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E_1930_Zeitung_Nr.018

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über die schlechten Wege. Es ist die alte<br />

Geschichte in Amerika: eine Industrie, die<br />

auf Privatinitiative beruht, blüht — was der<br />

Staat übernimmt, kommt nicht vorwärts.<br />

Riesensummen werden ausgesetzt, aber so<br />

viele Pfoten werden geschmiert, so viele<br />

Leute machen sich «gesund», dass von der<br />

grössten Summe für ihren Zweck nichts<br />

mehr übrig bleibt. So gibt es prachtvolle Autos<br />

und und nur zu oft miserable Wege...<br />

dazu kommt das Missvergnügen, dass man<br />

in Amerika fährt, fährt und fährt und doch<br />

immer nur wieder dasselbe sieht. Was hat<br />

man schon vom Kilometerfressen?! Was hat<br />

Amerika schon von seiner tollen Herumraserei?<br />

Lasst euch nichts vorschwätzen :<br />

Der einzelne Amerikaner ist durchaus nicht<br />

glücklicher als der Europäer im fadenscheinigen<br />

Röckchen. Der Glücksvogel lässt sich<br />

nicht Dollar auf den Schwanz streuen und<br />

an den blauen Wunderblümchen rasen die<br />

amerikanischen Autos vorbei...<br />

EI Golea.<br />

Wenn man von einer Durchquerung der<br />

Sahara liest (es gibt ja jetzt sogar regelmässige<br />

Autobuskurse), so liest man auch meistens<br />

von El Golea. El Golea («die Festung»)<br />

ist ein Dorf inmitten der Sahara, eine prachtvolle<br />

Oase 800 km südlich von Algier, an den<br />

grossen Routen nach Timbuktu, Gao, Tunis<br />

und Algier gelegen. In den hundert Jahren<br />

da Golea zu Frankreich gehört, hat es sich<br />

mächtig entwickelt, so mächtig dass man<br />

nicht mehr weiss, was mit dem Ueberfluss an<br />

Datteln und Orangen anfangen.<br />

El Golea beging die Jahrhundertfeier auf<br />

seine eigene Art. Der Generalgouverneur<br />

und seine Gäste kamen in einer Reihe von<br />

Im Fach. Sieh dir mal den Kerl da an. -wie unsinnig<br />

er sein Messer hält.<br />

Autos abends an. Schon war die Sonne untergegangen<br />

und die Lichtkegel der Scheinwerfer<br />

tasteten die hohen weissen Steine, die die<br />

Strasse einfassen, in rascher Folge ab. Die<br />

Karawane wurde durch Salven begrüsst. Araber,<br />

Berber und Sudanesen erwarteten die<br />

Gäste, die einen zu Fuss, andere zu Pferd<br />

oder zu Kamel. Statt Feuerwerk schössen die<br />

Jungen wir die Alten unaufhörlich ihre Vorladergewehre<br />

ab. Ein Freiheitsbaum, mit französischen<br />

Flaggen behangen, erhob sich auf<br />

dem Marktplatz. Dort fand dann die Zeremonie<br />

statt, eine Zeremonie, die zu sehen<br />

mancher 100 km weit gekommen war: die<br />

Uebergabe eines Gewehres an den gefürchteten<br />

Caid von In-Salah. Mit eigenen Augen<br />

wollten sie sich überzeugen, dass das unglaubliche<br />

geschehen, dass der Caid tatsächlich<br />

mit drei andern Häuptlingen von dem<br />

«verschleierten» Tuareg heruntergekommen<br />

war. 800 km war der Caid gereist, denn sein<br />

AUTOMOBIL-'REVUE <strong>1930</strong> — 18<br />

Autostrasse<br />

Die Strasse, heisst es, verbindet die Ortschaften.<br />

Die Sprache will es so, aber der<br />

Automobilist denkt anders; für ihn liegen die<br />

Ortschaften an der Strasse. Sie ist im Vorrecht,<br />

und sie macht es geltend; ist sie<br />

schlecht, ist er traurig; ist sie gut, kann er<br />

nur einverstanden sein; und ist sie herrlich,<br />

ist er froh. Das Land ist weit und ewig; soviel<br />

Stadt es gibt, immer noch mehr Land<br />

kann man finden, rechts und links fällt es in<br />

gleichen Stücken von der Strasse ab, und das<br />

Auge freut sich über die Weite. Ein schmaler<br />

Reif ist dem Land um die Stirn gelegt, der<br />

