E_1930_Zeitung_Nr.097
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ift AUTOMOBIL-REVUß <strong>1930</strong> — 97<br />
La donna e mobile.<br />
Das Wort Calderons: « Wer Weib sagt,<br />
sage zuerst Wandelbarkeit !» hat wieder<br />
einmal eine Bestätigung erhalten, die an<br />
Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt,<br />
und zwar ist es Fräulein Olive Belle Hamon,<br />
die Tochter des inzwischen verstorbenen<br />
Oelkönigs von Oklahoma, über deren rasch<br />
sich wandelnde Launen die amerikanischen<br />
<strong>Zeitung</strong>en spaltenlange Berichte bringen. Die<br />
junge Dame, die sehr hübsch sein soll, hatte<br />
einen jungen Mann kennen gelernt, mit dem<br />
sie sich 8 Tage darauf verlobte und den sie<br />
auch sofort heiraten wollte. Die Lizenz war<br />
schon besorgt und alles war für die Trauung<br />
vorbereitet. Der glückliche Bräutigam<br />
fuhr mit Fräulein Olive bei dem Pastor vor,<br />
der die Trauung in seinem Hause vornehmen<br />
sollte. Aber noch hatte die holde Braut<br />
nicht den zweiten Fuss aus dem Auto auf<br />
das Strassenpflaster gesetzt, als ihr plötzlich<br />
einfiel, dass sie in einer halben Stunde<br />
eine Verabredung mit einem Schauspieler<br />
hatte. Um keinen Preis der Welt wollte sie<br />
in dieser Verabredung wortbrüchig werden,<br />
deshalb, Hess sie ihren Bräutigam stehen und<br />
fuhr zu dem Rendez-vous. Die Trauung<br />
Humor<br />
Beim Heiratsvermittler. -— *käi möchte<br />
eine ehrbare Frau beiraten!* — «Wünschen<br />
Sie mehr „Sir" oder mehr „bar*'?»<br />
Franenpünktlichkeit. — Dame: « Seit fünf<br />
sitze ich nun hier im Cafe und warte auf<br />
meinen Maim. Jetzt ist es bereits haslb sechs<br />
wnd er ist noch nicht da. > — Di-e ander© Dame<br />
: « Wann hatten Sie sicir denn verabredet<br />
? » — Die andere : < Um vier.»<br />
In der Schale. — < Nun, Klaus, wer schlug<br />
die Philister ? > — < Ich weiss es nicht, Herr<br />
Lehrer — ich habe heute den Sportbericht<br />
noch nicht gelesen. ><br />
Grösstes Lob. — « Kannst du mir eigentlich<br />
deinen Schneider empfehlen ? » — «Ich<br />
wurde also auf den nächsten Tag festgesetzt.<br />
Abermals erschien der Bräutigam und<br />
abermals fuhr man zu dem Pastor. Auf<br />
Wunsch der Braut wurde ein kleiner Umweg<br />
gemacht, obwohl der Bräutigam dagegen<br />
Einspruch erhob. Es kam zu einem geringfügigen<br />
Wortwechsel, aber man versöhnte<br />
sich doch rasch wieder. Schon, glaubte<br />
der junge Mann, die reiche Braut sicher<br />
zu haben, schon wollte der Pastor mit der<br />
Traurede beginnen, als Fräulein Hamon kühl<br />
und sachlich erklärte, sie habe sich die Sache<br />
anders überlegt, sie wolle diesen Mann nicht<br />
heiraten. Alle Vorstellungen des Verlobten,<br />
des Pastors und der Trauzeugen nutzten<br />
nichts : die Dame beharrte auf ihrem Kopf.<br />
Das Beinahe-Ehepaar fuhr getrennt nach<br />
Hause. Aber eine Nacht ist eine lange Zeit.<br />
Am Morgen klingelte das Telephon bei dem<br />
jungen Mann. Olive meldete sich. Sie sei<br />
nun doch zur Heirat bereit, nur wünsche<br />
sie... Es muss ein netter Häufen Wünsche<br />
gewesen sein, der da dem Bräutigam unterbreitet<br />
wurde, denn es wird berichtet, Mass<br />
er der launischen Dame sehr energisch geantwortet<br />
haben soll. Und aus der Heirat ist<br />
bis auf den heutigen Tag nichts geworden.<br />
Radio<br />
Zoo<br />
bin sehr zufrieden — sieh mal, dieser Aßzug<br />
zum Beispiel hat Ms zur letzten Ratenzahlung<br />
gehalten.»<br />
Sie \reiss warum.<br />
« Meine Frau sorgt sehr für mich; sie-zieht<br />
mir jeden Abend die Schuhe aus. » — « Wenn<br />
du nach Hause kommst ? > — < Nein, wenn<br />
ich ausgehen will.»<br />
Aas dem Probeheft eines Hintertreppenromans<br />
: Der Mörder stiess seinem Opfer<br />
das Messer bis ans Heft in die Brust. (Fortsetzung<br />
