAL<br />
Vor 200 Jahren erschütterte<br />
ein Mord Langenthal<br />
und die ganze Schweiz.<br />
Ein Drama um Männerliebe,<br />
Abgründe und die «gute<br />
Gesellschaft».<br />
16<br />
Viel Spass beim Lesen<br />
Ihr Bruno Wüthrich<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: s’Positive AG,<br />
St. Urbanstrasse 31, 4914 Roggwil<br />
Tel. 062 929 24 25<br />
info@spositive.ch<br />
Redaktion: Bruno Wüthrich,<br />
Klaus Zaugg<br />
Geschäftsleitung:<br />
Sebastian Wüthrich<br />
Layout: tnt-graphics AG, 8305 Dietlikon<br />
www.tnt-graphics.ch<br />
Auflage: 69 000 Exemplare<br />
Erscheinung: monatlich<br />
Druck: Swissprinters AG,<br />
4800 Zofingen<br />
Versand: Die Post<br />
12 VERKEHR DER ZUKUNFT<br />
Die Strassen der Zukunft<br />
regulieren den Verkehr –<br />
und sorgen bei den Autos<br />
auch gleich noch für den<br />
nötigen Strom.<br />
16 WUSSTEN SIE SCHON<br />
Über Schlangen in den<br />
Ein kaufszentren, riesige<br />
Ameisenbauten – und warum<br />
Wut-Yoga der neuste<br />
Trend in Kanada ist.<br />
26 OLYMPIA<br />
s’Positive-Redaktor Klaus<br />
Zaugg berichtet aus Südkorea<br />
von den olympischen<br />
Spielen. Reportage aus<br />
einer anderern Welt.<br />
34 DIE SEITE DER LESER<br />
Leserbriefe und Veranstaltungshinweise.<br />
26<br />
18<br />
s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 3
REGULA FARNER<br />
Realitätsnahe<br />
Idealistin<br />
Sie musiziert, singt und spielt mehrere Instrumente.<br />
Sie führt einen Laden für Bachblütentherapien. Und ist<br />
Gemeindepräsidentin von Auswil. s’Positive spricht<br />
mit Regula Farner über ihr Leben, ihre Motivation und<br />
ihren Umgang mit Rückschlägen.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG UND BRUNO WÜTHRICH<br />
FOTOS: PIUS KOLLER<br />
Es regnete in Strömen. Wir hatten<br />
mit Regula Farner abgemacht zum<br />
Interview, fanden jedoch ihr Atelier<br />
nicht gleich. Doch wir wurden erlöst.<br />
Aus einer Türe im Parterre<br />
winkte uns jemand heran und hinein. Wir<br />
trafen eine herzliche und aufgestellte Frau<br />
mit Sinn für feinen Humor und bekamen<br />
einen Kräutertee serviert, aus Kräutern notabene,<br />
die alle selbst gesammelt waren. Wir<br />
haben kaum je einen besseren Tee getrunken.<br />
s’Positive: Wie wird man als Künstlerin,<br />
Familienfrau und Musiklehrerin Gemeindepräsidentin<br />
in Auswil?<br />
Regula Farner: Ich arbeitete drei Jahre in der<br />
Gruppe «Zukunft Auswil» mit. Als es 2016<br />
darum ging, das Gemeindepräsidium neu zu<br />
besetzen, hat man mich dafür angefragt. Mir<br />
war klar, dass Auswil nur solange selbstständig<br />
bleiben kann, als dass wir Leute für all<br />
die Ämter finden. Deshalb habe ich zugesagt.<br />
Sie waren vorher nie aktiv in der Politik?<br />
Nicht in diesem Sinn. Allerdings denke ich,<br />
dass alles eine Wirkung hat – was wir denken,<br />
sagen und tun. Politik ist für mich auch, wie<br />
wir mit uns selber, miteinander und mit dem<br />
Planeten umgehen, unser Verhalten punkto<br />
Konsum, Mobilität, Kommunikation usw.<br />
Und wie ist es, Gemeindepräsidentin zu<br />
sein?<br />
Gut und interessant. Ich muss unter anderem<br />
viele Akten studieren. Aber ich mache das<br />
eigentlich ganz gerne für die Gemeinde und<br />
fühle mich von den Einwohnerinnen und<br />
Einwohnern ernst genommen.<br />
Sie sind also eine Idealistin?<br />
Eine realitätsnahe Idealistin vielleicht, mit<br />
Familie, Kindern und Enkelkindern. Ich stehe<br />
mit beiden Beinen in der Wirklichkeit.<br />
Sie gehören keiner politischen Partei an?<br />
Nein, ich bin parteilos – und ich versuche<br />
unparteiisch zu sein.<br />
Eine realitätsnahe Idealistin, die ohne<br />
Parteiideologie eine Gemeinde führt –<br />
eigentlich die perfekte Politikerin.<br />
Wenn Sie das sagen. Für mich zählen die Menschen<br />
und dass Sachpolitik gemacht wird.<br />
«Auswil kann<br />
nur selbstständig<br />
bleiben, wenn wir<br />
die Leute für all die<br />
Ämter finden. Also<br />
habe ich zugesagt.»<br />
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?<br />
Sehr schöne. Wir besuchen zum Beispiel jedes<br />
Jahr alle Senioren von Auswil, die 80 oder<br />
älter geworden sind. Dann nehme ich meine<br />
Gitarre mit, singe und spiele für und mit den<br />
Jubilarinnen und Jubilaren. Die Leute freuen<br />
sich, wenn sie von einer singenden Gemeindepräsidentin<br />
beglückwünscht werden.<br />
Musizieren Sie auch an der Gemeindeversammlung?<br />
Bei meiner ersten Gemeindeversammlung<br />
spielte ich Querflöte zur Begrüssung. Das<br />
war wohl etwas ungewohnt.<br />
Was hatten Sie gespielt?<br />
Ein paar improvisierte Takte zum Einstieg.<br />
Ich denke, eine Begrüssung kann fröhlich,<br />
kreativ und emotional sein. Eine Jahresrechnung<br />
eher nicht.<br />
Sie haben eine vielfältige Ausbildung. Angefangen<br />
bei der Bäuerinnenschule, dem<br />
Pflegeberuf bis zur Musiklehrerin und<br />
Bachblüten-Therapeutin. Was interessiert<br />
Sie als nächstes?<br />
Wir lernen während des ganzen Lebens. Ich<br />
bin ein interessierter Mensch und wenn<br />
mich etwas anspricht, dann will ich mehr<br />
darüber wissen.<br />
Ihr Atelier an der Fiechtenstrasse in Huttwil<br />
heisst Blütenklang. Wie kommt das?<br />
Ich gebe hier Musikstunden, leite einen Singkreis<br />
und biete Bachblütentherapien an.<br />
4 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
Fühlt sich als Gemeindepräsidentin<br />
ernst genommen:<br />
Regula Farner.<br />
s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 5
REGULA FARNER<br />
Regula Farner<br />
Nach dem Besuch der Diplommittelschule<br />
in Winterthur besuchte Regula<br />
Farner die Bäuerinnenschule auf<br />
Schloss Uster. Es folgte die Krankenpflegeschule<br />
in Zollikerberg und Lausanne.<br />
In der Jungendzeit genoss Regula<br />
über mehrere Jahre Musikunterricht<br />
auf Gitarre, Alt- und Sopranblockflöte.<br />
Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner<br />
Menel Rachdi (ein freischaffender<br />
Kunstmaler und Kulturschaffender in<br />
verschiedenen Sparten) und den gemeinsamen<br />
vier Töchtern, geboren in<br />
den Jahren 1983 bis 1994, lebt sie seit<br />
seit über 20 Jahren im Oberaargau.<br />
Sie ist u. a. Mitbegründerin des Kulturraumes<br />
«Improvisorium» in Huttwil<br />
und unterstützte Menel beim Kulturprojekt<br />
«In 80 Ragen um den Napf».<br />
Zudem war sie von 2000 bis 2011<br />
Gartenverantwortliche des Labyrinthplatz<br />
Zürich im Zeughaushof. 2006<br />
kam Ihre CD «Eisvogel flieg» heraus.<br />
Auf ihrer <strong>Web</strong>site www.eisvogel.ch<br />
steht(leicht gekürzt): «In meiner Kindheit<br />
habe ich viel Liebe erhalten von<br />
meinen Eltern und im Zusammenleben<br />
mit meinen Geschwistern viel gelernt.<br />
In stundenlangen Streifzügen zusammen<br />
mit Freunden durchs Wildbachtobel<br />
konnte ich eine grosse Verbundenheit<br />
entwickeln mit der Natur. Die<br />
Klänge und Töne von Wald, Wiesen<br />
und Feldern haben mich zum Singen<br />
und Klingen inspiriert.»<br />
Zu den Bachblüten kam ich so: Ich suchte<br />
nach immer neuen Teemischungen und<br />
Kräutertinktur-Rezepten. Dann sah ich eine<br />
Ausschreibung für einen Kurs in Bachblütentherapie.<br />
Dieser Kurs hat mich überzeugt.<br />
Was ist ihr nächstes Projekt?<br />
Im Moment bin ich durch die Politik ausgelastet.<br />
Nimmt dieses Amt viel Zeit in Anspruch?<br />
Zwei oder drei Termine pro Woche. In der<br />
Regel muss ich einmal pro Woche in der Gemeindekanzlei<br />
einige Dokumente lesen und<br />
unterschreiben. Alles in allem ergibt das<br />
etwa einen Tag pro Woche.<br />
Auswil ist eine kleine Gemeinde mit 460<br />
Einwohnerinnen und Einwohnern. Gibt<br />
es eine Chance, die Selbständigkeit zu<br />
wahren?<br />
Ich denke schon. Wir müssen darauf achten,<br />
die Finanzen in Ordnung zu halten und alle<br />
Ämter zu besetzen. Inzwischen zeigt sich,<br />
dass sich die ganze «Fusionitis» finanziell<br />
nicht auszahlt. Weil durch Fusion eine grössere<br />
Zentrumsgemeinde entsteht, die dann<br />
die Verwaltung, die Schulen und die Infrastruktur<br />
ausbauen muss. Wird eine Gemeinde<br />
grösser, müssen die Aufgaben professionalisiert<br />
werden. Dies kann in kleinen Gemeinden<br />
im Milizsystem gemacht werden.<br />
Ursprünglich waren die Finanzen der Grund<br />
für die Fusion von Gemeinden.<br />
Sie führten zehn Jahre lang das Projekt<br />
«Labyrinthplatz» in Zürich. Können Sie<br />
uns etwas darüber erzählen?<br />
Es handelte sich um einen Wettbewerb zur<br />
Siebenhundertjahre-Feier der Schweiz im<br />
Jahre 1991. Eine Frauengruppe um die<br />
Künstlerin Agnes Barmettler, die Matriarchatsforscherin<br />
Rosmarie Schmid und die<br />
Philosophin Ursula Knecht reichte das Projekt<br />
ein. Aus der Überlegung, dass es in den<br />
Städten alle möglichen Anlagen und Institutionen<br />
gibt, aber keinen Ort, der von Frauen<br />
gestaltet wird. So ist es zum Labyrinthplatz<br />
im Kasernenhof der Stadt Zürich gekommen.<br />
Sie haben dort einen Garten angelegt<br />
und einen Begegnungsort geschaffen.<br />
Zehn Jahre lang war ich die hauptverantwortliche<br />
Gärtnerin. Der Ort ist nicht ausschliesslich<br />
Frauen vorbehalten: Die Grundregel<br />
ist, dass jede Person respektiert wird<br />
– in ihrer Eigenart, mit ihren Ideen und<br />
Ausdrucksformen.<br />
Woher kommt die Bezeichnung Labyrinth?<br />
Haben Sie einen Irrgarten angelegt?<br />
Nein, nein. Das Wort Labyrinth ist griechisch.<br />
Es hatte vor 5000 Jahren die Bedeutung eines<br />
Versammlungsortes. Der Weg führt ins<br />
Zentrum und wieder hinaus.<br />
Wie kamen Sie zu dieser Tätigkeit?<br />
Anfang der neunziger Jahre spielte ich Musik<br />
zu den Veranstaltungen im Labyrinth. 1999<br />
kam die Anfrage aus Zürich, ob ich die Gar<br />
6 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
«Ich besuchte<br />
die Bäuerinnenschule<br />
auf Schloss<br />
Uster. Da lernte ich<br />
Kochen, Gärtnern<br />
und Metzgen»<br />
tenverantwortung übernehmen würde. Nach<br />
eingehender Beratung mit der Familie sagte<br />
ich zu. Das war zu einer Zeit, als die Zugfahrt<br />
nach Zürich noch eine halbe Stunde länger<br />
dauerte. Ich nutzte diese Zeit zum Schreiben.<br />
Arbeitsvorbereitung für’s Labyrinth und auf<br />
dem Nachhauseweg schrieb ich ein Tagesprotokoll.<br />
Dadurch habe ich von jedem Tag,<br />
an dem ich dort war, ein Dokument.<br />
Hatten Sie nie den Wunsch, nach Zürich<br />
zu zügeln?<br />
Nein, uns gefällt es hier.<br />