seine Weichheit zusammenpresst, aber daneben<br />

quillt es üppig auf, schreibt Erik Wickenburg<br />

im Bäderblatt.<br />

Frisch genährt, hat das Auto einen grossen<br />

Mut, die Strassen unter sich zu nehmen; es<br />

sieht mit seinen Telleraugen die Strasse lang<br />

und unerschöpflich vor sich liegen: bekommt<br />

den rechten Hunger, sich darüber herzumachen.<br />

Der Mensch drinnen fühlt die leichten<br />

Federstösse voraus, er ist bereit, sich im<br />

Sattel zu wiegen; der Motor, an seiner Aufgabe<br />

erwachsen, zieht kräftig an, die Steine<br />

hüpfen wie die Frösche weg, kleine Flöhe<br />

prasseln an die Scheiben, ein ungeschlachter<br />

Bursche springt gegen das Blech. Die Gräser<br />

auf der Seite biegen sich weg und die Bäume<br />

zucken hin und her. Der Blick des Fahrers<br />

ist in der Ferne zu Hause; irrt er ab, so kehrt<br />

er nicht, in die Ferne zurück, ohne die Kühlerhaube<br />

seines Wagens, die da laufend steht,<br />

rechts und links abschüssig, in der Mitte ein<br />

Grat und mit einem Gipfelkreuz vorne, väterlich<br />

gestreift zu haben. Die Kotflügel auf<br />

beiden Seiten sieht er, wie sie ein wenig vor<br />

dem Weg zittern. Der Wagen selber nickt<br />

dazu.<br />

Schon fällt die Dunkelheit; da erwachen die<br />

runden Augen des Autos, strahlen, und die<br />

Strasse ist endlos hell. Sie sehen alles zuerst,<br />

die geweissten Bäume, die drohende Wand,<br />

den unbeleuchteten Wagen; und strahlen immer<br />

stärker, bis der Fahrer selbst auch sehend<br />

wird. Das viele Schauen macht ihn<br />

müde; die letzte Ortschaft an der Strasse ist<br />

lang zurückgeblieben, die nächste mit ihren<br />

Lichtern kennt noch keiner. Wir wollen rasten;<br />

zwei Kilometer von der letzten Siedlung<br />

entfernt. Die Strasse hat sich hier über<br />

einen Hügel gelegt; nachdem wir alles verdunkelt<br />

haben, beginnen unsere Augen in der<br />

Nacht zu sehen. Dieser Hügel ist ein kleines<br />

Firmament, das grosse steht darüber, es hat<br />

einige Laternen, aber die Bogenlampe fehlt.<br />

Unabsichtlich, scheint es, sendet es uns zerstäubte<br />

Regen macht es noch stiller; die<br />

Dunkeln sitzen und um uns sehen. Menschen<br />

gibt es keine, wir sind von aller Welt verlassen,<br />

mitten in ihr. So einsam ist kein Wald,<br />

denn er flüstert, und so einsam ist kein Berg,<br />

denn er lebt. Es rührt sich nichts, Hunde sind<br />

alle ausgestorben, die Landstreicher, die die<br />

Strassen bevölkern, haben sich in die Büsche<br />

zurückgezogen. Es ist ganz still, der zerstäubte<br />

Regen macht es noch stiller; die<br />

Sterne geben keinen Ton, und auch die Steine<br />

sind erstarrt.<br />

Stamm bewohnte die Berge von Hoggar, die<br />

so hoch sind, dass sie sich im Winter oft mit<br />

Schnee bedecken. Sonst, wenn er gekommen<br />

war, hatte er Schrecken und Tod gebracht.<br />

Diesmal hiess es nicht: Rette sich wer kann!<br />

Der Caid und seine drei Begleiter kamen in<br />

friedlicher Absicht, als ein Freund der<br />

« Rumi», der Europäer. Es hatte lange Unterhandlungen<br />

von seiten der Franzosen gebraucht,<br />

bis er sich entschlossen hatte, sich<br />

auf die Reise zu machen.<br />

«Der Weg ist weit, wir werden wochenlang<br />

auf dem Wege sein und unsere Stämme<br />

werden keine Führer haben », hatten der Caid<br />

und seine Häuptlinge gesagt.<br />

« Der Weg ist kurz im Automobil», hatten<br />

die Franzosen erwidert.<br />

«Welche Belohnung erhalten wir für die<br />

fteise ? »<br />

«Der Caid erhält ein Gewehr und seine<br />

Begleiter Bargeschenke.»<br />

« Was für ein Gewehr und mit wieviel<br />

