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E_1928_Zeitung_Nr.101

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N» 101 - <strong>1928</strong><br />

Er besass eine besondere Neigung zur Mechanik<br />

und ausserdem etwas Qrössenwahnsinn.<br />

Schon seit langem stapelte er in dem<br />

Stübchen seiner Mutter die grossartigsten<br />

Preislisten erster Automobiliirmen auf. Er<br />

Hess sie sich unter der Adresse des Vincent<br />

Gatineau, eines Gutsbesitzers, kommen, betrachtete<br />

sie abends lange und träumte dann,<br />

dass er am Volant einer 35-PS-Maschine<br />

lange Reisen unternehmen werde.<br />

Mit Hilfe seines Freundes Pierre Fricot,<br />

dem Sohn eines Lehrers, schrieb er sofort<br />

am nächsten Tag einen schönen Brief an die<br />

Firma Pinault und bat, ihm am Sonntag ein<br />

Auto, das neueste Modell, zu schicken, das<br />

er nach Absolvierung einer Probefahrt kaufen<br />

würde. Er zweifelte nicht, dass die Probefahrt<br />

allen seinen Ansprüchen genügen<br />

würde.<br />

Die Firma Pinault glaubte, sie hätte es mit<br />

einem der reichen Grundbesitzer tu tun, antwortete<br />

postwendend, dass die Maschine am<br />

nächsten Sonntag zu seiner Verfügung stehen<br />

würde, dass sie das ihnen gezeigte Vertrauen<br />

nicht hoch genug einschätzen können usw.<br />

«Ich sage dir, dass du sehen wirst», sagte<br />

Vincent zu seiner Freundin. « Lies nun diesen<br />

mit einer Schreibmaschine geschriebenen<br />

Brief.»<br />

Jeanne las und ihr wurde ganz dumm zu<br />

Mute. Wie hatte das Vincent angestellt? Also<br />

sollte sie am Sonntag wirklich neben ihm in<br />

einem Auto wie eine Dame paradieren... Bei<br />

diesem Gedanken fühlte sie, dass in ihrem<br />

Herzen die Liebe erwachte, die aus Verwunderung<br />

geborene Liebe.<br />

Am Sonntag wartete Vincent um die bezeichnete<br />

Stunde an der Einfahrt ins Dorf<br />

auf das Auto. Jeanne leistete ihm Gesellschaft.<br />

Sie hatte zu dieser Feier das schönste<br />

Kleid und gelbe Schuhchen angezogen.<br />

«Halt!» rief Vincent beim Anblick eines<br />

herannahenden Autos aus.<br />

«Sie fahren zu meinem Vater, Gatineau,<br />

nicht wahr? »<br />

Als er die bejahende Antwort des Chauffeurs<br />

hörte, sagte er :<br />

«Ich bin sein Sohn. Er konnte nicht kommen,<br />

weil er krank ist. Ich soll die Maschine<br />

ausprobieren.»<br />

Er setzte Jeanne in das Auto und erklärte:<br />

«Das ist meine Schwester. Fahren wir,<br />

aber in schnellem Tempo!»<br />

Der Chauffeur führte den Auftrag aus und<br />

Vincent machte unter dem Vorwand, als<br />

wollte er wissen, wie die Maschine auf ebener<br />

Fläche, einen Hügel hinauf und herunter,<br />

auf der Landstrasse und über Feldwege, mit<br />

dem Wind und gegen den Wind fahre, eine<br />

ausgezeichnete Spazierfahrt mit seiner Dulcinea.<br />

«Gut, ausgezeichnet», sagte er, als sie<br />

ins Dorf zurückkehrten. «Mein Vater wird<br />

Ihnen schreiben.»<br />

Unglücklicherweise behielt Pierre Fricot<br />

sein Geheimnis nicht für sich. Und als sich<br />

das Auto auf dem Platze vor der Kirche<br />

zeigte, wurde es von den Schreien der Knaben<br />

und Mädchen des ganzen Dorfes begrüsst.<br />

Der Chauffeur stand im Dienste einer der<br />