Sie stammen aus dem Zürcher Oberland.<br />
Wie sind Sie erst nach Huttwil und nun<br />
nach Auswil gekommen?<br />
Wir wohnten im Tösstal und waren auf der<br />
Suche nach einer Liegenschaft mit genug<br />
Platz zum Wohnen und für das Atelier. Immer<br />
wenn wir ein Haus gefunden zu haben<br />
schienen, wurde dieses aufgekauft. So suchten<br />
wir schliesslich in der ganzen Schweiz<br />
nach einem Ort mit hoher Lebensqualität.<br />
So sind wir 1985 nach Huttwil und schliesslich<br />
2010 nach Auswil gekommen.<br />
Das tönt wie ein Werbespot für den<br />
Oberaargau und das Napfgebiet.<br />
Ja, die Lebensqualität ist hier hoch. Aber<br />
nicht alle möchten wohl so einfach wohnen,<br />
wie wir dies tun.<br />
Hat diese Region Ihren Mann als Künstler<br />
mehr inspiriert als das Züribiet?<br />
Landschaftlich und auch geologisch gibt es<br />
hier viele Ähnlichkeiten mit dem Tösstal:<br />
Sandstein und Nagelfluh, entlegene Chrächen<br />
und Gräben. Dies sind auch prägende<br />
Elemente für die Menschen.<br />
Wie sind die Menschen im Tösstal und im<br />
Oberaargau?<br />
Ihre Lebensweise ist nach wie vor traditionell<br />
geprägt und folgt zum Teil ungeschriebenen<br />
Regeln. Handkehrum gibt es eine grosse Offenheit<br />
und Toleranz gegenüber Neuem.<br />
Sie haben ihre vier Töchter zu Hause zur<br />
Welt gebracht. War das bei aller Offenheit<br />
und Toleranz für die Oberaargauer nicht<br />
etwas ungewöhnlich?<br />
Ja, zu jener Zeit schon. Es war jedenfalls ein<br />
Problem, einen Arzt dafür zu finden. Man<br />
hat mir damals von einer Hausgeburt abgeraten,<br />
jedoch wurde es dank der Zusage einer<br />
erfahrenen Hebamme möglich. Heute<br />
wird der Wert von Hausgeburten wieder<br />
erkannt.<br />
Wie viel Mut brauchte es, es doch zu tun?<br />
Ich war überzeugt davon, dass es gut ist, in<br />
der vertrauten Umgebung zu gebären und<br />
das Kindlein willkommen zu heissen. Und<br />
mein Mann unterstützte mich darin.<br />
Wollten Sie einst tatsächlich Bäuerin werden?<br />
Ja. Ich habe als Kind oft auf dem Bauernhof<br />
geholfen. Nach der Diplommittelschule in<br />
Winterthur hatte ich genug von der Theorie.<br />
Ich besuchte die Bäuerinnenschule auf<br />
Schloss Uster. Da habe ich Kochen, Gärtnern,<br />
Metzgen und vieles mehr gelernt. Alles hat<br />
mir gut gefallen. Ich wollte etwas tun, was<br />
Hand und Fuss hat und mit der Natur verbunden<br />
ist.<br />
Metzgen Sie immer noch?<br />
Nein, nein. Nur einmal, als wir noch in der<br />
Lochmühle wohnten. Da hatten wir in Zeiten<br />
der Vogelgrippe zu viele Hähne und ich musste,<br />
wegen dem Platz im Stall, einige schlachten.<br />
Aber sonst metzge ich nicht mehr. Ich<br />
führe einen biologisch-vegetarischen Mittagstisch<br />
hier im Atelier Blütenklang.<br />
Erzählen Sie uns davon.<br />
Das Projekt entwickelte sich im Herbst 2007<br />
nach der Flut in der Lochmühle. Nach dem<br />
Hochwasser mietete ich dieses Lokal, in dem<br />
wir jetzt hier sitzen, und kochte für unsere<br />
Familie. An diesem Ort wurden wir nicht<br />
ständig wieder mit den Folgen der Überschwemmung<br />
konfrontiert. Als unsere Kinder<br />
dann in Langenthal das Gymnasium<br />
besuchten und nicht mehr so oft hier waren,<br />
lud ich Freunde ein, mit uns zu essen. An<br />
gewissen Tagen kamen bis zu 20 Personen.<br />
Alles hat sich aus unserem Familientisch<br />
s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 7
REGULA FARNER<br />
heraus entwickelt. Es gefällt mir, Entwicklungen<br />
Raum zu lassen und zu erleben, wie<br />
etwas Neues daraus wachsen kann.<br />
Wer sind Ihre Gäste am Mittagstisch?<br />
Randständige oder Generaldirektoren?<br />
Weder noch. Aber ich hatte während des<br />
Projekts «Labyrinthplatz» in Zürich oft mit<br />
randständigen Menschen zu tun. Das gefiel<br />
mir. Ihre Direktheit und Ehrlichkeit war eine<br />
Herausforderung. Im Umgang mit ihnen<br />
musste ich persönlich überzeugen können<br />
und nicht einfach auf Gesetze verweisen.<br />
Sind Sie Vegetarierin?<br />
Früher ja, heute nicht mehr. Ich esse ab und<br />
zu Fleisch. Wahrscheinlich so wie es früher<br />
war, als man sich in der Woche höchstens<br />
einmal Fleisch leisten konnte. Kreatives Kochen<br />
macht mir viel Spass. Mich interessiert,<br />
was ich Feines ohne Fleisch zubereiten<br />
kann. Ich sammle gerne Wildgemüse. Zum<br />
Beispiel Brennnesseln, Knoblauchrauke,<br />
Brunnenkresse, Bärlauch, Schlüsselblumen,<br />
zarte Linden-, Hasel-, und Buchenblätter<br />
für Salat. Oder Taglilienblüten<br />
zum fritieren und vieles mehr...<br />
Und Pilze?<br />
Ja, aber man muss wissen, wo sie zu finden<br />
sind, und natürlich auch, welche man<br />
essen darf. Ich habe viel vom ehemaligen<br />
Pilzkontrolleur Stuker in Huttwil gelernt.<br />
Wie haben Sie eigentlich Ihren Mann<br />
Menel kennen gelernt?<br />
Vor vierzig Jahren, in der Schule.<br />
War er sozusagen Ihr Schulschatz?<br />
Nicht ganz; wir besuchten gemeinsam die<br />
Mittelschule in Winterthur.<br />
Sie kannten ihn also, bevor er ein Künstler<br />
war?<br />
Er war schon immer Künstler. Er kann gar<br />
nicht anders und hat eine unerschöpfliche<br />
Schaffenskraft. Er malt oder skizziert ständig<br />
oder arbeitet an Gemeinschaftsprojekten.<br />
Letzten Sommer hat er eine ganze Reihe von<br />
Leuten portraitiert, die ihm vor und während<br />
seiner grossen Ausstellung in Trubschachen<br />
beigestanden sind. Er nimmt andere Menschen<br />
ebenso ernst wie seine eigenen Projekte.<br />
Das ist Lebenskunst. Es gehört auch<br />
zu dieser Lebenskunst, dass wir viel Alltägliches<br />
miteinander machen. Wir holen beispielsweise<br />
gemeinsam mit Freunden das<br />
Vielseitig begabt<br />
und begeistert:<br />
Auswils Gemeindepräsidentin<br />
Regula<br />
Farner.<br />
Holz aus dem Wald, spalten es im Team und<br />
geniessen schliesslich auch das Zusammensein<br />
ums Feuer. So erleben wir gemeinsam<br />
den Kreislauf der Dinge.<br />
Wäre Ihr Leben anders verlaufen, wenn<br />
Sie Ihren Mann nie kennen gelernt hätten?<br />
Ja klar.<br />
Wie?<br />
Das weiss ich nicht, eben anders. Manchmal<br />
sagen Menschen: Hätte ich doch dies oder<br />
das anders gemacht. Aber sie können nicht<br />
zurück, um einen anderen Weg zu gehen.<br />
Für mich ist viel wichtiger, was ich in der<br />
jetzigen Situation machen kann und wie ich<br />
meine Zeit im Heute und in Zukunft gestalten<br />
kann.<br />
Sie lernen spielend leicht unterschiedliche<br />
Instrumente. Wie schaffen Sie das?<br />
«Wenn Dich etwas nervt, nimm diese<br />
Energie auf und setze sie kreativ um.<br />
Alles ist Energie; es kommt darauf an,<br />
wie man damit umgeht.»<br />
Aus der Freude, Liebe und Begeisterung heraus.<br />
Und wie könnte ich bei Ihnen ein Instrument<br />
spielen lernen?<br />
Zuerst müssten Sie wissen, welches Instrument<br />
Sie begeistert. Wenn man etwas von<br />
Herzen lernen will, erlernt man es leichter.<br />
Und dann?<br />
Einfach anfangen und nie denken, es gehe<br />
nicht. Es ist ein Unterschied, ob jemand<br />
Lieder begleiten, klassische Stücke oder den<br />
Blues spielen will, oder ob er sich einfach für<br />
die Technik des Instruments interessiert.<br />
Haben Sie auf diese Weise beispielsweise<br />
gelernt, Saxophon zu spielen?<br />
Das war ein anderer Zugang. Wir lebten noch<br />
im Turbinenhaus in der Lochmühle. Die Turbine<br />
im Keller lief geräuschvoll und störte<br />
mich zuweilen. Irgendwann stellte ich mich<br />
neben die Turbine und sagte: Ich kann auch<br />
laut sein! So laut ich konnte, spielte ich das<br />
Saxophon. So habe ich es gelernt.<br />
Ein etwas ungewöhnlicher Umgang mit<br />
Dingen, die nerven...<br />
Wenn Dich etwas nervt, nimm diese Energie<br />
auf und setze sie kreativ um. Alles ist Energie;<br />
es kommt darauf an, wie man damit umgeht.<br />
Wie viele Instrumente spielen Sie?<br />
Lassen sie mich aufzählen: Gitarre, verschiedene<br />
Blockflöten, Querflöte, Indianerflöte,<br />
8 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
ZU VERMIETEN<br />
(ganz oder teilweise)<br />
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• Totale Nutzfläche 5000 m 2<br />
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• 43 Parkplätze<br />
• Autobahnanschluss A1 Niederbipp<br />
• Nahe Bahnhof Bannwil<br />
Niederbipp<br />
A1<br />
Kanton Bern<br />
5 Minuten<br />
mit dem Auto<br />
von der A1<br />
entfernt.<br />
Bannwil<br />
Kanton Solothurn<br />
Aare<br />
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REGULA FARNER<br />
«Ich war mit den<br />
Kindern zu Hause,<br />
als das Hochwasser<br />
kam. Wir mussten<br />
durch den Garten<br />
fliehen.»<br />
Saxophon, Geige, ein wenig Klavier, Rasseln,<br />
Trommeln und singen. Ich versuche eigentlich<br />
mit allem zu spielen, was gerade zur<br />
Verfügung steht.<br />
Zu Ihren Auftritten nehmen Sie alle<br />
Instru mente mit?<br />
Ja, am liebsten nehme ich alle mit. Wenn ich<br />
etwa in einer Galerie spiele, weiss ich nicht<br />
im Voraus, wie die Kunstwerke sind und wie<br />
die Stimmung ist. Ich versuche dann, mit<br />
dem passenden Instrument das, was im<br />
Raum ist, als Klang auszudrücken.<br />
Sie produzierten vor einigen Jahren den<br />
Tonträger «Eisvogel flieg».<br />
Es ist eine CD mit selbst geschriebenen und<br />
vertonten Liedern. Ich genoss eine klassische<br />
Gitarren-Ausbildung und spielte mit vielen<br />
guten Leuten. Später sang ich mit unseren<br />
Kindern eigene Lieder. Als ich 40 Jahre alt<br />
wurde, hatte ich das Bedürfnis, diese Lieder,<br />
die so über alle die Jahre entstanden sind,<br />
aufzunehmen. Ein Kollege hatte gerade ein<br />
Studio eingerichtet und so nahm ich mit ihm<br />
zusammen während anderthalb Jahren verschiedene<br />
Lieder auf. Besonders berührend<br />
war für mich dabei, dass Menel und viele<br />
Freunde mitspielten und so meine Lieder<br />
ganz neu interpretierten.<br />
Weshalb der Name «Eisvogel flieg»?<br />
Weil damals in der Lochmühle oft ein Eisvogel<br />
vor unserem Fenster sass. Als ich einmal<br />
mit der CD-Produktionsfirma telefonierte,<br />
schaute er zum Fenster herein. Das war<br />
der Impuls für diesen Namen. Es ist vielleicht<br />
ein Zufall, dass Pro Natura 2006 den Eisvogel<br />
als Tier des Jahres deklarierte.<br />
Was dem Verkauf geholfen hat?<br />
Das weiss ich nicht. Die Hälfte der produzierten<br />
CDs haben wir verkauft oder verschenkt.<br />
Die andere Hälfte hat das Hochwasser<br />
mitgenommen.<br />
