E_1929_Zeitung_Nr.066
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KP 66 — <strong>1929</strong><br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
in Tempofragen. Nachdem es sich übrigens um loten, sondern ganz speziell auch für den Flugzeugmotor<br />
und die Zubehörteile, wenn man bedenkt,<br />
einen mehr als 70jährigen Herrn handelt, hätte<br />
das Gericht füglich auch die Frage prüfen sollen, dass die Motoren gewöhnlich nach 100 Flugstunden<br />
ob zufolge bestimmter Alterserscheinungen (verminderte<br />
Sehkraft usw.) die Zuverlässigkeit der Aus-ebenfalls nur 100 Stunden dauern. Dieser Flug war<br />
überholt werden und die Homologierungsversuche<br />
sagen nicht auch eine gewisse Einbusse erleidet. dsrher eine harte Probe für sämtliche Teile des<br />
Wir haben es also im Kanton Zürich nun glücklich Flugzeuges und ein ausgezeichneter' Gradmesser für<br />
so weit gebracht, dass jeder, der im Privatleben deren Güte und Zuverlässigkeit. Solche Dauerflüge<br />
etwas mit Mathematik und Geometrie jongliert, sich sind für die künftigen Pläne und Entwicklung der<br />
als zuverlässige Kontrolle der Motorfahrzeugfahrer Fliegerei sehr wertvoll.<br />
aufspielen kann, und wenn er gar noch einige Herren<br />
vom Gericht kennt, dann sind seine Aussagen nach Rom und die «Southern Cross». die in 13<br />
Wie der «Pfadfinder», welcher von New-York<br />
über jeden Zweifel erhaben.<br />
Tagen von Australien nach London geflogen sind<br />
Wie wenig eingehend sich der Gerichtshof von hat auch der Motor der «Angeleno» wiederum die<br />
Uster mit verkehrstechnischen Fragen befasst hat, bewährten Scintilla-Magnetos eingebaut.<br />
geht auch aus weiteren Zitaten seiner Vernehmlassung<br />
hervor. Um die Zuverlässigkeit der Zeugenaussage<br />
zu beweisen, erklärt das Gericht, dass<br />
«jeder Laie bei dem immer intensiver werdenden<br />
Automobilverkehr das Tempo eines Fahrzeuges<br />
einigermassen abzuschätzen vermag, so namentlich,<br />
ob ein Auto rasch oder langsam fährt». Diese Feststellung<br />
dient als Grundlage der gerichtlichen<br />
Hauptüberlegung und um deren Richtigkeit noch<br />
weiter zu erhöhen, folgt dann eben der Hinweis auf<br />
die besondere Qualifikation des Geometers. Wenn<br />
sich die Herren des Gerichtes einmal die Mühe nehmen<br />
würden, eigene Erfahrungen über Geschwindigkeitsschäfzungen<br />
zu sammeln und berücksichtigen<br />
würden, wie wenig präzis die Begriffe von<br />
« Rasch »- und « Langsam »-fahren sind und wie<br />
verschieden sie beurteilt werden, dann kämen sie<br />
wohl davon ab, auf derart allgemeinen und gerade<br />
für den Juristen viel zu wenig präzisen Grundgedanken<br />
aufzubauen.<br />
Nachdem das Konkordat zahlenmässig genau<br />
begrenzte Geschwindigkeiten festlegt, sollte sich ein<br />
Gericht auch nicht mit der immer noch sehr vagen<br />
Mitteilung, es sei mit mehr als x km gefahren worden,<br />
zufrieden geben. Wenn ganz bestimmte und<br />
nicht nur annähernd bezeichnete Tempi gestattet<br />
oder verpönt sind, dann soll auch die Anklage sich<br />
auf präzise Feststellungen stützen müssen. Der so<br />
tüchtige Herr Geometer hat aber doch durch seine<br />
ungenau begrenzte Angabe indirekt zugegeben, dass<br />
die Schätzung eben eine Schätzung und nach wie<br />
vor eine Gefühlssache bleibt, die absolute Genauigkeiten<br />
ausschliesst.<br />
Gerade dieser so gefühlsmässig erledigte Fall<br />
zeigt, wie dringend notwendig die Schulung der<br />
Richter in Verkehrsangelegenheiten wäre. Wenn<br />
wir nicht auf Gnade und Ungnade den übrigen<br />
Strassenbenützern, welche, je nachdem sie sich dazu<br />
berufen fühlen, als Kläger auftreten, können, und<br />
einem einseitig orientierten Gerichte ausgeliefert<br />
sein wollen, dann ist es wirklich an der Zeit, wenn<br />
die Idee des Verkehrsunterrichtes für Polizei- und<br />
Gerichtsorgane bald verwirklicht wh-d.<br />
Anderseits gilt e3, unbedingt auf eine Ergänzung<br />
der gesetzlichen Bestimmungen hinzuwirken,<br />
welche verhindert, dass die von einem Laien, ohne<br />