Munition ? »<br />

« Das Gewehr wird ein ganz neues Modell<br />

sein und Munition dazu gibts soviel ihr tragen<br />

könnt. ><br />

Da Hess sich der Caid und seine Häupptlinge<br />

überreden und alle vier bestiegen, immer<br />

noch ein wenig misstrauisch das Auto.<br />

Auf dem sandigen Marktplatz erfolgte die<br />

Uebergabe des Gewehres, auf das tausende<br />

begehrliche Augen gerichtet waren. In feierlichem<br />

Schweigen hielt es der Caid eine<br />

Weile in der Hand und gab es dann einem<br />

Diener. Dann folgte eine Rede des Gouverneurs,<br />

die Häuptlinge wurden mit den versprochenen<br />

Geschenken bedacht, den Abschluss<br />

bildete ein Galopprennen der Kamele.<br />

Uns mag das recht einfach dünken, aber<br />

für die Zuschauer waren das Ereignisse, über<br />

die noch monatelang diskutiert werden wird.<br />

So regiert Frankreich in Algerien, mit Geschenken<br />

und ... Automobilen. To.<br />

Seltsame Operation auf der Strasse.<br />

Kürzlich wurde in Bristol der 76jährige<br />

Kaufmann Henry Brooks so unglücklich überfahren,<br />

dass von dem herbeigerufenen Arzt<br />

die Verantwortung für einen Abtransport in<br />

ein Krankenhaus nicht übernommen werden<br />

konnte. Innerhalb weniger Minuten war indes<br />

ein Operationstisch zur Stelle geschafft<br />

und Arm- und Beinoperation wurde unter<br />

freiem Himmel vorgenommen.<br />

...und au! hoher See.<br />

Der Dampfer « Tosari» vom Rotterdamer<br />

Lloyd befand sich vor kurzem auf der Heimreise<br />

nach Holland mitten im Indischen<br />

Ozean, als einer der Matrosen plötzlich einen<br />

so starken Anfall von Blinddarmentzündung<br />

bekam, dass der Eintritt des Todes befürchtet<br />

werden musste, wenn man nicht sofort<br />

zur Operation schritt. Es war jedoch<br />

keine Gelegenheit vorhanden, um rechtzeitig<br />

einen Hafen anzulaufen. An Bord des Dampfers<br />

befand sich der junge Arzt Dr. J. G-<br />

Wisse, der für die Reise als Schiffsarzt mitgenommen<br />

worden war. Er entschloss sich,<br />

die Operation auszuführen. Der Matrose<br />

wurde auf den Tisch im Schiffssalon gelegt,<br />

drei Mann der Besatzung, die noch nie in<br />

ihrem Leben einer Operation beigewohnt<br />

hatten, wurden als Assistenten bestimmt und<br />

mit ihrer Unterstützung vollbrachte der energische<br />

junge Arzt das Werk: eine gefährliche<br />

Operation auf dem Speisetisch des Salons<br />

eines schwankenden Schiffes mitten auf<br />

hoher See mit sehr fragwürdigen Instrumenten<br />

und Hilfsmitteln. Die Operation gelang<br />

ausgezeichnet und bereits nach wenigen Tagen<br />

war der Patient ausser Gefahr.<br />

geschehen sollte. Ich dachte: Wenn nun ein<br />

Mensch drinnen in der Hütte sässe und auf<br />

dich wartete? Ich hatte einen alterschwachen<br />

Schaukelstuhl in meinem Zimmer und konnte<br />

den Gedanken nicht loswerden, dass vielleicht<br />

ein Mensch in dem Stuhle sässe. Dabei hatte<br />

ich auch eine Vorstellung, wie dieser Mensch<br />

aussehen könnte . . . eine schneeweise Stirn<br />

. . . bei meinem Eintreten würde der Mensch<br />

ganz ruhig im Schukelstuhl liegen, die weisse<br />

Stirn würde durch die Dunkelheit leuchten, er<br />

aber würde nichts sagen ... Ich ging rascher<br />

und rascher. Ich jagte förmlich, um vorwärtszukommen,<br />

damit mich die sonderbare Angst,<br />

die wuchs und wuchs, nicht übermannen<br />

sollte. Ehe ich es gewahr wurde, stand ich<br />

mitten im Zimmer, der Schaukelstuhl war<br />

leer, ich schloss die Tür hinter mir.<br />

Aber während ich nach den Zündhölzern<br />

herumtastete, hörte ich ganz deutlich eine<br />

Uhr ticken, aber das war nicht meine Uhr.<br />