grössten Firmen und hatte sich zur Erledigung<br />

dieser grossartigen Transaktion bereit<br />

erklärt, am Sonntag 400 Kilometer zurückzulegen.<br />

Als er sah, dass man ihn zum besten<br />

gehalten, versetzte er dem Liebhaber in Gegenwart<br />

seiner Geliebten eine schallende<br />

Ohrfeige.<br />

Offenbar verlor der brave Vincent in den<br />

Augen der undankbaren Jeanne dadurch alle<br />

Liebe und Würde. Sie kehrte ihm, der mit<br />

flammend roter Backe mitten auf dem Dorfplatz<br />

stand, den Rücken und *ging, verächtlich<br />

mit den Achseln zuckend, mit Vincents<br />

Freund Pierre Fricot nach Hause.<br />

HUMOR<br />

Ihre Auffassung.<br />

«Da unsere Verlobung auseinandergegangen<br />

ist, musst du mir auch den Ring zurückgeben<br />

!»<br />

«Nein, den behalte ich; in den hast du<br />

doch eingravieren lassen : Ewig dein!»<br />

— Wie lustig, du bist schwarz und dein Brüderchen<br />

blond!<br />

— Mutter hat doch inzwischen die Haare gefärbt!<br />

Das moderne Baby. Fritzchen darf zum<br />

erstenmal mit ihm Auto fahren. Erstaunt beobachtet<br />

er die schütternde Bewegung des etwas<br />

altertümlichen Wagens und sagt: «Miserable<br />

Federung!»<br />

— So, jetzt braucht Tanto Erna nur noch etwas<br />

mehr nach hinton zu sitzen und dann seid ihr alle<br />

Bilde!<br />

Film. Der Direktor zum Schriftsteller:<br />

«Ihr Manuskript taugt noch nichts. Es muss<br />

ein «happy end», ein glückliches Ende geben.<br />

Zwischen dem Doppelselbstmord des jungen<br />

Paares einerseits und der silbernen Hochzeit<br />

anderseits sollte doch noch eine Zwischenlösung<br />

möglich sein!»<br />

AUTOMOBIL-REVUE 15<br />

BILDER OHNE WORTE<br />

_-,<br />

2KJVK»<br />

An einer Landstrasse stehen Obstbäume,<br />

deren Erträgnisse jährlich versteigert werden.<br />

Ueber diese Versteigerung hat ein Strassenwäfter<br />

der Stadt jedesmal Bericht zu geben.<br />

Eines Tages kommt ein höherer Beamter<br />

zur Inspektion. Als er die Bäume sieht,<br />

sagt er erstaunt:<br />

«Da sehe ich ja, dass Sie auch Zwetschgenbäume<br />

haben. Sie berichten aber immer<br />

nur von Aepfeln und Kirschen. Warum denn<br />

in aller Welt?»<br />

«Ja», sagt der Mann achselzuckend,<br />

«Zwetschgen — das sagen Sie nun so, aber<br />

schreiben Sie es doch mal hin!»<br />

Das muss aber schmerzhaft sein! «Sie haben<br />

wohl den Tennissport ganz aufgegeben?»<br />

— «Ja, die Ballerei hängt mir zum Halse heraus.<br />

Aber dafür geht mir ein Auto im Kopfe<br />

rum.c<br />

Amerikanischer Humor.<br />

richtsbarkeit. Richter: «Wie<br />

teil der Geschworenen?»<br />

Tante Aurolia im Grosstadtverkehr!<br />

Wildwest - Gelautet<br />

das Ur-<br />

(Tho Humorist.)<br />

Obmann: «Wir haben uns auf unschuldig<br />

geeinigt, empfehlen aber dem Angeklagten,<br />

es nicht wieder zu tun.»<br />

Die Einbrecher. Hausfrau (wird durch ei«<br />

nen plötzlichen Lärm geweckt, noch im<br />

Halbschlaf): «Bist du's, mein kleines Hündchen?»<br />

Der eine Einbrecher (zum andern im<br />

Flüsterton): «Leck' ihr schnell die Hand ab.».<br />

— Nimm das nicht so tiagisch. Sieh' mal di«<br />

violon Stangen, die du nicht überfahren hast!<br />

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