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E_1929_Zeitung_Nr.014

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mando zur Anzeige zu bringen, damit dasselbe<br />

die zuständigen Baudirektionen hievon<br />

avisieren kann. Auch bei Unfällen haben sie<br />

ihre Dienste anzubieten und für Beizug von<br />

rascher Hilfe besorgt zu sein.<br />

Ueber alle ihre Konstatierungen haben sie<br />

periodisch ihrer Oberbehörde Bericht zu erstatten<br />

und hiebei im speziellen auch von<br />

allfälligen Verbesserungsvorschlägen Kenntnis<br />

zu geben. Die italienischen Polizeibehörden<br />

sind der Ansicht, dass auf diese Weise<br />

verschiedene Unzukömmlichkeiten im Strassenverkehr<br />

den zuständigen Behörden zur<br />

Kenntnis gebracht und durch Vornahme von<br />

Verbesserungen, sei es in der Verkehrsregelung<br />

oder im Strassenzustand, zahlreiche<br />

Unfälle verhütet werden können. Es kommt<br />

daher der neuen italienischen Verkehrspolizei<br />

— und das ist das besonders Erfreuliche an<br />

ihrer Schaffung — neben ihrer kontrollierenden<br />

Tätigkeit auch eine starke unfallverhütende<br />

Betätigung zu, so dass deren Neuschaffung<br />

zweifellos sehr befriedigende Erfolge,<br />

ähnlich wie dies bei dem Strassenhilfsdienst<br />

der englischen Automobile-Association der<br />

Fall war, mit sich bringen dürfte. s.<br />

Der betrübende Fall.<br />

Das Polizeikommando des Kantons Bern<br />

schreibt uns:<br />

Nachdem das Opfer des Verkehrsunfalls<br />

in Zwingen (Nacht vom Sonntag auf Montag,<br />

11. Februar <strong>1929</strong>), Fräulein Fanny Marquis,<br />

Hotelangestellte in Grellingen, an den Folgen<br />

des Unfalls Freitag, den 15. Februar gestorben,<br />

der verantwortliche Führer aber bisher<br />

immer noch unbekannt geblieben ist, setzt<br />

die Polizeidirektion des Kantons Bern eine<br />

Belohnung von Fr. 500.— zur Ermittlung des<br />

Täters aus. Die Ausrichtung würde, unter<br />

Ausschluss des Rechtsweges, durch die Polizeidirektion<br />

des Kantons Bern vorgenommen.<br />

Sachdienliche Mitteilungen beliebe man<br />

auch weiterhin an den nächsten Polizeiposten<br />

oder das Polizeikommando des Kantons<br />

Bern (Telephon Bollwerk 13.42) zu richten.<br />

Wiederholend wird dabei, im Anschluss<br />

an die bereits ergangenen Pressemeldungen,<br />

mitgeteilt, dass das in Frage kommende Motorfahrzeug<br />

Beschädigungen aufweisen muss.<br />

Dabei bleibt in hohem Masse verdächtig ein<br />

blaues (eventuell dunkelblau bis schwarzes)<br />

Auto, das nur noch mit einem Scheinwerfer<br />

fahrend, in der kritischen Zeit von verschiedenen<br />

Zeugen in übermässiger Geschwindigkeit<br />

zwischen Zwingen und Laufen sowie<br />

Laufen und Röschenz gesehen worden ist<br />

Ziinhev Notiazen<br />

Zwei bedeutende Verkehrsvorträge In Zürich.<br />

Die verschiedenen Strassenverkehrsprobleme<br />

gewinnen mit dem rapid zunehmenden<br />

Verkehr immer mehr an Bedeutung<br />

und ist es bei der Prüfung neuer Projekte<br />

und Lösungen der mannigfachen Fragenkomplexe<br />

von besonderem Interesse, feststellen<br />

zu können, wie im Ausland und speziell<br />

in den europäischen Grossstädten die<br />

Verkehrsregelung und -Abwicklung verbessert<br />

und gefahrloser gestaltet wird.<br />

In sehr verdienstvoller Weise hat es die<br />

Sektton Zürich des Automobil-Club der<br />

Schweiz unternommen, zwei kompetente<br />