Dieses Hochwasser 2007 hatte auf Ihr Leben<br />
eine einschneidende Wirkung.<br />
Unsere Familie hatte Glück im Unglück: Viele<br />
Menschen aus Huttwil und der ganzen<br />
Schweiz haben uns geholfen. Ich sagte jeweils:<br />
Es sind Engel mit Gummistiefeln,<br />
Handschuhen und Schaufeln gekommen.<br />
Diese Solidarität hat uns getragen, sie bleibt<br />
uns in leuchtender Erinnerung. Für diese<br />
Hilfe danken wir allen von Herzen!<br />
Wie erlebten Sie dieses Hochwasser?<br />
Ich war mit unseren Kindern alleine zu<br />
Hause, als das Hochwasser kam. Wir<br />
mussten durch den Garten und über<br />
den Zaun fliehen. Als wir oben am<br />
Hang standen und hinunterschauten,<br />
dachte ich: Solche Fluten gibt es sonst<br />
in Bangladesch oder anderswo. Nun passiert<br />
es bei uns und wir müssen es nehmen,<br />
wie es ist. Zwar hatten wir versucht, noch<br />
zu retten, was zu retten war. Möglichst viele<br />
von Menels Werken hatten wir in die oberen<br />
Stockwerke getragen. Aber die Flut liess<br />
uns zu wenig Zeit. Bei den Aufräumarbeiten<br />
sassen wir mit den Leuten, die uns halfen,<br />
jeden Abend zusammen und alle konnten<br />
erzählen, was sie an diesem Tag erlebt hatten.<br />
So konnte die Schockverarbeitung gleich<br />
beginnen. Die Traurigkeit blieb zwar bestehen,<br />
aber sie war besser zu ertragen. Die<br />
Arbeit von Jahren ging verloren. Viele Künstlerfreunde<br />
halfen uns, Gemälde zu retten.<br />
Drei Jahre später verlor Menel durch einen<br />
Brand die andere Hälfte seines Werks. Es<br />
Regula Farner vor<br />
dem Bild eines<br />
Eisvogels, das<br />
ihr Mann Menel<br />
gemalt hat.<br />
blieben nur noch die Bilder, die sich gerade<br />
an Ausstellungen befanden.<br />
Wie kamen Sie über diese Verluste hinweg?<br />
Wir waren geschockt und traurig, aber auch<br />
gefordert. Menel verlor fast alle Bilder, die<br />
während Jahrzehnten entstanden waren. Es<br />
war auch so etwas wie der Verlust seines<br />
gemalten Lebens-Tagebuches. Noch heute<br />
gibt es Situationen, da wird uns wieder bewusst:<br />
Dieses oder jenes Bild gibt es nicht<br />
mehr. Aber Menel malt neue Gemälde. Ich<br />
kenne niemanden, der eine so grosse Schaffenskraft<br />
hat wie er.<br />
Aber jetzt ist es gut oben auf dem Rohrbachberg.<br />
Ja, hier haben wir eine wunderbare Lebensqualität.<br />
Wir leben und arbeiten hier und es<br />
passt.<br />
Sie brauchen im Luftschloss keine Luxusgüter<br />
zur Ablenkung.<br />
Nein.<br />
Auch keinen Fernseher?<br />
Wenn wir Fernsicht brauchen, gehen wir<br />
nach draussen und schauen über’s Tal in die<br />
Berge. Das ist Luftschloss-Fernsehen : Wind,<br />
Weite und Visionen.<br />
10 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
Ob Eiswürfel oder<br />
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WISSEN<br />
Auf diesen<br />
Strassen<br />
fahren wir morgen<br />
2016 wurden auf den Schweizer Nationalstrassen<br />
24 066 Staustunden registriert – das ist eine<br />
Verdoppelung im Vergleich zu 2009. Doch Rettung<br />
naht: Die Strassen werden intelligent.<br />
TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />
Stellen Sie sich vor, es regnet in Strömen<br />
oder es schneit, was runter<br />
mag, und Sie sind mit Ihrem Wagen<br />
unterwegs. Was wäre, wenn es technische<br />
Systeme gäbe, die auf das<br />
Wetter reagieren und sich ihm sofort anpassen<br />
würden? Gefriert das Wasser, könnte<br />
zum Beispiel zuvor gespeicherte Wärme die<br />
Strassenoberfläche enteisen. Sensoren würden<br />
dies regeln. Den Strom hätte die Strasse<br />
zuvor selbst erzeugt. Dank der Solarzellen<br />
im Strassenbelag. Ein Traum? Science-Fiction?<br />
Nein, keineswegs! Ein Teil dieser Träume<br />
ist heute bereits realisiert, wenn auch<br />
noch nicht vor unserer Haustür. Und in Zukunft<br />
wird noch viel mehr möglich sein.<br />
Experten von mehr als 30 europäischen<br />
Strassenforschungs-Instituten haben in einer<br />
Studie skizziert, wie die Verkehrswege der<br />
Zukunft aussehen sollen. Das Ergebnis ist die<br />
«Forever Open Road», eine Strasse, die sich<br />
extremen Witterungsbedingungen anpassen<br />
kann, die mit sauberer Energie arbeitet und<br />
Technologie nutzt, um mit Fahrern und<br />
Stras senbetreibern zu kommunizieren.<br />
Künftig sollen Strassen völlig anders entworfen<br />
und betrieben werden.<br />
Foto: shutterstock.com/JaySi<br />
12 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
Digitale<br />
Stauprävention:<br />
Fliessen viele<br />
Informationen,<br />
fliesst auch der<br />
Verkehr besser.<br />
Aus der Theorie soll nun Wirklichkeit werden.<br />
In verschiedenen europäischen Laboren<br />
entstehen derzeit modulare Einheiten, die<br />
nach dem Prinzip des Baukastensystems in<br />
den Asphalt eingesetzt werden sollen. Die<br />
ersten Anwendungen sollen ungefähr im<br />
Jahr 2<strong>02</strong>5 zu erwarten sein.<br />
Bereits heute im Einsatz sind Sensoren,<br />
die den Betreibern übermitteln, wie es den<br />
Fahrbahnen geht. Sie sind in die unterschiedlichen<br />
Strassenschichten eingebettet, wo sie<br />
Temperatur, Belastung, Feuchtigkeit und<br />
Wasserstand messen, und dabei reparaturbedürftige<br />
Stellen erkennen. Ein Erfassungssystem<br />
am Fahrbahnrand leitet die Informationen<br />
digital an die Wartungsstellen weiter.<br />
Eine so ausgerüstete Strasse kann also jederzeit<br />
Daten liefern.<br />
Heutiger Standard ist jedoch, dass Messfahrzeuge<br />
ungefähr alle zwei Jahre registrieren,<br />
wie es den Strassen geht. Doch diese Daten<br />
genügen nicht, um sichere Prognosen zu<br />
stellen. Die Strassenoberfläche wird zwar<br />
mithilfe von Lasern und hochauflösenden<br />
Kameras gescannt, aber eben nur von oben.<br />
Mit der neuen, in die Fahrbahnschichten<br />
eingebauten Technologie lässt sich auch<br />
s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 13
WISSEN<br />
Die erste Solarstrasse der Welt ist 1 Kilometer<br />
lang und befindet sich in der Normandie (F).<br />
unter die Oberfläche schauen. Wenn es in<br />
Zukunft beim Fahren holpert, kennen Baufirmen<br />
schon längst den Grund dafür. So<br />
können sie den Riss im Asphalt beheben,<br />
bevor ein grossflächiger Schaden entsteht.<br />
So lässt es sich enorm Kosten sparen.<br />
HOLLAND MACHTS VOR<br />
Strassen können mehr sein als ein Untergrund.<br />
Dies haben Entwickler aus den Niederlanden<br />
gezeigt. Seit etwas mehr als zwei<br />
Jahren gibt es dort einen Radweg, der Strom<br />
produziert. Seine Oberfläche funktioniert<br />
wie ein grosses Solarpanel, das aus einzelnen<br />
Modulen besteht. Eine transparente<br />
Schutzschicht deckt die zerbrechlichen Solarzellen<br />
ab. Die so gewonnene elektrische<br />
Energie landet direkt in den Steckdosen der<br />
Anwohner, denn die Einheiten sind an das<br />
öffentliche Stromnetz angeschlossen. Im<br />
ersten Betriebsjahr lieferte die «SolaRoad»<br />
auf einer 70 Meter langen Strecke 9800 kWh<br />
Energie. Dies reicht aus, um drei niederländische<br />
Haushalte zu versorgen.<br />
ZUSATZINFOS<br />
33 Stunden im Stau pro Jahr<br />
Schweizer Autofahrer haben<br />
2015 gemäss einer<br />
Studie im Schnitt mehr<br />
als dreissig Stunden in<br />
Staus verschwendet.<br />
Damit belegte die<br />
Schweiz europaweit den<br />
5. Platz. An der Spitze der<br />
unrühmlichen Statistik<br />
steht Belgien mit durchschnittlich<br />
44 Staustunden.<br />
Dahinter klassierten<br />
sich auf der Rangliste des<br />
Verkehrsdatenanbieters<br />
Inrix die Niederlande (39),<br />
Deutschland (38) und<br />
Luxemburg (33).<br />
«Stauhauptstadt» London<br />
Anders als in den meisten<br />
der 13 analysierten europäischen<br />
Ländern nahmen<br />
die Stauzeiten hierzulande<br />
zu. Die Schweiz rückte damit<br />
auf der «Trafic Scorecard»<br />
um einen Rang in<br />
die Top 5 des Jahres 2015<br />
vor. Dort liegt sie gleichauf<br />
mit Grossbritannien.<br />
«Stauhauptstadt» Europas<br />
ist London. Autofahrer<br />
mussten sich dort 2015<br />
während 101 Stunden gedulden.<br />
Mit 73 Staustunden<br />
folgt Stuttgart, die<br />
Um die Abgase zu<br />
reduzieren, hat «Eurovia»<br />
einen Strassenbelag<br />
entwickelt,<br />
der Stickstoffoxide<br />
neutralisiert.<br />
Nach demselben Prinzip funktioniert die erste<br />
Solarstrasse der Welt. Die als Teststrecke<br />
konzipierte Strasse befindet sich bei Tourouvre<br />
au Perche in der französischen Normandie.<br />
Auf einem 1000 Meter langen Abschnitt<br />
bedeckt der Strassenbelag «Wattway» etwa<br />
2800 Quadratmeter Fläche. Dies reicht aus,<br />
um einen Ort mit ca. 5000 Einwohnern zu<br />
beleuchten. Noch einen Schritt weiter wollen<br />
die Macher der «Forever Open Road» gehen.<br />
Heimat von Porsche und<br />
Daimler.<br />
In der Schweiz schaffte es<br />
von den vier untersuchten<br />
Ballungsräumen (Basel,<br />
Genf, Lugano, Zürich) keiner<br />
in die Top 15 der verkehrsreichsten<br />
Metropolregionen.<br />
Inrix verglich nach eigenen<br />
Angaben die Verkehrsgeschwindigkeiten<br />
in<br />
96 Städten Europas auf<br />
insgesamt einer Million<br />
Strassenkilometern, und<br />
zwar innerorts und auf<br />
Autobahnen.<br />
Der von dieser Strasse generierte Strom soll<br />
Elektrofahrzeuge während der Fahrt aufladen,<br />
so die Vision. Ermöglichen soll dies ein<br />
Strassenbelag, der die Energie auf das Fahrzeug<br />
überträgt. Wie dies in Zukunft funktionieren<br />
könnte, demonstriert der Bahnhersteller<br />
Bombardier. Er hat Ladestationen entwickelt,<br />
an denen elektrische Fahrzeuge ihre<br />
Batterien induktiv aufladen können. Induktiv<br />
bedeutet kontaktlos. Kabel werden keine benötigt.<br />
Ein unterirdisch verlegter Sender erzeugt<br />
Schwingungen. Diese lassen ein elektromagnetisches<br />
Feld entstehen, auf das eine<br />
Aufnahmespule an der Unterseite des Fahrzeuges<br />
reagiert. Über die Verbindung gelangt<br />
der Strom in den Akku. Diese Technik wird<br />
zum Beispiel in Mannheim (DE) bereits genutzt.<br />
Zwei Fahrzeuge der Linie 63 transportieren<br />
dort seit Mai 2015 Passagiere abgasfrei<br />
und ausschliesslich mit Induktionsstrom.<br />
FAHRBAHNEN REINIGEN DIE LUFT<br />
Stickstoffoxide tragen zur Bildung von Feinstaub<br />
bei und belasten damit die Atemwege.<br />
Um bis zum endgültigen Umstieg aller Verkehrsmittel<br />
auf Elektroantrieb einen Teil der<br />
Abgase zu reduzieren, hat «Eurovia» einen<br />
Strassenbelag entwickelt, der Stickstoffoxide<br />
neutralisiert. Der innovative Belag enthält<br />
