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E_1928_Zeitung_Nr.019

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lehnt. Dieser Entscheid beweist wieder einmal<br />

mehr, dass sich der Pferdeverkehr den<br />

modernen Strassen nicht anzupassen versteht,<br />

teilweise aber nicht anpassen will. Es<br />

werden noch Jahre verstreichen, bis alle<br />

Pferdebesitzer einsehen, dass die moderne<br />

Strasse für alle Strassenbenützer gebaut ist<br />

und sich daher auch alle anpassen müssen.<br />

SO.<br />

Entzug und Wfedererteilung von<br />

Fahrbewilligungen.<br />

(Aus dem Bundesgericht.)<br />

Das Zürcher Automobilgesetz von 1923<br />

sieht in § 17 vor, dass bei vorsätzlicher oder<br />

grob fahrlässiger Uebertretung des Konkordates,<br />

eines Gesetzes oder einer Verordnung<br />

die Verkehrs- oder Fahrerbewilligung zeitweise<br />

oder dauernd entzogen werden könne.<br />

Wenn die Voraussetzungen für die Erteilung<br />

der Bewilligung dahinfallen, kann diese gemäss<br />

§ 11 des Gesetzes von der Behörde, die<br />

sie erteilt hat oder von der Polizeidirektion<br />

entzogen werden.<br />

Ein Lastauto überfuhr und tötete am 28.<br />

April 1927 in Zürich (Ecke Zollstrasse-Mattengasse)<br />

einen die Strasse überquerenden<br />

Knaben, worauf die kantonale Polizeidirektion<br />

dem Chauffeur die Fahrbewilligung entzog,<br />

in der Meinung, dass über eine allfällige<br />

Wiedererteilung nach Abschluss der Strafuntersuchung,<br />

eventuell nach Inkrafttreten<br />

eines Strafurteils entschieden werden könne;<br />

der Regierungsrat wies einen gegen diese<br />

Verfügung gerichteten Rekurs des Chauffeurs<br />

ab. Am 29. Juli 1927 wurde die wegen fahrlässiger<br />

Tötung eingeleitete Strafuntersuchung<br />

eingestellt, dem Chauffeur aber, da er<br />

immerhin durch nicht ganz korrektes Fahren<br />

die Untersuchung verschuldet habe, die Kosten<br />

auferlegt; der Vater des getöteten Knaben<br />

rekurrierte gegen diese Einstellung, wurde<br />

aber durch Beschluss vom 4. Oktober abgewiesen.<br />

Hierauf stellte der Chauffeur am<br />

7. Oktober das Gesuch um unverzügliche<br />

Wiedererteilung der Fahrbewilligung. Die<br />

Justizdirektion schrieb ihm am 18. Oktober,<br />

dass die Wiedererteilung der Bewilligung<br />

auf den 1. November in Aussicht genommen<br />

sei. Der Chauffeur gab sich damit nicht zufrieden,<br />

sondern forderte in einer Beschwerde<br />

an den Regierungsrat die sofortige Wiedererteilung.<br />

Bevor diese beurteilt war, am<br />

1. November, erhielt der Chauffeur seine Bewilligung<br />

wieder, ersuchte aber die Regierung,<br />

trotzdem auf seine Beschwerde einzutreten,<br />

da es sich um eine Frage von grosser<br />

grundsätzlicher Bedeutung handle. Der Regierungsrat<br />

wies die Beschwerde ab, indem<br />

er ausführte, eine für alle Fälle bindende<br />

Regel könne wegen der Verschiedenheit der<br />

Verumständungen und des Verschuldens der<br />

Beteiligten nicht aufgestellt werden; im vorliegenden<br />

Falle sei die Bewilligung jedenfalls<br />

ohne unzulässige Verzögerung wieder erteilt<br />

worden.<br />

Der Chauffeur focht den Entscheid der Regierung<br />

in einem staatsrechtlichen Rekurs<br />

an, indem er sich wegen Rechtsverweigerung<br />

und Rechtsverzögerung (Art. 4 der Bundesverfassung)<br />