Auslands-Fachleute des Strassenverkehrs in<br />

Zürich zu Worte kommen zu lassen, indem<br />

sie am 25. Februar und 4. März <strong>1929</strong> nachstehende<br />

öffentliche Vortragsabende veranstaltet:<br />

25. Februar, 20.15 Uhr: Vortrag von Herrn<br />

Gustave Dallier, sous-directeur ä l'Administration<br />

Centrale de la Police Muni<br />

cipale de la Ville de Paris, über<br />

«Mesures recentes prises pour ameliorer<br />

la circulation routiere. Projets et<br />

Suggestion pour l'avenir.><br />

4. März, 20.15 Uhr: Vortrag von Herrn<br />

Staatsanwaltschaftsrat Grau, Syndikus<br />

des Automobil-Club von Deutschland,<br />

Berlin, über «Moderne Verkehrsprobleme<br />

und die Verkehrsregelung in<br />

den deutschen Grossstädten.<br />

Beide Vortragsabende finden im grossen<br />

Saal des Restaurant «Kaufleuten», Pelikanstrasse<br />

18, in Zürich statt. Die Vorträge sind<br />

öffentlich und können Eintrittskartn beim Sekretariat<br />

der Sektion des A.C.S., Waisenhausstrasse<br />

2, Zürich, und an der Abendkasse<br />

im Restaurant «Kaufleuten» bezogen werden.<br />

Den beiden Vorträgen, die von zahlreichen<br />

Lichtbildern begleitet sein werden und<br />

zu denen auch die städtischen und kantonalen<br />

Behörden eingeladen sind, dürfte im Hinblick<br />

auf die zur Verfügung stehenden Referenten<br />

zweifellos eine besondere Bedeutung<br />

zukommen. Sie dürften willkommenen Anlass<br />

bieten, sich aus dem Munde prominenter<br />

ausländischer Fachleute über die Verkehrsschwierigkeiten<br />

und neuen Lösungen für eine<br />

reibungslose und rasche Verkehrsabwicklurig<br />

in den europäischen Grossstädten in<br />

ausführlicher und kompetenter Weise orientieren<br />

lassen.<br />

Eine weitere Gruppe von Unfallursachcn,<br />

die direkt mit dem Motorfahrzeugbetrieb in<br />

Zusammenhang steht, für welche aber der<br />

Fahrer nur in den wenigsten Fällen verantwortlich<br />

gemacht werden kann, bilden die<br />

technischen Fehler und Mängel des Fahrzeuges-<br />

Sie werden in der Statistik folgendermassen<br />

klassifiziert:<br />

Prozentualer<br />

Ulifallursache<br />

Anteil<br />

Fehler und Mängel der Wagenausrüstung<br />

(exkl. Bremsen und Steuerung 2,1%<br />

Mangelhafte Beleuchtung am Wagen 1,3%<br />

Ungenügend wirkende Bremsen 1,1%<br />

Unwirkanie Ahblendungsvorrichtung 0,8%<br />

Fehlerhafte Steuerung 0,5%<br />

Ueberladen des Fahrzeuges 0,4%<br />

Verschiedenes 0,8%<br />

Die Ergebnisse dieser Erhebung sind gewiss<br />

ebenso überraschend als belehrend. Sie<br />

dokumentieren den hohen Grad der Zuverlässigkeit,<br />

welchen die Motorfahrzeugkonstruktion<br />

heute erreicht hat. Gerade der Umstand,<br />

dass auf hundert nur je ein einziger Unfall<br />

durch unwirksame Bremsen verursacht worden<br />

ist, sollte vorab die Behörden interessieren.<br />

Die Tatsache ilustriert so recht, wie z.B.<br />

auch die schweizerischen Konkordatsvorschriften,<br />

die eine Maximalgeschwindigkeit<br />

von 18 km innerorts vorsehen, vollständig<br />

veraltet und deplaciert sind. Wenn in Städten<br />

wie London, wo die Fahrgeschwindigkeit<br />

überhaupt nicht limitiert ist, nur ein Prozent<br />

der ernsten Unfälle auf das Versagen<br />

der Bremsen zurückzuführen ist, dann<br />

steht fest, dass bei der jetzigen Vervollkommnung<br />

der Bremsen ein Tempo von beispielsweise<br />

30 km innerorts bezüglich der<br />

