E_1931_Zeitung_Nr.076
E_1931_Zeitung_Nr.076
E_1931_Zeitung_Nr.076
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14 AUTOMOBIL-REVUfc <strong>1931</strong> - 76<br />
lacht, ihre Locken fliegen, hinter ihr her<br />
stolpert ein dicker, noch junger Mensch mit<br />
fetten Wangen; er bleibt vor ihr stehen und<br />
beginnt, indem er die Hand an lie Brust legt,<br />
zu singen. Der Schall im Raum überschlägt<br />
sich. Die Frau sinkt erschüttert nieder. Zu<br />
seinen Füssen flüstert sie «Du», und als die<br />
Musik einsetzt, finden sich die Lippen zum<br />
Kuss. Er zieht sie zu sich ins Gras; ihren<br />
Kopf an seine Brust gelehnt, sieht sie mit<br />
feuchten Augen seinen Lippen zu, wie sie<br />
sich verzerren und tanzen, während er wieder<br />
singt.<br />
In meinem Hotelzimmer hört nan die<br />
Stadt nur noch ganz leise atmen. Vor dem<br />
Fenster steht rötlich, den ganzen Himmel<br />
überflammend, der Schein der nächtlichen<br />
Stadt. An den Zimmerwänden hängen Buntdrucke,<br />
Angaben über Bedienung, ein Telephon.<br />
Draussen gleitet der Schritt später<br />
Hotelgäste leise vorüber. Ich lege mich in<br />
das fremde Bett, versuche in einem Buche zu<br />
lesen, doch ich bin zu müde. Ich lösche das<br />
Licht. In der Zentralheizung rauscht das<br />
Wasser, der Lift gleitet leise singend aufwärts.<br />
Irgendwo bricht ein3 Stimme in das<br />
nächtliche Dunkel ein, aber sie scheint vor<br />
dem Wagnis selbst zu erschrecken und duckt<br />
sich wieder zusammen. Nebenan höre ich,<br />
wie das Licht ausgedreht wird. Der Tag<br />
versinkt in Dunkel und Stille. bo.<br />
Der Kavalier des<br />
Urwaldes<br />
Senhor Lampeao- die Geissei Brasiliens.<br />
Brasilien gehört auch jetzt noch zu den<br />
Ländern der Welt, in denen es die wenigsten<br />
Verkehrsverbindungen gibt. Das hat<br />
gewiss seine Vorteile. Zeit ist noch nicht<br />
Geld im Urwald und den umliegenden<br />
Ortschaften. Man hat Buhe, Müsse für<br />
Idylle und noch genügend Temperament<br />
für Tragödien. Die Nachteile lassen sich<br />
auch nicht leugnen. Wenigstens nicht vom<br />
politischen und merkantilen Standpunkt.<br />
Die brasilianischen Indianer tragen immer<br />
noch keine Stehkragen, fahren nicht<br />
in Automobilen und haben keine Empfindung<br />
für die Reize eines Coty-Parfüms.<br />
Sie lieben die Natur und den reinen, unverfälschten<br />
Blumenduft.<br />
Ferner: es gibt noch Räuber in Brasilien,<br />
waschechte Banditen mit allem romantischen<br />
Glorienschein, wie die Dichter sie<br />
verherrlichen. Tatsache ist: Senhor Lampeao<br />
erfreut sich grosser Beliebtheit bei<br />
allen unverfälschten Urwaldseelen Brasiliens,<br />
wird aber ebenso gefürchtet und gehasst<br />
von denen, die die Kultur beleckte.<br />
Senhor Lampeao ist der brasilianische<br />
Bandit, von dem gegenwärtig alle Bewohner<br />
der Vereinigten Staaten Südamerikas<br />
sprechen. Man hat eine ganze Armee<br />
auf seine Spuren gesetzt, um seiner habhaft<br />
zu werden. Bisher war der Erfolg<br />
negativ. Die Polizei veröffentlicht jeden<br />
Tag in der Presse des Landes hoffnungsvolle<br />
Drahtberichte. Die öffentliche Meinung<br />
ist skeptisch gesinnt. Man kennt<br />
Senhor Lampeao und weiss, dass er sich<br />
nicht leicht wird erwischen lassen.<br />
Wie alle romantischen Gestalten, führt<br />
auch dieser Herr ein Pseudonym. Lampeao<br />
heisst eigentlich ganz anders. Er<br />
heisst recht melodisch Virgolino Ferreira<br />
da Silva. So steht es im Fahndungsregister.<br />
Man begreift, warum unter solchen<br />
