E_1928_Zeitung_Nr.101
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N°lol<br />
II. Blatt<br />
BERN, 4 Dezember <strong>1928</strong><br />
II. Bäait<br />
BERN. 4. Dezember IM'23<br />
AVTOTECMHISCHE.<br />
KfBMM<br />
Anforderungen an die<br />
Zündkerze.<br />
Die Aufgabe der Zündkerze besteht darin,<br />
(Jen hochgespannten Zündstrom ohne Ableitung<br />
auf dem vorgeschriebenen Weg in den<br />
Motorzylinder zu führen, wo er das verdichtete<br />
Brennstoff-Luftgemisch zur Explosion<br />
bringen muss. Eine Zündkerze besteht aus<br />
dem Zündstift, dem Isolierkörper mit der<br />
Fassung und dem Kerzenkörper. Der Zündstift<br />
wird auch Mittelelektrode genannt. Er<br />
hat an seinem oberen Ende die Anschlussmutter<br />
für das Zündkabel. Das untere Ende<br />
reicht in den Verbrennungsraum hinein. Um<br />
den Zündstift befindet sich ein Isolierkörper,<br />
der die Zündleitung vom äusseren Kerzenkörper<br />
elektrisch isoliert. Der Kerzenkörper<br />
ist aus Stahl. Er hat an dem unteren<br />
Ende Gewinde zum Einschrauben in den<br />
Zylinderkopf des Motors. In dem Gewindeteil<br />
sind ein, zwei oder drei gebogene Nickelstifte,<br />
die sogenannten Masseelektroden,<br />
eingesetzt, die mit dem in der Mitte sitzenden<br />
Zündstift die Funkenstrecke bilden.<br />
Drei Terschiedene Zündkerzen: links: zu kurzer<br />
Gewindeschaft, rechts : zu langer Gewindeschaft, in<br />
der Mitte: richtige Gewindeschaftlänee.<br />
Der Luftspalt zwischen Mittel- und Masseelektroden<br />
beträgt etwa 0,4—0,6 mm. Der<br />
richtige Abstand für normale europäische<br />
Motoren ist 0,5 mm, für hoch verdichtete,<br />
schnellaufende 0,4 mm und für normale amerikanische<br />
Motoren 0,6 mm. Ist der Elektrodenabstand<br />
grösser, so muss der Zünder<br />
eine höhere Spannung liefern. Es können dadurch<br />
sehr leicht Fehlzündungen eintreten.Ferner<br />
wird das Anwerfen des Motors bei grossem<br />
Abstand der Elektroden wegen der höheren<br />
Anlassdrehzahl erschwert.<br />
Die Anforderungen, die eine gute, brauchbare<br />
Zündkerze erfüllen muss, sind folgende:<br />
Die elektrische Festigkeit muss so zuverlässig<br />
sein, dass die Zündfunken nur an den<br />
Elektroden überspringen.. Die thermetische<br />
Festigkeit muss bei jeder Temperatur den<br />
im Motor auftretenden Drücken standhalten.<br />
Schroffe Temperaturschwankungen, wie sdl-<br />
Die Anordnung der Zündkerze in einem JUcarrdo-<br />
Zylhi'derkopf. Die gute Gasdurchwirblung gestattet<br />
diese seitliche Kerzenanordnung.<br />
ehe beim stehenden und laufenden Motor die<br />
Regel sind, muss der Isolierkörper ertragen<br />
können. Ausserdem muss er sowohl in kaltem<br />
als auch in heissem Zustande gasdicht<br />
sein. Endlich darf die Kerze im Motor nicht<br />
glühend werden.<br />
Die Voraussetzungen für eine gute Kerze<br />
sind im Hinblick auf ihre thermetische Festigkeit<br />
wohl die weitgehendsten. Wenn ein<br />
Motor etwa 3000 Touren in der Minute<br />
macht und zehn Stunden im Betrieb ist, so<br />
entstehen etwa eine Million Zündungen. Bei<br />
jeder Zündung hat die Kerze einen Verbrennungsdruck<br />
von 35 bis 40 Atm. und eine<br />
Temperatur von etwa 2000 Grad C im Augenblick<br />
der Explosion zu bestehen. Daraus<br />
ergibt sich zur Genüge, dass das Material<br />
der Zündkerze ganz aussergewöhnliche Betriebsverhältnisse<br />
vorfindet.<br />
Die Gegensätze in der Temperatur sind bei<br />
heissen Verbrennungsgasen ausgesetzt ist,<br />
und dem oberen Ende, das von der Aussenluft<br />
gekühlt wird, ausserordentüch grosse.<br />