Bremsmöglichkeit mindestens so ungefährlich<br />

ist wie das geradezu lächerliche Maximum<br />

von 18 km, das vor zwanzig Jahren seine<br />

Berechtigung gehabt haben mag. Die technischen<br />

Mängel der Wagenausrüstung haben<br />

absolut gerechnet gegenüber dem Vorjahre in<br />

vermehrtem Masse zu Unfällen beigetragen.<br />

Wenn aber die Zahl der Ereignisse mit dem<br />

enorm angewachsenen Motorfahrzeugbestand<br />

in Beziehung gesetzt wird, dann ergibt sich<br />

sogar eine Abnahme. Möglicherweise ist die<br />

absolute Zunahme an derartigen Unfallursachen<br />

auf die stark vermehrte Zahl von im<br />

Verkehr befindlichen älteren Fahrzeugen, die<br />

als Occasionsvvagen noch Liebhaber gefunden<br />

haben, zurückzuführen. Es mag dies darauf<br />

hindeuten, wie notwendig eine sorgfältige<br />

technische Nachkontrolle bei Besitzwechsel<br />

älterer Wagen ist und wie viel zweckmässiger<br />

es ist, wenn die Polizei ihr Augenmerk<br />

mehr den schon lange im Gebrauch stehenden<br />

Fahrzeugen widmet und diese gelegentlich<br />

einer Kontrolle auf Herz und Nieren<br />

prüft, als ihre Tätigkeit' hauptsächlich auf<br />

Geschwindigkeitskontrollen zu beschränken.<br />

Und nun zu den übrigen Strassenbenützern!<br />

Für 43 % aller Verkehrsunfälle mit tragischem<br />

Ausgang tragen sie die Schuld!<br />

Allen einseitig orientierten Leuten, die in<br />

Wort und Schrift immer nur den Motorfahrzeugführer<br />

in Acht und Bann erklären, sei<br />

mit Nachdruck mitgeteilt, dass die Fussgänger,<br />

Velofahrer und Fuhrleute sogar in höherem<br />

Masse als die ersteren durch fehlerhaftes<br />

Benehmen an der schwarzen Liste der Verkehrsunfälle<br />

mitschuldig sind! Ihre verantwortliche<br />

Beteiligung an den Ereignissen hat<br />

empfohlen worden. Bob SagTeve, der in dieser<br />

Zeit häufig erst in der Nacht aus den Betrieben<br />

oder seinem Bureau kam und gelegentlich<br />

von Hause bereits in den frühen Morgenstunden<br />

zu seinen Zeichnungen und Berechnungen<br />

zurückkehrte, hatte sich bei diesen<br />

Gelengenheiten wiederholt überzeugt, dass<br />

der Wachtdienst zuverlässig war und wie angeordnet<br />

funktionierte. —<br />

Der Wächter blickte nach der Uhr. Es war<br />

wenige Minuten über halb drei. Die Nacht war<br />

kalt, regnerisch und stockdunkel. Von dem<br />

Haupteingang her leuchtete ein Schimmer des<br />

grossen Tiefstrahlers herüber. Auch am Verwaltungsgebäude,<br />

um das sich ein Stück der<br />

Uebungsbahn zog, brannte eine Lampe. Von<br />

drüben wa» auch vor einer guten Stunde der<br />

Kontrollbeamte gekommen, der es aber<br />

schnell vorgezogen hatte, wieder sein warmes,<br />

helles Zimmer aufzusuchen.<br />

«Der hat es besser als unsereiner,» murmelte<br />

bei diesem Gedanken derWächter halblaut<br />

vor sich hin und wischte sich die Müdigkeit<br />

aus den Augen. Die Nässe und Kälte legten<br />

sich dicht und schwer auf ihn und Hessen<br />

ihn apathisch den Weg verfolgen. Er war ein<br />

alter Mann und das Rheuma steckte ihm in<br />

den Gliedern.<br />

Jetzt befand er sich auf der Rückseite der<br />

weiten Halle. Hier lag ein Bahngeleise mit<br />

einer Laderampe, dahinter die breite Schiebetür,<br />

mit Schiebestangen verschlossen.<br />

Eben hatte der Mann die Rampe passiert,<br />

als er ein scharfes, metallisches Knacken vernahm,<br />

so laut, dass er es. trotz seiner<br />