Ich fühlte, wie sich eine eisige Furcht um<br />

mein Herz legte und war nahe daran, wieder<br />

zur Tür hinaus zu laufen. Da fiel mir<br />

die Totenuhr ein, jenes kleine Insekt, das in<br />

alten Häusern sein Lied singt. Es war nur<br />

die Totenuhr, die ich hörte. Ich fuh'r fort,<br />

nach den Zündhölzern zu suchen, konnte es<br />

aber nicht lassen, nach dem intensiven Tikken<br />

zu horchen, das anscheinend den Platz<br />

wechselte und mich verfolgte; in meiner verwirrten<br />

Phantasie glaubte ich, dass ein<br />

Mensch lautlos hinter mir her wäre, ein<br />

Mensch, den ich nicht sehen konnte, dessen<br />

Taschenuhr ich aber hörte. Endlich fand ich<br />

die Zündhölzer. Ich nahm den Zylinder von<br />

der Lampe —er war warm. Der Lampenzylinder<br />

war warm.<br />

Ich blieb wie gelähmt stehen; in der einen<br />

Hand hatte ich den Zylinder, in der anderen<br />

ein brennendes Streichholz. Das Streichholz<br />

brannte, bis mir die Flamme die Finger versengte,<br />

dann löschte ich es aus "und alles lag<br />

im Dunkeln. Das einzige Gefühl, das mich danach<br />

beherrschte, war ein massloses Verlangen,<br />

die Dunkelheit zu verjagen, Licht um<br />

mich her zu bekommen. Ich erinnere mich<br />

nicht, wie es zuging, aber plötzlich hatte ich<br />

die Lampe angesteckt, und meine Augen<br />

glitten unwillkürlich hinüber zum Fenster.<br />

Es war ein grosses altmodisches FensteT mit<br />

acht Scheiben. Draussen vor diesen acht<br />

Scheiben lagerte die Dunkelheit und machte<br />

das Fenster schwarz wie Ebenholz... Das<br />

Rouleau!... Ich erhob mich, um es herunterzulassen.<br />

Ich zitterte vor Angst...<br />

Da sah ich draussen im Dunketa ein Gesicht,<br />

das mich anstierte, es war der Ermorderte...<br />

die hohe Stirn... die hellroten<br />

Lippen •.. der geteilte Bart, der wie eine<br />

offene Wunde klaffte... Das Gesicht stand<br />

zum Greifen deutlich in der kohlschwarzen<br />

Dunkelheit. Nun kam es näher, und ich<br />

konnte auch den Hals sehen, den geknickten<br />

Kragen, den Schlips, der schief auf dem<br />

rechten Ohre sass. Der Tote war im Begriff,<br />

in mein Zimmer hineinzusteigen!<br />

VI<br />

Der Hand.<br />

Ich wankte vom Fenster fort, wandt©<br />

mein Gesicht gegen die Wand und blieb<br />

mehrere Minuten auf den Knien liegen, indem<br />

ich mich mit den Armen auf die Bettkante<br />

stützte. Mit einer Stimme, die merkwürdig<br />

entfernt klang, rief ich mehrere Male, vor<br />

Schrecken fast atemlos:<br />

«Nein, nein, nein!»<br />

Nicht um alles in der Welt konnte ich die<br />

Augen zum Fenster wenden. Aber ich fühlte<br />

im Nacken, dass das schreckliche Gesicht<br />

draussen im Dunkeln näher kam. Nun drang<br />

es herein durch die grüne Scheibe, glitt<br />

durch das Glas wie eine Leiche, die durch<br />

das Wasser treibt — langsam und schrecklich,<br />

still und stetig näher kommend. IcH<br />

konnte nicht dorthin blicken, nicht um alles<br />

in der Welt. Plötzlich drehte ich dennoch den<br />

Kopf. —<br />

Da stand das Gesicht wieder, weiss und<br />

gleich es windstill war. Aber die Luft selbst<br />

war schwer und drang ins Zimmer hinein ;<br />

sie war erfüllt von Seegeruch, leuchtete<br />

blau von den Reflexen der hellen Sommerwolken<br />

und trug zugleich mit sich den herrlichen<br />

Duft des Sommers, der von den weiten,<br />

frischgemähten Wiesen, den trockenen<br />

sonnenbeglänzten Heidehügeln, den Tannenwäldern<br />

kam. Hier hatte sich die Luft mit<br />

dem würzigen Geruch von Harz und modernden<br />

Kieferzapfen gesättigt, nachdem sie<br />

zuerst sicherlich auf vielen geheimnisvollen<br />

Halden, den Kehrichthaufen des Sommers,<br />

