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E_1929_Zeitung_Nr.028

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Gericht sprach den Polizeioberinspektor der Chef der Budapester Verkehrspolizei. Wäre<br />

fahrlässigen Tötung schuldig und verurteilte er ein Taxichauffeur gewesen, so hätte man<br />

ihn zu — 3,000 Pengö Geldstrafe. Besonders ihn sicher auf ein paar Monate eingesteckt<br />

betonte aber das Gericht, dass der Verurteilte<br />

weiter auf seinem beruflichen Posten men. Aber der Chef der Verkehrspolizei<br />

und ihm jedenfalls die Fahrerlaubnis genom-<br />

verbleiben könne — und das war besonders konnte ruhig auf seinem Posten bleiben; er<br />

wichtig in diesem Falle, denn der Mann, den ist eine Autorität, versteht seine Sache und<br />

das Gericht in der geschilderten Weise der weiss, was zum Schütze des Publikums nötig<br />

fahrlässigen Tötung schuldig fand, ist der ist.<br />

Marschall Yang, der Gouverneur<br />

von Sinkiang.<br />

Sven Hedin, der Name bedeutet ein Programm<br />

— die wissenschaftliche Eroberung<br />

der grossen Wüstenwelt Innerasiens. Nach<br />

der Entdeckung des Transhimalaja, die seinen<br />

Namen in der ganzen Welt berühmt<br />

machte, hatte Sven Hedin nur eine Pause<br />

von wenigen Jahren vorgesehen, ehe er wieder<br />

hinaus wollte; aber der Weltkrieg und<br />

die grossen politischen Umwälzungen in<br />

Asien richteten fast unüberwindliche Hindernisse<br />

auf. Doch ein Mann von so eiserner<br />

Willenskraft lässt sich nicht entmutigen; im<br />

Gegenteil, dadurch, dass die Vorbereitungszeit<br />

sich verlängerte, gewann er Zeit zur<br />

Ausarbeitung neuer grosser Pläne: so reifte<br />

der Entschluss, für diese seine, menschlicher<br />

Voraussicht nach bedeutendste, Reise nach<br />

Asien alle Mittel moderner Forschung heran-,<br />

zuziehen, eine Aufgabe, die die Leistungsfähigkeit<br />

eines einzelnen bei weitem überstieg.<br />

Er hielt Ausschau nach jüngeren Wissenschaftlern,<br />

und im Jahre 1926 begann er dann<br />

in Peking die grösste Expedition zusammenzustellen,<br />

die je nach Innerasien aufgebrochen<br />

ist. Erbitterter Widerstand der chinesischen<br />

Regierung war zu überwinden, doch<br />

zäher Wille, diplomatisches Geschick und die<br />

Macht seiner Persönlichkeit trugen auch hier<br />

den Sieg davon. Aus Gegnern wurden die<br />

Chinesen zu Freunden und Förderern des<br />

Planes, ja zu Teilnehmern.<br />

Noch ist die Expedition mitten in der Arbeit,<br />

aber Sven Hedin glaubte dem Drängen<br />

seiner vielen Freunde, die Näheres erfahren<br />

wollten, nachgeben zu sollen und lässt das<br />

Buch über den ersten grossen Abschnitt der<br />

Reise unter dem Titel «Auf grosser Fahrt,<br />

Meine Expedition mit Schweden, Deutschen<br />

und Chinesen durch die Wüste Gobi. 1927/28»<br />

