E_1929_Zeitung_Nr.030
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36 Äi'fnvöi'fi <strong>1929</strong> — N° 30<br />
Ja oder nein<br />
Sollen Damen einem Club angehören?<br />
Eine Frage, über die man sich streiten kann.<br />
Wir erhielten am 28. März eine Einsendung,<br />
die sich zur Existenzberechtigung von Damen-<br />
Automobil-Clubs kritisch äussert. Ohne mit<br />
den Ausführungen unserer sehr geschätzten<br />
Leserin in allen Teilen einig zu gehen, erfüllen<br />
wir gerne ihren Wunsch nach Veröffentlicluing,<br />
handelt es sich doch um eine Frage<br />
prinzipieller Natur, die sicher das volle Interesse<br />
unserer Leserinnen und Leser finden<br />
wird. Wir stellen unsere Spalten gei'ne einer<br />
Diskussion zur Verfügung. Die Redaktion.<br />
Sehr geehrte Redaktion der Automobil-Revue!<br />
Man wird im Leben hie und da stutzig, nicht<br />
wahr? Besonders in unserem modernen Zeitalter,<br />
wo sich die Ereignisse nur so überstürzen und man<br />
kaum mehr zur Besinnung kommt. Das Ich verflüchtigt<br />
sich im Kino, im Sport, im Tanzsaal, im<br />
Teekränzchen, in der Organisation, im Club, in der<br />
Gesellschaft und dergleicehn mehr. Gerade das Wort<br />
Organisation ist zum allmächtigen Diktator unseres<br />
zung sein können. Wir besitzen in unserem Lande<br />
glücklicherweise zwei Organisationen, die das Interesse<br />
des Automobilisten mit grossor Zielsicherheit<br />
und Tatkraft verfechten. Es sind dies der Schweizerische<br />
Automobil-Club und der Schweizerische<br />
Touring-Club. Weitere Organisationen auf diesem<br />
Gebiete sind meiner Ansicht nach vollständig überflüssig.<br />
Die Interessen der Automobilistinnen sind<br />
die Interessen der Automobilisten im allgemeinen.<br />
Und was die gesellschaftliche und sportliche Tätigkeit<br />
anbelangt, so bin ich der Ansicht, dass eine Zersplitterung<br />
nur dem Ganzen schaden muss. Die<br />
Frau sondere sich nicht ab; viel besser wäre es, in<br />
den bestehenden Organisationen ihren Einfluss geltend<br />
zu machen und Schulter an Schulter mit dem<br />
Manne für die Interessen und für die Ausdehnung<br />
eines vernünftigen Automobilwesens zu arbeiten. Ich<br />
sehe die grosse Gefahr für uns Frauen kommen, sie<br />
liegt in der Zersplitterung, in der Bildung verschiedenster<br />
Interessengemeinschaften und in der Entfraulichung<br />
unserer Frauen.<br />
Was uns aber nottut, das sind nicht Frauenrechtlerinnen<br />
ä outrance, nicht Automobilistinnen<br />
pure sant, sondern Frauen, die entgegen dem<br />
Manne, das Ganze im Auge zu behalten vermögen.<br />
So wenig wir eine « Frauen-Automobil-Revue »<br />
benötigen, ebenso wenig brauchen wir vermehrte<br />
Frauen-Clubs. Man möge mir diese offenen Worte<br />
verzeihen, gerne lasse ich mich belehren. Ich weiss,<br />
dass die Redaktion der « Automobil-Revue * jederzeit<br />
bereit ist, dieses Thema in ihren Spalten erschöpfend<br />
behandeln zu lassen. Ich nehme an, dass<br />
sicli dazu nicht nur Frauen, sondern auch Männer<br />
Lebens geworden. Unauflässlich hämmert es auf<br />
uns ein. Dabei ist die Seele heimatlos geworden.<br />
Dieser Gedanke hat mich in letzter Zeit stark<br />
verfolgt und zwingt mich, heute an Sie zu gelangen.<br />
Mit grossem Interesse verfolge ich Ihre <strong>Zeitung</strong> und<br />
zähle ich wohl unter ihre eifrigsten Leserinnen.<br />
Und da hat mich in den letzten Tagen wieder etwas<br />
stutzig gemacht. Las ich da jüngst in Ihrem geschätzten<br />
und mir lieb gewordenen Blatte von der<br />
zum Worte melden werden.<br />