beschwerte und eventuell eine<br />

Schadenersatzforderung an den zürcherischen<br />

Staat in Aussicht stellte.<br />

Das Bundesgericht hat diesen Rekurs einstimmig<br />

abgelehnt. Zunächst war die Polizeidirektion<br />

nach dem Unfall zum Entzug der<br />

Bewilligung berechtigt, weil damals nicht<br />

feststand, ob nicht die Voraussetzungen des<br />

§ 17 für den dauernden oder zeitweisen Entzug<br />

gegeben waren. Darin, dass dem am<br />

7. Oktober gestellten Gesuch um Wiedererteilung<br />

erst auf den 1. November entsprochen<br />

wurde, liegt keine Rechtsverzögerung. Die<br />

Einstellung des Strafverfahrens konnte^ nicht<br />

ohne weiteres die Wiedererteilung der Bewilligung<br />

bewirken, denn das Verfahren war von<br />

den Strafbehörden eingestellt worden, während<br />

die Bewilligung von der Administrativbehörde<br />

entzogen worden war. Diese letztere<br />

Behörde musste, um über die Wiedererteilung<br />

schlüssig zu werden, Zeit zur Einsichtnahme<br />

in die Strafakten haben. Auch wäre ein Entzug<br />

der Bewilligung auch dann denkbar,<br />

wenn keine strafbare Handlung vorliegt, und<br />

deshalb hatte die Behörde zu untersuchen, ob<br />

nicht — unabhängig vom Vorliegen einer<br />

strafbaren Handlung — gemäss § 11 die Voraussetzungen<br />

für die Erteilung der Bewilligung<br />

dahinsrefallen seien. Unter diesen Voraussetzungen<br />

kann die Frist vom 7. Oktober<br />

bis 1. November nicht als unzulässige Verzögerung<br />

bezeichnet werden. W.<br />

Verkehrsregelung bei der Roten Brücke in<br />

Bern. Die Arbeiten zum Bau der neuen grossen<br />

Lorrainebrücke sind auf beiden Seiten<br />

der Aare soweit fortgeschritten, dass der<br />

Verkehr folgenden Einschränkungen unterzogen<br />

werden muss:<br />

Die Schützenmattstrasse ist dem gesamten<br />

Verkehr gesperrt.<br />

Der Verkehr am äussern Bollwerk ist erlaubt,<br />

jedoch nur in einer Richtung, und zwar<br />

Waisenhausstrasse, Aeusseres Bollwerk,<br />

Bahnhof oder Neubrückstrasse.<br />

Bei der Einfahrt in die Eimbahnstrasse sind<br />

die rot-weissen Sens Unique-Tafeln aufgestellt.<br />

Die Fahrer sind gebeten, die Umbauzone<br />

mit aller Vorsicht zu passieren. Das Parkieren<br />

von Fahrzeugen am Aeussern Bollwerk<br />

ist verboten.<br />

xl.<br />

Vom Verband<br />

Schweiz. Motorlastwagenbesitzer<br />

Dio ordentliche Mitgliedex-Versammluii!; dieses<br />

Verbandes fand am letzten Samstagnachmittag im<br />

c Kasino » in Born statt. Um 2.30 Uhr eröffnete der<br />

Präsident der ASPA dio von über hundert Mann<br />

besuebto Tagung. Das Protokoll der letzten Generalversammlung<br />

wurde, auf Anfrage des Vizepräsidenten,<br />

Herrn Hostettler, hin, nicht verlesen. Der vielseitigen<br />

und hingebungsvollen Tätigkeit des regsamen<br />

und liebenswürdigen Sekretärs, Herrn Ing.<br />

Monteil wurden vom Präsidenten lobendo Dankesworte<br />

gewidmet.<br />

Der Jahresbericht über die Verbandstitiqkeit im<br />

Jahre 1927<br />

wurde vom Sekretär, Herrn Monteil verlesen. Dieser<br />

Bericht wird nach der Versammlung in beiden<br />

Sprachen veröffentlicht werden. Da* Jahr 1927 war<br />

für das schweizer. Automobilwesen ein ausgesprochenes<br />

Kampfjahr, ans welchem als markantester<br />

Punkt der negative Volksentscheid über den ersten<br />