Umständen ein Namenswechsel empfehlenswert<br />
erscheint.<br />
Lampeao braucht sich eines AI Capone<br />
oder Jack Diamond nicht zu schämen. Es<br />
gibt keinen Paragraphen im brasilianischen<br />
Strafgesetzbuch, den er nicht einmal<br />
oder mehrere Male mit Erfolg übertreten<br />
hätte.<br />
Er ist im Jahre 1900 in Pernambuco geboren.<br />
Mit 14 Jahren wandte er sich dem<br />
Banditenberuf zu. (Es ist ein Beruf in<br />
Brasilien und oft nicht wenig einträglich!)<br />
Im Laufe seines 31jährigen Lebens bat<br />
Lampeao derart viele Morde und Ueberfälle<br />
begangen, so zahlreiche Aufstände<br />
und Attentate organisiert, dass ein umfangreiches<br />
Buch nicht alle diese Schandtaten<br />
berichten könnte. Er hatte vier<br />
Brüder, mit denen er in jugendlichem Alter<br />
seine erste Bande gründete. Nur Lampeao<br />
selbst und ein Bruder lebt heute<br />
noch. Das Skelett des einen ziert einen<br />
Galgen im Staate Matto Grosso. Der<br />
zweite fiel einem «Unfall» zum Opfer<br />
(auf brasilianisch: er ist ermordet worden).<br />
Der dritte sitzt im Irrenhause.<br />
Die abenteuerlichsten Geschichten sind<br />
über Senhor Lampeao im Umlauf. Der<br />
Ritter des Urwalds benimmt sich natürlich<br />
genau so, wie es der Kodex der Banditen<br />
vorschreibt. Er raubt Geld und schenkt<br />
es einer alten Witwe, die ihre Miete nicht<br />
bezahlen kann. Er tritt den Frauen zart<br />
entgegen, vorausgesetzt, dass sie keine<br />
geschnittenen Haare tragen. Moderne<br />
Frisuren kann Lampeao nicht leiden. Man<br />
berichtet, dass er ein brasilianisches Girl<br />
von seinen Leuten nur darum auspeitschen<br />
liess, weil es geschminkte Lippen<br />
Die Amerikaner werden grösser.<br />
Aus verschiedenen Statistiken, die sich<br />
mit der Körpergrösse der jungen Amerikaner<br />
befassen, geht hervor, dass die junge Generation<br />
fast allgemein grösser und athletischer<br />
gebaut ist wie die der Eltern. Diesbezügliche<br />
Untersuchungen sind sowohl an der Harvard<br />
Universität vorgenommen worden, als auch<br />
an den Mädchen-Colleges. Die unter der<br />
Anleitung des Anthropologen E. A. Hooton<br />
vorgenommenen Messungen zeigen, dass die<br />
heutige an der Harvard Universität studierende<br />
männliche Jugend zu den gfössten<br />
trug. Eine englische Lady, die lange<br />
Haare hatte und sich zufällig im Urwald<br />
verirrte, brachte der galante Kavalier des<br />
Urwaldes höchst persönlich auf den rechten<br />
Weg. Diese Dame hat ihm seine<br />
Freundlichkeit nie vergessen. Sie legte<br />
ein gutes Wort für ihn ein und erreichte,<br />
dass die Regierung ihm Generalpardon erteilte.<br />
Aber unter der Bedingung, dass<br />
Lampeao sich aufmachte, einen Rivalen<br />
zu verhaften und der Gerechtigkeit auszuliefern.<br />
Senhor Lampeao versprach<br />
alles, eilte davon und begann sein Werk<br />
unter dem Schütze der Obrigkeit von<br />
neuem. Er überfiel Dörfer, raubte Farmen<br />
aus, steckte Häuser in Brand, erpresste<br />
Gelder durch Entführung von<br />
Kindern. Die brasilianische Regierung<br />
sah ein, dass sie den Bock zum Gärtner<br />
gemacht hatte. Ein entscheidender Schritt<br />
wurde jetzt unternommen. Die Gouverneure<br />
der gebrandschatzten Staaten schlössen<br />
sich zusammen und berieten, was zu<br />
tun sei. Mehrere Regimenter Infanterie<br />
wurden mobilisiert und beauftragt, den<br />
Banditen tot oder lebendig herbeizubringen.<br />
Die Truppen sind mit allen modernen<br />
Hilfsmitteln ausgerüstet. Mit Maschinengewehren,<br />
