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E_1929_Zeitung_Nr.028

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N°28 - <strong>1929</strong> ÄUTOMOBIt-REVuc 1?<br />

'dem andern stahl. Yang blieb stehen und<br />

sah zu. Dann gab er seinen Leibwächtern<br />

ein Zeichen. Sie traten vor und erschossen<br />

den Dieb auf der Stelle. Während der eine<br />

ein kleines, hölzernes Gitterbauer herbeischaffte,<br />

schnitt der andere dem Dieb den<br />

Kopf ab, der in das Bauer gesetzt und neben<br />

dem Laden aufgehängt wurde. Dort blieb<br />

er mehrere Wochen hängen als eine Warnung<br />

für Diebe.<br />

Nachdem - der Marschall sein© erste Musterung<br />

beendet hatte, reichte er mir die<br />

Hand und bat mich und die übrigen Gäste,<br />

ihm zu folgen. Wir durchschritten zwei kleinere<br />

Gemächer und betraten den Speisesaal,<br />

einen länglichen, weiss verputzten Raum,<br />

der zum grössten Teil von einem langen<br />

Tisch eingenommen wurde. Hier Hess er<br />

sich in der Mitte der einen Langseite nieder<br />

und bot mir den Platz gegenüber an. Zu seiner<br />

Rechten sass ein russischer Dolmetscher<br />

und langjähriger Vertrauter, der Tatare<br />

Burkhan aus Kasan, und zur Linken sein bester<br />

Freund und erster Würdenträger, der<br />

Unterrichtskommissär Liu Darin. Hinter ihm<br />

stand ein wohlbeleibter Major mit schwarzem<br />

Schnurrbart und freundlichem Aussehen,<br />

der ihn in und ausser dem Hause wie- ein<br />

Leibtrabant begleitete und nie in seiner unmittelbaren<br />

Nähe fehlte. Links von mir sass<br />

Professor Siu Ping Ch'ang.<br />

Auf dem Tisch prangten Torten, Kuchen,<br />

Konfekt — alles von dem Weissrussischen<br />

Zuckerbäcker gebacken —, Zigaretten und<br />

ÖDDDDDDDDCD DDDDDnnnnnnnnnnnnnnaDDDDDDDDPDDDuDaDi-<br />

Flaschen. Bediente reichten Kognak und<br />

Weisswein, Vor Yang lag eine dicke Aktenmappe<br />

mit Papieren, Briefen und Telegrammen,<br />

die unsere Expedition betrafen. Er<br />

blätterte in den Akten, nahm einen Brief heraus<br />

und reichte ihn Professor Siu. Dabei<br />

äusserte er: «Dieser Brief von einem nationalistischen<br />

Studenten in Peking kam vor<br />

einigen Monaten hier an und ist an einen<br />

Studenten Li gerichtet. Die Zensur übergab<br />

ihn mir als sehr verdächtig. Da darin von<br />

Truppen die Rede ist, die nach der Ostgrenze<br />

von Sin-kiang vorrücken, werden sie verstehen,<br />

dass ich vorsichtig sein musste. Deshalb<br />

gab ich den Befehl, Sie genau zu untersuchen,<br />

als Sie sich Harn! näherten.»<br />

Siu las den Brief und überreichte ihn mir.<br />

In dem Schreiben kam die Wendung vor:<br />

Ich beglückwünsche Euch dazu, dass Ihr 200<br />

Soldaten mit in Eurer Karawane habt — ein<br />

Scherz, der nicht so böse gemeint war,<br />

wie er klang. Militärische Begleitmannschaft<br />

hatten wir ja nur in der ersten Woche auf<br />

dem Marsch durch die Räubergegenden gehabt.<br />

Nun wurden die Sektgläser gefüllt. Yang<br />

erhob sich in seiner ganzen Grosse und hielt<br />

eine Rede, die Burkhan übersetzte. Er hiess<br />

uns in Tihwa willkommen, einer Stadt, deren<br />

schmutzige Strassen ein Bild der jetzigen<br />