Versuch einer eidgenössischen Verkehrsregelung hervorleuchtet.<br />

Alle jene Kreise, die sich um die Verbände<br />

scharen, welche die Interessenvertretung der<br />

im Automobil und Fahrrad verkörperten Verkehrsmittel<br />

zum Zwecke haben, sind sich darrin einig,<br />

dass eine<br />

AUTOMOBIL-REVUE<br />

weitgreifende und gründliche Verkehrsregelung<br />

unserer Zeit Not tut. Der gesetzgeberische Wettlauf<br />

hat auf kantonal-souveränem Boden recht groteske<br />

Formen angenommen und schiesst nicht nur am<br />

Ziel einer Sanierung des Verkehrswesens vorbei,<br />

sondern entbehrt auch einer vernünftigen wirtschaftlichen<br />

Beurteilung. Während bei den meisten<br />

staatlichen Institutionen und bei kantonalen Verwaltungen<br />

sich die motorische Traktion einer wachsenden<br />

Beliebtheit und Bevorzugung erfreut, wird<br />

leider gegenüber der Privatwirtschaft eo ziemlich<br />

alles versucht, um die Entwicklung zu unterbinden<br />

oder stark einzudämmen. Das Automobil kämpft<br />

noch vielfach mit einer für unsere Zeit fast unverständlichen<br />

Voreingenommenheit, trotzdem dasselbe<br />

heute in weitgehendstem Masse in das gesamte<br />

Wirtschaftsleben eingedrungen ist.<br />

Der Lastwagenbestand per 1. Juli 1927<br />

verteilt sich auf die verschiedenen Erwerbsbranchen<br />

wie folgt:<br />

Lebensmittel und Landwirtschaft<br />

3333 Wagen = 35,4%<br />

Industrie, Handel u. Gewerbe 3034 » =32,1%<br />

Transportunternehmer, Camioneuro<br />

984 » = 10,4%<br />

Baugewerbe, Holzhandel.<br />

Kiesgruben 761 » =8,1%<br />

Brauereien 418 > =4,4%<br />

Gemeindebetriebe 342 > = 3,6%<br />

Müllerei 266 » = 2,8%<br />

Post und konzessionierte<br />

Unternehmungen 151 » = 1,6%<br />

Militär, Telegraph, Telephon<br />

und Bahn 106 » = 1,1%<br />

Hotelerie 50 > = 0,5%<br />

Diese Zahlen zeigen, wie stark heute Staatsund<br />

Privatwirtschaft an. diesem modernen Verkehrs-<br />

und gewerblichen Hilfsinstrument interessiert<br />

sind !<br />

Ueber die Mitgliedschaft und die Werbetätigkeit<br />

der ASPA lässt sich kurz sagen, dass der Bestand<br />

am 31. Dezember 1927 1584 ordentliche Mitglieder<br />

mit 3173 Wagen betrug. Die Zahl der unterstützenden<br />

Mitglieder beträgt 33. Mit Einschluss der Eidg.<br />

Oberpostdirektion, deren gesamter Automobilbetrieb<br />

sich einer andauernden Prosperität erfreut und die<br />

zu den unterstützenden Mitgliedern der ASPA zählt,<br />

vermehrt sich die Wagenzahl um weitero 487 Stück,<br />

so dass sich ein totaler Mitgliederbestand von 1617<br />

Mitgliedern mit 3660 Wagen ergibt. Die Jahresrechnung<br />

Hess sich im Rahmen des aufgestellten<br />

und genehmigten Budgets durchführen. Der Vermögonsbestand<br />

per Ende 1927 betrug 3f5.381.87<br />

Franken.<br />

Die Inanspruchnahme, der Geschäftsstelle, sowohl<br />

durch die Mitglieder als auch durch behördlicho<br />

und private Stellen wächst zusehends.<br />

Bei der Berner Gruppo der ASPA bestand im<br />

Jahro 1927 Veranlassung zu einer regeren Tätigkeit,<br />

die durch die regicrungsrätlicho Vorlasro des<br />

Automobildekrotes hervorgerufen wurde. Wegen<br />

des vcxatoriscb.cn Charakters dieser gesetzlichen<br />

Verfügung,, welche die rentable Ausnutzung der<br />

Motorwagen in Handel und Gewerbe (insbesondere<br />

