E_1930_Zeitung_Nr.091
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Die Schwerverwundet© und ihr Ehemann,<br />
der sich nicht im Auto befunden hatte und<br />
auf die Unfallnachricht hin sofort in die<br />
Schweiz gereist war, klagten gegen den Inhaber<br />
des Taxameterbetriebes auf 37,600 Fr.<br />
Schadenersatz, unter Vorbehalt weiterer Ansprüche.<br />
Das waadtländische Kantonsgericht<br />
stellte fest, dass der Chauffeur, der die<br />
Strecke nicht genau kannte und keine grosse<br />
Erfahrung in der Führung des schweren Wagens<br />
hatte, zu rasch in eine Kurve eingefahren<br />
sei; als er dann dem Steuerrad einen<br />
scharfen Ruck nach links gab, sprang der<br />
linke Pneu des Vorderrades aus der Felge,<br />
worauf der Pneu eines der Hinterräder<br />
platzte und der Wagen sich überschlug. Das<br />
Gericht verurteilte den Taxiunternehmer zu<br />
insgesamt rund 21,200 Fr. Schadenersatz.<br />
Die Schwerverletzte erhielt 18,700 Fr. zugesprochen,<br />
wovon 15,000 Fr. als Genugtuungssumme<br />
für tort moral, der Ehemann<br />
2000 Fr. Schadenersatz, die bei dem Unfall<br />
leicht verletzten Kinder kleinere Beträge.<br />
Auf die Berufung des Beklagten hat das<br />
Bundesgericht (I. zivilr. Abteilung) diesen<br />
Entscheid durch Urteil vom 14. Oktober <strong>1930</strong><br />
in mehreren Punkten abgeändert. Es handelt<br />
sich hier um eine Klage aus Vertrag gemäss<br />
Art. 97 des Obligationenrechtes: «Kann die<br />
Erfüllung der Verbindlichkeit überhaupt nicht<br />
odeT nicht gehörig bewirkt werden, so hat<br />
der Schuldner für den daraus entstehenden<br />
Schaden Ersatz zu leisten, sofern er nicht<br />
beweist, dass ihm keinerlei Verschulden zur<br />
Last falle.» Da der Ehemann nicht Vertragspartei<br />
war, scheidet er als Kläger aus<br />
und kann für die Auslagen seiner Reise in<br />
die Schweiz keinen Ersatz verlangen. Dagegen<br />
ist anzunehmen, dass der Taxiunternehmer<br />
gegenüber allen Fährgästen die vertragliche<br />
Verpflichtung übernommen hat, sieheil<br />
und gesund von Montreux auf den Grossen<br />
St. Bernhard und zurück führen zu lassen<br />
Dabei handelt es sich nicht — wie das kantonale<br />
Gericht angenommen hat — um einen<br />
Dienstvertrag, bei dem der die Leistung unternehmende<br />
Teil in eine gewisse Unterordnung<br />
zum Dienstherrn tritt, sondern es hatte<br />
die Taxiunternehmung — mag man nun eine<br />
Form des Transportvertrages annehmen oder<br />
auf die Regeln über den Auftrag abstellen •—<br />
auf eigene Verantwortung die erforderlichen<br />
Voirkehren zu treffen. Dies ist hier deswegen<br />
praktisch wichtig, well sich die beklagte<br />
Taxiunternehmung nicht mit der Behauptung<br />
entlasten kann, die mitfährenden Jungen<br />
Leute hätten den Chauffeur zu grösserer<br />
Schnelligkeit angetrieben. Angesichts der<br />
nicht gehörigen Erfüllung dea Vertrages kommen<br />
die Regeln zur Anwendung, die das<br />
Obligationenrecht im Abschnitt über die unerlaubten<br />
Handlungen über die Entschädigung<br />
und Genugtuungsleistung bei Tötung oder<br />
Körperverletzung aufgestellt hat (Art. 45 bis<br />
47), da der Beklagte das Verschulden des<br />
Chauffeurs zu vertreten hat (Art. 101 O.-R.).<br />
Die Schadenersatzpflicht gegenüber der<br />
Schwerverletzten umfasst neben Heilungsund<br />
Kurkosten auch eine Entschädigung für<br />