Gründung eines Damen-Automobil-Clubs, von den<br />
Statuten, dem Zwecke und den Zielen dieser Organisation.<br />
Da hätten wir also glücklich wieder eine<br />
dieser Organisationen, und zwar eine Damen-Organisation<br />
! Eine Organisation von Autlerinnen, die<br />
(»drängte, sieh zu einem eigenen Club zusammenzSicJjliesson.<br />
Darf ich Ihnen meinen Eindruck<br />
und meine Ansicht anvertrauen? Ich weiss wohl,<br />
dass ich damit, sollten Sie diese Zeilen veröffentlichen,<br />
auf Widerstand und Opposition stossen<br />
werde. Aber man spricht heutzutage so viel von<br />
uns « tapfern » Frauen. Und da meine ich, dass<br />
man auch den Mut haben sollte, an der Oeffentlichkeit<br />
eine Sache zu verurteilen, die meiner Ansicht<br />
nach wirklich zu verurteilen ist. Es ist dies viel<br />
besser, als wenn man nur in kleinen Kränzchen<br />
über die lieben Mitschwestern aburteilt. Dabei<br />
will ich die guten Absichten aller derjenigen Damen,<br />
die- sich bereits zu einem solchen Automobil-<br />
Club zusammengeschlossen haben oder im Begriffe<br />
M'n-d, « tätige » und « fördernde » Mitglieder zu werden,<br />
anerkennen. Aber einmal müssen wir Frauen<br />
uns doch Rechenschaft ablegen, ob wir mit diesen<br />
Organisationen, die wir unsern lieben Männern abgucken<br />
und nachahmen, auf dem richtigen Wege<br />
sind.<br />
Meine Zweifel darüber werden immer grösser.<br />
Die Frau kämpft heute um ihr Hecht. Sie will dem<br />
Manno auf allen Gebieten des Lebens gleichgestellt<br />
fin. Sie zeigt dies auch durch ihr äussercs Auf-<br />
Meten, durch ihro Vermännlichung. Dienen wir<br />
< ! imit unserem Gcschlechte und unserem Volke?<br />
Nach reiflicher Ueberlegung muss ich diese Frago<br />
vorneinen. Um falschen Annahmen vorzubeugen,<br />
möchte ich zugleich betonen, dass ich nicht in einem<br />
irldabgelegenen Dorfe wohne. Allein meiner Ansicht<br />
nach übertreibt die Frau auf der ganzen<br />
Linie. Mohr frauenhafte Zurückhaltung wäre besser<br />
und würde unserem Geschlechte besser dienen.<br />
Doch darauf möchte ich vorläufig nicht näher eingehen.<br />
Einen Damon-Automohil-Club jedoch empfinde<br />
ich als total überflüssig. Ich weiss wohl, dass i<br />
wir Frauen das Volant erobert haben. Ich selbst<br />
bin leidenschaftliche Fahrerin und geniesse die Bequemlichkeiten<br />
des Autos und das Gefühl, den starken<br />
Motor selbst meistern zu können, in vollen<br />
Zügen. Tausende von Frauen teilen heute bereits<br />
schon mit mir dieses Gefühl. Allein überlassen wir<br />
dem Manne, was dem Manne wohl ansteht, und<br />
beschränken wir uns auf diejenigen Aufgaben, wo<br />
wir dem Manne eino wertvolle Stütze und Ergän-<br />
Hochachtend<br />
Z., den 28. März <strong>1929</strong>.<br />
Frau J B.-S.<br />
Automobilisten und Papiergeld.<br />
Der revolutionäre Einfluss des Autos erstreckt<br />
sich auch auf Dinge, deren Zusammenhang<br />
mit ihm nicht gerade augenfällig<br />
ist. So berichtet die «Modern Mechanics»,<br />
dass früher das amerikanische Papiergeld<br />
durchschnittlich ein Jahr in Zirkulation blieb.<br />
Heute muss es schon nach einem halben<br />
Jahre durch neues ersetzt werden. Dafür ist<br />
das Auto zum grössten Teil verantwortlich.<br />
Der Autofahrer gebraucht für seine Ausgaben<br />
für Benzin, Oel, Reparaturen usw. mehr und<br />
mehr Papiergeld. Dieses geht durch beschmierte,<br />
oft ölige Hände und wird in<br />
schmutzigen Taschen aufbewahrt. (Der Amerikaner<br />
steckt meistens sein Papiergeld zusammengerollt<br />
in die Tasche.) Fett und Oel<br />
