E_1928_Zeitung_Nr.093
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Der Kardinal Clesel verachtete die Gelehrten.<br />
Einst, an der Tafel des Kurfürsten von<br />
Sachsen, benahm Clesel sich einein Profesieder<br />
Art, sowie Abgewöhnen<br />
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iFamilie Eimer.<br />
Der kaum 20jährige Börne befand sich in<br />
einem Kreise disputierender Herren und<br />
wurde wider Willen ins Gespräch gezogen.<br />
Ein schon ältlicher Herr, der seine ungereimte<br />
Meinung mit grosser Hitze verteidigte,<br />
fuhr den jungen Börne, der ihm zu widersprechen<br />
gewagt hatte, mit den Worten<br />
an: «Sie junger Mann, Sie wagen es, mir zu<br />
widersprechen? In Ihren Jahren war ich noch<br />
in Esel.» — «Da haben Sie sich aber gut<br />
konserviert!», sagte Börne rasch.<br />
Lichtenberg wurde von einem Grobian auf<br />
seine grossen Ohren aufmerksam gemacht.<br />
«Es ist wahr», entgegnete der Philosoph,<br />
für einen Menschen sind meine Ohren zu<br />
gross, die Ihrigen für einen Esel zu klein.»<br />
Maria Antoinette hatte eine gestrenge Hofmeisterin,<br />
die in allen Dingen höfischer Etikette<br />
sehr pedantisch war.<br />
Eines Sommertags belustigte sich die Königin<br />
damit, im Park auf einem Esel zu reiten.<br />
Dieser Esel befreite sich von seiner<br />
schönen Last mit einem plötzlichen Ruck.<br />
Noch im Grase liegend, rief Maria Antoinette<br />
einer ihrer Hofdamen lachend zu:<br />
«Schnell, schnell, holen Sie Madame de<br />
Bailies, damit sie sagt, was- die Etikette<br />
vorschreibt, wenn ein Esel die Königin von<br />
Frankreich abgeworfen hat!»<br />
In einer Gesellschaft wurde über die Frage<br />
«Was ist Liebe?» gestritten.<br />
«Die einzelnen Buchstaben des Wortes<br />
verraten es Ihnen,» sagte Saphir, der geistvolle<br />
Spötter, «nämlich: Lange Irrungen eines<br />
betrogenen Esels.»<br />
Da aber gab eine ebenfalls nicht auf den<br />
Mund gefallene Dame ihrer Entrüstung über<br />
diese Deutung Ausdruck, indem sie Saphirs<br />
System rückwärts in Anwendung brachte,<br />
mit den Worten: «Eselhafte Bemerkung eines<br />
impertinenten Lümmels!»<br />
Büclier<br />
sor Taubmann gegenüber recht hochfahrend.<br />
Taubmann fragte darauf bei passender Gelegenheit<br />
den Kardinal, ob er wisse, wie man<br />
150 Esel in einem Wort schreibe.<br />
Als der Kardinal verneinte, schrieb Taubmann<br />
auf ein Blatt Papier:<br />
C L esel.<br />
Der arabische Kalif Mervan trug den Beinamen<br />
Der Esel und war sehr stolz, auf diesen<br />
Titel, weil man Meister Langonr für das<br />
mutigste und unerschrockenste Tier hielt.<br />
Als der König Philipp von Mazedonien<br />
(359—336 v. Chr.) im Felde einen schönen<br />
Platz ausgesucht hatte, um das Lager aufzuschlagen,<br />
machte ihn jemand darauf aufmerksam,<br />
dass es an dem Platze an Futter für das<br />
Vieh mangelte.<br />
Philipp antwortete: «Es muss mit unsern<br />
Vorzügen doch nicht soviel zu bedeuten haben,<br />
wenn wir genötigt sind, uns nach den<br />
Eseln zu richten.»<br />
Voltaire begab sich eines Tages zu dein<br />
Dichter Piron, traf ihn jedoch nicht zu Hause<br />
und schrieb das Wort Esel auf Pirons Zimmertür.<br />
Piron, der seine Schrift sofort erkannte,<br />
suchte Voltaire am nächsten Tage auf. «Ich<br />
komme, Ihren Besuch zu erwidern, verehrter<br />
Freund! Den von gestern! Sie waren so<br />
freundlich, mir Ihre Visitenkarte auf der<br />
Zimmertür zu hinterlassen.»<br />
Zu den verbreitetsten Erzeugnissen einer<br />
Weise, die Kinder mit einer erkünstelten<br />
Naivität zu belehren und dabei kindlich mit<br />
kindisch zu verwechseln, gehörte die R...sche<br />
Naturgeschichte, in der die Tiere zu<br />
sprechen anheben und sich sogar das erzählen,<br />
was die Naturforscher an ihnen beobachteten.<br />
Als dem als scharfzüngig bekannten Leipziger<br />
Mathematiker Kästner ein Exemplar<br />
dieser Naturgeschichte in die Hand kam,<br />
schrieb er das Epigramm hinein:<br />
«In diesem Buche spricht, wie es sich traf,<br />
Die Ziege bald und bald das Schaf,<br />
Der Esel nur kann nicht zu Worte kommen,<br />
Die Rolle hat der Autor übernommen.»<br />
narvey Firestone: Mein Kampf um denzu haben.» «Ich habe nie sehr viel für gerichtliche<br />
Auseinandersetzungen übrig gehabt<br />
Erfolg. (Geheftet Fr. 6.25, in Leinen Fr. 8.25.)<br />
Dass Harvey Firestone einer der bedeutendsten<br />
und erfolgreichsten Pneufabrikanten ist, man kann eine Streitigkeit auch meist weit<br />
Sie sind nicht nur sehr kostspielig, sondern<br />