der Anhänger) stark gefährdet, gruppierten sich<br />

schliesslich 35 wirtschaftliche Verbände des Kantons<br />

Bern um die Berner Gruppe der ASPA zu<br />

einer einheitlichen Abwehraktion und zur Teilnahme<br />

an dem eingeleiteten staatsrechtlichen Rekurs<br />

! In den übrigen Kantonen beschränkte sich<br />

die Tätigkeit mehr bei speziellen Anlässen auf das<br />

Vorgehen von Delegationen oder einzelner Vertrauensmänner,<br />

so in der Steuerfrage der Kantone<br />

Solothurn und Waadt, der lästigen BussenDraxis<br />

der Kantone Aar?au, Thurgau, Zürich und Zug,<br />

sowie in Verkehrsfragen verschiedener Natur.<br />

Dio wichtigsten Vorbandsgeschäfte bestanden in<br />

der Behandlung der folgenden Fragen: Benzin- und<br />

Ersatzbrennstoffc, Anstellungsnormen für Fahrpersonal,<br />

Triptykwesen und Aufenthaltstaxen. Versicherungs-<br />

und Unfaliwesen, offizielles Publikationsorgan<br />

und der Druckschriftenverlag.<br />

Unter den Verbandsarbeiten erforderten das<br />

eidg. Automobilgesetz und die Verkehrsinitiative<br />

eine vermehrte Propaganda. Die ASPA schloss sich<br />

ebenfalls der von der Strassenverkehrsliga ausgegangenen<br />

Initiative zur Schaffung eines allgemeinen<br />

Verkehrsgesetzes für alle Arten von Strassenverkehrsteilnohmern<br />

an. Bekanntlich ist dieso Aktion<br />

mit 51 580 Stimmen zustande gekommen und dürfte<br />

ira Verlaufe dieses Jahres sowohl den Bundesrat<br />

als auch dio eidg Räte beschäftigen Dio Frage der<br />

Verteilung des Benzinzolles<br />

wird vom Verband schweizer. Motorlastwagenbesitzer<br />

mit grösstem Interesse verfolgt. Mit der<br />

Realisierung der Benzinzollverteilung soll noch ein<br />

weiteres begrüssenswertes Postulat in Verwirklichung<br />

gehen, nämlich die Uebertraguns des Rechtes<br />

zur Oeffnung von Durchgangsstrassen an den<br />

Bundesrat.<br />

Zu den fiskalischen Massnahmen. wie eie unergründlich<br />

auf das Automobil losgelassen werden<br />

zählt unstreitig auch die künstliche Erhöhunff der<br />

EingangszöIIo auf Automobile und Bestandteile ab<br />

1. November. Der Zweck ist weniger der Schutz<br />

der einheimischen Industrie als vielmehr der angestrebte<br />

Ausgleich, die durch die Benzinzollvorteilung<br />

verloren gegangenen Millionen zu suchen.<br />

Der Nutzen aus der ganzen Massnahme fällt wieder<br />

einseitig dem Fiskus zu, weshalb sich, ganz bosreiflicherweise,<br />

die Privatwirtschaft — und namentlich<br />

die ASiPA durch eine Protesteingabe an den<br />

Bundesrat — gegen diese erneute Belastung zur<br />

Wehr setzte.<br />

Die landläufigen Diskussionen und Presseerörterungen<br />

über die<br />

Bedeutung des Automobilwesens für unsere Volkswirtschaft<br />

zeigten deutlich die gegenwärtige Unsicherheit einer<br />

einwandfreien Bewertung. Weder über dio Ausdehnung<br />

der Betriebe, noch der investierten Kapitalien,<br />

noch den Beschäftigungsgrad von Arbeitcrmassen<br />

besitzen wir derzeit irgendwelche zuverlässigen Anhaltspunkte,<br />

was den Verband schweizer. MotorlastwagenbesitzeT<br />

cur Einreichung eines Ansuchens<br />

an daa Eidg. statistische Bureau veranlasste. mit<br />

der bevorstehenden eidg. Betriebszählung im Sommer<br />

1929 auch eino diesbezügliche Feststellung zu<br />

verbinden.<br />

Auf dem Gebiete der Verkehrsregelung durch dio<br />