den Katalysator Titandioxid. Treffen Sonnenstrahlen<br />
auf die Strassenoberfläche, aktiviert<br />
das Titandioxid den Sauerstoff in der<br />
Umgebungsluft. Damit reagieren wiederum<br />
die die Stickstoffoxide, so dass ungiftiges<br />
Nitrat entsteht.<br />
In Kiel (DE) findet die Deckschicht bereits<br />
Anwendung. Der Hersteller garantiert, in<br />
einer Stunde mindestens vier Milligramm<br />
Stickstoffoxide pro Quadratmeter umzuwandeln.<br />
Die Welt wird damit zwar nicht gerettet,<br />
doch in Kiel fiel die Belastung an den betroffenen<br />
Strassen unter den kritischen Wert.<br />
In Ballungszentren ist der Strassenverkehr<br />
eine der Hauptursachen für Stickstoffoxide.<br />
In die Höhe schnellen die Werte vor allem<br />
Fotos: Wikipedia/Bombardier<br />
14 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
dann, wenn der Verkehr stockt. Staus schaden<br />
aber nicht nur der Umwelt, sie sind auch<br />
teuer. 1,6 Milliarden Franken kosten sie die<br />
schweizerische Volkswirtschaft pro Jahr. Die<br />
Kosten entstehen vor allem durch Zeitverlust,<br />
aber auch durch zusätzlich verbrauchten<br />
Treibstoff sowie durch die entstehenden Umweltschäden<br />
und Unfallfolgen, wie die Bundesämter<br />
für Raumentwicklung (ARE) und<br />
für Strassen (ASTRA) berechneten.<br />
E-Busse der LInie<br />
63 in Mannheim<br />
beziehen den<br />
Strom direkt von<br />
der Strasse.<br />
PERSONALISIERTE INFORMATION<br />
Kosten reduzieren und Zeit sparen soll die<br />
«Forever Open Road», indem sie mit Auto<br />
und Fahrer kommuniziert. Dabei soll die<br />
Strasse Daten von Fahrzeugen und Smartphones<br />
sammeln und daraus wiederum Verkehrsinformationen<br />
liefern, um die Fahrzeuge<br />
automatisch zu navigieren. Jedes Auto<br />
funktioniert dabei wie ein Messfahrzeug, das<br />
den Zustand der Strasse in Echtzeit an ein<br />
Kommandosystem übermittelt, das die Informationen<br />
von Auto, Strasse und Fahrer bündelt.<br />
Die Fahrer, die – um ihre Route personalisieren<br />
zu lassen – das Ziel ihrer Reise<br />
sowie spezielle Wünsche bereits zuvor eingegeben<br />
haben, erhalten alle wichtigen Hinweise<br />
auf ihr Smartphone.<br />
Mit all diesen Informationen kann das<br />
System zum Beispiel Staus vorbeugen und<br />
Unfälle vermeiden. Registriert es ein erhöhtes<br />
Verkehrsaufkommen, leitet es die Fahrer<br />
um und passt die Geschwindigkeit an. Der<br />
Vorteil gegenüber herkömmlichen Navigationssystemen:<br />
Die smarten Strassen wissen<br />
nicht nur, wo sich ein Auto befindet, sondern<br />
auch, wohin und wie schnell die anderen<br />
Fahrzeuge unterwegs sind. Melden die Sensoren<br />
eines Fahrzeuges einen Strassenschaden,<br />
erfahren es auch die anderen sofort.<br />
Die europäischen Strassenforschungs-<br />
Institute arbeiten in ihren Laboren mit Hochdruck<br />
daran, all diese Ideen möglichst bald<br />
Wirklichkeit werden zu lassen. Die Strasse<br />
der Zukunft soll ein hochmodernes Kommunikationssystem<br />
werden, das mit sauberer,<br />
selbst erzeugter Energie läuft. Dabei ist es<br />
nur ein Teil der Vision, den Menschen möglichst<br />
schnell an sein Ziel zu bringen.<br />
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s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 15
WUSSTEN SIE SCHON<br />
DAS GROSSE RÄTSEL IM SUPERMARKT:<br />
Welches ist die schnellste Schlange?<br />
1<br />
Geht es Ihnen auch zuweilen so: Im Supermarkt<br />
stehen wir bestimmt immer in der<br />
langsamsten Kassenschlange. Doch s’Positive<br />
schafft jetzt Abhilfe. Zumindest teilweise.<br />
Denn in New York, wo alles immer sehr<br />
schnell gehen muss, hat die «New York<br />
Times» Marktforscher und Statistiker nach<br />
Möglichkeiten gefragt, wie wir schneller<br />
durchs Ziel laufen können. Hier die Erkenntnisse:<br />
Stellen Sie sich lieber hinter zwei volle<br />
Wagen als hinter mehrere Kunden mit nur<br />
wenigen Artikeln. Die meiste Zeit frisst nämlich<br />
das Hallosagen, Bezahlen, sich verabschieden.<br />
Das Scannen dauert dagegen viel<br />
weniger lang. Von neun Arbeitsstunden eines<br />
Kassierers entfallen auf das Scannen nur<br />
etwa dreieinhalb Stunden. Peilen Sie die<br />
Lage. Ältere Kunden zahlen gern bar und<br />
kramen lange nach dem Kleingeld. Paare<br />
können zu zweit schneller einpacken. Stellen<br />
Sie sich bei Kassiererinnen an die Kasse.<br />
Denn sie sind schneller als ihre männlichen<br />
Kollegen.<br />
RÄTSELHAFTER HAUFEN:<br />
Was steckt in einem Ameisenhaufen?<br />
Gehören Sie auch zu jenen Menschen, die<br />
an einem Ameisenhaufen nichts Organisatorisches<br />
erkennen können? Keine Bange:<br />
Sie gehören einer grossen Mehrheit an. Doch<br />
Zeichentrickfilme, die Ameisenhaufen als<br />
Anlagen mit grossen, durch Tunnel verbundenen<br />
Sälen darstellen, kommen der Wirklichkeit<br />
sehr nahe. Ein Bau besteht tatsächlich<br />
aus vielen Räumen und Kammern. Alle<br />
haben verschiedene Aufgaben. Einer ist für<br />
die Königin reserviert, einer dient als Speisekammer,<br />
einer als Brutkammer, wo die<br />
Eier aufbewahrt werden. Oft gibt es auch<br />
«Gärten», in denen Pilze gezüchtet werden.<br />
Die Eingänge zu den Korridoren werden von<br />
«Soldaten» bewacht. Sie werden bei Kälte<br />
geschlossen und im Sommer geöffnet, um<br />
die Lüftung des Baus zu sichern. Die unterirdischen<br />
Anlagen können enorme Dimensionen<br />
aufweisen. Sie reichen oft mehr als fünf<br />
Meter in die Tiefe. Als Forscher einmal Rauch<br />
in eine der Gänge leiteten, sahen sie ihn in<br />
70 Metern Entfernung wieder aufsteigen.<br />
Solche gewaltigen Kolonien haben mehrere<br />
Königinnen, die pro Tag bis zu 1000 Eier<br />
legen.<br />
2<br />
Fotos: shutterstock.com/fizkes, Andrey Burkov, I. Rottlaender<br />
16 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
WUSSTEN<br />
SIE SCHON?<br />
3<br />
FUNKTIONIERT DAS?<br />
Aggressionsabbau mit Wut-Yoga<br />
Haben Sie Yoga schon mal mit Bier und Heavy Metal in Verbindung<br />
gebracht? Wohl eher nicht. Normalerweise sind Sie mit Wasser und<br />
harmonisierenden Klängen näher dran. Doch Wut-Yoga stellt so ziemlich<br />
alles auf den Kopf, was die übliche Yoga-Welt bisher auszeichnete.<br />
Immerhin bleiben die Übungen (Asanas) gleich. Aber statt Ruhe<br />
herrscht eine aggressive Stimmung. Es wird gepöbelt, Dampf abgelassen<br />
und auch mal der Stinkefinger gezeigt. Die Idee stammt von der<br />
Kanadierin Lindsay Istace, und sie nannte es Rage-Yoga. «Es ist wie<br />
normales Yoga und es gibt keine neuen Übungen. Wir wollen einfach<br />
nur den Emotionen freien Lauf lassen und Menschen ermutigen, sich<br />
ihre Spannungen vom Leib zu fluchen, während sich Yoga machen.<br />
Lindsay Istace, ausgebildete Akrobatin in Calagary erlebte die herkömmlichen<br />
Yogastunden als zu ernst, einschüchternd und emotionslos<br />
und setzte kurzerhand ihr eigenes Konzept dagegen. Passend zu<br />
ihrem unorthodoxen Vorgehen finden ihre Kurse derzeit im Hinterzimmer<br />
einer Kneipe statt. Im Anschluss an das Training können die<br />
Yogaschüler im «Dickens Pub» bei Bier und Burgern gemeinsam den<br />
Kurs ausklingen lassen. Das Konzept zieht. Die Kurse sind kompeltt<br />
ausgebucht. Yoga-Anfänger, Yoga-Lehrer, Studenten, Hausfrauen,<br />
Businessmänner und -frauen: Die Klientel ist bunt und über 18 Jahre<br />
alt (erst ab diesem Alter dürfen in Kanada Kneipen betreten werden).<br />
Istaces Yoga-Kurse gibt es inzwischen auch im Netz.<br />
s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 17
HISTORY<br />
Mord und<br />
«Männerliebe»<br />
in Langenthal<br />
Der Oberaargau war nie eine heile Welt. In Langenthal<br />
kommt es im September 1817 zu einem der<br />
spektakulärsten Mordfälle des 19. Jahrhunderts.<br />
Es geht um Masslosigkeit, Prominenz, Betrug<br />
und Homosexualität. Am Ende steht ein Todesurteil.<br />
Fotos: Marcel Bieri, anagoria<br />
18 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
Die Leiche des Mörders Franz Desgouttes wurde aufs<br />
Rad geflochten.<br />
Jahre 2001 hat der Historiker Pirmin Meier die ganze<br />
Geschichte im historischen Report «Mord, Philosophie<br />
und die Liebe der Männer» auf 347 Seiten noch einmal<br />
dokumentiert.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG<br />
Im Bären in<br />
Langenthal fand<br />
die Bluttat 1817<br />
statt.<br />
Die Entwicklung hin zu einer humaneren<br />
Gesellschaft können wir am ehesten an den<br />
Sitten und Bräuchen der Justiz erkennen.<br />
Das grausige, heute gänzlich unvorstellbare<br />
Geschehen fand vor 200 Jahren vor unserer<br />
Haustüre statt.<br />
Die öffentliche Hinrichtung des Langenthaler Anwaltes<br />
Johann Franz Nikolaus (genannt Franz) Desgouttes<br />
wird am Dienstag, 30. September 1817, «auf dem Markt<br />
zu Aarwangen» vollzogen. Zuerst wird er erdrosselt, danach<br />
gerädert. Sein Körper bleibt bis am Abend auf dem<br />
Rad ausgestellt, und wird – so lautete das Urteil des Berner<br />
Oberappellationsgerichts – «dann aber abgenommen<br />
und nach dem Schindanger geschleift».<br />
Dieser Kriminalfall ist ausserordentlich gut dokumentiert.<br />
Franz Desgouttes führte nicht nur Tagebuch. Vor<br />
seiner Hinrichtung schrieb er auch seine Memoiren im<br />
Gefängnis noch zu Ende. Der Fall wird zudem in zwei<br />
Büchern aufgearbeitet. Heinrich Hössli (1784–1864)<br />
verfasst 1836 das Werk «Eros oder die Männerliebe der<br />
Griechen». Das Buch wird umgehend verboten und jahrelang<br />
unterdrückt. Es ist eine der weltweit ersten Abhandlungen<br />
über die Homosexualität (Männerliebe). Im<br />
Einerseits der brillante Doktor<br />
der Rechte, andererseits der<br />
dem Alkohol und Drogen verfallene<br />
Verbrecher.<br />
DAS DOPPELLEBEN DES ADVOKATEN<br />
Der Advokat Franz Desgouttes (1765 – 1817) führte ein<br />
Doppelleben in der Art von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.<br />
Einerseits der ehrbare, brillante Doktor der Rechte aus<br />
bestem Hause, der 1816 fast Staatsanwalt geworden wäre.<br />
Andererseits der dem Alkohol und sexuell aufpeitschenden<br />
Drogen verfallene, mehr und mehr keine Grenzen<br />
kennende Verbrecher. Bevor er – als einer der letzten<br />
Geräderten Europas – für den Mord an seinem Schreibstuben-Gehilfen<br />
öffentlich hingerichtet wird, hält er vom<br />
Blutgerüst herab noch eine flammende Rede an die gaffende<br />
Menge.<br />
Der Fall ist gut dokumentiert. Tatort ist der «Bären»<br />
zu Langenthal. Dem Wirtshaus, in dem heute traditionell<br />