wissen die meisten Automobilisten, dass er besser dadurch beenden, dass man seine Karten<br />
offen auf den Tisch legt und sich rück-<br />
sich Henry Fords These : « Um den geringsten<br />
Preis die beste Ware» zunutze macht, haltlos ausspricht. Wenn jemand wirklich nur<br />
ebenfalls. Was für einen hervorragenden Kopf sein Recht will, so braucht er sich nicht häufig<br />
an die Gerichte zu wenden.» «Ich werde<br />
dieser Selfmademan besitzt, sagt uns sein<br />
Buch, das erzählt, wie Firestone vom Buchhalter<br />
zum König der Autoreifen-Industrie eines höheren Gehalts aus seiner Stellung<br />
niemals versuchen, einen Mann durch Bieten<br />
emporstieg. Hier einige Kernsprüche aus die-<br />
zu locken, weil es ihm und seinem Arbeitge-<br />
sem interessanten Buch, welche die Ge-beschäfts- und Weltanschauung Firestones wie-<br />
Angestellter seine Stellung wechselt, nur weil<br />
gegenüber nicht anständig ist. Wenn ein<br />
derspiegeln und den Wunsch aufkommen ihm in der neuen Stellung ein höheres Gehalt<br />
lassen, durch die Lektüre dieses Werkes geboten wird, so ist er nicht wert, dass er die<br />
mehr von diesem interessanten Menschen zu Stellung erhält» usw. «Eine Firma muss einen<br />
erfahren. Seine Worte lauten :<br />
führenden Kopf haben, der für die Leitung<br />
«Man muss an das glauben, was man zu<br />
verkaufen hat, dann braucht man'beim Verkauf<br />
dem Kunden nur noch zu zeigen, welchen<br />
Nutzen ihm das Erzeugnis bringen wird.<br />
Ich bin immer mehr Verkäufer als Fabrikant<br />
gewesen. Das Verkaufen ist mir immer leicht<br />
gefallen und zwar einfach deshalb, weil ich<br />
nie versucht habe, etwas zu verkaufen, von<br />
dessen Güte ich nicht fest überzeugt war. Daher<br />
habe ich im Grunde nie jemand überreden<br />
müssen, sondern ich brauchte den Kunden<br />
immer nur auf den Dienst aufmerksam zu<br />
machen, den ich ihm erweisen wollte. Dieser<br />
Grundsatz bewährt sich stets ...» «Ich habe<br />
nie erstklassige Reisende angestellt und<br />
werde es auch nie tun. Die Geschäftsleitung<br />
muss dafür sorgen, dass das Erzeugnis der<br />
Firma so gut ist und dass das Publikum über<br />
diese Güte so unterrichtet ist, dass jeder<br />
Durchnittsreisende es verkaufen kann. Wenn<br />
im Hauptgeschäft nicht die richtigen Verkäufer<br />
sitzen, .nützen sie einem auf der Landstrasse<br />
auch nichts.» «Man muss im Auge behalten,<br />
dass ein Büro in erster Linie zum Arbeiten<br />
da ist. Es ist kein Klubhaus, und wenn<br />
man es als Klub einrichtet, wird es gar leicht<br />
in Wirklichkeit zu einem solchen.» Dann:<br />
«Keine Firma verdient dauernd gut. Dann<br />
aber ist es besser, 10 000 Dollar auf der Bank<br />
statt in einer Anzahl schöner Stühle angelegt<br />
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tatsächlich verantwortlich ist. Die Geschäftsleitung<br />
kann wohl über Geschäftspolitik im<br />
allgemeinen beraten, durch Aufstellung von<br />
Grundsätzen allein wird ein Geschäft niemals<br />
erfolgreich sein» usw. «Meine eigenen Aufgaben<br />
im Geschäft schütze ich mögjichst vor<br />
formaler Umgrenzung. Ich selbst le'ite nichts<br />
unmittelbar, aber ich habe über alles die<br />
Oberleitung. Die einzige feste Regel, nach der<br />
ich schaffe, ist die, dass ich nur eine Arbeit<br />
auf einmal vornehme und erst zu einer anderen<br />
übergehe, wenn sie vollständig erledigt<br />
ist. Von einer schnellen Entscheidung halte<br />
ich nichts, ausgenommen in Sonderfällen. Ich<br />
erhalte möglichst wenig von der Post, da ich<br />
nicht gern Briefe schreibe, durch die viel<br />
Zeit vertrödelt wird.» Keine Regeln und Prüfmethoden<br />
bei der Anstellung von Angestellten.<br />
«Man kann sich beglückwünschen, wenn<br />
von zwei Ausgewählten einer sich bewährt,<br />
Ich möchte bezweifeln, dass man Leute für<br />
bedeutende Stellungen neu einstellen kann. Sie<br />
schlagen selten ein. Die Leute, die für ein«<br />
Firma grösste Bedeutung erlangen, schaffen<br />
sich selbst ihre Stellung, setzen sich aber in<br />
der Regel nur langsam durch.»<br />
Anatole France bestürmte einmal als kleiner<br />
Junge, aus der Schule heimkommend,<br />
seine Mutter mit der Frage :<br />
«Mama, wird man für die Wahrheit bestraft<br />
? »<br />
«Nein, mein Kind, für die Wahrheit bestraft<br />
man nicht», gab die Mutter zurück.<br />
Der kleine Anatole schaute seiner Mutter<br />
tief in die Augen und fragte weiter :<br />
, « Weshalb hat mich die Lehrerin bestraft,<br />
als ich ihr sagte, dass ich die Aufgaben nicht<br />
gemacht habe ? »