eidg. Post als zuständige Stelle für die Kontrolle<br />

und Konzessionierung von Personentransoorten<br />

waren im letzten Jahr zwei bemerkenswerte Ereignisse<br />

zu verzeichnen: die Konzession B. dio die<br />

Konzessionspflicht auf Reiseunternehnmnjren, welche<br />

Gesellschaftefahrten mit mehr als einmaliger<br />

Wiederholung innert 14 Tagen über dieselbe Strecke<br />

ausführen, erweitert, und die Frage des Berewärtsansweichens<br />

der Alpenposten<br />

Das Jahr 1927 stand ebenfalls im Zeichen einer<br />

hervorragenden Verkehrsregelung. Für die Schweiz<br />

bedeutet wohl daa Vorgehen des Städteverbandes<br />

der erfolgreichste Fortschritt auf diesem Gebiet<br />

An den Sitzungen der vom schweizer. Städteverband<br />

eingesetzten Spezialkommission zur Ausarbeitung<br />

einer Normalverordnung für eine einheitliche<br />

Verkehreregelung im Innerortsverkehr jrrösserer<br />

Ortschaften mit städtischem Charakter war die<br />

ASPA dureh ihren Sekretär, Hrn. Ing. E. Monteil,<br />

vertreten. In verschiedenen Ortschaften ist das<br />

Reglement ganz oder partiell durchgeführt, in anderen<br />

in naher Verwirklichung. Die Schweiz hat<br />

damit ungeahnt Pionierdienste geleistet, indem sich<br />

bei den folgenden internationalen Konferenzen<br />

herausstellte, dass noch kein einziges anderes Land<br />

eine derartige, einheitliche Verkehrsregelung in Verbindung<br />

mit Signalisierung und Markierung aufzuweisen<br />

hat Demzufolge fand dasselbe auch in<br />

Kreisen des internationalen Städteverbandes — des<br />

Comito Central de Tourisme — und in der Verkehrskommission<br />

des Völkerbundes weitgehende Beachtung.<br />

Derzeit erscheint es gar nicht ausgeschlossen,<br />

dass es sogar als Grundlage für eine kommende<br />

internationale Regelung dienen wird.<br />

Weniger von Weitsicht geleitet — wenigstens<br />

nicht vom privatwirtsohaftlichen Standpunke aus<br />

— sind viele der im Berichtsjahre der ASPA angezeigten<br />

Verkehrsregelungen auf kantonalem Boden.<br />

wie sie so ziemlich in allen kantonalen Parlamenten<br />

an der Tagesordnung »raren. Es genügt ein Hinweis<br />

auf die Verkehrsunterbindung durch das neue<br />

Berner Dekret und seine geistigen Brüder, die Motionen<br />

und Interpellationen in den Kantonen Aargau,<br />

Baselland, Luzem, Solothurn, Thursau und<br />

Zürich, wo neben verschiedenen Verkehfseinschränkungen<br />

hauptsächlich auch einem Nachtfahrverbot<br />

gerufen wurde. Gleich wie diese entspringen ebenso<br />

die Anträge für eine Arbeitszeitgesetzgebuns für<br />

Chauffeure weniger der Notwendigkeit einer Verbesserung<br />

oder Hebung der Verkehrssicherheit, wie<br />

man so gerne der öffentlichen Meinung begreiflich<br />

machen möchte, als dem Versuche einer Unterbindung<br />

der Ferntransporte und der kommerziellen<br />

Erschwerung der Autobetriebe überhaupt. Sie haben<br />

zumeist ihren Ursprung im Abwehraktionsprogramm<br />

der Bahnen. Die unumgänglich notwendige<br />

Konkordatsrevision kommt wegen Uebersättigung<br />

der Verkehrsbegehren ebenfalls nicht über den toten<br />

Punkt hinaus. Auch dio Landesindustrie sah sich<br />

bei den zunehmenden Verkehrserschwerungen und<br />

der hierdurch hervorgerufenen, unausbleiblichen<br />

Vermehrung der Verkaufsschwierigkeiten genötigt,<br />