AUTOMOBTL-PFVUE <strong>1929</strong> —<br />

Wodurch werden die schweren Verkehrsunfälle verursacht?")<br />

*) Siehe „Auto-Revue" No. 13.<br />

(Fortsetzwijr<br />

des Feiiflrtons.)<br />

zwar erfreulicherweise gegenüber dem Vorjahre<br />

um ganze fünf Prozent abgenommen,<br />

steht aber immer noch vier Prozent, d. h.<br />

mit 38 Fällen, höher als diejenige der Lenker<br />

von schnell fahrenden Vehikeln-<br />

Für die Erwachsenen und die Schuljugend<br />

sind die Berechnungen getrennt durchgeführt<br />

worden, da die Mittel der Aufklärung entsprechend<br />

den unterschiedlichen Gewohnheiten<br />

der beiden Altersklassen verschieden<br />

gestaltet werden müssen.<br />

Die hauptsächlichsten Untugenden der Jugend<br />

ergeben sich aus nachstehenden Zahlen:<br />

Prozentuale<br />

Unfallursache<br />

Unvermitteltes Verlassen des Trottoirs<br />

bei Spielen oder Verfolgung von<br />

Spielzeugen 6,5<br />

Achtloses Ueberschreiten der Strasse 4,8<br />

Plötzliches Hervorspringen hinter<br />

Fahrzeugen 2,4<br />

Spielen auf der Strasse 1,2<br />

Anhängen an Fahrzeuge 0,4<br />

Verschiedenes 1,0<br />

Beteiligung<br />

16,3<br />

oder 152 Fälle.<br />

Das achtlose Spiel auf der Strasse ist<br />

immer noch für den grössten Teil der durch<br />

Kinder verschuldeten Unfälle verantwortlich.<br />

Es wird also die gemeinsame Aufgabe von<br />

Schule, Eltern und Aufsichtsorganen sein<br />

müssen, die Kinder immer mehr davon abzubringen,<br />

die Strasse als Tummelplatz zu benützen.<br />

In Grossstädten wird dies allerdings<br />

nur dann erreicht werden können, wenn<br />

genügend Spielplätze und Anlagen der Jugend<br />

für ihre Freizeit offenstehen. Es muss deshalb<br />

auch in städtebaulicher Hinsicht bei der Ausgestaltung<br />

oder Neuanlage von Quartieren<br />

immer mehr darauf Bedacht genommen werden,<br />

der Jugend die notwendigen verkehrsfreien<br />

Flächen für ihre Erholung und Spiele<br />

einzuräumen.<br />

Die Erwachsenen begehen im Strassenverkehr<br />

vielfach noch die nämlichen Fehler, die<br />

sie sich schon als Kinder angewöhnt haben,<br />

wozu sich noch einige weitere gefährliche<br />

Untugenden gesellen, wie dies die Tabelle<br />

dokumentiert:<br />

Prozentualer<br />

Unfallursachen<br />

XX.<br />

Anteil von der<br />

Gesamtheit der<br />

registrierten<br />

Ursachen<br />

Nachlassiges und unvorsichtiges Ueberqueren<br />

der Fahrbahn 7,8%<br />

Verlassen des Trottoirs, ohne dem Verkehr<br />

auf der Strasse die notwendige Aufmerksamkeit<br />

zu schenken 3,8%<br />

Plötzliches Auftauchen hinter Fahrzeugen 2,2%<br />

Körperliche Gebrechen 1,6%<br />

Auf- und Abspringen von in Bewegung befindlichen<br />

Vehikeln 1,6%<br />

Unvorsichtiges Kreuzen vor Fahrzeugen 1,0%<br />

Betrunkenheit 0,4%<br />

Unnötiges Begehen des Fahrdammea 0.3%<br />

Verschiedenes 0,4%<br />

19,1%<br />

oder 178 Fälle.<br />

Die üble Gewohnheit, die Fahrbahn zu<br />

überqueren, ohne sich vorher durch einen<br />

Blick nach beiden Seiten über die Verkehrsverhältnisse<br />

auf der Strasse orientiert zu<br />

haben, hat nicht weniger als 73 Todesopfer<br />

gefordert. Diese Unfallursache steht bezüglich<br />

ihrer Gefährlichkeit somit an zweiter<br />

Stelle. In Ländern mit einer weniger straffen<br />

Organisation der Verkehrspolizei ist dieser<br />

Prozentsatz sicher noch bedeutend höher.<br />

Der Go- und Stoppverkehr, der leider in der<br />