erscheinen. Mit 110 einfarbigen und bunten<br />

Abbildungen und einer Routenkarte kostet<br />

Von Sven Hedin.<br />

das Werk geheftet 13 Mk., Ganzleinen 15 Mk„<br />

Verleger F. A. Brockhaus, Leipzig.<br />

Wir lassen einen Abschnitt daraus folgen.<br />

Nun waren wir also in Urumtschi, dem<br />

Tihwa der Chinesen, der Hauptstadt des<br />

mächtigen Yang Tseng Hsin, und die vollen<br />

zwei Monate, die ich und einige Herren des<br />

Stabes hier verbrachten, wurden für die<br />

weitere Entwicklung der Expedition von<br />

grosser Bedeutung. Larson und seine Kolonne<br />

langten erst am 8. März bei uns an.<br />

Nachdem wir den üblichen Verpflichtungen<br />

reisender Gäste nachgekommen waren, unsere<br />

Ankunft angemeldet und unsere Visitenkarten<br />

abgegeben hatten, wurde ich ersucht,<br />

mich mit den bereits anwesenden Herren<br />

der Expedition am 29. Februar um 12 Uhr<br />

beim Generalgouverneur einzufinden. Jetzt<br />

sollten wir also auf Herz und Nieren geprüft<br />

werden.<br />

Durch den grundlosen Schlamm der Strassen,<br />

in dem während unseres Aufenthaltes<br />

zwei Pferde ertranken und auch Kinder umgekommen<br />

sein sollen, fuhren wir in einer<br />

Reihe kleiner blauer Karren, Chinas Mietdroschken,<br />

durch die Hauptstrasse der<br />

Weissrussischen Niederlassung, durch türkische<br />

Stadtteile und die gewaltigen Mauertore<br />

der Chinesenstadt zum Yamen, einer Gruppe<br />

roter Häuser mit dazwischenliegenden Höfen,<br />

von deren Allerheiligstem aus die riesige<br />

Provinz regiert wird. Wir hatten zwei viereckige<br />

Höfe zu überqueren, ehe wir die Audienzhalle<br />

erreichten. Am Portal standen<br />

Posten und präsentierten das Gewehr. Im<br />

Vestibül empfing uns der Machthaber von<br />

Sin-kiang, umgeben von seinen Ministern Fan<br />

Darin und Liu Darin und einigen Offizieren<br />

sowie den Soldaten seiner Leibwache.<br />

ÄUTOMOBIL-REVUL <strong>1929</strong> — N° 28<br />

Hier standen wir nun von Angesicht zu Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien,<br />

Angesicht dem Selbstherrscher gegenüber, Portugal, Grossbritannien, Holland, Belgien,<br />

der uns an der Ostgrenze seiner Provinz mit Norwegen und Schweden zusammengenom-<br />

aber infolge seiner unermesslichen Wü-<br />

so eisiger Kälte entgegengetreten war undmen,<br />

der, wenn es ihm eingefallen wäre, unsere sten leben dort nur etwa drei Millionen Men-<<br />

Pläne vereiteln und uns hätte zwingen können<br />

umzukehren. Er wollte sehen, wie wir ganen, Tarantschis, Tadschiks, Dolonen und<br />

sehen : Osttürken, Mongolen, Kirgisen, Dun-<br />

aussahen, ob wir Gentlemen oder Banditen Chinesen. Nach Yangs eigener Angabe kann<br />

wären. Ohne eine Miene seines ernsten Gesichtes<br />

zu verziehen, musterte er uns der der Provinz allerdings mit acht Millionen<br />

