28.02.2018 Aufrufe

E_1930_Zeitung_Nr.021

E_1930_Zeitung_Nr.021

E_1930_Zeitung_Nr.021

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

18<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> _ N° 21<br />

Der deutsche Fiskus belastet die Autofahrer mit 55 Millionen<br />

Die deutsche Regierung befindet sich gegenwärtig<br />

in ganz unerspriesslichen Finanznöten<br />

und versucht nach allen Kanten hin,<br />

die Defizite auszumerzen. Als letzte Neuheit<br />

wartete die Regierung am Aschermittwoch<br />

mit einem Steuerbukett auf, nach dem<br />

Benzin, Benzol und alle Schmieröle auf<br />

Grund einer neuen Einigungsformel mit je<br />

10 Pfennig pro Kilogramm verzollt werden<br />

müssen. Die deutschen Benzolproduzenten,<br />

d.h. die Montan-Industrie, reiben sich schon<br />

heute schmunzelnd die Hände, denn sie werden<br />

mit dem Inkrafttreten der neuen Zölle die<br />

Möglichkeit haben, den Preis ihrer Produkte<br />

der teurem Auslandsware anzugleichen. Die<br />

Gesamtproduktion Deutschlands beläuft sich<br />

auf rund 360,000 Tonnen Benzol und 75,000<br />

Tonnen synthetisches Benzin.<br />

Gleichmässige Betriebstoffbesteuerung.<br />

Die gleichmässige Besteuerung von Benzin,<br />

Benzol und Schmierölen auf der neuen<br />

Einigungsformel von 10 Pfennig pro Kilogramm<br />

sichert der Motanindustrie Zwischengewinne,<br />

die sich in die Millionen belaufen.<br />

Die deutsche Regierung weiss, dass diese<br />

Zwischengewinne angesichts der Finanzlage<br />

des Reichs nicht zu rechtfertigen wären. Sie<br />

behauptet aber, es sei ihr unmöglich, schon<br />

auf den 1. April, d. h. im Zeitpunkt, in dem<br />

der Einheitszoll in Kraft treten soll, ein Ausgleichsgesetz<br />

zu schaffen. Ein solches Gesetz<br />

ist allerdings im Entwurf bereit, bis zur<br />

parlamentarischen Behandlung und Beschlussfassung<br />

können aber noch kostbare<br />

Monate verstreichen.<br />

Ein nichtssagender Lockvogel.<br />

Welche Bedeutung hat nun die Benzolpreiserhöhung<br />

für den deutschen Automobilfahrer?<br />

Zum vorneherein sei der Zusammenhang<br />

zwischen der neuen Motorfahrzeugbesteuerung<br />

und den Brennstoffzollerhöhungen betont.<br />

Mit der geplanten Zollerhöhung soll<br />

für den Staat ein Zollaufkommen von 65<br />

Millionen Mark erreicht werden. Gleichzeitig<br />

wird den Automobilisten ein Aequivalent<br />

gewährt, indem der deutsche Fiskus auf einen<br />

Betrag von 10 Millionen Mark auf Konto<br />

Motorfahrzeugsteuer Verzicht leistet Die<br />

deutschen Automobilisten betrachten diesen<br />

Verzicht nur als eine nichtssagende Geste.<br />

Praxis der letzten drei Jahre.<br />

Das Aufkommen an Motorfahrzeugsteuern<br />

ist für das Jahr <strong>1930</strong> auf 208,7 Millionen<br />

Mark eingeschätzt. Bei einem lOprozentigen<br />

Zuschlag würde dasselbe auf 229,5 Millionen,<br />

bei einem 15prozentigen Zuschlag auf<br />

240 Millionen, und bei einem 20prozentigen<br />

Zuschlag auf 250,5 Millionen zu stehen<br />

kommen. Das deutsch© Ministerium<br />

will den 15 prozentigen Zuschlag beibehalten,<br />

obschon derselbe nur für die Jahre<br />

1927, 1928 und 1929 für aussergewöhnliche<br />

Abnutzung der Strassen vorgesehen war. Es<br />

war beabsichtigt, mit der Motorfahrzeugsteuer<br />

33 Prozent der Strassenbaukosten zu<br />

decken.<br />

Der Reichsrat durchkreuzte nun die Absichten<br />

des Finanzministeriums, indem er an<br />

Stelle des 15prozentigen einen 25prozentigen<br />

Zuschlag aufsetzen will. Wie gestalten sich<br />

dann die Verhältnisse in Wirklichkeit? Begnügt<br />

sich die Regierung mit einem 15prozentigen<br />

Zuschlag für Motorfahrzeugsteuern<br />

und verzichtet sie auf ihre 10 Millionen, so<br />