Schweiz u. W. noch nirgends eingeführt<br />

Schwerhörigkeit deutlich hörte. Mit einem<br />

Ruck drehte er sich um und leuchtete mit<br />

einer Handlampe die Front der Halle ab. Und<br />

plötzlich fühlte er förmlich, wie ein dunkler,<br />

schwerer Körper mit einem mächtigen Satz<br />

von der Rampe herunter auf ihn zusprang.<br />

Mechanisch Hess er in jähem Schreck die<br />

Lampe fallen und versuchte die Alarmpfeife<br />

an die Lippen zu bringen. Es war zu<br />

spät ! Ein dumpfer Schlag und haltlos fiel<br />

der Mann in sich zusammen.<br />

Das alles hatte sich blitzschnell und lautlos<br />

abgespielt. Die Lampe lag an der Erde und<br />

leuchtete dem Mann, der sich jetzt an dem bewusstlosen<br />

Wächter zu schaffen machte und<br />

ihm mit einiger Mühe den dicken Mantel auszog,<br />

in den er sogleich hineinschlüpfte. Dann<br />

setzte er sich die Mütze des Wächters auf, ergriff<br />

Schlüsselbund und Lampe, überzeugte<br />

sich mit einem kurzen Blick, dass der Ueberfallene<br />

in tiefer Bewusstlosigkeit verharrte<br />

und eilte mit schnellen Schritten davon.<br />

Er hatte gerade das Eingangstor der Halle<br />

erreicht, als sich aus dem Dunkel ein Schatten<br />

löste.<br />

«Vorwärts, Etienne,:» klang die unterdrückte<br />

Stimme des «schwarzen Raoul»,<br />

«der Weg ist frei!»<br />

Etienne in der Wächteruniforni eilte zum<br />

Tor und klopfte:<br />

«Aufgemacht, John,» rief er mit verstellter<br />

Stimme und zog den Schirm der Mütze<br />

tiefer ins Gesicht. Nach einer kurzen Weile<br />

kam ein Lichtschein näher und in einer<br />

kleinen Türöffnung erschien das Gesicht des<br />

zweiten Wächters.<br />

worden ist, reduziert die Möglichkeit der gedankenlosen<br />

Ueberquerung der Strasse auf<br />

ein Minimum, indem eben der Verkehrspolizist<br />

für den bequemen Fussgänger denkt und<br />

ihm die Strasse in bestimmten ZeitabständerJ<br />

in einer Richtung frei gibt. In Städten aber,<br />

wo Jeder einzelne noch nach eigenem Gutdünken<br />

die Strasse benützen kann, muss es<br />

zwangsläufig in vermehrtem Masse zu Kollisionen<br />

zwischen Fahrzeugen und Passanten<br />

kommen. Erfreulicherweise ist das Selbstverschulden<br />

der erwachsenen Fussgänger innert<br />

drei Jahren bereits um einige Prozent zurückgegangen<br />

und ist anzunehmen, dass die ständigen<br />

Anstrengungen gerade der Safety First<br />

Organisation auch hier bereits ihre guten!<br />

Früchte gezeitigt haben. Das umfangreiche<br />

Sündenregister der Fussgänger zeigt aber<br />

noch deutlich die Notwendigkeit weiterer<br />

Erziehungs- und Aufklärungsarbeit-<br />

Die Velofahrer endlich, als weitere Kategorie<br />

der Passanten, haben 7,1 % aller Unfälle<br />

oder 66 Ereignisse durch vorschriftswidriges<br />

Fahren verursacht. Auch hier lässt sich durch<br />

geeignete Massnahmen noch manches erreichen,<br />

was um so eher erwartet werden kann,<br />

als die Beteiligung der Velofahrer an Kollisionen<br />

bereits zurückgegangen ist.<br />

Zu den Unfallursachen, die ausser dem<br />

Machtbereich des Strassenbenützers liegen,<br />

gehören einmal die Ungunst der Witterung,<br />

die 4,2 % aller tödlichen Unfälle verschuldet<br />

hat, ferner Feuer, das nur in drei Fällen<br />

(0,3 % vom Total) ein Unglück veranlasste<br />

und endlich der Strassenzustand, weichem<br />

6,2 % der Unglücksfälle zugeschrieben werden.<br />