geweilt hatte, wo Himbeeren und Erdbeeren<br />

üppig zwischen trockenem Reisig wachsen<br />

und feuchte Nattern unter den Steinen hervorkriechen.<br />

Unter dem grauen Wolkenschleier schien<br />

die Luft drückend zu sein; dann aber kam<br />

mit Sonnenaufgang der Wind und schob die<br />

Decke über dem Horizont fort, dort im Osten<br />

brachen schon lichtblaue Lanzen durch den<br />

Wolkenflor, es blinkte und glänzte goldig in<br />

der Luft, gerade als ob tausend blitzende<br />

Schwerter in Bewegung waren. Ledig von<br />

der Last der Finsternis und des Schreckens,<br />

konnte ich nun in Ruhe überlegen, was eigentlich<br />

geschehen war. Ich begann, mich<br />

selbst wegen meines Mangels an Mut und<br />

Beherrschung zu hassen. Das Ganze war<br />

eine Sinnestäuschung gewesen, eine Erscheinung,<br />

die in meinen erregten Sinnen ihren<br />

Ursprung hatte. Aber wessen Nerven konnten<br />

auch wohl unerschüttert bleiben in Zeiten<br />

wie diesen, in denen ich das Gefühl<br />

hatte, als wäre ich in Blut umhergewatet.<br />

(Fortsetzung folgt.)<br />

grässlich, mit hoher Stirn und hellroten Lippen,<br />

wie die eines Kindes. Ich warf mich<br />

über das Bett und verbarg meine Augen,<br />

aber ich fühlte den Hauch eines eisigen<br />

Schreckens im Nacken, eine Kälte wie ein<br />

geisterhafter Schein des Mondes.<br />

... Endlich erwachte ich aus einer Betäubung,<br />

die Qtwa eine Stunde gedauert haben<br />

mochte. Das fahle Morgenlicht schien ins<br />

Zimmer. Noch immer vermochte ich nicht,<br />

zum Fenster zu blicken, aber ich wusste,<br />

dass es draussen von Minute zu Minute heller<br />

wurde. Ich hatte ein Gefühl, als läge ich<br />

in der Kajüte eines kleinen Fahrzeugs, in<br />

dem ich durch die Finsternis dahingefahren<br />

wäre, und nun kämen der Tag und das Licht<br />

herauf. —<br />

In dem Masse, wie ich anfing, die Gegenstände<br />

um mich deutlicher zu erkennen,<br />

wich das Entsetzen von mir; als ich die alte<br />

gemütliche Wanduhr sah, die seit einem<br />

Menschenalter nicht in Gang gewesen war,<br />

die kleinen Oeldruckbildef, das Bild der Nationalhelden<br />

von 1905, die Blumenvasen, die<br />

weissen Papiere auf dem Tisch, alles zusammen<br />

so heimisch und friedlich, war ich mit<br />

mir sofort im reinen, darüber, dass ich mich<br />

eigentlich ziemlich würdelos benommen<br />

hatte. Ich war nun schon zum zweiten Male<br />

ohnmächtig geworden, war also schwächer<br />

als ein hysterisches Weib. Nun sah ich nach<br />

dem Fenster...<br />

Draussen reckten sich die Bäume gegen<br />

einen feuchten, grauen Himmel empor. Ich<br />

öffnete das Fenster. Sofort wehten die Gardinen<br />

wie bauchige Segel ins Zimmer, ob-<br />

Schweizer! sehe £!iclcreiiossen schaft<br />

X Eidgenössische Anleihe, <strong>1930</strong>, v. Fr. 2S0.000.000<br />

zur teilweisen Konversion bezw. Rückzahlung der am 1. September <strong>1930</strong> fälligen<br />

5V 2 % Eidgenössischen Anleihe, 1922, von Fr. 300,000,000.<br />

Enrissionspreis für Konversionen und Barzeichnnnjron: 98,90%, zuzüglich 0,6% eidg. Titelstempel. Rückzahlung: 1948.<br />

Eonversionssoalte: Fr. 9.90 per Fr. 1000 konvertierten Kapitals.<br />

Konversionsanmeldnngen und Barzeichnnngen werden vom 26. Februar bis 7. März <strong>1930</strong>, mittags, entgegengenommen bei sämtlichen<br />

Banken, Bankfirmen und Sparkassen der Schweiz, die im ausführlichen Prospekt als Zeichnungsstellen aufgeführt sind.<br />

Bern und Basel, den 24. Februar <strong>1930</strong>.<br />

Kartell schweizerischer Banken.<br />

Verband Schweizerischer Kantonalbanken.

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