dio ASPA um Unterstützung bei den Behörden anzugehen.<br />

Die<br />

durch sein Direktionsnütgü«d, Hm. Fx. Mey«, vertreten.<br />

Zu wiederholten Malen sah sich die Verbandsleitung<br />

der ASPA auch veraalasst. direkt oder indirekt<br />

in kantonale Angelegenheiten einrugreifen,<br />

um ungangbaren Reglementierungsversuchen oder<br />

willkürlichen Anwendungen und Auslegungen bestehender<br />

Vorschriften entgegenzutreten. Unter den<br />

Vorkommnissen figurieren wohl in der Hauptsache<br />

die verschärften<br />

Gewichtskontrollen mit ihrem Bussenunwtsen<br />

(Aargau, Thurgau, Zürich und Zug). In letzterem<br />

Kanton insbesondere zeitigto dieses Kontrollsystem<br />

auf Grund seiner veralteten Gewichtsgrenze Ton<br />

8 Tonnen Auswüchse, welche alles bisher Dageweseno<br />

weit in den Schatten zu versetzen vermochten. Unterhandlungen<br />

fährten zu einer Verständigung,<br />

welche nunmehr auf den Kantonsstrassen 10 Tonnen<br />

toleriert. Zu den rigorosesten Eingriffen in die<br />

Handels- und GeiverbeJEraiheit zäbJt aber entschieden<br />

daa Vorgehen des Kantons Bern mit seinem drakonischen<br />

ProhibitiTverfahren: dem sattsam bekannton<br />

Berncr-Dekret, daa rücksichtslos den Verkehr<br />

schädigt und überall, namentlich auch ausserhaLb<br />

des Kantons, auf mächtigen Protest stiesa.<br />

Ein lebhafter Meinungsaustausch hat zwischen<br />

der ASPA und einzelnen Verbänden in mehrfachen<br />

Detailfragen stattgefunden, so mit dem A.C.S. und<br />

deT U.M.S. Ebenso fand ein reger Verkehr mit vielen<br />

anderen in- und ausländischen Verbänden statt.<br />

Der gründliche, vorbildlich verfasste Jahresbericht<br />

des Sekretärs, Herrn Monteil, aus dem wir<br />

hier die wichtigsten Stellen veröffentlicht haben,<br />

wurde vom Präsidenten herzlich verdankt und von<br />

der Versammlung mit Akklamation genehmigt.<br />

Zu dem Passus des Berichtes über die unbedeutend<br />

zurückgegangene Mitgliederzahl machte Herr<br />

Präsident Kündig die aufmunternde Bemerkung an<br />

die Mitglieder, ein jeder der Anwesenden solle es<br />

eich — nach dem SchneebaHensystein — zur Pflicht<br />

machen, das nächste Mal ein neues Mitglied mitzubringen.<br />

Der rührige Vizepräsident der ASPA. Herr Hostettler,<br />

der gleichzeitig das Ressort deT Finanzen<br />

des Verbandes verwaltet, erstattete seinen flotten<br />

Kassabericht, der von der Versammlung einstimmig<br />

angenommen und verdankt wurde.<br />

Zum Traktandum Bestätigungs- und Ergänzungswahlen<br />

wurde bemerkt, dass dieses Jahr eine<br />

Statutenrevision vorgenommen werde, die der nächsten<br />

Generalversammlung unterbreitet wird. Mit<br />

Ende dieses Jahres geht dio dreijährige Amtsdauer<br />

des Vorstandes zu Ende. Die RechnungsrevisoTen<br />

und ihre Suppleanten wurden in ihren Ämtern bestätigt.<br />

Eine Spezialkommission, aius »echs Vorstandsmitgliedern<br />

bestehend, pflegte Unterhandlungen<br />

mit der Schweizer. Chauffeur-Vereinigung behufs<br />

Aufstellung allgemein durchführbarer Grundlagen<br />

für die Anstellung von Chauffeuren und Mitfahrern,<br />

unter Einschluss von Arbeitsbedingungen bezüglich<br />

Arbeitszeit, Ferien, Versicherungen usw. Ueber diese<br />

aufgestellten Normen referierte eingehend Herr<br />

Walter vom A.C.V. in Basel. Dio Normen sollen<br />