Radioapparaten und<br />
-sendern. Sogar ein Flugzeug wurde mitgenommen.<br />
Die Brasilianer verfolgen<br />
täglich die Berichte dieser Expedition mit<br />
grossem Interesse. Wie es heisst, wurde<br />
der Bandit mit seiner Bande in einem<br />
der Zentralstaaten des Landes eingekreist.<br />
Immerhin dürfte es noch geraume Zeit<br />
dauern, bis die Truppen ihre Aufgabe<br />
vollbracht haben. Senhor Lampeao, der<br />
gefürchtete und sagenhafte Kavalier des<br />
Urwalds, wird seine Sünden dann am Galgen<br />
büssen müssen. M. F.<br />
Bunte Chronik aus aller Welt<br />
Menschen der Welt gehört. Herangezogen<br />
wurden bei dieser Untersuchung vor allen<br />
Dingen Studenten, deren Väter und Grossväter<br />
ebenfalls schon an der Harvard Universität<br />
studiert hatten, und dabei stellte<br />
sich heraus, dass das Wachstum von Generation<br />
zu Generation recht erheblich war.<br />
Der junge Harvard-Student ist heute foedeudent<br />
grösser als seine Vorfahren. Auch sind<br />
die Söhne um mehr als 8 Pfund schwerer<br />
als ihre Väter im gleichen Alter waren. Mit<br />
Ausnahme des Koipfumfanges, der Hüftenbreite<br />
und des Oberarmes haben sich fast<br />
alle Masse vergrössert. Besonders auffallend<br />
hat sich die Beinlänge gestreckt. Merkwürdigerweise<br />
ist der Unterarm länger geworden,<br />
während der Oberarm kaum Veränderungen<br />
aufweist. Die Hüffbreite ist bei wenig<br />
verändertem Hüftumfang eine Kleinigkeit<br />
grösser. Schulter- und Brustumfang haben<br />
sich ebenfalls gehoben, so dass die heutigen<br />
Studenten einen athletischeren Eindruck machen<br />
als ihre Väter und Grossväter. Das<br />
gleiche gilt von den Mädchen, die heute<br />
schmälere Hüften haben und breitere Schultern.<br />
Der mysteriöseste Mann Englands.<br />
«Der Mann, der mit Millionen rechnet<br />
und nur mit einer Silbe spricht», so nennt<br />
Londons City Montagu Norman, den Gouverneur<br />
der Bank von England, der zu den<br />
mächtigsten Männern der Welt zählt. Er<br />
hat sich gegenwärtig zu einem Erholungsurlaub<br />
nach Kanada begeben, nachdem er<br />
wochenlang ununterbrochen gearbeitet hatte,<br />
um Europa vor dem äussersten Unheil zu<br />
bewahren. Montagu Norman ist der geheimnisvollste<br />
Mann Englands. Er reiste ins<br />
Ausland, aber sein Name erschien nicht auf<br />
der Passagierliste, und sein Gepäck ist bloss<br />
mit einem «X« signiert. Er benützte ein<br />
schnelles Auto und ein Boot, um mitten im<br />
Kanal an Bord eines Dampfers zu gehen,<br />
und er verliess dieses Boot wiederum einige<br />
Stunden später in Cherbourg. Nur wenige<br />
Finanzgrössen kennen den Grund dieser<br />
heimlichen Unternehmungen. England verdankt<br />
diesem Manne ausserordentlich viel.<br />
Er hat die englischen Finanzen durch die<br />
Stürme des Krieges mit sicherer Hand geleitet<br />
und die Rückkehr zur Goldwährung<br />
ermöglicht. Norman verwendet sehr wenig<br />
Sorgfalt und Interesse auf sein« Kleidung,<br />
und schon mancher neue Wächter in der<br />
Bank von England hat ihn mit misstrauischen<br />
Blicken gemustert. Je mehr die<br />
Oeffentlichkeit über ihn spricht, desto weniger<br />
spricht er selber. Es gibt wenig Menschen,<br />
die ihn einen ganzen Satz zusammenhängend<br />
haben sprechen hören. Montagu<br />
Norman ist 60 Jahre alt und ein eingefleischter<br />
Junggeselle.<br />
Hungertod der « Hundegräfin •».<br />
In einer Villa auf dem Reppersberg, einer<br />
der vornehmsten und schönsten Wohngegenden<br />
Saarbrückens, wurde die Witwe des früheren<br />
