E_1930_Zeitung_Nr.095
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N" 95<br />
sich nicht verlassen kann. Entweder schmelzen<br />
sie erst bei einer viel höhern Stromstärke<br />
als bei der zulässigen durch, oder<br />
aber, was ebenfalls sehr unangenehm ist, sie<br />
schmelzen aus irgend einem Gründe schon<br />
viel zu früh bei einer Stromstärke durch, die<br />
unter der normalen Betriebsstromstärke<br />
liegt. Die Folgen der Verwendung zu starker<br />
Sicherungen sind allgemein bekannt.- Die<br />
wichtigsten mögen hier nochmals genannt<br />
werden :<br />
Durchbrennen einer oder gar beider<br />
Scheinwetferlampen. Während nächtlicher<br />
Fahrt m,nss dann ev. das Fahrzeug mitten<br />
aus dep sausenden Fahrt heraus zum Stillstand<br />
gebracht werden; stellt sich der Kurzschliuss<br />
in der Lichtanlage während des Tages<br />
ein, wird aber erst des Nachts erkannt,<br />
wenn die Scheiwerfer eingeschaltet werden<br />
sollen, dann ist das oft nicht weniger peinlich.<br />
Auch das Auslöten des Kommutators<br />
der Lichtmaschine oder das Verbrennen der<br />
Ankerwicklung sind Schäden, die bei Verwendung<br />
von Sicherungen, die zu spät abschmelzen,<br />
immer wieder vorkommen. Werden<br />
aber Sicherungen mit zu niedrigem<br />
Schmelzwert verwendet, so ist nicht nur die<br />
Fahrbereitschaft ausserordentlich in Frage<br />
gestellt, sondern es wird auch eine Menge<br />
Zeit und Geld für den Ersatz dieser unzuverlässigen<br />
Sicherungen vergeudet. Für den<br />
Fahrer,, aber auch für den Händler und<br />
Werkstättenleiter ist es aber sehr schwierig,<br />
vollwertige Sicherungen von minderwertigen<br />
zu unterscheiden. Dazu sind besondere Prüfvorrichtungen<br />
notwendig, wie sie im modern<br />
eingerichteten Grossbetrieb verwendet werden.<br />
Dort werden alle Sicherungen, ehe sie<br />
verpackt und versandt werden, hundertprozentig<br />
nachgemessen, alle fehlerhaften werden<br />
zwangsläufig ausgeschieden.<br />
Deshalb kann dem Fachmann und dem<br />
Motorfahrer nur dringend empfohlen werden,<br />
beim Kauf und beim Einsetzen von Sicherungen<br />
recht vorsichtig zu sein und nicht wegen<br />
eines Preisunterschiedes von wenigen Rappen<br />
eine « unsichere » Sicherung zu verwenden.<br />
Man achte vielmehr auf die Schutzmarken<br />
der bekannten führenden Firmen, dfe<br />
jede Gewähr dafür bieten, dass eine durchaus<br />
zuverlässige, genormte und vor allen<br />
Dingen geeichte Sicherung geliefert wird.<br />
Diese Sicherungen sind auch für die verschiedenen<br />
Stromstärken (z. B. 6 Ampere,<br />
40 Ampere) sehr augenfällig durch ihre verschiedenen<br />
Längen gekennzeichnet. Sie lassen<br />
sich deshalb nur in die Klemmen der<br />
Sicherungsdosen einsetzen, für die sie bestimmt<br />
sind. Das Einsetzen einer falschen<br />
Sicherung ist dadurch selbst dem Laien unmöglich<br />
gemacht. Leider gibt es auch Dosen,<br />
die gleiche Klemmenlänge für Sicherungen<br />
verschiedener Schmelzstromstärken<br />
haben, wodurch natürlich sehr leicht Verwechslungen<br />
vorkommen können.<br />
Zum Schluss noch ein guter Rat :<br />
Man flicke und überbrücke keine Sicherungen<br />
!' Das sind Notbehelfe, die allerlei<br />
Gefahren in sich bergen. Man nehme darum<br />
stets Reservesicherungen mit! Händler und<br />
Werkstättenleiter, macht eure Kundschaft<br />
auf die Gefahren aufmerksam, die in der<br />
Verwendung ungeeigneter Sicherungen liegen<br />
! Verkauft nur geeichte Sicherungen; sie<br />
befestigen euren guten Ruf als zuverlässige<br />
und vertrauenswürdige Fachleute und ersparen<br />