die Langenthaler Fasnacht eröffnet wird. Die Tat wird in<br />
den frühen Morgenstunden des 29. Juli 1817 begangen.<br />
An einem Langenthaler Marktdienstag. «In ebenso rasenden<br />
als sich widersprechenden Empfindungen ergriff<br />
ich ein Messer […] und mit einer cannibalischen Wildheit<br />
begab ich mich zu dem Unglücklichen, welcher sanft<br />
schlief; ich betastete vorsichtig die Stelle seines Herzens,<br />
und stiess den Mordstahl in seine Brust.» Die Worte eines<br />
Mörders. Festgehalten in den Memoiren, kurz vor seiner<br />
öffentlichen Hinrichtung in Aarwangen verfasst.<br />
s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 19
HISTORY<br />
Es ist eine Tat, deren wahre Hintergründe lange verschwiegen<br />
werden. Vielleicht, weil in den ganzen Mordfall<br />
auch Prominenz – zwei spätere Regierungsräte – verwickelt<br />
ist: Hans-Ulrich Leibundgut vom Schoren, Lehrling<br />
bei Franz Desgouttes Anwaltskanzlei, und Karl Schnell,<br />
aus Burgdorf, ein Freund und Studienkollege des Mörders.<br />
Der reiche Lebemann Franz<br />
Desgouttes in Langenthal kann<br />
für eine Flasche Wein von jungen<br />
Männern alles bekommen.<br />
Beide haben zwar nichts mit dem Mord zu tun, stehen<br />
aber in einer ganz besonderen Beziehung zum Hingerichteten.<br />
Für die Zeitgenossen ist es ein Raubmord.<br />
EIN EIFERSUCHTSDRAMA UNTER MÄNNERN<br />
Sicher aber werden die dem Gericht bekannten Hintergründe<br />
geheim gehalten, weil der Täter homosexuell ist.<br />
Es ist kein Raubmord. Es ist ein Eifersuchtsdrama unter<br />
Männern. Vor 200 Jahren ein schwerer gesellschaftlicher<br />
Makel. Kommt dazu: Der 32-jährige Advokat, der mitten<br />
in Langenthal mordet, ist nicht irgendwer. Franz Desgouttes<br />
stammt aus den höchsten Kreisen. Er ist Doktor<br />
Juris und ein Bernburger. Hoch begabt, gebildet, belesen<br />
und charismatisch. In Langenthal führt er ein Anwaltsbüro.<br />
Franz Desgouttes hat das Büro von seinem 1816<br />
verstorbenen Vater übernommen, der als Gerichtsschreiber<br />
zu den vermögendsten Bürgern im Dorf gehörte.<br />
Es sind dunkle Zeiten. Im Winter 1816/17, dem Winter<br />
vor dem grausamen Mord, herrscht in der Schweiz eine<br />
grosse Hungersnot. Die Bauern müssen einen bedeutenden<br />
Teil ihres Viehs ins Schlachthaus treiben. Die Qualität<br />
des Fleisches ist schlecht, der Preis tief. Die Not ist<br />
in einzelnen Kantonen so gross, dass sich die Ärmsten<br />
von gesottenem Gras ernähren. Verzweifelte Menschen<br />
aus dem Haslital erhalten die Erlaubnis, in Langenthal<br />
zu musizieren. Was im Klartext heisst: Sie dürfen betteln.<br />
PROFITEUR DER WIRTSCHAFTLICHEN NOT<br />
Angesichts einer solchen Not ist es nicht verwunderlich,<br />
dass der reiche Lebemann Franz Desgouttes in Langenthal<br />
für eine Flasche Wein von jungen Männern alles<br />
bekommen kann. Und in seinem Keller lagern viele Flaschen<br />
Ryffwein des Spitzenjahrgangs 1811. Er schenkt<br />
Wein aus und pflegt, wie er später eingestehen wird, mit<br />
verschiedenen jungen Männern «unzüchtigen» Umgang.<br />
Er tarnt sich oft mit falschen Namen wie Johannes<br />
Madliger, Jakob Kummer oder Jakob Herzig. Ab und zu,<br />
und wenn er genügend berauscht ist, nimmt er auch mit<br />
Frauen vorlieb. So sagt er nach der Tat vor dem Untersuchungsrichter<br />
aus, dass ihm in Langenthal ein Mädchen<br />
bekannt war, das er «beschlafen» konnte. Aber am<br />
liebsten treibt er es mit einem Mann, der einen Knaben<br />
spielt. Die verbotene Knabenliebe hat er wohl im Pfarrhaus<br />
Lützelflüh während eines Aufenthalt beim Vorgänger<br />
von Albert Bitzius (Jeremias Gotthelf) entdeckt. Dort<br />
liest er nach eigenen Angaben nicht nur religiöse Schriften,<br />
sondern auch Romane und ergötzt sich bei der Beschreibung<br />
einschlägiger Sünden. Hier kommt er auch<br />
mit dem gleichen Geschlecht in Kontakt. «In Lützelflüh<br />
anno 1801 habe ich einen kleinen Knaben zu verschiedenen<br />
Mahlen missbraucht; derselbe ist aber längst, und<br />
nicht von daher, verstorben.»<br />
ZUSATZINFOS<br />
Die letzte Hinrichtung in unserem Land<br />
Am 4. Oktober 1851 wird Johann<br />
Hünig in Aarwangen wegen<br />
Meuchelmordes hingerichtet.<br />
Es ist das letzte Todesurteil<br />
im Oberaargau. Zehn Jahre<br />
später kommt es am 9. Dezember<br />
1861 in Bern zur letzten<br />
Hinrichtung im Kanton. Der<br />
Mörder Johann Kläntschi wird<br />
enthauptet. Aber es ist noch<br />
lange nicht das Ende der Todesstrafe<br />
in der Schweiz.<br />
1874 wird mit der revidierten<br />
Bundesverfassung die Todesstrafe<br />
für das ganze Gebiet der<br />
Eidgenossenschaft zwar verboten.<br />
Aber bereits 1879 wird<br />
den Kantonen bewilligt, auf ihrem<br />
Gebiet die Todesstrafe<br />
wiedereinzuführen. Mit der<br />
Einschränkung, sie nicht gegen<br />
Jugendliche und schwangere<br />
Frauen anzuwenden. Luzern,<br />
Uri, Schwyz, Freiburg, Schaffhausen,<br />
Appenzell i.R, St. Gallen<br />
und Wallis nahmen die Todesstrafe<br />
wieder ins Gesetz<br />
auf. Bis zum endgültigen Verbot<br />
im Jahre 1940 kommt es<br />
während 60 Jahren noch zu<br />
neun Hinrichtungen. Die allerletzte<br />
wird am 18. Oktober<br />
1940 in Sarnen vollzogen. Der<br />
geständige Mörder Hans<br />
Vollenweider wird mit der<br />
Guillotine enthauptet. Sein<br />
Pech: am 3. Juli 1938 hatten<br />
die Schweizer Stimmbürger<br />
mit 54 Prozent Mehrheit für<br />
die Abschaffung der Todesstrafe<br />
in Friedenszeiten votiert.<br />
Aber das Gesetz trat erst am 1.<br />
Januar 1942 in Kraft. Über das<br />
Drama um die letzte Hinrichtung<br />
in der Schweiz hat Carlo<br />
von Ah ein Buch verfasst («Der<br />
letzte Schnitt»). Seit 1992 ist<br />
in der Schweiz die Todesstrafe<br />
auch in Kriegszeiten abgeschafft.<br />
Der Mörder<br />
Hans Vollenweider<br />
wurde<br />
1940 in Sarnen<br />
hingerichtet.<br />
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HISTORY<br />
Die Ausbildung führt ihn nicht nur nach Lützelflüh, sondern<br />
auch nach Thun, Zofingen, Aarau und Lausanne.<br />
Mehr als einmal wird er bei Diebstählen erwischt. Trotzdem<br />
finanziert ihm der Vater schliesslich ein Studium<br />
der Juristerei an der berühmten Universität Tübingen,<br />
wo der spätere Mörder 1806 seine Dissertation schreibt.<br />
Hier leistet er sich einen teuren Lebenswandel. Eine unglückliche<br />
Liebschaft – er betet ausnahmsweise eine<br />
junge Frau an – und Betrügereien zwingen ihn jedoch,<br />
Tübingen fluchtartig zu verlassen. Er wohnt vorerst bei<br />
seinem reichen Onkel Isaak in Bern. Erst 1809 kehrt er<br />
zu seinen Eltern nach Langenthal zurück und arbeitet<br />
nun in der Anwaltskanzlei seines Vaters.<br />
DAS UNERBITTLICH EHRLICHE TAGEBUCH<br />
Die Art und Weise, wie der Advokat ab 1809 denkt und<br />
arbeitet, beschreibt er in seiner vor der Hinrichtung verfassten<br />
Lebensgeschichte mit unerbittlicher Ehrlichkeit<br />
so: «Die Jugend verführen, falsche Unterschriften machen,<br />
die ungerechtesten und anstössigsten Prozesse<br />
suchen, skrupellos gemeine Geschäfte betreiben, die jeder<br />
anständige Anwalt ablehnen würde, das war mir Spielerei.»<br />
Und das im beschaulichen Langenthal.<br />
Dr. jur. Franz Desgouttes gilt zwar als brillanter Anwalt,<br />
taugt aber mit seinem verschwenderischen, ungezügelten<br />
Lebenswandel nicht zum Geschäftsmann. Um<br />
den drohenden Konkurs abzuwenden, muss er im Sommer<br />
1817 das Haus seines Vaters verkaufen.<br />
Neben der «Lebens- und Bekehrungsgeschichte des<br />
Doktors der Rechte F. D.» – so nennt er seine im Angesicht<br />
des Todes im Gefängnis verfasste Autobiographie – bleibt<br />
Langenthal:<br />
vor 200 Jahren<br />
Schauplatz eines<br />
schaurigen<br />
Mordes.<br />
auch das Tagebuch des «am 30. September 1817 zu Aarwangen<br />
im Kanton Bern hingerichteten Diebes und Mörders»<br />
erhalten. Darin hat Franz Desgouttes fast bis zum<br />
Schluss aufgeschrieben, was er tat, was ihn bewegte, was<br />
er fühlte. So vertraut er im Frühling 1817 seinem Tagebuch<br />
an, man dränge ihn von allen Seiten, endlich zu<br />
heiraten: «Damit meine Umgebungen fröhlich sein und<br />
Immer unerträglicher wird ihm<br />
der Gedanke, seine Schreibstuben-<br />
Hilfe könnte ihn verlassen. Es<br />
endet im Mord aus Eifersucht.<br />
lustig und bequem leben können, soll ich elend sein.»<br />
Nein, sein Herz schlägt wirklich nicht für Frauen. Der<br />
Langenthaler Rechtsgelehrte lebt nur noch für seinen<br />
Angestellten, den 22jährigen Daniel Hemmeler. Eine<br />
Liebe, die aber unerwidert bleibt. Denn der aus ärmlichen<br />
Verhältnissen stammende Mitarbeiter geht lieber<br />
zu Viktoria Dennler, der Tochter des legendären Landarztes<br />
Andreas Dennler.<br />
Immer unerträglicher wird Franz Desgouttes der<br />
Gedanke, seine Schreibstuben-Hilfe könnte ihn verlassen.<br />
Am Mittwoch, 16. Juli 1817 zügelt die verschuldete<br />
Kanzlei Desgouttes in den – 1929 abgerissenen –<br />
«Bären»-Stock. In der Nacht nach der «Husröiki» (der<br />
Einweihungsparty) von Freitag, 18. Juli auf Samstag,<br />
19. Juli 1817, vergeht sich Franz Desgouttes ein weiteres<br />
Mal an «seinem» Daniel Hemmeler, den er mit Alkohol<br />
und Opiaten betäubt hat. Doch das reicht ihm nicht.<br />
Laut seinem Geständnis missbraucht er in der gleichen<br />
Nacht auch noch seinen total alkoholisierten und sich<br />
im Tiefschlaf befindenden Lehrbuben Hans-Ulrich Leibundgut<br />
aus Schoren, den späteren Berner Regierungsrat.<br />
«Er lag zufälligerweise in meinem Bett […] Leib<br />
und Gut schlief hart, und ich glaube nicht, dass er wach<br />
geworden darob.»<br />
DIE HALBHERZIGE FLUCHT<br />
Zehn Tage später, am Dienstag, 29. Juli 1817, tötet Franz<br />
Desgouttes schliesslich Daniel Hemmeler im «Bären»<br />
mit drei Messerstichen seines Militärsackmessers. «In<br />
ebenso rasenden als sich widersprechenden Empfindungen<br />
ergriff ich ein Messer […] und mit einer cannibalischen<br />
Wildheit begab ich mich zu dem Unglücklichen,<br />
welcher sanft schlief; ich betastete vorsichtig die Stelle<br />
seines Herzens, und stiess den Mordstahl in seine Brust.<br />
Der Unglückliche stiess ein Geschrei aus; ich bedeckte<br />
ihm den Mund mit einem Schnupftuch; er warf einen<br />
schmerzlichen Blick auf mich, dessen Andenken nicht<br />
von mir weicht, und verschied. Ich war mit Blut befleckt;<br />
dieser Anblick brachte mich so ausser mich vor Wuth,<br />
dass ich mein Messer hinwarf, und indem ich meine<br />