man nach den Steuerlisten die Einwohnerzahl<br />

an-<br />

Reihe nach mit durchdringenden Blicken und<br />

begrüsste jeden einzelnen mit einem weichen,<br />

warmen Händedruck und einer kaum merklichen<br />

Verbeugung. Es war nicht zu verkennen,<br />

dass er der Mann war, der hier im<br />

Lande die Macht hatte, und dass wir nur<br />

armselige Gäste waren, abhängig von seiner<br />

Gnade und seinen Launen.<br />

• Wenn Yang Tseng Hsin uns vom Scheitel<br />

bis zur Sohle prüfend mass, so betrachteten<br />

wir ihn unsererseits mit nicht geringerer Aufmerksamkeit.<br />

Wir hatten von diesem aussergewöhnlichen<br />

Mann, diesem letzten grossen<br />

Mandarin aus der Kaiserzeit so viel gehört.<br />

Wir wussten, dass er in Yünnan geboren war,<br />

eine Reihe verschiedener Aemter in Kansu<br />

bekleidet hatte und die Stufenleiter immer<br />

höher und höher hinaufgerückt war, bis er<br />

schliesslich zum Militärgouverneur von Sinkiang<br />

ausersehen wurde. Dann hatte er die<br />

Aufstände der Dunganen, Kirgisen und Mongolen<br />

im Altau- und Uigebiet unterdrückt<br />

und schon im ersten Jahr seiner Stätthalterschaft<br />

Ordnung und Ruhe in seiner grossen<br />

Provinz geschaffen. Sein hohes Amt bekleidete<br />

er nun schon seit dem Revolutionsjahr<br />

1911. Mit eiserner Hand hat er siebzehn Jahre<br />

lang alle Versuche niedergeschlagen, sich<br />

gegen seine Macht aufzulehnen. Er hat den<br />

Handel gefördert, die Wege verbessert, das<br />

Automobil eingeführt, ein elektrisches Kraftwerk<br />

und eine Maschinenfabrik gegründet<br />

und trug sich ständig mit weiteren Verbesserungsplänen.<br />

Wir wussten, dass dieser Mann<br />

seit dem Beginn des Bürgerkrieges Sin-kiang<br />

vor allen Kämpfen bewahrt hatte. Die Ostgrenze<br />

seiner Provinz bei Hami war mit starken<br />

mongolischen und mohammedanischen<br />

Reiterscharen unter dem Befehl des Brigadegenerals<br />

Liu Darin besetzt. Ihre Aufgabe war,<br />

den ersten Stoss eines etwaigen Angriffs<br />

«des christlichen Generals» Feng Yü Hsiang<br />

aufzufangen, des einzigen, vor dem Yang<br />

wirklich Respekt hatte. Er herrschte über ein<br />

Reich, das von Norden nach Süden 2000 und<br />

von Westen nach Osten 1500 Kilometer misst<br />

und fast drei Millionen Quadratkilometer umasst.<br />

Sin-kiang ist also sechsmal so gross<br />

wie Schweden; sein Flächeninhalt entspricht<br />

setzen.<br />

Yang war mit Ehren den Traditionen des<br />

grossen Befreiers Tso Tung Tang gefolgt und<br />

schaltete und waltete in Sin-kiang, «der<br />

neuen Provinz», als unumschränkter Herr-i<br />

scher und Gebieter. Er trug die höchste<br />

Würde eines Marschalls und verachtete die<br />

Regierungserlasse von Peking ebenso tief wie<br />

die von Nanking. In der äussern wie in der<br />

innern Politik ging er seine eigenen Wege.<br />

Während Tschang Tso Lin gegen Russland<br />

eine durchaus feindliche Politik verfolgte,<br />

stand Yang Tseng Hsin mit seinen Nachbarn<br />

im Norden auf gutem Fuss. Zwar bekleidete<br />

er dem Namen nach nur den Posten<br />

eines Gouverneurs einer von Chinas Provinzen,<br />

aber in Wirklichkeit war er der Selbstherrscher<br />

eines Landes, das fast ganz Innerasien<br />

fasst. Ich fragte mich zuweilen: welcher<br />

Herrscher auf Erden hat in unseren Tagen<br />

grössere Macht als er? und musste antworten:<br />

keiner !<br />

Man hatte uns gesagt, Yang Tseng Hsin sei<br />

grausam und lasse ohne Untersuchung und<br />

Urteil auf blossen Verdacht hin Dunganen<br />

hinrichten. Schon in Peking hatte ich vom<br />

ein paar Europäern oder Amerikanern gehört,<br />

die nach Urumtschi gekommen und in<br />

den Yamen des Gouverneurs zu einem Gast-»<br />

mahl eingeladen worden waren. Als sie den<br />

äusseren Hof zur Hälfte überschritten hatten,<br />

hielt ein Offizier sie an und bat sie zu warten.<br />

Drei Verbrecher wurden herbeigeführt, an<br />

eine Wand gestellt und vor den Augen der<br />

weissen Gäste erschossen. Mit einer höflichen<br />

Geste bat dann der Offizier die Fremden,<br />

weiterzugehen. Yang, der als den Weissen<br />

nicht freundlich gesinnt galt, hatte ihnen eine<br />

kleine Probe seiner Macht geben wollen.<br />

Er galt aber auch als gerecht und forderte<br />

unbedingte Manneszucht in seiner kleinen,<br />

kaum zweitausend Mann starken Armee. Als<br />

er einmal, kurz vor unserer Ankunft, begleitet<br />

von zwei seiner Soldaten, seinen gewohnten<br />

Spaziergang durch die Strassen den<br />

Stadt machte, wurde er gewahr, wie einer<br />

seiner Soldaten, noch dazu in Uniform, vor,<br />

einem Schuladen stand und mit seinem eisenbeschlagenen<br />

Stock ein Paar Schuhe nacK<br />

Grippe<br />

Katarrh<br />

und<br />

Husten<br />

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