Ist der Isolierkörper nicht einwandfrei, so<br />
kann er dabei leicht springen. Es entstehen<br />
Zündkerze mit grosser innerer Isolatorfläche, die<br />
sich für leicht verölende, aber nicht zu hoch komprimierende<br />
Motoren eignet.<br />
dann feine, dem blossen Auge kaum sichtbare<br />
Haarrisse, die die Isolierfähigkeit vermindern,<br />
weil der Zündstrom den Weg durch<br />
den gesprungenen Körper zur Masse nimmt.<br />
Bei einer solchen Zündkerze entsteht natürlich<br />
an den Elektroden kein Zündfunke.<br />
Da der keramische Isolierkörper und der<br />
metallische Kerzenkörper in der Wärme eine<br />
verschiedene Ausdehnung haben, so wird dadurch<br />
eine gasdichte Absperrung des Zylindergehäuses<br />
sehr schwierig. Die Dichtigkeit<br />
muss jedoch gewährleistet sein, weil andernfalls<br />
die Kerzen in kurzer Zeit durch Stichflammen<br />
zerstört werden, ganz abgesehen<br />
von den entstehenden Kompressions-, Leistungs-<br />
und Brennstoffverlusten.<br />
Hinsichtlich der elektrischen Festigkeit,<br />
also der Isolierfähigkeit, werden an eine<br />
Zündkerze ebenfalls ungewöhnliche Anforderungen<br />
gestellt, die nur von einem erstklassigen,<br />
gut entwickelten, laufend überwachten<br />
und aus den besten Rohstoffen her-<br />
Zündkerze mit verhältnismässig kleiner innerer<br />
Isolatorfläche und mit Kühlrippen. Eine derartige<br />
Konstruktion eignet sich für nicht übermässig geschmierte,<br />
aber schon ziemlich hoch komprimierende<br />
Motoren.<br />
gestellten Fabrikat erfüllt werden können.<br />
Die Spannungen, die zwischen Zündstift und<br />
Kerzenkörper im Augenblick der Zündung<br />
• entstehen, Können, je nach der Art der Kerze,<br />
dem unteren Ende «der-Zündkerze, das den •=5000 bis .10,000 Volt erreichen. -.<br />
Nun wird die Isolierfähigkeit stark dadurch<br />
beeinträchtigt, dass die in den Verbrennungsraum<br />
hineinragenden Kerzenteile mit<br />
Oel- und Verbrennungsrückständen in Berührung<br />
kommen und verschmutzt werden.<br />
Der Grad der Verschmutzung ist bei den<br />
einzelnen Motoren und bei den verschiedenen<br />
Brennstoffen mehr oder weniger stark.<br />
Diese Verbrennungsrückstände bedecken den<br />
Fuss des Isolierkörpers und setzen sich auch<br />
an den Elektroden ab. Da die Schmutzschicht<br />
durch die in ihr enthaltenen Metallstäubchen<br />
leitend wirkt, so kommt es vor, dass der<br />
Zündstrom nicht mehr an der Funkenstrecke<br />
Ein Funkenstrom, dadurch erzeugt, dass man das<br />
Ende des Kabels an die Spitze der Kerze hält,<br />
kann eine von Oel beschmutzte Kerze reinigen.<br />
zwischen den Elektroden überspringt, sondern<br />
bei verschmutzten Elektroden einfach<br />
überkriecht oder über die Fläche des Isolierkörpers<br />
zum Kerzenkörper und vos dort irt<br />
die Masse des Motors hineingeht. Die Leistung<br />
des Motors wird dadurch selbstverständlich<br />
vermindert oder die Zylinder haben<br />
Fehlzündung. Abhilfe hiergegen ist die<br />
sogenannte Selbstreinigungs - Temperatur.<br />
Man versteht darunter, dass der Fuss des<br />
Isolierkörpers mit den Elektroden im normalen<br />
Betriebe gerade so heiss wird, wie zum<br />
Verbrennen der Rückstände und des abgesetzten<br />
Oeles notwendig ist. Ist die Selbstreinigungs-Temperatur<br />
jedoch höher, so entzündet<br />
sich das frische Gemisch und es treten<br />
die bekannten Glühzündungen auf, die,<br />
wenn sie im Verdichtungshub vorkommen,<br />
die Motorleistung wesentlich herabsetzen<br />
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