bluttriefenden Hände wusch, zu dem Leichnam trat, den<br />
ich beschimpfte und mit einer beispiellosen Rohheit<br />
misshandelte. Nach und nach kam ich zu mir, und<br />
Schmerz ergriff mich. Ich drückte ihm die Augen zu,<br />
Foto: Marcel Bieri<br />
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HISTORY<br />
nahm seine schon erkaltete Hand, und sprach zu ihm<br />
einige Worte, deren ich mich nicht mehr entsinne.»<br />
Der Mörder flieht Richtung Aarwangen. Er verhält<br />
sich völlig unerklärlich. Es scheint, als suche er seine<br />
Verhaftung. Statt so bald als möglich die Kantonsgrenze<br />
zu überqueren, macht er beim Hardhof Halt. Der erste<br />
Mensch, der ihm auf der Flucht begegnet, ist ein etwa<br />
achtjähriges Mädchen. Er spricht es an, schenkt ihm ein<br />
Stück Zucker, geht mit ihm zum Bauernhaus und lässt<br />
sich von der Bäuerin Bier geben. Er bezahlt fürstlich,<br />
verlässt den Hof aber bei der Ankunft des Bauern fluchtartig.<br />
Weiter geht die Flucht nach Mumenthal. Der Alkohol<br />
wirkt, seine Füsse werden langsam schwer. Noch<br />
am gleichen Tag wird der Mörder im Schatten eines<br />
Kirschbaumes liegend aufgegriffen und in die Mörderzelle<br />
des Schlosses Aarwangen geführt. Endlich kann er<br />
beichten. Er erzählt den Verhörrichtern von der Not,<br />
erzählt von seinen seelischen Abgründen.<br />
REUMÜTIGE REDE VOR DER HINRICHTUNG<br />
Am 17. September 1817 wird im Schloss Aarwangen das<br />
Todesurteil gefällt. Doch Franz Desgouttes will bis zu<br />
seiner Hinrichtung seine Memoiren fertig geschrieben<br />
haben. Er zieht deshalb das Urteil weiter und gewinnt<br />
so zehn Tage Lebenszeit. Am 27. September 1817 beschliesst<br />
das Oberappellationsgericht: «Dass der obgenannte<br />
Verbrecher F.D. […], nachdem ihm die zum Heil<br />
seiner Seele dienliche Unterweisung ertheilt worden, auf<br />
dem Markte zu Aarwangen hingerichtet, und zwar zuförderst<br />
bis zum erfolgten Tode erdrosselt, hiernächst<br />
aber gerädert werden, sein Körper bis zum Abend auf<br />
dem Rade ausgestellt bleiben, dann aber abgenommen<br />
und nach dem Schindanger geschleift werden soll.»<br />
Die Hinrichtung findet am 30. September 1817 statt.<br />
Für Franz Desgouttes ist nicht das Galgenfeld vorgesehen,<br />
sondern der Marktplatz bei der Riedgasse, wo die<br />
Postkutschen anhalten, in der Nähe des Tierlihuses.<br />
Doch bevor er getötet wird, hält er eine feurige, reumütige<br />
Rede. Darin dankt er ausdrücklich für das harte<br />
Urteil und warnt die vielen Schaulustigen unter anderem<br />
vor den Gefahren des Romanlesens. Franz Desgouttes<br />
ist der zweitletzte Schweizer, der gerädert wird. Als<br />
letzter Eidgenosse wird der Schneidergeselle Niklaus<br />
Glauser am 20. Juli 1822, wie Desgouttes wegen Meuchelmords,<br />
im bernischen Fraubrunnen erwürgt, gerädert<br />
und verscharrt.<br />
Literatur<br />
• «Mord, Philosophie und die Liebe der Männer» von<br />
Pirmin Meier.<br />
• «Langenthal». Berner Heimatbücher, von J.R. Meier.<br />
• «Berns moderne Zeit – das 19. und 20. Jahrhundert<br />
neu entdeckt» von Peter Martig.<br />
• Mehrere Ausgaben der Reihe «Jahrbuch für das<br />
Oberaargau».<br />
MASSENHINRICHTUNG<br />
Die unheimliche Faszination fürs Böse<br />
Ein blutiges Drama hat im<br />
Kanton Bern letztlich zu Abschaffung<br />
der Todesstrafe geführt.<br />
Auch viele Oberaargauer<br />
dürften vor Ort gewesen sein.<br />
Am 8. Juli 1861 kommt es in<br />
Langnau im Emmental zu einer<br />
Vierer-Hinrichtung. Die verurteilten<br />
Deliquenten, die an diesem<br />
8. Juli auf das Schafott<br />
geführt werden, sind der<br />
Schuhmacher Jakob Wyssler,<br />
seine Frau Verena Wyssler, der<br />
Bauer Jakob Stucki und dessen<br />
Knecht Samuel Krähenbühl.<br />
Getrieben von materieller Not<br />
und erbittertem Streit hatten<br />
die vier am 15. Februar 1860<br />
den Bauern Andreas Schlatter<br />
auf seinem Hof in Signau erschlagen<br />
und ausgeraubt.<br />
Am 14. Juni 1861 wird das<br />
Todesurteil gefällt und der<br />
Grosse Rat lehnt ein Gnadengesuch<br />
ab. Am Morgen des 8.<br />
Juli um 04.00 Uhr werden die<br />
Verurteilten in Langnau zur<br />
Richtstätte im Ramserengraben<br />
geführt. Getreu den gesetzlichen<br />
Vorgaben in Form einer<br />
Prozession. An der Spitze des<br />
Zugs reitet der aus Rheinfelden<br />
herbeigeholte Scharfrichter.<br />
Hinter ihm rumpelt eine<br />
Kutsche mit Regierungsstatthalter,<br />
Amtsschreiber und Weibel.<br />
Dahinter folgen zu Fuss<br />
die vier Verurteilten, begleitet<br />
von je zwei Geistlichen. Den<br />
Schluss der Prozession bilden<br />
52 Mann der Infanterie, 6 Dragoner<br />
und 23 Gendarmen.<br />
Nacheinander steigen die Verurteilten<br />
aufs Schafott, wo sie<br />
vom Scharfrichter enthauptet<br />
werden. Die Leichen der Hingerichteten<br />
werden in einem<br />
Korbwagen in das anatomische<br />
Institut nach Bern gebracht.<br />
Die Zahl der Schaulustigen<br />
wird auf sage und schreibe<br />
12 000 geschätzt – eine so<br />
grosse Menschenmenge hat es<br />
in Langnau für ein Ereignis<br />
vorher nicht und nachher nie<br />
mehr gegeben. Aber diese unheimliche<br />
Faszination fürs Böse<br />
verstört die Menschen. Das<br />
grausige Schauspiel führt zu<br />
heftiger Kritik in den Zeitungen<br />
und zu einem Meinungsumschwung.<br />
Noch im gleichen<br />
Jahr wird im Kanton Bern die<br />
Todesstrafe abgeschafft.<br />
Die Wirbelsäulen der vier Hingerichteten sind heute am Institut<br />
für Medizingeschichte der Universität Bern aufbewahrt. Kleine<br />
Schwerter zeigen, wo der Scharfrichter zuschlug.<br />
Foto: Adrian Moser<br />
24 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
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PLANETEN<br />
Olympische Spiele unterscheiden sich<br />
fundamental von anderen Sportveranstaltungen.<br />
Weil sie auf einem anderen<br />
Planeten stattfinden. Von einem, der zum<br />
13. Mal auszog, um über die olympischen<br />
Spiele zu berichten.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG<br />
Wer zu olympischen Spielen<br />
reist, kommt auf einem anderen<br />
Planeten an. Es ist<br />
eine Reise in eine Parallelwelt,<br />
und für die Spiele im<br />
Februar <strong>2018</strong> beginnt sie anderthalb Jahre<br />
vorher, im Hochsommer 2016.<br />
Wer als Chronist zu den Spielen zugelassen<br />
werden möchte, muss sich akkreditieren.<br />
Weil die Organisatoren die Verpflichtung<br />
eingehen, alle akkreditierten Personen<br />
visafrei einreisen zu lassen – Sportler, Funktionäre,<br />
Medienschaffende –, braucht es<br />
eine lange Vorlaufzeit. Das Akkreditierungsgesuch<br />
läuft höchstwahrscheinlich durch<br />
alle möglichen Polizeicomputer, Behördenstellen<br />
und Geheimdienste – damit sichergestellt<br />
ist, dass nur reinkommt, wer frei von<br />
Sünde ist.<br />
Jedes Land hat eine bestimmte Anzahl<br />
Medienplätze zu vergeben. Die Schweiz ist<br />
dreisprachig und bekommt ein Kontingent<br />
von etwas mehr als 100 Plätzen. Swiss Olympic,<br />
der nationale Sportverband, vergibt die<br />
Plätze an das schreibende und sendende<br />
Personal.<br />
Hat der Chronist also dieses Auswahlverfahren<br />
erfolgreich überstanden, macht er<br />
sich auf den Weg in diese andere Welt. Die<br />
olympischen Organisatoren bauen für eine<br />
kurze Zeit eine nahezu perfekt funktionierende<br />
Parallelwelt auf. Planet Olympia. Wer<br />
sich nicht bewusst dieser Welt entzieht,<br />
merkt es kaum mehr.<br />
Es ist ein Leben in einem geschlossenen<br />
System. Abgeschottet von der Wirklichkeit<br />
des Alltags und mit der totalen Überwachung<br />
im Sinne des alten George Orwell<br />
(«1984»). Das ist der Unterschied zu einem<br />
«gewöhnlichen» Sportanlass: einer Eishockey-WM,<br />
einem Töff-GP, einem Tennisturnier<br />
oder einem grossen Fussballspiel. Solche<br />
Anlässe sind in das Alltagsleben einer<br />
Stadt integriert. Der Chronist lebt und isst<br />
und schläft in der Stadt. So ist es auch bei<br />
Foto: zVg<br />
26 s’Positive 2/ <strong>2018</strong>
Akkreditiert für<br />
die Olympischen<br />
Spiele: Klaus Zaugg<br />
in Pyeongchang.<br />
einer Fussball-WM in den verschiedenen<br />
Austragungsorten. Nur die olympischen<br />
Spiele bauen dieses umfassende, in sich geschlossene<br />
System mit eigenem Transportund<br />
Kommunikationssystem und eigenen<br />
Unterkünften (olympische Dörfer) auf.<br />
Wer es zynisch mag: Als Chronist bei den<br />
Spielen in Südkorea ist das Leben nicht viel<br />
anders als für einen Touristen in Nordkorea.<br />
Nur dass die Isolation des olympischen Besuchers<br />
im Süden freiwillig ist. Er kann,<br />
wenn er denn will, das geschlossene System<br />
zwischenzeitlich verlassen. Im Norden hingegen<br />
ist die Isolation staatlich verordnet<br />
und es gibt keinen Ausgang.<br />
In der Mixed-Zone: Nationalmannschafts-Captain Raphael Diaz gibt Auskunft.<br />
s’Positive 2 / <strong>2018</strong> 27
OLYMPISCHE SPIELE<br />
Wer zu den Spielen reist, wird gleich nach<br />
der Ankunft am Flughafen empfangen, registriert<br />
und mit einer olympischen Identität<br />
versehen. Ohne diesen olympischen Pass mit<br />
Bild und Chip, den er fortan um den Hals<br />
trägt, kann er den Planeten Olympia nicht<br />
betreten und dort weder mit dem Bus fahren<br />
noch zum Frühstücksbuffet gehen, nicht in<br />
seine Unterkunft im Mediendorf gelangen<br />
und schon gar nicht die Arbeitsräume und<br />
Tribünen in den Stadien betreten.<br />
Vom internationalen Flughafen in Seoul<br />
fährt er mit der Eisenbahn im reservierten<br />
Waggon (nicht plombiert wie einst bei Lenins<br />
Reise vom Zürcher Hauptbahnhof nach<br />
St. Petersburg, aber reserviert) direkt in die<br />
olympische Welt und wird bei der olympischen<br />
Unterkunft empfangen, eingewiesen<br />
und noch einmal registriert.<br />
ABGEKOPPELT VON DER REALITÄT<br />
Von nun an hat er alles, was er zum Leben<br />
braucht, und es steht ihm ein olympisches<br />
Bus-Transportsystem zur Verfügung. Die<br />
Zwei olympische<br />
Oberaargauer unter<br />
sich: Klaus Zaugg<br />
und Rolf Bichsel<br />
(rechts) von der<br />
Agentur SDA.<br />
Weil so viel los ist – die Spiele sind wie eine Anhäufung<br />
unzähliger Weltmeisterschaften –, stellt sich<br />
bald einmal eine euphorische Atemlosigkeit ein,<br />
befeuert durch permanenten Schlafmangel.<br />
Bus se fahren von der Unterkunft direkt zu<br />
den verschiedenen Wettkampfstätten. Man<br />