vorübergehende Arbeitsunfähigkeit, wenn<br />
auch die Verletzte als Hausfrau tätig war<br />
und keine bezahlte Stelle versah; bei der<br />
Bemessung dieser Entschädigung kann aber<br />
nicht auf die Verhältnisse der sehr begüterten<br />
Klägerin abgestellt werden, sondern sie ist<br />
nach durchschnittlichen, einfach bürgerlichen<br />
Verhältnissen festzusetzen, weshalb der Betrag<br />
auf 500 Fr. herabgesetzt wurde. Für<br />
die dauernd verminderte Arbeitsfähigkeit und<br />
die durchgemachten Leiden wurde der Klägerin<br />
die ganz ungewöhnlich hohe Summe<br />
von 15,000 Fr. zugesprochen, in der Meinung,<br />
dass damit jede Nachforderung wegen allfälliger<br />
Erschwerung der UnfalKolgen dahinfalle,<br />
ein Vorbehalt gerriäss Art. 46, Abs. 2<br />
O-R. also ausgeschlossen werde.<br />
Der Beklagte hat auch nach Streichung<br />
der 2000 Fr. Entschädigung an den Ehemann<br />
und nach Herabsetzung verschiedener Posten<br />
über 18,000 Fr. zu bezahlen. Wp.<br />
hat die ehemaligen Befürchtungen zerstreut,<br />
wie übrigens schon die Erfahrungen<br />
der Vereinigten Staaten, in denen<br />
viele Betonstrassen noch erheblich grösich<br />
als Kind meinen Kopf In ihren Schoss legte<br />
und sie bat, mir aus dem tapferen und frommen<br />
Leben meines Vaters zu erzählen. Wenn<br />
sich bei mir manchmal Eigensinn und allzugrosses<br />
Selbstgefühl äusserte, so glaubte ich<br />
beides von meinem Vater geerbt zu haben.<br />
Die zarten, gütigen Lippen meiner Mutter,<br />
die nacheinander Lügen und Gebete Und Gebete<br />
und Lügen sprachen, lehrten mich ein<br />
fast unwahrscheinliches Vertrauen in meine<br />
eigene Kraft. Das, was den gewöhnlichen<br />
Menschen von der Moral verbotene Früchte<br />
waren, schien mir von Rechts wegen erlaubt.<br />
Mich schreckte keine Zügellosigkeit, kein wildes<br />
Abenteuer. Ich wusste, meine Mutter verstand<br />
unter Zerstreuung etwas anderes als<br />
ich, und daher verbarg ich ihr, nachdem ich<br />
allzu frühzeitig selbständig geworden war,<br />
die Erfahrungen, die Ich machte, wahrend ich<br />
reichlich und mit stolzem Selbstgefühl von<br />
den Freuden dieses Lebens kostete.<br />
Ich sand noch im Jünglingsalter, da hatte<br />
Der bisherige Bestand im Jahre <strong>1930</strong> nahezu verdoppelt.<br />
seren klimatischen Schwankungen ausgesetzt<br />
sind, es erwarten Hessen.<br />
Dieser Umstand hat jedenfalls nicht<br />
wenig dazu beigetragen, dass im Jahre<br />
<strong>1930</strong> der Betonstrassenbestand ganz beträchtlich<br />
erweitert worden ist, wie aus<br />
der folgenden Aufstellung ersichtlich ist,<br />
in der die <strong>1930</strong> bereits fertig erstellten<br />
oder gegenwärtig im Bau befindliehen<br />
und noch diesen Herbst ihrer Vollendung<br />
entgegengehenden Betonstrecken zusammengestellt<br />
sind:<br />
Betonstrassenbau Im Jahre 1830.<br />
Ort<br />
Quadratmeter<br />
Beim Sanatorium St. Anna, Luzern 2 422<br />
Knutwilerhöhe-Bucbs (Luzern) 8 701<br />
Wittenbach-HiLggenachwil (St. Gallen) 18 222<br />
Solothurn-Liisslingen (Solothurn) 15 150<br />
Hauptwil-Bischofszell (Thurgau) 7 750<br />
Romanshorn-Arbon (Thurgau) 80 700<br />
Monte Ceneri (Tessin) 7 000<br />
Unterführung Lachmatt-Pratteln 5 700<br />
Surscerwajd (Luzern) 16 460<br />
Oberkirch (Luzern) 6 160<br />
In ausländischen Fachblättern ist schon<br />
manchmal der. Zustand der schweizerischen<br />