nur ein« Wegleitung sein für Arbeitsverträge. Herr<br />

Hunziker aas Than machte als Vertreter des Möbeltransportgewerbes<br />

einige Bemerkungen und den<br />

Vorbehalt, man möchte in dieser Sache keino bindenden<br />

Beschlüsse fassen. Er wurdo in seinen Befürchtungen<br />

von Herr Kuoni aus Zürich unterstützt,<br />

der die Möglichkeit von daraus entstehenden<br />

Konflikten als sehr naheliegend erachtet.<br />

Herr Walter, als Kommissionsreferent, replizierte<br />

und verwies auf Artikel 1 dieser Normen,<br />

wo ea ausdrücklich heisst, das3 diese Normen als<br />

Richtlinien für die Anstellung von Chauffeuren etc.<br />

zu gelten haben. Der Verband wurde schon oft angefragt,<br />

wie man die Chauffeure anstelle. Das war<br />

der Grund, bemerkte Herr Vizepräsident Hostettler,<br />

warum man diese Normen aufstellte. Denselben<br />

wurde von der Versammlung mehrheitlich zugestimmt.<br />

Ueber die Propagandahestrebungen der ASPA<br />

berichtete Herr Hasler aus Zürich. Die Vorteile, die<br />

der Verband bietet, sind gewaltige. Die ASPA nimmt<br />

eine starke Position ein und sie hat auch bei den<br />

Behörden Mitspracherecht. Die Verfechtung der<br />

mannigfachen Interessen der Lastwagenbesitzer ist<br />

durch sie am besten gewährleistet. Es sei daher<br />

erstaunlich, dass nicht alle Lastwagenbesitzer Mitglied<br />

des Verbandes seien. Für Propagandazwecke<br />

ist dio<br />

Der Schweizer. Studiengesellscihaft zur FÖTdelung<br />

des Baues dor<br />

Autostrasse Basel—italienische Grenze<br />

ist dio ASPA ebenfalls beigetreten. Der Verband ist<br />

W18<br />

Ungleichheiten beim Grenzübertritt<br />

bestanden auch 1927 weiter und führten zufolge<br />

dein eigenmächtigen Vorgehen dor französieren Zollbehörden<br />

zu einer Reihe von Schwierigkeiten.<br />

Anschaffung und Führung einer Plakette<br />

Ganz wunderliche Blüten hat im Jahro 1927 auch<br />

geplant. Jeder, der Mitglied des Verbandes sei,<br />

sollte das auch äusserlich bezeugen: man würde<br />

die<br />

dadurch erreichen, dass dio Behörden vor dieser<br />

Stellung der Bahn gegenüber dem Auto Organisation noch mehr Respekt bekämen und sicher<br />

würde auch dio Polizei rücksichtsvoller sein.<br />

als unliebsamen Konkurrenten getrieben. Am 1. Februar<br />

1937 wurdo dio Schweiz. Express A.-G. (Sosa) Für Nichlinitglieder müssto dieso Plakotto anfeuernd<br />

wirken, auch Mitglied dieses vielbieteudcn<br />

gegründet. In das Berichtsjahr fällt ebenfalls dio<br />

Inbetriebsetzung der Surbtallinie als einem leistungsfähigen<br />

Autobetrieb. Ueber den Wert der genden Verbandes zu worden. Vom Ausschuss, der<br />

und die Interessen der Lastwagenbesitzer verteidi-<br />

Sesagründung für die Bahnen ist das Urteil heute am Samstagvormittag tagte, wurde beschlossen, die<br />

noch stark geteilt, insbesondere die Bewertung des nötigen Plaketten für jeden Wagen gratis abzugeben.<br />

Diese sind vorn am Kühler zu befestigen und<br />

finanziellen Wirklichkeitserfolges. Immerhin steht<br />

ausser Zweifel dass es der Gasellschaft in der kurzen<br />

Zeit ihres Bestehens gelungen ist, einen gewis-<br />

Nur Ersatzplaketten sollen bezahlt werden und kom-<br />

zeigen das Schweizerkreuz und den Namen ASPA.<br />

sen Ausgleich zwischen Bahn- und Autotransport men auf ca. Fr. 2.50 per Stück zu stehen. Als besorgter<br />