ist nun für etwas mehr als zwei Wochen unter<br />
sich mit Medienschaffenden, olympischen<br />
Helden und Versagern, mit Funktionären.<br />
Es ist wie ein Chronisten-Klassentreffen<br />
mit einem olympischen Wiedersehen<br />
alle zwei Jahre bei den Spielen im Sommer<br />
und im Winter.<br />
Nach ein paar Tagen entwickelt sich bei<br />
diesem gigantischen Sportspektakel eine seltsame<br />
neue Wirklichkeit, abgekoppelt von der<br />
Wirklichkeit der Welten. Die Storys werden<br />
sehr oft von zu Hause angeregt. Wie es hier<br />
vor Ort aussieht, wie die Spiele verlaufen –<br />
das sehen die Medien-Bürogeneräle daheim<br />
am TV-Schirm und in den sozialen Kanälen<br />
und wollen es auch so dargestellt wissen. Und<br />
so wird von hier aus vielfach eine künstliche,<br />
ferngesteuerte Wirklichkeit wiedergegeben.<br />
Weil so viel los ist – die Spiele sind wie<br />
eine Anhäufung unzähliger Weltmeisterschaften<br />
– stellt sich bald einmal eine euphorische<br />
Atemlosigkeit ein, befeuert durch<br />
permanenten Schlafmangel. Von Arena zu<br />
Arena, dort in der Mixed-Zone, dem Kontakthof<br />
der olympischen Medienwelt.<br />
Schnell, schnell ein paar Worte eines olympischen<br />
Helden oder einer olympischen Heldin<br />
einfangen (macht nichts, wenn es der<br />
bare Unsinn ist, Hauptsache ein Zitat) und,<br />
allez hopp, zum nächsten Spektakel. Zwischendrin<br />
muss die Story geschrieben werden.<br />
Es ist wie das Leben in einer Zentrifuge,<br />
die alles beschleunigt. Atemlos. Schlaflos.<br />
Gedankenlos?<br />
Von Nordkorea habe ich im gleichen Zeitraum<br />
mehr mitbekommen als jetzt in der<br />
«olympischen Blase» von Südkorea. Ein Erlebnis<br />
hat mich allerdings bereits in der ersten<br />
Woche stärker beeindruckt als alle sportlichen<br />
Wettkämpfe.<br />
Nord- und Südkorea treten mit einem<br />
gemeinsamen Frauen-Eishockeyteam an.<br />
Mich haben die Hintergründe interessiert.<br />
Gute Beziehungen schaden nur jenen, die<br />
keine haben. Dr. René Fasel vermittelt mir<br />
ein Gespräch im streng abgeschirmten Hotel<br />
der IOC-Fürsten. Er gehört zum innersten<br />
Machtzirkel des Weltsports. Seit 1994 präsidiert<br />
er den internationalen Eishockey-Verband<br />
(IIHF) und sitzt im IOC. Er ist mit<br />
Wladimir Putin per Du und er hat den Nordkorea-Deal<br />
eingefädelt.<br />
WERTVOLLER KONTAKT<br />
René Fasels Karriere begann in den 1980er-<br />
Jahren als Schiedsrichter. Gerne erzählt er<br />
eine Episode aus seiner Anfangszeit. Er hatte<br />
eine Partie der Langnauer zu leiten, die<br />
damals noch als SC Langnau auftraten (heute<br />
SCL Tigers). «Als ich nach dem Spiel vom<br />
Eis kam, sagte mir auf dem Weg zur Garderobe<br />
ein Funktionär: Fasu, du bisch ä Gigu.<br />
Das habe ich nie vergessen. Ich wusste damals<br />
gar nicht, was ein Gigu ist.» Nun, der<br />
«Gigu» hat seither ganz ordentlich Karri<br />
28 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>
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OLYMPISCHE SPIELE<br />
ere gemacht. Wir verabreden uns also zum<br />
Essen im IOC-Hotel. Das ist noch einmal eine<br />
ganz eigene Welt auf dem Planeten Olympia.<br />
Es braucht eine Spezialbewilligung, um hereinzukommen.<br />
Bald ist mir klar, warum. Zu<br />
viele wichtige Leute. Sicherheitsrisiko. Am<br />
Nebentisch speist Ex-Kanzler Gerhard Schröder<br />
mit seiner koreanischen Freundin. Ich<br />
hatte ihn lange Zeit gar nicht bemerkt, und<br />
zum Glück habe ich keine meiner dummen<br />
Lieblingssprüche über unsere kriegerischen<br />
teutonischen Nachbarn gemacht. Item, das<br />
Interview mit dem nordkoreanischen Sportgeneral,<br />
einem Vertrauten Kims, ist auf bestem<br />
Wege.<br />
In der Ruhe der<br />
Unterkunft im<br />
Mediendorf lässt es<br />
sich besser dichten.<br />
DER ANRUF VON KIM<br />
Aber dann überstürzen sich die Ereignisse.<br />
US-Vizepräsident Mike Pence hat soeben in<br />
Japan offiziell verkündet, man werde nun<br />
die Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea<br />
verschärfen. Das ganze olympische Theater<br />
(gemeint ist die weltweite Aufmerksamkeit<br />
für das gemeinsame Koreanische Frauen-<br />
Hockeyteam) interessiere ihn nicht.<br />
Nun wird es hektisch. Unser nordkoreanischer<br />
Gesprächspartner, eben noch freundlich<br />
und gut gelaunt, bekommt einen Telefonanruf<br />
und ist nicht mehr ansprechbar. Er<br />
entschuldigt sich mit zitternder Stimme und<br />
eilt davon, quer durchs Restaurant, dem Ausgang<br />
und wohl seinem Zimmer zu. Mit an<br />
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />
war Kim persönlich am Hosentelefon – und<br />
ich verpasse die einmalige Gelegenheit, so<br />
an die direkte Nummer des grossen Vorsit<br />
zenden heranzukommen. Wird die nordkoreanische<br />
Delegation nach dieser Verbalattacke<br />
des US-Vize abreisen? Wird nichts mit<br />
dem gemeinsamen Frauen-Hockeyteam?<br />
Drei Stunden lang ist alles in der Schwebe.<br />
Dann das grosse Aufatmen: Die Nordkoreanerinnen<br />
und Nordkoreaner bleiben.<br />
Aber an ein Interview ist nicht mehr zu denken.<br />
Macht nichts. Es war ja trotzdem interessant,<br />
und das Essen – nun halt mit René<br />
Fasel – hat vorzüglich geschmeckt. Und<br />
bezahlen musste ich auch nicht. Diese Episode<br />
mag zeigen, wie manchmal auch tagelange<br />
Bemühungen um eine gute Story vergeblich<br />
sein können. Und wie läuft es mit<br />
den olympischen Heldinnen und Helden?<br />
Kann der Chronist mit ihnen Kaffee trinken<br />
und plaudern, wann immer er möchte?<br />
Nein, natürlich nicht. Er ist eingebunden in<br />
die grosse olympische Medienmaschine.<br />
Eine seriöse Vorbereitung auf die Wettkämpfe<br />
wäre nicht möglich, wenn ständig irgendein<br />
medialer «Schtürmicheib» (die weibliche<br />
Form kenne ich leider nicht und kann der<br />
politischen Korrektheit daher nicht Genüge<br />
tun) vorbeikäme.<br />
Deshalb gibt es ein oder zwei Tage vor<br />
dem Wettkampf eine ganz offizielle Me<br />
ZUSATZINFOS<br />
Von Calgary 1988 bis Pyeongchang <strong>2018</strong><br />
Von der Steinzeit in die Gegenwart<br />
in 30 Jahren. 1988 war<br />
ich bei den olympischen Spielen<br />
in Calgary zum ersten Mal<br />
als Chronist dabei.* Für die inzwischen<br />
nicht mehr existierende<br />
Fachzeitung «Sport».<br />
Ach, es waren die goldenen<br />
Jahre des schreibenden Personals.<br />
Die Zeitungen waren<br />
Gelddruckmaschinen. Die Kassen<br />
voll. Selbstverständlich<br />
flogen wir in der Businessklasse<br />
nach Kanada. Die Spesenpauschale<br />
für die kleinen Ausgaben<br />
nebenbei betrug 200<br />
Schtutz. Heute, 30 Jahre später,<br />
quetschen sie alle in die<br />
engen Sitze der Economy-Klasse.<br />
Übrigens auch das Personal<br />
des staatstragenden Fernsehens.<br />
Wohlweislich, kurz vor<br />
der No-Billag-Abstimmung.<br />
1988 gab es weder Hosentelefone<br />
noch Internet. In den Medienzentren<br />
sorgte das Klappern<br />
von Schreibmaschinen<br />
für den Klangteppich. Es gibt<br />
zwar erste Laptops mit einer<br />
Speicherkapazität von 20 000<br />
Zeichen und der Möglichkeit,<br />
per Telefon die Texte zu übermitteln.<br />
Aber es sind rare technische<br />
Wunderwerke, und niemand<br />
glaubt so recht daran,<br />
dass diese sich dereinst durchsetzen<br />
könnten. Das geschriebene<br />
und gedruckte Wort ist<br />
«Gospel», die Wahrheit. Die<br />
Chronisten (und wenigen Chronistinnen)<br />
stehen in hohem<br />
Ansehen. Sie machen die Meinung.<br />
In diesen Zeiten sprach<br />
man noch ehrfürchtig von der<br />
«Power of the Pen», von der<br />
Kraft und Macht der Feder.<br />
Diese herrlichen Zeiten dauerten<br />
bis und mit den Spielen<br />
von 2006 in Turin. Dann setzt<br />
sich das Internet durch. 2004<br />
wird Facebook gegründet und<br />
hat heute mehr als zwei Milliarden<br />
Mitglieder. Spätestens<br />
ab den Spielen von 2014 erkennen<br />
die Stars und sonstigen<br />
Mächtigen im Sport, dass sie<br />
die Medien nicht mehr brauchen<br />
und stattdessen auf den<br />
Kanälen der sozialen Netze mit<br />
dem Publikum kommunizieren<br />
können.<br />
Die Macht der Feder gibt es<br />
nicht mehr. Nun zählt wieder<br />
mehr die Kunst der Feder. Die<br />
Kunst, eine Geschichte zu erzählen.<br />
«Storytelling». Seit Anbeginn<br />
der Zeiten ist es ein<br />
Grundbedürfnis des Menschen,<br />
eine Geschichte zu hören oder<br />
zu lesen. Und es braucht jemanden,<br />
der diese Geschichte<br />
erzählt. Und das ist die edle<br />
Aufgabe des Chronisten im 21.<br />
Jahrhundert. Aber er hat nicht<br />
die Freiheit der Poeten und<br />
Dichter. Er sollte seine Geschichten<br />
nicht erfinden. Sondern<br />
einfach erzählen, was<br />
war. Das Leben schreibt ja immer<br />
noch die besten Storys.<br />
Erst recht auf dem Planeten<br />
Olympia.<br />
* Der Chronist hat vor Pyeongchang<br />
<strong>2018</strong> bereits über die<br />
olympischen Spiele in Calgary<br />
(1988), Albertville (1992), Atlanta<br />
(1996), Nagano (1998),<br />
Salt Lake City (20<strong>02</strong>), Athen<br />
(2004), Turin (2006), Peking<br />
(2008), Vancouver (2010),<br />
London (2012), Sotschi (2014)<br />
und Rio (2016) berichtet.<br />
30 s’Positive 2/ <strong>2018</strong>
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OLYMPISCHE SPIELE<br />
Vor Ort haben so ziemlich alle<br />
den gleichen Wissensstand, die<br />
gleichen Aussagen. Medialer<br />
Einheitsbrei halt. Deshalb<br />
verlegt der moderne Chronist<br />
mehr auf «Storytelling».<br />
Die Organisation<br />
ist nahezu perfekt.<br />
Die Busse fahren von<br />
der Unterkunft direkt<br />
zu den Wettkampfstätten.<br />
dienkonferenz. Die Athletinnen und Athleten<br />
stehen für eine gute Stunde Red und<br />
Antwort. Nach dem Wettkampf kommen die<br />
olympischen Helden in die Mixed Zone und<br />
stehen wiederum Red und Antwort. Wenn<br />
alles vorüber ist, nach den offiziellen Feierlichkeiten,<br />
wird noch einmal ein Treffen mit<br />
dem Nachrichtenzug organisiert. Ausserhalb<br />
dieser «festen Besuchszeiten» gibt es nur in<br />
Ausnahmefällen Interview-Termine.<br />
So haben so ziemlich alle vor Ort den<br />
gleichen Wissensstand, die gleichen Aussagen.<br />
Medialer Einheitsbrei halt. Deshalb<br />
verlegt der moderne Chronist, um sich aus<br />
dem «Mainstream» zu lösen, mehr auf «Storytelling».<br />
Der Ausdruck ist das Modewort<br />
für «Geschichten erzählen.» Also möglichst<br />
wortgewaltig beschreiben, was er sieht und<br />