politischen Verhältnisse in China; seien.<br />

»Es ist ein Segen für die Wissenschaft, für Sinkiang<br />

und für ganz China, dass Sie, meine<br />

Herren, hierher gekommen sind. Sie werden<br />

unserer grossen Provinz ihre Geheimnisse<br />

entlocken, kostbare Metalle und Kohlen finden<br />

und unsere Lehrmeister sein bei unsern<br />

Versuchen, den Wohlstand von Sin-kiang zu<br />

heben. Ich sehe es als einen Vorzug an,<br />

Ihre Bestrebungen auf jede Weise zu erleichtern.»<br />

In meiner Antwort dankte ich dem Gouverneur<br />

für die grossartige Gastfreundschaft,<br />

die er uns schon erwiesen hatte, und für sein<br />

Versprechen, uns seine mächtige Hilfe angedeihen<br />

zu lassen. Der Ruf seiner ausgezeichneten<br />

Regierung und der Ordnung und. Sicherheit,<br />

die er aufrechterhalte, sei schön in<br />

Peking zu uns gedrungen, und auf der Reise<br />

mit erstaunlicher Offenheit seine Ansichten<br />

über den Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen<br />

Generalen. Ich reichte ihm Marschall<br />

Tschang Tso Lins eigenhändiges Schreiben,<br />

das jetzt über ein Jahr alt war. Er las es,<br />

ohne eine Miene zu verziehen, äusserte sich<br />

dann aber nicht gerade günstig über den<br />

Marschall, der, Yangs Meinung nach, nur um<br />

des eigenen Vorteils willen kämpfe. «Er denkt<br />

nicht an Frieden und das Glück des Volkes,<br />

die dagegen mein einziges Ziel hier in Sinkiang<br />

sind.» Jetzt, wo ich dies schreibe, sind<br />

beide von Mörderhand gefallen.<br />

Sven Hedin auf grasser Fahrt Der berühmte Asien forscher Sven Heilin, der Nachfolger des grossen<br />

Marco Polo in unseren Tagen, hat wieder eine Expedition beendet. Diesmal war es eine der grössten<br />

6eines Lebens, das wahrlich nicht arm an bedeutenden Expeditionen war. Unser Bild ist dem Besuche<br />

Sven Hödins cAuf grosser Fahrt», das im Verlag Brockhaus erschienen ist, entnommen. Mongolen<br />

reiten als Pfadfinder vor der Karawane einher. (Zu unserem Artikel).<br />

von Hami hierher hätten wir einen lebhaften<br />

Eindruck davon erhalten, dass dieser Ruf<br />

wohlbegründet sei. Während einer Zeit, wo<br />

die ganze Welt in Gärung war, wo ein Weltkrieg<br />

raste und wo jetzt in China noch immer<br />

der Bürgerkrieg herrsche, habe er Frieden<br />

und Ordnung in seiner Provinz aufrechterhalten<br />

und dadurch der ganzen Erde ein<br />

Vorbild gegeben. Wir hoffen, durch unsere<br />

Arbeit ihm, der Wissenschaft und Sin-kiang<br />

von Nutzen sein zu können, und wir würden<br />

es uns als Verdienst anrechnen^ wenn wir in<br />

irgendeiner Weise zum Wohlstand der Provinz<br />

beitragen könnten. - -<br />

Es herrschte eine angeregte, frohe Stimmung<br />

an der Tafel. Professor Siu sprach im<br />

Namen unserer Chinesen, warf einen geschichtlichen<br />

Rückblick auf die Lage in<br />

China vor zweitausend Jahren und gab der<br />

Hoffnung Ausdruck, dass sein Land jetzt eine<br />

neue Blüte erleben möge und vor allem Einigkeit<br />

und Zusammenhalt zwischen allen<br />

Provinzen.<br />

Yang Tseng Hsin verriet dann im Gespräch<br />

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Wir wussten, dass Yang ein gelehrter und<br />