folgt.) .<br />
(Das Heft wird In der nächsten Woche<br />
wieder abgeholt.)<br />
Paradox. « Mama, gib mir, bitte, ein Stück<br />
Kuchen, damit ich meinen Kaffee nicht so<br />
trocken trinken muss.»<br />
Der Tagesfilm<br />
Der Mann, der Barte sammelt.<br />
Jeder hat sein Steckenpferd. Der eine sammelt<br />
Briefmarken, der andere Autogramme<br />
von Filmgrössen. Ueber den Geschmack ist<br />
eben nicht zu streiten, weshalb man auch<br />
nicht lächeln darf, wenn man einmal mit Mr.<br />
E, V. Higgins aus Boston zusammenkommt<br />
und von ihm erfährt, welchen Gegenstand er<br />
des Sammeins am meisten wert hält — Männerbärte!<br />
Seit Jahren befindet sich dieser<br />
eigenartige Zeitgenosse auf Weltreisen, um<br />
seltene Exemplare für seine Sammlung zu<br />
erwerben. Jedes auffallend bärtige Gesicht,<br />
lerneueste auf diesem Gebiete ist nun, dass<br />
man seine Theorie beim Verhör von Angeklagten<br />
anwenden will, und zwar, auf folgende<br />
Weise : Dem Angeklagten wird eine Liste<br />
von Wörtern vorgelegt, von denen sich einige<br />
auf das ihm zur Last gelegte Verbrechen<br />
oder auf die Beweisgegenstände beziehen.<br />
Der Angeklagte muss nun diese Liste<br />
dem er im • afrikanischen Urwald, im indischen<br />
Dschungel oder auf der sibirischen kung machen, die ihm momentan einfallt.<br />
vorlesen und zu jedem Wort eine Bemer-<br />
Tundra begegnet, bereitet ihm Freude. Sind Die Schnelligkeit der Gedankenassoziation<br />
die Verhandlungen so weit gediehen, dass wird mit einer Stoppuhr kontrolliert. Sobald<br />
der Bärtige sich zum Verkauf seiner männlichen<br />
Zierde entschliesst, so packt Mr. Hig-<br />
was er sagen soll, entsteht, sagen diejenigen,<br />
der Angeklagte zögert und genau überlegt,<br />
gins seinen Rasierapparat aus, und der Wilde<br />
ist in kurzer Zeit glatt wie ein junges fehlen, die Vermutung, dass er schuldig ist;<br />
welche diese Untersuchungsmethode emp-<br />
Mädchen.. Der Amerikaner verstaut seine das Zaudern werde sich immer dann be-<br />
Trophäe sorgfältig, hängt eine Etikette mit<br />
Nummer, Datum und Ort daran und verzeichnet<br />
in seinem Notizbuch, wie lange das<br />
Abrasieren gedauert hat, ob es leicht war<br />
oder schwer, ob der Wilde dabei das Gesicht<br />
verzog usw. Mr. Higgins sammelt nämlich<br />
die Barte nicht aus reiner Begeisterung für<br />
den Sport, sondern es ist nebenbei auch sein<br />
Geschäft. Er teilt nämlich seine Erfahrungen<br />
von Zeit zu Zeit einer grossen Rasierklingenfabrik<br />
mit, und diese benutzt sie, um ihre<br />
Erzeugnisse den Erfordernissen der betreffenden<br />
Gegend anzupassen und letztere zu<br />
ihrem neuen Absazgebiet zu machen. Mr.<br />
Higgins hat Im Verlaufe .seiner Sammlertätigkeit<br />
verschiedene eigenartige Rasiermethoden,<br />
kennen) gelernt. So erfuhr er,, dass<br />
auf Java, die einzelnen Barthaare mit einer<br />
Zange, ausgezogen werden, an deren Stelle<br />
auf Nen-Guinea eine Schlinge . aus einem<br />
Kuhschwanzhaar tritt. In Hinterindien verwendet<br />
man geschliffene Feuersteine zum<br />
Rasieren, während Mr. Higgins in Ostafrika<br />
Zeug© war, wie Schlächtermesser diese Aufgabe<br />
za erfüllen hatten.<br />
Nahrungsaufnahme durch die Haut ?<br />
Vor einiger Zeit wurde die Ansicht geäussert,<br />
dass auch di© menschliche Haut einer<br />
künstlichen Ernährung dienstbar gemacht<br />
werden könne. Man glaubte, dem Körper<br />
gewisse Nährstoffe zuführen zn können,<br />
wenn man diese Nährmittel in die Haut eintreiben<br />
würde. Diese Vermutung hat sich als<br />
irrig erwiesen. Die beiden Forscher Winternitz<br />
und Naumann (Halle) haben in die Haut<br />
versuchsweise Fette, Jodverbindungen und<br />
Rohrzucker eingerieben. Eine Aufnahme dieser<br />
Stoffe durch denKörper Hess sich jedoch<br />