jegliche technischen Hilfsmittel gemachte Geschwindigkeitbeobachtun?<br />
vor Gericht als vollgültiges<br />
Beweismittel anerkannt wird. Wenn der Automobilist<br />
schon oftmals benachteiligt ist, weil die<br />
Aussage einer Amtsperson a priori als richtig betrachtet<br />
wird, wieviel mehr ist er der Willkür ausgesetzt,<br />
wenn jeder Private seine Schätzungen als<br />
für das Gericht verbindliche Unterlagen anbringen<br />
kann 1<br />
Handel w. Industrie<br />
Neuer Dauerflugrekord. — 10 Tape und 6 Stunden<br />
in der Luft Den beiden Amerikanern Mendell<br />
und Reinhardt ist es gelungen, mit ihrem Flugzeug<br />
«Angeleno» (Wright-Whirlwind-Motor), 10 Tage, 6<br />
Stunden, 42 Min. in der Luft zu bleiben, womit sie<br />
den alten Rekord mit 72 Stunden, 42 Min. geschlagan<br />
haben. Dieser neue Dauerflugrekord ist ein anissergewöhnliches<br />
Resultat, nicht nur für die beiden Pi-<br />
Die «Saurer»-Alpenpostwagen In den Schweizer<br />
Alpen. (Einges.) Wer sich zurückerinnert an die<br />
ersten Fahrten, die er vor einem Jahrzehnt und<br />
noch länger mit den damaligen neuen Postautos<br />
machte, um damals in Entzücken zu schwelgen über<br />
den Genuas, den ihm eine solche Fahrt bringen<br />
konnte, der wild sich geradezu überglücklich schätzen,<br />
wenn er mit dem neuesten Vehikel der eidg.<br />
Postverwaltung, dem « Saurer »-Sechszylinder-Niederchassis-Alpenpostwagen,<br />
sich durch unsere<br />
Hochgebirgswelt und über die verschiedenen Alpenpässo<br />
fahren lassen kann. Erst kürzlich hat die<br />
Firma Sauer in Arbon die ersten 20 Wagen dieses<br />
ganz neuen Typs abgeliefert, und schon pusten sie<br />
im Bündnerland, via Andermatt, im Wallis und<br />
im Berner Oberland herum, und überall ziehen sie<br />
in seinen Ausmassen so gehalten, dass er sowohl<br />
das grösste Interesse auf sich. Der neue Typ ist<br />
für rein kommerzielle Wagen als auch für solche<br />
mit höchstem Komfort dienen kann. Das Chassis<br />
ist fähig, sowohl Karosserien bis zu 25 Personen<br />
aufzunehmen mit bequemen Sitzen für kürzere<br />
fahrplanmässige Kurse als auch Aufbauten für eine<br />
geringere Pers.onenzahl mit einer Einteilung für<br />
komfortable Sitzweise für" lange Touren. Der neue<br />
«Saurer»-Alpenpostwagen ist nun mit 17 Vorwärtssitzplätzen<br />
in bequemer Polsterung versehen. Der<br />
Aussicht steht kein Hindernis im Wege, und das<br />
Dach folgt einer einfachen Bewegung ruhig und<br />
prompt, was namentlich bei wechselndem Wetter<br />
wertvoll ist. Der Passagierraum, der auch einen<br />
reichlich dimensionierten Gepäckträger enthält, ist<br />
beizbar und mit elektrischer Belichtung versehen;<br />
der Boden weist Korkbelag auf, und im Winter<br />
werden die Laufgänge zudem mit perforierten Kautschukdecken<br />
belegt. Für die Sicherheit der Fahrgäste<br />
ist in ausserordentlichem Masse gesorgt. Das<br />
Chassis besitzt einen Sechszylinder-Motor von 100<br />
PS. Leistung modernster Konstruktion. Der Wagen<br />
ist ferner mit einem Maybach-Schnellganggetriebe<br />
versehen, vermittelst welchem es möglich ist. lange<br />
Strecken mit grosser Geschwindigkeit zu durchfahren,<br />
ohne die Tourenzahl des Motors erhöhen<br />
zu müssen. Mit der Anwendung dieser Einrichtung<br />
ist eine nicht unwesentliche Benzinersparnis verbunden.<br />
Für Talfahrten ist die bekannte «Saurer»-<br />
Motorbremso vorhanden, mit der stundenlang talwärts<br />
gefahren werden kann, ohne dass eine Friktionsbremse<br />
in Tätigkeit gesetzt zu werden braucht;<br />
ausserdem ist das Chassis aber noch für rasches,<br />
momentanes Anhalten mit zwei voneinander unabhängigen<br />
Reibungsbremsen, einer Fuss- und einer<br />
Handbremse, versehen. Und was den neuen Wagen<br />
ganz besonders wertvoll erscheinen lässt, das ist<br />
der Ausbau der Lenkvorrichtung.<br />
Spaniens herrliche Gefilde sollte sich kein Autotourist<br />
bei Anlasa des Besuches der Weltausstellung<br />
entgehen lassen. Wer sich bei der Zusammenstellung<br />
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