euch eine Menge Aerger, Zeit- und<br />
Geldverluste. Z. K.<br />
«•»<br />
Anfrage 941. Rüekforderungsrecht für Versicherungsprämien.<br />
Ich besitze ein Mietauto, welches<br />
ich am 1. April 1929 bei einer Schweiz. Versicherungs-fclesellschaft<br />
durch die Generalagentur in<br />
B. gegen Haftpflicht versichern Hess und den Versicherungsbetrag<br />
für ein Jahr, also vom 1. April<br />
1929 bis zum 1. April <strong>1930</strong>, voll und ganz bezahlte.<br />
Nun aber, da daB betreffende Auto das erste<br />
Halbjahr <strong>1930</strong> nicht in Betrieb stand und ich dieses<br />
der Versicherungsagentur in B. persönlich Ende<br />
Dezembe" meldete, hätte ich also für die drei Monate,<br />
während welcher die Versicherung abgemeldet<br />
war, gleichwohl bezahlt. Am 24. Juni letzthin, als<br />
ich die Versicherung für das zweite Halbjahr <strong>1930</strong><br />
einlöste, reklamierte ich das Geld für die fraglichen<br />
3 Monate; erst l1 lte man von einer Rückgabe<br />
nichts wissen, dann erinnerte man sich, dass man<br />
letzthin auch einen solchen Fall gehabt hätte, und<br />
demjenigen sei dann das Geld zurückerstattet worden.<br />
Ich musste nun den vollen Betrag bezahlen<br />
unter der Versicherung, dass ich das Geld für die<br />
3 Monate von der Direktion zurückerhalten werde.<br />
Nun erhalte ich ein Schreiben, worin es heisst, dass<br />
eine Prämienrückerstattung auf die bei der Einlösung<br />
der bezahlten Jahresprämie nicht in Betracht<br />
komme, da die erste Prämie der Gesellschaft<br />
voll und ganz verfallen bleibt.<br />
Muss ich nun wirklich nach Recht und Gesetz<br />
das Geld verlieren? R. in I.<br />
Antwort Art. 24 des Bundesgesetzes vom 2.<br />
April 1908 über den Versicherungsvertrag bestimmt:<br />
c Soweit der Vertrag oder dieses Gesetz nicht<br />
anders bestimmt, wird die für die laufende Versicherungsperiode<br />
vereinbarte Prämie auch dann<br />
ganz geschuldet, wenn der Versicherer die Gefähr<br />
nur für einen Teil dieser Zeit getragen hat.<br />
Als Versicherungsperiode gilt nach Art. 19 des<br />
vorzitierten Gesetzes der Zeitabschnitt, nach dem<br />
die Prämieneinheit berechnet wird. Im Zweifel utflfasst<br />
die Versicherungsperiode den Zeitraumeines<br />
Jahres. , ' "M<br />
In Ihrem Falle dürfte nach den uns in Ihrer<br />
Darstellung vermittelten Angaben die Versicherungsperiode<br />
ein Jahr betragen. Die Versicherungsgesellschaft<br />
hat deshalb laut Gesetz das volle Recht,<br />
die ganze Prämie für sich zu behalten, obschon der<br />
Wagen nur 9 Monate im Verkehr war. *<br />
Anfrage 942. Zuschuss für Mehrarbeit. Bin<br />
hier in L. in einer Möbelfabrik als Chauffeur in<br />
Stellung; nun kommt es häufig vor, dass ich in<br />
einem Tag 14—18 Stunden auf der Strasse bin<br />
ohne einen Zuschlag zu meinem Monatslohn. Deshalb<br />
möchte ich Sie anfragen, ob nicht eine bestimmte<br />
Arbeitszeit pro Tag verlangt werden kann<br />
und für die weiteren Stunden extra bezahlt werden<br />
muss. B. in L.<br />
Antwort. Das Schweiz. Obligationenrecht bestimmt<br />
in Art. 336 hierüber: tWird gegenüber dem<br />
vertraglich bestimmten oder üblichen Mass der Arbeit<br />
eine Mehrarbeit notwendig, so ist der Dienstpflichtige<br />
gehalten, sie zi übernehmen, wenn er sie<br />
zu leisten vermag und die Verweigerung der Uebernahme<br />
einen Verstoss gegen Treu und Glauben bedeuten<br />
würde. Für diese Mehrarbeit hat er Anspruch<br />
auf einen Lohnzuschuss, der nach dem<br />
Verhältnis zum vereinbarten Lohne und unter Würdigung<br />