würde das nach den obigen Zahlen lediglich<br />

heissen, dass im Grunde genommen ein 10-<br />

prozentiger Zuschlag effektiv erhoben wird.<br />

Der Autofahrer soll das halbe Defizit des<br />

Staates löschen!<br />

Die Motorfahrzeuge werden somit insgesamt<br />

55 Millionen Mark Abgaben mehr aufzubringen<br />

und mit diesem Betrag das halbe<br />

Defizit im jährlichen Reichshaushalt zu dekken<br />

haben. Die neue Besteuerung wäre als ein<br />

Schritt in die Vergangenheit zu bezeichnen,<br />

in jene Zeiten, da man das Automobil noch<br />

als Luxusfahrzeug zu betrachten gewohnt<br />

war.<br />

Die Unterbindung des deutschen Autohandels.<br />

Wenn man bedenkt, dass in Deutschland<br />

die Unterhaltungskosten für ein Motorfahrzeug<br />

doppelt so gross sind wie in Frankreich<br />

und weiss, dass die ganze Motorverkehrswirtschaft<br />

mit 430 Millionen Mark<br />

Steuerverpflichtung belastet ist, so kann man<br />

sich das Enrwicklungsbild der kommenden<br />

Jahre mit seinen unangenehmen Folgen<br />

leicht vor die Augen malen. In erster Linie<br />

wird die Schicht der Automobilkäufer stark<br />

vermindert, weil eben die Unterhaltungskosten<br />

den Betrieb eines Motorfahrzeuges<br />

über Gebühr erschweren. Dann aber setzt<br />

der deutsche Staat seine Automobilindustrie,<br />

die heute ziemlich schwer um ihr Schicksal<br />

kämpft, vor den Zusammenbruch. Auch die<br />

Allgemeinheit wäre den Wirkungen der<br />

neuen Besteuerungen ausgesetzt, denn eine<br />

Erhöhung der Omnibustaxen und Taxametergebühren<br />

könnte nicht umgangen werden.<br />

Auch die privaten und gewerblichen Autotransportunternehmungen,<br />

die eine enorme<br />

Konsumation an Brennstoffen aufzuweisen<br />

haben, wären genötigt, ihre Tarife zu erhöhen<br />

oder die Mehrkosten selber zu tragen, da<br />

eine Abwälzung der Betriebskostenzunahme<br />

auf die Kundschaft unter den gegebenen Konkurrenzverhältnissen<br />

im Transportwesen<br />

nicht wohl möglich wäre. Der vorliegende<br />

Plan der neuen Motorfahrzeugbesteuerung<br />

bedeutet daher nichts anderes als eine Besorgung<br />

der Geschäfte der Reichsbahn durch<br />

das Reichsfinanzministerium. Die Konkurrenz<br />

der Motorfahrzeuge gegenüber den<br />

Reichsbahnen soll auf finanziellem Wege unterbunden<br />

werden.<br />

Gegenwehr der deutschen Autoverbände?<br />

Der Verkehr ist heute eine der wichtigsten<br />

Produktionsgrundlagen. Allzu starke Belastung<br />

des Verkehrs lähmt den Gang der<br />

Wirtschaft. Interessant, aber unverständlich<br />

ist die Tatsache des Verzichtes der deutschen<br />

Regierung auf andere Steuervorschläge. Wü^<br />

de die heutige Besteuerung in Kraft treten,<br />

so ergäbe sich als Resultat eine starke Hemmung<br />

des Strasenverkehrs und eine teilweise<br />

Erdrosselung der deutschen Automobilindustrie.<br />

Wir nehmen an, dass die deutschen<br />

Verbände ihre Verteidigung in den nächsten<br />

Tagen mit ganzer Energie aufnehmen werden.<br />

La.<br />

Bedeutender Zusammensdhluss im Omnlbustransportwesen<br />

Deutschlands. Der Verband<br />

deutscher Verkehrsverwaltungen, der<br />

die Gruppen Strassenbahnen, Kleinbahnen,<br />

Privatbahnen und neuerdings nun auch eine<br />

selbständige Gruppe Kraftfahrbetriebe umschliesst,<br />

hat sich mit der Kraftverkehr<br />

Deutschland G.m.b.H. zusammengeschlossen<br />

zur besseren Wahrung ihrer gemeinsamen<br />

Interessen auf dem Gebiete des öffentlichen<br />

Autotransportwesens.<br />

Der Zusammenschluss wurde insbesondere<br />

durch den Umstand gefördert, dass die Kleinund<br />

Strassenbahnunternehmungen sich in<br />

ständig steigendem Masse Omnibusbetriebe<br />

