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E_1929_Zeitung_Nr.014

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WO IS — 1Q2ft AUTOMOBIL-REVUE 15<br />

«Ja und jetzt die Haken?»<br />

«Drei Stück gross, .... fünfundzwanzig,<br />

und drei Stück kleinere, zwanzig,<br />

macht dann fünfundvierzig, bitte.»<br />

Die Hand des Mannes zog aus der Tasche<br />

mühsam ein rotes Taschentuch, dessen eine<br />

Ecke verknotet war. Es ging langsam.<br />

«Haben Sie sich entschliessen können ?»<br />

wandte sich der Verkäufer an den eleganten<br />

Herrn.<br />

«Ja, ich nehme die Pfeife zu fünfundzwanzig.»<br />

«Schön.»<br />

Unterdessen hatte der Fischer sein Geld auf<br />

den Ladentisch gelegt. Fünfundfünfzig<br />

es waren vier Zehner, zwei Fünfer, ein Zweier<br />

und drei Einer. Ich sehe die Stücke deutlich<br />

vor mir. Und der eine der Zehner war<br />

ganz berusst.<br />

Während seine Hände das Geld ablegten,<br />

glitten seine Augen an der Wand hoch, bis<br />

dort, wo die Hanfschnüre hingen: blau, grün,<br />

gelb und grau ...., die Schnüre, eins sechzig<br />

das Bund ...<br />

Und seine Augen waren ergeben. . ja, sie<br />

blickten zwar matt, doch ergeben.<br />

Der Fischer steckte sein rotes Tuch wieder<br />

ein. Es ging mühsam. Und wieder glitten<br />

seine Augen auf die Schnur. Und es war mir,<br />

als seien es so arme Augen ... So vieles<br />

und so wenig zugleich mussten sie sehen,<br />

das sie brauchten und nicht ihr eigen nennen<br />

konnten.<br />

Der Fischer ging zur Tür.<br />

«Auf Wiedersehen,» bat der höfliche Verkäufer.<br />

Der Fischer war am Ausgang. Drei Stufen<br />

musste man steigen, um auf die Strasse zu<br />

kommen.<br />

Langsam öffnete sich die Tür. Der Fischer<br />

Münchener Karneval <strong>1929</strong>. Die Fresse-Wagen im Festzuge.<br />

langsam, fast ergeben: «Ich sollte etwas<br />

Hanfschnur haben. Und drei Angelhaken.»<br />

«Schnur , wir haben feinsten englischen<br />

Hanf für Fischer. Blau, grün, gelb,<br />

grau ...»<br />

«Ja.» Und er befühlte die Schnur. «Nur ist<br />

sie wohl etwas zu fein für mich. . »<br />

«Gröber? Hier, bitte.»<br />

«Ich sollte nur wenig haben.»<br />

«Wir verkaufen nur bundweise.»<br />

«Ach, nur bund—weise...» (wie<br />

Jetzt streckte er sich lang und kam langsam<br />

auf den Lehnstuhl zu und Iegt$ den<br />

schönen Kopf auf das Knie seiner Herrin,<br />

die ihn wortlos streichelte . . .<br />

Der Mann legte den Arm fester um die<br />

Geliebte.<br />

«Uns geht es gut heute,» sagte er langsam.<br />

Und<br />

«Ja»<br />

flüsterte fast unhörbar die antwortende<br />

Stimme in Zärtlichkeit.<br />

Er erzählte: «Heut morgen ging ich in<br />

ein Geschäft. An der Schreinerstrasse. Ich<br />

hatte dir ja davon gesprochen.<br />

Es waren viele Leute da, die vor mir bedient<br />

werden mussten. Ich wartete.<br />

Zuletzt blieben noch ein eleganter Herr und<br />

ein Fischer.<br />

Der elegante Herr in blauem Kleid<br />

wünschte, eine Pfeife zu kaufen. Eine englische<br />

Pfeife.<br />

Er wählte lange und sorgfältig. Zuletzt<br />

zauderte er noch zwischen zwei Pfeifen:<br />

einer gebogenen mit grossem Kopf und einer<br />

geraden, englischen mit eckigem Rohr. Er<br />

fragte nach dem. Preis.<br />

Der Verkäufer sah auf seine Liste: «die<br />

grosse hier ist fünfundzwanzig, und die mit<br />

geradem Mundstück zweiundzwanzig.»<br />

«Danke.»<br />

Und er wog die beiden Pfeifen prüfend in<br />

seiner Hand. Er wählte sorgfältig: denn die<br />

eine Pfeife war fünfundzwanzig und die andere<br />

zweiundzwanzig Ja, zweiundzwanzig.<br />

Der Verkäufer wandte sich an den «Nächsten».<br />

Es war der alte Fischer. Er hielt sich<br />

unter der Qual eines verkrümmten Rückgrates<br />

ganz gebückt. — Auf dem struppigen<br />

Haar lag ein verbogener Wollhut. Seine Kleider<br />

hingen bedeutungslos an dem gebrechlichen<br />

Leib. Sie mochten oft, durchnässt, an<br />

seinem Körper von rauhem Wind nur getrocknet<br />

worden sein.<br />

«Sie wünschen?»<br />

Der Fischer antwortet nicht sogleich. Dann,<br />

Die Sonne berührte den Horizont, und der<br />

alte König ging hinaus, um sein Abendgebet<br />

zu verrichten. Als er zurückkam, kam er<br />

sogleich mit neuen spassigen Fragen heraus.<br />

Er hatte bemerkt, dass Larson den<br />

chinesischen Wein unberührt Hess.<br />

«Warum trinkt er nicht?» fragte er. «Ist<br />

er Priester oder Schriftgelehrter?»<br />

«Priester», antwortete ich. Das war allerdings<br />