der besonderen Umstände zu bemessen ist.»<br />
Aus Ihrem Schreiben geht hervor, dass in Ihrem<br />
Dienstvertrage keine bestimmte Arbeitszeit vereinbart<br />
worden ist<br />
Bei der Frage der Ueberzeitarbeit müssen mr<br />
berücksichtigen, ob Sie auf einem Lastwagen oder<br />
Personenwagen fahren, oder aber, ob Sie einen Gesellschaftswagen<br />
(Car zum Transport von Ausflüglern)<br />
steuern.<br />
Für Personen- und Lastwagen ist die übliche<br />
tägliche Arbeitszeit ca. 10 Stunden, wobei die Mittagspause<br />
nicht mitgerechnet wird. Auch gelegentliche<br />
Mehrarbeit, die durch längeres Abladen etc.<br />
tntsteht, wird in Ihrem Berufe im allgemeinen nicht<br />
vergütet.<br />
Nach Ihrer Aufstellung zählten Sie im März<br />
<strong>1930</strong> 256 Arbeitsstunden, was auf eine Monatsdauer<br />
von 31 Tagen weniger 5 Sonntagen, im ganzen also<br />
26 Arbeitstage, 9 Stunden 48 Minuten pro Tag<br />
macht. Im April <strong>1930</strong> (30 Tage weniger 5 Sonntage)<br />
verteilt sich das Total von 293 monatlichen<br />
Arbeitsstunden auf 25 Arbeitstage mit einem Tagesdurchschnitt<br />
von 11 Stunden 42 Minuten, im Mai<br />
<strong>1930</strong> (31 Tage weniger 5 Sonntage) in 26 Arbeitstagen<br />
auf eine Durchschnittsleisiung von täglich 12<br />
Stunden, während die Arbeitsleistung im Juni <strong>1930</strong><br />
(30 Tage weniger 5 Sonntage) bei 25 Diensttagen<br />
sich pro Tag auf 10 Stunden 42 Minuten reduziert.<br />
Im Monat März können Sie nach unserer Berechnung<br />
keinen Zuschuss für Mehrarbeit verlangen,<br />
da die durchschnittliche Arbeitsleistung 10<br />
Stunden nicht übersteigt, wohl aber in den Monaten<br />
April, Mai und Juni. Wir betonen aber nochmals,<br />
dass solche Tagesleistungen, sofern sie nur ausnahmsweise<br />
und nicht zu oft vorkämen, zu keiner<br />
besondern Entschädigung berechtigen würden.<br />
Wenn sie aber täglich gefordert werden, so darf<br />
auch in Ihrem Berufe eine Bezahlung dieser Ueberstunden<br />
verlangt werden, und zwar soll für die<br />
Ueberstundenarbeit mindestens der übliche Stundenlohn<br />
entrichtet werden.<br />
Für Chauffeure von Motorfahrzeugen, die zum<br />
Transport von mehr als 3 Personen eingerichtet<br />
sind, schreibt im Kanton Born das Dekret vom 24.<br />
November 1927 vor, dass der Fahrer nie länger als<br />
10 Stunden (Mittags- und Zwischenpausen bis zu<br />
2 Stunden inbegriffen) am Lenkrad sein dürfte, ohn«<br />
abgelöst zu werden. Auch soll dem Fahrer zwischen<br />
der Beendigung einer Tagesarbeit und dem Beginn<br />
der nächsten eine zusammenhängende Ruhezeit von<br />
wenigstens 10 Stunden eingeräumt werden.<br />
Sollten Sie ausserhalb des Kantons Bern all<br />
Fahrer auf solchen Fahrzeugen Verwendung finden,<br />
so dürfen Sie diese Regelung als Normalarbeitszeit<br />
ansehen und die weitere Arbeit, wenn sie nicht nur<br />
ausnahmsweise gefordert wird, als Mehrarbeit botrachten.<br />
Im Kanton Bern muss für solche "Penoamtransportfahrzeuge<br />
die obige Regelung strikte innegehalten<br />
werden, ansonst der Wageneigentümer oder<br />
der Arbeitgeber dafür verantwortlich -werden.<br />
Wir würden Ihnen empfehlen, in Zukunft In<br />
Ihrem Dienstvertrag eine Bestimmung über die Normalarbeitszeit<br />
und die Entlohnung der Mehrarbeit<br />
mit dem Arbeitgeber zu vereinbaren, denn in einzelnen<br />
Landesgegenden ist für gewisse Arbeitskate-'<br />
gorien die Entlohnung für Mehrarbeit nnr dann<br />
üblich, wenn sie ausdrücklich vereinbart worden igt.<br />
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