Strassen als gut oder gar vorzüglich<br />
bezeichnet worden. Wenn wir dies als<br />
Tatsache registrieren, so werden wir uns<br />
nicht den Schlussfolgerungen des Sprichwortes<br />
vom Eigenlob aussetzen, müssen<br />
uns dabei aber immerhin bewusst sein,<br />
dass auch die andern Länder nicht geschlafen<br />
haben, sondern dass wir von<br />
ihnen in mancher Hinsicht vieles lernen<br />
können, sollen wir nicht ins Hintertreffen<br />
geraten. Immer wieder aber ist bei der<br />
Beurteilung der schweizerischen Verhältnisse<br />
in Betracht zu ziehen, dass die Kantone<br />
als Strassenbauer bis vor ganz kurzem<br />
auf sich selber angewiesen waren und<br />
seit wenigen Jahren erst vom Bunde, der<br />
keine Strassenbaupflichten kennt, bloss<br />
mit einem Viertel des Benzinzollertrages<br />
subventioniert werden.<br />
Haben wir unter diesen Voraussetzungen<br />
zum mindesten Respektables geleistet,<br />
so hat sieh im Gegensatz zu andern Ländern,<br />
die Schweiz auf einem Gebiete bis<br />
vor kurzem sehr zurückhaltend gezeigt.<br />
Nämlich im Bau von Betonstrassen, trotzdem<br />
bei diesen ausschliesslich schweizerisches<br />
Material verwendet wird, abgesehen<br />
einzig von der Eisenarmierung und, wenn<br />
man noch weiter gehen will, von der<br />
Kohle, der die Zementindustrie nicht entraten<br />
kann. Langsam aber beginnt sich<br />
auch bei uns die Betonstrasse durchzusetzen.<br />
Langmml Denn der bedächtige<br />
Schweizersinn will sieh vom Wert des<br />
Neuen oder Fremden erst überzeugen, und<br />
bis zu gewissem Grade war diese Haltung<br />
auch nicht unberechtigt, wenn man damit<br />
vergleicht, wie unmittelbar iü der Nachkriegszeit<br />
da und dort im Ausland Betonstrassen<br />
erstellt wurden, bei denen man<br />
auf die Technik, wie sie die Vereinigten<br />
Staaten langst erworben haben, glaubte<br />
verzichten zu können. Heute ist der BetonstraS8enbau<br />
fast zu einer Wissenschaft<br />
geworden, und der Erfolg hängt ab von<br />
zahllosen technischen Einzelheiten. Erst<br />
seit 1926 werden in der Schweiz Betonstrassen<br />
nach wissenschaftlicher Methode<br />
gebaut.<br />
Immerhin — was früher in unserem<br />
Lande erstellt wurde, darf sich auch<br />
heute noch sehen lassen. Schon 1909 und<br />
1914 wurden in Rorschach Betonstreeken<br />
gebaut: sie befinden sich noch heute in 1<br />
gutem, brauchbaren Zustande und erfordern<br />
nach dem wörtlichen Urteil von<br />
Herrn Stadtingenieur Keller bloss einen<br />
Unterhalt, der «gegenüber demjenigen gewöhnlicher<br />
Makadamstrassen ganz unbedeutend<br />
und kleiner ist als der Unterhalt<br />
von Kleinpflasterstrassen». Schliessen wir<br />
diese fast prähistorischen Lehrplätze von<br />
Rorschach ein, so ergibt sich für den<br />
schweizerischen Betonstrassenbau bis Ende<br />
1929 folgende summarische Uebersicht:<br />
Schweizerische Betonstrassen bis Ende 1929,<br />
Baujahr Ort<br />
Fläche in Quadratmetern<br />
1909 Rorschach 2 812<br />
1914 Rorschach 2 529<br />
1926 Lachmatt-Pralteln 1 288<br />
1927 Hftbeburgerwald (Schinznftch) 6112<br />
1928 Genf, Arboii, Thayngen., St. Gallen 14 562<br />
1929 Langwiesen, Amriswil, Holderbänit,<br />
Uzwil, Bern (Lorrainebrücke) 90982<br />
Total bis Ende 1929 112 894<br />
Die kritische Zeit für die Entscheidung<br />
der Frage, ob sich die Betonstrasse für<br />