Die durch irgendwelche Defekte der<br />

Strasse begründeten Unfälle haben aber gegenüber<br />

dem Vorjahre um 1,5 % abgenommen,<br />

woraus hervorgeht, dass die Behörden<br />

bestrebt sind, die Strassen immer weitgehender<br />

dem Verkehr anzupassen.<br />

Interessant ist endlich noch die Feststellung,<br />

wonach gerade dort, wo die Voraussetzungen<br />

für die Verkehrsabwicklung am<br />

günstigsten wären, die Unfälle sich überraschenderweise<br />

häufen. So fallen nur 20,9 %<br />

der Unfälle in die Verkehrsstosszeiten, während<br />

79,1% sich während den ruhigeren Tagesstunden<br />

ereigneten. Auf die Anlage der<br />

Strasse bezogen, ereignen sich 66,7 % der<br />

Kollisionen auf geraden Strassenstrecken,<br />

19,4 % f an Strassenkreuzungen und nur 13,9 %'<br />

in Kurven. Die gegenseitige Aufmerksamkeit<br />

lässt also sofort entsprechend nach, sobald<br />

der Strasenbenützer glaubt, sich in Sicherheit<br />

wiegen zu können, und dieser Trugschluss<br />

ist gefährlicher als der ärgste Verkehrsknäuel<br />

im Herzen Londons!<br />

So zeigen denn die obigen Zahlen, dass<br />

Verantwortung und Schuld sich stark auf die<br />

verschiedenen Klassen von Strassenbenützern<br />

verteilen und d'e Fussgänger vorab absolut<br />

keine Ursache haben, sich pharisäerhaft über<br />

die Motorfahrzeuglenker zu beklagen. Es wird<br />

aber bei gegenseitigem guten Willen und<br />

unter der fachkundigen Anleitung eines Verbandes<br />

wie der Safety First-Organisation<br />

wohl möglich sein, dem Verkehr viel von<br />

seiner scheinbaren Gefährlichkeit zu nehmen.<br />

Sache ausländischer Behörden und Verbände<br />

aber sollte es sein, aus obigen Zahlen ebenfalls<br />

die notwendigen Schlüsse zu ziehen und<br />

nach Mitteln zu suchen, die Sicherheit auf<br />

der Strasse weitmöglichst zu heben. bi.<br />

«Was ist denn los, alter . . .><br />

«Sei still, Mr. Sagreve wünscht seinen<br />

Wagen zu sehen!»<br />

Und da sagte auch schon Sagreve — ohne<br />

Zweifel war es Mr. Sagreve's Stimme, diese<br />

tiefe, ein wenig scharfe Stimme, gegen die<br />

es keinen Widerspruch gab:<br />

«Oeffnen Sie, John, ich habe eine kurz«<br />

Feststellung an meinem Wagen zu machen!»<br />

Da griff John mit geschäftigen Händen zu<br />

den schweren Riegeln.<br />

Weit sperrte er das Tor auf und legte die<br />

Hand an die Mütze:<br />

«Guten Morgen, Mr. Sagreve, alles ist in<br />

Ord.. .5»<br />

Das letzte Wort wurde ihm durch einen<br />

schweren Schlag auf den Kopf abgeschnitten.<br />

Wie ein Sack knickte er zusammen.<br />

Unter ohrenbetäubendem Krachen sprang<br />

der Motor, der von einer Probefahrt*des Vortages<br />

betriebsrertig war, an- Jetzt war der<br />

Wagen aus der Halle, jetzt vor dem Haupttor.<br />

Raoul riss die beiden Flügel auf und mit einem<br />

Aufheulen jagte der Wagen in den<br />

grauenden Morgen hinein.<br />

Als der Alarm in der Fabrik einsetzte, als<br />

Jonathan Stups wie elektrisiert aus dem Bett<br />

sprang und nur notdürftig bekleidet in seinem<br />

kleinen World die Werksanlagen erreichte,<br />

war der Sagreve mit Etienne am Steuer in<br />

wahnsinniger Fahrt auf dem Wege zur Küste<br />

begriffen. Ein Einholen war unmöglich. In<br />

fliegender Hast wurde die Polizei verständigt,<br />

die sogleich alle Stationen durch Funkspruch<br />

alarmierte.<br />

(Fortsetzung folgt)

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