zulegten und deren Ausgestaltung immer<br />

grössere Dimensionen annahmen, welche<br />

eine besondere Vertretung deren Interessen<br />

im Verband der Verkehrsverwaltungen erforderte.<br />

Durch diese Zusammenfassung ist<br />

nun die grosse Mehrzahl aller nicht von<br />

Staats wegen betriebenen Autotransport-<br />

Unternehmungen in einem mächtigen Ring<br />

organisiert und ermöglicht eine rationeiie<br />

Eingliederung des Autobetriebes in das Netz<br />

der übrigen privaten Beiörderungs- und Verkehrsmittel.<br />

Die Strassen- und Kleinbahnen<br />

bilden nämlich im deutschen Verkehrsleben,<br />

eine ganz beträchtliche Rolle, werden doch,<br />

von ihnen an die vier Milliarden Fahrgäste<br />

pro Jahr befördert. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen Kleinbahn und Omnibus wird nicht<br />

nur im vermehrten Masse den bestehenden<br />

Verkehrsbedürfnissen Rechnung tragen können,<br />

sondern auch eine rationelle Verteilung<br />

der Aufgaben und Ausschaltung einer unwirtschaftlichen<br />

Konkurrenz ermöglichen, z.<br />

Spontane Gegenwehr der deutschen Autowirtsdhaftsverbände<br />

gegen Ausgleichsabgaben<br />

an die Reichsbahn. Im deutschen Reichsverkehrministerium<br />

wurde ein Gesetzesentwurf<br />

ausgearbeitet, nach dem Lastwagen,<br />

die den Güterverkehr über einen Gemeindebezirk<br />

hinaus zu besorgen haben, eine Ausgleichsabgabe<br />

an die deutsche Reichseisenbahngesellschaft<br />

auszurichten hätten.<br />

Die betroffenen Automobilbesitzer und<br />

Verkehrsinteressenten sind nun in spontane<br />

Gegenwehr getreten. Unter Führung des<br />

Reichsverbandes der deutschen Automobilindustrie<br />

behandelten die interessierten Wirtschaftsverbände<br />

diese Gesetzesvorschläge<br />

und begannen die Bildung einer Einheitsfront<br />

aller an dieser Frage interessierten<br />

Wirtschaftsverbände. Die Folgen einer Ausgleichsabgabe<br />

der Autotransporteure an die<br />

Reichsbahn erstrecken sich auch auf andere<br />

Wirtschaftsgebiete.<br />

Wir haben bereits in einem früheren Artikel<br />

hingewiesen, dass in Deutschland schon<br />

seit Jahren die Modernisierung des Reichsbahnbetriebes<br />

gefordert wird. Man hoffte<br />

auch die Reichsbahn werde durch die Konkurrenz<br />

der Lastwagenkurse zu erneuten<br />

Anstrengungen veranlasst. Das deutsche<br />

Verkehrsministerium scheint sich aber einseitig<br />

auf die Forderungen der Reichsbahnvertreter<br />

einzustellen. Damit würde dem<br />

Ansporn zur Neuorganisierung der Reichsbahn<br />

der Wind aus den Segeln genommen.<br />

Die Reichsbahnkreise sind nun einmal gegen<br />

das Auto eingestellt und stehen heute<br />

der Zusammenarbeit mit den Autotransportunternehmungen<br />

fremd gegenüber, obschon<br />

sich durch ein Zusammenwirken, sowohl für<br />

die Reichsbahn als für die regionalen Autotransportunternehmungen<br />

teile ergeben würden.<br />

bedeutende Vor-<br />

lt.<br />

ACHETEURS ÄDMIREZ AU SALON INTERNATIONAL DE L'AUTOMOBILE DE GEN&VE DU 21 AU<br />

30 MARS <strong>1930</strong> LES SÜPERBES MODELES EXPOSES PAR HUPMOBILE.<br />

YOUS Y TROUVEREZ LA MAGNIFIQUE 6 CYLINDRES, LES MERVEILLEUSES 8 CYLINDRES, TOUS<br />

CES MODULES ÄVEC CHASSIS SURBAISS&S ET MUNIS DES DERNIERS PERFECTIONNEMENTS.<br />

LE STAND HUPMOBILE SERA LE RENDEZ-VOUS DES CONNAISSEURS.<br />

Berne<br />

H. Schmidt & Cie<br />

Zürich<br />

Baumberger & Forster<br />

Neuchatel<br />

Virchaux & Choux<br />

ST-BLAISE<br />

St-Gall<br />

J. WilU & Cie<br />

Geneve<br />

Ch. Mange<br />

Royal-Garage<br />

Geneve SaWSB S« A.<br />

Importateur direct pour la Suisse<br />

Geneve<br />

Lucerne<br />

Enzmann<br />

SCHUPFHEIM

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!