Verwalter der Finanzen machte Hr. Ho-<br />

zu schaffen, wenn auch auf Grund einer vielbeanstandeten<br />

Tarifungleichheit zwischen Firmen mit stettler einige Bemerkungen zu dieser Frago und<br />

und ohne Automobilbenützung. Ausser allem Zweifel<br />

aber sieht, dass der erreichte Tarifabbau, sowie dem budgetierten Einnahm.enüberschus's von Fr.<br />

wies darauf hin, dass durch die Gratisabgabo aus<br />

verschiedene andere Transporterleichterungen der 200.— ein Ausgabenüberschuss werde. Dem Antrag<br />

Bahnen aus neuester Zeit<br />

des Ausschusses wuTde von der Versammlung mehrheitlich<br />

zugestimmt.<br />

auf Konto der entstandenen Autokonkurrenz<br />

zu buchen sind, und ea dürfte als weitere Folge dio Zu der Bpnzinfrago maichte Herr Fritz Meyer<br />

allgemeine Tarifrevision nach sich ziehen. Neben aus Basel einige Ausführungen und hob hervor,<br />

einer rücksichtslosen, systematischen Pressehetzo wie dio freien Importeuro und dio ASPA gemeinsam<br />

mitgewirkt haben, dass dio Benzinnreise bei<br />

bat dieser Abwehrkarmpf gegenüber dem Automobil<br />

dureh verschiedene tendenziöse Forderungen und uns nicht stiegen. In ganz Europa» sei diese Lage<br />

Postulate seine schärfste Kampfansage hervorgebracht.<br />

Auch die aktuell gewordene Bewegung für unterstützt werden, damit die Konsumenten auf die<br />

einzig. Diese Bestrebungen sollten weitgehendst<br />

Einführung von Nachtfahrverboten und Erhöhung Preisbestimmung einen Einfluss ausüben können.<br />

von Steuern ist nicht frei von diesem Einflüsse dieser<br />

bahnseitigen AbwehTaktion. welche sich über die<br />

Ueber die letzthin in Bern stattgefundene<br />

kommerziellen Erfordernisse der Privatwirtschaft<br />

Ersatzbrennstoff-Konkurrenz<br />

hinwegsetzend, einzig und allein ihr Baihnmonopol (über die wir eingebend in der «A. F..» berichtet<br />

sichern will und die Sicherstellung der in den Bahnen<br />

investierten Kapitalien sich zum Ziel gesetzt Dio ASPA eollte für die Technische Studien-<br />

haben) referierte Herr Vizepräsident Hostettler.<br />

hat. In einem auffälligen Widerspruch zu dem ständigen<br />

Anwachsen der Lastautomobüo steht die be-<br />

der Direktor der Firma Saurer in Arbon. trab zu<br />

kommission einen Beitrag leisten. Herr Häuptle,<br />

merkenswerte Tatsache der erhöhten Bahnfrecraenzen<br />

mit der Besserung der Konjunkturverhältnisse, wurden viele Versuche gemacht, auch einige in der<br />

der Brennstofffrago noch einigo Erklärungen. Es<br />

so dass sich trotz der immer wieder behaupteten Schweiz. Aber sie befriedigten nicht und zeigten<br />

Wichtigkeit der Konkurrenz der Automobile der keine wesentlichen Vorteile. Deshalb raten die<br />

Nettoüberschuss der gTÖssten Bahninstitutionj der schweizerischen Konstrukteure von weiteren Vorsuchen<br />

ab. jedenfalls werden sie sich daran nicht be-<br />

Bundesbahnen, im Jahre 1927 auf 5.65 Millionen<br />

gestellt hat.<br />

teiligen. Durch den Präsidenten. Herrn Kündig,<br />

wurdo Herr Direktor Häuptle angefragt, was man<br />

denn tun wolle, wenn man einmal kein Benzin im<br />

Lande habe. Ergänzend teilte Herr Hostettler mit,<br />

dass es sich nicht allein um das Studium der Holzkohlenfrage<br />

handle, tondern dass dio Brennstoff-

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