nicht feststellen. Die Fettstoffe, mit denen<br />
die Haut durchtränkt ist, verhindern das erforderliche<br />
tiefe Eindringen der Nährstoffe<br />
in den Organismus.<br />
« Die » oder «das » Automobil ? D Annunzio,<br />
der bekanntlich nicht nur Dichter,<br />
sondern auch ein begeisterter Automobilist<br />
ist, erklärte kürzlich-in einer Rede im italienischen<br />
Automobilclub, dass der italienische<br />
Sprachgebrauch, nach dem das Automobil<br />
ein Masculinuni ist, falsch sei. Ein guter moderner<br />
Wagen sei, durch die- absolut weiblichen<br />
Qualitäten der Lebhaftigkeit und Faszination,<br />
ausgezeichnet. Er könne sich daher<br />
auch wie eine Frau gewandt aus den schwierigsten<br />
Situationen ziehen. Allerdings neige<br />
das Automobil zum Ungehorsam, den D'Anntmzio<br />
seltsamerweise für eine unweibliche<br />
Eigenschaft hält.<br />
Psychoanalyse in der Strafuiitersuchuns;.<br />
In Amerika herrscht eine Psychoanalyse-<br />
Manie. Freud ist drüben sehr bekannt und<br />
seine Lehren versucht man auf die verschiedenste<br />
Art praktisch zu verwerten. Das Al-<br />
merkbar machen, wenn es sich um ein mit<br />
dem Verbrechen zusammenhängendes Wort<br />
handle.<br />
Eine Uhrenieindin.<br />
In London lebt eine Frau, die die Uhren<br />
durch ihr blosses Erscheinen zum Stillstand<br />
bringt. Sie braucht nur in ein Zimmer zu treten<br />
und die dort befindliche Uhr bleibt stehen.<br />
Diese Tatsache ist wiederholt konstatiert<br />
worden, und zwar in zwei verschiedenen<br />
Häusern, so dass man kaum eine Mystifikation<br />
zu befürchten hat. Ob diese Frau, eine<br />
gewöhnliche Arbeitersfrau, schön oderhässlich<br />
ist, wird nicht gemeldet, die Gesichtsbeschaffenheit<br />
ist also gleichgültig.<br />
Ein Arzt, den man um die Erklärung dieser<br />
merkwürdigen Erscheinung ersuchte, erklärte,<br />
es sei bekannt, dass die chemischen<br />
Eigenschaften der Haut bestimmter Personen<br />
Einfluss auf verschiedene Metalle und Steine<br />
ausüben. Er kenne, sagte er, eine Anzahl<br />
Frauen, die zum Perlentragen verwendet<br />
werden, weil die Perlen, wenn sie mit ihrer<br />
Haut in Berührung kommen, schöner werden-<br />
Es sei sehr gut möglich, dass die erwähnte<br />
'Arbeiterfrau, sobald sie in ein Zimmer komme,<br />
in dem eine Uhr hänge, eine intensive<br />
elektrische Reaktion hervorrufe, aber noch<br />
wahrscheinlicher sei es, dass das Stillstehen<br />
der Uhren durch die chemische Wirkung ihrer<br />
Haut verursacht werde. Es gebe viele<br />
Personen, die darauf verzichten müssen, eine<br />
Uhr bei sich zn tragen, besonders aber eine<br />
'Armbanduhr nicht benutzen können, weil<br />
•'diese nie richtig gehen will. Die Frau, die<br />
durch ihr blosses Erscheinen die Uhren zum<br />
Stehenbleiben zwingt, ist jedenfalls ein ganz<br />
eigenartiges Phänomen.<br />
Anekdote.<br />
Es gibt in Wales eine entzückende, im<br />
vorigen Jahrhundert wieder instandgesetzte<br />
Schlossruine, die von vielen Touristen besucht<br />
wird. In dem historischen Kerker, in<br />
dem zur Zeit der Königin Elisabeth politische<br />
Gefangene schmachteten, ist vor<br />
fünfzig Jahren ein grosses Fenster eingemauert<br />
worden, um die Besichtigung<br />
leichter zu machen. Zahlreiche Besucher<br />
haben mit ihren Brillanten ihre Namen auf<br />
die Scheibe gekratzt.<br />
Als der Schriftsteller K. Jerome dasSchloss<br />
einmal besichtigte, studierte er aufmerksam<br />
die bekritzelte Scheibe, dann schrieb er mit<br />
grossen Buchstaben, seinen Diamantring benutzend,<br />
darunter:<br />
«Alle oben angeführten Personen wurden<br />
wegen Pferdediebstahls zu Zuchthaus verurteilt.»<br />
Seit der Zeit ist kein neuer Name mehr<br />
dazugekommen.<br />
FRÄTELüCMi<br />
nou//Eux<br />
A/Tl<br />
NEBIoLo<br />
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