die klimatischen Verhältnisse der Schweiz<br />
eigne, war die Periode 1928-29. Dass nach<br />
dem ein Jahrhundertkuriosum bildenden<br />
Winter 1928-29 mit monatelangem abnor»<br />
men Frost und nach dem abnorm heissen<br />
Sommer 1929 die bisher gebauten Betonstrassen<br />
vorzüglich standgehalten haben,<br />
ich schon mit Hilfe meiner angeborenen Geschicklichkeit<br />
und der Auswahl meiner<br />
Freunde eine ganze Reihe von Torheiten begangen,<br />
deren jede ich als eine Lebenserfahrnug<br />
und durchaus nicht als Zügellosigkeit<br />
ansah. Denn dass ich die nicht als Charaktererbteil<br />
besass, davon war ich fest überzeugt.<br />
So wurde ich auch nicht gewahr, dass ich von<br />
den vielen Giften, die das Leben zu bieten<br />
hat, nicht mehr nur nippte, sondern fieberhaft<br />
in langen Zügen trank.<br />
Das Erwachen kam dann auf sonderbare<br />
Art.<br />
Es war noch vor meinem achtzehnten Geburtstag,<br />
als mich in einer schönen Frühlingsvollmondnacht<br />
eine Frau und ein Marin,<br />
beide älter und viel nüchterner als ich damals<br />
war, bis vor mein Gartentor brachten und<br />
mich da meinem Schicksal überliessen. Ich<br />
musste den gepflasterten Weg bis zu Hause<br />
allein finden.<br />
(Fortsetz, folgt.)<br />
AüIüMOBlL-kevUE — w'u »1<br />
Betonstrassenbau in der Schweiz<br />
Total T930 107 265<br />
Damit erhöht sich der Bestand an<br />
schweizerischen Betonstrassen bis Ende<br />
<strong>1930</strong> auf 220159 Quadratmeter.<br />
Was im Jahre <strong>1930</strong> erstellt wurde, erreicht<br />
bis auf 5000 Quadratmeter den Gesamtbestand<br />
von Ende 1929, und rechnen<br />
wir die unbedeutenden Versuchsstrecken<br />
aus den Jahren 1909 und 1914 in Borschach<br />
ab, so wurden im Jahre <strong>1930</strong> allein<br />
genau so viel Betonstrassen gebaut wie in<br />
den vorhergehenden Jahren zusammen.<br />
Es lässt sich daraus wohl der Schluss<br />
ziehen, dass die Schweiz im Betonstrassenbau<br />
nicht mehr lange im Rückstand<br />
bleiben wird. Neben der Dauerhaftigkeit<br />
und dem Minimum an Unterhaltungskosten<br />
kommt für ein Land mit hochentwickeltem<br />
Automobilverkehr vor allem<br />
die Tatsache in Betracht, dass die Griffigkeit<br />
der rauhen Betonoberfläche vollkommenen<br />
Schutz gegen die Gleitgefahr auch<br />
bei Regen gewährt, was dadurch unterstützt<br />
wird, dass für die Anlage von Betonstrassen<br />
ein Querprofil mit nur geringer<br />
seitlicher Neigung durchgeführt<br />
werden kann. Dazu kommt der Vorzug,<br />
dass die helle Strasseno&erfläche bei<br />
Nacht, besonders bei nassem Strassenzustand,<br />
viel weniger Licht «frisst» als irgendein<br />
anderer Belag und dadurch die<br />
Fahrsicherheit erhöht. Und weiter kommt<br />
hinzu für die fahrradreiche Schweiz, dasa<br />
infolge der geringen seitlichen Neigung<br />
der Radfahrer sich viel leichter am äussersten<br />
Strassenrand halten kann, ohne<br />
bei Nässe der Gefahr des Ausgleitens ausgesetzt<br />
zu sein.<br />
In den Vereinigten Staaten von Amerika<br />
steht die Betonstrasse bei Neuanlagen<br />
weitaus an erster Stelle, was ganz<br />
gewiss kein Zufall sein wird. Bekanntlich<br />
beginnt nun der internationale Strassenkongress<br />
am 6. Oktober des Jahres <strong>1930</strong><br />
und findet in den Vereinigten Staaten<br />
statt. Dieser Umstand dürfte wohl sicher<br />