nicht ganz wahr, aber Larson war ja<br />

zum mindesten in seiner Jugend Missionär<br />

gewesen.<br />

«Ja, unsere Priester trinken auch nicht,<br />

aber sie essen dafür um so mehr und haben<br />

gewaltige Bäuche.»<br />

Am Schluss des Gastmahls machte Lieberenz<br />

eine Blitzlichtaufnahme. Dazu eilte der<br />

König wieder hinaus; denn ein rechtgläubiger<br />

Moslem darf sein Angesicht nicht im<br />

Bilde zeigen.<br />

Das Fest war wirklich gelungen, eigenartig,<br />

farbenreich. Ein Widerschein längstverklungener<br />

Zeiten schwebte über der Veranstaltung.<br />

Wir verabschieden uns,, kamen<br />

wieder an der orientalisch geräuschvollen<br />

Musikkapelle vorüber und fuhren zu unserem<br />

Hof zurück- Ueber uns strahlte eine türkische<br />

Mondsichel in dunkelblauem Felde und die<br />

lackierten Holzsäulen der Kaufläden leuchteten<br />

blutrot durch den Strassenstaub. Wir<br />

fühlten uns geradezu siegesfroh. Als Verbrecher<br />

oder wenigstens als verdächtige -Gesellen,<br />

denen man wer weiss welche böse Absichten<br />

zutrauen konnte, hatten wir vor kurzem<br />

erst die Grenze überschritten, waren<br />

angehalten und entwaffnet und wie Gefangene<br />

des Wegs dahingeführt worden. Und<br />

jetzt ehren uns Fürsten und Generale durch<br />

prächtige Feste; Posaunen, Trompeten und<br />

Pauken erdröhnen zu unserer Huldigung. Man<br />

feiert uns auf alle erdenklichen Arten, man<br />

ergeben die Stimme dieses alten Fischers<br />

klang. Sie war versöhnt mit allem Leid).<br />

Dann:<br />

«Was muss ich zahlen für<br />

das Bund?»<br />

«Einen Moment. Das Bund ... ist...<br />

eins sechzig.»<br />

«Eins sechzig . So. Ja.<br />

(Der elegante Pfeifenwähler sieht auf).<br />

«Ich habe halt das Geld nicht<br />

beieinander ><br />

«Also noch Angelhaken ? Welche Qrösse,<br />

bitte?»<br />

«Oh mittel —»<br />

«So .... oder so ...?»<br />

«Ja so, etwas stärker — — so, — ja.»<br />

«Auch kleinere?»<br />

«So, ja: wie ist der Preis?»<br />

«Das Stück zehn, drei Stück fünfundzwanzig.»<br />

«So, ja; also gebt mir noch drei<br />

Stück — — von kleineren.» Und immer klang<br />

die Stimme ergeben, ruhig.<br />

«So. Das wäre alles?»<br />

«Ja. — — — — Also.»<br />

Jetzt war in der Stimme ein leiser Unterton<br />

.... Magst du zuhören, mein Lieb?»<br />

Sie drückte sich fester an ihn: «Ja.»<br />

«Jetzt kam in die Stimme ein leiser Unterton<br />

von Trauer . . . Und der Fischer fragte<br />

wieder: «Was muss ich zahlen für die<br />

Schnur?»<br />

«Eins sechzig ist das Bund.» antwortete<br />

der höfliche Verkäufer.<br />

schickt uns Esswaren, Reis, Schaf e und Melonen,<br />

man scheint uns so. lange wie möglich hier<br />

behalten zu wollen. Aber es wird wohl auch<br />

wenige Städte auf der Erde geben, wo das<br />

Leben in so einförmigen Bahnen verläuft wie<br />

in Hami, und unsere Ankunft bedeutete eine<br />

höchst ungewohnte Abwechslung.<br />

Wir Hessen uns natürlich nicht lumpen und<br />

gaben schon am folgenden Tag unser Festessen.<br />

Es glich dem ersten in jeder Hinsicht<br />

mit dem Unterschied, dass die gestrigen<br />

Wirte heute Gäste und die gestrigen Gäste<br />

heute Wirte waren, und dass der Mongolanfürst,<br />

der achtunddreissigjährige Kharaszharuin<br />

Gigen, «die Menschwerdung in Kharaschar»,<br />

jetzt auch zugegen war. Eigentlich<br />

ist sein Brudersohn Fürst der Kharaschar-<br />

Torgoten, aber Gigen vertritt den wirklichen<br />

Fürsten während dessen Minderjährigkeit.<br />

An einem Tisch machte v. Marschall den<br />

Wirt. Er erregte die grenzenlose Bewunderung<br />

und den lauten Jubel der Chinesen<br />

durch seine Fähigkeit, den «Ganzen» oder<br />

wie die Chinesen sagen «gam bei» (den Becher<br />

leer!) zu trinken. Es wurde nämlich<br />

ein Trinkspiel gespielt, das darin besteht,<br />

dass zwei Gegenspieler eine bestimmte Anzahl<br />

Finger der einen Hand einander entgegenstrecken<br />

und beide gleichzeitig eine<br />

Zahl zwischen Null und Zehn rufen. Wenn<br />

nun der eine drei Finger vorstreckt und der<br />

andere fünf und der eine der Kontrahenten<br />

«acht» ruft, so muss der Gegner, der vielleicht<br />

«sechs» gerufen hat, seine volle Tasse<br />

leeren- Bisweilen war der Strafsatz drei Tassen,<br />

ja an Marschalls Tisch einmal sogar<br />

neun «Ganze». Marschall verlor, «stieg in die<br />

Kanne» und trank seine neuen «gam bei»,<br />

ohne eine Miene zu verziehen. Die Chinesen<br />

jauchzten.<br />

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