aber sind die Hauptfeinde von Papiergeld.<br />
mmer kürzer wurde dessen Umlaufzeiti<br />
Während der letzten Jahre mussten die Vereinigten<br />
Staaten jährlich nicht weniger als<br />
1200 Tonnen verbrauchtes Papiergeld durch<br />
neues ersetzen. Da gingen Papierfachleute<br />
und Chemiker an die Arbeit. Als Resultat<br />
produzierten sie Papiergeld, das gegen die<br />
inflüsse von Oel und Fett grosse Widerstandskraft<br />
hat. Dieses neue Papiergeld wird<br />
noch im Laufe des Jahres in Zirkulation gesetzt<br />
werden.<br />
Der Einbrecher. Einbrecher (in der Nacht<br />
überrascht vom heimkehrenden Ehepaar):<br />
«Diese späte Polizeistunde ist der Ruin der<br />
menschlichen Gesellschaft!»<br />
(London Opinion».)<br />
Viel Vergnügen mit den Elsässern!<br />
General Gouraud, der einarmige Gouverneur<br />
von Paris, der am Ende des Krieges<br />
als Erster mit seinen Truppen in<br />
Strassburg einzog, ist einer der populärsten<br />
Generale. Er pflegt, wie ein Pariser<br />
Wochenblatt berichtet, gern folgende Episode<br />
aus dieser historischen Zeit zu erlartinanj<br />
Viel eleganter,<br />
praktischer und billiger<br />
Bunte Chronik aus aller Welt»<br />
Amerikanische Reklame.<br />
Eine New-Yorker Schuhfirma hat eine neue<br />
Methode im Kampfe gegen überalterte Schuhe<br />
ausgebildet. Sie überschreibt nämlich ihre<br />
Inserate mit dem Satze: «Schicken Sie uns<br />
einen Ihrer alten Schuhe, und wir werden<br />
Ihnen sagen, wer Sie sind.»<br />
Pariser Strassensänger verboten.<br />
Der Moloch des Verkehrs hat abermals<br />
eine pittoreske Erscheinung im Pariser Strassenteben<br />
verschlungen. Die Strassensänger,<br />
die während der Mittagsstunden den kleinen<br />
Midinetten die modernsten Schlager beibrachten<br />
und immer einen ungeheuren Zulauf zu<br />
verzeichnen hatten, sind verboten worden.<br />
Immerhin will man ihnen gestatten, sich<br />
künftig in den Anlagen dem Unterricht ihrer<br />
Kundschaft hinzugeben.<br />
Mussolinis Polier.<br />
In einer Zuschrift aus dem Leserkreise erzählt<br />
das «Allgäuer Tageblatt», dass Mussolini<br />
in seiner Maurerzeit auch in Kempten<br />
tätig war, und zwar vor rund 25 Jahren. In<br />
der Salzstrasse wurde damals eine Schmiede<br />
gebaut, wobei 130 italienische Arbeiter beschäftigt<br />
waren, darunter Mussolini. Der noch<br />
lebende italienische Polier der Firma kann<br />
sich seines früheren Kollegen heute noch gut<br />
erinnern.<br />
Das umstrittene Herz.<br />
In Nantes wird sich demnächst ein sehr<br />
interessanter Prozess abspielen, dessen Streitobjekt<br />
das Herz der vor 400 Jahren verstorbenen<br />
Königin Anna von Bretagne, der Gemahlin<br />
Ludwigs XII., ist. Auf dem Sterbebette<br />
verfügte sie, dass ihr Herz dem Körper<br />
entnommen und nach der Bretagne entführt<br />
werde. Jahrhundertelang hat es im Museum<br />
des Departements Bas-Loire geruht. Nun hat<br />
die Stadt Nantes selbst ein Museum gebaut<br />
und will, da das Departements-Museum die<br />
Herausgabe des Herzens verweigert, vor Gericht<br />
ihren Anspruch geltend machen.<br />
Ein gesunder Präsident<br />
Mit Herbert Hoover zieht in das Weisse<br />
Haus wieder einmal ein Präsident mit gutem<br />
Appetit, wie man ihn seit Taft nichteriebt<br />
hat. Hier ist das Menü eines typischen<br />
Frühstücks: eine ganze Grape-Fruit, gehacktes<br />
Lammfleisch, gebackene Eier mit Schinken,<br />
drei Paar Würstchen, Toast, Kaffee mit<br />
Sahne. Der Chronist versäumt nicht, hinzuzusetzen,<br />
dass dieses Menü nicht nur verzehrt<br />