kenntnisreicher Mann war. Seine Lebenserinnerungen<br />

hatte er in dreissig Bänden<br />

drucken lassen, und er machte noch immer<br />

täglich Aufzeichnungen über sein Leben und<br />

die Verwaltung seiner Provinz. Er hegte daher<br />

grosse Achtung vor allen, die Bücher<br />

schreiben, und um mir eine Artigkeit zu sagen,<br />

erklärte er mir, er wisse, dass ich mehrere<br />

Werke herausgegeben hätte, nicht zuletzt<br />

über die Geographie von Sin-kiang.<br />

Yang hatte offenbar einen vorteilhaften<br />

Eindruck von uns erhalten, denn am 4. März<br />

waren wir zu einem wirkliehen chinesischen<br />

Galadfner in demselben Saal eingeladen. Da<br />

wurden wir mit einer endlosen Reihe chinesischer<br />

Gerichte bewirtet, mit Haifischflossen,<br />

Meeralgen, Bambusschösslingen, gebratenen<br />

Enten, und all dem andern, was zu einer<br />

fürstlichen Tafel in China gehört.<br />

Er brachte dabei das Gespräch auf unsere<br />

Pläne und Wünsche, und ich bat darum, dass<br />

Norm eine geologische Reise in die Lop-<br />

Wüste und Bergmann und Haisund eine archäologische<br />

Forschungsreise in ungefähr<br />

dieselben Gegenden unternehmen dürften.<br />

«Ja, gern, Sie können aufbrechen, wann es<br />

Ihnen beliebt; Sie brauchen keine besonderen<br />

Pässe, denn ich werde den Ortsbehörden den<br />

Befehl geben, dass Sie gut aufgenommen<br />

werden.» Ferner bat ich ihn um die Erlaubnis,<br />

feste meteorologische Stationen in<br />

Tscharchlik und Kutscha gründen zu dürfen,<br />

wo Deutsche und Chinesen ihren Wohnsitz<br />

nehmen und Beobachtungen machen sollten.<br />

«Selbstverständlich! Auch dorthin werde ich<br />

die nötigen Befehle senden. Es tut mir leid,<br />

Ihnen in Hami keine Station bewilligen zu<br />

können, denn diese Stadt liegt in der Kriegszone.<br />

Aber Sie können statt dessen Turfan,<br />

Gutschen, Tschugutschak oder Kuldscha<br />

wählen.»<br />

Auf alles, was ich wünschte, antwortete er<br />

ohne Vorbehalt mit ja. Wir erhielten vollkommen<br />

freie Hand, zu tun, was wir wollten. Obwohl<br />

alle unsere Chinesen Nationalisten waren<br />

und der Kuomintang angehörten, gab er<br />

Yuan, Hwang und Ting die Erlaubnis, die<br />

Forschungsreisen zu unternehmen, die sie<br />

geplant hatten.<br />

Trotz seines ernsten Aeusseren konnte<br />

Yang auch scherzen. Er fragte mich: «Warum<br />

machen Sie sich die Mühe, in den Wüsten<br />

herumzureiten und nach alten Ruinen zu suchen?<br />

Hier in meinem Yamen haben Sie<br />

reichlich Gelegenheit, Archäologie zu studieren;<br />

denn wie Sie sehen, ist alles nahe daran,<br />

einzustürzen, und der Bewurf in diesem Saal<br />

fällt in grossen Stücken ab.»<br />

Er wollte es kaum glauben, dass ich nur<br />

drei Jahre jünger war als er selbst. «Ist es<br />

möglich, dass Ihre Zähne echt sind?» Ich<br />

fasste mit beiden Händen kräftig zu und<br />

zeigte ihm deutlich genug, dass sie fest sassen.<br />

Er lachte und wies mir ein paar kranke<br />

Zahnstümpfe, die er noch hatte. Und der eine<br />

davon tat ihm überdies noch weh. Ich empfahl<br />

ihm, sich an Dr. Hummel zu wenden. Als dieser<br />

jedoch zwei Wochen später gerufen<br />

wurde, durfte er den schmerzenden Zahn nicht<br />

ziehen, sondern nur ein schmerzstillendes<br />

Mittel geben.<br />

Ein solches chinesisches Festessen dauert<br />

volle vier Stunden, und die ganze Zeit sitzt<br />

man zu Tisch. Als wir uns schliesslich erhoben,<br />

um nach Hause zu fahren, begleitete<br />

uns unser Gastgeber artig über beide Höfe,<br />

verbeugte sich und wartete, bis wir in unseren<br />

Wagen Platz genommen hatten.<br />

In Urumtschi hiess es allgemein, Yang habe<br />

noch nie europäische Reisende mit solcher<br />

Liebenswürdigkeit und Höflichkeit empfang<br />

gen wie uns. ^Bei einer späteren Gelegenheit<br />

sagte er zu mir: «Ihre Expedition ist die<br />

letzte aus Europa, der ich erlaube, in meiner<br />

Provinz zu reisen. Ich werde allen, die hinfor<br />

versuchen werden, hierherzukommen, die<br />

Grenzen sperren. Doch Sie können bleiben,<br />

solange Sie wünschen.»<br />

Sie: «Du wirst immer unerträglicher. Es<br />

wird bald unmöglich sein, mit dir zu leben!»,<br />

Er (hoffnungsvoll): «Wann?»<br />

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