hört. Und auf Analysen. Also auf eine<br />
Einordnung von dem, was passiert, was<br />
geleistet worden ist. Das ist aber nur für<br />
jene möglich, die eine gewisse Erfahrung<br />
haben. Und dafür ist Vorarbeit nötig: sich<br />
vor den Spielen mit den kommenden olympischen<br />
Helden unterhalten. Wenn noch<br />
Zeit dafür ist.<br />
Der Chronist ist sozusagen der Minnesänger<br />
des 21. Jahrhunderts. Er erzählt dem Volke<br />
in möglichst kurzweiliger Form von den Vorgängen<br />
an den königlichen Höfen des<br />
Sports. Dabei ist er bemüht, sich nicht den<br />
Zorn der Herrschenden zuzuziehen und<br />
doch so zu tun, als sei er absolut unbestechlich<br />
und nur der Wahrheit verpflichtet. Zum<br />
Glück gibt es einen ganz wesentlichen Unterschied<br />
zu den Minnesängern im Mittelalter.<br />
Damals wurden die Geschichten als<br />
Gesänge vorgetragen. Ich muss nicht singen.<br />
Gottseilobunddank.<br />
ZUSATZINFOS<br />
Die besten Winterspiele aller Zeiten?<br />
Es ist üblich, dass die olympischen<br />
Spiele jeweils als «die<br />
besten aller Zeiten» bezeichnet<br />
werden. Das wird mit<br />
ziemlicher Sicherheit auch<br />
<strong>2018</strong> der Fall sein. Das Prädikat<br />
«die besten aller Zeiten»<br />
ist oft ein Zeichen der Dankbarkeit<br />
und Anerkennung gegenüber<br />
dem Gastgeberland.<br />
Im Fall von Pyeongchang wird<br />
es ein verdientes Lob sein. Die<br />
Organisation ist nahezu perfekt.<br />
Die Busse fahren fast so<br />
pünktlich wie die eidgenössischen<br />
Eisenbahnen, die Arbeitsräume<br />
sind grosszügig<br />
ausgestattet, die Kommunikationssysteme<br />
funktionieren und<br />
die Unterkünfte im Mediendorf<br />
– in der Vergangenheit oft<br />
spartanisch – sind grosszügig<br />
und hell.<br />
Perfekte Planung – fast<br />
Die Koreaner haben eine kluge<br />
Philosophie. Sie sagen, es sei<br />
wichtig, alles perfekt zu planen.<br />
Aber nur zu etwa 80 Prozent.<br />
Damit noch etwas Freiraum<br />
für Improvisation bleibt.<br />
Und hilfreich ist auch das koreanische<br />
Prinzip «Sofort, sofort».<br />
Es ist unschicklich, jemanden<br />
warten zu lassen. Auf<br />
perfekten Service wird grossen<br />
Wert gelegt und dazu gehört,<br />
dass der Kunde nicht warten<br />
muss. Es gilt als Beleidigung,<br />
jemandem Trinkgeld zu geben.<br />
Der perfekte Service gilt als<br />
Selbstverständlichkeit.<br />
Das Organisationstalent, verbunden<br />
mit der freundlichen<br />
Hilfsbereitschaft der Koreaner<br />
trägt viel zum guten Gelingen<br />
und zur guten Stimmung bei.<br />
Sotschi war vor vier Jahren<br />
auch eine nahezu perfekte Veranstaltung.<br />
Aber es fehlte die<br />
Heiterkeit, die Freundlichkeit,<br />
die Gelassenheit der Koreaner.<br />
Die wahren Winterspiele<br />
Und endlich sind es wieder<br />
einmal echte Winterspiele. So<br />
kalt war seit 38 Jahren nicht<br />
mehr. Pyeongchang beschert<br />
uns die Rückkehr der wahren<br />
Winterspiele. Es wäre möglich,<br />
das Eishockeyturnier endlich<br />
wieder einmal auf Natureis<br />
auszutragen. Wie 1948 in<br />
St. Moritz.<br />
Es ist eine Umkehr der olympischen<br />
Entwicklung. Nichts<br />
zeigt uns den Lauf der olympischen<br />
Zeiten vom kameradschaftlichen<br />
Klassentreffen in<br />
Winterwunderlandschaften<br />
zum globalen Milliarden-Spektakel<br />
nämlich so eindrücklich<br />
wie der Temperaturanstieg.<br />
Nicht die globale Erwärmung<br />
hat in diesem Jahrhundert die<br />
Winterspiele wärmer gemacht.<br />
Es ist das Business-Volumen<br />
dieser grossen Eis- und<br />
Schneeshow. Romantische<br />
Wintersport-Stationen mit weniger<br />
als 10 000 Einwohner als<br />
Chamonix, Cortina oder St. Moritz<br />
– alle drei Orte haben in<br />
der guten alten Zeit zwischen<br />
1924 und 1956 die Spiele organisiert<br />
– vermögen die vielen<br />
Athletinnen und Athleten,<br />
Medienschaffenden, Funktionäre,<br />
Gäste, Helferinnen und<br />
Helfer, Zuschauerinnen und<br />
Zuschauer gar nicht mehr zu<br />
beherbergen. Es braucht heute<br />
die Nähe zu den urbanen Zentren<br />
im Flachland. 2<strong>02</strong>2 werden<br />
die Winterspiele gar in Peking<br />
stattfinden.<br />
Pyeongchang zählt zwar «nur»<br />
knapp 50 000 Einwohner und<br />
liegt in den Bergen. Aber wichtiger<br />
für die Logistik ist die<br />
250 000-Seelen-Stadt Changneung<br />
unten an der Küste. Hier<br />
finden die Eröffnungsfeier und<br />
die Eissportarten statt, hier<br />
stehen die olympischen Dörfer.<br />
Zuletzt habe ich 20<strong>02</strong> in Salt<br />
Lake City so gefroren wie in<br />
diesen Tagen in Changneung.<br />
Im trockenen, kalten, windigen<br />
nordamerikanischen Kontinentalklima.<br />
Olympische Warmzeit<br />
Das 21. Jahrhundert hat uns<br />
mit Turin (2006), Vancouver<br />
(2010) und Sotschi (2014) an<br />
der russischen Riviera gar eine<br />
olympische Warmzeit beschert.<br />
In Sotschi waren vor<br />
vier Jahren vom Strand hinter<br />
dem Mediendorf aus springende<br />
Delfine zu sehen.<br />
Erstmals seit Salt Lake City<br />
(20<strong>02</strong>) braucht es nun wieder<br />
Wintermantel, Strickmütze,<br />
Halstuch und Handschuhe zum<br />
Schutz gegen Kälte – und nicht<br />
bloss als modische Accessoires.<br />
Selbst in Gangneung an<br />
der Küste des japanischen<br />
Meeres ist es bitter kalt.<br />
Kehren wir zur eingangs gestellten<br />
Frage zurück: die besten<br />
Winterspiele aller Zeiten?<br />
Ja. Vor allem auch, weil es<br />
Spiele mit Winter sind.<br />
32 s’Positive 2/ <strong>2018</strong>
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Leserbriefe & Veranstaltungen<br />
Gratulation<br />
Ich gratuliere den Herren Zaugg und<br />
Wüthrich zum gelungenen Interview<br />
mit Herrn Bundesrat Johann Schneider-<br />
Ammann. Es wurden gute Fragen gestellt.<br />
Mal ein etwas anderes Interview. Auch<br />
sonst finde ich s’Positive eine gute Sache.<br />
Weiter so!<br />
M. Leuenberger, Langenthal<br />
PROGRAMMHINWEIS<br />
RTS1 (Westschweizer Fernsehen)<br />
Freitag, 16. März, 20.00 – PaJu<br />
(Passe moi les jumelle – gib mir das<br />
Fernglas). Mit einer Doku über das<br />
«Luftschloss» von Regula Farner (siehe<br />
grosses Interview in dieser Ausgabe)<br />
und Menel Rachdi.<br />
SCHLAUER ESEL<br />
Was den eigentlichen<br />
König der Tiere so<br />
besonders macht.<br />
Johann Schneider-Ammann<br />
Unser Bundesrat<br />
Der Oberaargauer über die Arbeit als Bundesrat,<br />
seinen Werdegang und seinen Wohnort Langenthal.<br />
ATOM-EUPHORIE<br />
Als im Oberaargau<br />
Atombomben getestet<br />
werden sollten.<br />
AUSGABE 1 JANUAR <strong>2018</strong><br />
SIMON SCHENK<br />
Seine beeindruckende<br />
Karriere im Schweizer<br />
Eishockey.<br />
Ihre Meinung<br />
ist gefragt!<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Sie halten die dritte Ausgabe von<br />
s’Positive in der Hand, welche in<br />
Hochglanz erscheint, zuvor gaben wir<br />
das Magazin im Zeitungsdruck heraus.<br />
Uns interessiert Ihre Meinung<br />
dazu. Wie beurteilen Sie den Unterschied?<br />
Wie ist die Lesbarkeit?<br />
Bitte schreiben Sie uns per Mail an:<br />
info@spositive.ch, per Post an<br />
s’Positive AG, St, Urbanstrasse 31,<br />
4914 Roggwil, oder rufen Sie uns an<br />
unter der Nummer 062 929 24 25.<br />
Ihre Meinung<br />
interessiert uns<br />
Sind Sie mit etwas nicht einverstanden?<br />
Haben Sie Fragen, die auch andere Leser<br />
interessieren könnten? Oder haben Sie eine<br />
Ergänzung zu einem Artikel? Dann schreiben<br />
Sie uns. Ab der kommenden Ausgabe<br />
reservieren wir Platz für Sie.<br />
Oder möchten Sie über ein Thema, das wir<br />
noch nicht gebracht haben, mehr erfahren?<br />
Wir können Ihnen zwar keinen Artikel darüber<br />
garantieren. Aber prüfen werden wir<br />
Ihren Vorschlag ganz bestimmt.<br />
Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt,<br />
wenn wir die Möglichkeit zu Leserreaktionen<br />
bieten. Möglich, dass keine<br />
einzige kommt. Ebenfalls möglich, dass wir<br />
nicht alle Ihre E-Mails und Briefe publizieren<br />
können, und deshalb eine Auswahl treffen<br />
müssen. Werden Sie bitte nicht zu lang.<br />
Sonst müssten wir Ihren Beitrag eventuell<br />
kürzen.<br />
Beiträge mit beleidigenden, diffamierenden,<br />
rassistischen und sexistischen Inhalt werden<br />
nicht veröffentlicht.<br />
Wir freuen uns auf Ihr Feedback.<br />
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Öffnungszeiten THE MEAT Dienstag bis Samstag 11:30 bis 14:00 Uhr und 18:00 bis 23:00 Uhr<br />
Sonntag und Montag geschlossen<br />
HOLE 19<br />
INDOOR GOLF<br />
Tagesmenüs ab CHF Fr. 14.50<br />
Kreative Küche speditiv serviert<br />
Abendkarte<br />
Kleine, aber feine Speiseauswahl<br />
mit Pfiffff<br />
Seminare und Bankette<br />
Immer wieder gerne – wir beraten<br />
Sie kompetent und voller Elan<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo-Fr 08:00-14:00 / 17:00-23:00<br />
Sa 09:00-23:00<br />
So 09:00-21:30 09:00-17:00<br />
www.elemaent.ch<br />
Schieben Sie eine ruhige Kugel...<br />
...auf einer topmodernen Anlage mit<br />
12 Bahnen<br />
...bei Ihrem Bowlingspass und verbinden<br />
Sie diesen mit einem Apéro<br />
an unserer Apérobar oder einem<br />
Essen im Meat oder Elemänt<br />
...an unseren vier Billardtischen,<br />
zwei „Töggelichäschten“ und zwei<br />
Dartautomaten<br />
Ein Besuch lohnt sich –<br />
Reservation von Vorteil.<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo-Di geschlossen<br />
Mi-Do 14:00-23:00<br />
Fr-Sa 14:00-00:00<br />
So 12:00-22:00<br />
Bei uns stehen Sie nie im Regen!<br />
3 professionelle Full-Swing<br />
Golfsimultaoren<br />
Golfsimulatoren<br />
8-ung: Nur für Profis s oder solche, die<br />
es werden wollen. Für Einsteiger, die<br />
das Golf spielen erlernen möchten,<br />
bieten wir Ihnen ein Golfpackage mit<br />
einem Golflehrer an.<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo-So 09:00-22:00<br />
www.hole19.ch<br />
Sei es eine Zigarre oder Zigarette,<br />
Whisky oder ein Glas Rotwein -<br />
kosten Sie in einem Ledersessel<br />
alles was ihr Herz begehrt. In einem<br />
klassischen und eleganten Fumoir,<br />
geprägt von einer warmen Atmosphäre,<br />
lässt sich eine Zigarre in<br />
vollen Zügen geniessen. In unserem<br />
Fumoir können Sie persönlich Ihre<br />
Wahl treffen und geniessen...<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo-Fr 08:00-14:00 / 17:00-23:00<br />
Sa 09:00-23:00<br />
So 09:00-21:30 09:00-17:00<br />
www.elemaent.ch<br />
www.bowling-langenthal.ch