auch in recht beträchtlichen Portionen auf<br />
wird, sondern dass die einzelnen Gerichte<br />
den Tisch kommen.<br />
Der Gipfel der Sparsamkeit<br />
Amerika, noch immer das ölreichste Land<br />
der Welt, hat äusserste Sparsamkeit im Verbrauch<br />
seiner Oelvorräte eingeführt. Die<br />
Verwaltung der Great Western Railway hat<br />
eine Verordnung für ihre Angestellten erlassen,<br />
nach der das Maschinenpersonal wöchentlich<br />
die Arbeitskleidung an besonders<br />
eingerichtete Reinigungsanstalten abliefern<br />
muss, in denen die Kleider nach eigenem<br />
Verfahren entölt werden. Das daraus gewonnene<br />
Oel kann sodann im Betrieb wieder<br />
benutzt werden.<br />
alswandregulateure<br />
sind meine<br />
Der verbotene Pyjama.<br />
Die vor einigen Tagen vom Kremser Gericht<br />
von der Anklage des Mordes freigesprochene<br />
Hildegard Lenhart war in einer<br />
Sonderzelle in der Männerabteilung während<br />
der Untersuchungshaft untergebracht Eines<br />
Tages überraschte sie der Gefängniswachtmeister,<br />
als sie mit einem Pyjama bekleidet<br />
auf dem Bette sass und eine Zigarette<br />
rauchte. Unbeschreiblich gross war das Erstaunen<br />
des Gefängnisbeamten, dem diese<br />
Art «Sträflingskleidung» noch nicht bekannt<br />
war. Er erklärte sie für unzulässig, denn das<br />
Pyjama würde die Sittlichkeit der übrigen<br />
Häftlinge gefährden. Dagegen protestierte<br />
nun Frau Lenhart aufs heftigste und drang<br />
auch mit ihrem Protest durch, da eine im<br />
Augenblick einberufene Konferenz mit dem<br />
Sieg der Pyjama-Anhänger endigte.<br />
Haben Sie eine Stadt zu verkaufen?<br />
«Eine Million Pfund Sterling und aufwärts<br />
sind zur Anlage frei. Wir wünschen eine<br />
Stadt irgendwo in England zu kaufen.» Das<br />
ist der Text einer Anzeige, die in grossen<br />
Londoner Blättern fast tagtäglich zu lesen<br />
ist. Man glaubte zuerst an irgend eine Mystifikation,<br />
jedoch stellten Detektive von<br />
Scotland Yard fest, dass das Kapital tatsächlich<br />
bereit liegt und der Besitzer der zu kaufenden<br />
Stadt seinen Namen beilegen will.<br />
Eine Coue-Börse.<br />
In England hat sich vor einiger Zeit eine<br />
Aktiengesellschaft gebildet, die die Lehre<br />
Coues durch Bücher, Grammophonplatten,<br />
<strong>Zeitung</strong>sanzeigen und Radio verbreitet. Die<br />
Aktien sind nunmehr an der Londoner Börse<br />
zugelassen worden. Hoffentlich geht die<br />
Selbstheilungsmethode nach dem Grundsatz:<br />
«Unsere Aktien steigen von Tag zu Tag»<br />
auch in Erfüllung.<br />
Weg mit dem Smoking!<br />
In London scheint auf dem Gebiete der<br />
Abendkleidung für Mariner eine Revolution<br />
ausgebrochen zu sein. Man ist nämlich<br />
auf dem besten Wege, den Smoking<br />
einfach abzuschaffen. In den Theatern, in<br />
Kinos und in jener Art von Tanzlokalen,<br />
in die man bloss geht, um von der Galerie<br />
aus andere tanzen zu sehen, sowie an allen<br />
anderen Vergnügungsstätten, an denen ein<br />
Gentleman, der sich selbst respektiert, früher<br />
nie anders als im Smoking erschien,<br />
sieht man nun die vornehmsten Engländer<br />
in einem gewöhnlichen dunkelblauen<br />
Sakkoanzug. Sogar die Söhne des Königs<br />
und der Bruder des Königs von Spanien<br />
wurden kürzlich um 10 Uhr abends in einem<br />
der elegantesten Tanzlokale mit Galerie<br />
in einem Sakkoanzug wahrgenommen. Die<br />
ganze auf die Mode eingestellte oder für<br />
die Mode massgebende Männerwelt ist revolutioniert.<br />
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