Leiters des Hauptversorgungsämtes,<br />
Oberregierungsrat Braun, tot aufgefunden.<br />
Die Frau, die allgemein unter dem Namen<br />
« Hundegräfin » bekannt war, hat einen sonderbaren<br />
Tod gefunden. Trotz ihres Reichtums<br />
ist sie allmählich verhungert, dagegen<br />
führten acht grosse Hunde und andere Tiere,<br />
die sie um sich hatte, ein Herrenleben. Während<br />
die Frau sich nicht das Notwendigste<br />
zum Leben gönnte, wurden die Hunde mit<br />
Braten und den ausgesuchtesten Delikatessen<br />
gefüttert. Fremde konnten das Grundstück,<br />
das inmitten eines herrlichen Parkes liegt,<br />
nicht betreten, weil sie sogleich durch die<br />
Hunde verjagt wurden. Nur der Briefträger<br />
des Reviers und dessen Frau hatten der<br />
Schlüssel zu der Villa, um der schrullenhaften<br />
Alten einige Handreichungen verrichten<br />
zu können. Zu den Vertrauten der Hundegräfin<br />
zählte nur der Bote eines Delikatessengeschäftes,<br />
der auf telephonische Bestellung<br />
fast täglich für 50 und mehr Franken Leberpasteten<br />
und andere Leckerbissen in die<br />
Villa bringen musste, die den Hunden als<br />
Futter dienten. Obgleich erst 50 Jahre alt<br />
glich dieser weibliche Sonderling einer 8(<br />
Jahre alten Greisin. Sie hungerte aus Geis<br />
•und magerte immer mehr ab. Die Leiche wai<br />
nur noch ein Skelett und wog kaum 60 Pfund<br />
Im Innern der Villa sah es unglaublict<br />
schmutzig aus; es wimmelte von Ungeziefer<br />
Die Tote war nur mit Lumpen bekleidet<br />
trotzdem sich unter ihrem Nachlass zahl<br />
reiche Schmuckstücke befanden, deren Wer<br />
in die Hunderttausende geht. Das Testamen<br />
der Frau bezeichnet als Erben den Briefträ<br />
ger und dessen Frau, sowie den Boten de;<br />
Delikatessengeschäftes.<br />
Freiwillige Geldsäuberung,<br />
Bei einer Bank in einer Stadt Süddeutsch<br />
lands fiel es auf, dass plötzlich viele seh<br />
blanke Dreimarkstücke auftauchten. Man be<br />
fürchtete zunächst, dass es sich um eine Fäl<br />
schung handeln könne; erst nach langen Un<br />
tersuchungen wurde festgestellt, dass eii<br />
Einwohner der Stadt das Steckenpferd hatte<br />
jede Silbermünze, die durch seine Hand'<br />
ging, sorgfältig mit einem Putzmittel z<br />
putzen, so dass sie wie aus der Münze ge<br />
kommen aussah. Dieser Mann hat ein Ge<br />
genstück in einer altern Dame, die bei de<br />
Bank von England ein Bündel Banknote<br />
einzahlte, die alle wie neu aussahen. De<br />
Kassierer machte eine Bemerkung über da<br />
fabelhafte Aussehen der Geldscheine, worai<br />
die alte Dame voll Stolz erzählte, sie war<br />
bis zum Morgen damit beschäftigt gewesei<br />
die Banknoten mit dem Schwamm abzuwa<br />
sehen und dann sorgfältig zu plätten.<br />
für den<br />
nächsten<br />
Einkauf von<br />
Tricot-Unterwäsche<br />
merken Sie sich bitte<br />
diese Marke<br />
Jos. Sallmaim & Cie.<br />
Wirkwaren-fabrik<br />
Amriswil/gegr. 1850<br />
Ihre Söhne u. Töchter<br />
erhalten eine gute kaufmännische Ausbildung in der<br />
widemannschen<br />
Handelsschule<br />
Kursbeginn 21. Oktober<br />
HOHFLUH, Hasliberg<br />
Hotel Wetterhorn<br />
Strasse för Autos offen.<br />
Günstige Bedingungen für Wochenend-<br />
Ausflüge. — Garage. — Bekannt für gute<br />
Küche. Pensions-Preis Fr. 8.50.<br />
BASEL<br />
Strasse offen!<br />
Hotel VICTORIA, REUTI-Hasleberg<br />
Station Brünig-Hasleberg.<br />
Weekend - Gelegenheit bei massigen Preisen.<br />
Anerkannt gute Küohe und Keller. Lebende<br />
Forellen. Garage. Telephon 36. K. LÜTOLF.