befruchtend auf den europäischen Betonstrassenbau<br />
einwirken. «Grau, guter<br />
Freund, ist alle Theorie.» Die Amerikaner<br />
werden ihren Gästen ein Stück Anschauungsunterricht<br />
bieten, der weit über die<br />
von der Fachpresse vermittelten trockenen<br />
Zahlen und Formeln hinausgeht.<br />
Auch die schweizerische Vertretung wird<br />
davon profitieren. ©<br />
Kleine Ursachen — grosse<br />
Wirkungen.<br />
Ein Zürcher Automobilist fährt über die<br />
Kornhausbrücke in Bern und überholt einen<br />
andern Wagen. Wegen des vor ihm fahrenden<br />
Lastautos hatte er das Schild, auf dem<br />
steht, dass auf der Brücke das Ueberholen<br />
verboten sei, nicht sehen können. Der diensteifrige<br />
Polizist fühlt sich verpflichtet, dem<br />
Staate eine kleine Einnahme zu verschaffen<br />
und reicht, statt den «Uebeltäter» zu verwarnen<br />
und somit zu belehren, Strafanzeige<br />
ein. Die Gedankenlosigkeit ist geschehen<br />
und die Dinge nehmen ihren Lauf :<br />
1. Der Regler des Verkehrs muss die Autonummer<br />
in sein Notizbuch schreiben. Folge :<br />
Unordnung und Verkehrsstockung.<br />
2. Der Polizeisöldat braucht eine Viertelstunde,<br />
um- den Vorfall seinen Vorgesetzten<br />
zu melden.<br />
3. Die Berner Polizei berichtet den Fall an<br />
das Zürcher Polizeikommando.<br />
4. Das Zürcher Polizeikommando übergibt<br />
die Sache dem zuständigen Kreis.<br />
5. Der Beamte des betreffenden Kreises<br />
sucht den Delinquenten in seiner Wohnung<br />
auf und trifft ihn natürlich nicht zu Hause.<br />
6. Er unternimmt noch einmal den Gang<br />
in die Wohnung des Automobilisten und verfehlt<br />
ihn noch einmal.<br />
7. Er entschUesst sich, ein drittes Mal sein<br />
Glück zu versuchen. Seine Bemühungen bleiben<br />
erfolglos. Immerhin wird die Ehefrau<br />
des Beklagten von lebhaftem Mitleid für die<br />
geplagten Behörden ergriffen und sie ruft<br />
ihren Mann mitten aus seiner überaus wichtigen<br />
geschäftlichen Verhandlung nach Haase.<br />
8. Unser Mann, eher enerviert durch den<br />
unerwarteten Zeitverlust, den er nicht recht<br />
weiss wie je wieder einholen, lässt sich verleiten,<br />
die Strecke in etwas übersetztem<br />
Tempo zu erlegen. Folge : Neue Strafanzeigen<br />
und Wiederholung des Ganzen.<br />
9. Der Zürcher Polizist führt die Vernehmung<br />
durch. Er kehrt mit eii>er erheblich<br />
angeschwollenen Aktenmappe auf den Posten<br />
zurück.<br />
10. Das Kreisbureau berichtet dem Zentralbureau.<br />
11. Das Polizeikommando Zürich überschickt<br />
das Ergebnis der Untersuchung der<br />
Berner Polizei.<br />
12. Die Berner Polizei verhängt eine Busse<br />
und lässt sie dem Bestraften durch Vermittlung<br />
der Zürcher Polizei zukommen.<br />
13.—45. Der Verurteilte widersetzt sich<br />
und verlangt gerichtliche Beurteilung. Und<br />
das alles : ad commissarii majorem gioriam.<br />
-1.<br />
Benzinzoll und Strassenbau.<br />
Schon für das Jahr 1929 ergab der Einfuhrzoll<br />
auf Benzin und Benzol einen Ertrag von<br />
30,7 Millionen Franken, während der Voranschlag<br />
bloss eine Summe von IS Millionen<br />
vorgesehen hatte. Da die Einfuhrmenge bis<br />
Ende September dieses Jahres bereits eine<br />
Höhe von 1,19 Millionen Doppelzentner erreicht<br />
haben, während sie im gleichen Zeitraum<br />
des Vorjahres bloss 1,06 Millionen betrugen,<br />
so kann mit einer nochmaligen Steigerung<br />
der Benzinzolleinnahmen im laufenden<br />
Jahre gerechnet werden. Der Gesamtertrag<br />
wird kaum unter 34 Millionen Franken bleiben.<br />
Gestützt auf diese Berechnungen hat der<br />
Bundesrat im Budget von 1931 Einnahmen<br />
aus dem Benzinzoll von 30 Millionen Franken<br />
eingesetzt.<br />
Sofern es sich um die Einfuhr von Benzin<br />
zu motorischen Zwecken handelt, gibt der<br />
Bund einen Viertel seiner Einnahmen an die<br />
Kantone ab, die diese nach dem Wortlaut des<br />
Gesetzes für die Verbesserung und Unterhalt<br />
der dem Automobilverkehr dienenden<br />
öffentlichen Strassen zu verwenden haben.<br />
Es eröffnet sich also den Automobilisten die<br />
erfreuliche Perspektive, dass der Ausbau des<br />
Strassennetzes in stärkerem und rascherem<br />
Masse wird verwirklicht werden können.<br />
-.<br />
Eine Parallele<br />
zur Bahnhofstrasse in Zürich.<br />
In Zürich plante man schon längere Zeit<br />
den Bau einer Entlastungsstrasse zur Bahnhofstrasse.<br />
Es bestanden bereits eine Anzahl<br />
von Vorschlägen, die jedoch das ganze Probiem<br />
positiv nicht stark zu fördern vermochten.<br />
Die Frage des zweifellos notwendigen<br />
Baues einer Parallele zur stärkstbefahrensn<br />
Zürcher Innerstadtstrasse ist nun durch den<br />
nahen Umbau des Bürkliplatzes in ein neues<br />
und akutes Stadium getreten. Im Zusammenhang<br />
mit der Korrektion des Platzes tauchten<br />
gleichzeitig neue Projekte für die Entlastungsstrasse<br />
auf. Die Vorschläge fanden<br />
ihren vorläufigen praktischen Niederschlag<br />
in einer Eingabe an den Zürcher Stadtrat<br />
des Verkehrsvereins der Stadt Zürich, zusammen<br />
mit der Sektion Zürich des A. C. S.<br />
und der Autosektion Zürich des T. C. S. Die<br />
Initianten für den baldigen Bau der neuen<br />
Verbindungsstrasse Bürkliplatz-Bahnhofplatz<br />
weisen vor allem auf zwei bestimmte Projekte<br />
hin, die in erster Linie in Betracht<br />
kommen sollen. Der erste Vorschlag sieht<br />
vom Stadthausquai eine direkte Strasse über<br />
die bekannte Schipfe bis zum Bahnhofquai<br />
vor, demnach eine Uferstrasse der Limmat<br />
entlang, die allerdings durch Niederlegung<br />
zahlreicher Gebäude sehr teuer zu stehen<br />
käme.<br />
Das zweite Projekt, dem man in Zürcher<br />
Kreisen grosses Interesse entgegenbringt,<br />
wurde von Architekt Schlegel ausgearbeitet<br />
und schlägt die Führung einer Parallele<br />
durch die Fraumünsterstrasse nach dem<br />
Münsterhpf vor, mit Weiterführung durch die<br />
Peterstrasse, Tunnel unter dem Lindenhof<br />
zur Uraniastrasse und sodann Ausmündung<br />
in den Bahnhofquai. Nach den Ausführungen<br />
des Architekten in der «N. Z. Z.» zu schliessen,<br />
weist dieses Projekt verschiedene bedeutende<br />
Vorteile auf, wie sie die anderen<br />
Pläne nicht kennen. Die Fraumünsterstrasse<br />
besitzt bereits eine Breite von neun Meter<br />
und kommt deshalb für einen stärkeren Verkehr<br />
sofort in Betracht. Bei den Häusern,<br />
deren Urnlegung projektiert ist. weist keines<br />
grösseren historischen oder wirtschaftlichen<br />
Wert auf, so dass von dieser Seite aus kaum<br />
grosse Schwierigkeiten zu erwarten sind.<br />
Der vorgeschlagene Tunnel würde unter dem<br />
Pfarrhaus St. Peter beginnen, unter der<br />
St. Peter-Hofstatt, der Glockengasse, der<br />
Pfalzgasse, dem Lindenhof und der For-